Tipp: du kannst mit der Tastatur blättern
Fabio Wibmer ist einer der derzeit bekanntesten Mountainbiker
Fabio Wibmer ist einer der derzeit bekanntesten Mountainbiker
Fabio ist mittlerweile so erfolgreich, dass er neben seiner eigenen Klamottenkollektionen auch Signature-Modelle mit mehreren Firmen anbietet
Fabio ist mittlerweile so erfolgreich, dass er neben seiner eigenen Klamottenkollektionen auch Signature-Modelle mit mehreren Firmen anbietet
Mittlerweile kann Fabio Wibmer bei seinen Videoproduktionen auf ein größeres Team zugreifen
Mittlerweile kann Fabio Wibmer bei seinen Videoproduktionen auf ein größeres Team zugreifen - begonnen hat er mit der GoPro auf seinem YouTube-Kanal
Auch vor größeren Sprüngen scheut sich der Österreicher nicht
Auch vor größeren Sprüngen scheut sich der Österreicher nicht - ob da die Rampage nicht etwas für ihn wäre?
In Rennen muss die Konzentration über mehrere Minuten aufrecht gehalten werden, sonst kann es üble Konsequenzen haben
In Rennen muss die Konzentration über mehrere Minuten aufrecht gehalten werden, sonst kann es üble Konsequenzen haben - hier tut sich der Trial-Fahrer zuweilen noch etwas schwer
Mittlerweile fährt Wibmer für Canyon und ist dort aktiv in die Entwicklung des Street-Trialers eingebunden
Mittlerweile fährt Wibmer für Canyon und ist dort aktiv in die Entwicklung des Street-Trialers eingebunden
Hier ein Prototyp aus Alu
Hier ein Prototyp aus Alu
Fabio kombiniert beim Fahren Trial, Bmx, FR und Dirt
Fabio kombiniert beim Fahren Trial, Bmx, FR und Dirt
Tabletops kann Fabio mit jedem Fahrrad
Tabletops kann Fabio mit jedem Fahrrad
Wer meint, Trialbiker können nur auf dem Hinterrad hüpfen, muss sich nur Fabio anschauen
Wer meint, Trialbiker können nur auf dem Hinterrad hüpfen, muss sich nur Fabio anschauen
Die aktuellste Trialbike Variante ist aus Carbon und ist nach Fabios Vorlieben gestaltet
Die aktuellste Trialbike Variante ist aus Carbon und ist nach Fabios Vorlieben gestaltet
Bei der Drop and Roll Tour fährt und turnt Fabio u.a. mit Danny McAskill für die Zuschauer
Bei der Drop and Roll Tour fährt und turnt Fabio u.a. mit Danny McAskill für die Zuschauer
Wo sieht sich Fabio Wibmer in zehn Jahren?
Wo sieht sich Fabio Wibmer in zehn Jahren? - das lässt er einfach auf sich zukommen!

Fabio Wibmer bedarf eigentlich keiner großen Vorstellung, und dennoch wissen viele von ihm ja „nur“, dass er einfach verdammt gut Fahrrad fahren kann. Für unseren Podcast „Pokal oder Spital“ hatten wir mit dem österreichischen Extremsportler und YouTuber über viele interessante Themen gesprochen. Das komplette Gespräch könnt ihr im Podcast nachhören – hier gibt die gekürzte, schriftliche Version zum Nachlesen.

Moritz: Hallo Fabio, guten Morgen!

Fabio Wibmer: Ja servus, guten Morgen, freut mich, dass ich bei euch sein kann. Zumindest verbunden über den Call.

Marcus: Da trägt er die gute Laune schon rein, mega. (Anm. der Redaktion: Fabio und wir lachen recht oft, sodass wir dies aus Gründen der Lesbarkeit nicht per Wort hier wiedergeben)

Fabio Wibmer ist einer der derzeit bekanntesten Mountainbiker
# Fabio Wibmer ist einer der derzeit bekanntesten Mountainbiker
Diashow: Fabio Wibmer im Interview
Hier ein Prototyp aus Alu
Tabletops kann Fabio mit jedem Fahrrad
Bei der Drop and Roll Tour fährt und turnt Fabio u.a. mit Danny McAskill für die Zuschauer
Auch vor größeren Sprüngen scheut sich der Österreicher nicht
In Rennen muss die Konzentration über mehrere Minuten aufrecht gehalten werden, sonst kann es üble Konsequenzen haben
Diashow starten »

Moritz: Wie geht es dir denn aktuell?

Fabio Wibmer: Momentan geht es eigentlich wieder ganz gut voran. Ich habe mir ja Verletzungen im Sprunggelenk zugezogen, bei einem Motocross-Sturz in Frankreich. Das war dann doch ein bisschen komplizierter als vorerst gedacht. Jetzt hat es einfach wahnsinnig lange gebraucht. Ich habe eine OP vor zwei Monaten gehabt und dann eine zweite jetzt vor einer Woche. Bis jetzt habe ich eigentlich überhaupt nicht auftreten dürfen, was sehr mühsam war, vor allem, wenn man normalerweise so aktiv ist wie ich, dann kann es schon manchmal ein bisschen schwer werden. Aber jetzt darf ich langsam wieder aufbauen und ein bisschen Druck draufgeben. Von dem her bin ich relativ motiviert, dass das alles wieder hinhaut. Dann sollte ich hoffentlich in ein paar Wochen oder Monaten wieder komplett fit sein.

Moritz: Ich habe mir das Video noch mal angeguckt, das war ja in deinem Best-of auch drin. Mir ist aufgefallen, dass dein Fuß im Röntgenbild fast so ein bisschen aussieht wie ein Puzzle, also ganz schön zerstückelt…

Fabio Wibmer: Ja. Es war tatsächlich ein Trümmerbruch und komplizierter als vorerst gedacht. In Frankreich im Krankenhaus haben die gemeint, es würde mir nichts soweit fehlen und es braucht keine OP. Aber ich bin dann zurück nach Österreich, weil ich schon gespürt habe, das geht schon ein bisschen weiter. Und dann wurde dort diagnostiziert, dass es eben so eine Trümmerfraktur ist und dass ich auf jeden Fall eine OP brauche. Die Ärzte haben es aber echt super wieder hingekriegt! Es war schon echt eine saublöde Aktion. Ich bin da, dreißig, vierzig Mal denselben Sprung hintereinander gesprungen und dann irgendwie ist mir ein Fehler passiert, weil ich die Vorderbremse angetippt habe – zumindest siehts im Video so aus. Dadurch ist das Bike nicht mehr zurückgegangen und ich bin irgendwie abgesprungen. Das Ganze lief so schnell ab, dass ich mich ehrlich gesagt nicht mehr so richtig dran erinnern kann.

Knochenpuzzle
# Knochenpuzzle - so fies hatte es Fabios Fuß erwischt. Foto: Screenshot „BEST OF 2020 - Fabio Wibmer“

Moritz: Ich habe es mir auch noch mal angeschaut und irgendwie liegt das Bike ganz, ganz komisch. Ich dachte: Was macht er denn da?

Fabio Wibmer: Ja, ich habe da herum probiert und ich bin den Sprung, dreißig, vierzigmal hintereinander gesprungen. Dadurch bin ich etwas, sagen wir mal, selbstsicher geworden. Zu selbstsicher. Das ist ja auch manchmal das Problem, wenn man einen neuen Trick lernt, denn dann macht man relativ schnell und gern Fehler. Dann wird es gefährlich. Ich bin einfach die ganze Zeit immer und immer wieder über den Sprung und dann habe ich irgendwie das Bike rausgedreht und dabei muss ich auf die Vorderbremse gekommen sein. Und sobald die Rotation von der Vorderbremse gestoppt wird, bleibt das Bike einfach in der Position liegen. Also das ist echt Wahnsinn, was die Rotationskräfte ausmachen.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Fabio Wibmer (@wibmerfabio)

Moritz: Es fragen sich vielleicht ein paar, warum du auch so gut auf dem Motocross-Bike bist.

Fabio Wibmer: Ich komme ja eigentlich vom Motocross. Ich habe damals damit mit sechs oder sieben Jahren angefangen. Mein Papa hat mir und meinem Bruder eine Maschine gekauft und dann hat es uns einfach so viel Spaß gemacht, dass wir gar nichts Anderes machen wollten. Wir sind dann ca. zehn Jahre aktiv Motocross gefahren, unter anderem auch Wettbewerbe. Das Problem war immer, dass wir keine Strecken zur Verfügung hatten, das heißt, wir mussten am Wochenende immer irgendwo hinfahren, um trainieren zu können. Und da war dann das Biken der Ausgleich unter der Woche. Nach und nach ist das Biken irgendwie größer geworden. Motocross hat auf jeden Fall immer einen großen Stellenwert in meinem Leben gehabt.

Marcus: Aber das machst du schon nur nebenbei und hast keine Ambitionen zu wechseln?

Fabio Wibmer: Ja, genau. Also Motocross mache ich wirklich nur, wenn sich es mal ausgeht. Manchmal gibt es so Phasen, da komme ich vielleicht mal ein bisschen mehr zum Fahren und dann halt wieder mal für ein paar Monate nicht. Das Biken würde ich dafür niemals irgendwie auf die Seite legen, das hat immer Priorität. Das eine Gefühl, das man halt am Bike kriegt, und dass man auf dem Trial-Bike so viel machen kann, dass man so alltägliche Gegenstände zum Spielplatz machen kann – das ist eigentlich das, was mich am meisten fasziniert an dem Sport. Von daher würde ich das – glaube ich – niemals an den Nagel hängen. Und das lässt sich eigentlich ganz cool so verbinden. Und diese Abwechslung, das macht eigentlich auch am meisten Spaß.

Marcus: Wenn du mit jemandem redest, der dich nicht kennt, was würdest du sagen, was du beruflich machst?

Fabio Wibmer: Gute Frage. Ich glaube, ich würde einfach sagen, dass ich professioneller Mountainbiker bin und dass ich gerade in die Freestyle-Richtung was mache, dann können sich die meisten ein bisschen was darunter vorstellen.

Moritz: Expliziter kann man es wahrscheinlich gar nicht genau sagen, weil du extrem umtriebig bist. Wir haben auf MTB-News vor neun Jahren den ersten Artikel mit einem Video von dir gebracht, das war „Street Trial 2012″. Für damalige Verhältnisse ist es ziemlich eingeschlagen. Hast du damals schon so eine Idee gehabt, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln kann? Oder hast du das damals noch rein aus dem Just-for-Fun-Gedanken gemacht?

Fabio Wibmer: Ich habe es damals „just for fun“ gemacht und keine großen Absichten gehabt. Mir hat es einfach damals viel Spaß gemacht, Videos zu produzieren. Ich habe Danny MacAskill immer als Vorbild gesehen und deswegen glaube ich, hat mir einfach auch das Videoproduzieren am meisten Spaß gemacht. Und bei dem Clip war es dann ja auch so. Die Reichweite des Clips war auch dem zu verdanken, dass Danny es damals auf Facebook gepostet hat. Iin Jahr davor hatte Danny MacAskill so einen Workshop für fünfzehn Nachwuchs-Trialer in München gemacht und da war ich auch dabei. Er meinte damals zu mir, wenn ich ein neues Video habe, dann soll ich ihm mal den Link schicken. Das habe ich gemacht, er hat das geteilt – das war auf jeden Fall schon ein ganz, ganz besonderer Moment. Eigentlich der Anfang der Karriere, irgendwie.

Fabio ist mittlerweile so erfolgreich, dass er neben seiner eigenen Klamottenkollektionen auch Signature-Modelle mit mehreren Firmen anbietet
# Fabio ist mittlerweile so erfolgreich, dass er neben seiner eigenen Klamottenkollektionen auch Signature-Modelle mit mehreren Firmen anbietet

Moritz: Ja, glaube ich. Als Siebzehnjähriger ist es wahrscheinlich schon ziemlich krass, wenn dann so ein Durchstarter wie Danny MacAskill dann mal eben so ein Video teilt?

Fabio Wibmer: Ja, voll. Vor allem, wenn halt gerade so einer wie Danny der Grund dafür war, warum man eigentlich auch mit dem Trialsport angefangen hat. Er hat mich stark inspiriert und war der ausschlaggebende Punkt mit seinen Videos, dass ich erst zum Trialbiken gekommen bin. Und wenn dann so einer schreibt „cooles Video, schaut euch das mal an“, dann ist es auf jeden Fall was echt Besonderes.

Hannes: Interessant, wie das manchmal so läuft: dass man Erfolg nicht so hundertprozentig planen kann, beziehungsweise, dass es dann auf solche „Zufälle“ ankommt. Gab es denn irgendein Ereignis, wo du dann so langsam wusstest, dass du eine professionelle Karriere hinlegen kannst?

Fabio Wibmer: Ich glaube, ausschlaggebend bzw. das Video, wo ich damals wirklich gedacht habe, gut, vielleicht kann ich davon leben, das war „Fabulous Escape 1″. Wo ich über Hausdächer und so drübergefahren und vor der Polizei geflohen bin. Und das hat mich dann schon noch mal richtig angespornt, weil das Video war, im Vergleich zu allem meinen anderen, noch mal ganz auf einem anderen Level, was die Reichweite und das Feedback anging. Das war das erste Video, wo ich mir gedacht habe, dass ich vielleicht wirklich davon leben kann (hier gibt’s übrigens Fabio Wibmers beliebteste Videos zu sehen)

Moritz: Das lag wahrscheinlich auch daran, dass es ein reines First-Person-Video war, oder?

Fabio Wibmer: Es sind zwei Videos daraus entstanden. Im Grunde war es ja so, dass es für das „GoPro of the World“-Contest eingereicht worden ist. Der Contest-Gedanke war irgendwo auch cool, mal so was in einem Video zu haben, weil so was gibt es halt auch nur ganz selten. Da ist es wirklich darum gegangen, eine First-Person-Line zu fahren. Und wir haben dann quasi aus dem Ganzen noch ein zweites Video daraus kreiert, wo wir auch von außen gefilmt haben.

Mittlerweile kann Fabio Wibmer bei seinen Videoproduktionen auf ein größeres Team zugreifen
# Mittlerweile kann Fabio Wibmer bei seinen Videoproduktionen auf ein größeres Team zugreifen - begonnen hat er mit der GoPro auf seinem YouTube-Kanal

Moritz: Vor etwa einem halben Jahr haben wir Danny interviewt, es ging unter anderem um Tricks. Er meinte, dass er immer einen Block zum Schreiben dabei hat, damit er alle Ideen für seine Filmstunts notieren kann. Hast du so was auch?

Fabio Wibmer: Ja, man hat ja den ganzen Tag über eigentlich immer wieder mal Ideen. Und die muss man sich halt irgendwo notieren, weil man die immer vergisst. Früher hatte ich Momente, da habe ich richtig coole Ideen gehabt und habe mir dann am Abend gedacht, „Ey scheiße, was hatte ich mir da jetzt nur gedacht?“ Und bin einfach nicht mehr darauf gekommen. Es sind manchmal so kurze, ich sage mal, Geistesblitze, und wenn man sich die nicht aufschreibt, dann vergisst man sie. Und deswegen schreibe ich jetzt bei mir halt immer – aber auf dem Handy – die ganzen Ideen rein.

Und vor den Videos zeichne ich viele Sachen auf, um mir so ein besseres Bild zu verschaffen. Das hilft dann wirklich schon viel. So sammeln sich viele Ideen, wo man dann zwei Monate später noch mal über alle drüber schaut und sich vielleicht denkt, gut, die Idee ist eigentlich echt kacke. Oder die Idee ist vielleicht besser, als man am Anfang gedacht hat. Das ist cool, wie sich das manchmal über so einen gewissen Zeitraum dann auch verändert, die Wahrnehmung von gewissen Ideen. Und dann habe ich meistens noch Einfälle zu einem Video, zu einer Story, und dann versuche anhand des Videos die Tricks so ein bisschen quasi einzureihen oder einzugliedern.

Hannes: Also zum Beispiel, dass du denkst, „ach Mensch, man könnte eigentlich hier von einem Haus doch runterspringen in den Baum rein, wenn man eine Matratze drauflegt“?

Fabio Wibmer: Ja, die Idee ist mir tatsächlich bei einer Party gekommen. Wir haben eine Hausparty bei uns gemacht. Weiß auch nicht, warum ich auf die Idee kam, dass mein Mitbewohner mit dem Motorradanzug in den Baum reinspringt, weil ich mir gedacht habe, dass der so viel Äste hat, dass der das locker abfedert. Der hat es dann aber nicht gemacht. Da habe ich mir gedacht, vielleicht kann das mit dem Bike irgendwie funktionieren, und dann bin ich auf die Idee mit der Matte gekommen. Schlussendlich hat es so geklappt, das hätte ich mir eh nie gedacht, aber es war schon ganz witzig.

Hannes: Aber man hat schon Muffensausen? Also selbst du hast dann Angst beim ersten Versuch, wenn du dann mit dem Rad reinspringst, oder?

Fabio Wibmer: Ja, voll. Man geht das Ganze theoretisch mal durch. Gut, wenn man so und so landet, dann sollte es so und so ausgehen. So versuche ich, die Szenarien immer wieder im Kopf abzuspielen. Aber es ist schon immer so ein kleiner Nervenkitzel. Vor allem eben gerade bei so Sachen, die jetzt sehr weit vom normalen Fahren abweichen. Kann ich mir das jetzt im Kopf vorstellen und funktioniert es auch so? Und meistens ist es so, wenn ich mir was tatsächlich ganz gut vorstellen und den Ablauf so abgehen kann, funktioniert es auch meistens. Auf jeden Fall ist man immer wieder aufgeregt und hat ein bisschen Herzrasen. Aber das macht es ja dann irgendwie aus, wenn man gerade das Gefühl am Anfang hat und dann so was schafft, dann ist es immer ein richtig cooles Gefühl.

Moritz: Hast du da irgendwelche Strategien, wie du deine Stunts dann wirklich in der Praxis umsetzt? Etwa sich vom Foampit hin zu einer Gummilandung hocharbeiten?

Fabio Wibmer: Also im Prinzip schaue ich natürlich schon immer, dass ich eben die Sachen, wenn es wirklich ein bisschen was Aufregenderes ist, irgendwie probiere, dass ich mir da ein gutes Trainings-Setup schaffe oder mal alles mit Matten umhülle, damit es ein bisschen safer wird. Aber ich muss auch sagen, manchmal, vor allem beim Trial, wird es schwierig, ein richtiges Setup zu schaffen für den ersten Versuch. Das ist ja manchmal fast unmöglich – außer man würde irgendwo das Setup genau nachbauen und alles mit Matten verkleiden. Ich stelle mir sehr, sehr viel im Kopf vor und gehe den ganzen Ablauf immer und immer wieder in meinen Gedanken durch, stelle mich auch immer in unterschiedliche Positionen von einem Spot und schaue mir dann quasi mich selber von einer Außenperspektive immer an, wie ich jetzt den Trick so mache. Und dann geht es schlussendlich auch zu meinem Startpunkt und ich versuche dort vierzig-, fünfzigmal im Kopf immer dieselbe Bewegung abzugehen.

Moritz: Das heißt, das Visualisieren spielt da bei dir eine ganz große Rolle?

Fabio Wibmer: Ja, eine sehr, sehr große Rolle. Klar gibt es da natürlich Tricks, die muss man einfach vorher irgendwo in einem Foampit probieren oder auf einer Resi (Rampe mit gepolsterter Landung und Gummi-Oberfläche, Anm. d. Red.) probieren. Aber wenn es schlussendlich wirklich zum Trick kommt, ist das Setup manchmal auch noch mal ganz was anderes. Allein schon, wenn jetzt die Umgebung anstatt Gras Beton ist, aber die Landung gleich bleibt, macht es für den Kopf ganz, ganz viel aus. Und das kann da manchmal eine sehr große Rolle spielen. Und das ist wichtig, dass man sehr viel visualisiert und dass man im Kopf klar ist.

Hannes: In „Wibmer’s Law“ bist du so eine sehr steile Schräge runtergefahren und musstest dann rechts auf so eine Überführung springen – und links ging es ca. sechs Meter runter auf den Boden. Im Making-of hattet ihr da einen Lkw mit einer Matte hingesellt, wo du im Zweifelsfall irgendwie drauf fallen könntest. Aber das war dann im richtigen Dreh wahrscheinlich schon auch heftig, oder?

Fabio Wibmer: Ja, klar, das war auf jeden Fall so eine Situation, wo das voll zum Tragen gekommen ist, vor allem die Visualisierung und Einschätzung. Im Grunde hat man eben ein Setup vor sich und denkt sich, das kann eigentlich schon funktionieren, wenn alles passt. Und dann ist es immer die Frage, was kann man machen, um das Ganze ein bisschen sicherer für den ersten Versuch zu machen. Manchmal ist es schwierig, also gerade bei einem Setup, wo es eben links mal so sieben, acht Meter, runtergeht.

Dann kommt man auf so Ideen – wir stellen halt unseren Transporter daher und hauen oben eine Matte drauf. Im Fall der Fälle wäre es wahrscheinlich jetzt halb so schlimm ausgegangen. Aber es ist natürlich schon so was, wo man sich auch mal ein bisschen einscheißt, wenn man dann oben steht und sich dann denkt, „Oh, in welche Situation habe ich mich da schon wieder reinbegeben!“. Das kann auch manchmal vorkommen. Wenn man wirklich im Kopf stark ist und die Situation immer wieder visualisiert, will man auch einfach das Gefühl verspüren, dass man es schafft. Man hat ja viel Arbeit reingesteckt und denkt sich, das wird echt cool, wenn es funktioniert. Um das irgendwo zu verspüren, da geht man ja auch viel Risiko ein. Und ich sage mal so, wenn man sich sicher ist, dass es funktioniert, kann man das Risiko auch eindeutig minimieren. Dass es ganz verschwindet, wird sowieso nie der Fall sein. Aber man kann da auf jeden Fall ein bisschen safer werden, was das angeht.

 

Hannes: Wie erklärst du denn Leuten, die vielleicht dann nicht so bike-affin sind, deine Videos wie „Urban Freeride“? Also dass du da einfach in einem anderen Modus bist – oder dass das Limit für dich ein anderes ist als für einen normalen Biker beziehungsweise normale Menschen?

Fabio Wibmer: Ja, das ist manchmal echt nicht so einfach, so etwas Leuten, die sich da nicht reinversetzen können, zu erklären. Man muss bedenken, dass Leute, die gerade „Urban Freeriding“ sehen, keinen Bezug zu den Sachen haben, die ich dann runterspringe. Und das ist zum Beispiel ganz was anderes mit Erdsprüngen – da haben „normale“ Leute einfach keinen Bezug zu und deswegen finden die, glaube ich, solche Sachen auch weniger krass und weniger brutal. Anders als beim Treppen-Thema: Die Leute gehen jeden Tag Treppen auf und ab und können sich damit wirklich so ein bisschen auseinandersetzen und können sich wirklich Gedanken machen. Und jeder ist vielleicht schon mal den Bordstein runtergefahren und hat daher so ein bisschen eine Einschätzung, wie so was sein kann.

Moritz: Es sind nur viele Bordsteine hintereinander, so kann man es vielleicht erklären.

Fabio Wibmer: Genau, haha! Gerade Treppen, die für andere wirklich als Treppen wirken, werden bei mir mit ausreichend Tempo eher zu smoothen Landungen. Und das macht für mich in meiner Einschätzung ganz was anderes aus. Natürlich: Wenn in der Stadt mal was schiefgeht, dann ist es natürlich richtig gefährlich, weil überall irgendwie Eisenpöller oder Zäune rumstehen. Wenn es da einen schmeißt, hat man schon ein gröberes Problem. Aber ich würde jetzt auch sagen, dass ich in meinen „Urban Freeride“-Videos die meiste Zeit weit unter meinem Maximum fahre, weil ich einfach weiß: Wenn da mal was schiefgeht, dann ist es richtig scheiße. Das eine in Frankreich, wo ich die Treppen runterspringe, das war vielleicht ein bisschen an meinem Limit. Das hatte ich mir ein bisschen anders im Kopf vorgestellt …

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Fabio Wibmer (@wibmerfabio)

Moritz: Es fängt dich ja dann auch so gerade noch im dritten Set glaube ich noch mal. Das ist schon wild …

Fabio Wibmer: Ja, das war echt ein bisschen vom Plan abgewichen, muss man sagen. Ich bin auch ein bisschen zu kurz gekommen, dadurch hat es mich mit dem Hinterrad so rausgekickt. Und dann habe ich ganz leicht die Kontrolle verloren. Also ich war recht froh, dass ich dann irgendwie noch unten angekommen bin. Klar, das war schon jetzt eine von den Situationen, die am risikoreichsten bei mir – was Freeriding angeht – waren.

Hannes: Jetzt, wo du gerade Urban DH oder generell Urban Freeriding sagst: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob du so was schon mitgefahren bist, aber würde dich so ein Urban DH-Rennen auch mal reizen?

Fabio Wibmer: Die sind auf jeden Fall echt richtig cool, ich habe ein paarmal schon darüber nachgedacht. Die Sache ist bei mir so ein bisschen: Bei so Urban Freeride-Sachen habe ich es eigentlich ganz gerne, wenn ich mich Spot für Spot vorarbeite. Ich bin grundsätzlich jemand, der bei längeren Distanzen eher mal leicht fehleranfällig wird, auch bei Downhillrennen. Klar, da kann man auch trainieren. Aber in der Tendenz ist es einfach so. Das hat mich auch bis jetzt von den Urban Downhill-Rennen zurückgehalten.

Beim Urban-Rennen kann es echt supergefährlich werden, wenn was daneben geht. Und wenn man sich dann im Kopf nicht tausend Prozent sicher ist, dass man jetzt mal drei Minuten volle Konzentration durchfahren kann, kann es schwer werden. Ich glaube, für andere ist es vielleicht leichter, die können sich die Dinge besser einteilen. Vielleicht kommt noch mal irgendwie der Zeitpunkt, wo ich dann wirklich mal so was mitfahren will und ich mich dann dementsprechend vorbereite.

Hannes: Aber für so einzelne Stunts in diesen Making-Ofs – da sind ja teilweise hunderte Male hintereinander – da kannst du dich dann auf den Punkt fokussieren?

Fabio Wibmer: Ja, da trifft das jetzt ehrlich gesagt echt nicht so zu. Klar: Wenn man es mehrere hundert Male probiert, wie bei meinem Homeoffice-Video, dann ist es schon so, dass man die ersten fünfzig Versuche braucht, um reinzukommen, dann funktionieren die nächsten fünfzig Versuche eigentlich immer ganz gut. Und dann hat man einfach hundert Versuche, wo es gar nicht klappt und macht eine Pause. Man hat einfach die Möglichkeit, sehr viel mit einer Pause machen, sich jedes Mal wieder neu zu fokussieren, das noch mal neu im Kopf durchzugehen und das visuell super darzustellen. Bei einem Rennen hat man keine Zeit, sich vor jeder Kurve oder vor jedem Sprung neu zu fokussieren und das noch mal alles zu visualisieren, sondern muss wirklich alles in einem abrufen. Und das macht es für mich bei so einzelnen Tricks und einzelnen Spots ein bisschen leichter. Klar hat man dann immer wieder mal Lines, die vielleicht drei Tricks enthalten, aber es ist dann eben im Vergleich zu einer langen Distanz immer noch relativ überschaubar.

Moritz: Würde dich denn die Red Bull Rampage reizen? Das ist ja irgendwie genau zwischen dem, was du jetzt beschreibst – also zwischen einem einzelnen Spot mit einem einzelnen Trick und einem Downhill-Rennen …

Fabio Wibmer: Ich bin totaler Red Bull Rampage-Fan. Vor zwei Jahren war ich dort, habe mir das Ganze live angeschaut und muss sagen: ich bin wirklich erstaunt gewesen, wie krass steil das Gelände dort ist. Das sieht man einfach auf Videos nicht. Die Sache ist halt, dass es zurzeit in Österreich schwer ist, so was zu trainieren und sich da entsprechend vorzubereiten. Da müsste man glaube ich wirklich mal für ein paar Monate nach Utah gehen und dort wirklich intensiv trainieren. Und für so was braucht man viel Zeit und Hingabe, die ich bis jetzt, dadurch dass ich einfach sehr viel andere Ideen und Videoprojekte in meinem Kopf gehabt habe, noch nicht gefunden habe. Aber wer weiß, vielleicht in den nächsten Jahren … Ich mache mir da relativ wenig Stress. Aber es ist auf jeden Fall was, was mich super interessiert.

Auch vor größeren Sprüngen scheut sich der Österreicher nicht
# Auch vor größeren Sprüngen scheut sich der Österreicher nicht - ob da die Rampage nicht etwas für ihn wäre?

Marcus: Du bist ja auch Downhill gefahren und unter anderem, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, warst auch mal österreichischer Meister. Ist das eine Sache, die du vielleicht noch mal in Zukunft angehen würdest?

Fabio Wibmer: Also Downhill Racing ist richtig geil, muss ich sagen. Das fasziniert mich schon auch immer wieder. Wie bereits vorhin schon erwähnt, bin ich manchmal so, dass ich eher dazu tendiere, manchmal gegen Ende vom Run, kleine Fehler zu machen.

Moritz: So auf Holzbrücken zum Beispiel?

Fabio Wibmer: Ja, genau. Das war auf jeden Fall ein Highlight. Aber es ist echt cool, hin und wieder packts mich komplett. Das Problem ist halt, ich glaube, wenn man wirklich da top mitfahren will bei den Downhillern, dann muss man sich wirklich darauf konzentrieren und wirklich sein Training darauf auch aufbauen. Das Problem ist, ich fahre hauptsächlich Trial, mache ansonsten viel quasi so Spielereien und Tricks auf dem Mountainbike, und dann noch Zeit zu finden, um halt RICHTIG Downhill zu trainieren – was es brauchen würde – ist verdammt schwer. Und es ist jetzt nicht wirklich mein Ziel, den Weltcup zu gewinnen, weil, ja, den werde ich wahrscheinlich einfach nicht mehr gewinnen.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Fabio Wibmer (@wibmerfabio)

In Rennen muss die Konzentration über mehrere Minuten aufrecht gehalten werden, sonst kann es üble Konsequenzen haben
# In Rennen muss die Konzentration über mehrere Minuten aufrecht gehalten werden, sonst kann es üble Konsequenzen haben - hier tut sich der Trial-Fahrer zuweilen noch etwas schwer

Marcus: Das heißt, wenn du dich entscheiden müsstest für ein Rad, also welches du fahren könntest, würdest du dich dann fürs Trialbike entscheiden, deute ich das richtig?

Fabio Wibmer: Das ist tatsächlich ganz schwer. Ich glaube, wenn ich jetzt nur ein Bike für mein restliches Leben haben könnte, dann würde es wahrscheinlich eher in Richtung Enduro oder Canyon Spectral gehen, weil das halt einfach so ein Bike ist, mit dem ich auch ganz viel rumspielen kann. Damit kann ich auch Trial-Moves bis zu einem gewissen Level machen oder auch ein bisschen Freeriden. Die Vielfältigkeit ist einfach ein bisschen größer bei diesen Bikes. Nichtsdestotrotz gefällt mir natürlich Trialbiking einfach am besten und ist auch das, mit dem ich aufgewachsen bin.

Marcus: Wo du es gerade erwähnt hast, du bist ja ungefähr vor einem Jahr zu Canyon gewechselt. Was hat denn sich da für dich geändert, außer dass du jetzt vielleicht weiter fahren musst, wenn du mal zum Firmensitz möchtest?

Fabio Wibmer: Geändert hat sich dann doch einiges. Etwa, dass wir ein eigenes Trialbike entwickeln. Das war auf jeden Fall auch ein wichtiger Punkt, einfach auch um den Trialsport ein bisschen weiterzuentwickeln. Seit ich angefangen habe, hat sich bei den Bikes kaum irgendwas weiterentwickelt, kaum irgendwas getan, auch in der Szene wenig, vor allem weil auch keine größere Bike-Firma da irgendwie eingetreten ist. Die Möglichkeit zu haben, mit einer Firma wie Canyon ein Bike zu entwickeln und auch wirklich in so einem ganzen Prozess integriert zu sein und den Sport auch ein bisschen weiterzubringen, vor allem auf langfristige Zeit gesehen – das war auf jeden Fall ein großer Punkt, der für mich eine Rolle gespielt hat.

Und wir haben dann auch angefangen, ein Trialbike in Carbon zu entwickeln, sind da ehrlich gesagt schon relativ weit und haben da ein super Teil. Hoffentlich wird das dann auch für die Masse erhältlich sein. Dass eben gerade so eine Firma wie Canyon Interesse in dem Trialbereich zeigt, glaube ich, ist für den Sport an sich selber schon cool.

Mittlerweile fährt Wibmer für Canyon und ist dort aktiv in die Entwicklung des Street-Trialers eingebunden
# Mittlerweile fährt Wibmer für Canyon und ist dort aktiv in die Entwicklung des Street-Trialers eingebunden
Hier ein Prototyp aus Alu
# Hier ein Prototyp aus Alu

Moritz: Ich hätte mal zwei Fragen dazu. Eventuell sind es etwas blöde Fragen – blöd, weil wir als Fahrrad-Journalisten eigentlich die Antwort kennen sollten, aber ich muss ehrlich zugeben, ich kenne mich mit dem ganzen Thema Trial nicht so besonders gut aus. Erste Frage: Was sind so die wesentlichen Aspekte, in denen sich ein Trialbike von einem herkömmlichen Hardtail unterscheidet? Und zweitens: Hast du schon festgestellt, dass sich die Trial-Szene jetzt bei dir in Österreich oder insgesamt verändert hat, entwickelt hat, größer geworden ist durch Leute, wie dich oder durch Leute wie Danny MacAskill?

Fabio kombiniert beim Fahren Trial, Bmx, FR und Dirt
# Fabio kombiniert beim Fahren Trial, Bmx, FR und Dirt
Tabletops kann Fabio mit jedem Fahrrad
# Tabletops kann Fabio mit jedem Fahrrad
Wer meint, Trialbiker können nur auf dem Hinterrad hüpfen, muss sich nur Fabio anschauen
# Wer meint, Trialbiker können nur auf dem Hinterrad hüpfen, muss sich nur Fabio anschauen

Fabio Wibmer: Zur ersten Frage: Unterscheiden tut sich es in dem Sinne, dass ein Trialbike einen kürzeren Radstand hat. Auf dem Trialbike ist wichtig, dass man wirklich richtig gute Bremsen draufhat, die machen sehr viel aus, weil man sehr viel mit den Bremsen rumspielt; man springt ja irgendwo rauf, drückt die Vorderbremse und zieht sich dadurch mit dem ganzen Bike hoch. Ansonsten ist der Lenker ein bisschen höher. Wir fahren im Streettrial 24-Zoll-Räder, zwar nicht auf allen Trialbikes, wohingegen beim Dirt ja 26 Zoll üblich sind. Die Unterschiede sind jetzt also nicht wahnsinnig groß, aber sie sind auf jeden Fall da. Man fährt auch einen viel leichteren Gang, um eben den Impuls zu bekommen, weil man sehr viel mit kleinen Pedalkicks macht.

Die aktuellste Trialbike Variante ist aus Carbon und ist nach Fabios Vorlieben gestaltet
# Die aktuellste Trialbike Variante ist aus Carbon und ist nach Fabios Vorlieben gestaltet

Und zum zweiten Punkt: Die Trial-Szene hat sich auf jeden Fall verändert. Wenn ich mir jetzt anschaue, wie es vor etwa sieben, acht, neun Jahren war, als ich auch angefangen hatte, da hat sich richtig viel getan. Und auch wenn man jetzt mittlerweile zum Beispiel in Innsbruck ist, gibt es da echt viele Jugendliche, viele Kinder, die auf Trialbikes unterwegs sind und da hat sich wirklich so ein bisschen eine Szene entwickelt. Es ist auf jeden Fall schon cool, dass man das ein bisschen hochleben kann. Ich glaube, speziell durch Videos wie hauptsächlich von Danny und auch von mir hat es noch mal einen ordentlichen Push gegeben.

Hannes: Ja stimmt, ich erinnere mich da auch noch, dass man so etwas vorher nicht kannte – mit 360-ern Treppen runterdroppen und Tailwhips machen …

Fabio Wibmer: Ja, das war auf jeden Fall so ein Mix aus BMX-inspirierten Moves und eben Trialbike-Moves. Und ein Riding Style, den bis dahin einfach keiner gekannt hat. Das war auch wirklich der ausschlaggebende Punkt, warum ich dann so gefesselt war von dem Sport. Ich meine, ich hätte ja genauso BMX machen können oder einen reinen Trialbike-Sport, wo dann die Bikes noch mal ein bisschen anders sind. Aber eben gerade der Style, den er verkörpert hat, mit Freestyle durch die Stadt fahren und BMX-Moves mit Trialbike-Moves zu mixen, das war wirklich eine neue Ära.

Moritz: Apropos Danny MacAskill, du kennst ihn ja grundsätzlich gut, du bist mit ihm oft bei der Drop and Roll Tour unterwegs gewesen und hast Videos mit ihm gedreht. Tauscht ihr euch regelmäßig aus?

Fabio Wibmer: Wir kennen uns super und wir haben echt schon viel miteinander erlebt, Danny ist wirklich ein total lässiger Typ. Und da tauscht man sich, wenn man jetzt unterwegs ist miteinander, immer über diverse Sachen aus. Wenn er jetzt in Schottland drüben ist und ich in Österreich, sind wir natürlich nicht ständig in Kontakt. Hin und wieder schreibt man sich mal oder man telefoniert auch kurz miteinander. Ist eigentlich immer ganz witzig, weil man auch immer sieht, woran der andere arbeitet.

Bei der Drop and Roll Tour fährt und turnt Fabio u.a. mit Danny McAskill für die Zuschauer
# Bei der Drop and Roll Tour fährt und turnt Fabio u.a. mit Danny McAskill für die Zuschauer

Marcus: Hast du noch neben Danny MacAskill andere Leute, die dich sehr beeinflusst haben?

Fabio Wibmer: Ein Typ, der mich auf jeden Fall sehr beeinflusst hat, vor allem früher, war Travis Pastrana. Er ist auf jeden Fall eine richtige Legende und aus dem Actionsport nicht wegzudenken. Und ich glaube, Actionsport – wenn man ehrlich ist – wäre wahrscheinlich ohne ihn jetzt auch nicht auf so einem Level. Er hat den Sport schon krass zu den Leuten gebracht und wirklich unfassbare Dinge gemacht. Und macht diese in seinem Alter jetzt immer noch! Und ja, der wirkt auf mich einfach als total lässiger Typ, der auch sehr viel unterschiedliche Sachen macht und bei dem man merkt, der Typ hat einfach Spaß an dem, was er tut. Pastrana war auf jeden Fall immer eine ganz, ganz große Inspiration.

Hannes: Wenn ich an Travis Pastrana denke: Er kann auch alles eigentlich, oder? Egal, in was für ein Fahrzeug oder auf was du ihn draufsetzt, ob Motocross, Mountainbike, BMX oder Rallye-Auto. Das Bekannteste ist ja immer noch, wo er noch einen Schluck aus der Dose nimmt und aus dem Flugzeug springt, ohne Rucksack. Und in der Luft kriegt er von den anderen einen Fallschirm angelegt …

Fabio Wibmer: Das schaut natürlich von außen schon immer so aus, als wenn er ein totaler Draufgänger ist, aber ich glaube, er ist wie die meisten anderen Action-Sportathleten auch sehr kalkuliert, was solche Sachen angeht. Und ich kann mir auch vorstellen, gerade wie bei einem Sprung aus dem Ding raus, dass sie es häufig genug vorher mit Fallschirmen probiert haben.

Hannes: In deinen Making-Ofs sieht man, dass nicht immer alles gleich klappt. Aber gibt es einen Trick, der überraschenderweise direkt beim allerersten Mal im Kasten war?

Fabio Wibmer: Eine gute Frage. Also ich glaube, der eine beim Homeoffice, wo ich in den Baum springe – das war auf jeden Fall so einer, wo ich mir nicht ganz sicher war, ob der überhaupt funktionieren kann mit der Matratze. Ich hatte mir das zwar im Kopf genauso vorgestellt, aber es hat dann beim zweiten oder dritten Versuch direkt funktioniert und dann war es halt vorbei. Und wir waren etwas überrascht, dass das jetzt so schnell funktioniert hatte. Meistens stellt man sich die Sachen viel, viel einfacher vor, als sie dann schlussendlich sind. Bei mir ist es zumindest ganz häufig so der Fall.

Moritz: Welcher Trick war im Gegensatz dazu der Nervigste, von dem man es vielleicht nicht gedacht hätte?

Fabio Wibmer: Es gab auf jeden Fall einen, bei meinem Video „Wibmer’s Law“. Da stehe ich mit beiden Beinen auf dem Lenker und rolle auf ein Rohr zu, das von zwei Bauarbeitern getragen wird, auf das ich springe. Und dann wollte ich im Anschluss wieder auf den Lenker vom Bike springen.

Moritz: Oh, das sah so böse aus!

Fabio Wibmer: Genau. Das war wirklich mühsam. Ich habe mir den ehrlich gesagt auch ein bisschen einfacher vorgestellt. Und dann habe ich es immer wieder über mehrere Tage probiert, echt ein paar richtig heftige Crashs gehabt, wo ich dann zu dem Schluss gekommen bin: Ganz ehrlich, den lasse ich jetzt weg und probiere den vielleicht irgendwann in einem neuen Video noch mal. Wir haben dann eine etwas vereinfachte Variante im Video gehabt. Aber das hat mich richtig viel Nerven gekostet.

Moritz: Würdest du auch sagen, dass das so der gefährlichste Trick war? 

Fabio Wibmer: Der Gefährlichste war es wahrscheinlich nicht, weil gerade solche Sachen, bei denen man zum Beispiel auf einer Brücke fährt oder auf einen LKW draufspringt … wenn da irgendwas schiefgeht, ist es, sagen wir mal, nicht ganz so geil. Das ist mit relativ viel Risiko verbunden. Aber gerade bei so etwas geht man dann auf Nummer sicher und riskiert nicht komplett alles. Übers Limit geht man eher bei Tricks, die am Boden stattfinden.

 

Marcus: Was war denn bisher dein schlimmster Sturz? Welcher Sturz hat dich psychisch am meisten belastet?

Fabio Wibmer: Gute Frage, da bin ich relativ glücklich bis jetzt. Ich glaube, ich kann echt behaupten, dass mich jetzt kein Sturz wirklich psychisch belastet oder irgendwas hinterlassen hat. Ich habe in Israel einen Sturz gehabt, da bin ich einen relativ hohen Drop gesprungen und habe mir die Landung zu wenig angeschaut. Die war einfach zu weich, mich hat eingestaucht, ich bin komplett über den Lenker gegangen und in so einen Gegenhang rein. Das war auf jeden Fall richtig blöd, ist aber total gut ausgegangen. Das war ein bisschen erstaunlich.

Und ansonsten, ich bin einmal in Paris – das muss vor sechs Jahren gewesen sein beim Dreh von „Paris is my Playground“ – da bin ich einmal über ein Geländer drüber gebunnyhopt und dann mit dem Hinterrad hängengeblieben. Da hat es mich voll auf die Schulter geschmissen. Das hat vielleicht so einen ganz kleinen Schaden hinterlassen, wenn es um Bunnyhops über Geländer geht. Vor allem war es echt mühsam, das Video fertigzumachen, ich habe mir damals auch ein paar Schmerztabletten reingeschmissen, weil es echt wehgetan hat.

Hannes: Ich finde es wirklich super, dass ihr den Double Backflip bei Wibmer’s Law, als es dir komplett die Hose hinten runtergezogen hat, drin gelassen habt.

Fabio Wibmer: Ja, haha!. Ich muss auch sagen, ich wollte den auch nicht mehr machen … Und dann haben wir uns einfach so weggehauen, dass meine Hose hängengeblieben ist. Das war wirklich, ich kann mich noch erinnern, ein totaler Höllenritt da runter. Ich bin dort auf so einem Trialbike fünfzig Meter oder so über die Wiese runtergerattert, mit richtig Voll-Speed und meine Hose ist einfach hinten dringesteckt. Ich bin komplett unkontrolliert runter, das war echt witzig, ja.

Hannes: Fabio, du hast mittlerweile einige Millionen Follower und bist einer der bekanntesten und erfolgreichsten YouTuber Österreichs. Wirst du eigentlich in Österreich auf der Straße erkannt und hin und wieder angesprochen?

Fabio Wibmer: Mittlerweile schon relativ häufig, fast täglich. Ich meine, so auf der Straße ist es eigentlich voll cool und manchmal wundere ich mich selber noch, weil es einfach immer noch ein bisschen komisch ist, wenn einen dann irgendwie Leute so random auf der Straße erkennen. Das Einzige, was manchmal nicht so toll ist, wenn dann die Leute die ganze Zeit vor der Haustür stehen. Das ist manchmal ein bisschen unangenehm, muss man sagen.

Marcus: Letzte Frage: Fabio, was machst du in zehn Jahren?

Fabio Wibmer: Einen Plan habe ich jetzt eigentlich nicht wirklich. Ich schaue einfach mal, wie sich es entwickelt. Ich probiere auf jeden Fall so lange wie möglich zu biken, weil es das ist, was mir einfach am meisten Spaß bringt. Und mit den Kollegen unterwegs zu sein und Ideen umzusetzen, das ist schon echt ganz cool. Ich glaube auch, wenn alles halbwegs gut verläuft, dann kann man auch easy mit fünfunddreißig noch auf einem richtig guten Level fahren, vor allem wenn man sich Danny, Ali Clarkson und so anschaut, die sind ja jetzt auch nicht mehr die Allerjüngsten. Und von daher sieht man, dass es schon noch eine Zeit geht. Und diese möchte ich einfach nutzen, so lange wie es geht. Aber ich mache mir da jetzt irgendwie keinen groben Plan oder sonst irgendwas. Ich lass es da relativ entspannt auf mich zukommen.

Wo sieht sich Fabio Wibmer in zehn Jahren?
# Wo sieht sich Fabio Wibmer in zehn Jahren? - das lässt er einfach auf sich zukommen!

Marcus: Uns hat es wahnsinnig gefreut, dass du hier ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert hast, es war wirklich interessant. Ich wünsche dir alles Gute, was die Verletzung angeht und bin sehr gespannt, was es demnächst wieder von dir zu sehen gibt!

Fabio Wibmer: Ja, vielen Dank, hat mich auf jeden Fall auch gefreut. Also danke für die Zeit. Und ja, dann schauen wir mal, wie es so vorangeht!

Fotos: Canyon, POC, Crank Brothers
  1. benutzerbild

    HeidesandNord

    dabei seit 09/2015

    Ich kann auch nichts damit anfangen, dass so oft Neid unterstellt wird. Aber in deinem Fall frag ich mich schon was einen veranlasst sich zu einem Thema rechtfertigen zu müssen, das einen nicht interessiert. Irgendwie scheint da doch was getriggert worden zu sein.
    Wofür rechtfertige ich mich???? Ich versuche lediglich den ewigen Vorwurf des Neides, der nicht mal an mich gerichtet war, richtig zu stellen.
  2. benutzerbild

    fone

    dabei seit 09/2003

    Ich denke mal dass sich der Frust eher gegen Canyon richtet die nun mal nach dem Kauf einen abartig schlechten Service haben. Ich frage mich ob der Wibmer auch so lange auf Ersatzteile/Ersatzrahmen wie manch normaler Endkunde, mich eingeschlossen. Vielleicht hat er auch deswegen die Garage so voll mit Bikes, ist eins kaputt kommt das nächste. Verkürzt erheblich die Wartezeit.

    Das Können vom Fabio auf dem Bike wird keiner in Frage stellen der schon mehr als ein Video von ihm gesehen hat. Er hat sich nur den denkbar schlechtesten Partner/Sponsor gesucht. Das werden bald auch die Daddies merken deren Kids ihnen auf die Nüsse gegangen sind weil sie uuuunbedingt so ein geiles Wibmer Bike haben wollen, um später dann zum after sale Service zu kommen. Die Kids sind nicht alle blöd und merken schon selbst wenn sie monatelang nicht mehr Fahrradfahren können wegen eines Schadens und werden dann auch Canyon in Frage stellen. Der Fabio kann ja nix dafür dass Canyon kacke ist, war wohl die Marke die ihm am meisten Kohle geboten hat. Die hätten sie mal lieber in kompetente Service Mitarbeiter gesteckt. Durch Wibmer wird der Verkauf maximiert, was danach kommt ist denen ja egal.
    Ja, wir wissen: Dann geht Canyon endlich pleite!!!

    Mein Mitleid hast du sicher.
  3. benutzerbild

    fone

    dabei seit 09/2003

    Wofür rechtfertige ich mich???? Ich versuche lediglich den ewigen Vorwurf des Neides, der nicht mal an mich gerichtet war, richtig zu stellen.
    Hat nicht geklappt.
  4. benutzerbild

    Deleted 410405

    dabei seit 12/2015

    Wer zwingt dich nochmal mit Gewalt auf Links zu klicken und dich mit Fabio Wibmer zu beschäftigen ? Frage für einen Freund.

    Den Leuten, bzw. vielen Leuten (inkl. mir) geht es halt auf die Nüsse, wenn bereits in der Überschrift der Name F.W. erwähnt wird.
    Ist halt schon ein bisschen auffällig was in letzter Zeit über F.W. hier berichtet wird.
    Mehrere Interviews, Kai Pflaume zu Besuch, zig Signature Vorstellungen und wenn F.W. neue Schuhe bekommt wird das auch gross an die Glocke gehängt.

    Da braucht man nicht weiter zu lesen und die Leute die es nervt lassen halt ihrem Unmut freien Lauf.
    Ich hab da kein Problem damit. Die Fanboys aber schon.
  5. benutzerbild

    Zask06

    dabei seit 12/2011

    Den Leuten, bzw. vielen Leuten (inkl. mir) geht es halt auf die Nüsse, wenn bereits in der Überschrift der Name F.W. erwähnt wird.
    Da braucht man nicht weiter zu lesen und die Leute die es nervt lassen halt ihrem Unmut freien Lauf.
    Stimmt, das legitimiert natürlich das ganze gehate. Alles richtig gemacht!smilie

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!