Fox Rampage Pro Carbon MIPS im ersten Test: Der Premium-Full Face-Helm der US-Amerikaner wurde kürzlich unter anderem um das MIPS-System erweitert. Wir haben einen ersten Eindruck vom Fox Rampage Pro Carbon MIPS für euch!
Fox Rampage Pro Carbon MIPS: Infos und Preise
Der edelste Full Face-Helm aus dem Hause Fox hört auf den Namen Rampage Pro Carbon. In diesem Sommer wurde der Name des Helms um vier markante Buchstaben erweitert: Seit August verfügt der Rampage über das verbreitete MIPS-System, das Rotationskräfte bei einem Sturz reduzieren und damit einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit leisten soll. Zuvor hatte Fox auf das hauseigene Fluid Inside-System gesetzt, bei dem kleine, mit Öl gefüllte Polster einen ähnlichen Effekt bewirken sollten. Außerdem hat Fox das Visier überarbeitet – es ist nun nicht mehr magnetisch mit der Helmschale befestigt, sondern wird verschraubt. Sollbruchstellen an den Schrauben sollen bei einem Sturz ebenfalls die Sicherheit erhöhen.
- Zertifizierung ASTM F1952 DH MTB, CPSC 1203, EN 1078, AS/NZS 2063
- Verschluss Doppel-D-Ring
- Material Carbon-Außenschale / In-Mold Varizorb EPS-Konstruktion mit zwei Schaumstoff-Stärken
- Besonderheiten MIPS-System, Sollbruchstelle an Visier-Schrauben, inklusive Helmtasche
- Größen S / M / L / XL
- Farben Schwarz / Schwarz-Türkis / Weiß-Rot / Atomic Punch Orange / Dunkelblau
- Gewicht 1.246 g (Größe L, gewogen)
- www.foxracing.de
- Preis 499 € (UVP) | Bikemarkt: Fox Rampage Pro Carbon MIPS kaufen
Im Detail
Rein äußerlich ist der neue Fox Rampage Pro Carbon MIPS im Vergleich zur bisherigen Version, die 2019 vorgestellt wurde, abgesehen von neuen Farben und einem kleinen MIPS-Aufkleber praktisch unverändert. Der Helm, der unter anderem von Loïc Bruni, Laurie Greenland und Tahnée Seagrave im Downhill World Cup getragen wird, verfügt über ein kantiges Design mit einer flachen Oberseite und einem vergleichsweise breiten Kinnbügel. Während die Außenschale aus Carbon besteht, setzt Fox im Inneren auf eine EPS-Konstruktion mit zwei Schaumstoff-Stärken. Für jede der vier erhältlichen Helm-Größen gibt es eine eigene EPS-Schale.
Für den nötigen Tragekomfort sorgen Polster mit einer antibakteriellen X-Static-Beschichtung. Zum Waschen können die Polster selbstverständlich herausgenommen werden. Die beiden recht dicken Wangenpolster lassen sich außerdem bei einem Sturz von Sanitätern von außen durch ein Ziehen entnehmen, was die ärztliche Erstversorgung sicherer gestalten soll. Geöffnet und geschlossen wird das Rampage Pro Carbon mit einem Doppel-D-Ring.
Zwischen Polstern und EPS-Schale sitzt nun neuerdings das MIPS-System, auf das Fox inzwischen durchgehend bei allen MTB-Helmen vertraut. Das schwedische System, auf das zahlreiche Helm-Hersteller setzen, soll beim Sturz eine gewisse Bewegung zwischen dem Kopf und der Helmschale zulassen. Dadurch sollen für das Gehirn schädliche Rotationskräfte, die bei einer Bodenprobe häufig auftreten, effektiv reduziert werden.
Eine weitere Neuerung des Fox Rampage Pro Carbon MIPS ist das Visier – oder besser gesagt die Befestigung dessen, denn die Form ist unverändert geblieben. Bislang wurde das Visier magnetisch an der Helmschale gehalten. Nun wird das Visier mit zwei kleinen Plastik-Schrauben an Ort und Stelle gehalten. Die Schrauben fügen sich perfekt ins schicke Gesamtbild ein. Zwischen Kopf und Gewinde sind die Schrauben stark verjüngt – dank dieser Sollbruchstelle soll sich das Visier bei einem Sturz schnell vom Helm trennen, sodass der Halswirbelsäulen-Bereich nicht zusätzlich belastet wird. Die Position des Visiers ist fix.
Insgesamt 20 Belüftungsöffnungen sollen dafür sorgen, dass der Kopf auch an wärmeren Tagen mit ausreichend Frischluft versorgt wird. Die Öffnungen sind außen mit einem relativ groben Gitter verschlossen. Auf der Innenseite der Öffnungen setzt Fox hingegen auf einen sehr feinporigen Schaumstoff. Erhältlich ist der Fox Rampage Pro Carbon MIPS zu einem Preis von 499 € in vier Größen. Dabei hat man die Wahl aus fünf verschiedenen Designs. Im Lieferumfang enthalten ist eine schicke Helm-Tasche. Ein Ersatz-Visier muss man hingegen nachträglich erwerben.
Auf dem Trail
Der erste Eindruck des Fox Rampage Pro Carbon MIPS auf dem Kopf: Wow, ganz schön straff! Die eher festen und dicken Wangenpolster benötigen anfangs ein wenig Zeit, bis die Bäckchen mit dem Helm harmonieren. Für Fahrerinnen und Fahrer mit sehr ausgeprägten Backen besteht hier durchaus Duckface-Gefahr – insgesamt fällt der Rampage eher klein aus. Davon abgesehen bietet die Passform des Fox Rampage Pro Carbon MIPS keinen Anlass zur Kritik. Trotz der engen Passform haben sich zumindest an meinem Kopf keine Druckstellen ergeben.
Wie bei allen Full Face-Helmen gilt hier jedoch: Unbedingt anprobieren, denn der beste Helm bringt nichts, wenn er zu locker oder zu unbequem auf dem eigenen Schädel sitzt. Im Vergleich zum Troy Lee D4 (zu unserem Artikel: Troy Lee Designs D4 Test) oder zum POC Coron Air Spin, den wir im Rahmen unseres Full Face Helm-Vergleichstests näher beleuchtet haben, sitzt der Fox Rampage Pro Carbon MIPS auch nach der Phase des Eintragens straffer.
Zwar konnte Fox das Gewicht des Rampage Pro Carbon MIPS im Vergleich zum Vorgänger minimal reduzieren. Doch mit nachgewogenen 1.246 Gramm in Größe L ist der neue Rampage für Full Face-Verhältnisse eher auf der schwereren Seite. Zur Einordnung: Der Troy Lee D4 ist ganze 300 Gramm leichter, auch die Konkurrenz von POC oder 100% schlägt den Fox auf der Waage. Nackenschmerzen muss man hierdurch allerdings keine befürchten, und der Fox Rampage Pro Carbon macht gerade im Bereich des Kinnbügels einen wirklich stabilen Eindruck. Die Schutzwirkung mussten wir bis dato zum Glück noch nicht testen.
Wie sieht es mit der Belüftung aus? Diese konnten wir bisher im milden Herbst nicht wirklich auf die Probe stellen – allerdings dürfte die Belüftung ähnlich solide wie die des Fox Rampage Pro Carbon ohne MIPS ausfallen. Da der Rampage im Vergleich zu anderen Full Face-Helmen aber straffer auf dem Kopf sitzt und die Polster enger anliegen, wird er an sehr heißen Sommertagen nicht die beste Option sein. Der sehr leichte und gut belüftete Troy Lee D4 dürfte hier nach wie vor die Referenz im Bereich der Downhill Full Face-Helme darstellen.
Die Integration des MIPS-Systems ist aus meiner Sicht ein sehr willkommenes Feature, da die Wirksamkeit des Systems inzwischen auch von unabhängig durchgeführten Studien nachgewiesen werden konnte. Unklar bleibt, ob der Fox Rampage Pro Carbon mit MIPS nun besser den Kopf schützt als die bisherige Version mit Fluid Inside-Technologie. Festhalten lässt sich in jedem Fall, dass das System knarzfrei integriert ist – hin und wieder tendieren Helme mit einem Rotationsschutz dazu, auf dem Kopf etwas zu knistern, was gerade bei einem Full Face-Helm nervig sein kann.
Erster Eindruck: Fox Rampage Pro Carbon MIPS
Der Fox Rampage Pro Carbon MIPS ist ein schicker und gelungener Full Face-Helm, der neuerdings mit MIPS-System und überarbeiteter Visier-Befestigung angeboten wird. Aus unserer Sicht sind beide Änderungen gelungen, zumal der Preis identisch geblieben ist. Der Sitz ist nach wie vor eher straff, bei Gewicht und Belüftung hat die ein oder andere Full Face-Konkurrenz die Nase vorn. Dafür bietet der Fox Rampage Pro Carbon MIPS ein sehr hohes Sicherheitsempfinden, eine hervorragende Verarbeitung und die Gewissheit, denselben Helm wie Superbruni zu tragen.
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Preisvergleich
Warum MTB-News Helme nicht auf dem Prüfstand testet
Jeder Helm muss verschiedene Tests und Normen bestehen, bevor er auf dem europäischen Markt verkauft werden darf. Die Praxisrelevanz dieser Normen, bei denen die Helme nach einem standardisierten Verfahren auf einem Prüfstand getestet werden, wird teilweise kontrovers diskutiert. Um eine Verkaufserlaubnis für den europäischen Markt zu erhalten, müssen Fahrradhelme bestimmte Standards erfüllen.
Hierzulande besonders relevant ist die Prüfnorm DIN EN 1078. Bei dieser Norm fällt der Helm – inklusive Prüfkopf, dessen Masse zwischen 3,1 und 6,1 kg beträgt – zunächst aus einer Höhe von etwa 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte. Anschließend fällt der Helm aus einer Höhe von circa 110 cm auf ein dachförmiges Ziel. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt hier 16,5 km/h. Im Prüfkopf befindet sich ein Sensor, der die Beschleunigung misst. Liegt diese unter 250 g, gilt der Test als bestanden und die Norm ist erfüllt.
Die Hersteller der Helme kommunizieren nur, wenn der Helm den Test bestanden hat – nicht jedoch mit einem konkreten Prüfergebnis. Die schwedische Versicherung Folksam hat 2015 mit einem aufwändigen Versuchsaufbau mehrere Helme auf dem Prüfstand getestet und anschließend die Ergebnisse veröffentlicht. Studien aus dem American Football zeigen, dass Gehirnerschütterungen ab einer Einwirkung von 60 bis 100 g auftreten können. Bei einer Einwirkung von 250 g – also dem Höchstwert, den ein Helm bei der DIN EN 1078 aufweisen darf – liegt ein 40-prozentiges Risiko für eine Schädelfraktur vor.
Bei unseren Helmtests haben wir uns gegen einen Test auf dem Prüfstand entschieden. Dieses Thema haben wir vorab redaktionsintern diskutiert und uns dabei unter anderem folgende Fragen gestellt:
- Simuliert man auf dem Prüfstand nur die beiden Situationen, die auch für die Erfüllung der DIN EN 1078-Norm relevant sind?
- Wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte für einen Mountainbike-Helm?
- Und wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 110 cm auf ein dachförmiges Ziel für einen MTB-Helm?
- Sollte man nicht auch die auf den Kopf einwirkenden Rotationskräfte messen?
- Wie simuliert man im Labor einen bei einer Trailfahrt typischen Sturz?
- Müsste man nicht mehrere Ausführungen ein und desselben Helmes auf dem Prüfstand testen, um eine Serienstreuung auszuschließen?
- Wie, wo und wann testet man?
- Wie viel Schutz bietet ein Helm, der im Labor hervorragend funktioniert, in der Praxis aber schlecht auf dem eigenen Schädel sitzt?
- Wie viele Helme müsste uns eigentlich jeder Hersteller zuschicken, damit wir jedes Modell sinnvoll im Labor und auf dem Trail testen können?
Die Antwort auf die Frage, weshalb wir die Helme nicht im Labor auf dem Prüfstand getestet haben, ist also komplexer, als man zunächst annehmen würde. Unter idealen Bedingungen hätten wir natürlich gerne jeden Helm auch hinsichtlich seiner konkreten Schutzwirkung möglichst objektiv, reliabel und valide getestet. Generell begrüßen wir es, wenn die Hersteller der Helme den Fokus vor allem auf sicherheitsrelevante Aspekte legen und würden uns eine praxisrelevante Überarbeitung der aktuell für MTB-Helme gültigen Prüfnormen wünschen.
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