Wie uns letztes Wochenende von Holger Katz mitgeteilt wurde, soll sein Unternehmen KATZ Biking GmbH verkauft werden, da die Eigentümer es nicht mehr länger selbst weiterführen wollen. Unklar ist noch, an wen das Unternehmen gehen wird und wie es in Zukunft mit der Ersatzteilversorgung für die beinahe wartungsfreien Bikes aussehen soll. Wir werden euch auf dem Laufenden halten, wie es mit dem Unternehmen weiter geht.

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Die Eigentümer der KATZ BIKiNG GMBH haben sich entschieden, das
Geschäft mit KATZ Bikes nicht mehr länger selber weiterzuführen. Es
werden derzeit Gespräche mit Interessenten über einen Verkauf der
Firma geführt.

Das operative Geschäft wurde eingestellt. Inbesondere werden im Moment
keine KATZ Bikes mehr produziert, der Fabrikladen in Altdorf ist
geschlossen. Es werden keine telefonischen, schriftlichen oder
elektronischen Anfragen mehr beantwortet.

Falls Sie noch ein KATZ Fahrrad erwerben möchten: kontaktieren Sie
einen unserer Händler (Adressen siehe Webseite), diese haben noch
letzte Reststücke im Laden. Im Werk gibt es keine Fahrräder mehr.

Falls Sie bereits ein KATZ Fahrrad besitzen und Hilfe benötigen (z.B.
Ersatzteile): wir arbeiten momentan an einem Konzept für die
Ersatzteilversorgung. Über Details werden wir sobald möglich auf der
Webseite informieren.

Freundliche Grüsse
Holger Katz

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Diese Mitteilung stimmt durchaus traurig, wenn man bedenkt, dass hier ein Unternehmen nicht fortgeführt werden kann, was eigentlich einen hochinteressanten Ansatz hatte, die Probleme einer gängigen Kettenschaltung auszuräumen. Um die näheren Hintergründe der Geschäftsaufgabe zu klären, habe ich mich mit Herrn Katz, der hier im Forum als User „wartungsfrei“ unterwegs ist, in Verbindung gesetzt und folgende Informationen direkt von ihm erhalten:

I. Ungünstiges Wirtschaftliches Umfeld: der immer schwächere Euro hat zu einem regelrechten Margeneinbruch geführt, ein Ende der Talfahrt ist nicht abzusehen. Als wir unsere Räder kalkuliert haben, war 1 EURO 1.55 CHF Wert, heute stehen wir bei 1.18 CHF. Da bei uns wegen der Schweizer Produktion praktisch die gesamten Herstellkosten in CHF anfallen, wir aber 2/3 aller Räder in die EU exportieren, bekommen wir immer weniger für unsere Räder, der Margeneinbruch bei unserem Mountainbike beträgt mittlerweile über 70%. Es war nicht möglich dies aufzufangen, da weder weitere Preiserhöhungen noch eine Verlagerung der Produktion nach Asien das Problem innert nützlicher Frist hätte lösen können.

II. Falsches Vertriebsmodell: Rückblickend war das Fachhandelsmodell die falsche Wahl. Der Fachhandel hat die Produkte gegenüber alternativen Vertriebsmodellen massiv verteuert, grossen Aufwand verursacht (z.B. Probleme mit zahlungsunfähigen Händlern) und wegen meist halbherzigem Engagement bei weitem nicht den gewünschten Multiplikatoreffekt gebracht.

III. KATZ steht mit der neuen Technologie völlig allein auf weiter Flur, während der Rest der Branche weiterhin die schmierige Kettenschaltung zelebriert und wichtige Teile der Presse den täglichen Ärger mit konventionellen Antrieben schlicht totschweigt. In diesem Umfeld ist es für eine kleine Firma extrem schwierig, bestehen zu können. Ohne grössere Lobby, ohne Presseunterstützung und ohne riesige Marketing Power im Hintergrund kann der Technologie nicht zum Durchbruch verholfen werden. Vielleicht war KATZ einfach auch nur 10 Jahre zu früh auf dem Markt. Sorry wenn ich mit der Presse relativ hart ins Gericht gehe, es ist aber leider eine Tatsache dass über uns nur sehr vereinzelt in meist kurzen Berichten berichtet wurde. Das Thema alternative Antriebe hat in der Presse generell keine Priorität. Auch andere Dauerhaftigkeitsthemen, wie zum Beispiel Lagerungen von Hinterbauten, werden kaum angesprochen. Wenn ich dagegen sehe wie der 29″-Hype gepusht wird – und hat sich schon mal jemand überlegt dass sich wohl über 80% aller Mountainbiker fast nur auf Forststrassen und asphaltierten Strassen bewegen wo die grösseren Räder überhaupt keinen praxisrelevanten Vorteil haben?

IV. Ein Weiterführen der Firma wäre nur möglich gewesen, wenn innert nützlicher Frist eine gewisse Mindestgrösse erreicht worden wäre. Hierfür wären grössere Investitionen oder eine Partnerschaft mit einer starken Marke nötig gewesen. Beides konnte trotz intensiver Bemühungen bis dato nicht erreicht werden. Deshalb blieb ein Verkauf der Firma die einzige Option, die Technologie möglicherweise weiterzuführen.

V. Letztlich kann eine Firma nur überleben, wenn deren Inhaber wenigstens so viel verdienen, dass sie zumindest jede Woche den Kühlschrank füllen können. Dies war je länger je weniger möglich.

Diese Zeilen klingen sehr ernüchternd, doch zeigen sie auch, wie die Wahrheit in der Bikeindustrie teilweise aussieht. Am Ende des Tages ist sie eine gewinngetriebene Wirtschaft und die Wechselkursentwicklung hat nicht nur KATZ getroffen, sondern macht auch weltweit etablierten Unternehmen wie HILTI Schwierigkeiten.

Wir wünschen Holger Katz für seine private und berufliche Zukunft alles Gute und hoffen, dass er einen würdigen Käufer für seine Bikes finden wird. Die Kritik an der Presse nehmen wir darüber hinaus ernst!

Wer in diesem Artikel das erste Mal von KATZ Bikes gehört haben sollte, dem sei dieses Video anempfohlen:


Eurobike 2008: Katz Bikes von Thomas auf MTB-News.de

  1. benutzerbild

    KATZenfreund

    dabei seit 12/2009

    @hasifisch
    mein von Dir als riesengroß benannter Kettenkasten hat nach unten in ausgefedertem Zustand satte 24 cm clearance. Wie sieht es da mit bashguard aus? das würde mich sehr interessieren...

  2. benutzerbild

    KATZenfreund

    dabei seit 12/2009

    Ich weiss, Du hast nicht mich gefragt, aber als Speedhubfahrer beantworte ich Deine Frage...

    Zitat von Speedy: schon mal eine speedhub in einem gut funktionierenden rahmen gefahren? Zitat Ende.

    Ja, jeden Tag! Fährt sich astrein! Will nix anderes mehr...

  3. benutzerbild

    geosnow

    dabei seit 08/2010

    eigentlich eine gute idee, aber ich denke, dass gerade leute, die über 6k für bike ausgeben, auch mal gerne ein wenig daran rumschrauben.

  4. benutzerbild

    saturno

    dabei seit 11/2003

    Der Kettenkasten ist riesengroß und das/mein Bestreben bei meinem MTB, mit dem ich persönlich gern techniche Trails fahre ist es, am Tretlager möglichst wenig Material nach unten zu haben.
    Mag bei anderen anders aussehen, bei mir ist eshalt so.


    für was ist eigentlich die pflugschare von schaltwerk an deinem bike mit der absoluten bodenfreiheit in verbindung mit ner hammerschmifdt? dient die als ständer zum abstellensmiliesmilie
  5. benutzerbild

    µ_d

    dabei seit 01/2005

    für was ist eigentlich die pflugschare von schaltwerk an deinem bike mit der absoluten bodenfreiheit in verbindung mit ner hammerschmifdt? dient die als ständer zum abstellensmiliesmilie

    also mein fahrrad hat, da wo das schaltwerk ist, nen reifen der meist zuerst den boden berührt...

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