Im Test: Die Leatt C-Frame Pro Carbon Knieorthese – eine Kombination aus Orthese und Schlagschutz für vorbelastete Knie und solche, die es nicht werden wollen. Hauptaugenmerk legt Leatt hier auf die Vermeidung von Hyperextension des Knies und damit Verletzungen an Meniskus- sowie des vorderen Kreuzbandes. Eine offene C-förmige Konstruktion soll nicht nur gute Belüftung garantieren, sondern auch eine Bewegungsfreiheit ohne Anstößigkeiten am Rahmen. Entwickelt für Motocross, kann die Schiene aber auch im Mountainbikeeinsatz Sinn machen. Ein angematschtes Knie in der Testredaktion schuf eine sinnvolle Möglichkeit, die Leatt C-Frame Pro Carbon zu testen.
Leatt C-Frame Pro Carbon – Kurz & knapp
Leatt hat mit der C-Frame Pro Carbon Orthese ein Hilfsmittel für alle, die bereits vorbelastete Knie haben oder ein Tool zum Vorbeugen von Verletzungen suchen, welches gleichzeitig als Knieschoner dient. Ein steifer C-förmiger Rahmen mit Gelenk in der Mitte soll so weit anpassbar sein, dass er die Notwendigkeit einer kompletten Sonderanfertigung überflüssig macht.
Die Konstruktion der Leatt C-Frame Pro Carbon verhindert vor allem eine Hyperextension, also eine Überstreckung des Knies nach vorne, in einstellbaren 5° Schritten von 10° bis 25°. Diese Einschränkung der Beweglichkeit beim Strecken des Knies soll Hyperextension und damit Meniskus- sowie vordere Kreuzbandverletzungen verhindern. Ebenfalls soll die Orthese eine Hyperflexion, also die Überbeugung nach hinten verhindern.
Auch beim Sturz soll der integrierte Protektor das Knie zusätzlich schützen. Steigen die Kräfte auf die Orthese in Bereiche, in denen Oberschenkel- und Unterschenkelknochen gefährdet sind, verhindern Sollbruchstellen in der Konstruktion Knochenbrüche. Die Orthese auf das eigene Knie anzupassen ist dank einer Videoanleitung ziemlich simpel.
- Zertifiziert als „medical device“ nach: EU CA014741
- Zertifiziert als Knieschoner nach: Knee EN1621-1
- 3 Größen: S/M, L/XL, XXL
- Abnehmbarer Knieschoner
Preis Paar: 559 € – Preis einzeln: 289 € (UVP) | Bikemarkt: Leatt C-Frame kaufen
Technische Daten
Material | Carbon |
Verstellmöglichkeiten | Überstreckung und Überbeugung |
Verstellstufen | 5°, 10°, 15°, 20°, 25° |
Schutzfunktionen | ACL (Kreuzband), Meniskus, MCL (Innenband), Tibia (Schienbein), Femur (Oberschenkel) |
Größen | S/M, L/XL, XXL |
Zertifizierungen | EU CA014741 USA FDA 10048761 Knee EN1621-1 |
In der Hand
Wir hatten die zweite Generation der Leatt C-Frame Pro Carbon im Test. Gegenüber der ersten Version wurde der Drehmechanismus überarbeitet, um Spiel im System, welches vor allem im harten Motocross-Einsatz früher einsetzte, besser vorzubeugen.
Wie der Name schon vermuten lässt, ist die Schiene wie ein C aufgebaut und die Hauptstabilisierung gegenüber unnatürlichen Dreh- und Streckbewegungen wird im an der Knieaußenseite liegenden Gelenk mit Zahnradmechanismus erzeugt. Diese Bauweise ermöglicht ein geringeres Volumen an der Knieinnenseite, da dort das zweite Gelenk, was bei Knieorthesen eigentlich üblich ist, wegfällt. Vorteil dabei: Man stößt nicht so leicht versehentlich an den Rahmen mit der Schiene. Weiterhin liegt die Knie-Orthese am Unterschenkel ziemlich flach auf, denn so passt dieser Teil aus Carbon in der Motocross-Anwendung besser in den Stiefel. Beim Fahrradfahren bekommt man hiermit einen Schutz für zirka die Hälfte des Schienbeins. Auch ein potenzielles Einhängen an Umlenkwippen oder Dämpfern ist so minimiert.
Der bewegliche und mit abnehmbarer Knieschutzplatte versehene Mittelteil beinhaltet das Herzstück der Orthese mit den drehbaren Gelenken. Darüber liegt die in der Breite anpassbaren Schale für den Oberschenkel. Mit einem Inbusschlüssel lässt sich bei Bedarf die Weite anpassen. Ober- und Unterteil werden jeweils mit zwei Laschen um das Bein fixiert.
Gemessen am Preis verfügt die Leatt C-Frame Pro Carbon gegenüber einer Donjoy Schiene über eine weitaus bessere Ausstattung
Zusätzlich ermöglicht ein ausgeklügeltes System aus Klett und Knöpfen zum Einhängen einen leicht wiederholbaren Ablauf beim Anlegen. Für den Fall, dass es immer noch irgendwo klemmt oder wackelt, gibt es Klettpunkte, mit denen man den Schaum auf der Innenseite aufpolstern kann. Um Scheuerstellen zu vermeiden, liefert Leatt einen passenden Strumpf mit, der unter der Schiene getragen wird.
Betrachtet man die Materialien und die Fertigungsqualität der Leatt C-Frame Pro Carbon im Vergleich mit der Donjoy Schiene, die einem zumeist nach einer Knieverletzung verschrieben wird, so schneidet die Leatt in allen Belangen besser ab.
Auf dem Trail
Auch wenn die Schiene martialisch wirkt, ist sie bequemer als so mancher normale Knieschoner
Die Leatt C-Frame Pro wirkt sehr martialisch: Das liegt in der Natur der Sache von Orthesen, die Schäden an Gelenken verhindern sollen. Erstaunlicherweise fühlt sie sich gar nicht klobig an: Nach dem Anpassungsprozess schmiegt sie sich nahtlos ans Bein und fühlt sich komfortabler an als manch reguläre Knieschoner.
Anders als Knieschoner, die über den Fuß auf das Knie gezogen werden und nah an der Haut sitzen, verfügt die Leatt C-Frame Pro Carbon über eine sehr viel offenere Konstruktion. Dementsprechend entsteht wenig Hitzestau. Wem der originale Strumpf darunter trotzdem noch zu warm ist, kann auch auf einen Knieling wechseln.
Beim Pedalieren auf dem Trail fällt die Leatt C-Frame Carbon kaum noch auf. Was bei manchen kurzen Hosen manchmal stören kann, ist das Einhängen oberhalb der Knieplatte: Blockiert nicht, sieht aber manchmal etwas seltsam aus. Unter langen Hosen funktioniert die Schiene absolut einwandfrei und die Bewegung wird nicht eingeschränkt.
Haltbarkeit
Im Testzeitraum verhielt sich die Schiene komplett unauffällig. Bedenken, dass die offene Konstruktion weniger Schutz bieten würde, konnten wir nicht feststellen. Pflege hat der Mechanismus keine erhalten, grober Matsch wurde lediglich mit Wasser entfernt. Kratzern durch Stürze in den Kunststoffteilen kann man mit einer langen Hose vorbeugen.
Sehr zu begrüßen ist der Umstand, dass im Falle eines Falles jeder Teil der Schiene als Ersatzteil einzeln bestellt werden kann. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern schont auch den Geldbeutel.
Fazit zur Leatt C-Frame Pro Carbon
Egal ob als Prophylaxe oder nach einer Knieverletzung: Die Leatt C-Frame Pro Carbon passt durch gute Verstellmöglichkeiten fast an jedes Bein und kann helfen, Schmerzen und weiteren Verletzungen am Knie vorzubeugen. Besonders Fahrer mit Empfindlichkeiten im Knie oder Schwächen bei starker Streckung des Beins bietet sie Linderung und mögliche Schmerzfreiheit zu einem sehr attraktiven Preis.
Wichtiger Hinweis für die Unvernünftigen
Die Leatt C-Frame Carbon Orthese ersetzt im Falle einer Verletzung nicht den Gang zum Arzt! Wir raten jedem ausdrücklich dazu, sich im Falle einer Knieverletzung mit einem Orthopäden und Physiotherapeuten abzusprechen, ob die Konstruktion der Leatt C-Frame Carbon weitere Verletzungen verhindern kann.
Stärken
- Tragekomfort
- Anpassbarkeit
- Preis
Schwächen
- Kurze Hosen hängen sich manchmal oberhalb der Schiene ein
Testablauf
Wir hatten die Schiene über ein Jahr in kontinuierlicher Benutzung und sie musste so einiges einstecken. Neben sehr trockenen und staubigen Bedingungen von Moab bis hin zum deutschen Schneematsch-Winter musste sie sich allen Herausforderungen stellen.
Hier haben wir die Leatt C-Frame Pro Carbon getestet
- Moab Utah: Trocken bis nass und sandigem Matsch
- Deutschland, Österreich, Italien: Untergrund und Matsch in allen erdenklichen Variationen
- Testername: Jens Staudt
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht (fahrfertig): 95 kg
- Schrittlänge: 91 cm
- Armlänge: 61 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich: Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie: Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
Preisvergleich
Orthesen im Mountainbikebereich: Zu viel des Guten oder sinnvoll?
Weitere Informationen
Hersteller-Website: www.leatt.com
Text und Redaktion: Jens Staudt, Christoph Spath
Fotos: Jens Staudt, Christoph Spath
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