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Daniel Berhe hat 2008 das Lexware Team gegründet, unter anderem, um Talenten des SV Kirchzarten eine Perspektive zu bieten. Die Sponsorensuche gestaltete sich zu Beginn jedoch nicht ganz einfach.
Daniel Berhe hat 2008 das Lexware Team gegründet, unter anderem, um Talenten des SV Kirchzarten eine Perspektive zu bieten. Die Sponsorensuche gestaltete sich zu Beginn jedoch nicht ganz einfach. - Foto: Lynn Sigel
Die duale Karriere wird beim Lexware Team groß geschrieben. Fahrer wie Max Brandl gehen neben dem Sport noch einem Studium nach.
Die duale Karriere wird beim Lexware Team groß geschrieben. Fahrer wie Max Brandl gehen neben dem Sport noch einem Studium nach. - Foto: Lynn Sigel
Das Lexware Team holt junge Sportler zum Teil früh an Bord und begleitet sie dann nach „oben“. Beispiele gefällig? Markus Bauer wurde unter anderem bei Lexware ausgebildet und wurde später deutscher Marathonmeister.
Das Lexware Team holt junge Sportler zum Teil früh an Bord und begleitet sie dann nach „oben“. Beispiele gefällig? Markus Bauer wurde unter anderem bei Lexware ausgebildet und wurde später deutscher Marathonmeister. - Foto: Armin M. Küstenbrück
Marcel Fleschhut, der wie Bauer inzwischen seine Karriere beendet hat, sammelte unter anderem acht Medaillen (!) bei deutschen Meisterschaften in den Nachwuchskategorien.
Marcel Fleschhut, der wie Bauer inzwischen seine Karriere beendet hat, sammelte unter anderem acht Medaillen (!) bei deutschen Meisterschaften in den Nachwuchskategorien. - Foto: Armin M. Küstenbrück
Erhard Goller (im Hintergrund) ist eine der prägenden Figuren im deutschen MTB-Sport. Davon profitierte die XC-Szene hierzulande enorm, genauso wie das Lexware Mountainbike Team.
Erhard Goller (im Hintergrund) ist eine der prägenden Figuren im deutschen MTB-Sport. Davon profitierte die XC-Szene hierzulande enorm, genauso wie das Lexware Mountainbike Team. - Foto: Armin M. Küstenbrück
Fabian Neunstöcklin (links) trainiert David List und Max Brandl. Der in der Schweiz lebende Coach führte unter anderem schon Lars Forster in die Weltspitze.
Fabian Neunstöcklin (links) trainiert David List und Max Brandl. Der in der Schweiz lebende Coach führte unter anderem schon Lars Forster in die Weltspitze.
Gesamtsieg beim Etappenrennen Epic Israel 2018 von Max Brandl und Georg Egger. Das Duo wiederholte dieses Kunststück 2019.
Gesamtsieg beim Etappenrennen Epic Israel 2018 von Max Brandl und Georg Egger. Das Duo wiederholte dieses Kunststück 2019.
Ein Teil des Lexware Mountainbike Teams im Jahr 2020, inklusive Staff!
Ein Teil des Lexware Mountainbike Teams im Jahr 2020, inklusive Staff! - Foto: Lynn Sigel
200819 064 by Sigel klein
200819 064 by Sigel klein - Foto: Lynn Sigel
190714 03904 by Kuestenbrueck FRA LesGets XCO MU BrandlM
190714 03904 by Kuestenbrueck FRA LesGets XCO MU BrandlM
„Es gibt wirklich viele deutsche Firmen in der Bike-Industrie, aber nur wenige engagieren sich für den deutschen Mountainbikesport.“
„Es gibt wirklich viele deutsche Firmen in der Bike-Industrie, aber nur wenige engagieren sich für den deutschen Mountainbikesport.“ - Foto: Armin M. Küstenbrück
200930 275 by Sigel
200930 275 by Sigel - Foto: Lynn Sigel
170527 33765 by Sigel GER Albstadt XCO MU Egger Berhe
170527 33765 by Sigel GER Albstadt XCO MU Egger Berhe
200822 0595 by Sigel
200822 0595 by Sigel - Foto: Lynn Sigel
201003 0827 by Sigel
201003 0827 by Sigel - Foto: Lynn Sigel
Dan bei der Arbeit: Zu organisieren gibt es in so einem erfolgreichen Team zu jeder Zeit jede Menge!
Dan bei der Arbeit: Zu organisieren gibt es in so einem erfolgreichen Team zu jeder Zeit jede Menge! - Foto: Lynn Sigel
Im Sommer verbringt Dan einige Zeit im Wald mit seinem Hund. Dabei geht er in Gedanken die kommenden Rennen noch einmal durch.
Im Sommer verbringt Dan einige Zeit im Wald mit seinem Hund. Dabei geht er in Gedanken die kommenden Rennen noch einmal durch. - Foto: Lynn Sigel
181004 00023 by Kuestenbrueck ISR EpicIsrael Stage1 BerheD
181004 00023 by Kuestenbrueck ISR EpicIsrael Stage1 BerheD
200830 1020 by Sigel
200830 1020 by Sigel - Foto: Lynn Sigel
Im Jahr 2021 gibt es hier auf MTB-News einen Blog vom Lexware Mountainbike Team. Die Fahrer berichten euch dann über ihr Training, wie es bei den Rennen so lief und geben wertvolle Tipps aus dem Profi-Alltag. Wir freuen uns auf die Berichte!
Im Jahr 2021 gibt es hier auf MTB-News einen Blog vom Lexware Mountainbike Team. Die Fahrer berichten euch dann über ihr Training, wie es bei den Rennen so lief und geben wertvolle Tipps aus dem Profi-Alltag. Wir freuen uns auf die Berichte! - Foto: Armin M. Küstenbrück

Vom Nachwuchsteam zu einer der besten deutschen XC-Mannschaften – das Lexware Mountainbike Team geht 2021 in seine 14. Saison mit Top-Fahrern wie Maximilian Brandl, David List und Martin Vidaurre. In diesem Jahr, das hoffentlich mehr Rennen bereithält als das vorherige, wird uns das Lexware Team in regelmäßigen Abständen einen Blog von ihren Erfahrungen bei den Rennen, Erlebnissen im Training oder praktischen Profi-Tipps hier auf MTB-News berichten. Den Auftakt dieses Blogs bildet ein umfangreiches Interview mit Teamchef Daniel Berhe, der uns über die Anfänge des Teams, die Rolle der sozialen Medien im Profizirkus, Schwierigkeiten in der Nachwuchsarbeit und vielem mehr erzählt.

Daniel Berhe gründete 2008 das Lexware Mountainbike Team und ist seitdem Teamchef der Hochschwarzwälder Equipe. Berhe wurde 1979 in Eritrea geboren, 1980 flüchteten seine Eltern mit ihm und seinen vier Geschwistern vor dem Bürgerkrieg in Eritrea. Aufgewachsen ist der sympathische 41-Jährige in Titisee-Neustadt, studierte später Soziale Arbeit und arbeitete mehrere Jahre in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie. Inzwischen widmet er sich im Sommer dem Lexware Team und ist im Winter als Leiter einer Skischule tätig. Zum Mountainbikesport kam Berhe 1995 und hat somit in der MTB-Szene schon viel erlebt. In unserem großen Interview, zum Auftakt des „Lexware-Blogs“, stand er uns Rede und Antwort.

MTB-News: Hi Dan, beginnen wir einfach mal chronologisch im Jahr 2008. Damals hast du das Lexware Mountainbike Team gegründet. Wie kam das zustande? Was war deine Intention?

Daniel Berhe: Hallo Tobi, vielen Dank für das Interview. Ich bin schon als Teenager im SV Kirchzarten MTB- und Straßenrennen gefahren. Im Verein hat ein Trainer kurzfristig seine Arbeit beendet und mit ihm wollten auch einige Sportler aufhören. Irgendwie ist man dann auf mich gekommen und hat gefragt, ob ich nicht Lust und Zeit hätte, mich im Verein als Trainer zu engagieren. Die Aufgabe, etwas Neues aufzubauen, hat mich sehr gereizt und ich habe von Anfang an all meine freie Zeit in die Vereinsarbeit gesteckt.

Kurze Zeit später habe ich dann die komplette Leitung für den Bereich U15 bis U19 übernommen. Es dauerte nicht lange, dann waren drei Fahrer des Vereins Mitglied der U19-Nationalmannschaft und bei der WM 2008 in Val di Sole. Fabian Strecker wurde damals Vierter. Als die Jungs dann Angebote von anderen Teams erhalten haben, kam mir die Idee nach Rücksprache mit dem Verein ein eigenes Team zu gründen. Die Suche nach Sponsoren gestaltete sich jedoch nicht einfach. Ich kannte niemandem aus der Bike-Industrie und war auch nicht ein erfolgreicher & bekannter ehemaliger Rennfahrer mit besten Kontakten in die Bike-Industrie, wie Absalon, Frischknecht, Brentjens oder Näf.

Von März bis Dezember haben wir nahezu jede Woche an drei Tagen jeweils drei bis vier Stunden alphabetisch fast jede Firma mit mehr als 200 Mitarbeitern von Flensburg bis Konstanz angerufen und angeschrieben.

Einer meiner besten Freunde hat mir bei der Suche geholfen. Wir haben von null angefangen! Von März bis Dezember haben wir nahezu jede Woche an drei Tagen jeweils drei bis vier Stunden alphabetisch fast jede Firma mit mehr als 200 Mitarbeitern von Flensburg bis Konstanz angerufen und angeschrieben. Präsentationen erstellt und per Post verschickt. Wir haben im Frühjahr mit der Suche begonnen, im Dezember kam die Zusage von Lexware.

Das war alles andere als einfach und geschenkt wurde uns nichts. Man kann es nur maximal herausheben, der Kontakt mit Lexware und dessen Geschäftsführer war von Anfang an sehr nett, sie hatten einfach Interesse, sich hier in der Region im MTB-Sport zu engagieren. Lexware engagiert sich aber nicht nur bei uns, sondern auch in der Fußballschule vom SC Freiburg oder bei einer Öffentlichkeitskampagne der AWO Freiburg für Kinder in Armut.

Wir hatten in den ersten Jahren drei Bikes und ein Budget, das für einen Leasing-Teambus sowie Startgelder reichte – mehr nicht. Nach all den Jahren gestaltet sich die Suche nach Materialpartnern immer noch sehr schwierig, auch wenn wir derzeit zu den besten Teams gehören. Jammern bringt einen aber nicht weiter – man darf einfach nie den Kopf hängenlassen.

Daniel Berhe hat 2008 das Lexware Team gegründet, unter anderem, um Talenten des SV Kirchzarten eine Perspektive zu bieten. Die Sponsorensuche gestaltete sich zu Beginn jedoch nicht ganz einfach.
# Daniel Berhe hat 2008 das Lexware Team gegründet, unter anderem, um Talenten des SV Kirchzarten eine Perspektive zu bieten. Die Sponsorensuche gestaltete sich zu Beginn jedoch nicht ganz einfach. - Foto: Lynn Sigel
Diashow: Auftakt des Lexware-Blogs auf MTB-News: Teamchef Daniel Berhe im großen Interview
„Es gibt wirklich viele deutsche Firmen in der Bike-Industrie, aber nur wenige engagieren sich für den deutschen Mountainbikesport.“
Im Jahr 2021 gibt es hier auf MTB-News einen Blog vom Lexware Mountainbike Team. Die Fahrer berichten euch dann über ihr Training, wie es bei den Rennen so lief und geben wertvolle Tipps aus dem Profi-Alltag. Wir freuen uns auf die Berichte!
Die duale Karriere wird beim Lexware Team groß geschrieben. Fahrer wie Max Brandl gehen neben dem Sport noch einem Studium nach.
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Hat sich an den Grundsätzen im Laufe der Zeit etwas verändert? Stand 2020 – wie sieht die grundlegende Philosophie des Team Lexware aus?

Wir haben als Nachwuchsteam 2008 begonnen und sind jetzt ein UCI-Team. Wir haben jahrelang U19- und U23-Fahrer an die Weltspitze gebracht. Jetzt liegt unsere Motivation darin, dies auch in der Elite umzusetzen und ich glaube wir sind auf dem richtigen Weg. Weiterhin engagieren wir uns zusätzlich sehr stark im Nachwuchs. Unser Engagement im Nachwuchs werden wir nie aus den Augen verlieren.

In eurem Team legt ihr großen Wert auf die duale Karriere. Praktisch alle eure Fahrer gehen einem Studium oder einer Ausbildung nach. Gerade im MTB-Sport ist das sicher vernünftig, da eben nicht die ganz großen finanziellen Summen im Umlauf sind. Wie fördert ihr diese duale Karriere konkret? Bzw. wie ermöglichst du es deinen Sportlern den zeitintensiven Sport auszuüben, ohne dass die Ausbildung vernachlässigt wird?

Es hat auch was Gutes, dass nicht allzu viel Geld in unserem Sport steckt, somit bekommt auch die Duale Karriere einen anderen Stellenwert. All unsere Sportler üben einen Beruf aus, studieren, gehen zur Schule oder sind Angehörige der Bundeswehr bzw. Bundespolizei. Das wird vom Team gewünscht und auch unterstützt. Wir sind in sehr engem Kontakt mit den Laufbahnberatern des Olympiastützpunktes in Freiburg. Gemeinsam koordinieren wir zum Beispiel einen Umzug nach Freiburg in eine Sportler-WG, arbeiten eng mit Schulen, Hochschulen sowie Universitäten zusammen, damit die Sportler Leistungssport und Studium gut unter einen Hut bekommen.

Oftmals überschneiden sich Klausurtermine und Trainingslager sowie Rennen. Da ist es gut, wenn ohne großen Aufwand einfach mal eine Klausur verschoben oder eine Klassenarbeit auch mal im Trainingslager geschrieben werden kann. Bei uns hat bislang jeder Sportler, der auch in der Nationalmannschaft war, erfolgreich das Abitur abgeschlossen – auch wenn wir in der 10. Klasse schon mal dachten, es würde nahezu an ein Wunder grenzen, wenn der Sportler das Abitur schafft (lacht). Erstaunlicherweise bekommen aber alle Sportler die Kurve und sagen oftmals viele Jahre später, dass sie ohne den Leistungssport vielleicht niemals das Abi geschafft hätten. Sportlicher sowie schulischer Erfolg liegen sehr nah beieinander.

Die duale Karriere wird beim Lexware Team groß geschrieben. Fahrer wie Max Brandl gehen neben dem Sport noch einem Studium nach.
# Die duale Karriere wird beim Lexware Team groß geschrieben. Fahrer wie Max Brandl gehen neben dem Sport noch einem Studium nach. - Foto: Lynn Sigel

Welche Aspekte außerhalb der rein sportlichen Leistung zeichnen das Team in besonderer Form aus?

Wir sind eines der wenigen Teams mit einem branchenfremden Hauptsponsor. Wir haben mit Lexware einen Partner, der uns keinen Druck zu Top-Ergebnissen macht. Darauf sind wir sehr stolz und zudem bekommen wir von niemanden Vorgaben zu unserem Rennprogramm sowie Fahrerverpflichtungen. Wir können quasi schalten und walten, wie wir wollen. In dem World Cup-Zirkus ist das sicher eine Seltenheit, vielleicht sind wir auch das einzige Team mit solchen Freiräumen. Ich bin froh, dass dies bei uns nicht der Fall ist und ich die Fäden komplett selbst in der Hand habe. Zudem gehe ich gehe fast davon aus, dass wir im World Cup-Zirkus mit Abstand das Team mit dem geringsten Budget sind.

Wir sind kein zusammengekauftes Werksteam, dass strategisch Fahrer aus der ganzen Welt rekrutiert. Sicherlich haben wir früh Talente zu uns geholt, aber wir haben sehr viel Arbeit und Zeit in die sportliche sowie berufliche Entwicklung der jungen Sportler investiert. Wir versuchen den Sportlern ausreichend Zeit für die sportliche Entwicklung zu geben. Unsere Elite-Fahrer sind alle schon viele Jahre bei uns. Luca Schwarzbauer seit 2013, David List seit 2014, Georg Egger seit 2014, Maximilian Brandl seit 2015, Martin Vidaurre seit 2016.

Was mich aber ganz besonders freut ist, dass wir den Spagat zwischen guter Nachwuchsarbeit im SV Kirchzarten und internationalen sportlichen Erfolg im Elite-World Cup hinbekommen haben. Es ist zudem sehr schön zu sehen, dass zum Beispiel der 4-jährige Moritz aus der SV Kirchzarten-Bambini-MTB-Gruppe exakt das gleiche Team- bzw.- Vereinstrikot fahren darf wie der mehrfache deutsche Meister Maximilian Brandl.

Das Lexware Team holt junge Sportler zum Teil früh an Bord und begleitet sie dann nach „oben“. Beispiele gefällig? Markus Bauer wurde unter anderem bei Lexware ausgebildet und wurde später deutscher Marathonmeister.
# Das Lexware Team holt junge Sportler zum Teil früh an Bord und begleitet sie dann nach „oben“. Beispiele gefällig? Markus Bauer wurde unter anderem bei Lexware ausgebildet und wurde später deutscher Marathonmeister. - Foto: Armin M. Küstenbrück
Marcel Fleschhut, der wie Bauer inzwischen seine Karriere beendet hat, sammelte unter anderem acht Medaillen (!) bei deutschen Meisterschaften in den Nachwuchskategorien.
# Marcel Fleschhut, der wie Bauer inzwischen seine Karriere beendet hat, sammelte unter anderem acht Medaillen (!) bei deutschen Meisterschaften in den Nachwuchskategorien. - Foto: Armin M. Küstenbrück

Das Team hat sich seit der Gründung stets weiterentwickelt. Es gibt sicherlich einige Meilensteine, die dafür gesorgt haben, dass ihr heute wohl das beste deutsche MTB-Team seid. Aber was waren aus deiner Sicht die wichtigsten Ereignisse der letzten zwölf Jahre auf dem Weg in die internationale Spitze?

In all den Jahren durften wir viele tolle Persönlichkeiten kennenlernen. Besonders die Zusammenarbeit mit Thomas Schedewie und unserem ehemaligen Pressechef Erhard Goller war sehr besonders, immer spannend und quasi rund um die Uhr. Thomas und Erhard haben viel für den Mountainbike-Sport gemacht und wurden auch nie müde, den Sport auch medial besser vermarkten zu wollen. Leider mussten sich beide aus gesundheitlichen Gründen aus dem Sport verabschieden. Erhard Goller war von Anfang an für unsere Pressearbeit verantwortlich.

Das Dreiergespann Erhard Goller, Thomas Schediewie und Fabian Neunstöcklin hat uns extrem bereichert und auch sportlich auf ein anderes Level gebracht.

Zu beiden pflegen wir heute noch ein freundschaftliches Verhältnis. Thomas Schedewie hat damals eine zeitlang unseren Sportler Marcel Fleschhut und später Max Brandl trainiert. Thomas hat uns auch Fabian Neunstöcklin vorgestellt. Fabian trainiert schon länger Max Brandl und David List und ist maßgeblich für den Erfolg der beiden Jungs verantwortlich. Mit Fabian haben wir einen Gefährten gefunden, der sich ebenfalls 24/7 für den Mountainbike-Sport und die Sportler einsetzt. Das Dreiergespann Erhard Goller, Thomas Schediewie und Fabian Neunstöcklin hat uns extrem bereichert und auch sportlich auf ein anderes Level gebracht.

Rein sportlich gab es auch Meilensteine. Wir haben in den letzten Jahren mehr als 20 Deutsche Meistertitel eingefahren, neun EM- und acht WM-Medaillen gewonnen sowie den Weltmeistertitel bei den Junioren. Sicherlich waren aber die fünf deutschen Meistertitel, die wir in Saalhausen gewonnen haben sowie die fünf WM-Medaillen 2010 sehr herausragende Momente! Auch der Sieg beim Sieg beim Epic Israel war eine feine Sache. Ein Etappenrennen zu gewinnen ist etwas besonderes. Unsere jüngsten Erfolge bei deutschen Meisterschaften waren auch richtig cool. Wir haben in Obergessertshausen alle männlichen Klassen (U19/U23/Elite) sowie den deutschen Meister Titel im Marathon gewonnen – mehr geht nicht! Fehler werden aber oftmals im Erfolg gemacht – daher wollen wir uns nicht auf unseren Erfolgen ausruhen.

Erhard Goller (im Hintergrund) ist eine der prägenden Figuren im deutschen MTB-Sport. Davon profitierte die XC-Szene hierzulande enorm, genauso wie das Lexware Mountainbike Team.
# Erhard Goller (im Hintergrund) ist eine der prägenden Figuren im deutschen MTB-Sport. Davon profitierte die XC-Szene hierzulande enorm, genauso wie das Lexware Mountainbike Team. - Foto: Armin M. Küstenbrück
Fabian Neunstöcklin (links) trainiert David List und Max Brandl. Der in der Schweiz lebende Coach führte unter anderem schon Lars Forster in die Weltspitze.
# Fabian Neunstöcklin (links) trainiert David List und Max Brandl. Der in der Schweiz lebende Coach führte unter anderem schon Lars Forster in die Weltspitze.
Gesamtsieg beim Etappenrennen Epic Israel 2018 von Max Brandl und Georg Egger. Das Duo wiederholte dieses Kunststück 2019.
# Gesamtsieg beim Etappenrennen Epic Israel 2018 von Max Brandl und Georg Egger. Das Duo wiederholte dieses Kunststück 2019.

Eine erstmalige Olympiateilnahme fürs Lexware-Team scheint zum Greifen nah. Die aktuell besten Chancen auf einen Start in Tokio hat aus deutscher Sicht sicherlich Max Brandl aus deinen Reihen. Was würde eine Olympiateilnahme für dich und euer Team bedeuten?

Das wäre zum Beispiel auch ein weiterer Meilenstein (lacht). Zumal wir noch mit Martin Vidaurre einen weiteren Fahrer mit einem sicheren Startplatz für Tokio im Team haben. Auch Georg Egger, Luca Schwarzbauer und David List haben gute Karten für die Spiele in Japan. Aber die Teilnahme in Tokio ist nur ein Zwischenschritt. Das Ziel ist, zu den Besten bei den Weltcups und internationalen Meisterschaften zu gehören.

Zurück zu eurem Team: Wie dürfen wir uns denn eure Strukturen vorstellen? Wie viele Personen sind in der Arbeitswelt des Lexware-Teams integriert?

Unser reiner Betreuerstab ist nicht so groß, wie sich das viele vorstellen. Mehr als eine Handvoll Menschen sind nicht involviert. Einer meiner besten Freunde unterstützt mich seit Jahren im Hintergrund bei Planungen und strategischen Entscheidungen. Es ist immer gut, sich mit engen Freunden auszutauschen.

Nun zum Team hinter dem Team. Da werden wir von einer Physiotherapeutin, zwei Mechanikern sowie unserer Pressechefin unterstützt – das wars. Bei uns hat keiner der Betreuer mit viel Erfahrung als Mechaniker oder Physio angefangen. Alle haben sich in den letzten Jahren top entwickelt. Bei uns gehören nicht nur die Fahrer inzwischen zu den besten der Welt, sondern auch unsere Betreuer. Ich bin wirklich froh und stolz, was für ein Team wir geschaffen haben! Ich finde es cool mitzuerleben wie sich Menschen entwickeln, wenn man sie fördert, fordert und ihnen eine Chance gibt.

Ein Teil des Lexware Mountainbike Teams im Jahr 2020, inklusive Staff!
# Ein Teil des Lexware Mountainbike Teams im Jahr 2020, inklusive Staff! - Foto: Lynn Sigel
200819 064 by Sigel klein
# 200819 064 by Sigel klein - Foto: Lynn Sigel
190714 03904 by Kuestenbrueck FRA LesGets XCO MU BrandlM
# 190714 03904 by Kuestenbrueck FRA LesGets XCO MU BrandlM

Wie gestaltet ihr das Training und die Rennplanung?

Die Renn -und Trainingsplanung liegt in der Hand der Sportler. Sie selbst entscheiden, wann und wo sie starten. Aber die Ziele der Sportler, World Cups und Meisterschaften, stimmen mit unseren überein. Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist auch sehr wichtig. Niemand kennt die Sportler besser als die eigenen Eltern. Ein freundliches, offenes sowie ehrliches Miteinander ist die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit!

Du hast in den 12 Jahren als Teamchef viel erlebt. Was war die kurioseste Geschichte, die du mitgemacht hast?

Stimmt, mit diesen Geschichten könnte ich ganze Abende füllen, aber eine ist mir noch sehr gut in Erinnerung geblieben: Wir waren eine Woche vor dem World Cup in Albstadt bei einem Testrennen in Italien. Einer unser Teamfahrer hat spontan beim Trainieren einen Stop in einem Tattoostudio eingelegt und sich ein Tattoo über den gesamten Rücken stechen lassen. Erzählt hat er davon niemandem. Wir haben uns nur gewundert, dass er etwas später zum Essen kam, uns aber nichts weiter dabei gedacht. Das Ganze kam dann aber erst beim World Cup in Albstadt raus. Die anderen Jungs haben den Mund das gesamte Wochenende nicht mehr zu bekommen und ich kam ehrlich gesagt aus dem Staunen nur schwer raus.

Anderes Thema: Du bist schon lange mit der MTB-Szene verbunden. Der Sport und die Branche haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Seit geraumer Zeit wandert ein Großteil des Marketingbudgets der Hersteller in den E-Bike-Sektor. Für XC-Teams erschwert das massiv die Sponsorensuche. Hinterlässt diese Neuorientierung der Branche bei euch Spuren?

Sicherlich gibt es da einen Wandel, aber wir haben wie jedes Jahr irgendwelche Probleme bei der Suche nach Materialsponsoren – egal ob Corona, Neuorientierung im E-Bike-Sektor oder was anderes. Es gibt wirklich viele deutsche Firmen in der Bike-Industrie, aber nur wenige engagieren sich für den deutschen Mountainbikesport. Bei unseren befreundeten Teams in Frankreich, Schweiz oder Österreich sieht es da anderes aus. Dort hat der Nationalpatriotismus einen ganz anderen Stellenwert. Aber wie gesagt – nicht jammern, sondern einfach weitermachen (lacht). Zudem sind wir davon überzeugt, dass, wenn wir entsprechende Aufmerksamkeit durch top Ergebnisse erzielen, die Sponsorensuche einfacher wird.

„Es gibt wirklich viele deutsche Firmen in der Bike-Industrie, aber nur wenige engagieren sich für den deutschen Mountainbikesport.“
# „Es gibt wirklich viele deutsche Firmen in der Bike-Industrie, aber nur wenige engagieren sich für den deutschen Mountainbikesport.“ - Foto: Armin M. Küstenbrück
200930 275 by Sigel
# 200930 275 by Sigel - Foto: Lynn Sigel
170527 33765 by Sigel GER Albstadt XCO MU Egger Berhe
# 170527 33765 by Sigel GER Albstadt XCO MU Egger Berhe

Was glaubst du, wie sich die Branche in der Zukunft weiterentwickeln wird?

Wahrscheinlich wird es immer Rennsport geben und daher auch immer Hersteller, die in den Sport investieren. Ob es einmal so einen krassen Hype wie in den 90er-Jahren gibt ist fraglich, aber vielleicht sieht die deutsche MTB-Welt anders aus, wenn ein deutscher Fahrer einen Weltcup gewinnt oder vielleicht 2024 bei Olympia auf dem Podium steht.

Inwiefern spielen auch die sozialen Medien eine Rolle?

Die Rolle der sozialen Medien wird sicherlich immer wichtiger. Die Fans bzw. Menschen informieren sich hauptsächlich via Instagram und Facebook. Für die Sponsoren sind die sozialen Medien auch ein wichtiges Marketingtool. Daher ist es wichtig, dass wir uns dort gut aufstellen. Sportliche Erfolge sind wichtig, Follower aber auch. Wir haben aber keinen Bock Follower zu kaufen, damit wir mehr Likes generieren – das Geld stecke ich lieber in ein Team-Trainingslager. Wie gesagt, Follower sind wichtig, aber wenn ich beim World Cup im Mittelfeld rumfahre, kann ich so viel Follower haben wie ich will – das lässt sich halt nicht so gut vermarkten. Am Ende müssen der sportliche Erfolg sowie das Engagement in den sozialen Medien übereinstimmen.

Unabhängig von der Sponsorensituation bleibt aber auch der Nachwuchs aus. Das ist nur bedingt ein Problem des MTB-Sports, sondern – etwas vereinfacht gesagt – ein gesellschaftliches Phänomen. Immer weniger Kinder und Jugendliche treten Sportvereinen bei. Wie kann der MTB-Sport dem entgegenwirken?

Die Kinder haben schlichtweg einfach viel weniger Zeit als früher. Immer mehr Kids machen das Abitur und die Anforderungen in der Schule werden auch nicht weniger. Mein Patenkind zum Beispiel ist jetzt in der fünften Klasse und eigentlich immer am Lernen. Egal ob am Wochenende oder an Feiertagen. Selbst in den Urlaub wird Material zum Lernen mitgenommen. Lediglich die Hausaufgaben zu erledigen, reicht bei weitem nicht mehr aus. In meiner Jugend habe ich meine Schulsachen nur von Montag bis Freitag gesehen bzw. in die Hand genommen und das nur vormittags (lacht). In den Ferien wusste ich teilweise nicht mal, wo mein Schulranzen steht. Allerdings war ich auch kein Musterschüler (lacht).

Ach ja, zudem braucht ein 11-jähriger Sportler keine Homepage oder kein Facebook-Sportlerprofil und auch keinen Athleten-Instagram-Account.

Da die Kids zu wenig Zeit haben, ist es schwer, auf mehreren Hochzeiten zu tanzen. Fußball, Karate, Skilanglauf, Klavier und MTB sowie Schule von 08:00 Uhr bis 15:00 Uhr mit Hausaufgaben und schweren Klausuren funktioniert nicht mehr – zumindest nicht im Leistungssport. Sicherlich würde ich meine Kinder auch polysportiv ausbilden, aber irgendwann muss man sich genauer orientieren bzw. festlegen. Ich kann ja auch nicht eine Ausbildung zum Zimmermann und Maurer machen und parallel noch Medizin studieren.

Ich persönlich finde die Vereinswelt, wie ich sie als Kind kennenlernen durfte, prima. Jeder konnte mit wenig Mitteln am sportlichen Vereinsleben teilhaben. Vielleicht schweife ich jetzt etwas ab, aber die Kids brauchen ein Vereinstraining mit einem ganzjährigen Trainingsangebot von zwei- bis dreimal in der Woche. Zudem benötigen wir national viel mehr Vereine, die kleine Rennen für Kids ausrichten. Bei uns im Hochschwarzwald gibt es zum Beispiel den Schwarzwälder Kids Cup. Der ursprüngliche Gedanke war damals, dass niemand im Hochschwarzwald länger als eine Stunde zu einem Rennen anreisen muss. Wenn es solche Formate in ganz Deutschland geben würde, würde man sicherlich auch mehr Talente entdecken. Es kann mir niemand erzählen, dass es in der Schweiz oder Frankreich bessere Talente als in Deutschland gibt. Am Ende liegt es an der Förderung in den Vereinen, bzw. am Ehrenamt der Trainer und Vereinsfunktionäre. Zudem geht ohne Eltern gar nichts. Eltern sind die Sponsoren der ersten Stunde.

Sicherlich wird nicht jeder aus dem Verein Weltmeister, aber wir brauchen gute Trainer, top ausgebildete Fahrtechnik-Trainer, gute und interessante Fahrtechnik-Angebote und Betreuer am besten mit Rennsport-Erfahrung. Die müssen ja auch irgendwo herkommen, oder? In der Regel sind das ehemalige Rennfahrer aus den Vereinen, die nicht den Sprung zu den Profis geschafft haben. Es braucht nicht nur den einzelnen Sportler, jeder Sportler braucht vor allem in jungen Jahren auch Freunde, mit denen er seine Bike-Erlebnisse teilen kann. David List und Max Brandl fahren ja auch nicht jeweils alleine fünf Stunden Rennrad – nein, sie trainieren zusammen, da Sport gemeinsam einfach mehr Freude bereitet.

Ach ja, zudem braucht ein 11-jähriger Sportler keine Homepage oder kein Facebook-Sportlerprofil und auch keinen Athleten-Instagram-Account. Auch Highend-Material halte ich in den Nachwuchsklassen nicht für sinnvoll. Es gibt Rennen, da fahren U15-Fahrer mit teurerem Material rum als unser Junioren-Weltmeister Lennart. Schon verrückt, oder? Der letzte Absatz beantwortet zwar nicht deine Frage, aber das wollte ich schon immer mal loswerden (lacht).

200822 0595 by Sigel
# 200822 0595 by Sigel - Foto: Lynn Sigel
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# 201003 0827 by Sigel - Foto: Lynn Sigel

Euer Team war jahrelang ein reines Nachwuchsteam. Auch jetzt habt ihr noch ein besonderes Augenmerk auf der Förderung junger Talente. Mit dem SV Kirchzarten arbeitest du auch eng zusammen und gibst wöchentlich Training. Wie versuchst du einerseits die Kids bei der Stange zu halten und andererseits sie so zu fördern, dass sie im Idealfall in einigen Jahren für dein eigenes Team in die Pedale treten können?

Wie bereits erwähnt, ist es nicht einfach, Vereinsarbeit, Bike-Schule und das Lexware-UCI-Team zu vereinen, aber wir bekommen das sehr gut hin, da sich jeder nicht so sehr in den Vordergrund stellt und sich für unersetzbar hält. Wir versuchen alle an einem Strang zu ziehen. Leider bin ich aus zeitlichen Gründen nur noch als Springer im Training tätig. Für die Kids sind Trainingsgruppen sowie die Identifikation mit dem Verein bzw. Team enorm wichtig. Unsere Trainer im Verein machen einen unglaublich guten Job. Manchmal ist es sicherlich einfacher, einen Sack Flöhe als die Kids auf dem Bike zusammenzuhalten. Ich bin auch immer wieder erstaunt, wie viele Kids bei jedem Wetter zum Training erscheinen – egal ob Regen oder Schnee!

Zudem sind greifbare und nahbare Vorbilder für die Kids essentiell. Es kann auch schon mal gut sein, dass Max Brandl, Martin Vidaurre oder David List mal beim Renntraining auftauchen und den Kids den ein oder anderen Trick auf dem Bike zeigen oder einfach mal erzählen, wie es beim Etappenrennen in Israel oder beim World Cup in den USA war. Max und David zum Beispiel heben nicht ab und verlieren auch nicht den Bezug zur Basis und die Kids erleben ihre Vorbilder hautnah! Für mich ist es immer wichtig, Menschen zusammen zu bringen.

Wechseln wir noch einmal das Thema: Du warst früher selbst als Mountainbiker unter anderem in der Bundesliga aktiv. Wie und wann bist du zu dem Sport gekommen?

Das ist schon ein paar Tage her. Mit 14 Jahren habe ich in den Schulferien im Altenpflegeheim gearbeitet. Mit den verdienten 600 DM bin ich zu unserem Bike Shop und habe mir ein blaues Scott Montego für 595 DM gekauft. Meine Mutter ist ausgeflippt, aber das Bike war schon bezahlt. Von den restlichen fünf DM habe ich mir sehr viel Eis und Cola gekauft. Ich bin in Titisee-Neustadt, circa 150 Meter Liftlinie von der heutigen MTB-Bundesliga-Strecke aufgewachsen. Dort fand schon damals ein MTB-Rennen statt. Das Rennen lief ganz gut und ich wurde Zehnter. Ich hatte immer coole Freunde, die mich unterstützten. Bike-Material war teuer und meine restlichen 5 Mark gingen ja für Eis und Cola drauf. Steffen, einer meiner besten Freunde hat mir damals auch sein Bike geliehen, damit ich bei der Baden-Württembergischen Meisterschaft teilnehmen konnte. Mein Bike war zu dem Zeitpunkt leider kaputt. Von ihm kam auch der Rat, zum SV Kirchzarten zu wechseln.

In Kirchzarten wurde ich sehr freundlich aufgenommen auch sofort mit Material unterstützt. Fortan habe ich mit Roman und Achim Schlosser sowie einer kleinen feinen Gruppe regelmäßig trainiert und bin dann im regionalen Scott Team MTB- und Rennrad-Rennen in ganz Europa gefahren. Ohne Verein wäre dies auch niemals möglich gewesen.

Dan bei der Arbeit: Zu organisieren gibt es in so einem erfolgreichen Team zu jeder Zeit jede Menge!
# Dan bei der Arbeit: Zu organisieren gibt es in so einem erfolgreichen Team zu jeder Zeit jede Menge! - Foto: Lynn Sigel

Du bist Diplom-Sozialpädagoge, arbeitest einen Großteil der Woche für das Lexware Team und bist im Winter Leiter einer Wintersportschule. Wir können wir uns denn eine Woche des Dan Berhe im Sommer und im Winter so vorstellen?

Bis vor wenigen Jahren habe ich zu 80 Prozent in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet. Jedoch fast nur im Nachtdienst, damit ich tagsüber den Renn- sowie Trainingsbetrieb im Team und Verein organisieren konnte.

Meine Wochen im Winter unterscheiden sich deutlich von den Wochen im Sommer. Im Winter sieht es wie folgt aus: Seit 2016 betreibe ich eine der größten Skischulen Deutschlands. Wir sind 240 Skilehrer und im Skischulbüro habe ich fünf Personen in Vollzeit angesellt. An guten Tagen arbeiten bei uns täglich ca. 80 Skilehrer. Im Winter bin ich in der Regel ab dem 01.12. bis 15.04. sieben Tage die Woche von 08:00 Uhr bis 18:00 Uhr in der Skischule. Ich koordiniere das alles, schaue, dass jeder Skilehrer zu seinem Gast kommt und kümmere mich um die gesamte administrative Abwicklung in der Skischule und direkt am Berg.

Der November dient als Vorbereitung für die Skischule – da muss ich nicht vor Ort sein, aber vieles vorab organisieren. Im Team läuft es zu dem Zeitpunkt etwas ruhiger, aber nur, wenn ich bis dahin auch alle Vorkehrungen für das kommenden Jahr wie zum Beispiel Rennplanung, Materialbestellung, Fahrerverträge, Hotel- und Flugbuchungen usw. bis November schon erledigt habe – was auch ein maximaler Spagat und nicht so easy ist. Aufgrund der Corona-Krise habe ich diesen Winter etwas mehr Luft – das ist auch mal gut.

Nach einem „Matschrennen“ wie der DM in Obergessertshausen kann das schon mal einen Tag dauern, bis die ganzen Zelte wieder sauber und trocken sind.

Im Sommer stehe ich in der Regel um 06:30 Uhr auf. Sitze von 07:00 Uhr bis 08:00 Uhr am Mac und bearbeite Emails mit allen möglichen Themen. Spätestens um 08:00 Uhr bin ich zwei bis drei Stunden mit meinem Hund Bailey im Wald unterwegs. Bei den Spaziergängen finde ich die Zeit, meine Gedanken bezüglich der Rennplanung usw. zu sortieren. Die Rennplanung steht zwar meistens schon im Herbst, aber diese wird bei so vielen Sportlern immer wieder neu angepasst. Beispielsweise Krankheiten oder Klausuren zwingen uns dazu, immer wieder flexibel zu sein. Fast täglich telefoniere beim Spaziergang daher mit Sportlern, Trainern oder Sponsoren.

Von ca. 11:00 bis ca. 14:00 Uhr oder 15:00 Uhr sitze ich dann wieder an Emails oder bin am Telefon. Mittags versuche ich aufs Bike zu gehen, aber das klappt leider nur sehr selten. Meistens fahre ich ins Teamlager und muss die Teamfahrzeuge entweder be- oder entladen. Nach einem „Matschrennen“ wie der DM in Obergessertshausen kann das schon mal einen Tag dauern, bis die ganzen Zelte wieder sauber und trocken sind. Die Teamfahrer kommen während der Saison auch ca. ein- bis zweimal die Woche ins Lager um ihre Bikes checken zu lassen und nehmen eventuell noch ein paar Ersatzteile mit.

Die Sportler, die nicht in Freiburg leben, werden immer mit Materialpaketen per Post von mir versorgt. Oftmals ist mein Tag gefüllt durch Vereins-, Sportler-, Trainer-, Sponsoren- oder Elterngespräche. Zudem bin ich unter dem Jahr fast jedes Wochenenden mit dem Team unterwegs. Zu den World Cups reisen wir in der Regel mittwochs oder donnerstags. Leider bin ich immer zuviel am Telefon oder am Mac. Meinen Mac und mein Handy habe ich immer dabei. Emails versuche ich immer schnell zu beantworten und jedes Telefonat anzunehmen bzw. sehr zeitnah zurückzurufen. An freien Tagen gebe ich dann entweder Fahrtechnik-Trainings in meiner eigenen Mountainbike-Schule oder ich bin im Bike Park.

Im Sommer verbringt Dan einige Zeit im Wald mit seinem Hund. Dabei geht er in Gedanken die kommenden Rennen noch einmal durch.
# Im Sommer verbringt Dan einige Zeit im Wald mit seinem Hund. Dabei geht er in Gedanken die kommenden Rennen noch einmal durch. - Foto: Lynn Sigel
181004 00023 by Kuestenbrueck ISR EpicIsrael Stage1 BerheD
# 181004 00023 by Kuestenbrueck ISR EpicIsrael Stage1 BerheD
200830 1020 by Sigel
# 200830 1020 by Sigel - Foto: Lynn Sigel

Abschließende Frage: Das Lexware-Team wird 2021 in regelmäßigen Abständen einen Blog für MTB-News schreiben. Erzähl uns doch kurz in ein oder zwei Sätzen – ohne zu viel zu verraten – auf was für Storys wir uns freuen dürfen?

Wir wollen euch in den nächsten Wochen und Monaten Einblick in unsere Vorbereitungsphase auf das Olympische Jahr geben. Wir nehmen euch mit zum Training, Bikefitting und vieles mehr. Zudem werden unsere Teamfahrer von den World Cups berichten. Wir freuen uns schon auf die Saison mit euch.

Das klingt vielversprechend. Wir freuen uns auf die Blogs! Vielen Dank fürs Interview!

Vielen Dank für das nette Gespräche und bis bald – hoffentlich auf dem Bike!

Im Jahr 2021 gibt es hier auf MTB-News einen Blog vom Lexware Mountainbike Team. Die Fahrer berichten euch dann über ihr Training, wie es bei den Rennen so lief und geben wertvolle Tipps aus dem Profi-Alltag. Wir freuen uns auf die Berichte!
# Im Jahr 2021 gibt es hier auf MTB-News einen Blog vom Lexware Mountainbike Team. Die Fahrer berichten euch dann über ihr Training, wie es bei den Rennen so lief und geben wertvolle Tipps aus dem Profi-Alltag. Wir freuen uns auf die Berichte! - Foto: Armin M. Küstenbrück

Freut ihr euch schon auf die Blog-Berichte des Lexware Mountainbike Teams?

  1. benutzerbild

    punky

    dabei seit 04/2003

    https://www.germantechnologyracingteam.com/
    Soll das ein Beispiel sein für Cube Sponsoring? Das hat mit Sponsoring nur wenig zu tun...
  2. benutzerbild

    lemonsoda

    dabei seit 06/2013

    sehr starkes Interview!

  3. benutzerbild

    fone

    dabei seit 09/2003

    Ich so:


    und dann so: Achso!!! XC.

  4. benutzerbild

    getFreaky

    dabei seit 07/2006

    Ja im Straßernradsport...

    Ist in Ö nicht besser. KTM hat seit nicht allzu langer Zeit ein Team, sonst? Simplon, Nakita, Genesis usw... (sei jetzt mal dahingestellt welcher internationale Stellenwert, Athleten müssen erstmal froh sein, vielleicht würds auch der Produktentwicklung helfen).

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