Markus Pekoll entfloh dem Winter in Österreich und flog nach Chile, um sich bei bestem Wetter auf die Saison vorzubereiten. Zusammen mit seinem Fotografen Armin Walcher und seinem Mechaniker Michi nutzte er drei Wochen lang die Trails im Bikepark für sein Training. Was er dabei alles erlebt hat berichtet er hier in seinem ersten Blog der Saison.
Was weiß ein Österreicher wie ich über Chile? Er kennt die Anden, hat das Unentschieden bei der Fußball-WM 1998 gesehen und weiß über das Grubenunglück mit beispielloser Rettungsaktion Bescheid. Das war es auch schon wieder, wenn es nach mir geht. Aber jetzt weiß ich mehr darüber. Viel mehr… Warum Chile? Ich war in Neuseeland und war mir eigentlich im Klaren, dass man, wenn man drei Wochen oder mehr durchgehend professionell Downhill trainieren will, keinen viel besseren Platz finden kann. Hier die Antwort!
Während bei uns der Winter Einzug hält, betreibt Pedro, Mastermind hinter der neuen Marzocchi 380 und dem Moto Dämpfer, eine Tuningfirma für Motocross und MTB-Suspension in Santiago de Chile. Schon vor zwei Jahren sprach er über das „Team Chile“, doch nach zwei Trainingslagern in Neuseeland war für mich klar, dass ich den Winter wieder einmal zu Hause verbringen möchte. In der letztjährigen Rennsaison kamen wir wieder ins Gespräch und ich freundete mich erstmals mit dem Gedanken an, meine Trainingszelte in Chile aufzuschlagen.
Ich setzte mich also mit meinem Team zusammen, wir besprachen das Ganze und überlegten, was es für Möglichkeiten gab. Die Informationen aus Chile waren anfangs eher rar und mich beschlich immer mehr das Gefühl, dass dieses Vorhaben ein sprichwörtlicher „Sprung ins kalte Wasser“ ist. Mir war von Anfang an klar, dass bei diesem Trainingslager mein Mechaniker Michi dabei sein muss. Deshalb fragte ich bei Red Bull an, ob sie eventuell den Flug von Michi finanzieren würden. Und so kam es, dass Red Bull nicht nur meinem Mechaniker Flügel verlieh, sondern auch meinem Fotografen. Die Bilder davon könnt ihr dann in der Aprilausgabe des Red Bulletin betrachten – und ich sag euch: ansehen lohnt sich! In diesem Sinne noch einmal DANKE an mein Team und Red Bull für das Ermöglichen dieses ultimativ geilen Trainingslagers!
Aus dem verschneiten Österreich mit Minustemperaturen flogen wir also nach Santiago, wo uns gleich einmal 35 Grad Celsius inklusive Ozonloch empfingen. Doch was wir in den kommenden drei Wochen erlebten, muss ich jetzt möglichst kompakt zusammenfassen, weil der Text sonst viel zu lang werden würde.
Die Hilfsbereitschaft in Chile kennt wirklich keine Grenzen. Als Beispiel: Leo betreibt eine Hobbywerkstatt, kümmert sich liebevoll um seine Familie und hält die aufstrebende Bike-Szene im Ort Curico zusammen. Er kümmert sich auch um die Jungen, damit sich ihr Alkohol- und Graskonsum in Grenzen hält und sie auf dem rechten Weg bleiben. Und bei all dieser auferlegten Bürde überlässt er Michi und mir sein Ehebett, schläft auf der Couch und organisiert nebenbei unseren Trip. Im Bikepark bekommen wir die Tickets umsonst, jeder will ein Selfie mit uns schießen und am Ende werden wir auch noch von einem 14-jährigen Burschen vom Feinsten begrillt. Ganz davon abgesehen, dass wir so ziemlich jede Hilfe bekommen, die wir benötigen.
Die Strecken sind einfach der Hammer, null Feuchtigkeit und vor jedem Wochenende werden sie ausgekehrt und alle Steine markiert. Außerdem gibt es riesige Shoppingmalls nur für Sportartikel, wo jeder Bike-Hersteller seinen eigenen Konzept-Store hat. Chile ist wirklich crazy!
Nach zwei Wochen mussten wir das erste Mal selbst kochen, während wir noch immer in unbekannten Häusern schliefen. Und in einem Punkt wurden wir wirklich belehrt: manchmal kann alles sehr unorganisiert und planlos sein, aber sogar in dieser Zeit hatte ich nicht einmal das Gefühl, dass mein Training nicht so war, wie ich es mir vorstellte. Ich hatte wirklich eine tolle Zeit in Chile mit einzigartigen Menschen. Deshalb noch einmal DANKE an meinen Mechaniker Michi, der sich nicht nur um mein Bike kümmerte, sondern mir auch bei der Organisation viel abnahm. Und ein großes DANKE auch an Armin Walcher, super Freund und Fotograf. Lasst die Saison beginnen – nach so einem Trip bin ich motivierter denn je.
Und ich frage mich jetzt selbst noch einmal: Was weiß ein Österreicher wie ich über Chile? Es ist 4.300 Kilometer lang. Die Wirtschaft stützt sich zu 50% auf den Kupferabbau, die andere Hälfte bringen Obst und Gemüse – denn aufgrund der extrem niedrigen Luftfeuchtigkeit können Schädlinge nicht überleben und es werden keine Pestizide gebraucht. Aber ich befürchte, Monsato wird auch dafür eine Lösung finden…
Liebe Grüße
Euer Markus
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