Endlich war es wieder so weit! Die letzten zwei Rennen der Enduro World Series standen an, mit der Trophy of Nations direkt im Anschluss. Gespannt und voller Vorfreude sind Helen und Torben nach Crans Montana zur nächsten EWS angereist. Die hochalpine Bergregion bot viel Potenzial für lange, technisch anspruchsvolle Strecken.
Beim Shakedown am Dienstag ergab sich wieder die Gelegenheit, etwas mit dem Untergrund warmzuwerden. Jedoch war das laut Wettervorhersage wohl der letzte staubige Tag. Die beiden mussten in der Woche viel Regen und eventuell Schnee erwarten.
Freitag: Streckentraining
Den Auftakt des Enduro World Series-Rennwochenendes stellte das Streckentraining am Freitag dar. Zunächst standen drei Stages auf dem Programm. Die vierte, welche insgesamt doppelt gefahren wurde, durften Helen und Torben dann am Samstag vor der Prostage trainieren.
Die Charakteristik der Strecken lässt sich in Crans Montana ganz einfach beschreiben: Schnelle, grobe Bikepark-Strecken, gespickt mit anspruchsvollen Tretpassagen. Während des Trainings blieb der Regen überraschenderweise aus, weshalb der Boden staubtrocken und die Wurzeln und Steine sehr griffig waren.
Stage 2 startete oberhalb der Baumgrenze mit einer schnellen Tretpassage auf einer holprigen Wiese. Der Trail mündete dann in eine zunächst flowige Bikeparkstrecke – ab dort ging der Spaß los! Einige technische Features im Wald sowie sketchy Wiesenkurven am Ende verliehen der Strecke ihren Anspruch.
Im starken Kontrast dazu stand die folgende Stage. Auf der Highspeed-Strecke mit einigen Schikanen war es vor allem wichtig, vorausschauend zu fahren und alle Bremspunkte gut zu erwischen. Die vierte (und gleichzeitige Queen-)Stage stellte für alle Fahrer eine große Herausforderung dar – auf das lange, kräftezehrende Tretstück am Anfang folgte eine grobe und schnelle Downhill-Strecke. Es war wichtig, sich für die ein oder andere Schlüsselstelle, wie zum Beispiel das berüchtigte Canyon-Gap, noch einige Reserven übrigzulassen.
Insgesamt fühlten sich die beiden auf den Strecken wohl und konnten einige gute Lines abchecken. Dennoch vermissten sie auf den stark Downhill-lastigen Strecken etwas den Enduro-Charakter. Die Vorfreude aufs Rennen war dennoch groß!
Schnee am ersten Renntag
Die schlechte Wettervorhersage hatte nicht zu viel versprochen. Pünktlich zum ersten Renntag zeigten sich beim morgendlichen Blick auf die Berge schneebedeckte Hänge. Nach kurzem Update der Rennleitung stand jedoch fest, nur mit einer halben Stunde Verzögerung (8:30 Uhr) ging es auf den Berg zum Training der Prostage.
Die Prostage stach durch ihre Vielfältigkeit als klare Lieblingsstage der beiden heraus. Der Start auf offenem Gelände bestand aus vielen größeren, etwas ausgebombten Anliegerkurven und kleineren Sprüngen. Das sorgte für einen spaßigen und schnellen Einstieg.
Im Mittelteil musste auch der ein oder andere Gegenanstieg überwunden werden. Durch frische, technisch anspruchsvolle Sektionen im unteren Teil der Strecke wurde es noch mal kniffliger. Über zwei große Sprünge kamen die Fahrerinnen und Fahrer im Zentrum von Crans Montana ins Ziel. Trotz der schweren Bedingungen hatten Helen und Torben jede Menge Spaß! Auf dem ersten Drittel der Stage lag noch Schnee auf der Strecke, zwischendrin war der Boden nur noch nass und in den untersten Sektionen gab es sogar staubtrockene Kurven. Ein verrückter Mix an Konditionen – und das alles nur auf einer Stage!
Nachmittags stand das Rennen der Prostage an. Helens Start verlief gut und sie kam ohne größere Fehler in das Waldstück. Dort fuhr sie einer Fahrerin auf und verlor etwas Zeit, um diese zu überholen. Dadurch etwas aus dem Rhythmus gekommen, ging sie den restlichen Trail kontrollierter an. Sicher absolvierte sie die technischen Passagen zum Ende der Stage und sicherte sich mit ihrem Lauf den 3. Platz in der Frauen U21-Klasse.
Bei Torben verlief das Rennen leider nicht nach Plan. Ein Sturz im ersten Drittel der Stage kostete ihn viel Zeit und im unteren Teil der Strecke machte er einen weiteren Abgang. Wegen eines Defekts am Bike musste er von da an chainless bis ins Ziel rollen. Mit dem 91. Platz war seine Enttäuschung dementsprechend groß. Jedoch war das Ziel für den Folgetag klar: so viele Plätze aufholen wie möglich!
Ab zur Aufholjagd!
Am Sonntag wurden die restlichen vier Stages gefahren. Helens Start war mit einem Sturz auf der ersten Stage noch etwas durchwachsen, die Motivation für die nächsten Stages war jedoch groß. Auf der darauffolgenden schnellen, etwas kürzeren Stage 3 fühlte sie sich deutlich wohler und verlor nur knapp drei Sekunden auf die Stage-Bestzeit.
Etwas frustrierend verlief hingegen die Queenstage. Auf der langen, ruppigen Strecke fehlte ihr ein wenig die Kraft für einen wirklich sauberen Lauf. Einige technische Fahrfehler und ein weiterer Sturz kosteten sie einige Sekunden, dennoch verbuchte sie auch hier die drittschnellste Stagezeit. Auf der letzten Strecke des Tages, die bereits als Prostage am Vortag gefahren wurde, sammelte sie noch mal ihre Reserven, traf die meisten Linien und fuhr eine solide Zeit ins Ziel.
Obwohl Torben den Vortag gut hinter sich lassen konnte, fiel es ihm zunächst schwer, das richtige Mindset für das anstehende Rennen zu finden. Direkt am Anfang der ersten Stage führte ein Leichtsinnsfehler auf einer Highspeedpassage zu einem Sturz und nahm ihm den gesamten Schwung für das darauffolgende lange Ziehstück. Noch benommen von dem Sturz nahm er Speed raus und fuhr die restliche Stage sicher zu Ende.
Auf der nächsten Stage galt es deshalb erst mal, den Flow zurückzufinden. Danach konnte er sich wieder sammeln und selbstsicherer in die Queenstage starten. Die letzten beiden Stages verliefen deutlich zufriedenstellender und Torben schaffte es in zwei Split Times unter die Top 30. Insgesamt konnte er dadurch auf den 62. Platz vorfahren.
Natürlich hatte er sich deutlich mehr von dem Wochenende erhofft. Dennoch war er froh, das Rennen trotz der vielen Rückschläge durchgezogen zu haben. Gerade aus solchen Wettkämpfen kann man meistens viel lernen. Der Podiumsplatz von Helen wurde im Anschluss an das Rennen bei der Award Ceremony gebührend mit einer Champagnerdusche gefeiert!
Jetzt sind die beiden auf dem Weg von den Alpen zu den Pyrenäen für das nächste EWS-Rennen in Loudenvielle. Bis bald beim nächsten Rennbericht!
Ergebnisse EWS Crans-Montana
Alle Ergebnisse findet ihr in diesem Artikel.
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