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Anne Terpstra und Barbara Benko überzeugten als Duo schon beim Swiss Epic
Anne Terpstra und Barbara Benko überzeugten als Duo schon beim Swiss Epic - Gerne hätten die Beiden auch beim Cape Epic für Furore gesorgt.
Anne Terpstra feierte 2019 in Andorra ihren größten sportlichen Erfolg
Anne Terpstra feierte 2019 in Andorra ihren größten sportlichen Erfolg - Sie sicherte sich ihren ersten Weltcupsieg! 2020 wäre Olympia ein großes Ziel der Niderländerin gewesen. Da die Spiele nun verschoben wurden, ist ihre Krankheitspause im Frühjahr auch nicht ganz so dramatisch.
Terpstra rast auf ihrem Hardtail über die World Cup-Strecken
Terpstra rast auf ihrem Hardtail über die World Cup-Strecken - In der rennfreien Zeit will sie weiter an ihren technischen Skills arbeiten.
Nicht alles ist schlecht an der aktuellen Situation
Nicht alles ist schlecht an der aktuellen Situation - "Viele Menschen sind gezwungen über gewisse Themen nachzudenken. Es ist vielleicht gar nicht so schlecht mal eine Art von gezwungener ‚Pause‘ zu haben, weil sich sonst wenige Zeit für sich nehmen."
Mathias Flückiger gehört zweifelsohne zu den ganz Großen der Szene
Mathias Flückiger gehört zweifelsohne zu den ganz Großen der Szene - Beim Weltcup 2019 in Albstadt bezwang der Schweizer Nino Schurter und Mathieu van der Poel. Es war nach dem Sieg in Mont-Sainte-Anne im Vorjahr sein zweiter Weltcupsieg!
Für die Profis ist die aktuelle Situation motivationstechnisch nicht ganz einfach
Für die Profis ist die aktuelle Situation motivationstechnisch nicht ganz einfach - Glücklicherweise durfte Flückiger in der Schweiz noch in der Natur trainieren. "Ich trainiere auch im Winter nur sehr selten auf der Rolle. Ich weiß nicht wie lange ich das Training aufrecht erhalten hätte."
In Albstadt stand der 31-Jährige schon ganz oben auf dem Podium
In Albstadt stand der 31-Jährige schon ganz oben auf dem Podium - Gerne hätte er bei der WM wieder vom obersten Treppchen gegrüßt. Die WM in Albstadt ist nun allerdings abgesagt. Bedauerlicherweise, wie Flückiger findet.
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2019 startete Ronja Eibl in der U23-Klasse so richtig durch
2019 startete Ronja Eibl in der U23-Klasse so richtig durch - Die 20-Jährige wurde unter anderem Weltcupgesamtsiegerin!
Bei der WM in Albstadt hätte Eibl zu den Favoritinnen im U23-Rennen gezählt
Bei der WM in Albstadt hätte Eibl zu den Favoritinnen im U23-Rennen gezählt - Wie allseits bekannt, wird eine MTB-WM allerdings so schnell nicht auf deutschem Boden stattfinden.
Langweilig wird es der deutschen Nachwuchshoffnung im Training hingegen nicht
Langweilig wird es der deutschen Nachwuchshoffnung im Training hingegen nicht - "Alles in allem ist mein Trainingsplan gerade sehr abwechslungsreich."
Georg Egger (links) nach seinem Gesamtsieg beim Epic Israel gemeinsam mit Max Brandl
Georg Egger (links) nach seinem Gesamtsieg beim Epic Israel gemeinsam mit Max Brandl - Der 25-Jährige will am liebsten 2021 bei Olympia für Deutschland am Start stehen.
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Zweifelsohne, Georg Egger freut sich wieder auf die Zeit, wenn die Rennen los gehen
Zweifelsohne, Georg Egger freut sich wieder auf die Zeit, wenn die Rennen los gehen - Trotzdem betont der Bayer: "Anstatt sich über die aktuelle Situation aufzuregen, finde ich, sollte man das Beste daraus machen und easy bleiben."

Die Einschränkungen der Corona-Pandemie schränken unser gewohntes, alltägliches Leben weiterhin ein. Zwar hat die Politik in den vergangenen Tagen Lockerungen in Bezug auf die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus beschlossen, doch von einem normalen Alltag, wie wir ihn vor der weltweiten Krise kannten, sind wir immer noch ein gutes Stück entfernt – auch in der MTB-Szene. Rennen finden zur Zeit keine statt, Messen wurden abgesagt oder verschoben und unser wöchentlicher Biketreff mit den Kumpels pausiert auch seit geraumer Zeit. Was machen in dieser ungewissen Phase eigentlich die MTB-Profis? Wie bereitet sich ein Weltcupsieger wie Mathias Flückiger auf Rennen vor, die eigentlich gar nicht stattfinden? Und wie motivieren sich Anne Terpstra und Co. für das harte Training? – Wir haben bei vier XC-Piloten nachgefragt!

Anmerkung: Einige Stimmen holten wir uns vor einigen Tagen ein. Inzwischen wurden Coronabeschränkungen teilweise gelockert oder geändert. Außerdem stehen seit vergangenem Freitag (15. Mai 2020) der aktualisierte World Cup-Kalender sowie ein neuer WM-Termin fest.

Anne Terpstra: „Stressfrei ausprobieren, wie mein Leben ohne Leistungssport so wäre …“

Anne Terpstra gehört zweifelsohne zu den besten XC-Racerinnen der Welt. Im vergangenen Jahr sicherte sich die sympathische Niederländerin in Andorra ihren ersten Weltcupsieg und wollte 2020, im olympischen Jahr, selbstverständlich wieder voll angreifen. Doch auch für Terpstra, die für das Ghost Factory Racing Team unterwegs ist, kam vieles komplett anders.

Terpstra und Barbara Benko scharrten Anfang März schon mit den Hufen in Südafrika – zum ersten Mal wollte das Duo das Cape Epic gemeinsam bestreiten. Klar, beide Fahrerinnen hätten zweifelsfrei zu den Podiumskandidatinnen gezählt, obwohl die Konkurrenz in diesem Jahr wohl besonders stark einzuschätzen gewesen wäre. Das Ghost-Team gab allerdings aufgrund der weltweiten Corona-Entwicklung kurz vor der offiziellen Absage des Events ihren Startverzicht bekannt. Zu unsicher war die weltweite Situation mit Reisebeschränkungen.

Anne Terpstra und Barbara Benko überzeugten als Duo schon beim Swiss Epic
# Anne Terpstra und Barbara Benko überzeugten als Duo schon beim Swiss Epic - Gerne hätten die Beiden auch beim Cape Epic für Furore gesorgt.

Für Terpstra ging es zurück in die Heimat – genau genommen nach Waldsassen. Dort lebt sie seit einiger Zeit in der Nähe des Headquarters des Herstellers Ghost. Wir unterhielten uns bereits vor zweieinhalb Wochen mit der Weltranglistendritten über die aktuelle Situation. Wie sieht denn ein Alltag in einer derart ungewohnten Situation bei einem MTB-Profi aus?

„Dadurch, dass es noch erlaubt ist rauszugehen um sich zu bewegen, gestaltet sich der Alltag eigentlich ähnlich wie sonst. Es gibt natürlich kein soziales Leben im Moment. Würde ich gerade viel trainieren, wäre das auch nicht ganz so schlimm. Dann bin ich nämlich echt oft sehr müde“, erzählt uns Terpstra lachend. Bedauerlicherweise war die Niederländerin zu dem Zeitpunkt ihrer Aussagen krank. „Seit wir Ende März von Südafrika heimgekommen sind, habe ich Probleme mit meiner Gesundheit. Das heißt, ich habe im März und April nicht ordentlich trainieren können. Mein Alltag besteht deswegen nur aus anderen Sachen. Ich beschäftige mich endlich mit meinen deutschen Sprachkenntnissen (Anmerkung: Das Gespräch wurde auf deutsch geführt, Terpstra spricht die Sprache fließend), koche viel mehr als wenn ich normal trainiere – denn dann kocht meistens mein Freund – und probiere neue Rezepte aus, meditiere mehr, habe herausgefunden, dass Netflix gar nicht so schlecht ist und mache einfach viele kleine Sachen im Haus. Zum Glück war ich nur drei Tage so richtig krank.“ Inzwischen hat die Ghost-Fahrerin ihr Training auch wieder umfangreich aufnehmen können.

Anne Terpstra feierte 2019 in Andorra ihren größten sportlichen Erfolg
# Anne Terpstra feierte 2019 in Andorra ihren größten sportlichen Erfolg - Sie sicherte sich ihren ersten Weltcupsieg! 2020 wäre Olympia ein großes Ziel der Niderländerin gewesen. Da die Spiele nun verschoben wurden, ist ihre Krankheitspause im Frühjahr auch nicht ganz so dramatisch.

Grundsätzlich unterscheidet sich der Trainingsalltag gar nicht extrem im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Pandemie. Während Terpstra noch krank war, bestanden ihre sportlichen Aktivitäten aus Yoga- und Dehnübungen sowie Waldspaziergängen mit reichlich Sicherheitsabstand. „Weil ich krank war, wollte ich natürlich auch keinem begegnen.“ Inzwischen verbringt die Weltcup-Siegerin auch wieder einige Einheiten auf dem Rad und absolviert fleißig Core-Übungen. Einzig dem Kraftraum bleibt Anne Terpstra gerade gezwungenermaßen fern. „Ich habe kein so schönes Home-Gym. Mein Zuhause belasse ich lieber als Ort, an dem ich mich erholen kann.“

„Ich habe kein so schönes Home-Gym. Mein Zuhause belasse ich lieber als Ort, an dem ich mich erholen kann.“

Anne Terpstra

Wie allseits bekannt, sind auch die Rennen zunächst auf eine lange Zeit abgesagt. Motivationstechnisch ist auch das nicht immer leicht zu verarbeiten. „Es ist lustig, aber ich glaube, dass das Kranksein dafür gar nicht schlecht war. Ich denke, ich hätte mich nicht jeden Tag zu 100 Prozent motivieren können, ohne zu wissen, wann ich wieder Rennen fahren kann. Aber ich freue mich riesig, jetzt wieder radzufahren. Da bin ich super heiß darauf, auch weil die Gegend hier zum Biken einfach cool ist.“ Terpstra will zunächst nach ihrer Krankheitspause wieder mit Grundlagentraining starten und Core-Training darf, wie gesagt, ebenfalls nicht fehlen. Da noch unklar ist, wann die ersten Rennen stattfinden werden, hält sich die 29-Jährige mit intensiven Einheiten noch zurück. „Stattdessen werde ich so viel wie möglich die Zeit nutzen, um an meinen technischen Skills zu arbeiten. Dafür gibt es sonst immer zu wenig Zeit. Jetzt ist es der perfekte Moment, das richtig mit ins Training einzubauen.“

Terpstra rast auf ihrem Hardtail über die World Cup-Strecken
# Terpstra rast auf ihrem Hardtail über die World Cup-Strecken - In der rennfreien Zeit will sie weiter an ihren technischen Skills arbeiten.

Neue Zielsetzungen durch die verkürzte Saison ohne Olympia und Co. hat Terpstra zunächst nicht. „Wie es jetzt gerade weitergeht ist natürlich auch noch nicht klar, deswegen glaube ich, dass das auch nicht so viel Sinn macht, über sportliche Ziele nachzudenken.“ Der Vertrag der Top-Fahrerin läuft eigentlich Ende 2020 bei Ghost aus. Ob dieser dann automatisch um ein Jahr verlängert wird, ist noch nicht sicher. Entspannter ist die spezielle Saison allemal. „Was ich auf jeden Fall sagen kann, ist, dass ich sehr dankbar dafür bin, einmal stressfrei die Chance zu bekommen, auszuprobieren, wie mein Leben ohne Leistungssport so wäre. Seit mehr als 10 Jahren – scheiße, ich werde echt alt (lacht) – fahre ich in dieser Zeit vom Jahr viele Rennen, das heißt ich kenne es gar nicht anders. Dazu wollte ich in den letzten fünf Jahren schon öfters mal aufhören. Es tut gut zu wissen, dass ich mich ohne Leistungssport auch gut fühlen würde. Dazu tut es mir vielleicht aber noch mehr gut zu wissen, dass ich jetzt noch sehr motiviert bin weiterzumachen. Nicht nur, weil ich es schon lange so mache und weil es sich einfach ergibt, sondern weil ich jetzt nochmal mehr weiß, dass ich das, was ich mache, gerne mache und ich Bock habe, weiterhin alles für meine Ziele zu tun.“

„Ich habe eigentlich erwartet, dass es unmöglich wird. Ich liebe es zu planen und fokussiert zu arbeiten, um meinen Zielen näherzukommen. Beides ist gerade nicht wirklich möglich, aber mir geht es gut damit und das freut mich.“

Anne Terpstra

Auch mit der Lockdown-Situation kann die Niederländerin gut umgehen. „Ich habe eigentlich erwartet, dass es unmöglich wird. Ich liebe es zu planen und fokussiert zu arbeiten, um meinen Zielen näherzukommen. Beides ist gerade nicht wirklich möglich, aber mir geht es gut damit und das freut mich.“ Und Terpstra denkt auch weiter, da sich schließlich nicht alles nur ums Radfahren dreht. „Ich denke, dass viele Menschen entdecken, dass die Natur einfach ganz schön ist und es gut tut, dort Zeit zu verbringen. Überall sind gerade viele Leute draußen unterwegs – das ist auch was Gutes. Viele Menschen sind gezwungen, über gewisse Themen nachzudenken. Es ist vielleicht gar nicht so schlecht, mal eine Art von gezwungener ‚Pause‘ zu haben, weil sonst wenige sich Zeit für sich nehmen.“

Nicht alles ist schlecht an der aktuellen Situation
# Nicht alles ist schlecht an der aktuellen Situation - "Viele Menschen sind gezwungen über gewisse Themen nachzudenken. Es ist vielleicht gar nicht so schlecht mal eine Art von gezwungener ‚Pause‘ zu haben, weil sich sonst wenige Zeit für sich nehmen."

Mathias Flückiger: „Ich will meinen Fahrstil anpassen – etwas mehr in Richtung Enduro …“

Eine große Vorstellung braucht es bei Mathias Flückiger nicht. Zweimaliger Weltcupsieger, viermal in den Top 3 bei XC-World Cups im vergangenen Jahr, Vizeweltmeister 2019, Schweizer Meister, U23-Weltmeister und und und. Die Liste könnte ohne Probleme verlängert werden. Der Fahrer vom Thömus RN Swiss Bike Team gehört zu den absolut Besten der Welt – und gleichzeitig ist er ein super sympathischer Typ. Der Schweizer arbeitet akribisch an seinen Zielen, ist zu jeder Zeit aber auch für einen Spaß zu haben.

2020 hätte der 31-Jährige unter Umständen den Schurters und van der Poels dieser Welt das Wasser reichen können. Die Saison 2019 hat gezeigt, dass Flückiger auf Augenhöhe mit diesen Protagonisten agieren kann. Man erinnere sich nur an das Weltcuprennen in Albstadt, in dem er den vermeintlich ganz Großen der Szene ein Schnippchen schlagen konnte und seinen zweiten Weltcupsieg einfuhr. Die Saison 2020 hätte also spannend werden können bzw. sie kann es auch noch werden, sollten im Herbst die internationalen Rennen über die Bühne gehen. Die Vorbereitungszeit fällt nun Corona-bedingt etwas ungewöhnlicher aus als sonst.

Mathias Flückiger gehört zweifelsohne zu den ganz Großen der Szene
# Mathias Flückiger gehört zweifelsohne zu den ganz Großen der Szene - Beim Weltcup 2019 in Albstadt bezwang der Schweizer Nino Schurter und Mathieu van der Poel. Es war nach dem Sieg in Mont-Sainte-Anne im Vorjahr sein zweiter Weltcupsieg!

Die fehlenden Rennen und die guten sportlichen Aussichten auf eine Saison, die dann nur halb oder unter Umständen gar nicht stattfindet, macht es auch für Spitzensportler nicht immer ganz einfach, sich massiv zu motivieren. „Ich glaube, das Wichtigste ist, sich Ziele zu setzen. Einfach in den Tag hinein leben, trainieren und das jeden Tag für die nächsten Monate, da verliert man die Freude und die Motivation, überhaupt noch zu trainieren. Es ist definitiv nicht einfach. Gut wäre, wenn wir irgendeinen Horizont hätten. Egal ob es September ist oder wann auch immer. Oder einfach ein Datum, an das man sich festklammern und darauf hin trainieren kann“, beschreibt uns Flückiger seine Gefühlslage auf die Frage, wie es um seine tägliche Motivation fürs Training stehe.

„Aber nun merke ich langsam, dass mir die Herausforderung fehlt. Ich arbeite gerne auf ein Ziel hin und momentan kann man keine größeren Ziele in Angriff nehmen.“

Mathias Flückiger

Nichtdestotrotz hat sich das Training für den Schweizer aus dem Kanton Bern kaum verändert und Positives kann er der Situation auch abgewinnen: „Zum Glück gab es bei uns in der Schweiz keinen kompletten Lockdown. Mit dem hätte ich sehr Mühe gehabt. Denn ich trainiere auch im Winter nur sehr selten auf der Rolle. Ich weiß nicht, wie lange ich das Training aufrecht erhalten hätte. Nun, so wie bei uns die Situation war, war es ganz ‚ok‘. Ganz ehrlich ein bisschen habe ich die stressfreie Zeit auch genossen. Es war sehr entspannt. Man konnte Sachen machen, die man normalerweise nur gerne machen würde. Aber nun merke ich langsam, dass mir die Herausforderung fehlt. Ich arbeite gerne auf ein Ziel hin und momentan kann man keine größeren Ziele in Angriff nehmen.“

Für die Profis ist die aktuelle Situation motivationstechnisch nicht ganz einfach
# Für die Profis ist die aktuelle Situation motivationstechnisch nicht ganz einfach - Glücklicherweise durfte Flückiger in der Schweiz noch in der Natur trainieren. "Ich trainiere auch im Winter nur sehr selten auf der Rolle. Ich weiß nicht wie lange ich das Training aufrecht erhalten hätte."

Gerade die sportlichen Ziele Flückigers sind zunächst verschoben, verändert haben sie sich durch die Coronazeit aber keinesfalls. „Klar, die WM in Albstadt war eines meiner großen Ziele. Ich weiß nun wie Siegen in Albstadt geht, wie es sich anfühlt. Und das bedauere ich nun schon sehr, dass die WM dort komplett abgesagt und nicht einfach verschoben wurde. Die Olympischen Spiele wurden ja zum Glück auf 2021 verlegt, also die liegen noch vor uns. Und ich hoffe sehr, dass das so bleibt. Wie die Zukunft aussieht, kann, glaube ich, niemand mehr sagen. Aber rechnen wir mal damit, dass es in den kommenden Monaten besser wird und wir in ein normales Leben zurückkehren können.“

In Albstadt stand der 31-Jährige schon ganz oben auf dem Podium
# In Albstadt stand der 31-Jährige schon ganz oben auf dem Podium - Gerne hätte er bei der WM wieder vom obersten Treppchen gegrüßt. Die WM in Albstadt ist nun allerdings abgesagt. Bedauerlicherweise, wie Flückiger findet.

So lange arbeitet Flückiger weiter an seiner Form. Sein Alltag verläuft, abgesehen von den fehlenden Rennen, annähernd „normal“, wie er uns erzählt. Das Training ist in großen Gruppen selbstverständlich gerade nicht möglich, Freunde treffen nur unter Einschränkungen. Trainingstechnisch versucht er aufgrund der aktuellen Situation einige Dinge anzupassen. „Ich bringe momentan meinen Körper nicht ans Limit, baue keine Höchstform auf. Dafür kann ich andere Sachen trainieren, die ich nun weniger hätte machen können in dieser Zeit. Sei dies Technik oder auch gewisse Sachen im Kraftraum.“ Flückiger führt weiter aus und geht dabei speziell auf sein Techniktraining im Gelände ein: „Ich bin sehr viel auf dem Enduro-Bike unterwegs. So lerne ich den Speed kennen, den ich mit dem XC-Bike weniger habe. Fahre ich später die gleiche Stelle bzw. den gleichen Trail mit dem XC-Bike, dann bin ich den Speed eher gewöhnt. Klar, wenn es ganz grobe Stellen sind, ist es halt einfach nicht möglich so zu fahren. Aber ich will auch meinen Fahrstil etwas anpassen. Etwas mehr in Richtung Enduro und weg vom klassischen XC-Bike-Fahrstil. Unsere Bikes erlauben das nun auch. Mehr Federweg, Dropperpost und so weiter.“

„Aber ich will auch meinen Fahrstil etwas anpassen. Etwas mehr in Richtung Enduro und weg vom klassischen XC-Bike-Fahrstil. Unsere Bikes erlauben das nun auch. Mehr Federweg, Dropperpost und so weiter.“

Mathias Flückiger

Vieles, aber nicht alles, dreht sich beim Vizeweltmeister während der Coronapause ums Radfahren, obwohl er mit einem dicken Grinsen kommentiert, dass ihm der Rennstress gerade schon etwas fehle. Trotzdem, gewisse Dinge, die er in der Vergangenheit gerne gemacht hätte, wofür aber die Zeit fehlte, sind nun möglich. Beispiele gefällig? „Trails bauen, welche mir eine bessere Infrastruktur zum Trainieren geben. Aber auch Sachen neben dem Sport. Zum Beispiel saniere ich gerade mein Badezimmer. Das hätte ich normalerweise von Handwerkern machen lassen“, erzählt uns der gelernte Baumaschinenmechaniker. Wann auch immer es mit der Saison losgeht, Mathias Flückiger wird erholt, top motiviert und mit guter Laune sportlich bestimmt für ordentlich Furore sorgen.

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# Flückiger3
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# Flückiger4

Ronja Eibl: „Das Wichtigste ist der Spaß!“

Ronja Eibl gilt als größtes Talent der deutschen XC-Szene. 2019 gewann die 20-Jährige den U23-Gesamtweltcup und steht beim Team Alpecin Fenix unter Vertrag. Die baldige Studentin machte mit starken Ergebnissen auch in der Eliteklasse auf sich aufmerksam und gilt damit als deutsche Hoffnung für ganz große Erfolge in der Zukunft. Die Qualifikation für die Olympischen Spiele hat Eibl schon in der Tasche, beim Testevent in Tokio 2019 wurde sie Fünfte. In der anstehenden Saison oder spätestens 2021 will sie den nächsten Karrieresprung machen und sich in der Weltelite weiter festbeißen.

2019 startete Ronja Eibl in der U23-Klasse so richtig durch
# 2019 startete Ronja Eibl in der U23-Klasse so richtig durch - Die 20-Jährige wurde unter anderem Weltcupgesamtsiegerin!

Auch für die 20-Jährige ist die aktuelle Coronazeit eine besondere, doch langweilig wird es Eibl wohl kaum werden, denn neben dem alltäglichen Sportprogramm startet sie nun in ein Zahnmedizinstudium. „Ab dem 20. Mai beginnt das Studium, zunächst online, sodass ich außerhalb von Training, alltäglichen Dingen und Freizeitgestaltung auch wieder was Zusätzliches zu tun habe“, erzählt uns Eibl.

Nichtdestotrotz kommt das Training in diesen Tagen nicht zu kurz, die Inhalte wurden aufgrund der rennfreien Zeit allerdings angepasst. „Ich mache mit dem Krafttraining weiter, das ich normalerweise hauptsächlich im Winter mache. Außerdem arbeite ich an einigen grundlegenden Dingen, bei denen ich in den vergangenen Jahren Schwachstellen bemerkt habe. Alles in allem ist mein Trainingsplan gerade sehr abwechslungsreich.“ Um das Training auch entsprechend durchführen zu können, hat sich Eibl einige Geräte zum Krafttraining besorgt, sodass sie in den eigenen vier Wänden sehr gute Bedingungen vorfindet. Das Radfahren ist für die Grosselfingerin allerdings auch nur alleine möglich. „So oft es geht“ fahre sie allerdings mit ihrem Vater.

„Man kann auch Touren fahren, für die sonst keine Zeit ist, da es nicht ins Training passt. Oder versuchen den einen oder anderen KOM bzw. QOM zu holen.“

Ronja Eibl

Motivationsprobleme bei Eibl? – Fehlanzeige! „Das Wichtigste ist der Spaß. Durch viele unterschiedliche Trainingseinheiten wird es nicht langweilig und solange das Wetter so gut ist, wie es momentan der Fall ist, fehlt es mir nicht an Motivation.“ Gleichzeitig genießt es die 20-Jährige auch, einfach entspannte Kilometer auf dem Bike abzuspulen. „Es ist eine Zeit ohne bestimmten Leistungsdruck, man fährt wieder Rad ohne an Rennen XY zu denken, das befreit auch mal. Außerdem kann man auch Touren fahren, für die sonst keine Zeit ist, da es nicht ins Training passt. Oder versuchen den einen oder anderen KOM bzw. QOM zu holen.“

Queen of the Mountain klingt zwar gut, bei Weltcups, WMs oder anderen internationalen Rennen die Krone aufgesetzt zu bekommen, ist allerdings das vorrangige Ziel Eibls. Gerne würde sie auch bei Olympia 2021 eine gute Rolle spielen. Die Verschiebung durch die Corona-Pandemie wirkt sich im Vergleich zu älteren Sportlerinnen und Sportlern bei ihr eher weniger negativ aus. „Ich denke, dass die Verschiebung der Olympischen Spiele auf nächstes Jahr mir eher zugute kommt, da ich dann noch ein Trainingsjahr mehr habe, um mich an die Leistungen der ‚Großen‘ ranzuarbeiten“, so die junge Deutsche. Die Heim-WM in Albstadt wäre für sie natürlich auch ein großes Ziel in diesem Jahr gewesen, worauf sich Eibl explizit in den vergangenen Monaten vorbereitet hatte. Ihr Heimatort Grosselfingen ist von Albstadt nur wenige Kilometer entfernt, im Bullentäle hat sie bei der RSG Zollern-Alb das Radfahren ‚gelernt‘ und ist mit dem Verein, der in großem Umfang in die Organisation der Weltcuprennen eingebunden ist, immer noch eng verbunden.

Bei der WM in Albstadt hätte Eibl zu den Favoritinnen im U23-Rennen gezählt
# Bei der WM in Albstadt hätte Eibl zu den Favoritinnen im U23-Rennen gezählt - Wie allseits bekannt, wird eine MTB-WM allerdings so schnell nicht auf deutschem Boden stattfinden.
Langweilig wird es der deutschen Nachwuchshoffnung im Training hingegen nicht
# Langweilig wird es der deutschen Nachwuchshoffnung im Training hingegen nicht - "Alles in allem ist mein Trainingsplan gerade sehr abwechslungsreich."

Die WM ist inzwischen abgesagt – eines von vielen Opfern der COVID-19-Pandemie. Trotzdem sieht Eibl vor allem außerhalb des Sports nicht alles negativ an der Krise: „Im Allgemeinen denke ich, dass diese Situation vielen – egal ob Sportler oder nicht – hilft, neue Dinge zu entdecken, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, sonst selbstverständliche Tatsachen wieder mehr wertzuschätzen und einfach mal einen Gang runterzuschalten.“

Georg Egger: „Das Beste aus der Situation machen und easy bleiben“

Manuel Fumic will seine Karriere wohl nach dieser oder der kommenden Saison beenden und Moritz Milatz hat sein Bike schon 2017 an den Nagel gehängt. Es ist also an der Zeit, dass im Herrenbereich junge deutsche Nachwuchssportler in die Fußstapfen dieser erfolgreichen Athleten treten. Georg Egger ist einer davon, dem man das zutrauen könnte. Der 25-Jährige Bayer tritt für das Lexware Mountainbike Team in die Pedale und konnte 2019 mehrmals sein Talent unter Beweis stellen. Platz neun bei der XC-EM in Brünn, zwei Top 20 Platzierungen im XC-World Cup und der Sieg beim Etappenrennen Epic Israel deuten an, dass Egger Potential besitzt, um zeitnah noch weiter vorne in den Ergebnislisten des Weltcups aufzutauchen.

Georg Egger (links) nach seinem Gesamtsieg beim Epic Israel gemeinsam mit Max Brandl
# Georg Egger (links) nach seinem Gesamtsieg beim Epic Israel gemeinsam mit Max Brandl - Der 25-Jährige will am liebsten 2021 bei Olympia für Deutschland am Start stehen.

Ähnlich wie Ronja Eibl wollte auch Georg Egger sich 2020 weiter in der internationalen Spitze etablieren. Die Olympia-Quali-Norm des DOSB hat er in der Tasche, eine Teilnahmegarantie hingegen nicht. Deutschland stehen momentan zwei Startplätze bei den Herren zur Verfügung, aber vier Fahrer haben die Norm erfüllt. Klar, dass auch Egger in dieser Saison auf sich aufmerksam machen wollte bzw. will.

„Ich mache auch die eine oder andere schnelle Einheit, um den Spaß hochzuhalten und etwas Racefeeling zu bekommen.“

Georg Egger

Der Bayer versucht deshalb sein Training auch während der Corona-Zeit „ganz normal“ fortzuführen. „Die größte Einschränkung ist, dass ich nicht mehr mit meinen Kumpels raus darf. Ansonsten kann ich alles wie gewohnt machen“, gibt Egger Einblicke in seinen Trainingsalltag. „Ich erforsche die Trails im Umkreis von ca. 30 Kilometern von meinem Heimatort und trainiere dort meine Fahrtechnik und mache auch die eine oder andere schnelle Einheit, um den Spaß hochzuhalten und etwas Racefeeling zu bekommen.“ Gewiss, das nächste Rennen kommt zu gegebener Zeit und da möchte Egger schließlich topfit an der Startlinie stehen.

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# Egger3

Im familiären Alltag wird es dem jungen Vater wohl auch kaum langweilig. „Für mich ist die aktuelle Lage gar nicht einmal so schlimm, denn ich kann mich aktuell vermehrt um meine junge Familie kümmern. Nichtsdestotrotz freue ich mich schon wieder extrem auf den Rennsport.“ So kann der 25-Jährige der momentanen Situation auch weitere positive Dinge abgewinnen: „Es ist viel Zeit vorhanden um Dinge zu tun, die man sonst nicht macht. Zum Beispiel neue Trails suchen bzw. bauen, an der Fahrtechnik arbeiten oder einfach mal aufräumen.“

Je kürzer die Rennpause sein wird, desto früher dürften wir Georg Egger wieder auf den Strecken dieser Welt sehen und deshalb betont er nochmals, dass es am Enthusiasmus, Rennen zu fahren, nicht fehlt. Zu resignieren in dieser Zeit sei aber der falsche Weg: „Alles in allem würde ich natürlich aktuell am liebsten Rennen fahren, aber anstatt sich über die aktuelle Situation aufzuregen, finde ich, sollte man das Beste daraus machen und easy bleiben.“

Zweifelsohne, Georg Egger freut sich wieder auf die Zeit, wenn die Rennen los gehen
# Zweifelsohne, Georg Egger freut sich wieder auf die Zeit, wenn die Rennen los gehen - Trotzdem betont der Bayer: "Anstatt sich über die aktuelle Situation aufzuregen, finde ich, sollte man das Beste daraus machen und easy bleiben."

Hattet auch ihr euch für diese Saison Rennen vorgenommen? Wie haltet ihr euch fit?

  1. benutzerbild

    Toobold

    dabei seit 01/2014

    Terpstra, Flückiger und Co.: Der Corona-Alltag der XC-Profis!

    Rennen finden zur Zeit keine statt, Messen wurden abgesagt oder verschoben und unser wöchentlicher Biketreff mit den Kumpels pausiert auch seit geraumer Zeit. Was machen in dieser ungewissen Phase eigentlich die MTB-Profis? Wie bereitet sich ein XC-Weltcupsieger auf Rennen vor, die eigentlich gar nicht stattfinden? Und wie motiviert man sich für das harte Training? Wir haben bei Anne Terpstra, Mathias Flückiger, Ronja Eibl und Georg Egger nachgefragt!

    Den vollständigen Artikel ansehen:
    Terpstra, Flückiger und Co.: Der Corona-Alltag der XC-Profis!
  2. benutzerbild

    Juuro

    dabei seit 12/2005

    Danke für diesen schönen Artikel! ??

  3. benutzerbild

    cd-surfer

    dabei seit 12/2008

    Flückiger ist eh schon ein krasser Abfahrer. Immer am Rand des Wahnsinns. Wenn der jetzt noch an seinen Skills arbeitet...?

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