Das 4. Perskindol Swiss Epic ist Geschichte! Das sechstägige Etappenrennen durch das schweizer Wallis offenbarte uns, was in punkto Trailanteil und landschaftlichen Eindrücken alles möglich ist, wenn alle Parteien innerhalb einer Region an einem Strang ziehen. Für Tobi und mich war unsere dritte bzw. vierte Teilnahme an einem mehrtägigen Etappenrennen, einmal mehr eine sehr eindrucksvolle Erfahrung und zudem das sportlich erfolgreichste Rennen im Duett.

Die perfekte Strecke? – Moderate Anstiege und ein Trailfeuerwerk vom Allerfeinsten

Über 350 Kilometer und 12000 Höhenmeter jagten uns die Veranstalter bei der vierten Auflage des Perskindol Swiss Epic. Nachdem in den vergangenen Jahren die Strecken teilweise noch länger und anspruchsvoller waren, fanden die Streckenplaner in diesem Jahr einen idealen Mix zwischen großen Trail- und Landschaftserlebnissen und einer drohenden Überforderung der Teilnehmer. Im Gegensatz zu vielen anderen Events dieser Kategorie, wurden die Anstiege meist so gewählt, dass große Teile auf Asphalt führten oder auf Schotterwegen mit moderaten Steigungen. Lediglich auf der letzten Etappe rund um Zermatt stellten sich wirklich steile Rampen in den Weg.

Meist verliefen die Anstiege moderat auf Schotter oder Apshalt. Lediglich auf der letzten Etappe forderten die Organisatoren die Teilnehmer mit steilen Rampen
# Meist verliefen die Anstiege moderat auf Schotter oder Apshalt. Lediglich auf der letzten Etappe forderten die Organisatoren die Teilnehmer mit steilen Rampen - Foto: Marius Maasewerd

Die Wahl die Anstiege so zu gestalten war durchaus bedacht, denn nach wirklich jeder Bergaufpassage folgte eine Abfahrt mit mehr als 75 Prozent Singletrailanteil. Bei kaum einen anderen Marathon-Rennen auf diesem Planeten reihen sich Top-Trails aneinander wie bei Perskindol Swiss Epic. Der Schwierigkeitsgrad der Abfahrt ist durchaus nicht zu unterschätzen, doch einigermaßen versierte Biker mussten nur an wenigen Stellen vom Rad. Weniger das fahrtechnische Können war beim Abfahren ein kritischer Faktor, vielmehr die nötige Fitness, um die Stabilität im Körper und den Oberarmen zu wahren stellte sich als eine echte Herausforderung dar.

Ein Trail jagte den Nächsten: Es war schon ein tolles Gefühl stets zu wissen, dass nach einem längeren Aufstieg gewiss eine tolle Abfahrt folgte
# Ein Trail jagte den Nächsten: Es war schon ein tolles Gefühl stets zu wissen, dass nach einem längeren Aufstieg gewiss eine tolle Abfahrt folgte - Foto: Alex Buschor

Doch mit dem nötigen Plus an Federweg und etwas Kraft in den Oberarmen wurde das Rennen im Wallis zum wahren Paradies für jeden trailliebenden Biker. Allein die Gewissheit, nach jedem hart erarbeiteten Aufstieg eine Trailabfahrt vom feinsten vor sich zu haben war ein traumhaftes Gefühl, dass ich schmerzlich vermissen werde. Highlight unsererseits: Die Abfahrt vom Bergdorf Visperterminen hinab nach Visp auf der ersten Etappe, wohl auch nicht umsonst Teil der Strecke der Marathon-Weltmeisterschaften in Grächen 2019. Im ersten Teil überzeugte die Abfahrt durch viele flowige Passagen ehe im zweiten Abschnitt ein wahres Spitzkehrenspektakel direkt an der Kante oberhalb von Visp uns ins Schwärmen brachte.

Landschaftliche Ausblicke der Extraklasse rund um die 4000er der Schweiz

Abgesehen von den vielen und extrem abwechslungsreichen Trailpassagen bietet das Perskindol Swiss Epic landschaftlich wohl eine der besten Ausblicke in der gesamten Schweiz. Schon der Auftakt im beschaulichen Startort Grächen mit einem sagenhaften Bergpanorama beeindruckte. Insbesondere durch den erhöhten Start des Prologs auf 2400 Metern war man den großen Gipfel der Umgebung über 4000 Meter zum Greifen nahe.

Doch das sollte nur der Beginn einer landschaftlich atemberaubenden Woche werden. Der Badekurort Leukerbad bot mit seinem 360°-Panorama direkt am Fuße von 800 Meter hohen Steilwänden eine fast schon mythische Atmosphäre. Ein Sprung in die heißen Thermalbäder dürfte dem ein oder anderen Teilnehmer noch etwas Kraft für die weiteren Etappen gegeben haben.

Die abwechslungsreiche Landschaft im Wallis mit den wirklich sehenswerten Etappenorten Grächen, Leukerbad und Zermatt boten einen atemberaubenden Rahmen für das sechstägige Etappenrennen.
# Die abwechslungsreiche Landschaft im Wallis mit den wirklich sehenswerten Etappenorten Grächen, Leukerbad und Zermatt boten einen atemberaubenden Rahmen für das sechstägige Etappenrennen. - Foto: Marius Maasewerd
Eines der großen Highlights der Woche: Die Bungee-Brücke bei Niouc
# Eines der großen Highlights der Woche: Die Bungee-Brücke bei Niouc - Foto: Marius Maasewerd

Diese führten in den weltweit bekannten Skiort Zermatt direkt am Fuße des Matterhorns mit seinen steilen Felswänden. Leider spielte der Wettergott nicht ganz mit, sodass uns nur bei unserer Ankunft am Freitagnachmittag ein kurzer Blick auf die spektakulären Felsformationen möglich war. Vor allem auf der letzten Etappe, bei der man direkt am Fuße des 4400 Meter hoch gelegenen Bergs vorbei pedalierte, umhüllten dicke Wolken den Berg. Nichtsdestotrotz bot auch die weitere Umgebung von Zermatt eine atemberaubende Kulisse, um sich erschöpft aber glücklich die Finisher-Medaille umzuhängen.

Nur kurz konnten wir einen Blick auf das prägende Symbol des Wallis erhaschen. Das Matterhorn wurde lediglich am am Freitag Nachmittag nicht von Wolken umhüllt.
# Nur kurz konnten wir einen Blick auf das prägende Symbol des Wallis erhaschen. Das Matterhorn wurde lediglich am am Freitag Nachmittag nicht von Wolken umhüllt. - Foto: Marius Maasewerd

Fehlerfreie Organisation zum hohen Preis

Das Perskindol Swiss Epic ist ein beinahe perfekt organisiertes Rennen. Von A bis Z werden die Teilnehmer bestens versorgt. Dies fängt an bei einem problemlosen Gepäcktransport an, geht bei einem wirklich exzellenten Massageservice weiter und hört bei einer vorbereiteten Hotelverteilung, die wenig zu wünschen übrig lässt, auf. Selbst der mehrfache Start früh morgens um acht Uhr und ein damit verbundenes frühes Frühstück ab 5:30 Uhr wurde von den Veranstaltern vorzeitig kommuniziert und von den Hoteliers umgesetzt.

Der Service beim Perskindol Swiss Epic lässt wenig Wünsche offen. Die Massage-Crew sorgte ohne lange Wartezeiten dafür, dass der schnellen Regeneration nach den Etappen nichts im Wege stand.
# Der Service beim Perskindol Swiss Epic lässt wenig Wünsche offen. Die Massage-Crew sorgte ohne lange Wartezeiten dafür, dass der schnellen Regeneration nach den Etappen nichts im Wege stand. - Foto: Michael Suter

Vor allem das spontane Eingreifen und dann die fehlerfreie Umsetzung der Strecken- und Starzeitänderung auf der dritten Etappe wegen schlechter Prognosen überzeugte und man konnte fast meinen, dass dieses Vorgehen bereits als Plan B im Voraus als Option angedacht war.

Es gibt wirklich wenige Dinge, die dem Perskindol Swiss Epic zur Perfektion fehlen. Was also hält die Massen an Biker, die durch die Wahl zwischen Flow- und Epic-Variante größtenteils angesprochen werden, davon ab, in die schweizer Alpen zu kommen?

Das Swiss Epic ist mit seinen gut 1500 Schweizer Franken pro Person in der günstigsten Variante in einfachen Hotels und Jugendherbergen sehr teuer und weit über den Preisen von Transalp und Co. Doch nachdem wir nun an mehreren Etappenrennen teilgenommen haben und man letztendlich das Gesamtpaket betrachtet, relativiert sich dieser Preis. Das Perskindol Swiss Epic bietet ein absolutes Komplettpaket, als Teilnehmer muss man sich letzten Endes um nichts kümmern. Kostenlose Massage, ein toller Bike-Wash-Service, Übernachtungen inklusive Abendessen und Frühstück, Top-Rennverpflegung durch Sponser und insbesondere die Möglichkeit wunderschöne Strecken fahren zu dürfen, die in vielen Teilen im Normalfall außerhalb des Rennens nicht befahren werden dürfen – das und noch vieles mehr bildet ein Gesamtpaket, welches kein anderes Rennen in Europa bietet.

Der hohe Startpreis des Perskindol Swiss Epic schreckt viele Biker ab, doch im Gegensatz zu vielen anderen Events dieser Art beeinhalten die Startpakete wirklich alles und es fallen während der Woche kaum weitere Kosten an
# Der hohe Startpreis des Perskindol Swiss Epic schreckt viele Biker ab, doch im Gegensatz zu vielen anderen Events dieser Art beeinhalten die Startpakete wirklich alles und es fallen während der Woche kaum weitere Kosten an - Foto: Marius Maasewerd

Unser Fazit des Perskindol Swiss Epics 2017

Wer nicht gerade mit dem Messer zwischen den Zähnen um vordere Platzierungen kämpft, erlebt im Wallis den ziemlich perfekten Bike-Urlaub. Wer tendenziell bergaborientiert unterwegs ist, erfährt in der Flow-Variante ebenso eine top organisierte Logistik dank unzähliger Shuttles und Liftunterstützungen. Alles in allem ist das Gesamtpaket des Perskindol Swiss Epic stimmig und der hohe Preis durchaus gerechtfertigt.

Wer nicht gerade versucht in jedem Moment einzelne Sekunden gut zu machen, erlebt im schweizer Wallis einen beinahen perfekten Bike-Urlaub.
# Wer nicht gerade versucht in jedem Moment einzelne Sekunden gut zu machen, erlebt im schweizer Wallis einen beinahen perfekten Bike-Urlaub. - Foto: Alex Buschor

Für Tobi und mich verlief das Rennen so gut wie noch kein anderes im Zweierteam. Trotz anfänglicher Bedenken konnten wir uns stets unter den besten 15 Teams positionieren und sogar auf der letzten Etappe noch einmal unter die ersten Zehn fahren.

Sportlich gesehen lief es für Tobi und mich beim diesjährigen Perskindol Swiss Epic fast optimal. Mit lediglich einem Defekt und schnellen Beinen gelang uns der Sprung unter die besten 15 Teams.
# Sportlich gesehen lief es für Tobi und mich beim diesjährigen Perskindol Swiss Epic fast optimal. Mit lediglich einem Defekt und schnellen Beinen gelang uns der Sprung unter die besten 15 Teams. - Foto: Karla Sindlinger

Perskindol Swiss Epic als Vorprogramm des Absa Cape Epic

Angetreten waren die Organisatoren um den OK-Chef Joko Vogel, um ein europäisches Pendant zum berüchtigten Absa Cape Epic zu schaffen. Doch innerhalb von vier Jahren nahm das schweizer Mehrtagesrennen eine eigene Dynamik an. Es setzte sich vielmehr von den traditionellen Etappenrennen ab, indem die Organisatoren durch die Vielzahl an Trails im Wallis weniger die absolute Rennszene ansprach, sondern vielmehr die Erlebnisbiker.

Nun folgt der Verkauf der Swiss Epic AG an die Ironman Organisation. Also die Firma, die mit ihren weltweiten Events ein Qualifikationssystem für das legendäre Highlight auf Hawaii aufgebaut haben. Seit einigen Jahren investiert die Firma nun in andere Projekte, das Absa Cape Epic ist im Mountainbike das große Aushängeschild. Mit dem Verkauf des Perskindol Swiss Epic folgt bereits im nächsten Jahr die Möglichkeit, sich in der Schweiz Startplätze für das Cape Epic zu erarbeiten.

Das Perskindol Swiss Epic 2017 wird sich vermutlich verändern. Das Event wird in den nächsten Jahren von der Ironman Organisation durchgeführt und wird zum Qualifikationsrennen für das Absa Cape Epic.
# Das Perskindol Swiss Epic 2017 wird sich vermutlich verändern. Das Event wird in den nächsten Jahren von der Ironman Organisation durchgeführt und wird zum Qualifikationsrennen für das Absa Cape Epic. - Foto: Alex Buschor

Inwiefern sich durch die Übernahme die Mentalität des Perskindol Swiss Epics ändern wird, muss sich erst noch herausstellen, die Zukunft des Perskindol Swiss Epics bleibt aber allemal spannend. Das Datum für die fünfte Auflage steht auch bereits fest: Vom 11.09.-16.09.2018 geht es erneut im Renntempo um Matterhorn und Co.

Tobi und mir hat es einmal mehr große Freude bereitet, euch einen Einblick in unseren Rennalltag beim Perskindol Swiss Epic 2017 geben zu können. Wir hoffen, dass euch die Berichterstattung gefallen hat – in diesem Sinne bis zum nächsten Einsatz der „Sindlinger-Brüder“,

Viele Grüße,

Tobi und Gabi!

Wir hoffen euch hat die Berichterstattung genauso viel Spaß gemacht wie uns. Bis zum nächsten Mal, Tobi und Gabi!
# Wir hoffen euch hat die Berichterstattung genauso viel Spaß gemacht wie uns. Bis zum nächsten Mal, Tobi und Gabi! - Foto: Bernhard Mast-Sindlinger

Weitere Infos zum Perskindol Swiss Epic findet ihr hier.

Alle Artikel zu unserem Live-Blog beim Perskindol Swiss Epic:

  1. benutzerbild

    tranquillity

    dabei seit 09/2003

    Super Berichtsmilie
    gibt es zur Strecke einen GPS Track?

    Würde mich auch interessieren. Könnte man die Strecke als Tour nachfahren, oder sind die Wege z.T. sonst gesperrt?
  2. benutzerbild

    sun909

    dabei seit 04/2005

    Sicherlich kein GPS-Track und Wege sind teils nur für das SwissEpic offen (Privatgrundstück)...

    Grüße

  3. benutzerbild

    Toobold

    dabei seit 01/2014

    Vielen Dank für das positive Feedback! smilie

    Super Berichtsmilie
    gibt es zur Strecke einen GPS Track?

    Wie schon von @sun909 richtig beschrieben wurde, gibt es keinen GPS-Track der Strecke, da u.a. einige Abschnitte auf Privatgrund verliefen. Die Teilnehmer wurden auch dazu aufgefordert keine GPS-Daten ins Netz (z.B. auf Strava) hochzuladen. Deshalb gibt es leider keinen GPS-Track der Strecke.
  4. benutzerbild

    C-Schicht

    dabei seit 01/2015

    Super Geschrieben.. und Top Ergebnis!

    Warten wir mal ab was sich 2018... so ändert,hoffe ihr haltet uns auf dem laufenden...

    Bis dahin Spare ich mir mal die Startgebühr zusammen ;o))

    Mfg

  5. benutzerbild

    nib

    dabei seit 02/2013

    ich fand das Preis-Leistungs-Verhältnis eigendlich ganz gut. Insbesondere wenn man die Hotelpreise in der Region kennt.
    Hoffentlich ändert sich das nicht zum Schlechteren nach der Aquisition des Events durch die IRONMAN Gruppe.

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