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Cane Creek Double Barrel Inline Coil im Test
Stahlfederdämpfer für wenig Federweg

Jetzt mit Stahlfeder: Der Cane Creek Double Barrel Inline Coil möchte aus kurzhubigen Bikes optimale Performance herauskitzeln. Schon auf der Eurobike 2015 fragte Cane Creek, ob es eine Stahlfeder-Version des DB Inline bräuchte. Die Rückmeldung war stark – und nicht nur im IBC-Forum. Nun wurde der neue Dämpfer ganz offiziell in Whistler vorgestellt. Wir hatten bereits vor einigen Monaten die Möglichkeit, den Dämpfer in Latsch einem ordentlichen Schlagkonzert zu unterziehen. Wie sich der der knapp unter 500 g leichte, kleine Bruder mit allen Einstellbarkeiten des DB Coil CS schlug, erfahrt ihr in diesem Artikel.

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Double Barrel Inline Coil – Kurz & knapp

Fahrer, die nach der besten Performance und gleichbleibenden Dämpfungscharakteristiken suchen, mussten laut Cane Creek bislang zumeist den Gewichtsnachteil eines Dämpfers mit Ausgleichsbehälters tragen. Neben Gewicht spielt hier auch öfters der zur Verfügung stehende Bauraum eine Rolle. Sprich: in manche Rahmen können generell nur Dämpfer ohne Ausgleichsbehälter montiert werden.

Mit dem Double Barrel Inline Coil soll damit jetzt Schluss sein. In seiner kleinen Bauweise vereint er, von der Anpassung der Progression abgesehen, alle Einstellmöglichkeiten des luftgefederten DBinline. Um den Gewichtsnachteil eines Stahlfederdämpfers nicht zu groß werden zu lassen, bietet Cane Creek zusätzlich neue, leichte Stahlfedern an, die gewichtsbewusste Stahlliebhaber nicht nur in Cane Creek Dämpfer nachrüsten können.deutlic

Technische Daten

Einstellmöglichkeiten

Gewicht: 285 g (216 x 63 ohne Feder)
Dämpfungstechnik:Twin-Tube
Preis: Steht noch nicht fest

Double Barrel Inline Coil: In der Hand

Goldig, so kommt der Dämpfer wie auch alle anderen Modelle von Cane Creek daher. Auch auf andere Art und weise wirkt er „goldig“ in der doch sehr kleinen Bauweise: Stahlfederdämpfer sind in den letzten Jahren schwer in die Abfahrtsecke gerutscht, während Luftdämpfer mehr und mehr an Boden gewonnen haben. Generell wirkt ein Stahlfederdämpfer ohne Ausgleichsbehälter fast schon oldschool und wenn man sich zu erinnern versucht, welchen Dämpfer man in dieser Bauweise zuletzt benutzt hat, dann kann das gut und gerne mal 15 Jahre her sein. Wir konnten die neuen leichten Federn von Cane Creek noch nicht verwenden, da diese später fertig gestellt wurden. Sie werden durch weniger Windungen das generelle Aussehen etwas „erleichtern“.

Abgesehen vom ClimbSwitch sind alle Einsteller in Cane Creek Manier mit einem Inbusschlüssel zu bedienen.

# Ein Stahlfederdämpfer für kurzhubige Trailbikes? Genau das bietet Cane Creek mit dem Double Barrel Inline Coil nun an - unsere User haben den Dämpfer auf Platz 3 gewählt!

# DBcoil[IL]

# VALT nennen sich die neuen leichten Stahlfedern von Cane Creek
# DBcoil [IL] – steht für Double Barrel Coil Inline
# Alle verfügbaren Federlängen und die dazugehörigen Gewichte
# Einbaumaße und Features des DB Coil IL

„Jahrelang mussten Mountainbiker das Mehrgewicht von Stahlfederdämpfern in Kauf nehmen, wenn sie nach der Performance und dem charakteristischen Stahlfeder-Feeling suchten. Der Double Barrel Inline Coil ist der erste Twin-Tube Inline Dämpfer, der die Funktion eines Dämpfers mit Ausgleichsbehälter mit signifikant leichterem Gewicht (333 g weniger bei 216 x 63 mm Einbaulänge) vereint. Mit einer leichten VALT® Stahlfeder, Climb Switch Technologie, 4 Einstellmöglichkeiten und der unerreichten Double Barrel Performance  schafft der DBcoil Inline es, aggressive Abfahrten durch sein lineares Verhalten, gutes Hitzemanagement und sein unglaubliches Ansprechverhalten bei kleinen Schlägen zu einem Kinderspiel werden zu lassen. Die Funktion deines Dämpfers hängt maßgeblich von der Qualität deiner Feder ab. Die VALT®-Feder ist im Vergleich zu herkömmlichen Federn um ein gutes Stück leichter geworden. Weniger Material in den Windungen der Feder, kombiniert mit hochwertigem Stahl, ergibt die leichtest-mögliche Feder, ohne dabei Verluste an der Stabilität oder der Performance einzugehen. Die Fahrer können jetzt unbeschwert das Stahlfeder-Gefühl genießen. Dank des großen inneren Durchmessers der Feder passt diese auf alle CaneCreek Stahlfeder-Dämpfer und auf viele andere Stahlfeder-Dämpfer auf dem Markt.“ – Cane Creek

Aufbau

In einem Aluminiumkörper steckt ein Schaft aus Stahl. Vier Einstellschrauben die mit einem Inbus bedient werden können ermöglichen die Einflussname auf High- und Lowspeed Druck- wie auch Zugstufe. Durch das Umlegen des sogenannte ClimbSwitch Hebel verschließt man die Lowspeed Kreisläufe und profitiert von einem stark verlangsamten Dämpfer der dann im Uphill-Modus mehr Traktion bietet.

Um den Dämpfer auf das Fahrergewicht anzupassen verwendet Cane Creek Stahlfedern. Neben der regulären Stahlversion wird es zusätzlich auch eine leichtere „Valt“ Version davon geben.

Federung & Dämpfung

Wie seine restlichen Kollegen aus der Dämpferabteilung von Cane Creek setzt der Double Barrel Inline Coil auf die Twin-Tube-Technologie. Damit soll eine unabhängige Einstellung von den verschiedenen Ölkreisläufen ermöglicht werden. Lowspeed-Kreisläufe werdenüber Nadelventile geregelt und die Highspeed-Kreisläufe über eine einstellbare Vorspannung auf vorgeschaltete Shimstacks welche den jeweiligen Port verschließen.

Double Barrel Inline Coil: Auf dem Trail

Uphill

Wippen ist nicht allein vom Setup des Dämpfers abhängig, so spielen der Hinterbau und der Anti-Squat eine entscheidende Rolle. Im Ghost SL AMR X war bereits im offenen Modus ziemlich Ruhe im Fahrwerk. Wer ordentlich reinkeult und in die Pedale stampft, kann den ClimbSwitch umlegen – damit blockiert der Dämpfer zwar nicht vollständig, der Unterschied ist aber deutlich und von Wippen ist quasi nichts mehr zu spüren wenn man es nicht bewusst provoziert.

# Wir konnten das Ghost SL AMR X vom silbernen Prototypen …

Downhill

Ein Setup-Camp ist wohl die beste Möglichkeit, einen Dämpfer zu testen. Man fährt immer wieder die gleichen Strecken, ändert die Einstellungen und fährt alles noch mal. Auf dem Tschilli-Trail beschäftigten wir uns mit dem Grundsetup, da Ghost den Performance-Schwerpunkt des neuen Bikes auf die Abfahrt legte. Stahlfederperformance – wie war das noch mal? Aktuell kommen sogar viele Downhillbikes mit Luftfahrwerk ins Haus.

Die Vorteile von Luft liegen auf der Hand: Die Federhärte wird über den Luftdruck angepasst und wenn die Progression nicht passt, nimmt man ein paar Volumenspacer und hilft mit einer kleineren Luftkammer nach – vom niedrigeren Gewicht mal ganz abgesehen… Also, was ist jetzt noch mal der Vorteil eines Stahlfederdämpfers?

Schon beim ersten Aufsitzen wird mir in Erinnerung gerufen, was da war mit den Stahlfedern: Satt. So viel satter! Luftdämpfer machen nicht zuletzt aufgrund der immer weiter verbesserten Negativkammern mittlerweile einen sehr guten Job, aber Stahlfeder-Level – da sind sie einfach noch nicht angekommen.

Dieses erste, extrem softe Ansprechen ist auch direkt auf dem Trail spürbar. Trotz 140 mm Federweg am Heck saugt sich der Hinterbau regelrecht am Boden fest. An der Front verrichtet eine FOX 36 in der Fit4 Variante mit drei festgelegten Stufen und einstellbarem offenen Modus ihren Dienst. Hier vermissten wir eine Einstellbarkeit der Highspeed-Druckstufe für gröberes Gelände, um dem straffen und doch sehr definierten Heck das Wasser reichen zu können. Als Lösung funktionierte eine Verringerung des Sags von 20% auf 15% an der Front, um hier auch höher im Federweg zu stehen. Laut Maxi von Ghost werde man hier in der Serienausstattung auf eine 36RC2 wechseln, um eine ähnliche Anpassbarkeit wie am Heck zu ermöglichen.

Danach zeigen sich Rad und Fahrwerk von einer wirklich sehr guten Seite. „Warum habe ich noch mal gerade keinen Fullface-Helm auf?“ schießt es mir durch den Kopf als ich anfange, Linien zu attackieren wie mit einem Downhillbike. – Jonathan Kopetzky

# Im Bereich der Dämpfer für kurzhubige Bikes leistet Cane Creek aktuell Pionierarbeit - das erweitert den Einsatzbereich einiger Bikes um ein bis zwei Disziplinen. Ob Fox und RockShox auf diesen Zug aufspringen werden?

Haltbarkeit

Zur Haltbarkeit können wir aktuell natürlich noch keine Aussage treffen. In einem Banshee Phantom und einem Pivot Mach6 laufen seit über einem Jahr seit mehreren tausend Kilometern zwei Cane Creek DB Inline ohne Probleme. Wir hoffen, dass diese Haltbarkeit bei der Stahlfederversion ebenso geboten wird.

Fazit zum Double Barrel Inline Coil

Kommt Stahl wieder in Mode? Würden wir Stahlfedern gegenüber einem Luftdämpfer vorziehen? Diese Frage ist nicht eindeutig zu beantworten. In Sachen Performance liegt ein Stahlfederdämpfer in einem Hinterbau mit genügend Progression in der Kinematik sicher vor seinem Pendant mit Luftfeder. Worin direkt auch schon die Crux liegt: Verfügt ein Hinterbau über zu wenig Durchschlagschutz, kann es der Stahlfederdämpfer schlechter richten, da er nicht über eine Anpassungsmöglichkeit der Progression verfügt. Hier muss man zur härteren (Stahl-)Feder greifen.

Wie auch die anderen Dämpfer von Cane Creek verfügt der DBcoil IL über ein extrem breites Einstellungsspektrum. Mittlerweile gibt es hier nicht nur Hilfe auf der Hersteller-Webseite in Form von Base-Tunes, sondern auch die Setup-App fürs Smartphone namens „Dialed“. Wer sich nicht schrecken lässt, die Klicks und Umdrehungen zu zählen, kann hier auch ein Setup einstellen, das er danach nie mehr anfassen muss. Somit deckt der Dämpfer das größere Spektrum an Möglichkeiten für den Fahrer ab und macht das Rad anpassbarer als bei einem Dämpfer mit weniger Möglichkeiten.

Rein von der Fahrleistung betrachtet, haben Enduro- und Trailbike-Hersteller und Nutzer mit dem Double Barrel Inline Coil die Möglichkeit, die Leistungsfähigkeit ihrer Bikes ein gutes Stück zu verbessern. Wer bereit ist, etwas mehr Gewicht mit sich zu tragen, wird mit auf langen Abfahrten länger konstanten Dämpfungscharakteristik, mehr Grip und einem satteren Fahrgefühl belohnt.

Stärken

Schwächen

Testablauf

Der Grundsetup des Dämpfers wurde auf dem Tschilli-Trail erarbeitet. Im oberen Teil finden sich sehr lange Steinfelder mit schnellen Schlagfolgen, die einem Dämpfer einiges abverlangen. Danach ging es auf die andere Hangseite auf den „Holy Hansen“, der mit gebauten und natürlichen Elementen eine gute Abwechslung bot, um das Verhalten des Double Barrel Inline Coil in diesen Abschnitten mit unterschiedlichen Ansprüchen zu ergründen.

# Im Laufe des ersten Tests mussten wir den Sag am Heck auf 15% reduzieren, um die Gesamtbalance zu verbessern - das lag in erster Linie an der FIT 4-Kartusche der Fox 36. Die Serienversion des Ghost SL AMR X kommt hingegen mit RC2-Dämpfung. Das löst die Probleme

Hier haben wir den Cane Creek Double Barrel Inline Coil getestet

Testfahrer Jonathan Kopetzki

  • Körpergröße: 175 cm
  • Gewicht (mit Kleidung und Ausrüstung): 70 kg
  • Schrittlänge: 79 cm
  • Armlänge: 41 cm
  • Oberkörperlänge: 49 cm
  • Fahrstil: Aggressiv und verspielt
  • Fährt hauptsächlich: DH sprunglastig, auch Dirt – „hauptsache Fahrrad“
  • Besondere Vorlieben bzgl. Fahrwerk: Straff und schnell
  • Besondere Vorlieben bzgl. Rahmen: Langes Oberrohr, Hinterbau je nach Einsatzgebiet

# In ruppigen Passagen liegt das Ghost SL AMR X 9 LC satt und sicher auf dem Trail.

Weitere Informationen

Webseite: www.canecreek.com
Text & Redaktion: Jonathan Kopetzky, Jens Staudt | MTB-News.de 2016
Bilder: Cane Creek, Jens Staudt

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