In unserem Bekleidungsspezial Winter hatten wir bereits über die verschiedenen Bekleidungslagen und Hosen informiert – mit diesem Artikel beschließen wir das Winterspezial. Vorstellen möchten wir euch einige Produkte für Hände und Füße, die das Outfit neben Hose und Oberbekleidung noch ein wenig kältefester machen – dabei haben wir Handschuhe von Roeckl, Socken von Smartwhool, Handschuhe von Dynafit und eine Kälteblocker-Sohle von 45NRTH unter die Lupe genommen. Eure Tester: Hannes und Sissi.
Alle Artikel zum Winterspezial 2016
- Winterspezial – Zubehör: Smartwool, 45NRTH, Roeckl & DYNAFIT
- Winterspezial – lange MTB-Hosen im Test: Alpinestars, Bontrager & Craft
- Winterspezial – 3. Lage: Alpinestars Descender & Specialized Deflect Reflect Jacket
- Winterspezial – 2. Lage: Castelli Gabba 2 & Bontrager RXL 360
- Winterspezial – 1. Lage: Craft Windstopper & Icebreaker Zone LS
- 45NRTH Japanther Schuh im Test: Winterschuh mit Raffinessen
- Richtig schichten im Winter: Einkleiden nach dem Lagenprinzip – Teil 2
- Richtig schichten im Winter: Einkleiden nach dem Lagenprinzip – Teil 1
Roeckl Rivero Handschuh
Kurz & knapp
Material: Oberhand: ROECK-PROOF® Himalaya, Wizard Elastic 2-Lagen, Innenhand: DURADERO WR
Preis: 59,95 € UVP | ca. 50 € Straßenpreis
Winterhandschuhe haben normalerweise die Eigenschaft, dass sie entweder relativ dünn gepolstert sind, sich aber dafür fast wie ein normaler Bikehandschuh greifen lassen – oder aber sie sehen aus wie ein Winterhandschuh und fühlen sich auch entsprechend am Lenker an. Roeckl versucht mit dem Rivero genau die Kombination zu treffen: Sportlich-griffig wie ein normaler Bikehandschuh, dick gepolstert wie ein Winterhandschuh. Das Softshell-Obermaterial ist winddicht und wasserabweisend – sollte es hart auf hart kommen, kann man zusätzlich das flexible Rain Cover über den Handschuh ziehen, um wirklich gänzlich vor Wind und Wasser geschützt zu sein.
Das Material der Innenhand ist aus „Duradero“ und ist mit Silikonpatches für besseren Grip versehen, gleichzeitig ist die Innenhand zusätzlich gepolstert. Wer auch im Winter sein Smartphone während der Tour nutzen will, kann dies mit dem touchscreen-kompatiblen Daumen oder Zeigefinger machen. Zusätzliche Silikonaufsätze finden sich auf den drei restlichen Fingern, die Daumenoberseite ist zusätzlich mit einem Fleece für Schweiß und Co ausgestattet. Damit der Übergang zur Jacke warm bleibt, ist der Handschuh sehr hoch gezogen.
Test: Roeckl Rivero Handschuh im Einsatz
Der Rivero wurde die vergangenen Wochen unablässig getragen: Bei der täglichen Fahrt in die Stadt, bei frostigen Mountainbike-Touren und epischen Schlammschlachten. Dabei ist der Rivero definitiv mehr an einem Bikehandschuh für den Winter dran als an einem reinen Winterhandschuh: die Innenhand ist dünn genug um ausreichend Gefühl für Bremse und Lenkergriff zu haben, die Silikonaufsätze sorgen für guten Grip auch im Nassen. Mit dem Rain Cover wird der Handschuh zum guten Begleiter, wenn es so RICHTIG nass wird. Auch bei frostigen Temperaturen bleibt der Rivero lange warum und kühlt auch dank dem Softshell-Material erst spät aus.
Fazit
Nein, ein Polarhandschuh ist der Roeckl Rivero nicht, aber das soll er auch gar nicht sein – immerhin soll man auch noch ein Fahrrad damit steuern können, und das auch wenn es schnell, nass und rutschig wird. Die Kombination aus Winter- und Bikehandschuh ist Roeckl gelungen, auch wenn die dicken ergonomischen Polster an der Innenseite fast ein bisschen viel sind. Das ist aber auch immer Geschmacksache – ich fahre innen nun mal am liebsten dünn. Der Regenüberzieher ist eine gute pfiffige Idee.
Stärken
- Warm
- guter Grip trotz dicker Polsterung
- wer den Handschuh nicht ausziehen will und nicht ohne kann: Smartphone-kompatibel
- praktischer Regenüberzug
Schwächen
- Geschmackssache: Recht dicke, ergonomische Polsterung in der Innenhand
Preisvergleich
Smartwool PhD Run Light Mini Socken
Kurz & knapp
Material: 54% Wolle, 42% Polyamid, 4% Elasthan
Preis: 18,95 € UVP | 9,95 € Straßenpreis
Kalte Temperaturen erforderen besondere Maßnahmen. Mit dünnen Baumwoll-Sportsöckchen ist man, je nach Schuh, da eher schlecht beraten – wir stellen euch mit den Smartwool PhD Run Light Mini Socken eine dicke, warme Alternative vor. Hey, da ist ja kein einziges Wörtchen mit „Bike“ in der Beschreibung? Stimmt, ist uns aber egal: Denn der ursprünglich fürs Joggen gedachte Socken eignet sich trotzdem optimal für Radschuhe. Das „4Defree Elite Fit System“ soll beim Socken für Stabilität und gute Passform sorgen, aber das Wichtigste ist hier die verarbeitete Merino-Wolle: Diese sorgt durch ihre Struktur für ein gutes Temperatur-Management und wärmt auch noch etwas, wenn es feucht wird. Zusätzlich gibt es platzierte Mesh-Einsätze und dickeres Material an verschiedenen Stellen des Sockens.
Test: PhD Run Light Mini Socken im Einsatz
Der Socken ist recht kurz, dafür aber ordentlich dick: Schluss ist mit doppelten Sockenpaaren im Winter, der PhD Run Light Mini reicht vollkommen. Die zusätzlich gepolsterten Stellen sorgen für Komfort, aber besonders die wärmenden Eigenschaften sind der Knackpunkt: Natürlich sorgt ein Socke alleine nicht für perfekten Kälteschutz, aber das Smartwool Modell wärmt definitiv ein ordentliches Stück mehr als ein Standardstrumpf und, das ist gerade bei Socken nicht unwichtig: Er stinkt nicht.
Fazit
Kein Hexenwerk, aber gegenüber einem Standardsocken eine ordentliche Verbesserung: Die Smartwool PhD Run Light Mini Socken sorgen für ein angenehmes Fußklima mit besonderem Augenmerk auf den Wintergebrauch. Dazu kommt eine gute Polsterung und ein bequemer Sitz. Der Verkaufspreis geht in Ordnung, der Straßenpreis mit aktuell unter 10 € erst recht. Wer mehr Wärme über dem Knöchel will, ist auch mit dem Smartwool Hike Medium Crew gut bedient – dieser geht bis hoch zu den Waden.
Stärken
- wärmt ordentlich
- Gute Polsterung, bequem
- fängt dank Merino nicht an zu stinken
Schwächen
- Pilling – aber hey, es sind Wollsocken!
Preisvergleich
DYNAFIT Mercury DST Gloves
Kurz & knapp
Material: Oberhand: 86% Polyamid, 7% PU, 7% Elasthan. Isolation: Primaloft. Futter: Microfleece – 80% Polyester 20 % Polyamid. Innenhand: Clarino.
Preis: 80 € UVP | ca. 60 € Straßenpreis
Der Handschuh von Dynafit ist primär für Skitouren-Einsätze gebaut und nicht fürs Biken. Aber ich (Sissi) habe den Mercury DST auch immer öfter auf dem Rad im Einsatz gehabt, einfach weil er mit seiner Primaloft-Füllung wärmer ausfällt als Softshell-Varianten, die für mich bei kalten Temperaturen oft nicht ausreichen. Er ist somit eher zufällig zu meinem Bike-Handschuh an frostigen Tagen geworden. Der Mercury DST Glove ist ein sehr leichter, wind- und wasserfester Handschuh mit hoch reichendem Abschluss samt Klettverschluss und einem zusätzlichen dünnen Fäustlingsüberzieher gegen Wasser und Wind.
Test: Dynafit Mercury Handschuh im Einsatz
Ich bin zunächst im Alltag auf den Dynafit Handschuh gewechselt, weil er einfach wärmer und gemütlicher ist als mein Softshell-Modell – sowie praktischer im An- und Ausziehen. Als extrem temperaturempfindlicher Mensch hatte ich den Mercury DST dann immer öfter auch beim Biken an. Die Primaloft-Isolation hat ein wirklich beeindruckendes Wärme-Gewichts-Verhältnis (wie man es von den leichten Isolationsjacken kennt) und trägt dadurch auch nicht besonders auf. Dennoch liegt er nicht so hauteng an wie Radhandschuhe und es gibt eindeutig einen Unterschied in Sachen Gespür und Taktilität – aber immer noch besser als das nicht-mehr-vorhandene-Gefühl dank eiskalter Finger in meinen dünneren Wintermodellen.
Der Grip auf der Innenhand vom Mercury DST ist dank der kleinen Silikon-Noppen wirklich auch am Lenker top (sie funktionieren auch bei der Smartphone-Bedienung). Den zusätzlichen, hauchdünnen Überzieher hatte ich nur auf Skitouren im Einsatz, wo er tatsächlich noch einmal extra Schutz geliefert hat. Beim Radfahren in der Stadt habe ich ihn auch beim Schneegestöber nicht benutzt – genauso wenig wie beim Biken – weil ich mich mit dem Fäustlingsgefühl beim Bremsen einfach unwohl fühle. Wasser kam auch so nicht durch…
Fazit
Für mich als sehr kälteempfindliche Person, die zudem Ausrüstung schätzt, die sich flexibel für unterschiedliche Aktivitäten eignet, ist der Mercury DST Glove zum Winter-Allrounder geworden, der immer griffbereit liegt. Er ist warm, leicht, hat einen guten Grip – aber ist natürlich kein sportlich anliegender, feinfühliger Bike-Spezialist mit Polsterung.
Stärken
- sehr warm
- guter Grip
- vielseitig einsetzbar
Schwächen
- Kein Bike-Spezialist: voluminöser, Abstriche in Sachen Taktilität und Polsterung
Preisvergleich:
45NRTH Jaztronaut Isolations-Sohlen
Wer Klickpedale auch im Winter fährt, könnte das Problem kennen: Wärmeverlust durch die Cleats. Rundherum bekommt man der Kältestarre im Schuh spätestens mit Überschuhen bei, aber untendrunter kann die Kälte unverändert eindringen. 45NRTH, deren Schuh Japanther wir vor Kurzem vorgestellt hatten (zum Test), hat sich zu diesem Problem Gedanken gemacht: Herausgekommen ist die Jaztronaut-Sohle. Was zuerst aussieht wie ein dünnes, zugeschnittenes Stück Schaum, beeinhaltet ein bisschen mehr: Die Temperaturblocker-Sohle besteht im von EVA-Schaum ummantelten Kern aus einer 2 mm Aerogel-Schicht: Dieses nicht komprimierbare Nanotech-Material besteht aus unzähligen Poren und ist dadurch, trotz der geringen Dicke, extrem isolierend. Gepolstert ist die Sohle kaum.
Kurz & knapp
Material: Aerogel, EVA Schaum
Preis: 69,90 € UVP | 49,90 € Straßenpreis
Test: 45NRTH Jaztronaut im Einsatz
Die 47er Jaztronaut Sohle passt perfekt in meinen Einsatz-Klickschuh von Scott in der gleichen Schuhgröße – allerdings muss man sich hier zwischen den Sohlen entscheiden, ich hatte gehofft, dass ich die durchaus bequeme Sohle von Scott im Schuh lassen kann. Zusammen mit den Jaztronaut drunter wird es allerdings extrem eng im Schuh, also: Originalsohle raus, Jaztronaut rein. Im Einsatz funktioniert die Sohle ausgezeichnet: Tatsächlich kühlt man über die Unterseite gefühlt erheblich langsamer aus als mit normaler Sohle, das System funktioniert richtig gut. Kleiner Wermutstropfen ist die fehlende Polsterung: Wer sich an den Support gerade im Fersenbereich gewöhnt hat, muss sich beim quasi komplett platten Jaztronaut umgewöhnen.
Fazit
Interessante Technologie, die funktioniert: Die dünne, harte Aerogel-Sohle von 45NRTH sorgt dafür, dass mit Klickschuhen der Wärmeverlust über den Cleat-Bereich stark verlangsamt wird. Wermutstropfen sind der recht harte, spartanische Aufbau der Sohle und der hohe Preis.
Stärken
- Top-Isolation
- federleicht
Schwächen
- Kaum Polsterung
- Preis
Weitere Informationen
Webseite: www.smartwool.com / www.roeckl.de / www.dynafit.com / http://45nrth.com
Text & Redaktion: Johannes Herden, Sissi Pärsch | MTB-News.de 2016
Bilder: Johannes Herden, Dennis Helms, Sissi Pärsch
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