In der aktuellen Ausgabe haben wir unter zahlreichen anderen Geschichten einen Reisebericht aus dem Westen Deutschlands veröffentlicht. Dieser soll als Beginn einer dauerhaften Serie zu spannenden Bikegebieten in Deutschland stehen. Nun erreichte uns kurz nach Veröffentlichung der Ausgabe Kritik am Reisebericht: stark begangen und befahren sei die Region, teilweise verboten die Trails. Der Nationalpark sei nicht fern und die Verantwortlichen auf dem Weg, die im Artikel beschriebenen Trails auch noch einzukassieren. Unser Artikel sei das sprichwörtliche ‚Öl ins Feuer’. Zahlreiche Mails gingen konstruktiv hin und her und es wurde beschlossen, das Thema beispielhaft aufzugreifen und hier auf mtb-news.de auszuspielen, um eine entsprechende Diskussion zu ermöglichen. Erst einmal tut es mir, tut es uns leid, sollte es tatsächlich verstärkte Probleme für die Locals vor Ort geben.

Was tun wir, um Probleme auszuschließen?

Wir weisen bei jedem unserer Berichte auf die DIMB Trail Rules hin, und auch auf verstärkten Fußgängerverkehr an Wochenenden und Feiertagen. Normalerweise recherchieren wir gerade solche Geschichten selber, ab und an verlassen wir uns auf gute Bekannte, denen wir da vertrauen. Schauen uns die Touren auf Komoot und Strava noch einmal an, um zu sehen wie die Frequenz dort ist und klären ab, ob es evtl. schon einen MTB-Reiseführer zur Region gibt, in dem die oder eine ähnliche Tour abgebildet ist. Alles war im Fall der Rurtrails gegeben und doch lagen wir daneben. Der Kontakt zum jeweils regionalen Verein wird zukünftig in die Liste mit aufgenommen werden, damit hätten wir in diesem Falle sicherlich anpassen können.

Doch kommen wir hier zu einer grundsätzlicheren Frage.

Sollen Regionen und dezidierte Trailrunden überhaupt vorgestellt werden? Welche Probleme und Chancen ergeben sich daraus?

Viele Vereine, Vereinigungen und auch Privatpersonen berichten gerne über ihre Touren, versuchen aber, konkrete Ortsangaben zu vermeiden. Die Angst vor steigendem Verkehr auf den Wegen, vor Abnutzung der Wege und vor damit einhergehenden Problemen sind hier die offensichtlichen Beweggründe.

Ich kann das nachvollziehen, aber sehe ich mir die aktuellsten Umfragen zum Verhalten und den Wünschen von Mountainbikern an, dann stehen qualitativ gute Touren in Deutschland weit oben. Und auch mir geht es so, ich möchte gerne inspiriert werden von tollen Trailtouren. Freue mich, mit neuen Leuten in unbekannten Gebieten zu biken. War vor einigen Jahren ebenso begeistert von der Einladung der BergischBikersUnited nach Wuppertal, wie über die Wege im Chiemgau oder am Thüringer Meer. Und ja, ich möchte gerne Mountainbikern sagen, fahrt da, schaut euch das an, habt Spaß und seid ebenso offen bezogen auf eure Hometrails. Ruft den Menschen ins Gedächtnis, dass es immer Hometrails von jemandem sind und verhaltet euch wie auf euren eigenen. Klar, ich habe die Luxussituation in einem ca. 20 Häuser fasssenden Dorf 500 hm über dem Tal im Bayerischen Wald zu wohnen. Ein paar Mountainbiker mehr interessieren hier niemanden, an den Wegen ums Dorf lege ich einmal im Jahr Hand an um sie zu pflegen und kenne sowohl Forst, als auch Jagd und Tourismus hier recht gut. Mir ist klar, dass es anderswo, z.b. in der Nähe von Ballungszentren, größere Probleme gibt.

Aber diese liegen doch eher an einem veralteten und bewahrenden Mindset diverser Anspruchsgruppen als an einer Veröffentlichung. Mit dieser Systematik müsste ich dann ja auch der DIMB vorwerfen, für eine Zementierung der 2-Meter Regel in Baden-Württemberg verantwortlich zu sein.

Hannes in Rabenberg mit dem Bell Super
# Hannes in Rabenberg mit dem Bell Super

Ich möchte auch nicht daran glauben, dass der Großteil der Mountainbiker aus hinterradblockierenden Rowdies besteht. Ein gewisses Maß an Toleranz sollte doch von allen Seiten aufzubringen sein. Tobi mokierte sich an dieser Stelle vor einigen Tagen über diverse Mountainbike-Spezies. Doch mir stellt sich bisweilen die Frage, wo das Problem verursacht wird und wer die Deutungshoheit übernimmt. Warum darf jemand nach der Arbeit sich nicht seinen Frust von der Seele radeln und grüßt einfach mal nicht, muss jeder am Gipfel seine Espressomaschine auspacken und vorbeikommende Wanderer umarmen? Klar ist es gut, sich freundlich zu begegnen, sich auszutauschen und zu unterhalten, ich mach das häufig, aber es muss doch auszuhalten sein, wenn jemand aus welchen Gründen auch immer darauf verzichtet. Ich habe Bekannte, die sich Stress von der Seele radeln, und damit anschließend wieder sehr entspannt sind. Daraus jemandem persönlich oder gar einer ganzen Nutzergruppe einen Strick zu drehen erscheint mir maximal unlogisch.

Klar ist auch, es gibt Problemfälle, es gibt wegeabkürzende Mountainbiker, die in einem schon sehr guten Wegenetz noch zusätzlich wild Wege anlegen. Das ist ein Problem. Einer der von dem Bericht betroffenen Mountainbiker erzählte mir davon, er unterhielt sich mit den Verursachern, wies sie auf die Problematik hin, wurde aber eher ausgelacht als ernst genommen. Das ist eine Problemstellung, mit der wir umgehen müssen, vielleicht auch Verantwortung übernehmen. Für jemanden, der einfach mal grantig ist, müssen wir das nun wirklich nicht.

Wir sollten auch nicht auf Bikeparks und Trailcenter schimpfen, dass sie ein Problem für unser bestehendes Wegenetz darstellen, sondern die Chance darin sehen und die Konzepte verbessern. Eine Freundin legte in Freiburg gerade ihre Masterthesis vor und kam darin zu dem Schluss, dass Mountainbiken in Deutschland weder sozialnivellierend, noch integrativ sei. Die vorhandenen Trails teilweise schon recht anspruchsvoll, das entsprechende Material dafür teuer. Ein gut gemachtes Trailcenter kann da durchaus Wunder wirken und Einstiegshürden verringern, eine gute Fahrtechnik für natürliche Trails aufbauen. So funktioniert es in Schottland: um so besser Mountainbiker fahren, um so mehr zieht es sie auf Trails außerhalb der Center, so Graeme MacLean von Developing Mountainbiking in Scotland. Und schauen wir über die Grenze nach Tschechien, dann macht uns Tomas im Singltrek pod Smrkem vor, wie es gehen kann.

Angelegte Trails - kein Problem in Nove Mesto pod Smrkem
# Angelegte Trails - kein Problem in Nove Mesto pod Smrkem

Trails, die von jedem kostenfrei nutzbar sind, die auch nicht Mountainbikern vorbehalten sind, denn es ist frei zugänglicher Wald, wie er sagt. Das Mindset muss immer auf freie Zugänglichkeit gerichtet sein, auch von Seiten der Mountainbiker. Die Wege sind leicht bis mäßig anspruchsvoll und doch sehr spaßig, sie sind mit einem Baumarktbike ebenso befahrbar, wie mit einem hochwertigen Fully. Hier fährt wirklich jeder, das Signal an die Politik ist stark und Mountainbiken hat einen anderen Standpunkt als in Deutschland. Das politische Gewicht steigt mit sinkenden Einstiegshürden. Zusätzliche Angebote sind also durchaus eine große Chance, wenn sie gut durchdacht sind. Im europäischen Umland gibt es positive Beispiele dafür.

Ok, viel geschrieben, viel gesagt – aber was lässt sich daraus schließen?Erst einmal nichts allgemeingültiges, sondern vor allem persönliche Meinung. Ich glaube, dass wir Trail- und Regionenveröffentlichungen vertragen, wenn sie mit Locals abgeklärt sind und diese bereit sind, Ansprechpartner für die Region zu sein. Im Flow Valley beispielsweise wurden sinnvolle Diskussionen in Gang gesetzt und es gibt beteiligte Biker vor Ort, die diese Diskussionen mitführen. Ich glaube, dass wir es vertragen, wenn wir im Hinterkopf behalten, in anderen Regionen Gast zu sein und uns so verantwortungsvoll verhalten, wie wenn es unsere Hometrails wären. Ich glaube, dass wir und auch andere Naturnutzer es aushalten werden, wenn es ein breites Spektrum an Mountainbikern gibt und sich nicht alle zwangsläufig liebhaben. Ich glaube, dass Zusatzangebote wie Bikeparks und Trailcenter sinnvoll sind, um das sozialnivellierende und integrative Potenzial des Sports zu entfalten, also den Zugang zum Sport nicht durch soziale Einstiegshürden zu verhindern. Sie müssen ordentlich gestaltet sein und konzeptionell lohnt der Blick nach Schottland und Tschechien. Ich glaube aber auch, dass der Wunsch von Locals akzeptiert werden sollte, das Gebiet nicht näher vorzustellen, vor allem wenn diese vor Ort Diskussionen führen und Verantwortung übernehmen.

Als Magazinverantwortlicher ist es für mich schwierig, denn ich möchte dem Wunsch nach Berichten und auch qualitativ wertvollen Trailempfehlungen nachkommen. Es sind Geschichten, die ich auch gerne läse, es ist ein Grund, warum wir im Bayerischen Wald immer wieder Camps auf unseren Hometrails anbieten oder im Verein Interessierten neue Wege zeigen. Ich möchte aber natürlich niemandem Probleme bereiten und hier finden wir wieder den Grund für das Ausspielen des Artikels auf mtb-news.de, denn gerne möchten wir wissen wie du das Thema siehst, wie du es handhabst und die Zukunft siehst.

  1. benutzerbild

    Hasifisch

    dabei seit 03/2010

    Da kann man nicht viel zu sagen. Du leugnest Tatsachen, die ich aus mehrjähriger Erfahrung als gegeben weiß:
    - der größte Teil der Gelegenheitsbiker hat keine großes Interesse an detaillierten Infos und verlässt sich auf Hörensagen und/oder "Guides" - auch für die Horden gibt es jede Menge Infos und Info-Möglichkeiten!
    - es ist mit verkraftbarem Aufwand, vor allem freiwillig, keinesfalls möglich, alle Infos für jeden bereitzustellen. Wem bezahlst DU den Aufwand, das er Tracks mit allen Infos zur Verfügung stellt?
    - es ist unglaublich leicht, sich in jeder Region an irgendwelche Locals zu hängen bzw. diese unterwegs nach Infos zu fragen, wenn man keine kostenlose Rundum-Versorgung erwartet.
    Du kannst das gern für dich alles in Frage stellen. An den Fakten ändern wird das nichts.
    Nur eine Frage: wie viel Erfahrung hast du denn tatsächlich mit dem ganzen Thema bzw. was hast du persönlich bis jetzt getan um Infos über Trails zu veröffentlichen?
    Ich werde das Gefühl nicht los, mit jemandem zu diskutieren, der entweder einfach nur diskutieren will und/oder sich noch nicht wirklich praktisch mit dem Thema beschäftig hat.

  2. benutzerbild

    Hasifisch

    dabei seit 03/2010

    Ach ja: bin raus.

  3. benutzerbild

    bastea82

    dabei seit 07/2010

    Ach ja: bin raus.
    Ich merke, du hast es nicht wirklich begriffen. Schade. Daher erspare ich mir dann auch eine Antwort. smilie

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