XC World Cup Nove Mesto: Schweizer Festspiele in Tschechien?

Der Weltcuptross zieht weiter! Der spektakuläre zweite Lauf des UCI Mountainbike Weltcup in Albstadt ist Geschichte und alle Blicke richten sich nun auf das nächste Highlight in Nove Mesto na Morave in Tschechien. Gelingt es Nino Schurter bei den Herren und Jolanda Neff bei den Damen ihre eindrucksvollen Auftritte beim Rennen im Albstädter Bullentäle zu bestätigen oder schaffen andere Damen bzw. Herren den Sprung ins Rampenlicht? Wir blicken auf die Favoriten beim dritten Rennen der Weltserie.

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Short Track – Großes Favoritenfeld bei Damen & Herren

Die Premiere in Albstadt war ein voller Erfolg – insbesondere das Short Track Rennen der Herren in Albstadt war vollgepackt an interessanten Führungswechseln, taktischen Spielereien und Top-Fahrern, die alles investierten um in der Startaufstellung möglichst weit vorne zu stehen. Pechvogel Nino Schurter, der bereits beim Start durch Probleme mit seiner Schaltung sehr weit zurückgeworfen wurde, wird nach dem imposanten Auftritt im Cross-Country nun alles daransetzen, sich in die Siegerliste des Short Tracks einzutragen.

# Die Premiere des Short Tracks im Rahmen des Weltcups war ein voller Erfolg - In Nove Mesto werden die Rennen dank der Unterstützung des tschechischen Fernsehens live auf Redbull.tv übertragen

Die Konkurrenz ist groß: Allen voran steht Mathieu van der Poel, der beim Short Track in Albstadt in eindrucksvoller Art und Weise demonstrierte, dass er dieses kurze Rennformat besonders beherrscht. Die Attacke des Niederländers zwei Runden vor Ende hätte aber wohl kaum für einen Sieg über eine längere Renndistanz gereicht – das heranrauschende Feld um den Zweitplatzierten Sam Gaze rückten gefährlich nah an den Sieger heran. Insbesondere Gaze dürfte in Nove Mesto einer der großen Sieganwärter sein, zumal die sehr lange Zielgerade im Biathlonstadion sprintstarken Fahrern wie Gaze entgegenkommt. Außerdem darf man nach dem couragierten Auftritt von Manuel Fumic in Albstadt auf ein starkes deutsches Ergebnis hoffen.

Bei den Damen überzeugte Annika Langvad durch eine taktische und physische Glanzleistung und sicherte sich den Sieg bei der Premiere dieses Wettkampfformats im Weltcup. Der starke Auftritt in Albstadt bugsiert sie logischerweise damit in die Favoritenrolle für Nove Mesto. Aber auch hier gilt erneut für jede Fahrerin, dass mit dem gewissen Quäntchen Glück und der taktischen Finesse eine Überraschung möglich ist.

Herren – Schurter zurück im Siegmodus?

Es war schon sehr beeindruckend, wie Nino Schurter sich im Rennen der Herren in Albstadt präsentierte. Zu jeder Zeit schien er Herr der Lage und mischte in der Spitzengruppe mit. Und als das Rennende nahte, erhöhte er kontinuierlich das Tempo, sodass ein Konkurrent nach dem anderen seinem Hinterrad nicht mehr folgen konnte.

# Souveräner Auftritt von Nino Schurter in Albstadt - Kann der Schweizer den dritten Sieg in Serie in Tschechien feiern?

Der Weltmeister scheint wieder die Form gefunden zu haben, die ihn im letzten Jahr zur perfekten Saison manövrierte – der Weltcup in Stellenbosch wurde als kleiner Ausrutscher abgehakt. Die Konkurrenz wird es schwer haben, den Eidgenossen in Tschechien zu schlagen, insbesondere weil Schurter dort in den letzten beiden Jahren triumphieren konnte.

Diese Serie zu brechen ist das große Ziel von Sam Gaze. Die Strecke in Albstadt liegt dem kräftigen Neuseeländer überhaupt nicht und so wunderte man sich nicht, dass er von Beginn an im Rennen Mühe hatte – zudem sorgten Bauchschmerzen bei ihm dafür, dass er das Rennen in Albstadt vorzeitig beendete. In Nove Mesto hingegen sind die Anstiege kürzer und das Profil spricht mehr für Fahrertypen wie Gaze. Aus diesem Grund gilt der Commonwealth Games-Sieger auf alle Fälle als Podiumskandidat – die Frage wird sein, ob er Schurter erneut ein Schnippchen schlagen kann?

# Gibt es am Sonntag erneut dieses Bild zu sehen? Sam Gaze konnte in Albstadt nicht überzeugen, was teilweise auf das Streckenprofil zurückzuführen war - Foto: Bartosz Wolinski/Red Bull Content Pool

Auch die weiteren Fahrer auf dem Podium in Albstadt können sicherlich erneut in den Kampf um die ersten Plätze eingreifen. Der Zweitplatzierte vom vergangenen Wochenende, Stephane Tempier, überraschte mit einem couragierten Auftritt und stellte seine starke Form unter Beweis. Mathieu van der Poel landete im Vorjahr in Tschechien trotz schlechter Startposition auf dem achten Rang – ein Podium ist allemal drin beim 23-jährigen.

Der Niederländer konnte sich beim Rennen in Albstadt knapp vor Maxime Marotte platzieren. Der Franzose ist die Beständigkeit in Person – der Teamkollege von Manuel Fumic scheint das Podium bei den Weltcuprennen fest reserviert zu haben. Zu guter Letzt der Fünftplatzierte aus Albstadt, Jordan Sarrou. Der Franzose erwischte in Stellenbosch nicht den besten Saisonstart auf Rang 14, doch der junge Fahrer des BH-KMC-Teams scheint rechtzeitig zum europäischen Weltcupstart bestens vorbereitet zu sein.

# Vom Pech verfolgt - Matthias Flückiger fuhr in den ersten Runden in Albstadt in der Spitzengruppe. Erst ein Plattfuß warf ihn zurück

Vor Heimpublikum wird einmal mehr die tschechische „Dampflok“ Jaroslav Kulhavy hochmotiviert sein, ein Top-Ergebnis abzuliefern. Kulhavy konnte sowohl in Stellenbosch als auch in Albstadt nicht überzeugen, doch auf seiner Heimstrecke konnte der Sieger des Cape Epics stets vorne mitfahren und ist somit sicher ein Kandidat für die ersten Fünf. Neben Kulhavy sollte man auch Matthias Flückiger und einige weitere Fahrer wie sein Bruder Lukas oder das BMC-Duo Reto Indergand und Lars Forster aus der Schweiz nicht abschreiben. Insbesondere Matthias Flückiger wird hochmotiviert an der Startlinie stehen, nachdem ihm am vergangenen Wochenende ein Plattfuß aus der Spitzengruppe warf und er nicht wieder den Anschluss herstellen konnte.

Die deutsche Fahne dürfte erneut vor allem Manuel Fumic hochhalten. Trotz der Einschränkungen, die ein Sehnenriss im Handgelenk beim Cape Epic mit sich brachten, gelang ihm in Albstadt ein starkes Rennen. Das Top Ten-Ergebnis vor heimischen Publikum wird auch der Maßstab sein, an dem er seine Ziele beim Rennen am Sonntag ansetzen wird. Georg Egger und Martin Gluth waren in Albstadt hinter ihm die zwei bestplatzierten Deutschen auf den Rängen 43. Und 44. Beide erhoffen sich für das Rennen in Nove Mesto ein weiteres Stück in die Weltspitze vorzudringen.

# Die Formkurve zeigt nach oben - Manuel Fumic konnte in Nove Mesto nach drei Jahren erstmals wieder unter die ersten Fünf fahren

# Georg Egger möchte noch weiter nach vorne als Platz 44. beim Rennen vor heimischem Publikum

Damen – Kommt es zum Duell Neff gegen Langvad?

Das Rennen der Damen in Albstadt wurde zur „One-Women-Show“ von Jolanda Neff. Die amtierende Weltmeisterin fuhr sowohl bergauf als auch bergab in einer eigenen Liga. Die rutschigen Bedingungen spielten der fahrtechnisch starken Schweizerin in die Karten – auch in Nove Mesto wird sie von ihren Fahrqualitäten bergab sicherlich profitieren können.

# Unterwegs in einer eigenen Liga - Jolanda Neff beeindruckte das Publikum und die Konkurrenz beim Rennen im Bullentäle - Foto: Red Bull Content Pool

Während Neff keinerlei Risiko scheute, bei den schwierigen Bedingungen in Albstadt die Bergab-Sektionen zu meistern, versuchte die Dänin Annika Langvad jeglicher Gefahr einer Verletzung aus dem Weg zu gehen. Bewusst verzichtete sie darauf, die fahrtechnisch schwerere A-Linien zu wählen, wie sie im Ziel betonte. Spielt das Wetter nun in Nove Mesto mit, wird auch sie wieder in den Kampf um den Sieg eingreifen können. Dass ihre Form stimmt, konnte sie beim Short Track unter Beweis stellen. Zudem konnte sie sich auf der Strecke in Tschechien 2016 das Weltmeistertrikot überstreifen.

# Annika Langvad setzte in dieser Saison bei technisch schwierigen Passagen bewusst weniger Risiko ein als die Konkurrenz - Bleibt es in Lenzerheide trocken, kann die Dänin sicherlich um das Regenbogentrikot mitkämpfen

Dass eine andere Fahrerin diesen beiden Fahrerinnen in ihrer aktuell bestechenden Form gefährlich werden kann, scheint fraglich. Die Gesamtweltcupsiegerin des vergangenen Jahres, Yana Belomoina, hat nach ihrer Verletzung zu Beginn der Saison zurück zu annähernd alter Stärke gefunden. Doch auch in Albstadt benötigte die Ukrainerin einige Zeit, um sich in die Podestränge zu fahren. Es gibt sicherlich Strecken in der Weltcupserie, die dem Bergfloh mehr entgegenkommen, dennoch sollte man die Seriensiegerin des letzten Jahres keinesfalls unterschätzen.

Auch die Niederländerin Anne Tauber, die nun schon im zweiten Rennen des Weltcups in diesem Jahr als Dritte aufhorchen ließ, gilt als Podiumsaspirantin. Außerdem sollte man auf der technisch anspruchsvollen Strecke keinesfalls Linda Indergand unterschätzen. Die Fahrerin des Focus-XC-Teams hielt sich beim Rennen in Albstadt lange auf dem zweiten Rang ehe sie im Rennverlauf vier Fahrerinnen passieren lassen musste. Die Streckencharakteristik in Nove Mesto dürfte Indergand mehr in die Karten spielen – ein Podium wäre keinesfalls eine Überraschung. Außerdem könnten die arrivierten Kräfte Maja Wloszczowska und Gunn-Rita Dahle-Flesjå ein Wörtchen mitreden bei der Vergabe der Podiumsplätze.

# Die Polin Maja Wloszczowska gilt immer als Kandidatin für ein Platz unter den ersten Fünf

Aus deutscher Sicht ruhen die Hoffnung größtenteils auf Elisabeth Brandau, die auch beim Rennen in Albstadt ihre bestechende Form unter Beweis stellen konnte. Nach dem Pech, beim Short Track nicht unter die ersten 16 Fahrerinnen gekommen und dann beim Cross-Country-Rennen weit hinten aufgestellt worden zu sein, gelang es ihr im XC-Wettkampf, aufs erweiterte Podium zu stürmen. Zwischenzeitlich schien sogar ein Platz unter den ersten Drei möglich, vielleicht holt die Schönaicherin dies nun in Nove Mesto nach.

# Gelingt Elisabeth Brandau erneut der Sprung unter die ersten Zehn? - Wir drücken die Daumen

Sabine Spitz erwischte in Albstadt einen schwarzen Tag. Die falsche Wahl der Reifen zwang sie frühzeitig zu einem Reifenwechsel in der Verpflegungszone und warf sie weit zurück. Diesen Rückstand konnte sie nie wieder aufholen. Vielleicht gelingt ihr in Nove Mesto ein Comeback, zumal die Schwarzwälderin im vergangenen Jahr in Nove Mesto Zweitplatzierte war. Schlechte Nachrichten gibt es vom Team jb Brunex Felt: Adelheid Morath stürzte bei ihrer Rückkehr in das Renngeschehen nach einem Kahnbeinbruch im Vorfeld des ersten Rennens des Weltcups in Südafrika erneut und fällt aufgrund eines Schlüsselbeinbruchs erneut lange aus.

U23 – Brandl muss passen, Eibl mit Wut im Bauch

Die Rennen der U23-Kategorie beim Rennen in Albstadt waren aus Sicht der heimischen Beobachter sehr unglücklich verlaufen. Der Favorit im Rennen der männlichen U23-Fahrer, Max Brandl, stürzte bereits in der Startrunde und im Verlauf des Rennens erneut, sodass er aufgeben musste. Dabei schien es zunächst so, als hätte sich der Fahrer des Lexware-Teams den Arm gebrochen. Dieses Worst-Case-Szenario bestätigte sich zum Glück nicht, dennoch muss Brandl aufgrund der Folgen des Sturzes in Nove Mesto passen. Daher rückt sein Teamkollege Luca Schwarzbauer in den Fokus, der in Albstadt aber auch einen schwarzen Tag erwischte und deshalb mit hoher Motivation ins Rennen am Samstagnachmittag gehen wird.

# Schwarzer Tag für Max Brandl in Albstadt - Die Folgen eines schweren Sturzes im Rennen der U23-Herren zwingen ihn zum Verzicht in Nove Mesto

Bei den weiblichen Fahrern der U23-Kategorie war es Ronja Eibl, die bei ihrem ersten U23-Weltcup in den Blickpunkt rückte. Schon früh tauchte die Albstädterin unter den besten Fünf auf, war sogar drauf und dran, die Drittplatzierte Malene Degn zu attackieren. Doch ein abgerissenes Schaltauge zerstörte alle Hoffnungen auf eine Top-Platzierung vor dem heimischen Publikum. Umso motivierter wird die junge Deutsche also sein, wenn am Samstagnachmittag erneut Weltcuppunkte vergeben werden.

# Ronja Eibl könnte für das beste deutsche U23-Resultat sorgen - Die Albstädterin zeigte sich in Top-Form in den letzten Rennen

Favoriten bei den Herren- und Damenrennen sind vor allem die Gesamtführenden Sina Frei und Petter Fagerhaug. Aber auch Malene Degn, Siegerin beim Auftaktweltcup in Stellenbosch und Joshua Dubau, Gewinner des U-23-Herrenrennens in Albstadt könnten erneut auftrumpfen.

Der Zeitplan in Nove Mesto

Freitag, 25. Mai 2018

18:00 Uhr (MEZ): Short Track Damen
18:45 Uhr (MEZ): Short Track Herren

Samstag, 26. Mai 2018

14:00 Uhr (MEZ): U23-Damen
16:00 Uhr (MEZ): U23-Herren

Sonntag, 20. Mai 2018

11:20 Uhr (MEZ): Damen Elite
14:35 Uhr (MEZ): Herren Elite

Wie gewohnt werden die Cross-Country-Rennen am Sonntag und neuerdings das Short Track Rennen am Freitag auf Red Bull TV übertragen. Wie bereits letzten Jahr getestet wird es in dieser Saison zu allen Rennen zusätzlich einen deutschen Kommentar geben. Das Rennen aus Nove Mesto wird auf Deutsch von Christopher Ryan und Mike Kluge kommentiert. Weitere Infos rund um den Weltcup in Nove Mesto findet ihr hier.