World Cup 2011 – #7 Val Di Sole – Myriam und Gwin siegen [Update Bilder und Audio]

Titelbild

„Mit Sicherheit der spannendste Weltcup des Jahres – Val di Sole rockt.“

Rennbericht der Damen

Was für die Männer hart ist, kann für die Frauen nur sehr hart sein – die Strecke in Val die Sole forderte ihnen alles ab. Sabrina Jonnier hatte in den letzten Tagen schon nach dem richtigen Flow auf der Strecke gesucht, und sie fand ihn auch heute nicht wirklich. Zwar durfte sie kurz im Hotseat Platz nehmen, doch schon die als nächste startende Emmilie Siegenthaler (Scott11) konnte sie wieder ablösen. Das gleiche tat dann wiederum die nächste Fahrerin; Emilie Ragot (FRA) war bis zur Zwischenzeit richtig schnell unterwegs, konnte im Ziel immerhin 4,7sek. drauf legen. Dann wurde es spannend: Rachel Atherton hatte gestern noch viel trainiert, wollte es auf dieser Strecke wieder zeigen. Sie fuhr sauber und trat kräftig, unterbot die Zeit von Ragot um Satte 8sek, da standen noch zwei Fahrerinnen am Start. Ob das reichen würde? Nicole Myriam hat da etwas dagegen, fährt verdammt schnell und sehr loose, ihr gefällt die Strecke sichtlich: „Endlich eine Strecke ohne Treten!“. Das zahlt sich aus, sie konnte nochmals 2,1sek. auf Rachel gut machen. Damit war es an Floriane Pugin. Die schnellst-qualifizierte und derzeitige 2. des Gesamtweltcups legte gut los, verlor aber bis zur Zwischenzeit 0.7sek auf Myriam. Dabei blieb es bis ins Ziel, Nicole Myriam gewinnt ihren ersten Weltcup.

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Rachel freut sich mit Ihr, trägt sie auf den Schultern durch den Zielbereich. „Ich kann es noch gar nicht glauben! Vielleicht realisiere ich es heute Nacht, aber es ist toll, hier gewinnen zu können. Ich freue mich auf die WM, denn auch dort musst ich nicht treten,“ so Nicole im Ziel. Floriane ist mit ihrem 2. Platz ebenfalls zufrieden, und die Französinnen zeigen, welche Nation im DH vorne liegen. Tracy Moseley wird am Ende 5.

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Was bedeutet das für den Gesamtweltcup?

Manon Carpenter (GBR) holt sich den Juniorinnen-Weltcup-Tiel.

Rennbericht der Herren

Eine Enttäuschung stand schon vor dem Rennbeginn der Herren fest: Steve Smith würde nicht fahren, der als zweitschnellster qualifizierte hatte sich im Training verletzt. Dann ging das Rennen los. Der 5. Starter machte sich zwar bei den Streckenposten unbeliebt, sorgte aber für gute Stimmung vor den Bildschirmen und vor Ort: Am Eingang der Hill-Corner nahm er zuerst die rechte Streckenbegrenzung, dann, nach einem Faststurz, auch noch die linke Streckenbegrenzung mit – wilde Aktion. Ähnlich wild war Adam Braytons Lauf – ich sah ihn mindestens 4mal am Boden, aber er blieb auf dem Rad. Die Streckenbedingungen – lose, steinig, viele Wurzeln und ein steiles Gelände – waren ein Garant für spektakuläre Downhill-Action, das zeigten schon die ersten Fahrer und Stürze in der Hill-Kurve. Dort erwischte es auch Mitch Delfs (Kona), der nach einem Quersteher vom Bike katapultiert wurde und hart zu Boden ging. Allgemein ereigneten sich zu Beginn des Rennens viele Stürze, die Strecke ist absolut anspruchsvoll. Als erster Deutscher ging der 13fache Deutsche Meister Marcus Klausmann an den Start. Er war an Nummer 70 qualifiziert und fuhr gewohnt sauber und konzentriert und verschonte uns mit Stürzen oder grenzwertigen Fahrmanövern. Sein kontrollierter Lauf führte zu einer Zeit von 3:29:270, Hotseat nur knapp verpasst und allemal besser als ein gefährlicher Sturz. Unmittelbar nach ihm musste Sick Mick Hannah ran, der Hitze und Staub zwar gewohnt ist, aber die Ideallinie mehrmals verpasste und deshalb weit hinter seiner Startnummer, 23, zurück blieb – mit 3:31:844 reihte er sich hinter Marcus ein. Das mussten viele der weiteren Starter, darunter auch Nick Beer. Der Schweizer, der die Strecke eigentlich mag, holte sich früh einen Plattfuß und erreichte das Ziel außer Konkurrenz mit 1:30min Rückstand. In Abwesenheit von Fabien Barel war es an seinen Teamkollegen Patrick Thome und Damien Spagnolo die grünen Mondraker Bikes nach vorne zu fahren. Patrick Thome enttäuschte nicht und nahm erstmal im Hotseat Platz. Ben Reid machte sich jedoch gleich auf, ihn von dort wieder zu vertreiben, aber der Kurs war gnadenlos: Einmal von der Ideallinie abgekommen und schon bleibt man in der falschen Fahrrinne, auch der sympathische Ire wird mit seiner Zeit nicht zufrieden sein, die Bestzeit bleibt bei 3:26 von Barel-Zögling Thome.

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Würde der neue Deutsche Meister Benny Strasser sich in den Hotseat setzen können? Er pushte sein Banshee Legend die Strecke herunter, riskierte aber nicht so viel wie die anderen Starter vor ihm – einige Sekunden Rückstand, aber MK bleibt auf der dritten Stufe des Hotseats. Schon nach dem ersten Drittel stand für mich fest: Selten einen so spannenden Weltcup gesehen. Verschiedene Linien, verschiedene Zeiten, Stürze, spektakuläre Drifts, da war wirklich alles dabei. Dazu kommt: In der Quali hatten einige sehr schnelle Fahrer gepatzt, sie mischten jetzt einiges auf. Mit jedem weiteren Fahrer, der einen Fahrfehler in seinem Lauf hatte oder vom Rad stieg, wurde klar: Klausmann würde nach einer nicht ganz sauberen Quali ein gutes Weltcup-Ergebnis nach Hause mitnehmen. Unglaubliches Glück hatte der Solid Fahrer Georges Pierre Charles, er wäre am Hill-Spill fast explodiert als er etwa auf 45° landete, daraufhin 45° in die andere Richtung geworfen wurde, sein Bike aber noch irgendwie rettete und mit neuer Bestzeit ins Ziel kam, das Hinterrad hätte ich gerne gesehen!

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Mitch Ropelato ist eines der größeren amerikanischen Nachwuchstalente – beim Crankworx gewann er sowohl den Dual Slalom als auch den Pumptrack, in Italien zeigte er, dass er auch DH fahren kann, er pilotierte sein Santa Cruz v10 in den Hotseat. Die Marke von 3:26 konnte schließlich Remi Thirion durchbrechen, mit 3:22 sogar satt. Würde Yeti-Joungster Shaun O’Connor es ihm gleich tun können? Nach einigen Patzern stand fest, dass er nicht weit nach vorne fahren könnte. Dann kam Damien Spagnolo, ebenfalls schnell, aber mit 3:23 nur auf Rang 2. Ab dann ging es Schlag auf Schlag: Nächster Fahrer: Andrew Neethling. Nächste Bestzeit: 3:19.76. Nächster Fahrer: Sam Blenkinsop. Auch er loose, schnell und stylisch, aber mit 3:26 außer Reichweite er ganz schnellen Jungs. Näher dran war da schon Vorjahressieger Marc Beaumont im neuen Weiß-roten Outfit vom Team GT, dicht hinter Neethling mit 3:21. Als nächster Fahrer schon der alte Mann aus Sheffield, doch nach einem Sturz bei zwei Drittel der Strecke waren Steve Peats Ambitionen dahin, ein verkorkstes Wochenende für ihn. Zwei Fahrer später versucht sein Teamkollege Greg Minnaar sein Glück. Auch seine Quali war alles andere als Rund, heute im Rennen wollte er zeigen, dass die neuen Carbon-Bikes etwas können. Er nimmt die unteren Kurven weit, ist verdammt schnell und legt eine 3:17:33 vor – wie lang wird sie die Messlatte bleiben? Brendan Fairclough wird sie ihm nicht streitig machen, er fährt zwar schnell, aber stellenweise eben zu schnell, verliert die Pedale und reitet ziemlich Rodeo die Strecke hinab, die Zeit nicht mit den schnellsten Vergleichbar. Einen ähnlichen Rodeo-Ritt legt Matti Lehikoinen hin – auf der Ziellinie wird es relativ eng, 2,4sek. Rückstand. Daran wird auch deutlich: Diese Strecke trennt die Spreu vom Weizen, zieht das Feld weiter auseinander, ein Fehler kostet hier nicht zehntel, sondern ganze Sekunden. Next Rider on track: Brook MacDonald. Der MS-Evil-Fahrer in seiner bisher besten Saison hatte noch Pläne für die Gesamtwertung, weil Smith im heutigen Finale keine Punkte sammeln würde. Dafür legte er sich vor allem im unteren Streckenabschnitt mächtig ins Zeug, sodass von 2.2sek. Rückstand im Ziel nur noch eine übrig blieb, aber Greg Minnaar behielt seinen Sitzplatz. Der erste Fahrer, der ihn ehrlich gefährden konnte, weil er an der Zwischenzeit vorne lag, war Cameron Cole. Sein Fahrstil absolut sehenswert, er tritt sogar in Hill’s-Schicksals Kurve, auf der Zillinie stehen 3:16:5 auf der Habenseite, Bestzeit für den Kiwi.

Nach ihm ging ein echter Altmeister und amtierender Französischer Meister an den Start: Mickael Paskal, Spezialist für anspruchsvolle Bedingungen und Strecken. Der Flat-Pedal-Fahrer verzichtet auf Gwin’s Gap, stürzt dann aber kurz nach der Zwischenzeit und bringt sich damit um ein sehr gutes Weltcup-Ergebnis, doch auch Rang 20 mit Sturz kann sich sehen lassen. Matthew Scoles (NZL) zeigt als nächster, wie das Limit an diesem Kurs aussieht. Oftmals nahe am Sturz,aber immer irgendwie oben bleibend bringt er dennoch eine vernünftige Zeit durch die Lichtschranke. Payet Florent ist einer der unbekannteren Fahrer, doch der Fanzose (gebürtig von Reunion) hat absolut sehenswerte Fähigkeiten – bis er es dann doch übertreibt und zu Boden geht, viel Zeit liegen lässt – definitiv abe ein weiterer Junior, auf den man in Zukunft ein Auge werfen sollte. Das gleiche gilt für Loic Bruni vom Team Lapierre. Er ist im Mai 17 Jahre alt geworden und fährt trotzdem schon auf hohem Niveau. Im Finale konnte er seinen perfekten Lauf aus dem Qualifing nicht wiederholen, aber auch Rang 17 ist nicht von schlechten Eltern. Würde Markus Pekoll, als schnellster deutschsprachiger Fahrer auf Rang 6 qualifiziert, auch im Finale an die Weltspitze ranfahren können? Nach wildem Lauf holte er sich vor der Schicksalskurve einen Platten am Hinterrad und riss das Schaltwerk ab, rettete sich nur mit großem Rückstand ins Ziel.

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Nach der Qualifikation hatte Gee Atherton zu Protokoll gegeben, dass ihn „gute“ Ergebnisse nicht interessieren, Rennsiege seien das, was zählt. Mit dieser „Pokal oder Spital“ Einstellung schoss er die Strecke herunter, immer auf der Suche nach dem perfekten Lauf, mit dem er hier schon gewinnen konnte. Absolut lose donnert, rutscht, fliegt er die Strecke hinab – die Uhr bleibt bei 3:14:4 stehen, dicke zwei Sekunden schneller als GM.

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Nun bleiben nur noch 3 Fahrer, um Gee den ersten Saison-Sieg zu vermasseln. Troy Brosnan ist Junioren-Weltmeister, verheizt seinen älteren Teamkollegen Brendan regelmäßig und fährt auch dieses Mal wieder absolut rowdy, ein wenig wie Sam Hill, stürzt jedoch nicht in der legendären Kurve und bringt eine 3:15 ins Ziel, nur eine Sekunde langsamer als Gee, Damit ist Rang 4 für ihn sicher – auf dem Elite Weltcup Podium im jungen Alter von 18 Jahren. Vor der großen Gwin-Show ist es an Danny Hart, und er enttäuscht nicht. So smooth wie er ging niemand über Gwin’s Gap, er fährt kontrolliert, flowig und vor allem: schnell. In der Schicksalskurve war er schon letztes Mal fast gestürtzt, dieses Mal explodiert nur der Boden, als er sich in den Anlieger schießt – im Ziel staunt die Konkurrenz über 2.8sek. Vorsprung auf Gee Atherton. Kann der Gwinner das toppen? Sein Fahrstil ist nicht so spekatuklär wie der von Hart, aber nicht minder effizient – ganz im Gegenteil! An der Zwischenzeit 2.6sek vor Hart, er fährt so sauber, so schnell, so perfekt wie kein anderer und legt eine 3:10:356 hin, gewinnt das Rennen und stellt einen absoluten Rekord auf: 5 Weltcups konnte vor ihm noch kein Fahrer in einer Saison gewinnen. Seine Dominanz auf verschiedensten Strecken ist beinahe beängstigend, außer Greg Minnaar konnte ihn 2011 niemand schlagen. Das einzig sympathische: Im unteren Streckenabschnitt war Danny Hart 1.6 sek. schneller. Aaron Gwin im Ziel: „Die Sache mit dem Rekord war mir gar nicht klar, aber ich bin echt glücklich. Mein Lauf war gut, ich habe unten versucht schön sauber zu fahren, war aber etwas langsamer als geplant!“

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Der Gesamtweltcup:

Troy Brosnan gewinnt in der Junioren-Wertung.

Hier das Ergebnis des Finales:

DHI ME Results-5

Val di Sole World Cup DH Finale Damen

95 Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. Bor, und das alles am frühen Morgen....

  2. Nicole Myriam

    heisst die Gute nicht Myriam Nicole?
  3. heisst die Gute nicht Myriam Nicole?

    Ja. smilie
  4. unfassbar peinlich, wie hier manche die Intelligenz von Blenkinsop, Hart, etc. analysieren wollen.

    Also wenn ich mit 19 Jahren gerade einen WC-Downhill runtergefetzt wäre und mir dann praktisch ein Fernseh-Kamerateam ein Mikro vor den Mund gehalten hätte, hätt man von mir auch keine 3 gerade Sätze erwarten dürfen.

    Blenki ist halt auch ein grinsender Sunnyboy, Sam Hill halt etwas introvertierter und nuschelt so, dass sich die Herren die sich jetzt echauffieren wohl einfach ärgern, weil sie bei Interviews kein Wort von seinem genuschelten Aussie-Englisch verstehen.

    Aber aus dem Umstand heraus, dass sie keine Rhetorik-Koryphäen sind (und Danny Hart vielleicht auch nicht der attraktivste Zeitgenosse ist), deren Intelligenz in einem INet-Forum in Abrede zu stellen, sagt mehr über den Schreiber aus....

  5. unfassbar peinlich, wie hier manche die Intelligenz von Blenkinsop, Hart, etc. analysieren wollen.

    Also wenn ich mit 19 Jahren gerade einen WC-Downhill runtergefetzt wäre und mir dann praktisch ein Fernseh-Kamerateam ein Mikro vor den Mund gehalten hätte, hätt man von mir auch keine 3 gerade Sätze erwarten dürfen.

    Blenki ist halt auch ein grinsender Sunnyboy, Sam Hill halt etwas introvertierter und nuschelt so, dass sich die Herren die sich jetzt echauffieren wohl einfach ärgern, weil sie bei Interviews kein Wort von seinem genuschelten Aussie-Englisch verstehen.

    Aber aus dem Umstand heraus, dass sie keine Rhetorik-Koryphäen sind (und Danny Hart vielleicht auch nicht der attraktivste Zeitgenosse ist), deren Intelligenz in einem INet-Forum in Abrede zu stellen, sagt mehr über den Schreiber aus....

    Danke! sehe ich genauso!
    Die wahren Deppen sind die User hier!! smilie
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