Stans Flow MK3 – kurz & knapp
Basierend auf der ZTR Flow MK2-Felge soll die Flow MK3 von den Erfahrungen profitieren, die damit unter anderem im Downhill-Worldcup gesammelt wurden. Das Einsatzgebiet soll laut Stans jedoch vor allem im Enduro-Bereich liegen. Wartungsarm, sicherer Sitz von breiten Reifen, robust, leicht und widerstandsfähig gegenüber Durchschlägen und Plattenresistenz – all dies waren Aufgaben im Lastenheft der Ingenieure. Wir hatten die 29″-Variante im Test, um zu sehen, ob die dem guten Ruf des Vorgängers gerecht wird.
Technische Daten
- Innenbreite: 29 mm
- Außenbreite: 32,3 mm
- Felgentiefe: 17,6 mm
- Lochanzahl: 32
- Material: 6069 Aluminium
- ERD: 542 mm (26″), 567 mm (27,5″), 605 mm (29″)
- ETRTO: 559 x 29 (26″), 584 x 29 (27,5″), 622 x 29 (29″)
- ISO: 32,3 mm
- Felgenbandbreite: 30 mm
- Ventiltyp: Presta
- Maximale Speichenspannung: 125 KgF / 1225 N
- Maximaler Reifendruck: 37 psi (bis 2,4″ Reifen) | 26 psi (bis 2,8″ Reifen)
- Felgengewichte: 459 g (26″), 480 g (27,5″), 526 g (29″ – getestete Variante)
- Einsatzbereich: Allmountain und Enduro
Preis: 99 € (UVP) | Bikemarkt: Stans Flow MK3 kaufen

Stans Flow MK3 – in der Hand
Mit der Vorgängerversion konnten wir in den letzten Jahren bereits ausgiebig Erfahrungen sammeln und auch im IBC-Forum ist die ZTR Flow MK2 sehr beliebt. Warum? Bei moderatem Gewicht bietet sie ausreichend Stabilität, um vielen Fahrern – und auch unserem Testteam – sogar im Downhill-Einsatz zu genügen. Sollte man sie doch einmal zu stark verdellt haben, halten sich die Kosten für den Ersatz in Grenzen.
Im Vergleich zu dem tiefen V-Profilen mancher Carbonfelgen und ihrem Vorgänger, wirkt die neue Stans Flow MK3 in der Seitenansicht fast schon filigran – insbesondere bei 29″-Laufrädern. Ändert man die Perspektive in die Draufsicht, zeigt sich jedoch, dass die Felge eine ordentliche Breite aufweisen kann. Die Innenweite von 29 mm lässt auch dicke Reifen sicher sitzen.
Mit knapp über 500 g Gewicht ist sie in der Kategorie der “Wagon-Wheeler” mehr als nur konkurrenzfähig. Insbesondere wenn man bedenkt, dass sie nicht aus dem oft sündhaft teuren Kohlefaser-Werkstoff gefertigt ist.
Aufbau

Montage
Wenn der komplette Firmenname schon Stans NoTubes lautet, wäre es verdammt peinlich, wenn die Tubeless-Montage kein Kinderspiel wäre. Wir stellten den Namen auf die Probe und versuchten uns bei der Tubeless-Montage der Reifen (Maxxis EXO TR – DHR2 & Minion SS) mit einer regulären Standpumpe, ohne Kompressor oder Aufladen eines Druck-Reservoires: Plop. Pong. Pong. Fertig. So einfach? Wird der Reifen dann nicht zum Burpen (Luftverlust durch starkes Walken) neigen? Wir waren gespannt.
Stans ZTR Flow MK3 – auf dem Trail
Seit Jahren predigen verschiedenste Institutionen und Fahrer, dass nichts, aber auch gar nichts, über ein leichtes Laufrad geht – Beschleunigung ist alles und der Energieaufwand dafür ist bei niedrigem Gewicht geringer. Ja, das mag stimmen, ist aber nur eine Seite der Medaille. Selbst wenn ich in jeder Kurve einer 5 Minuten langen Abfahrt eine Sekunde sparen würde: In Summe bringt mir diese Ersparnis nichts, wenn ich nicht unten im Ziel ankomme, weil ich mein Laufrad verformt oder den Reifen heruntergezogen habe – oder sich gar Speichenköpfe durch die Felge gezogen haben.
Rechtfertigt ein Gewichtsunterschied von knapp 70 Gramm einen 10-fachen Preis für eine Felge?
Im direkten Vergleich mit Carbonfelgen (Enve M60HV), die knapp 70g weniger auf die Waage bringen, spürt man hier einen leichten Unterschied. Wer allerdings nicht ganz vorne im Enduro-Renngeschäft mitfährt, der sollte sich überlegen, ob dies wirklich den 10-fachen Preis für eine Felge wert ist, denn 10-mal schneller ist man dadurch mit Sicherheit nicht. Der Nachteil in der Beschleunigung von 29″-Laufrädern gegenüber 27,5″-Laufrädern ist da schon deutlich größer – auch ohne Carbonfelgen.
Eines der größten Reizthemen im Mountainbike-Sport ist vermutlich die Steifigkeit eines Produkts. Wenn ein Produkt mehr von etwas hat (natürlich nicht beim Gewicht, doch dazu später mehr), dann muss es ja besser sein, oder? Doch so einfach ist es leider nicht. Fahrergewicht, Fahrstil, Untergrund … die Faktoren, die darauf Einfluss nehmen, ob sich etwas steif oder weich anfühlt, sind mehr als vielfältig. Ein simples Beispiel: Die gleiche Felge wird sich unter einem 70 kg-Fahrer ganz anders anfühlen als unter einem 95 kg-Piloten – selbst wenn sie mit der gleichen Geschwindigkeit durch die Kurve fahren.
Ein monumentaler Knall ließ die Mitfahrer eine gebrochene Felge oder gar einen gebrochenen Rahmen vermuten. Nichts davon war eingetreten.
Im direkten Vergleich mit der ZTR Flow MK2-Felge fühlten vor allem die schweren Tester einen Unterschied. So gab die neuere MK3 insbesondere in vertikaler Richtung spürbar mehr nach. Sehr positiv: Es war ein Gripzuwachs in hängenden Kurven gegenüber dem alten Profil spürbar. Gleich zu Beginn des Tests trieben wir die Belastung auf die Spitze. Auf Sicht versuchte Jens eine Steinwelle komplett zu überspringen. Bereits in der Luft wurde klar, dass das Hinterrad es nicht hinter die Kuppe schaffen würde. Ein monumentaler Knall ließ die Mitfahrer eine gebrochene Felge oder gar einen gebrochenen Rahmen vermuten. Nichts davon war eingetreten, allerdings wollte der Reifen partout keine Luft mehr halten. Nach der Montage eines Schlauchs und späterer Inspektion in der Werkstatt fand sich die Ursache: Auf beiden Seiten der Felge hatten sich die Speichen an insgesamt 6 Stellen durch das Felgenband gespießt. Die Felge wurde beim Einschlag kurzzeitig zum Oval und federte dann unbeschadet zurück. Selbst die Speichenspannung war gegeben und die Felge lief sehr sauber und rund. Bei ähnlichen Fahraktionen quittierten andere Felgen – inklusive der MK2-Version der ZTR Flow – ihren Dienst. Beeindruckend.

Felgenbreite und Luftdruck
Aktuell befinden wir uns wieder mal in einer Übergangsphase, was Reifenbreiten angeht oder besser gesagt: Neue Schubladen für Zwischenkategorien werden angeboten. Mit einer Innenbreite von 29 mm sind die ZTR Flow MK3 zwar nicht übertrieben breit, sollen aber dennoch Reifenbreiten bis 2,8″ abdecken. Als Testreifen setzten wir auf 2,5″ Maxxis-Reifen mit EXO TR sowie DH-Karkassen in verschiedenen Ausführungen. Durch den breiten Sitz saßen sie sehr gut abgestützt und sicher auf der Felge. In entsprechend Stein-armem Gelände und Trails ohne schnelles Hakenschlagen wagten wir uns auf Luftdrücke im Bereich von 1,5 bar an der Front und 1,8 bar am Heck heran – Burping konnten wir hiermit erst bei sehr spitzen Anliegerfahrten provozieren.
Exkurs: Laufradgewicht
Wer auf Trails mit starker Varianz der Geschwindigkeit unterwegs ist und immer wieder von annäherndem Stillstand hoch beschleunigen muss, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Fan von leichten Laufrädern sein.
Reifen fallen weitaus stärker ins Gewicht, als ein paar Gramm an der Felge, die ihre Lebensdauer um ein Vielfaches verlängern.
Für Fahrer, die auf die Erhaltung von Geschwindigkeit setzen, ist dies in den meisten Fällen hingegen weniger ein Problem. Ist das Laufrad einmal beschleunigt, profitiert man von der höheren und damit stabilisierenden Gyroskopkräften. Die Laufräder werden weniger stark abgelenkt wenn man sich mal über eine Wurzelpassage leicht macht und auch die Linie lässt sich auch besser halten.
Wird man das wegen der paar Gramm Mehrgewicht einer Aluminium-Felge gleich zu spüren bekommen? Betrachtet man ein Highend-Produkt des Mitbewerbers Enve, so nimmt man lediglich 30 g (Herstellerangaben) gegenüber der M70 Thirty HV und 70 g gegenüber der M60 Forty HV in Kauf (pro Felge). Also wo liegt dann das Mehrgewicht am Laufrad? Besonders Reifen tragen hier einen weitaus größeren Gewichtsanteil bei, als man auf den ersten Blick vermuten würde. So kann die Wahl zwischen einem DH-Reifen oder einem leichten Faltreifen über 400 g pro Laufrad ausmachen.
Dies ist natürlich ein Extrembeispiel, aber es soll verdeutlichen, dass man sich sehr genau Gedanken darüber machen sollte, wo man Gewicht zugunsten der Stabilität und Einflussnahme auf die Fahreigenschaften einsetzt.

Haltbarkeit
Gegenüber spitzen Steinen ist aber auch die Flow MK3 nicht unverwundbar.
Das Zeitalter, in dem durchgebremste Felgenflanken die Lebensdauer bestimmten, liegt zwar lange hinter uns, aber dennoch – Felgen sind nach den Reifen am nächsten am Untergrund. Wer nicht mit über 2,5 bar Luftdruck im Gelände unterwegs ist, wird früher oder später einen Durchschlag provozieren, sei es durch rabiate Fahrweise oder durch Unachtsamkeit auf einem neuen Trail. Passiert dies auf einem stumpfen Hindernis, beispielsweise auf einer Wurzel, hat man dank der flachen Bauweise der ZTR Flow MK3 gute Chancen ohne großen Schaden davon zu kommen. Gegenüber spitzen Steinen ist aber auch die Flow MK3 nicht unverwundbar.
Im Testzeitraum von einem knappen Jahr wurden den Felgen einige kleinere Dellen zugefügt und das Hinterrad bekam einen heftigen Einschlag zu spüren, der einen Ghettotubeless-Aufbau notwendig machte – der Laufradsatz blieb jedoch weiterhin fahrbar.



Fazit: Stans ZTR Flow MK3
Wer Wert auf ein Produkt legt, das den Spagat zwischen den magischen drei Punkten – haltbar, günstig und leicht – schaffen soll, ist mit der Stans Flow MK3 ideal beraten. Gegenüber den großen Namen im Carbonlaufrad-Geschäft nimmt man rund 30 bis 70 Gramm mehr pro Laufrad in Kauf – zu einem Zehntel des Preises. Die Felge begeisterte nicht nur durch ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis, sondern auch durch ernsthafte Nehmerqualitäten (bis hin zum Downhill-Einsatz), eine extrem angenehme Balance aus Präzision und Nachgiebigkeit, sowie Vibrationsdämpfung und sicheren Reifensitz. Nach unserem Test können wir getrost behaupten: Die Stans ZTR Flow MK3 ist momentan eine der besten Felgen am Markt – mit einem Preis-Leistungs-Verhältnis, das Carbonfelgen erzittern lässt.
Stärken
- Haltbarkeit
- Fahrqualität
- Preis-Leistung
Schwächen
- Keine

Testablauf
Auch wenn wir seit vielen Jahren auf der ZTR Flow MK2 unterwegs sind, haben wir Wert darauf gelegt, die neueste Generation der Felge mit den gleichen Naben, Speichen, Speichenspannung und vor allem – im selben Rad zu vergleichen. Hierfür nutzten wir zwei Laufradsätze (MK2 und MK3) mit identischen Reifen und Luftdrücken. Mehrere Testfahrer unterschiedlicher Gewichtsklassen beurteilten das Fahrgefühl nach Grip und Präzision. Die Laufräder mit den Felgen beider Generationen wanderten jeweils in die entsprechenden Räder der Tester und wurden dann im Vergleich zwischen den Generationen und auch mit anderen (Carbon-)Laufrädern getestet.
Hier haben wir die Flow MK3 getestet
- Moab: Captain Ahab, Whole Enchilada, Portal, Slickrock, etc.
- Flagstaff: Vulkanischer Boden, eckige Steine, sandig, sehr rutschig
- Tschechien: Trailcenter Pod Smrkem, flowige und schnelle Trails
- Gardasee: Steinig, teilweise lose
- Odenwald: Sandig, schnell, Wurzeln, sprunglastig
- Spessart: Loser Waldboden, Wurzeln, Steine
Wer hat getestet:
Jens Staudt
- Testername: Jens Staudt
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht (fahrfertig): 95 kg
- Schrittlänge: 91 cm
- Armlänge: 61 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich: Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie: Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
Jonathan Kopetzky
- Testername: Jonathan Kopetzky
- Körpergröße: 175 cm
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 79 cm
- Armlänge: 51 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Aggressiv und verspielt
- Ich fahre hauptsächlich: DH sprunglastig, auch Dirt, eigentlich alles Hauptsache Rad dabei
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff und schnell
- Vorlieben bei der Geometrie: Langes Oberrohr, Hinterbau je nach Einsatzgebiet
Christoph Spath
- Testername: Christoph Spath
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht: 65 kg
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 94 cm
- Armlänge: 60 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Schnell bergauf und bergab, sauber, selten überm Limit
- Ich fahre hauptsächlich: Von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
- Vorlieben beim Fahrwerk: Viel Low Speed-Compression am Dämpfer, Front etwas straffer als das Heck, hinten gerne progressiv
- Vorlieben bei der Geometrie: Vorne lang, hinten je nach Einsatzbereich kurz bis mittellang, flach
Um euch den bestmöglichen und breitesten Testeindruck zu bieten, fahren immer mehrere Tester ein Bike. Neben den aufgeführten Testern mit detaillierten Profil arbeiten wir immer mit weiteren Fahrern unterschiedlicher Könnerstufen, Gewichte, Körpergrößen sowie Vorlieben zusammen. Im direkten Dialog stellen wir das richtigen Setup sicher und dokumentieren in gemeinsamen Ausfahrten die Eindrücke. Dies stellt sicher, dass wir alle Eigenheiten eines Bikes in allen Bereichen beurteilen können.
Preisvergleich
Weitere Informationen
Website: www.notubes.com
Text & Redaktion: Jens Staudt | MTB-News.de 2017
Bilder: Jens Staudt, Chris Spath
159 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumNebenbei, wenn ich 20 Jahre jünger wäre, würde ich schauen einen Job in der Schweiz zu bekommen und dort zu leben. Hier ist leider mittlerweile alles am Absturz, außer MTB.
Was mit Deiner Passung Felge-Reifen ist, kann ich halt nicht nachvollziehen. In die Mitte gedrückt hast Du die Wulst beim Aufziehen ja eh.
Also, ich bin ganz ehrlich: Reifenwechsel war noch nie mein Hobby. Ich bin da auch nicht besonders geschickt drin. Trotz diverser YouTube Anleitungen
Ich bin in Kranjska Gora beim Double zu kurz gekommen und schön gegen die Landung geknallt. Alle Federelemente waren am Anschlag und trotz 1,7 bar bei 75 kg Fahrergewicht hat die HR-Felge nachgegeben. Bin sie gerade mal 2 Monate gefahren und habe einen Specialized Butcher Black Diamond 2,35“ drauf.
Der Pfeil wäre jetzt nicht nötig gewesen
ZTR HUGO oder Flow EX 27,5 für VR? Was ist stabiler für DH?
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