Anita und Caro Gehrig berichten von ihren Abenteuern bei der EWS in Wicklow, Irland. Wechselhaftes Wetter machte auch den vierten Stopp der diesjährigen Enduro World Series zu einem rutschigen Vergnügen. Viel Spaß beim Bericht der Gehrig Twins:
Das Rennen in Wicklow Irland gehört schon zu den Klassikern der Enduro World Series und verspricht jedes Jahr ein Spektakel mit Tausenden Zuschauern. Die kurzen aber anspruchsvollen Strecken auf dem 46 Kilometern und 1500 Höhenmetern umfassenden Kurs liegen uns, weshalb wir uns für das Rennen viel vorgenommen haben.
Auf das Wiedersehen mit unserem Team freuten wir uns dieses mal ganz besonders! Nämlich war bei diesem Rennen auch endlich Dillon Santos unser junger amerikanischer Teamfahrer mit dabei, der schnelle Kalifornier ist definitiv unser Teamclown und seine Spässe liegen genau auf unserer Wellenlänge. Mats unser Teammechaniker hatte auch etwas Schönes im Gepäck; das brandneue Ibis Mojo HD4 in der roten „Fireball“ Lackierung– ganz klar Liebe auf den ersten Blick. Auch für uns verwöhnten Teamfahrer ist der „New Bike Day“ ein spezieller Tag!
Mit dem neuen Geschoss machen wir uns am Freitag auf zum ersten Trainingstag. Die Bedingungen hätten hierfür nicht besser sein können: Trockene Trails, strahlend blauer Himmel und 24 Grad. Für den ersten Tag standen vier der sechs Stages an. Caro und ich haben mächtig Spass auf den schnellen Stages, die bis auf ein paar immer feuchte Ecken staubtrocken sind.
Für den zweiten Trainingstag ist etwas Regen am morgen angesagt, doch leider wären es ja nicht die #endurowetseries, wenn daraus nicht ein mächtiger Regenschauer geworden wäre. In den Pits sammeln sich gut und gerne 10 Zentimeter stehendes Wasser, deshalb ist erstmals keiner motiviert sich für das Training in den Regen zu schmeißen, wir wollen den Regen ausharren. Eine Wetterbesserung stellt sich trotzdem nicht ein und wir starten mit Nathalie Schneitter und Israeli Noga Korem auf die Runde, unter der Voraussetzung, dass wir nach einer Stage einen Kaffeestop am Berg machen. Trotz strömendem Regen ist es erstaunlich griffig, wenn man von der Nässe absehen kann, eigentlich richtig geile Bedingungen. So sieht man auch nach dem sehr nassen Training eigentlich nur glückliche Gesichter!
Die Gehrig Twins in Wicklow von IBC_Redaktion – Mehr Mountainbike-Videos
Am Sonntag startet das Rennen zum Glück bei trockenem Wetter. Das die Strecken aber durch den vielen Regen und bis zu unserem Startzeitpunkt (nach etwa 300 Fahrern) komplett anders sein würden, war klar! Ein erster Realitätscheck fand schon nach wenigen Metern auf der ersten Abfahrtsetappe statt, die Bodenbedingungen waren schmierig und schwer einzuschätzen, es lohnte sich etwas Tempo raus zunehmen und dafür kontrolliert und sauber zu bleiben. Caro gelingt dies nicht ganz und sie legt sich in der ersten Abfahrt hin.
Stage zwei startet mit einer schnellen Geraden, zum Glück ist es da nicht rutschig, es ist schon so recht schwierig die Linie im Graben zu halten. Wir beide kommen gut runter und drehen immer mehr auf. Es ist uns beiden bewusst, dass bei diesen Bedingungen niemand eine fehlerfreie Fahrt hinunter bringen wird, aber es gilt die Summe von Fehlern möglichst klein zu halten.
Die dritte Etappe markiert die ikonischste Abfahrt; oben offen, felsig und anspruchsvoll ist sie jedes Jahr gesäumt mit hunderten Zuschauern. Ich entscheide mich dafür, die zwar langsamere, aber für mich sichere Linie zu nehmen, es gelingt mir jedoch auch auf der einfacheren Linie nicht sauber durchzukommen. Bevor ich starte sage ich zu Caro: „Fahr besser auch links!“ Diese zeigt sich jedoch immun gegen meine letzte-Minute-Linienberatung und zielt trotzdem auf den Felsen – schafft es aber leider nicht hoch zu kommen, da sie im Moorloch zuvor zu viel Speed verloren hat und landet kopfüber unsanft auf dem Fels.
Nach vier Stages haben wir einen kurzen Pitstopp, während wir uns stärken, kümmern sich Tassilo und Mats um unsere Bikes, die zum Glück noch einwandfrei funktionieren. Ich liege zwischenzeitlich auf Platz 3 und Caro auf 6, wir sind beide motiviert nochmals zwei gute Stages zu fahren, zumal die letzten beiden zu unseren Lieblingsabfahrten am Hügel zählen. Die Fünf hat neben einem sehr technischen felsigen Start viel Highspeed und auch einiges an Airtime, einfach geil. Wir beide legen eine gute Zeit hin und wir haben darüber hinaus einfach nur einen Heidenspass!
Zur letzten Abfahrt müssen wir uns nochmals etwas sammeln, denn es geht gleich am Start in das schwierigste Stück. Doch wir manövrieren uns beide solide durch die tückische Passage. Im unteren Teil ist der Waldboden extrem rutschig und fast niemand (auch nicht bei den Männern) schafft es den kurzen aber giftigen Anstieg hoch ohne Abzusteigen. Nur einige Meter später springt man einen Drop, die Füße schaffe ich nicht rechtzeitig einzuklicken und rette mich irgendwie drüber. Nach einer kurzen, schnellen Gerade geht es erneut eine kleine Rampe hoch, die ich mehr schlecht als recht bewältigen kann, ich verliere jeglichen Schwung und schaue dabei direkt in das Gesicht meines Vaters der mit seiner großen Schweizerflagge am Streckenrand steht. Sorry Papi… ;-)
Ich überquere die Ziellinie als momentan Zweit-Platzierte und ein Blick auf den großen Resultate-Bildschirm verdeutlicht die knappen Zeiten; nicht einmal 0.5 Sekunden fehlen auf die Kanadierin Andreane Lantheau Nadeau. In der Endabrechnung bleibt mir nichts anderes als die Ledermedaille… Caro liegt mit 12 Sekunden Rückstand hinter mir auf Platz 5 und verdeutlicht einmal mehr ihre Podiumsambitionen.
Dank einer Wahnsinns-Teamleistung (Robin Wallner Rang 6 und Zakka Johansen Rang 9) konnten wir unsere Führung in der Teamwertung halten. Way to go!!
Das nächste Rennen der Enduro World Series findet in Millau am 30. Juni/ 1.Juli statt.
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