Es war eines der spektakulärsten Weltcupfinals aller Zeiten. Wieder einmal hieß das Duell Nino Schurter gegen Julien Absalon. Und wieder einmal war es ein unermesslicher Kampf der Giganten, den, zum zweiten Mal in dieser Saison, Nino Schurter für sich entscheiden konnte. Vor einer Rekordkulisse im Albstädter Bullentäle waren die deutschen Biker hingegen chancenlos. Manuel Fumic war noch der beste BDR-Fahrer und landete am Ende lediglich auf Platz 20.
Fumic erwischt keinen Sahnetag
Eines der härtesten Weltcuprennen des Jahres ging gerade zu Ende und Manuel Fumic stand, umzingelt von Journalisten, frustriert im Zielbereich. „Ich bin noch nicht 100-prozentig in der Form in der ich sein will und das hat man heute gemerkt“, beginnt der Cannondale-Fahrer mit seiner Analyse. „Du musst hier nach dem Start vorne dabei sein, sonst wird es schwer sich nach vorne zu arbeiten.“ Das gelang dem Kirchheimer zunächst auch sehr gut. Nach der Startrunde wurde er auf Platz sieben gelistet, doch ab diesem Zeitpunkt ging es dann nur noch rückwärts für die deutsche Olympiahoffnung. „Ich habe am Anfang viel investiert und habe dann etwas verloren. Es lief zwar besser als in Cairns, aber ich bin trotzdem sehr unzufrieden“, so Fumic.
Fünf Meter weiter stand im Ziel der nächste Deutsche: Moritz Milatz. Auch ihm stand der Frust ins Gesicht geschrieben. „Der Start lief richtig schlecht. Da war ich eingeklemmt, musste oft vom Rad und schieben, es lief nichts zusammen.“ In der Tat, Milatz wurde bei der ersten Zieldurchfahrt, nach der Startrunde lediglich auf Platz 94 notiert. Dass er dann noch mit Top 20-Rundenzeiten auf Platz 36 nach vorne gefahren ist, lässt erahnen, was mit einem besseren Start möglich gewesen wäre. „Ich kann es nicht mal wirklich auf die Form schieben, mit diesem Start war heute einfach nicht mehr drin“, erklärt der enttäuschte Kreidler-Fahrer.
Wenigstens waren zwei andere deutsche Athleten im Ziel zufrieden mit ihrer Leistung. Markus Schulte-Lünzum (Focus) zeigte sich mit seinem 40. Platz sehr versöhnlich. „Das war alles was heute drin war. Ich habe von meiner Startposition 87 sehr viele Leute überholt, also passt das.“ Schon im Startloop arbeitete er sich auf Rang 52 nach vorne. „Ich habe am Anfang viel investiert und bin eigentlich gut nach vorne gekommen. Am Anfang ist das gar nicht so einfach, weil da können alle noch schnell fahren“, so Schulte-Lünzum. Und auch an das Albstädter Publikum hatte er noch ein Lob übrig: „Die Zuschauer waren so super, es hat richtig Spaß gemacht. Auch die Downhills waren jetzt noch sehr cool, als es trocken wurde.“
Auf Platz 47 kam Christian Pfäffle (Stevens) ins Ziel – einen Platz vor Weltklassefahrer Mathias Flückiger, der allerdings einen Defekt erlitt. Für den jungen Schwaben, war das natürlich in seinem ersten Elitejahr ein grandioses Rennen. „Mein Ziel war es in die Top 60 zu kommen um Weltcup-Punkte zu sammeln, das habe ich erreicht. Dass es so weit nach vorne geht, war nicht zu erwarten.“
Was für ein packendes Finale an der Spitze
Während sich die deutschen Fahrer weiter hinten im Feld aufhielten, bekamen die etlichen Zuschauer ein Spektakel an der Spitze zu sehen. Es kam wieder einmal zum Duell der Giganten – Nino Schurter gegen Julien Absalon. Schon in der zweiten Runde setzen sich die beiden Ausnahmeathleten vom Rest des Feldes ab, während zuvor noch alle Top-Favoriten eng beisammen waren. Bis zum letzten Umlauf konnte sich keiner der Beiden absetzen. Schurter versuchte wegzukommen, Absalon konterte – und umgekehrt. Da der Franzose heute im Downhill mit Schurter mindestens ebenbürtig war, kam es wie es kommen musste: Zur Entscheidung auf der Zielgeraden. Absalon war in Front, Schurter zog vorbei und drückte nicht einmal eine halbe Radlänge vor dem Doppelolympiasieger sein Bike über die Ziellinie. „Ich habe mich heute gut gefühlt und die Form passt und ich konnte Absalon Paroli bieten. Zum Schluss habe ich es dann bewusst auf den Zielsprint ankommen lassen“, so der Schweizer.
Absalon zeigte sich trotz des unglaublichen knappen Finish nicht unzufrieden: „Ich habe heute mein Bestes gegeben. Gegen Nino im Sprint zu verlieren ist keine Schande, wir bewegen uns zurzeit auf einem sehr ähnlichen Niveau. Nino war heute im Uphill stärker, dafür kam ich schneller den Berg hinunter“, erzählt der Doppelolympiasieger.
Auf Platz drei folgte Maxime Marotte, vor Jaroslav Kulhavy und dem überraschend starken Lars Forster. „Mein Start war super und ich kam gut weg. Jetzt habe ich mir eine klasse Position erarbeitet, was die Olympiaquali angeht. Es wird spannend in La Bresse, wir Schweizer sind alle sehr stark“, so der junge Forster.
Die Ergebnisse:
- Text: Tobias Sindlinger
- Redaktion:Christian Schöllhorn, Thomas Fritsch, Tobias Sindlinger
- Bilder: Tobias Sindlinger
- MTB-News 2016
Alle Artikel zum XCO Weltcup in Albstadt:
- XC World Cup #2 – Albstadt: Steil, Steiler, Albstadt – Streckenvorschau
- XC World Cup #2 – Albstadt: Kann Absalon Schurter schlagen?
- XC World Cup #2 – Albstadt: Alle wichtigen Infos im Überblick
- XC World Cup #2 – Albstadt: Olympiahoffnung Sabine Spitz im Kurzinterview
- XC World Cup #2 – Albstadt, U23-Damen: Sina Frei dominiert
- XC World Cup #2 – Albstadt, U19: Überlegene Siege für Berta und Blevins
- XC World Cup #2 – Albstadt: Livestream ab 11 und 14 Uhr
- XC World Cup #2 – Albstadt, U23-Herren: Gaze triumphiert nach unglaublichem Antritt
- XC World Cup #2 – Albstadt: Ergebnisse und Rennbericht Damen
- XC World Cup #2 – Albstadt, Herren: Was für ein irres Finale!
- XC World Cup #2 – Albstadt, U23: Die Triumphzüge von Frei und Gaze in der Fotostory
- XC World Cup #2 – Albstadt, Damen: Der dritte Streich der Dänin [Fotostory]
- XC World Cup #2 – Albstadt: Fotostory vom irren Herzschlagfinale der Herren
27 Kommentare