Nun folgen die spannenden Rennen abseits der bekannten Rennformate Schlag auf Schlag – und ihr könnt täglich dabei sein! Erst vor wenigen Tagen berichtete Nathalie Schneitter aus Israel vom Samarathon, nun wird Focus-Endurofahrer Fabian Scholz für uns von einem weiteren interessanten Rennen berichten: Der TransCR in Costa Rica. Nach dem für Fabian durchaus erfolgreichen Prolog warteten am zweiten Tag über 2000 Tiefenmeter auf die Fahrer …
Day 2 – TransCR: Staub, Sonne und der pure Flow!
Die erste Nacht im Zelt war deutlich besser als angenommen. In den Morgenstunden konnte man einige Kojoten hören, aber die scheinen recht weit weg zu sein – hoffentlich! Der Jetlag hatte mich um 5:30 Uhr schon wieder fest im Griff und ich konnte kein Auge mehr zu machen. Frühstück ist Gott sei dank aber schon ab 6:30 Uhr. Nachts und in den Morgenstunden ist es ziemlich frisch und es hat nur um die 7° C. Sobald die Sonne draußen ist wird aber es gleich super heiß. Dann ist man um jedes Fleckchen Schatten sehr froh. Zum Frühstück gibt es – eigentlich wie zu jeder Tageszeit – Reis mit Bohnen, zusätzlich aber auch noch Rührei und Toast mit frischen Früchten.
Für heute stehen 4 Stages auf dem Programm. Stage 1 verläuft wie der gestrige Prolog, ist aber im unteren Teil verlängert und führt durch ein Bachbett. Nach meinem guten Ergebnis gestern bin ich motiviert und gehe die Stage entsprechend zügig an. Aber gleich beim ersten Gegenanstieg rutscht mein Vorderrad weg, ich komme zum Stehen und muss kurz schieben. Wenig später rutscht mein Vorderrad in einer super engen Kurve wieder weg – ich muss einigen Staub schlucken. Ich rappel mich aber schnell wieder auf und versuche, weiter Gas zu geben. Der letzte Teil im Flussbett ist fast eben und mit vielen Steinen gespickt. Irgendwie kann ich keinen Rhythmus finden und komme mir sehr lahm vor. Die Zeit wird das am Abend leider auch bestätigen.
Als nächstes steht eine einstündige Tragepassage an. In Bikebergsteiger-Manier schultere ich mein Rad und finde mich 60 Minuten später am Start von Stage 2 wieder. Nachdem die erste Stage wenig Flow hatte, wurde uns versprochen, dass Stage 2 megaflowig ist. Nach 200 Metern auf dem Trail werde ich erst mal von einer Biene ins Schienbein gestochen – das ist mir in dem Moment aber völlig egal, denn der Trail ist der absolute Wahnsinn! Super flowig auf weichem Waldboden: Unfassbar gut! Die Stage ist frisch gebaut und in einigen Teilen ziemlich weich, sodass man das Vorderrad nicht bis zur Kante pushen sollte. Nach meinem Bodenproben bin ich also etwas vorsichtiger und finde einen guten Flow. Mit der Fahrt bin ich zufrieden.
Mittlerweile brennt die Sonne extrem und die Fahrt zurück zum Camp wird echt hart. Zur Abwechslung gibt’s erst mal Reis mit Bohnen zu Mittag. Am Nachmittag erwartet uns auf Stage 3 die erste lange Abfahrt mit 900 Tiefenmetern. Zum Glück werden wir bei der Hitze geshuttelt. Das gestaltet sich allerdings etwas anders als erwartet und zieht sich ganz schön in die Länge. Ursprünglich sollten wir diese Stage zwei Mal fahren. Nachdem um 15 Uhr die meisten Fahrer noch nicht mal einen Run geschafft haben, wird schnell klar, dass jeder nur eine Abfahrt machen wird. Die Bikes werden mit Anhängern auf den Berg gebracht, wir Fahrer sitzen in Bussen. Die „Straßen“ würden in Deutschland aber nicht mal als passable Schotterstraße durchgehen: Extrem steil und diese groben Steine … Den Busfahrer scheint das aber nicht zu stören und er peitscht den Bus dermaßen um die Kurven, dass sogar Walter Röhrl neidisch wäre.
Nach einem kurzen Uphill steht auch schon der Start von Stage 3. Die ist wieder sehr cool und beginnt flowig mit einigen steilen Passagen. Typisch für Costa Rica ist, dass die Berge im oberen Teil eher flach sind und unten immer steiler werden. Man sollte sich also seine Kräfte gut einteilen. Ich fühle mich gut und versuche, meinen Flow zu finden. Im unteren Teil komme ich zu schnell in eine enge Linkskurve und mein Vorderrad bleibt an einem Baum hängen. Ich springe ab, habe aber noch den Lenker in der einen Hand und ziehe das Rad einige Meter hinter mir her, bevor ich wieder aufspringen kann. Im unteren Teil warten noch einige steile Überraschungen – ich habe mir aber meine Kräfte richtig eingeteilt und es läuft ganz gut!
Wenig später treffe ich am Camp ein und es wartet erst mal eine eiskalte Dusche auf mich. So schnell habe ich selten geduscht! Vor dem Abendessen ist noch etwas Zeit und so wird gemeinsam das ein oder andere Bier gezwickt. Die Stimmung ist positiv und jeder scheint eine gute Zeit zu haben. Nach dem Abendessen werden die Zeiten veröffentlicht – wie schon befürchtet hat mich die erste Stage des Tages zu viel Zeit gekostet. So finde ich mich auf Platz 9 wieder und das Podium scheint außer Reichweite zu sein. Das Rennen geht zwar noch 2 Tage, aber ich will auch nicht völlig ans Limit gehen – wohin das führt musste ich ja heute auf der ersten Stage schmerzlich erfahren. Morgen geht es mir einigen Shuttle Runs weiter. Es scheint ein langer Tag zu werden …
Fabian Scholz berichtet live für uns von der TransCR, einem viertägigen Etappenrennen quer durch Costa Rica. Die weiteren Berichte des Focus-Teamfahrers findet ihr hier:
- Fabian Scholz bei der TransCR – Tag 0: Das Race-Abenteuer in Costa Rica beginnt!
- Fabian Scholz bei der TransCR – Tag 1: Aufbruchstimmung und Prolog
- Fabian Scholz bei der TransCR – Tag 2: Staub, Sonne und der pure Flow!
- Fabian Scholz bei der TransCR – Tag 3: Königsetappe in Costa Rica!
- Fabian Scholz bei der TransCR – Tag 4: La gran final in Costa Rica!
- Costa Rica, Kojoten und das Ende der SSES: Fabian Scholz im Interview
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