Bad Steben – Schöneck, 98,9 km, 2232 Hm
Nach 6 Stunden Fahrzeit im Ziel. Meine Sehne hält und ich fühl mich besser als am ersten Tag. Andrea, die Physiotherapeutin vom Team Zwillingscraft, hat gestern einen Knödel in meiner Wade entdeckt und zerquetscht. Heute ist der Schmerz auch beim Gehen deutlich geringer. Die Trans Germany wird zu einer Art Kur für mich. Ein bisschen wie Heilfasten. Obwohl nicht alles heil ist und gefastet wird erst recht nicht. Die Franken sind ganz großartige Gastgeber! Aber das Wetter haben sie nicht im Griff… Die ersten 30 km waren eine Tortur!
Wetter & Strecke: Aufgewacht, rausgeschaut, Nebel gesehen, gedacht, vielleicht isses die Kurzsichtigkeit, Brille aufgesetzt, wieder rausgeschaut, Nebel gesehen, leise geflucht. Pünktlich zum Start kam dann der Regen. Wenn man auf den ersten 2 km gleich vollkommen durchnässt wird und das Hinterrad des Vordermanns Schlammfontänen schießt, da muss man mental stark sein. Ich bin mental stark. Ich hatte bisher auf der 2. Etappe Momente des Zweifels, aber seitdem keine Sekunde mehr. Also durch. Irgendwann hörte der Regen auf und ich war prompt versöhnt. Der Rest der Etappe lief super! Im Sonnenschein auf hartem Grund ist es sicher hübsch, aber so wissen wir, dass wir die Härtesten von allen sind! Ich kann leider nichts über die Strecke berichten, weil ich sie nicht gesehen habe. 90% der Zeit war meine Brille vollgesaut. Gesehen habe ich jeweils für wenige Minuten nach den drei Verpflegungsstationen. Retter Lutz ruft immer bei meiner Einfahrt, ‚Goldammer, lass mich Deine Brille putzen.’ Das macht er ganz hervorragend. Allerdings habe ich auch dann nicht viel gesehen, ob des Nebels.
Gruppe:Jutta und zwei ihrer Aschaffenburger Bike-Kollegen, die uns super gezogen haben. Marek ist raus – er hat zwei tiefe Löcher über seinen Sitzknochen. Wie er meint: „Der Pole ist offen“. Das ist wirklich, wirklich schade und bringt mich zu meinem heutigen Sonderthema, dem Gesäß: „Fei richtig dick auftragen!“ meinte Holger vor der Tour zu mir. Ich war perfekt informiert über Gesäßcremes und hab kräftig auf die Tube gedrückt. Deshalb und weil ich ein tolles Sitzpolster, ein tolles Fully und einen guten Sattel fahre, bin ich verschont geblieben. Aber die Gangart unter den Fahrern tendiert stark zur Breitbeinigkeit. Heute morgen bei den Sanis wurde die Creme literweise ausgeschöpft.
Stimmung: Die Franken! Was ist denn mit denen los? Bad Steben war sensationell! Noch nie waren die Verpflegungsstationen so gut! Kuchen, Schoki, Wurstbrote. Heute säumten an dem Anstieg ‚L’Alpe d’Hof’ Schilder den Weg ‚Nur noch 600 m bis zum Wurstbrot’. Höchste Motivation! Überhaupt war in Franken die Stimmung super. Während in Oberhof das Durchschnittsalter wohl eher so um die 70 liegt, ist Bad Steben wieder reich an Nachwuchs. Die wohl heftigste Rampe heute kam recht schnell und verlief über schwieriges Terrain. Da säumten unzählige Kinder die Strecke. Nun feuern die Kinder von heute nicht mehr mit Kuhschellen an wie wir einst. Nein! Sie sind Tokio Hotel Konzert erprobt und kreischen was das Zeug hält. Mir wurde ganz anders! Ganz anders wurde es auch in Sachsen. Es scheint mir gar, dass hier ein paar Pessimisten leben. Der erste fährt mit seinem Rad eine Weile neben uns: „Nur noch 25 km habt ihr. Aber es geht nur noch bergauf. Erst im Wald stetig bergauf, ui, schwieriger Untergrund. Dann richtig steil bergauf.“ Ich habe ihn gebeten, uns nicht weiter zu motivieren. 10 km später klatscht ein Pärchen. Er meint: „Oh oh.“ Ich fühle mich angesprochen und denke, es ist womöglich was mit meinem Bike oder dem Aussehen. Also frage ich warum denn oh oh. „Ja, das wird richtig steil. Ganz schwer, ganz schwer.“ Ach so. 10 km später meint ein Mann: „Nur noch ein paar Kilometer – aber nur noch steil, nur noch steil.“ Bis zum Ziel warteten wir vergeblich auf den richtig steilen Teil. Alles Ansichtssache.
Grüße:Jochen grüßt Nicole, die Bauwagen-Jungs und die Kollegen, von denen 2 Rad fahren können. Christian grüßt Jürgen. Ollie grüßt den Apfelkern.
Tonny und Bogi senden Grüße an die Familien in der dänischen Heimat, wo es warm und sonnig ist – und an ihren Team-Mate Hendrik, der nach seinem Sturz gestern am Schlüsselbein operiert wird. So auch Stefan von Team Zwillingscraft. Alles Gute!
Ich bedanke mich bei Euch für Eure Grüße – ob dem Rocky-Fahrer aus der Schweiz, den Sportlern aus Nordhessen oder Arnhild (alles richtig geschrieben…).
Ich widme diese Etappe allen, die mit mir nächste Woche bei Sonnenschein im Biergarten sitzen werden.
Und nicht vergessen, hier gucken: http://fm4.orf.at/chriscummins
Tag 1 – Tag 2 – Tag 3 – Tag 4 – Tag 5 – Tag 6 – Tag 7
5 Kommentare