Die 9Point8 Fall Line Vario-Sattelstütze sagt der RockShox Reverb den Kampf an: Mit 150 mm Verstellweg, mechanischer Lenkerfernbedienung und hydraulischer Blockierung soll sie leicht, einfach einstellbar und vor allem haltbar sein. Gerüchte einer Ausführung mit 175 und 200 mm Absenkung machen die Runde, sind jedoch noch nicht verfügbar. In jedem Fall kann es jedoch spannend werden im Segment der Vario-Sattelstützen. Ob die neue Stütze aus Kanada den geweckten Erwartungen gerecht werden kann, haben wir im dreimonatigen Praxistest nach der Eurobike überprüft. Die Ergebnisse aus unserem Test präsentieren wir euch in diesem Artikel.
Test: 9Point8 Fall Line Vario-Sattelstütze
Für manch einen ist die Erfindung der Variosattelstütze gleichbedeutend mit der Erfindung der Scheibenbremse und der Federgabel. Wie auch immer man zu dieser These steht: die Fahrqualität und den Spaß auf dem Mountainbike haben vom Lenker aus in der Höhe verstellbare Sattelstützen in den letzten Jahren deutlich gesteigert. Auch für kurze technische Passagen lässt sich der Sattel für volle Bewegungsfreiheit absenken und auch in kurzen Anstiegen, die man früher einfach hochgedrückt hätte, lässt sich die Stütze schnell in Auffahrtsposition bringen. In diesem Markt mischt mit der 9Point8 Fall Line Variosattelstütze nun ein neuer Wettbewerber mit, der seit kurzem in Deutschland erhältlich ist. Wir haben den ersten Test dieser neuen Stütze gemacht.
Kurz & knapp
Die 9Point8 Fall Line Sattelstütze ist eine Variosattelstütze mit 75, 100, 125 oder 150 mm stufenlosem Versteilbereich, interner, mechanischer Ansteuerung und einer sowohl über, als auch unter dem Lenker zu montierenden Fernbedienung. Im Inneren der Stütze arbeitet eine hydraulische Blockierung, eine Luftfeder mit niedrigem Druck sorgt für das selbstständige Heben der Stütze. Zum Preis von 499,50 € (in Deutschland, USA: $399,00 im Direktvertrieb) wird die Stütze in den Durchmessern 30,9 und 31,6 mm angeboten. Der Hersteller verspricht, dass dank der mechanischen Ansteuerung die Funktion der Stütze sorgenfreier und konstanter als bei hydraulischen Systemen sein soll. Das wollten wir im Test auf die Probe stellen.
In der Hand
Ähnlich einer überdimensionalen Toblerone-Schachtel ist die 9Point8 Fall Line Sattelstütze verpackt, als sie für den Test in der Redaktion ankommt. Die erste Bestandsübersicht nach dem Auspacken zeigt, dass sich unter der schön präsentierten Stütze alle Einzelteile zur Montage des Lenkerhebels befinden: der Hebel selbst, ein Schaltzug, eine Zughülle, und der Einsatz, der von unten in die Stütze geschraubt werden muss. Zur Unterstützung der Montage liegt ein rudimentärer Drehmomentschlüssel bei. Außerdem wie zu erwarten eine Bedienungsanleitung, die beim ersten Durchblättern jedoch nicht unbedingt Licht ins Dunkel bringt.
Ich packe weiter aus und schaue mir die Stütze genauer an. In schlichtem schwarz präsentiert sich die aus Aluminium gefertigte Einheit, dezente Laser-Logos sowie eine Einschubtiefenmarkierung machen einen guten Eindruck und zur Vorbereitung der Montage findet sich ein QR-Code auf der Stütze, der zur Herstellerseite führt – nicht schlecht in Anbetracht des ersten Eindrucks der Bedienungsanleitung. Eine echte Besonderheit der Stütze ist, dass es sie auch als Setback-Sattelstütze gibt. Optional zu den üblichen geraden Variosattelstützen gibt es die 9Point8 Falllinie in einer Ausführung mit 25 mm Versatz des Stützenkopfes nach hinten. Optimal für große Fahrer und ein Novum unter Variosattelstützen.
Von den Abmessungen her baut die Stütze selbst relativ kompakt, während der Kopf mit der Sattelklemmung relativ großvolumig ausfällt. So misst die Abschlussmutter um den unteren Teil der Stütze in der Höhe 23 mm – um diesen Wert kann der Sattel weniger tief abgesenkt werden als bei Verwendung einer konventionellen Stütze. Der Kopf misst hingegen dicke 32,5 mm (gemessen von der Unterkante bis zur Mitte der Sattelstreben). Die minimale Sattelhöhe liegt somit bei der Sitzrohrlänge des Rahmens zuzüglich der Aufbauhöhe des Sattels und 55,5 mm für die Sattelstütze.
Schaut man von unten in die Stütze hinein, so findet sich hier eine eingeschraubte Hülse mit einer Öffnung in der Mitte – hier wird bei der Montage das Ende der Lenkerfernbedienung eingeschraubt. Besagtes Ende ist zu Demonstrationszwecken in der Packung auf einem kurzen Stück Zughülle vormontiert und besteht aus einem T-Stück, das auf die Zughülle aufgeschraubt wird, und einer Hülse, in der das T-Stück auf und ab gleiten kann und die mit dem Seilzug der Lenkerfernbedienung verschraubt wird. Beide Teile zusammen werden zunächst in die Stütze eingeschraubt und dann über eine Abschlussmutter, durch die die Zughülle verläuft, handfest mit der Schütze verbunden. Werkzeuge sollen keine zum Einsatz kommen.
Weiter geht die Inspektion. Die Lenkerfernbedienung ist ein einfaches, durchdachtes Bauteil, das über eine einzige Schraube geklemmt wird und ohne Demontage der Griffe oder der Bremse angebracht werden kann. Über eine kreuzförmige Verzahnung kann der Hebel in 90° Schritten gedreht werden und findet so nach Belieben über oder unter dem Lenker sowie längs oder quer zum Lenker Platz. Das soll die Ergonomie verbessern und ermöglicht die flexible Anpassung an verschiedene andere Cockpit-Layouts. Als Zubehör bietet 9Point8 außerdem noch einen 1X-Adapter an, der den Lenkerhebel in die Position eines Umwerferschalthebels bringt.
Die Sattelklemmung der Stütze ist ein relativ massives Bauteil mit vier Titanschrauben (4 mm Inbus), wodurch Neigung und Sattelklemmung unabhängig voneinander eingestellt werden können. Das ist praktisch, wenn man öfter den Sattel wechselt – bringt an sich aber zunächst einmal einen Gewichtsnachteil und zwei Schrauben mehr, die festgezogen werden wollen. Oben auf dem Kopf der Stütze befindet sich außerdem das Ventil für die Luftkammer, über die die Stütze sich selbst ausfahren kann. Komprimiert wird sie wie gewohnt über das Körpergewicht des Fahrers oder der Fahrerin.
Trotz der inneren Hydraulik soll die 9Point8 Fall Line eine echte Sorglosstütze sein.
Wie funktioniert die Sattelstütze? Die mechanische Ansteuerung ist offensichtlich, doch im Inneren arbeitet eine „Mechanical DropLoc“ genannter Expander, der die Stütze blockiert. Er arbeitet mit einem Flüssigkeitsvolumen, das von einer Feder unter Druck gesetzt wird und so den Expander in der Stütze blockiert – die jeweils vorliegende Stellung wird gehalten. Wird die Fernbedienung gedrückt, so wird der Druck der Feder reduziert und die Stütze kann bewegt werden. Der Vorteil: das System ist ausfallsicher und soll auch von Temperaturschwankungen unbeeindruckt bleiben. Sollte einmal der Zug der Fernbedienung reißen, bleibt die Stütze einfach in der aktuellen Position (kann dann jedoch auch nicht mehr verstellt werden). In Kombination mit der Luftfeder mit niedrigem Druck (35 PSI) kann die Stütze mit diesem System in jeder beliebigen Position arretiert werden und soll auch im Langzeiteinsatz problemlos arbeiten. Und selbst wenn die Luftfeder ausfallen sollte, lässt sich die Stütze noch von Hand in die ausgefahrene Position bewegen.
Wer sich wundern sollte: die Stütze ist technisch mit den neuen Easton Haven und Race Face Turbine Vario-Sattelstützen verwandt. Beide Hersteller lizenzieren den mechanischen DropLoc von 9Point8 und verbauen ihn in ihren Produkten. Entsprechend ähnlich fallen die drei Stützen auch beim Preis aus, wo sie sich alle schwer in Richtung 500 € bewegen – und das, obwohl der Großteil der Fertigungsschritte und die Montage der 9Point8 Stütze in Kanada passieren, während die beiden anderen Firmen OEM-freundlich in Asien produzieren.
Hersteller | 9Point8 |
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Modell | Fall Line |
Modelljahr | 2016 |
Kategorie | Variosattelstützen |
Verstellweg | 75 / 100 / 125 / 125 / 150 mm |
Länge | 325 / 350 / 375 / 415 / 440 mm |
Durchmesser | 30,9 / 31,6 mm |
Setback | 0 / 25 mm |
Steuerung | mechanische Fernbedienung, hydraulische Blockierung, Luftfeder (max. 40 PSI) |
Ansteuerung | intern |
Einstellung Sattelhöhe | stufenlos |
Farbe | schwarz |
Gewicht | 599 g (150 mm) |
Preis | 499,50 € (UVP, Vertrieb über Shocker-Distribution) |
Montage
Bei der RockShox Reverb haben wir uns daran gewöhnt, dass zur Montage einer ferngesteuerten Variosattelstütze ein gewisser Aufwand gehört. So ist es auch bei der 9Point8 Fall Line, die sich an sich einfach montieren lassen sollte, da sie mechanisch angesteuert ist und kein Hydrauliksystem angeschlossen und entlüftet werden muss. Die Funktionsweise ist jedoch trotzdem der Grund dafür, dass die erste Montage der Stütze recht langwierig ist. Obwohl ich mich als geübten Schrauber bezeichnen würde, lasse ich das erste Mal erst nach gut 35 Minuten den Kopf der Stütze ferngesteuert nach oben fahren. Warum dauert die Montage so lange?
Im Lieferumfang der 9Point8 befindet sich eine Bedienungsanleitung, doch die Abbildungen und Beschreibungen bringen mich zu Beginn meines Versuchs nicht wirklich weiter. Also schaue ich das erklärende Video auf der Website des Herstellers an und weiß anschließend, was zu tun ist. An sich funktioniert die Montage werkzeuglos in den folgenden acht Schritten:
- Einfädeln der Außenhülle in den Rahmen
- Aufschrauben des T-Stücks und der Hülse am Ende der Außenhülle (Gewinde schneidet sich automatisch)
- Einschrauben der Einheit in die Sattelstütze von Hand (erst Stütze auf das festgehaltene Ende der Lenkerfernbedienung schrauben, dann Abschlussmutter in die Stütze schrauben)
- Montage der Stütze in gewünschter Position und Kürzung der Außenhülle am Lenker
- Demontage der Stütze und Einfädeln des Schaltzugs vom Lenkerhebel aus
- Befestigung des Schaltzugs in der Hülse, so dass T-Stück mittig in der Hülse steht (darauf achten, dass Madenschrauben gleichmäßig angezogen sind und nicht [!] überstehen; Schaltzug max. 2 mm über Hülse abtrennen)
- Einschrauben der Einheit in die Sattelstütze von Hand (Hinweise siehe Schritt 3)
- Befestigung des Lenkerhebels in gewünschter Position und gegebenenfalls Anpassung der Zugspannung
Nicht verstanden? Das folgende Video hilft weiter:
Die Erstmontage ist kompliziert und langwierig, danach ist das Handling problemlos.
Insgesamt gelingt so die Montage beim ersten Mal noch ein wenig holprig – es sollte beim mechanischen System von Anfang an mit Präzision gearbeitet werden. So finden sich im Verlauf einige Punkte, die man aus Nachlässigkeit falsch machen kann und man fragt sich, warum beispielsweise für die mittige Positionierung des T-Stücks keine Markierung vorhanden ist oder warum nicht eine einzige Madenschraube ausreicht. Sind diese Punkte sorgfältig vorgenommen und ist die richtige Leitungslänge erst einmal eingestellt, wird die Aktion mit jedem Mal einfacher. Und wer zum Beispiel für den Besuch im Bike-Park die Stütze herausnehmen will, kann sie vergleichsweise schnell und einfach demontieren. Eine RockShox Reverb Stealth sitzt hier aufwändiger im Rahmen.
Es gibt also Stützen, die leichter zu montieren sind (z.B. die Magura Vyron eLECT) und welche, die ebenfalls kompliziert zu montieren sind, wenn man das Entlüften mit einschließt (RockShox Reverb Stealth). Hat man sich erst einmal mit der 9Point8 Montage angefreundet, stellt sie keine großen Probleme mehr dar und abgesehen von der benötigten Zeit ist die Montage definitiv für jedermann machbar. Es muss nichts entlüftet werden und es gibt auch keine Flüssigkeit zu handhaben. Das Beste jedoch: dadurch, dass konventionelles Schaltungsmaterial verwendet wird, ist Ersatz im Falle eines Falles schnell und günstig zur Hand.
Und ist die Stütze erst montiert, kann sie über den Schnellverschluss binnen weniger Minuten demontiert werden – ohne, dass danach entlüftet oder neu eingestellt werden müsste. Zumindest solange die Kabelführung mitspielt. Wer wie ich an meinem ICB vier Schrauben lösen muss, bis er die Leitung bewegen kann, wird auch hier keinen Spaß haben. Das Leben ist kein Ponyhof und allzuoft wird man die Stütze wohl nicht demontieren müssen, zumindest solange sie sich bei der Haltbarkeit keine gravierenden Schwächen leistet.
Auf dem Trail
Das passende Test-Bike für die 9Point8 Fall Line Sattelstütze ist mein Carver ICB gewesen. In Größe M ermöglicht es mir eine 150 mm Sattelstütze, fast vollständig versenkt zu fahren und dennoch den Sattel hoch genug für lange Anstiege einstellen zu können. Für größere Fahrer heißt es zumindest vorerst noch warten, denn die angekündigten 175 / 200 mm Versionen der Stütze sind noch nicht am Markt erhältlich. Zur Bewertung der Praxiseigenschaften gliedert sich dieser Teil in die drei Abschnitte Funktion, Ergonomie und Haltbarkeit.
Funktion
Die Funktion der Sattelstütze ist mit Sicherheit ihre wichtigste Eigenschaft und das zentrale Kriterium, wenn es an die Kaufentscheidung gibt. Für das erste Setup wähle ich den Luftdruck in der Stütze mit 35 PSI (maximal 40 PSI) und erreiche so ein schnelles Ausfedern bei gleichzeitig einfacher Absenkung auch bis zum letzten Millimeter. Theoretisch funktioniert das System auch noch mit 20 PSI Druck, arbeitet dann jedoch ziemlich langsam, so dass man unter Umständen auf den Sattel „warten“ muss. Schön ist, dass ungeachtet des Drucks die Stütze mit einem deutlich hörbaren Klacken anschlägt und so akustisch zu verstehen gibt, wenn der Hebel losgelassen und die Stütze wieder belastet werden kann.
Spielfrei, stufenlos und weich – die Funktion der 9Point8 Fall Line ist überzeugend.
Doch rauf und runter können sie alle, weshalb ich wirklich gespannt gewesen bin, wie das seitliche Spiel an der 9Point8 Fall Line ausfallen würde. Das Ergebnis ist erfreulich: So lässt sich nur ein kaum merkliches Spiel der arretierten Stütze feststellen, der hydraulische Expander scheint ganze Arbeit zu leisten und hält die Stütze sicher in Position. Hinzu kommt, dass die Stütze nicht wie so manche Reverb nach einer Weile den Sattel freigibt, wenn dieser nach oben gezogen wird. So fest man auch zieht – der Expander hält die Stütze in Position und arbeitet dabei unabhängig von der Luftkammer. Das ist praktisch und funktional sehr gut gelöst. Insgesamt kommt die Stütze damit dem Verhalten einer starren Sattelstütze schon ziemlich nahe, was sie zu einem beeindruckenden Konkurrenten zur bisher dominierenden, aber auch nicht 100 % perfekten RockShox Reverb macht.
Ergonomie
Wie schlägt sich die neue Stütze im Bezug auf die Bedienbarkeit? Das in der 9Point8 Fall Line Dropper Post eine mechanische Fernsteuerung arbeitet und keine hydraulische ist zwar spürbar, aber kein wirkliches Problem. Der Daumenhebel ist lang genug gestaltet um eine gute Übersetzung zur schnellen und einfachen Bedienung der Stütze zu bieten. Schwieriger ist allerdings die Positionierung des Hebels. Durch die praktische Klemmung kann die Fernbedienung bei montierten Griffen und Hebeln angeschraubt und dabei sowohl längs als auch quer fixiert werden.
Während die Auswahlmöglichkeit sehr positiv zu bewerten und intelligent gelöst ist, wandert der Hebel dadurch relativ weit vor den Lenker, was dazu führt, dass zur Betätigung die Griffposition am Lenker verändert werden muss. Das ist nicht nur suboptimal, sondern kann im Grenzfall auch eine Betätigung in voller Fahrt sehr erschweren. Die Lösung für dieses Problem ist der von 9Point8 angebotene 1X-Adapter. Er positioniert den an sich guten Hebel unterhalb des Lenkers und nicht davor, so dass er in etwa die Position eines Umwerferhebels einnimmt. Das Problem, dass der Zug senkrecht zum Lenker nach vorne steht und wie eine Wäscheleine die Optik des Cockpits beeinträchtigt (ich weiß, das muss einen nicht stören – mich stört es), wird damit zwar nicht behoben – die Ergonomie gewinnt jedoch spürbar hinzu. Was dann noch bleibt sind lediglich die im Vergleich zur Reverb etwas höheren Fingerkräfte, doch das ist definitiv verschmerzbar. Es empfiehlt sich daher auf jeden Fall, den kleinen Aufpreis für den 9Point8 1X Adapter zu investieren.
Abgesehen von der Position des normalen Hebels und dem Verlauf des Zugs (ich weiß, man könnte einen 90° Abgang wie bei einer V-Bremse montieren) gibt es somit keine Probleme im Umgang mit der 9Point8 Fall Line. Die Fingerkräfte sind überschaubar und sollte die Fernbedienung einmal schwergängiger werden, können einfach für kleines Geld der Schaltzug und die Zughülle getauscht werden.
Haltbarkeit
Nach dem Desaster mit der Zuverlässigkeit der Crank Brothers kronolog Sattelstütze bin ich bei Vario-Sattelstützen vorsichtig geworden. Was häufig frisch montiert und sauber eingestellt gut funktioniert, kann teilweise schon wenige Wochen später oder bei niedrigen Temperaturen nicht mehr problemlos funktionieren oder ganz ausfallen. So ist selbst die gemeinhin beliebte RockShox Reverb öfter mal beim Service und die richtige Sorgloslösung scheint es bislang nicht zu geben. Kann die 9Point8 Fall Line hier die Konkurrenz hinter sich lassen?
Nach drei Monaten bei verschiedensten Witterungs- und Streckenbedingungen vom deutschen Matsch bis zu kanarischem Staub lässt sich kein negatives Erlebnis mit der 9Point8 Fall Line in Verbindung bringen. So hat sie ungeachtet der Temperaturen stets zuverlässig gearbeitet und braucht auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt keine manuelle Unterstützung, um beim ersten Betätigen in Schwung zu kommen. Auch nach vielen Matsch- und Staubpackungen gleitet sie feinfühlig hoch und lässt sich mit wenig Kraftaufwand wieder absenken. Am meisten erstaunte mich jedoch, dass ich nicht einmal die Zugspannung der Lenkerfernbedienung anpassen musste. Weder direkt nach der Montage, noch im Verlauf des Tests. Hier hatte ich mich schon darauf eingestellt, dass unter Umständen immer wieder kleinere Anpassungen nötig werden würden doch weit gefehlt: die niedrige Spannung im System scheint derlei Anpassungen weitestgehend überflüssig zu machen. Lediglich ein immer breiter werdender Schmierfilm auf dem Tauchrohr der Stütze lässt darauf schließen, dass gegebenenfalls beim Service nachgefettet werden sollte.
So hinterlässt die 9Point8 Fall Line nach dem Test einen durchweg guten Eindruck, was das Thema Haltbarkeit angeht. Das Spiel ist wie zu Beginn des Tests minimal geblieben, die Fernbedienung arbeitet mit konstanten Bedienkräften und die „DropLoc“ Bremse im Inneren der Stütze scheint von den äußeren Einflüssen gänzlich unbeeindruckt zu sein. Lediglich zwei der Schrauben an der Sattelklemme habe ich nach wenigen Ausfahrten nachziehen müssen – das war’s. Damit katapultiert sich die 9Point8 aus dem Stand weit nach vorne und wird im Dauertest beweisen müssen, ob sie den hervorragenden Eindruck auch über zwei Jahre hinweg halten kann. Genügend Garantie würden die Kanadier mit auf den Weg geben.
Fazit
Die 9Point8 Fall Line Variosattelstütze kann im ersten Test überzeugen: ist die etwas komplizierte Montage erst einmal geschafft überzeugt die Stütze mit sehr guter Funktion und hoher Zuverlässigkeit. Beeindruckend ist das kaum mehr spürbare Spiel und die durchgängig weiche Funktion – auch bei widrigen Witterungsbedingungen. Die Nachteile: der vom Hersteller in Serie gelieferte Hebel ist ergonomisch nicht überzeugend, weshalb wir den optional erhältlichen 1X-Adapter dringend empfehlen. Außerdem könnten der Leitungsabgang an der Lenkerfernbedienung und die Bedienungsanleitung verbessert werden, denn die Erstmontage ist definitiv die größte Herausforderung in Verbindung mit der Fall Line Sattelstütze. Der Preis ist stolz, doch die Leistung kann sich sehen lassen – für mich die neue Referenz im Bereich der Variosattelstützen.
Stärken
- schnelle, leise Funktion
- sichere, fast vollständig spielfreie Fixierung der Stütze
- mechanische Lenkerfernbedienung technisch einfach und wartungsarm
Schwächen
- stolzer Preis
- komplizierte Montage, Bedienungsanleitung mit Schwächen
- Ergonomie des Lenkerhebels nicht ideal —> 1X-Hebel empfehlenswert
Weitere Informationen
Website: https://9point8.ca
Bilder: Tobias Stahl
Text & Redaktion: Tobias Stahl | MTB-News.de 2016
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