Andi Schmidt begann mit einer Idee und baut diese mittlerweile deutschlandweit aus: LiveCycle bringt den Bikeservice zum Kunden und betreut Cargo-Unternehmen mit ihren Zweiradflotten. Wir haben uns mit ihm über seine Ideen und Pläne sowie alternative Mobilität unterhalten.
Es begann im Sommer 2016 mit zwei Mann und einer Vision. Der mobile Radservice kommt direkt zum Kunden und betreut die Zweiradflotten großer Unternehmen. Nach München und Berlin kommen nun die Standorte Hamburg und Essen hinzu. Und die nächsten Städte sind schon ins Auge gefasst: Das Team sucht aktuell für Köln, Frankfurt und Stuttgart „Cycle Artists“ – also talentierte Schrauber, „die Bock haben etwas zu bewegen“ – das sagt Geschäftsführer Andi Schmidt, mit dem wir uns unterhalten haben.
MTB-News.de: Andi, erklär doch mal kurz, was wir uns unter LiveCycle vorzustellen haben.
Andi Schmidt: Unsere Grundmission ist es, Zweiradmobilität zu sichern. Und das machen wir als mobiler Fahrradservice, der zum Kunden kommt – egal ob nach Hause oder in die Arbeit, ganz wie es ihm passt. Man muss nicht mehr mit dem Rad quer durch die Stadt zum Händler, sondern macht einfach online oder per Telefon einen Termin aus und wir sind schnell vor Ort. Wir bauen auch Räder der Versandmarken auf und haben unter anderem Kooperationen mit fahrrad.de und Rose Bikes. Und dann betreuen wir auch die Flotten von Unternehmen wie UPS oder foodora. Unterwegs sind wir mit Cargo-Bikes und Sprintern mit ausgebauter Werkstatt und Ersatzteilen.
Für den Endverbraucher macht Ihr alles vom Platten bis zum Bike Set-up?
Ja, genau. Du meldest dich bei uns und gibst an, was du brauchst. Dann bringen wir auch gleich die entsprechenden Teile mit. Den Schlauch haben wir natürlich immer dabei, genauso wie Sattel, Schloss etc. Aber wenn Du eine Federgabel austauschen willst oder die Teleskopsattelstütze, dann sprechen wir das vorher durch.
Und wie muss man sich die Koop mit beispielsweise Rose vorstellen?
Wir bauen natürlich jedem sein Versand-Bike auf, egal von welcher Marke. Aber die Zusammenarbeit mit Rose läuft so, dass das Rad zu uns geschickt werden kann, wir bauen es auf, liefern es und stellen alles perfekt ein. Das ist ein All Inclusive-Service sozusagen. Unsere Versandpartner haben mit uns dann auch jemanden, den man sechs Tage die Woche von 8-20 Uhr jederzeit vor Ort hat.
Ihr seid ein Start-up, macht aber noch traditionell auf Fahrradketten und nicht auf Blockchain. Trotzdem betonst Du, dass Ihr Leute sucht, die Bock auf ein innovatives Unternehmen haben.
Weil das, was wir machen, die Zukunft ist. Die Mobilität in den Städten kann und wird nicht weitergehen wie bisher, das wissen wir alle. Die Lieferunternehmen stellen sich aktuell um. Für UPS betreuen wir in München die E-Cargobikes. Sie sind ein total spannender Kunde, weil wir mit ihnen miterleben, wie effektiv der Radtransport in der Stadt ist. Sie schaffen schon jetzt pro Tag eine höhere Paketmenge als mit ihren Lieferwägen. Es ist ein rentables Business und das ist super zu sehen. Oder eine Firma wie Triebwerkshersteller MTU Aero Engines. Sie haben ein riesiges Gelände und um dort von A nach B zu kommen, haben sie eine Werks-Fahrradflotte mit 1000 Rädern, die wir täglich betreuen, den Service machen und Neuanschaffungen regeln.
Und was ist das große Thema bei Privatpersonen?
Abgesehen davon, dass immer mehr Leute Rennrad, Bike und eMTB fahren? In der Stadt ersetzen die E-Cargobikes für viele Familien schon das Auto. Da wird alles transportiert. Kids, Einkauf, Bierkästen. Und dann hast Du einen Platten oder ein technisches Problem und allein ein Rad zu wechseln ist brutal aufwändig. Wie willst du das dann zu einem Händler bringen? Vor allem zu einem Händler, der sich auskennt? Wir kennen alle unterschiedlichen Systeme, haben die Ersatzteile und können schnell helfen.
Und wie beäugt Euch der Fahrradhandel?
Ehrlich gesagt glaube ich, dass jeder Händler so viel zu tun hat, dass er sich sicher nicht über Kundenmangel beschweren kann. Wir wissen ja, wie lange man manchmal auf einen Termin warten muss. Vielleicht sieht uns der ein oder andere kritisch. Aber wir unterstützen sogar schon Händler, die zu Spitzenzeiten einfach nicht mehr wissen, woher sie das Personal nehmen sollen. Rabe Bikes in München zum Beispiel leiten dann die Anfragen direkt an uns weiter und wir liefern ihre Reparaturen auf Wunsch auch aus.
Du bist ein alter Hase in der Bike-Branche. Du warst bei Nicolai, Suntour, zuletzt als Internationaler Sales Manager bei Marin Bikes. Hast Du den Start-up-Schritt jemals bereut?
Ich bin dazu auch noch junger Familienvater… Aber als wir die Idee entwickelt haben, war klar, dass wir es durchziehen werden. Es ist einfach die Zukunft. Es war und ist brutal viel Arbeit, aber es macht halt auch gewaltig Spaß. Die Leute sind immer so dankbar und strahlen dich an und das Team ist der Hammer. In München sind wir zu Zehnt, in Berlin Sechs. Jetzt starten wir in Hamburg und Essen. Jeder, der sich angesprochen fühlt, soll sich bei uns melden. Wir suchen Leute, die Dinge voranbringen wollen und an die Zweirad-Vision glauben. Wir nennen sie unsere Cycle Artists.
Danke, Andi.
Wie siehst du die Idee des mobilen Radservices?
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