All die Jahre wieder: Auch 2019 stehen unsere rasenden XC-Redakteure Gabi und Tobi bei einem spektakulären Etappenrennen am Start und berichten euch live von ihren Erfahrungen und Erlebnissen. In diesem Jahr verschlägt es das Duo nach Israel zu einem viertägigen Rennen im Norden des Landes, das abermals im Zweier-Team absolviert werden muss. Was auf die Beiden in den kommenden Tagen zukommen wird, erfahrt ihr hier!
Es ist also wieder soweit. Wir gehen wieder gemeinsam auf „Abenteuertour“. Unser Trip im vergangenen Jahr nach Südafrika sowie in den Jahren zuvor beim Swiss Epic oder der Transalp hat es uns derart angetan, dass es inzwischen schon fast zur Tradition geworden ist, dass wir einmal im Jahr gemeinsam bei einem spektakulären Mehrtagesrennen am Start stehen. In diesem Herbst geht es für uns also nach Israel, zum Epic Israel, zum größten MTB-Rennen des Landes. Warum denn genau dort hin? – Gute Frage!
Natürlich, das Epic Israel hat sich in den vergangen Jahren immer mehr im internationalen Eventkalender etabliert. Profis nutzen vermehrt das UCI-dotierte Rennen, um wichtige Weltranglistenpunkte für Nationen- oder Olympiarankings zu ergattern: Max Brandl, Georg Egger, Daniel McConnell, Peter Disera, Rebecca McConnell, Catharine Pendrel und so weiter und so weiter – die Liste der ganz großen der Szene ist verhältnismäßig lang für Mehrtagesrennen von diesem Kaliber. Klar – wir gehen nicht im Eins-gegen-Eins-Duell gegen diese Mädels und Jungs ins Rennen, dafür reicht unser muskulärer Akku dann wirklich nicht aus. Nein, uns geht es mehr ums Erlebnis, um das Drumherum – einfach um ein geiles Rennen!
Und genau aus diesem Grund sind wir dieses Jahr in Israel. Zweifelsohne es gibt etliche tolle Rennen in den europäischen Bikemekkas. Mal wieder ein Start bei der Transalp – klar, das hätte was! Unendliche Trails beim Swiss Epic – genial! Coole, spannende Etappenrennen gibt es in Skandinavien, Polen, Tschechien, Spanien, Frankreich – ja wo eigentlich nicht? Die Etappenrennen in unseren Gefilden haben definitiv seinen Reiz und wir werden mit praktisch sicherer Wahrscheinlichkeit eines Tages auch wieder bei einem derartigen Rennen am Start stehen. Doch wenn man über den Tellerrand hinausschaut und nach Rennen sucht bei denen der Erlebnisfaktor, das ganz besondere „Etwas“ nun noch einmal einen Ticken höher einzuschätzen ist wie bei den zuvor genannten Rennen, dann grenzt sich die Suche schnell ein. Ein cooles Stagerace in einer spannenden Gegend, in der man nicht in einer Selbstverständlichkeit und strikt nach vorgegebenem GPS-Track die Trails abgrasen kann – das suchten wir!
Wir begaben uns auf die Suche. Das Cape Pioneer im vergangenen Jahr entsprach zum Beispiel unserem Anforderungsprofil. Trails zu befahren auf privatem Gelände und in Nationalparks, die für den öffentlichen Verkehr ständig geschlossen sind, ist definitiv so etwas Besonderes! Dumm, beim Cape Pioneer waren wir letztes Jahr – also weiter geht die Suche. Zugegebenermaßen es dauerte nicht lange und wir blieben beim Epic Israel hängen. Biken auf heiligem Boden – wir freuen uns auf das Epic Israel 2019!
Epic Israel 2019 – das Rennen
Gesucht, gefunden! Wir wollten beim Epic Israel also dabei sein. Einige Absprachen mit dem Veranstalter, Flug gebucht, alles Organisatorische geklärt – es kann also losgehen! Doch was erwartet uns eigentlich bei diesem berühmt-berüchtigten Rennen?
Beginnen wir am Anfang: Das Epic Israel ist inzwischen kein absolutes „No-Name-Rennen“ mehr, es ist allerdings auch nicht von einem unfassbar großen Bekanntheitsgrad gesegnet. 2013 fand das Mehrtagesrennen erstmals statt. Jahr für Jahr erfreute es sich über steigende Teilnehmerzahlen, zumal das Mountainbiken in Israel durchaus als äußerst beliebte Sportart gilt. 2014 starteten aufgrund von politischen Unruhen nicht ganz so viele Mitteleuropäer beim Epic Israel, doch in den Folgejahren reisten immer mehr Bike-Enthusiasten ins Land, um bei diesem Event dabei zu sein. 2019 geht es also in die siebte Runde und erstmals erstreckt sich die Veranstaltung über vier Tage.
Das Etappenprofil hat es natürlich auch wieder in sich. Ok, wir sind etwas abgehärtet – die Etappen mit über 100 km Länge im vergangenen Jahr in Südafrika haben uns schon aufgezeigt, was in punkto Distanz bei einem Mehrtagesrennen das ziemliche Maximum darstellt. Doch Israel ist nicht Südafrika und deshalb ist auch in diesem Jahr unser Respekt vor den vier Tagen groß. Die Etappen rund um Akko, nördlich von Haifa, sind alles andere als ein Zuckerschlecken!
Der Prolog mit 22 km und 100 Höhenmeter klingt auf den ersten Blick entspannt und machbar, doch auf den zweiten Blick fühlen wir schon beim bloßen Lesen der Eckdaten, wie sich das Laktat aus unseren Beinen bis in die letzte Haarspitze drückt. Natürlich sind wir dort, um unseren Spaß zu haben. Natürlich sind wir auch dort, um eine coole Woche zu erleben und um euch etwas Cooles erzählen zu können. Aber ganz ehrlich, der Ehrgeiz ist bei uns auch nicht ganz zu stoppen. Wenn wir am Start von einem Rennen stehen wollen wir auch Vollgas geben und alles aus uns rausholen. Und unter diesem Gesichtspunkt sind 22 km und 100 Höhenmeter beim Prolog schon einmal eine ordentliche Ansage, die in einer zusätzlich zum Starterpaket erhaltenen Laktatdusche enden könnte.
Die Profile der folgenden Tage lesen sich dann schon eher wie die eines herkömmlichen Mehrtagesrennens. Auf der ersten Etappe geht es über 96 km und 1650 Höhenmeter mit einem langen Anstieg, bevor am dritten Tag auf 92,5 km 1410 Meter zum Klettern anstehen. Am finalen Tag geht es über 72,6 km und 870 Höhenmeter nicht ganz so sportlich zur Sache wie an den beiden Vortagen, doch unterschätzen darf man dieses Teilstück nicht. Da nach den vorausgegangenen drei Etappen unter Umständen die Gesamtwertung noch recht offen ist, könnte auf diesem Teilstück ein Tempo angeschlagen werden, dass bei dem einen oder anderen nochmals der Puls über die Schmerzgrenze getrieben wird.
Es kann losgehen – wir sind bereit!
Es heißt für uns also einmal mehr, zu zweit im Team bestmöglich zu harmonieren. Wir haben Erfahrung darin und machen uns recht wenig Sorgen, dass es hierbei zu Problemen kommen wird. Entspannt wird auf alle Fälle, dass beim Epic Israel der Reisestress entfällt und alle Etappen am gleichen Startort losgehen. Das spart etwas Energie. Gabi könnte einmal mehr physisch ein kleines bisschen stärker sein wie ich, doch das war in den vergangenen Jahren ähnlich und wir konnten uns mit unseren jeweiligen Stärken sehr gut ergänzen. Also, das sollte klappen!
Und unsere Vorbereitung? – Gute Frage. Wir saßen beide zuletzt recht viel auf dem Rad. Ich musste mich etwas mit Prüfungen an der Uni herum schlagen, Gabi war mit Praktika im Winter und auch zuletzt immer etwas eingespannt, doch das klingt zunächst erstmals ungünstiger, als es schlussendlich war. Wie gesagt, wir verbrachten schon einige Stunden im Sattel, auch wenn durch die angefallenen Aufgaben ein strukturiertes Training nicht immer zu 100 % möglich war. Alles in allem sind wir aber guter Dinge, dass wir mit einer halbwegs ansprechenden Form nach Israel reisen werden und die vier Tage überstehen werden.
Dort warten wieder etliche andere Herausforderungen, die uns unter Umständen vor größere Probleme stellen werden als 30 fehlende Watt auf den letzten 10 Kilometern. Hitze, Staub, Untergrund und das Material sind schon mal vier Faktoren, die wir nicht wirklich einschätzen können und uns schon vor der Abreise ein paar Schweißperlen auf die Stirn treiben. Das Material ist bei einem Etappenrennen so oder so ein entscheidender Faktor. Die Reduktion von Defekten ist die oberste Prämisse und im Falle einer Panne sollte die Reparatur möglichst schnell ablaufen. Das Ziel muss auf jeden Fall immer erreicht werden – egal wie, sonst ist man komplett raus!
Auch in diesem Jahr setzen wir beide auf ein Simplon Cirex mit 120 mm Federweg an der Front. Auf dem ruppigen und harten Boden ist ein Fully definitiv wieder vonnöten. Ansonsten ist die Ausstattung unserer Bikes relativ unspektakulär. Viel spannender sind kleine Vorkehrungen die wir treffen, um im Falle eines Defektes äußerst schnell handeln zu können. Mit Klebeband angebrachte Kabelbinder an unserer Sitzstrebe könnten uns zum Beispiel im Zweifel den Tag retten. Wir wickeln die Kabelbinder auch mit reichlich Klebeband fest, denn auch das Tape kann zum Improvisieren im Notfall genutzt werden. In unseren Satteltaschen finden sich Ersatzschlauch, Tool, Kettenschloss, Plug und Reifenheber wieder, in der Trikottasche sind zudem CO2-Kartuschen verstaut. Natürlich fahren wir mit reichlich Tubelessmilch in unseren Reifen, doch für einen massiven Cut muss trotzdem manchmal mit einem Schlauch Abhilfe geschaffen werden. Für den Fall von etlichen Dornen führen wir auch ein kleines Fläschchen zusätzlicher Milch mit uns mit, sodass wir im absoluten Notfall auch den eingezogenen Schlauch nochmals mit Milch füllen können – wir hoffen allerdings nicht, dass es soweit kommt!
Jetzt geht es also endgültig los!
Am Mittwoch startet also endlich das Epic Israel! Und wir sind mittendrin. Wir werden euch täglich von unseren Erfahrungen berichten und hoffentlich etliche coole Storys von der Strecke liefern können. Falls ihr Fragen, Anregungen und Wünsche habt, teilt sie uns einfach im Forum mit – wir versuchen bestmöglich darauf einzugehen. Wir hoffen, ihr verfolgt unseren Blog in den kommenden Tagen und habt beim Lesen jede Menge Spaß. Jetzt wünschen wir Euch aber zunächst einen guten Start in die Woche, in der ihr hoffentlich ebenfalls einige tolle Momente auf dem Bike erleben könnt. Ihr lest von uns am Mittwoch!
Viele Grüße,
Gabi und Tobi
Weitere Infos zum Epic Israel 2019 findet ihr hier.
Alle Artikel zu unserem Live-Blog beim Epic Israel 2019:
- Tobi und Gabi beim Epic Israel 2019: Auf geht’s ins Heilige Land!
- Tobi und Gabi beim Epic Israel 2019 – Prolog: Fast & Furious auf historischen Pfaden in Akko
- Tobi und Gabi beim Epic Israel 2019 – 1. Etappe: Einmal in den Himmel und wieder zurück
- Tobi und Gabi beim Epic Israel 2019 – 2. Etappe: Aufgeben ist keine Option!
- Tobi und Gabi beim Epic Israel 2019 – 3. Etappe: Ohne Mampf, aber mit viel Kampf
- Tobi und Gabi beim Epic Israel 2019: Die ultimative Challenge im heiligen Land? – Ein Rückblick
Information: Die Startgebühr für unser Team hat der Veranstalter übernommen.
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