Der schnelle Enduro-Rennfahrer und Focus-Ingenieur Fabian Scholz berichtet live für uns vom dreitägigen Rennen Kingdom Enduro in Lesotho. Hagel, nasse Zelte, schroffe Stages: der zweite Tag hatte es mehr als in sich!
Renntag 1
Um 5.50 Uhr schrillt der Wecker, denn um 7 Uhr geht der vollgepackte LKW mit den Bikes schon auf die Reise. Wir sitzen im Van und führen den Konvoi an. Zunächst geht es über einen holprigen Karrenweg zur Straße, gefühlt trägt unser Fahrer sein Fahrzeug – wen wundert es, dass wir kurze Zeit später von einem mit 40 Bikes beladenen LKW überholt werden? Na, hoffentlich kommen die Bikes unbeschadet an. Eine Stunde später befinden wir uns auf halber Höhe zu Stage 1.
Ausnahmsweise ist diese Stage mal fahrend zu erklimmen. Auf dem Weg zur Stage kommt ein Gespann von 4 Ochsen mit Pflug samt Steuermann entgegen. Mit Gegenverkehr muss man hier immer rechnen. Angekündigt als Warm-Up, geht es für Lesotho-Verhältnisse recht flowig zur Sache. Diese Stage sind wir zuvor nicht gefahren, daher wartet die eine oder andere überraschende Richtungsänderung auf uns. Aber alles im grünen Bereich!
Aufgewärmt sind wir bei über 25 Grad und wolkenlosem Himmel sowieso. Das sollte sich früher oder später noch ändern. Um zu Stage 2 zu kommen, steht der erste massive Hike-a-Bike an. Die Sonne brennt im Genick und langsam aber stetig arbeiten wir uns vorwärts. Gegen Ende wird das Rad dann doch noch schwer, aber halb so wild! War doch gar nicht so schlimm wie erwartet. Oben angekommen können wir uns noch das Spektakel über die gestern beschriebene Basejump-Plattform reinziehen.
Von Laufen bis zur Ein-Fuß Technik ist alles dabei, es kommen aber alle heile unten an. Kurze zeit später heißt es aber auch für uns: 60% Vollgas. Wie das beim Racen nunmal so ist, fährt man doch gar nicht zurückhaltend und gut mit Zug. Das Training auf der Stage hat eigentlich gar nichts gebracht, ich erinnere mich nur grob an die Sektionen. Kein Wunder bei 12 Minuten Stage-Zeit! Ich versuche trotzdem sicher und ohne Sturz durchzukommen.
Der mittlere Teil zieht sich und man muss kräftig pedalieren. Im Ziel werden wir von vielen Dorfbewohnern begrüßt und es werden viele High-Fives mit den Kids ausgetauscht. Der Climb zu Stage 3 ist verhältnismäßig einfach und nur wenige Sektionen sind nicht fahrbar. Die Sonne brennt unentwegt und die 3 Liter Wasser sind bald aufgebraucht. Die Stage ist eher kurz mit etwas über 5 Minuten. Keine besonderen Vorkommnisse. Die Mittagspause haben wir uns aber verdient!
Der Weg zu Stage 4 zieht sich und langsam steigt die Luftfeuchtigkeit an. Das Terrain ist abwechslungsreich und schon bald besteigen wir die Berge aus Sandstein. Weit und breit kein Schatten in Sicht und am Horizont breitet sich eine schwarze Wand aus. Mir zieht es langsam den Stecker. Die Hitze gepaart mit der Luftfeuchtigkeit killt mich. Bis zum Gipfel sind es noch zirka 200 Höhenmeter Hike-a-Bike. Mit letzter Kraft schleppe ich mich hoch. In gar nicht allzuweiter Ferne sind schon Blitze zu sehen. Kurzerhand beschließe ich, Max die letzte Stage des Tages runter zu jagen. Meine Energiereserven sind am Limit und Max dreht den Hahn ordentlich auf.
Zwischendurch löst sich auch noch meine Minipumpe in ihre Bestandteile auf. Checkt das GoPro-Video der Stage:
https://www.instagram.com/p/BvUQFCxH0vo/
Max und ich fahren eine Top-Zeit, waren aber auch leicht über Komfortgeschwindigkeit. Im Ziel angekommen müssen wir noch zirka 5 Kilometer zur Roma Trading Lodge treten. Wie befürchtet öffnet der Himmel kurze Zeit später seine Schleusen und es gießt in Strömen. In der Lodge angekommen versuchen wir noch unsere Habseligkeiten aus den Zelten zu retten, es steht alles unter Wasser. Zwischen Hagel und Monsun können wir aber die meisten unserer Sachen retten. Matratze und Zelt sind aber ein einziger See. Als Backup können wir Gott sei dank unsere Zelte in einem alten Poolhaus aufschlagen. Neue Matratzen gibt es auch, also bis auf nasse Klamotten nochmal gut gegangen.
Beim Abendessen werden die Ergebnisse präsentiert: Wie zu erwarten führt Chris unsere Reisegruppe auf Platz 1 an. Ludo reiht sich auf Platz 2 ein, dicht gefolgt von Max, der sich in schroffem Gelände sichtlich wohl fühlt. Ich bin mit meinem fünften Platz auch mehr als zufrieden. Nachdem der heutige Tag schon voll auf die Zwölf war, wurde uns versprochen, dass der morgige Tag nochmal krasser wird … Hoffentlich wenigstens ohne Gewitter und Hagel!
Fabian Scholz berichtet live für uns vom Kingdom Enduro, einem dreitägigen Etappenrennen in Lesotho. Die weiteren Berichte des Focus-Ingenieurs findet ihr hier:
- Fabian Scholz beim Kingdom Enduro: Rennvorbereitung – wie werde ich möglichst fit?
- Fabian Scholz beim Kingdom Enduro – Tag 1: Die Ankunft mitten im Nirgendwo
- Fabian Scholz beim Kingdom Enduro – Tag 2: Hagel, Hacken, Heiterkeit
- Fabian Scholz beim Kingdom Enduro – Tag 3: How slow can you go?
- Fabian Scholz beim Kingdom Enduro – Tag 4: Rien ne va plus – oder so ähnlich
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