In 4 Schritten das Hinterrad versetzen
Fokus auf Parkplatz-Version: Eine spaßige, aber für das Gelände wenig zielführende Variante ist es, auf dem Parkplatz das Heck rumzuwerfen. „Kurve – Bremse – Hüfte“ lautet dabei das Credo, welches viele Jahre als Vorübung für das Versetzen im Trail gelehrt wurde. Doch die Nachteile überwiegen in Spitzkehren, das ganze System Mensch und Bike kippt dabei häufig nach außen, was man aktiv ausgleichen muss. Zudem steht das Vorderrad dann suboptimal zur Trail-Richtung.

Lösung: Die moderne Versetz-Methode (geprägt von Bikebergsteiger Harald Philipp) step by step angehen! Dabei geht es weniger darum, aktiv das Hinterrad nach außen zu werfen, sondern um das Prinzip „das Hinterrad folgt dem Vorderrad“!
1. Das Gefühl für die Vorderradbremse optimieren
Fingerspitzengefühl ist dabei gefragt – ein Schleifen anstatt eines Zuckelbremsen sollte Standard sein! Als Trockenübung für dosiertes Nutzen der VR-Bremse neben dem Bike stehend dieses nach vorne schieben und mit schleifender Bremse das Hinterrad hochkommen lassen!
2. Aufs Vorderrad
Mithilfe der Vorderradbremse und einer Tief-Hoch-Bewegung (Beine strecken sich) das Hinterrad in die Luft bringen. Körperspannung dabei halten und zentral bleiben. Klein anfangen und langsam anfahren! Damit muss man sich wohlfühlen, Überschlagsängste werden dann weniger. Dann auf einer Straße oder breitem Weg mit festen Boden und viel Gefälle bergab kleine Nose Wheelies üben: Vor allem so, dass das Vorderrad komplett blockiert und man dann mit schleifender Vorderradbremse ein Stückchen auf dem Vorderrad rollt!

Hinweis: Nicht selten gehen Biker/innen beim Üben daheim über den Lenker, zumeist weil sie zu schnell angefahren sind im ersten Stadium der Lernphasen – die Verletzungsgefahr ist dabei groß! Also STEP BY STEP klein Anfangen und sich langsam steigern. Wer will, kann eine ebene Wiese nutzen für ein sicheres Gefühl.
3. Einlenken
Nun eine imaginäre Kehre dort nutzen, um die Schräglage des Bikes (Sattel ans innere Bein legen) und ein bewusstes Einlenken vorne hinzuzunehmen. Dann wieder den Nose Wheelie-Impuls setzen und das Hinterrad wird dem Vorderrad folgen, wenn man aus der blockierten Vorderradbremse in das schleifende Vorderrad kommt. Man kann nun variieren, z.B. zwei kleine Versetzer machen oder einen mit längerem Nosewheelie.

Häufige feste Gewohnheit, die beim Üben einen Umlernprozess benötigt: „Das Hinterrad nach außen schieben“ (siehe oben Heckschleuder):

4. Üben auf dem Trail
In den Übungskehren im Trail die häufig wiederholte Technik anwenden – step by step!
Richtig: Dynamisches Versetzen mit dem Prinzip „das Hinterrad folgt dem Vorderrad”.
Tipp: Anfangs die neue Technik auf der starken Seite üben, dann aber auch schnell die schwache Seite trainieren, wenn die Technik einmal sitzt! Extreme Kehren mit Absturzgefahr beim Üben erst meiden. Unter starkem Stress kann man schlecht etwas Neues lernen.
Allgemeine Tipps fürs Fahrtechnik-Training
Das persönliche Fahrtechnik-Training sollte vielseitig gestaltet werden, damit der Spaß und die Motivation beim Lernen helfen (positive Emotionen). Allgemeine Punkte dazu:
Schritt für Schritt-Vorgehensweise
Nicht nur komplizierte Bewegungsabläufe wie Bunny Hop oder das Hinterrad Versetzen benötigen „baby steps“! Trockenübungen und langsame Ausführungen der Bewegung sind häufig Voraussetzung für das Erlernen neuer Moves!
Parkplatz und Praxis
Das Üben sollte ablenkungsfrei ablaufen. Sprich: man benötigt Platz und Ruhe! Wer das Hinterrad Versetzen direkt in engen Kehren übt, kann sich schlecht auf die wesentlichen Punkte konzentrieren.
Stets meisterbare Herausforderungen angehen
Ziele setzen ist wichtig, doch sie sollten realistisch und zu schaffen sein. Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und ein gesundes Selbstvertrauen helfen bei der Einschätzung! Nur so lernt man effizient ohne Frust und selbstgeschaffenen Zusatzstress.
Häufige Wiederholungsfrequenz praktizieren
Am besten täglich oder mehrfach pro Woche üben! Nur so werden Bewegungen abrufbar. Ein Thema, z.B. den Wheelie, dann nicht länger als 20 Minuten trainieren, besser Abwechslung einstreuen oder auch einfach mal Trails fahren.
Faktoren wie Müdigkeit, Stress, Gefahrenreize und Tagesform beachten
Unter negativen Emotionen wie Stress oder Druck kann man nicht effizient lernen – positive Gefühle wie Spaß und Euphorie hingegen sind Lerndünger! Wichtig: Selbst beim Üben von Bunny Hop & Co. haben sich schon einige Biker/innen verletzt! Also auf den eigenen Körper hören und die Brechstange weglassen.
Videoanalyse per Tablet, Smartphone nutzen
Hilfreiche Super-SloMos gibt es als Apps wie Coach‘s Eye, doch die modernen Smartphones und Tablets haben in der Kamera schon gute Zeitlupen-Funktionen.
Video: Hinterrad versetzen
Mehr zu Marc gibt es auf seiner Homepage, auf der er auch selber Online-Lehrgänge für Fahrtechniktrainer anbietet.
Information: MTB-News.de steht in keiner Weise in finanzieller Verbindung zu Verfasser, Fotograf oder Organisator des Berichts. Der Bericht wurde uns von Marc Brodesser kostenfrei zur Verfügung gestellt. Für weitere Informationen zum Angebot findet ihr den Link zum Anbieter im Artikel.
Was sind eure Tipps, damit man das Versetzen des Hinterrades besser lernt?
103 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumJap, genau das schrieb ich auch schon mehrmals hier
Als langjähriger Trainer sieht man an tausenden TN welche Prägungen aus Anleitungen, Kursen etc. welche Gewohnheiten auslösen. Deshalb finde ich als Prägung und Herausforderung dieser eh nur für sehr fortgeschrittene Biker/innen geeignete Technik die moderne Variante passender! Dies erspart einem Umlernprozesse und man kann dann step by step die Vielfalt der Techniken fördern!
Ride on,
Marc
Ups, das kommt davon wenn man nur oberflächlich mitliest, sorry
Neu dazu: In Lernschritten das Ganze endlich schaffen! Und achja, ich habe die Online Coaching Videos (jeweils 8 Lektionen pro Manöver) gratis online gestellt u.a. in meinem Video-Kanal hier auf mtb-news.de!
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