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GT Zaskar Carbon 100 9R Expert
pfeilschnelles Trail-Bike [Langzeittest]

Nachdem Maxi beim Roc d’Azur das GT Zaskar 29er-Fully kurz angetestet hatte [Bericht] und davon begeistert war, wollten wir wissen, wie sich das Rad im Dauertest schlägt. Über vier Jahreszeiten hinweg musste das Zaskar im intensiven Test beweisen, was in ihm steckt.

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Da das Cannondale Scalpel 29 in derselben Liga spielt und ebenfalls von mir ausführlich getestet wurde [Bericht], werde ich im folgendem Artikel zugunsten der Vergleichbarkeit des Öfteren auf Unterschiede und Ähnlichkeiten der beiden Bikes eingehen. Nicht zuletzt auch, weil GT und Cannondale derselben Mutterfirma angehören: Dorel Industries. Wie sich das Rad im MTB-News Dauertest geschlagen hat, erfahrt ihr hier.


# GT Zaskar 100 9R Expert

Über das Bike: GT Zaskar Carbon 100 9R

GT geht mit dem iDrive-System eigene Wege und verspricht einen Hinterbau, der weitestgehend frei von Pedal- und Bremseinflüssen sein soll und damit zuverlässig dem Untergrund folgt. Grundlegend ist das iDrive-System ein herkömmlicher Eingelenker, bei dem der Hinterbau um ein großes Hauptlager schwingt. Dieses Hauptlager sitzt beim Zaskar jedoch überdurchschnittlich hoch, was zwar ein sensibles Ansprechverhalten sowie einen leicht rückwärtig ausweichenden Hinterbau bewirkt, gerade bei einem XC-Bike jedoch drastische Nachteile in Sachen Treteffizienz zur Folge hat.

Um diese Probleme zu umgehen, setzt GT beim iDrive-System auf ein separat aufgehängtes Tretlager. Federt der Hinterbau ein, bewegt sich das Innenlager leicht mit, wird vom sogenannten Dog-Bone jedoch auf Position gehalten. Diese leichte Mitwandern des Innenlagers bewirkt, dass beim Einfedern kein Pedalrückschlag entsteht, wodurch der Hinterbau von Antriebseinflüssen unbeeinflusst bleibt.


Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

Schon auf den diversen Eurobike Messen [20122013] zählte GT für uns immer zu einer der Firmen mit den ansprechendsten Designs – so weiß auch das GT Zaskar Carbon 100 9R Expert beim ersten Blick optisch voll zu überzeugen. Der voluminöse Hinterbau und das iDrive-System sind definitiv Alleinstellungsmerkmale und heben das Zaskar vom sonstigen Einheitsbrei ab. Dazu haben die Designer gute Arbeit geleistet und dem Rahmen eine saubere und aufgeräumte Optik beschert, die durch grüne Akzente und gut eingebrachte Decals ein stimmiges Erscheinungsbild erzeugen.

Mehrmals am Rahmen finden sich die „GT-Wings“ und lassen dadurch keinen Zweifel an der Herkunft des Rades aufkommen. Weiterhin setzt GT auf die „klassische“ Sichtcarbon-Optik gewebter Matten. Die Übergänge vom gleichmäßigen Sichtcarbon zu überlackierten Bereichen verläuft dabei fließend, was einen wertigen Eindruck hinterlässt. Einzig störendes Objekt ist der Flaschenhalter, der durch die Dämpferposition keinen anderen Platz findet als unter dem Oberrohr.

Unser Testbike

Getestet wurde das Modell Zaskar Carbon 100 9R Expert, das mit 3599 € im mittleren Preissegment von GT liegt und mit Shimano XT/SLX Komponenten, RockShox Reba RL sowie Easton XC 29 Laufradsatz eher etwas für Vernunftskäufer ist. Ein Rekordgewicht wird man mit diesen Anbauteilen nicht erreichen, doch kann man bei Funktion und Haltbarkeit einiges erwarten, was letztendlich entscheidender für den Spaß am Fahren ist.

Das angesprochene eigenständige Design wird hauptsächlich durch das GT-eigene iDrive-System hervorgerufen, welches sich neben der anderen äußeren Erscheinung auch technisch von den Hinterbausystemen der Konkurrenz unterscheidet.

Fahreindruck

Als ehemaliger Cross Country-Rennfahrer, der nach wie vor sehr gerne auf spritzigen Hardtails unterwegs ist, muss ein XC-Fully für mich mit einem antriebsneutralem Hinterbau ausgestattet sein. Wenn der Hinterbau dem Untergrund dabei auch noch gut folgt und somit im groben Terrain mehr Traktion generiert, ist das natürlich das Optimum.

Obwohl GT, im Vergleich zu Cannondale, eigentlich mehr in Richtung Gravity orientiert ist, schafft das der Rahmen erstaunlich gut: Der Lock-Out des Dämpfers kam aber trotzdem bei jedem Anstieg zum Einsatz, um störendes, wenn auch nur leichtes Wippen zu unterdrücken. Der Hebel des Dämpfers liegt direkt unter dem Oberrohr und ist somit leicht zu erreichen. Für XC-Rennen wäre ein Aufbau mit Remotehebel vom Lenker aber trotzdem praktischer.


# Durch den antriebsneutralen Hinterbau lässt es sich angenehm und entspannt bergauf pedalieren – Bild von Sportograf

Im direkten Vergleich mit dem hochgelobtem Scalpel von Cannondale muss sich das Zaskar 9r nicht verstecken, sondern ist meiner Meinung nach gleichauf. Dabei ist das Cannondale ein wenig straffer und wippt vom Gefühl her minimal weniger, dafür folgt das GT dem Untergrund ein wenig besser. Die Sitzposition ist dabei leicht gestreckt, sodass nur bei wirklich steilen Rampen der Fahrerschwerpunkt weit nach vorne wandern muss, um ein Aufbäumen des Vorderrades zu verhindern. Bei moderaten Steigungen ist dafür viel Gewicht auf dem Hinterrad, was die gute Traktion nochmals verbessert und ein einfaches Klettern begünstigt.


# Mit dem GT Zaskar 100 9R beim Sellaronda Hero – Bild von Sportograf

Auf technisch schwierigen Strecken mit vielen Singletrail-Anstiegen, wie anspruchsvollen Cross Country-Kursen, würde ich aus diesem Grund lieber zum Zaskar 9r greifen. Für die meisten Marathons wird aber das Scalpel besser sein, da die Anstiege meist einfach sind und auf Asphalt oder gut ausgebauten Schotterwegen den Berg hochführen. Fahrer, die nur selten an Rennen teilnehmen und nur zum Spaß fahren, würde ich deshalb das Zaskar empfehlen. Vor allem, weil Anstiege auch irgendwann zu Ende sind – und es anschließend den Naturgesetzen gemäß bergab gehen muss, wo das Zaskar 9r seine wahren Stärken ausspielen kann.


# Umso technischer es wird umso wohler fühlt sich das Zaskar – Bild von Sportograf

Für ein Cross Country-Fully vermittelt das Zaskar extrem viel Sicherheit und nach fast jeder Abfahrt konnte ich es kaum glauben, dass der Hinterbau wirklich nur 100 mm Federweg bietet. Der Federweg wird durch den progressiven Hinterbau nur soweit genutzt wie es gerade notwendig ist. Somit bekommt man stets Rückmeldung vom Untergrund und wird in der Abfahrt gut vom Fahrwerk unterstützt. Dabei liegt der Hinterbau erstaunlich satt auf der Piste und folgt jeder Bodenunebenheit souverän. Die RockShox Reba RL Gabel konnte da nicht ganz mithalten, verrichtete aber trotzdem zuverlässig ihren Dienst und trübte das Fahrvergnügen nicht wirklich.

Durch den hohen Sattel ist die Fahrerposition meist sowieso hecklastig, was der Gabel die Arbeit weiterhin erleichterte. Im Vergleich zum Scalpel ist das Zaskar weniger laufruhig sondern agiler und mit einem satteren, deutlich potenteren Hinterbau ausgestattet. Schnelle Schotterpistenfans greifen also lieber zum Scalpel, Liebhaber von technischen Strecken zum Zaskar.


# In Highspeedpassagen vermittelt das Rad viel Sicherheit – Bild von Sportograf

Bei soviel Lob des Hinterbausystems spricht nur das erhöhte Gewicht gegen dieses System. Die Umlenkung und der erhöhte Lageraufwand lassen das Gewicht etwas nach oben schnellen – es bleibt allerdings nach wie vor im Rahmen. Das getestete Zaskar 9r Expert kommt trotz günstiger Ausstattung auf einen soliden Wert von ca. 12,1 kg, für Gewichtsfetischisten dürfte dies dennoch etwas zuviel sein. Dafür verrichtete das Rad über ein komplettes Jahr zuverlässig seinen Dienst – selbst den Winter hindurch, ohne sorgfältige Wartung.


# Das GT Zaskar war ein treuer Begleiter egal auf welcher Strecke – Bild von Sportograf

Einzig der Easton XC-Laufradsatz machte bei den Strapazen nicht mehr mit. Auch nach sorgfältiger Reinigung des Freilaufs konnte dieser nicht mehr gerettet werden. Im aktuellen Modell ist aus diesem Grund ein anderer, klassischer Laufradsatz verbaut. Die sonstige Ausstattung erledigte solide ihren Dienst und passte sehr gut zum Charakter des Rades. Lediglich die sehr leichten Maxxis Aspen-Reifen kamen bei wechselhaften Bedingungen sehr schnell an ihre Grenzen.

Zweite Meinung – Maxi

Als abfahrtsorientierter Fahrer ist mir vor allem eine ausgewogene Geometrie wichtig. Genau in diesem Punkt wurde ich vom Zaskar 9R wirklich überrascht: Das Bike passte mir wie angegossen und vermittelte dank einer ausbalancierten Gewichtsverteilung auf Vorder- und Hinterrad viel Sicherheit. Auch das Fahrwerk überraschte, vor allem der Hinterbau war in Kombination mit dem Dämpfer überaus feinfühlig und für ein 100-mm-XC-Fully überraschend schluckfreudig. Dank einer gelungenen Kinematik vermittelt der i-Drive Hinterbau das Gefühl, als stünde einem mehr Federweg zur Verfügung als auf dem Papier angegeben.

In der Abfahrt macht sich all dies sehr angenehm bemerkbar. Man fühlt sich sicher auf dem GT, was einem auch härtere Gangarten erlaubt. Vor allem ist das Zaskar überaus verspielt, ganz ungewohnt für ein Bike dieser Klasse. Dennoch ist es in der Ebene keineswegs träge, ganz im Gegenteil. Das GT geht vortriebsstark nach vorne und macht den Eindruck, als könne es die eingespeiste Energie effizient auf den Boden bringen. Vor allem im Gelände sorgt das für richtig Fahrspaß. Selbst über grobe Schläge wie beispielsweise Wurzelstöcke kann man mit dem Zaskar einwandfrei hinwegpedalieren. Damit ist das GT meines Erachtens sicherlich eines der interessantesten Trail-Bikes auf dem Markt.


# Egal ob schnelle Bikerunde oder Rennen. Das GT begeistert!

Fazit

Das GT Zaskar Carbon 9r begeisterte vom ersten Anblick bis zur letzten Ausfahrt. Der Hinterbau folgt zuverlässig dem Untergrund, hat für grobe Schläge immer noch genug Reserven und ist zudem noch antriebsneutral. Alle, die ein schnelles Rad suchen – sei es für eine flotte Bikerunde, ein Cross-Country-Rennen oder einen extremen Marathon – sollten sich das GT einmal näher anschauen. Als kleinen Bonus bekommt man auch noch ein optisch gelungenes Rad, das nicht jeder hat und aus dem Einheitsbrei heraussticht.
Pro:

Contra:

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Testbike im Detail

Ausstattung:


# GT Zaskar 9r 100

Geometrie


# Geometrie GT Zaskar 100 9r

Mehr Informationen: http://www.gtbicycles.com/eur_de/

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Fotos: Sportograf, Tobias Leutz, Christoph Bayer

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