Eine der schillerndsten Figuren des Mountainbikesports des vergangenen Jahrzehnts tritt ab: Henrique Avancini, amtierender Marathon-Weltmeister, hat via Instagram sein Karriereende angekündigt.

Zwei Weltmeistertitel, fünf Weltcupsiege und stolze 17 nationale Meistertitel – die Erfolgsbilanz des Brasilianers Henrique Avancini ist eine lange Liste an Superlativen. In den vergangenen Jahren war Avancini stets eine feste Größe im Weltcupzirkus und galt lange Zeit als ein möglicher Nachfolger an der Spitze des Sports, falls der erfolgreichste Mountainbiker aller Zeiten, Nino Schurter, abtreten würde. Bekanntermaßen ist dies jedoch bis zuletzt nicht geschehen und Schurter mischt weiterhin die Weltspitze des Cross-Country-Sports auf, dementsprechend schwerfiel es Avancini aus dem Schatten des großen Rivalen der vergangenen Jahre hervorzutreten.

Avancini Retirement
# Avancini Retirement

Nachdem Avancini nun bei den Disziplinen-übergreifenden Weltmeisterschaften in Schottland vor wenigen Wochen etwas überraschend den Weltmeistertitel in der Marathon-Disziplin erringen konnte, kam der Brasilianer nun zum Entschluss seine Karriere zu beenden. Wie Avancini auf Instagram erklärt, werde er die Rennstrecke nutzen, um sich von der Szene zu verabschieden. Zudem erwähnt Avancini besondere Pläne für die Zukunft, die er jedoch nicht im Detail spezifiziert. Es bleibt also ungewiss, ob Avancini letztlich nur dem Cross-Country-Geschehen und dessen Weltcupzirkus den Rücken zukehrt oder ob er gänzlich von der Bildfläche auch im Marathon-Geschehen verschwindet.

Rückblick: Eine Karriere mit Höhen und Tiefen

Henriques Avancini glich einer Achterbahnfahrt, mit einigen großen Erfolgen, jedoch auch einigen Tiefschlägen: Über viele Jahre hinweg scheiterte Avancini knapp beim Versuch einen Weltcuperfolg in der Cross-Country-Disziplin zu erringen. 2020 gelang ihm schließlich im Corona-gebeutelten Jahr im tschechischen Nove Mesto sein nunmehr einziger Weltcupsieg in dieser Disziplin. Deutlich erfolgreicher war Avancini in der 2018 eingeführten Short Track-Disziplin. Vier Weltcuprennen konnte der Brasilianer im 20-minütigen Rennformat für sich entscheiden und galt bis zuletzt in dieser Disziplin stets als Favorit auf den Sieg. Seine größten Erfolge feierte Avancini indes auf der Langstrecke: 2018 fuhr Avancini erstmalig etwas überraschend zum Marathon-Weltmeistertitel, nun wiederholte er diesen Coup in Glentress Forest vor wenigen Wochen.

2020 fuhr Avancini den bisher ersten und einzigen Weltcupsieg eines Brasilianers in der Cross-Country-Disziplin im Weltcup ein
# 2020 fuhr Avancini den bisher ersten und einzigen Weltcupsieg eines Brasilianers in der Cross-Country-Disziplin im Weltcup ein - In Nove Mesto jubelte er damals nach einem dramatischen Sprint-Finish.

Einigen deutschen Fans dürfte Avancini insbesondere aufgrund seines ersten internationalen Erfolgs beim Frühjahrsklassiker in Münsingen 2013 in Erinnerung sein: Bei seinem Auftritt auf europäischem Boden düpierte der damals gänzlich unbekannte Avancini Szenegrößen wie den Spanier José Hermida und fuhr überraschend zum Sieg auf der Schwäbischen Alb. Damals noch in den Farben des brasilianischen Radherstellers Caloi unterwegs, zog es Avancini ein Jahr vor den Olympischen Spielen in seiner Heimat in Brasilien 2015 zum Cannondale Factory Racing Team. An der Seite von Manuel Fumic und Co. etablierte sich Avancini in den Folgejahren zu einer der Top-Größen im MTB-Sport, und fuhr unter anderem auch beim legendären Cape Epic gemeinsam mit Fumic mehrfach aufs Podest. Der Sieg im prestigeträchtigen Etappenrennen in Südafrika war ihm letztlich aber nie vergönnt. Im vergangenen Jahr kehrte Avancini schließlich zurück zu seinen Wurzeln und ist seitdem wieder in den Farben seines ehemaligen Sponsors Caloi unterwegs. Bereits einige Jahre zuvor stellte Avancini gemeinsam mit Caloi ein Nachwuchsteam auf die Beine, dass Nachwuchsfahrerinnen und Nachwuchsfahrer aus Brasilien die Chance ermöglicht, sich im Weltcupgeschehen rund um den Globus zu präsentieren.

Was denkt ihr: Was sagt ihr zum Karriereende von Avancini?


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Bilder: Michele Mondini
  1. benutzerbild

    ridefree

    dabei seit 01/2003

    Diese grandiosen shimano this is home filme:

  2. benutzerbild

    cd-surfer

    dabei seit 12/2008

    In der 1. und 2. Runde einer der souveränen und bestaussehendsten Fahrer. Fahrtechnisch top, superdynamisch und agil.
    Ab der 3. Runde hab ich ihn meist nicht mehr gesehen...😉

  3. benutzerbild

    Jurasued

    dabei seit 05/2020

    In der 1. und 2. Runde einer der souveränen und bestaussehendsten Fahrer. Fahrtechnisch top, superdynamisch und agil.
    Ab der 3. Runde hab ich ihn meist nicht mehr gesehen...😉
    Ja, der "Brasilianer" bleibt wohl in den meisten Köpfen des XC-Zirkus (Fahrer und Zuschauer) hängen, nicht als Clown, dafür war er doch zu stark aber als Unterhalter!
    Er bot meistens Spektakel und zeigte sich immer wieder ganz Vorne aber das Ende der Geschichte/Show war zu 98% meistens auch immer gleich...
    Ich verstehe seine Taktik noch immer NICHT! smilie ...hoffte er die ganzen Jahre, dass sein "Tank" grösser ist als erhofft und er endlich die volle Rundenzahl ohne Benzinmangel auf die Ziellinie bringt?! Mit seinen nunmehr 2 Regenbogen-Trikots im Marathon hat er doch gezeigt, dass er länger als die 1Stunde und 20 Minuten dauernden XC-Rennen fahren kann...
  4. benutzerbild

    Geplagter

    dabei seit 09/2008

    Das er ein "Unterhalter" war trifft es m.E. ganz gut. Auch mir hat sich seine Herangehensweise im Rennen nie erschlossen. Manchmal war ich von seiner Theatralik und seiner offenbar extremen Emotionalität irritiert. Oftmals wirkte es auf mich, dass er bei den Rennen etwas ausgelebt hat, was er anderweitig nicht zum Ausdruck bringen konnte. Seine Rivalität mit Nino Schurter war legendär. Den G.O.A.T. zu schlagen war scheinbar sein größtes Ziel, was oft dazu geführt hat, dass bei ihm Sinn und Verstand getrennte Wege gingen.
    Für den MTB-Sport hat er aber insbesondere in Brasilien enormes geleistet.

  5. benutzerbild

    NoStyle

    dabei seit 11/2004

    Schade eigentlich. Die Marathon-Distanz scheint ihm doch irgendwie besser zu taugen als die XCO-Distanz?

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