Während wir in unserer letzten Umfrage heraus gefunden haben, dass bei der Sitzposition auf dem Bike eindeutig noch Raum für Verbesserung bleibt, wollen wir heute über Lenkwinkel, Tretlagerhöhe und Kettenstrebenlänge entscheiden. Diese drei Größen sind entscheidend für den Charakter eines Bikes und werden zumeist bei jeder Rahmengröße identisch ausgeführt.
# Diese drei Maße werden heute entschieden: Lenkwinkel, Innenlagerhöhe, Kettenstrebenlänge.
Geometrie
Jedes Maße an einem Bike beeinflussen das Fahrverhalten – die Gesamtheit der Geometrie muss stimmen. In unserem ersten Schritt sind wir aber noch ziemlich frei, aus jeder denkbaren Kombination kann eine gute Geometrie werden. Dennoch gibt es auch hier schon eine Einschränkung auf einen grundsätzlichen Bereich.
Lenkwinkel
Der Lenkwinkel beeinflusst das Fahrverhalten auf vielfältige Art und Weise: Er verändert nämlich gleichzeitig auch noch Radstand, Radlastverteilung und Nachlauf. Zusätzlich sorgt ein flacher Lenkwinkel für das von Downhill-Bikes bekannte Abkippen des Lenkers in der Ebene, weil sich beim Lenken das ganze Fahrrad minimal absenkt. Steil bergab verringert er die Neigung des Bikes, nach vorne zu kippen, und bei Highspeed sorgen der längere Radstand und Nachlauf für viel Ruhe. Allerdings: Wir wollen hier ausdrücklich kein Enduro (typisch: 66° und weniger) und auch kein Marathonbike (typisch: 69° und mehr) bauen, sondern ein Rad, schnell wie ein Marathonbike und spaßiger als ein Enduro!
Kettenstrebenlänge
Genau wie der Lenkwinkel bewirkt auch eine Verlängerung der Kettenstreben eine Verlängerung des Radstandes. Und auch hier gilt: Länge läuft! Kurze Kettenstreben dagegen erlauben es dem Fahrer dagegen, das Bike leichter aufs Hinterrad zu ziehen – dafür steigt auch bergauf die Front früher. Beide zur Wahl stehenden Werte sind nicht untypisch und finden sich so an vielen anderen Bikes. Wir sind gespannt, ob verschieden große Bikerinnen und Biker hier unterschiedlich abstimmen.
Innenlagerhöhe
Beim Blick auf den von uns vorgegebenen Bereich zur Innenlagerhöhe wird der ein oder andere vielleicht staunen, weil die Werte recht niedrig ausfallen. Bedenkt man jedoch, dass wir es mit nur 130 mm Federweg zu tun haben, relativiert sich die Sache: Mit nur etwa 30 mm SAG liegt das Innenlager im Fahrbetrieb dann auf 300 – 310 mm – und damit genau dort, wo es auch bei anderen Trailbikes oder Enduros im SAG landet.
#Diese Abstimm-Optionen stehen zur Wahl. In Teil 2 geht es an die Sitzposition, die ein Stück weit dann auch schon durch diese Entscheidung beeinflusst wird.
Einschätzung des ICB-Team
Stefan
„Ich stelle mir für unser Projekt ein locker zu fahrendes, agiles Spaßbike vor… das perfekte Werkzeug für die entspannte Feierabend Runde. Deswegen ist mir eine ausgewogene Geometrie wichtig, nicht so extrem wie die modernen Enduro-Geometrien, die mit sehr viel Nachdruck und einer nicht gerade entspannten Körperhaltung gefahren werden müssen. Wünschenswert wäre ein Sattelrohr ohne Offset, da dieses Bike auch viel sitzend & tretend bewegt werden soll. Das und der Wunsch nach einer ausgewogenen Balance spricht aus meiner Sicht klar gegen extrem kurze Kettenstreben. Ein Wert um die 430-435mm sollte optimal sein, dazu ein Lenkwinkel von ~67°, ein gemäßigt tiefes Tretlager und ein nicht allzu langer Reach => fertig ist das perfekte Spielgerät. Geometrie-Extremismus ist hier fehl am Platz.“
Basti
„Die Grundidee hinter diesem Bike war und ist, ein Rad zu bauen, dass ohne Rücksicht auch die Stoppuhr, kompromisslos Spaß macht. Es soll die Agilität und Antrittsstärke eines 120mm Marathonfullies mit der Stabilität und Performance eines Enduros verbinden. Für mich hat das Bike einen gemäßigten Lenkwinkel (67°), einen modernen aber entspannten Sitzwinkel von 73-74,5° (nach Größe), ein 331er BB (wir haben sehr viel weniger Sag als ein Enduro!) und 425mm Kettenstreben. Eigentlich bin ich echter Fan langer Kettenstreben (meine Fanes hat 440mm), da dieses Bike aber zum „rumblödeln“ einladen soll, finde ich kurze Streben hier gut. Wie gesagt, das Bike soll spielen, wippen, poppen, Haken schlagen und Unsinn machen, Boden-Boden Raketen mit der Gutmütigkeit Reiner Kalmunds gibt’s genug!“
Stefanus
„Wir wollen hier ein verdammt spaßiges, schnelles Trailbike auf die Räder stellen. Kurze Kettenstreben geben dem Bike Agilität, ein tieferes Innenlager sorgt für Laufruhe, ein direktes Fahrgefühl und Sicherheit auf dem Rad. Während ein flacher Lenkwinkel bergab wahre Wunder wirkt, habe ich bei Testfahrten mit radikaleren Enduro-Geometrien in flachem Geläuf das leicht abkippende Fahrgefühl und die hecklastige Gewichtsverteilung eher als störend empfunden. Deshalb würde ich mich beim Lenkwinkel unserer Trailrakete für eine gemäßigtere Variante begeistern können.“
Abstimmung
Hier sind die Varianten: Lenkwinkel, Innenlagerhöhe und Kettenstrebenlänge werden heute entschieden. Weil der Lenkwinkel von 66° zu einer langen Front führen würde, würden wir dann den Reach des Bikes bei der 2. Abstimmungsrunde einschränken, um die Zielerreichung unseres Gesamtkonzeptes sicher zu stellen.
Die Umfrage läuft bis zum Anstoß der zweiten Halbzeit des Viertelfinals am Freitag, 4.07.2014, 19:00. Zur Umfrage gelangt ihr über diesen Link oder einen Klick auf die Umfrage oben. Um doppelte Abstimmungen zu vermeiden, werden IP-Adressen zwischengespeichert. Nach dem Aussortieren werden diese gelöscht.
Ergebnis
Egal wie groß die abstimmenden, man war sich (bis auf kleine Ausnahmen) ziemlich einig: Unser ICB2.0 von Alutech kriegt einen 67° Lenkwinkel und 425 mm Kettenstreben. Vielleicht vertippt sich Stefan bei den Kettenstreben um den ein oder anderen Millimeter, denn auch die Kombination 67°/435 mm bekam ziemlich viele Stimmen. Einen Trend hin zu längeren Kettenstreben gibt es mit steigender Körpergröße, sodass bei den XL-Jungs das Ergebnis am knappsten war.
In Sachen Innenlagerhöhe haben wir einen Ausreißer, und der ist gleich mehr als sinnvoll: Die sehr kleinen Fahrer und Fahrerinnen wünschen sich als einzige das tiefste Innenlager, alle anderen haben die goldene Mitte gewählt. Kleine Rahmen werden bisher schon mit kürzeren Kurbeln spezifiziert, da macht es nur Sinn, auch das Innenlager tiefer zu legen. Stefan ist noch auf dem Festival, aber wir werden diese Anregung ziemlich sicher umsetzen (und die Komplettbikes dann auch mit 165 mm oder 170 mm Kurbeln spezifizieren, aber da dürft ihr ja auch wieder mit entscheiden.)
Als nächstes folgt die Festlegung der Einbaulänge der Gabel (Sonntag und Montag), gefolgt von der Bestimmung des Rest der Geometrie: Reach, Stack, Sitzwinkel – das wird nochmal spannend!
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