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Tanja Naber, Bauingenieurin und Enduro-Racerin
Tanja Naber, Bauingenieurin und Enduro-Racerin
Raphaela Richter, Optikerin und Enduro-Racerin
Raphaela Richter, Optikerin und Enduro-Racerin
Kennengelernt haben sich die beiden beim Rennenfahren
Kennengelernt haben sich die beiden beim Rennenfahren
Schnell Rad fahren ist bei der Sponsorensuche nur die halbe Miete
Schnell Rad fahren ist bei der Sponsorensuche nur die halbe Miete - Timing, Connections und ein Social-Media-Auftritt sind zwingend notwendig.
Die beiden Athletinnen müssen Arbeit und Training kombinieren
Die beiden Athletinnen müssen Arbeit und Training kombinieren - dies gelingt beiden sehr erfolgreich.
Die meiste Zeit des Trainings findet auf dem Endurobike statt.
Die meiste Zeit des Trainings findet auf dem Endurobike statt.
Die beiden Damen sind extrem flott unterwegs und konnten schon einige Spitzenplatzierungen bei internationalen Rennen erzielen.
Die beiden Damen sind extrem flott unterwegs und konnten schon einige Spitzenplatzierungen bei internationalen Rennen erzielen. - Raphaela etwa ist schon im Besitz von sieben deutschen Meistertiteln und zwei EWS-Podiumsplätzen.
Spezifische Frauenprodukte sind aus Sicht von Tanja nur bei objektiv messbaren Unterschieden notwendig.
Spezifische Frauenprodukte sind aus Sicht von Tanja nur bei objektiv messbaren Unterschieden notwendig.
Eine der beiden „Free Agents" in Action
Eine der beiden „Free Agents" in Action
Die beiden Juliana Mavericks im jeweiligen Aufbau
Die beiden Juliana Mavericks im jeweiligen Aufbau
Das rote Maverick von Raphaela
Das rote Maverick von Raphaela
Und das grüne Pendant von Tanja
Und das grüne Pendant von Tanja
Raphaela setzt auf eine Intend Bandit mit 170 mm
Raphaela setzt auf eine Intend Bandit mit 170 mm
Bei Tanja dagegen dämpft eine Intend Ebonite mit 170 mm
Bei Tanja dagegen dämpft eine Intend Ebonite mit 170 mm
Raphaela fährt Sram Code RSC Bremsen
Raphaela fährt Sram Code RSC Bremsen - das Cockpit kommt von Levelnine
Bei Tanja verzögert eine Trickstuff Piccola
Bei Tanja verzögert eine Trickstuff Piccola - Lenker und Vorbau stammen von SQlab
Die Kontrolle über das Heck übernimmt in beiden Bikes ein Intend Hover
Die Kontrolle über das Heck übernimmt in beiden Bikes ein Intend Hover
Beide Athletinnen vertrauen auf einen Ergowave von SQlab
Beide Athletinnen vertrauen auf einen Ergowave von SQlab
Raphaela fährt Reifen von Schwalbe
Raphaela fährt Reifen von Schwalbe
Tanja dagegen hat Maxxis als Sponsor
Tanja dagegen hat Maxxis als Sponsor
Die Räder darf man sicherlich eher zu den auffälligen Bikes im Rennzirkus zählen
Die Räder darf man sicherlich eher zu den auffälligen Bikes im Rennzirkus zählen

Wie auch immer das EWS-Renngeschehen 2021 aussehen wird – zwei Enduro-Racerinnen stehen schon in den Startlöchern: Raphaela Richter, 23 Jahre jung und mehrfache deutsche Meisterin im Enduro sowie anderen Kategorien, formiert sich zusammen mit der Wahl-Freiburgerin Tanja Naber zu einem offiziellen EWS-Team: Juliana Free Agents. Wie es dazu kam, wie die Damen trainieren, was sie in dieser Saison so vorhaben und auf welches Material sie setzen, erfahrt ihr im Interview!

Hallo ihr beiden! Einige von den Lesern kenne euch vielleicht schon, aber stellt euch doch bitte kurz vor.

Raphaela: Ich bin die Raphaela, 23 Jahre alt und Augenoptikerin. Ich fahre Mountainbike, seit ich fünf Jahre alt bin – zuerst XC und seit 2013 Enduro. Diesen Sommer will ich mich dank eines genehmigten, unbezahlten Urlaubs endlich Vollzeit auf das Rennenfahren konzentrieren. Im Winter geht’s dann wieder an meine konventionelle Arbeit bei Optik Hallmann.

Tanja: Mein Name ist Tanja Naber, bin Rapha beim Alter zehn Jahre voraus – leider nicht im Rennspeed (lacht) – und wohne in Freiburg. Ich fahre seit 2016 Enduro-Rennen, weil es mir einfach enorm viel Spaß macht, man so viele lustige Leute kennenlernt und es spornt einen extrem an, besser zu werden. Ansonsten zu mir: Wenn ich nicht gerade im Büro oder auf der Baustelle meiner Arbeit als Bauingenieurin nachgehe, bin ich am Sporteln und das eben vor allem auf dem MTB.

Tanja Naber, Bauingenieurin und Enduro-Racerin
# Tanja Naber, Bauingenieurin und Enduro-Racerin
Raphaela Richter, Optikerin und Enduro-Racerin
# Raphaela Richter, Optikerin und Enduro-Racerin
Diashow: Interview mit Raphaela Richter und Tanja Naber + Bikecheck: „Wir geben unseren bisherigen Renn-Gypsi-Lifestyle nicht ganz auf!“
Spezifische Frauenprodukte sind aus Sicht von Tanja nur bei objektiv messbaren Unterschieden notwendig.
Kennengelernt haben sich die beiden beim Rennenfahren
Bei Tanja verzögert eine Trickstuff Piccola
Eine der beiden „Free Agents" in Action
Raphaela setzt auf eine Intend Bandit mit 170 mm
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Wie habt ihr euch kennengelernt? Woher kam die Idee eurer Zusammenarbeit?

Raphaela: Das erste Mal so richtig hatte ich mit Tanja bei der Enduro World Series in Millau zu tun. Wir haben eine Fahrgemeinschaft gebildet und ich durfte bei Tanja mitfahren. Davor kannte man sich natürlich schon etwas von den Rennen. Danach haben wir uns immer auf den Rennen gesucht und gefunden. Ich habe immer zu ihr aufgeschaut, beziehungsweise tue das noch immer, weil sie einfach eine Powerfrau ist. Aufgeben kennt sie nicht. Das hat mich nach meinem EWS-Fail in Millau 2017 sehr zum Nachdenken angeregt und war sicherlich auch ein Wendepunkt meiner Karriere. Danach habe ich mich mehr rausgenommen und in der Saison 2018 den Reset Button gedrückt. Tanja habe ich es zu einem großen Teil zu verdanken, dass ich jetzt versuche, weniger zu jammern, wenn es mal zäh wird.

Tanja: In meiner ersten Saison war Rapha mit ihren knapp 18 Jahren schon damals eine absolute Rakete, ihre Zeiten sehr beeindruckend und mir immer einen Schritt voraus. 2019 kam sie dann zu Juliana Bicycles und wir haben uns immer öfter getroffen. Die Idee zum Team kam Ende 2020 auch von ihr. Als Privateer hat man doch die ein oder anderen Nachteile, was die Unterstützungsmöglichkeiten beim Rennen selbst angeht – auch wenn jetzt der Organisationsaufwand ebenfalls nicht zu unterschätzen ist. Aber es macht Spaß, das Projekt aufzuziehen, sich mit Rapha auszutauschen und herumzualbern und ihr, beziehungsweise uns beiden dann einen guten Support bereit zuhalten. Und unsere Sponsoren helfen uns auch gut dabei!

2021 sind Raphaela Richter und Tanja Naber als Team unterwegs
# 2021 sind Raphaela Richter und Tanja Naber als Team unterwegs - bis auf ein paar gemeinsame Hauptsponsoren hat jedoch jede Frau ihre eigenen Unterstützer.
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# TanjaRapha Intend280321 LSR50665 2500px

Jetzt seid ihr als „Juliana Free Agents“ unterwegs. Wie schaut eure geheime Mission aus?

Tanja: Geheim soll es jetzt nicht sein. Unser Teamname „Free Agents“ spiegelt uns aber in jeglicher Hinsicht einfach gut wider. Die EWS-Rennen und auch die Zeiten dazwischen ziehen wir auf jeden Fall gemeinsam durch. Wir verstehen uns super und haben Bock auf gemeinsamen Unternehmungen. Aber gleichzeitig hat natürlich auch jede noch andere Beschäftigungen, die sie gut findet. Ich stelle mich zum Beispiel gern auch bei Downhill-Rennen an den Start, Tanja dagegen erklimmt mit dem Bike gern mal irgendwelche alpinen Gipfel. Auch hinsichtlich Sponsoren sind wir frei. Bis auf drei, vier gemeinsamen Sponsoren hat jede von uns ihre eigenen Unterstützer. Und Juliana Bicycles als Hauptsponsor war mit dem Teamnamen auch mehr als happy! Außerdem geben wir unseren bisherigen Renn-Gypsi-Lifestyle nicht ganz auf und sind vor allem mit unseren Campervans unterwegs und genießen auch in der Hinsicht unser „freies“ Dasein.

Raphaela: Ja, frei trifft es einfach am besten: frei – mehr oder weniger – in der Wahl der Biketeile und sonstigen Ausstattung. Frei mit den Campervans und auch frei in allen anderen Unternehmungen und Zielen.

Heißt, ihr seid weiterhin vor allem mit dem Bus unterwegs?

Raphaela: Ja so ist die Idee. In den Bussen zu schlafen, spart doch ein wenig Geld.

Tanja: Auch wenn wir von unseren Sponsoren tatkräftig unterstützt werden, auch angesichts der immer noch anhaltenden Pandemie, ist ein Pro Team finanziell schon eine Herausforderung. Ganz ohne privates Budget geht da leider noch nix. Daher und weil wir ja eh mit unseren Vans reisen werden, hat die Nutzung der Busse mehrere Vorteile: gewohnte Umgebung, kein großes Aus- und Einpacken, alles hat seinen Platz, weniger Ausgaben und frische Luft!

Ihr seid beide Rennfahrerinnen, weniger „Influencerinnen“. Wie lief denn eure Sponsorensuche?

Raphaela: Die Sponsorensuche hat sich dieses Jahr als sehr schwierig dargestellt. Viele Firmen agieren sehr vorsichtig damit, neue Athleten aufzunehmen – zumal wir teilweise auch recht spät dran waren.

Tanja: Ja, Timing ist neben dem Portfolio und den Connections ein sehr wichtiger Punkt. Die Entscheidung zum Team haben wir schlussendlich erst im Januar getroffen. Zu so einem späten Zeitpunkt sind die Budgets schon fix verplant und es ist keine Luft für solch spontane Sachen. Ich war wegen der Pandemie und der immer noch, beziehungsweise eher wieder unsicheren Lage hinsichtlich der Rennen auch sehr zurückhaltend, was eine weitere Akquise anging. Daher bin ich froh, dass unsere bisherigen Sponsoren uns so gut wie eben möglich unterstützen. Falls uns aber noch jemand zusätzlich und vor allem finanziell supporten möchte, darf er/sie sich gern melden! (lacht)

Schnell Rad fahren ist bei der Sponsorensuche nur die halbe Miete
# Schnell Rad fahren ist bei der Sponsorensuche nur die halbe Miete - Timing, Connections und ein Social-Media-Auftritt sind zwingend notwendig.

In welchen Rollen seht ihr euch gegenseitig?

Raphaela: Kurzgefasst: Tanja denkt und ich mach (lacht). Die Rollenverteilung hat sich tatsächlich so ergeben, dass Tanja mega viel an Organisation übernimmt. Sie bedenkt doch hier und da mehr mögliche Probleme, die ich wahrscheinlich erst gesehen hätte, wenn sie schon aufgetreten sind.

Tanja: Naja, ganz so konsequent ist es nicht. Aber ich glaube schon, dass Rapha das Podium aufmischen kann und ich mich dann um den Rest kümmere – sowohl im Hinblick auf Platzierungen als auch auf die Planung und Orga. Natürlich teilen wir uns die Teamaufgaben schon auch auf, aber da ich in Rapha schon enormes Potenzial sehe, nehme ich ihr so viel wie möglich lästige Aufgaben ab, damit sie sich auf Hauptgeschäft – Training und Rennen fahren – konzentrieren kann.

Wer gehört noch mit zum Team? 

Raphaela: Wir werden immer mindestens einen Mechaniker dabei haben. Dazu werden auf den verschiedenen Rennen entweder einer meiner Brüder, gute Freunde von uns oder auch eventuell mal Cornelius von Intend dabei sein und uns unterstützen. Aber wir sind schraubertechnisch auch nicht ganz unbegabt und übernehmen alle Kleinigkeit vor den Rennen so weit wie notwendig selbst. (Anmerkung des Autors: „nicht ganz unbegabt“ ist eine starke Untertreibung)

Raphaela begann schon als kleines Mädchen, mit ihren Brüdern Cross-Country-Rennen zu fahren
# Raphaela begann schon als kleines Mädchen, mit ihren Brüdern Cross-Country-Rennen zu fahren - gerade fahrtechnisch zählte sie stets zu den Stärksten.

Wie schaut ein normaler Tag bei euch aus?

Tanja: Den normalen Tag gibt es an sich nicht. Aber grob und durchschnittlich umrissen beginnt mein Werktag gegen sieben Uhr mit einer 25-minütigen Stadtradfahrt ins Büro. Ab und zu schaffe ich vorher sogar noch eine kleine Runde im Wald zu joggen. Dann arbeite ich je nach Projektlage und Dringlichkeiten zwischen sieben und zehn Stunden. Auf dem Rad wieder zurück, essen und dann geht’s zum Trainieren. Ab und zu mach ich auch eine lange Mittagspause und geh dann mit Freunden auf die Trails oder im Winter auch mal Langlaufen. Manchmal chill ich nach dem Büro auch einfach nur. Das geht schon auch.

Raphaela: Bei mir kommt es drauf an, ob gerade Winter oder Sommer ist. Im Winter muss ich mein Training und meine recht unregelmäßigen Arbeitszeiten strukturieren. Meine Arbeitswoche hat regulär 30 Stunden und ich lasse mich einplanen, wie es für den Laden am besten ist und ich versuche, für meine lieben Kollegen auch flexibel zu sein. Manchmal geht der Arbeitstag von 8:30–16:00 Uhr, ein anderes Mal von 10:30–18:00 Uhr, zusätzlich einer Stunde für den Arbeitsweg. Das heißt dann, dass ich entweder am Abend nach der Arbeit recht lange noch mit Trainieren beschäftigt bin oder eben, wenn ich später zur Arbeit gehe, ziemlich früh aufstehen muss. Da leiden manchmal allerdings die Regenerationszeiten zwischen den Einheiten.

Ein Beispiel: Krafttraining dauert bis 21:30 Uhr am Montag und am Dienstag stehen Bergfahrten auf dem Trainingsplan, die ich dann eventuell schon um 6:30 Uhr anfangen muss. Wenn ich bis 18:00 Uhr im Laden stehe, muss ich gestehen, dass sich meine Motivation für Intervalle oder Bergfahrten dezent in Grenzen halten. Dieser Umstand ermüdet mich über einen längeren Zeitraum glaube ich schon etwas.

Das und die abgeschlossene Ausbildung ist der Hauptgrund, warum ich mich nun endlich zu einem längeren Zeitraum an Urlaub durchringen konnte. Ich glaube, ich kann eine viel höhere Trainingsqualität erreichen, wenn ich einfach mal die Zeit habe, wirklich aktive Erholung zu betreiben. Das Trainingspensum wird vermutlich diesen Sommer nicht viel höher werden als im Winter. Aber die Zeit, die ich habe, um etwa einen entspannten Recovery Ride zwischen den Einheiten zu machen oder sich gut zu dehnen und auszurollen, wird hoffentlich einen großen Nutzen haben.

Die beiden Athletinnen müssen Arbeit und Training kombinieren
# Die beiden Athletinnen müssen Arbeit und Training kombinieren - dies gelingt beiden sehr erfolgreich.

Raphaela, das heißt, du kannst auch nicht vom Radfahren leben?

Raphaela: Nein. Diesen Sommer kann ich mir zum ersten Mal durch Sponsorengelder finanzieren, aber im Winter komme ich um meinen konventionellen Job nicht herum. Ich bin ehrlich gesagt aus finanzieller Sicht auch sehr dankbar, dass die Rennen für 2021 alle in Europa stattfinden sollen. Dann kann ich die komplette Saison im Bus aushalten. Flüge und Mietautos wären echt teuer.

Tanja, wie holst du dir die Motivation, neben deinem 90 %-Job noch so viel zu trainieren?

Tanja: Ja, die 90 % stehen zwar auf dem Papier, meist komm ich aber auf mehr als diese 36 Stunden pro Woche. Aber Biken und draußen sein war und ist einfach das Beste, vor allem als Ausgleich zum Bürojob. Außerhalb der Arbeitszeit kann ich kaum ruhig sitzen – auch bei schlechtem Wetter. Sport war mir immer schon die liebste Beschäftigung. Dass ich seit drei, vier Jahren nun statt einfach nur täglich Mountainbiken zu gehen auch richtige, gezielte Trainingseinheiten mache, fällt mir also nicht wirklich schwer. Hauptsache bewegen!

Wenn wir schon beim Training sind: Wie genau schaut denn dieses bei euch aus? 

Raphaela: Ich bekomme seit 2018 einen Trainingsplan von Max Gast (cycle training). Da ist im Prinzip alles dabei: Krafttraining, verschiedene Intervalle, Fahrtechnik, Mobilität und so weiter. Grundsätzlich wird im Winter neben der Grundlagenausdauer hauptsächlich Kraftaufbau, Maximalkraft und Schnellkraft – in diese Reihenfolge – trainiert. Zur Saison hin werden die Einheiten dann aber eher knackiger, mit den zum entsprechenden Zeitpunkt passenden Intervallen. Während der Saison muss man zwischen den Rennen einfach nur versuchen, den Fitnessstand zu halten.

Für den Winter haben wir es uns so angewöhnt, dass ich ihm meine Arbeitszeiten schicke, sobald ich diese weiß. Über die Trainingsplan-App sieht Max auch, ob ich die Einheiten wirklich mache oder nicht. Meine Garmin-App ist mit TrainingPeaks gekoppelt und ich kann zu den jeweiligen Einheiten auch Kommentare hinzufügen. Grundsätzlich kann ich ihn auch zu fast jeder Tageszeit anrufen und alles, was mir auf dem Herzen liegt, bereden. Max unterstützt mich nicht nur physisch, sondern auch mental sehr gut. Das war sehr beruhigend bei den Rennen letztes Jahr, als ich mir selbst so viel Druck gemacht habe. Außerdem treffe ich mich regelmäßig mit Max zum Techniktraining, bei dem wir viel mit Videoanalyse arbeiten. Im Prinzip bietet er das komplette Paket an.

Die meiste Zeit des Trainings findet auf dem Endurobike statt.
# Die meiste Zeit des Trainings findet auf dem Endurobike statt.

Tanja: Bisher habe ich mir meinen Trainingsplan selbst zusammen gebastelt. Das Wissen kam von Freunden, aus Büchern und dem Internet, wo es sehr viele, qualitativ aber sehr unterschiedliche Infos gibt. Es ist super interessant zu lernen, was der Körper wie und warum macht und wie man ihn richtig konditioniert. Das meiste Training spielt sich bei mir auf dem Enduro-Rad ab, aber auch mal auf dem Rennrad oder Dirtbike. Zudem habe ich auch oft Bock, einfach mal was Anderes zu machen: Langlaufen, Skifahren, Joggen oder irgendwas Neues ausprobieren und so oft wie möglich mit Freunden was zu unternehmen. Es soll ja immer interessant bleiben und Spaß machen! Aber da es jetzt ja auch mit dem Team etwas professioneller wird, habe ich mich die Tage erst auch für ein professionelles Training entschieden – auch bei Max Gast, wie Rapha.

Durch die kleinen Einblicke in ihr Training bin ich sehr neugierig geworden und neuer Input ist ja nie verkehrt, vor allem nicht, wenn der von einem ehemaligen Kaderathleten und gelernten Maschinenbauingenieur kommt. Ich hoffe auf ein sehr analytisches, objektives und somit ehrliches Vorgehen, was so in der Natur der Ingenieure liegen sollte und womit ich besser umgehen kann, hoffentlich (lacht). Auch gibt es noch Themen, bei denen ich mich noch nicht so wirklich auskenne und von Erfahrung zu profitieren hoffe. Vor allem beim Thema Tapering, also die Tage vor den Rennen und auch zwischen den Events: Was macht man, was lässt man besser sein, anhand wovon mache ich das fest. Bei den anstehenden EWS-Rennen, die teilweise Doppelevents sind und über mindestens vier Tage gehen, wird das schon ein Schlüsselelement sein.

Tanja findet auch neben ihrem 90 %-Job und dem doch zeitintensiven Training Zeit für alpine Touren.
# Tanja findet auch neben ihrem 90 %-Job und dem doch zeitintensiven Training Zeit für alpine Touren.
Egal, ob auf dem Bike oder per Ski.
# Egal, ob auf dem Bike oder per Ski.
Die beiden Damen sind extrem flott unterwegs und konnten schon einige Spitzenplatzierungen bei internationalen Rennen erzielen.
# Die beiden Damen sind extrem flott unterwegs und konnten schon einige Spitzenplatzierungen bei internationalen Rennen erzielen. - Raphaela etwa ist schon im Besitz von sieben deutschen Meistertiteln und zwei EWS-Podiumsplätzen.

Welche Tipps habt ihr an Mädchen/Frauen in puncto Mountainbiken?

Raphaela: Pusht euch gegenseitig! Es gibt leider noch viel zu wenige Frauen in unserem Sport und je mehr Frauen, desto größer der Wettkampf und desto spannender wird der Sport eventuell auch für Außenstehende.

Tanja: Genau! Und lasst euch niemals von irgendjemanden einschränken, sei es in dem, was ihr könnt oder denkt. Bildet euch eure eigene, fundierte Meinung und beschäftigt euch auch mit der Technik, also eurem Bike. Das gehört einfach auch dazu!

Wie ist eure Meinung zu frauenspezifischen Radprodukten? 

Raphaela: Kleinere Rahmengrößen machen für manche Frauen auf jeden Fall Sinn, aber ich bin ehrlich gesagt kein Fan von dem Ansatz, auch die Geometrie für Frauen zu verändern, wie es von manchen Firmen praktiziert wird – zum Beispiel einfach steilere Lenkwinkel. Im Rennen fahren wir ja auch dieselben Strecken wie die Männer. Der Körper ist, was die Längenverhältnisse angeht, so individuell. Die/der Eine hat längere Beine, die/der Andere hat einen längeren Oberkörper. Es gibt kleine Frauen, es gibt aber auch kleine Männer. Bei Klamotten und Helmen allerdings bin ich schon dafür, die Größen und Schnitte etwas anzupassen, beziehungsweise die Range zu erweitern.

Tanja: Schwierige Frage. Kommt drauf an. Sobald ein ausreichender nachweislicher Unterschied oder auch ein anderes am Geschlecht identifizierbares Bedürfnis vorliegt, haben auch spezifische Produkte ihre Berechtigung, aber alle mit Maß und Ziel. Zum Beispiel ist ein Rucksack oder auch Shirt oder Hose, die für die offensichtlich und auch statistisch belegten anderen – also die vom Durchschnittsmann abweichenden, Körpermaße und -form einer Frau – abweicht, meiner Meinung nach sinnvoll. Eine geschlechterspezifische Bikegeometrie dagegen weniger. Wenn dann hängt die Bikegröße maximal von der Körpergröße ab und es gibt auch kleine Männer, oder?! Aber wie genau hier die wissenschaftliche Datengrundlage ist, weiß ich nicht.

Spezifische Frauenprodukte sind aus Sicht von Tanja nur bei objektiv messbaren Unterschieden notwendig.
# Spezifische Frauenprodukte sind aus Sicht von Tanja nur bei objektiv messbaren Unterschieden notwendig.

Neben dem körperlichen und somit messbaren Unterschied zwischen Mann und Frau oder allgemein bei Menschen gibt es natürlich auch noch andere Bedürfnisse wie zum Beispiel ein bestimmtes Erscheinungsbild oder Farbe. Hier werden aber oft die vorherrschenden Klischees bedient, wovon ich persönlich kein Fan bin. Aber wenn man als Frau auf zum Beispiel Pink abfährt und sich damit einer Gruppe besser zuordnen kann, dann kann die Industrie dieses Bedürfnis auch gern bedienen. Grundsätzlich fände ich in dem Punkt ein Abweichen von den öden Klischees besser. Auch Männer sollten zum Beispiel das Recht auf Pink haben (lacht).

Habt ihr euch für 2021 konkrete Ziele gesteckt?

Raphaela: Da ich nun zum ersten Mal einen kompletten Sommer freihabe und mein ganzes Herzblut in das Rennenfahren und alles Drumherum stecken kann, habe ich mir natürlich gute Einzelergebnisse bei den EWS-Events, aber vor allem einfach eine konstante Leistung über die Saison hinweg vorgenommen. Eine gute Endurofahrerin macht diese Konstanz aus und das möchte ich nun beweisen.

Tanja: Mein bestes EWS-Ergebnis war bisher ein 15. Platz. Daher wäre der „next step“ jetzt mal die Top 10 anzupeilen.

Eine der beiden „Free Agents" in Action
# Eine der beiden „Free Agents" in Action

Welche Sponsoren habt ihr sonst noch an Bord?

Tanja: Bis auf drei, vier gleiche Sponsoren (Juliana, Intend, SQlab) sind wir auch in der Hinsicht eher die „freien Agenten“. Ich zum Beispiel fahre schon seit ein paar Jahren für Trickstuff, iXS, Maxxis, Tunap und Trailguide.net. Weil ich von dem Equipment und Angebot einfach sehr überzeugt bin, würde ich mich auch nur ungern von den Firmen und deren Produkten losreißen müssen, was bei einem stringent organisierten Team ja mehr oder weniger die Einstiegsklausel wäre. Wir sind eher das Abbild von normalen „riding buddies“, auf dem Zettel nur etwas mehr pro.

Raphaela: Genau – Juliana, Intend und SQlab sind unsere gemeinsamen Sponsoren. Den Rest hat jeder für sich. Bei mir sind noch Levelnine, Schwalbe und Dallmayr als Hauptsponsoren an Bord. Glücklicherweise steht mir MRC Trading auch mit einigen Parts und Pflegemitteln von Peaty’s Products hier und da zur Seite. Für die roughen Gefilde verwende ich auch Fischis Tire Trooper.

Danke euch beiden und viel Erfolg!

Was sagt ihr zur neuen Team-Gründung?

Fotocredits: Lars Scharl; privat
  1. benutzerbild

    cjbffm

    dabei seit 09/2011

    Auch von mir viel Freude und viel Erfolg euch beiden!! smiliesmiliesmiliesmilie
    Laßt euch euer Schnitzel schmecken - wie auch immer es bezeichnet wird. smilie

    Und allzeit (mindestens) tausend Euro mehr in der Kriegskasse, als ihr aktuell benötigt.

  2. benutzerbild

    ufp

    dabei seit 12/2003

    Sorry für den Ausdruck, der in der Tat falsch gewählt ist.

    Wir / Ich wollte keinesfalls irgendwen diskriminieren.

    Es war keines Falls negativ gemeint!

    Nochmals sorry dafür! Gerne würde ich den Ausdruck auf "im-Van-Reisende und Ausgaben-Niedrig-Halter" ändern. Ich hoffe, das wäre dann für jeden ok.

    Und wie gesagt, nochmal sorry wegen dem Ausdruck!

    Und: nochmal sorry an alle anderen, dass wir / ich den Ausdruck genannt hatten und den Hintergründen und allem nicht bewusst waren.

    Kommt sicher nicht mehr vor!
    Bei nächsten Mal, das ganze Interview der Rechtsanwaltskanzlei und der Medienabteilung zur Durchsicht geben smilie . Wegen allfälliger oder verdächtiger Wörter...die man nicht...


    Ein sehr schönes Beispiel dafür wie man in so einer Situation reagieren kann, ohne dass
    ansonsten ein Mega Shitstorm 💩, also ein Sturm der Entrüstung 👻, drohen kann/könnte.

    Wie auch immer, ich wünsche den Mädels, den Frauen, den Agentinnen, dem Juliana Free Agents Team auch alles gute smilieund viel Spaß smilie.
  3. benutzerbild

    HeidesandNord

    dabei seit 09/2015

    Sorry für den Ausdruck, der in der Tat falsch gewählt ist. Wir / Ich wollte keinesfalls irgendwen diskriminieren. Es war keines Falls negativ gemeint! Nochmals sorry dafür! Gerne würde ich den Ausdruck auf "im-Van-Reisende und Ausgaben-Niedrig-Halter" ändern. Ich hoffe, das wäre dann für jeden ok. Und wie gesagt, nochmal sorry wegen dem Ausdruck!
    Ich hoffe, der Rest des Interviews hat zumindestens ein paar Lesern gefallen. Danke für die restlichen anderen Wünsche und Kommentare!
    Tanja
    Hi Tanja,

    ich sehe nicht, wofür du dich entschuldigen müsstest ( und solltest ).
    Das dir keinerlei dunkle Absicht im Sinn war, sollte eigentlich jedem klar sein, es gibt halt Ausnahmen.
    Sprachtipp für eueren Lifestyle: „Bikenomadinnen“

    Und ganz viel Erfolg!
  4. benutzerbild

    digital life

    dabei seit 02/2009

    Viel Spaß euch beiden, und schöne Abende am Lagerfeuer mit Geigenmusik 8-)

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