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Radon Slide Trail 10.0 im Test
Carbonflieger für den Trail

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Steckbrief: Radon Slide Trail 10.0

EinsatzbereichTrail
Federweg150 mm/140 mm
Laufradgröße29ʺ
RahmenmaterialAluminium, Carbon
Gewicht (o. Pedale)14,4 kg
Rahmengrößen16", 18", 20", 22"
Websitewww.radon-bikes.de
Preis: 3799 €
Bikemarkt: Radon Slide Trail kaufen

Für Radon ist das Slide Trail der neue Platzhirsch für den Trail- und leichten Enduro-Einsatz. Die Eckdaten passen zu dieser Aussage: Stabile 29″-Laufräder sowie Reifen mit ordentlich Profil und dicker Karkasse treffen auf 150 mm Federweg vorne und 140 mm hinten. Die Geometrie des Carbon-Rahmens entspricht den aktuellen Konventionen und lässt sich dank Flip Chip zudem auch noch verstellen – auf dem Papier soweit alles gut. Radon hat die Neuentwicklung auf die aktuellsten Standards ausgelegt und trotzdem ist das Slide Trail preislich eine Ansage: Hier werden fast alle Wünsche erfüllt – der Käufer bekommt eine Top-Ausstattung für vergleichsweise wenig Geld.

„Slide Trail 10.0 + 6.000 Bier oder gleichwertiges Rad von Marke XY. Der Preis ist der Gleiche … Sei schlau!“ – Radon Bikes

Die Preisgestaltung ist uns sympathisch! Diese selbstbewusste Aussage seitens Radon lassen wir fürs Erste so stehen und schauen uns das Slide Trail erstmal genauer an.

# Der jüngste Wurf des Versenders aus Bonn: Das Radon Slide Trail 10.0 – 29"-Laufräder treffen auf einen Carbon-Hauptrahmen mit 150 mm Federweg an der Front und 140 mm am Heck. Und das alles für 3.799 € (UVP).
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Geometrie

Bei der Geometrie baut Radon durch die vier Rahmengrößen hindurch auf etablierte Werte. Allerdings verlässt der Versender sich in Sachen Größenempfehlung auf die Schrittlänge. Erst ab einer Schrittlänge von 96 cm empfiehlt Radon das Slide Trail in Größe 22″, beziehungsweise XL. Interessant daran: Bei 190 cm Größe stehen wir zwischen Rahmengröße L und XL. Dank 481 mm Reach und 636 mm Stack fällt die Entscheidung unserer Meinung nach jedoch ganz klar auf das getestete XL-Rad.

Abgesehen vom Lenkwinkel bewegt sich das Slide Trail sehr stark im Mittelfeld. Moderat kurze Sitzrohre, nicht zu viel Reach bei angemessenem Stack, mittellange 435 mm Kettenstreben – durch die Bank solide, aber in 2019 wenig aufregende Werte. Mit einer Ausnahme: Der Lenkwinkel ist für ein Trail-Bike mit 65,6° eher auf der flachen Seite. Wem das zu flach ist: Ein Flipchip an der Verbindung zwischen Umlenkwippe und Sitzstrebe ermöglicht es, die Winkel ein Grad steiler zu stellen und das Tretlager 14 mm anzuheben. Den Einfluss der Verstellung auf die restliche Geometrie, gibt Radon nicht an.

Rahmengröße16"18"20"22"
Sitzrohr392 mm425 mm455 mm490 mm
Oberrohrlänge571 mm592 mm615 mm637 mm
Steuerrohrlänge100 mm110 mm120 mm135 mm
Lenkwinkel65,6° / 66,6°65,6° / 66,6°65,6° / 66,6°65,6° / 66,6°
Sitzwinkel75,5° / 76,5°75,5° / 76,5°75,5° / 76,5°75,5° / 76,5°
Tretlagerabsenkung25 mm / 11 mm25 mm / 11 mm25 mm / 11 mm25 mm / 11 mm
Kettenstrebenlänge435 mm435 mm435 mm435 mm
Reach428 mm445 mm464 mm481 mm
Stack605 mm614 mm623 mm636 mm
Radstand1180 mm1202 mm1226 mm1248 mm
# Ein Flipchip macht das Slide Trail variabel – die Winkel werden nach dem Umstellen mit 66,6° und 76,5° um jeweils ein Grad steiler, das Tretlager wird um 14 mm angehoben.

Ausstattung

Radon bietet das Slide Trail aktuell in drei Versionen an. Neben dem getesteten 10.0-Modell für 3.799 €, gibt es eine 9.0-Ausstattungsvariante für 3.199 € und eine 8.0-Version für 2.499 €. Die Ausstattung? Durch die Bank und gemessen am Preis sehr nobel. 10.0 und 9.0 bekommen beide ein Fox Factory-Fahrwerk, bestehend aus Fox 36 mit GRIP 2-Dämpfung und Fox Float DPX2. Bei der Schaltung gibt es bei den beiden teureren Modellen jeweils einen SRAM 12 fach-Antrieb. Am 10.0-Bike findet man eine Mischung aus X01 Eagle- und GX Eagle-Teilen vor, am Slide 9.0 die komplette GX Eagle. Abgesehen davon setzt sich das Slide Trail 10.0 etwas nach oben ab: Gebremst wird mit SRAM Guide RSC-Stoppern, auf den Newmen Evolution SL A30-Laufrädern sind Super Gravity-Reifen von Schwalbe aufgezogen. Den SDG-Sattel senkt und hebt eine Fox Transfer in Factory-Ausführung. Auch das RaceFace Turbine R-Cockpit ist eine Stufe hochwertiger, als die Aeffect R-Teile der anderen Modelle.

Damit liegen die Radon Slide Trail-Kompletträder aktuell, selbst für einen Versender, im sehr niedrigen Preisbereich. Bedenkt man, dass alle Slide Trail-Modelle auf dem gleichen Carbon-(Haupt)Rahmen als Basis bauen, kann man mit dem Trail-Bike eigentlich nicht viel falsch machen. Mehr über die verschiedenen Modelle erfahrt ihr in unserem Vorstellungs-Artikel des Radon Slide Trail.

Radon Slide Trail 10.0Radon Slide Trail 9.0Radon Slide Trail 8.0
RahmenmaterialCarbon Hauptrahmen, Alu HinterbauCarbon Hauptrahmen, Alu HinterbauCarbon Hauptrahmen, Alu Hinterbau
FedergabelFox 36 Float Factory Kashima GRIP2, 150 mmFox 36 Float Factory Kashima GRIP2, 150 mmRockShox Revelation Charger, 150 mm
DämpferFox Float DPX2 Factory EVOL, 140mmFox Float DPX2 Factory EVOL, 140mmRockShox Deluxe RT3 Debon Air, 140 mm
VorbauRace Face Turbine RRace Face Aeffect RRace Face Aeffect R
LenkerRace Face Turbine RRace Face Aeffect RRace Face Aeffect R
GriffeSDG SlaterSDG SlaterSDG Slater
BremsenSRAM Guide RSCMagura MT5Magura MT5
SchaltungSRAM X01/GX EagleSRAM GX EagleShimano XT RD-M8000-GS
LaufräderNewmen Evolution SL A30DT Swiss M1700 SplineDT Swiss M1900 Spline
ReifenSchwalbe Magic Mary, Hans Dampf Super GravitySchwalbe Magic Mary, Hans Dampf TLESchwalbe Magic Mary, Hans Dampf TLE
SattelstützeFox Transfer FactorySDG TellisSDG Tellis
SattelSDG Fly MTN 2SDG Fly MTN 2SDG Fly MTN 2
Gewicht14,10 kg13,80 kg13,50 kg
Preis3.799 €3.199 €2.499 €

# Für ein Trailbike ist das Slide Trail 10.0 ganz schön auf Abfahrt getrimmt! – Die 150 mm an der Front werden von einer Fox 36 mit Grip 2-Dämpfung kontrolliert.
# Trunnion erlaubt ein super kurzes Einbaumaß bei 55 mm Hub – das Heck bändigt der Fox Float DPX2.
# 12 Gänge und eine Kettenführung – die Ausstattung ist gemessen am Preis wirklich gut. – Der Blick ins Detail offenbart, dass zwar ein SRAM X01 Eagle-Schaltwerk verbaut ist, dieses aber auf einer GX-Kassette schaltet.
# Stabile Laufräder und Reifen – Newmens Evolution SL A30 konnten sich bereits in unserem Test beweisen. Darauf montiert sind Schwalbe Super Gravity-Reifen.
# RaceFace stellt das Cockpit – Am Turbine R-Lenker wird die SRAM Guide RSC montiert, die vorne mit 200 mm und hinten mit 180 mm Scheibe verbaut ist.

Im Detail

Bereits auf den ersten Blick fällt das runde Komplettpaket auf. Nicht rund wegen der Rohrquerschnitte, sondern weil das Rad bis in sämtliche Details sehr einheitlich aussieht. Einheitlich kantig. Aus der Radon-Produktpalette sticht es damit, zusammen mit dem Radon Jab, in Sachen Formsprache stark heraus. Die ansonsten runden Rohrsätze und geschwungenen Rahmenformen findet man am Slide Trail nicht. Besonders auffällig ist der Rahmen rund ums Steuerrohr. Eine weit nach hinten gezogene und Richtung Sattelrohr verjüngte Form verbindet Ober-, Unter- und Steuerrohr. Das Steuerrohr selbst steht an der oberen Lagerschale weit heraus und wirkt wie ein auf den Kopf gedrehtes tapered Steuerrohr. Auf dem Trail sorgte das für verschiedenste Reaktionen – das Slide Trail polarisiert.

# Ecken und Kanten findet man am ganzen Rad – am Unterrohr ist ein Schutz angebracht, der vor Fremdkörper-Beschuss schützen soll.
# Innenverlegte Züge – am markanten Steuerrohr verschwinden die Züge ins Unterrohr, knapp oberhalb des Tretlagers, kommen sie wieder aus dem Rahmen.
# Kopfstand – entgegen der üblichen Form, bei der das Steuerrohr nach unten breiter wird, wird das Steuerrohr nach unten schmäler – trotz tapered Gabel.

Am Hinterbau setzt man auf Aluminium und die Rohrquerschnitte sind wesentlich kleiner als am Hauptrahmen – ein starker Kontrast. Auch ansonsten wirkt der Hinterbau weniger wertig als der Carbon-Hauptrahmen. Dicke Schweißnähte verbinden die Einzelteile des Hinterbaus – hier soll aber zur Serienversion noch einiges geändert worden sein, da die Vorserie Probleme mit dem Lagersitz hatte. Bei der Kinematik bleibt man sich treu und verwendet einen klassischen Viergelenk-Hinterbau. Der Trunnion-Dämpfer steht senkrecht im Rahmen, wurde allerdings sehr tief platziert.

Da unser Rahmen der Vorserie entstammt, lässt sich über das Finish kein Urteil ziehen. Zum Serienrad gab es noch Überarbeitungen im Design, vor allem bei den Decals. Die Farbkombination aus Beige und Schwarz scheint im Trend zu sein und wirkt neutral, angenehm, nicht zu laut und trotzdem auffällig. Knalliger geht es beim 9.0-Modell zu, mehrheitlich schwarz bekommt man nur am günstigsten Modell. Unser Testmodell ist schon mit dem in Serie verbauten Unterrohr-Schutz ausgestattet.

# Klassischer Viergelenker – 140 mm Federweg quetscht die Wippe aus dem Fox-Dämpfer.

Technische Daten

Alle technischen Daten, Details und Standards des Radon Slide Trail findet ihr in der folgenden Tabelle zum Ausklappen:

KinematikViergelenker
Verschiedene Lager-Größen3im Hinterbau
Gesamtzahl Lager im Hinterbau10Anzahl
Lagerbezeichungen4 x 6902 (15*28*7 mm), 4 x 3801-2RS (12*21*7 mm) 2 x 3802-2RS (15*24*7 mm)
Herstellerangabe
Hinterbau Einbaumaß148 mm x 12 mmEinbaubreite x Achsdurchmesser
Maximale Reifenfreiheit Hinterbau2,4"
Dämpfermaß185 mm x 55 mmGesamtlänge x Hub
Trunnion-Mount?Ja
Dämpferhardware erstes AugeTrunnionBolzendurchmesser x Einbaubreite
Dämpferhardware zweites AugeM8 x 22,2 mmBolzendurchmesser x Einbaubreite
Freigabe für StahlfederdämpferJa, wird aber nicht empfohlen
Freigabe für LuftdämpferJa
Empfohlener Dämpfer-SAG25 % – 13,75 mmIn % oder mm
Steuerrohr-Durchmesser44 mm, 56 mmoberer Durchmesser, unterer Durchmesser
Maximale Gabelfreigabe150 mmFederweg bzw. bis zu welcher Einbauhöhe
TretlagerPF92welcher Standard, Durchmesser, Breite
KettenführungsaufnahmeISCG05
UmwerferaufnahmeNein
SchaltaugeRadon, 14,95 €Typ, Kosten in €
Optimiert auf welches Kettenblatt30t Zahnzahl
BremsaufnahmePost Mount, 7" (180 mm Scheibe ohne Adapter fahrbar)welcher Standard
Maximale Bremsscheibengröße203 mm
Sattelrohrdurchmesser31,6 mm
Sattelklemmendurchmesser34,9 mm
Maximale Stützen-EinstecktiefeN/A
Kompatibel mit Stealth-Variostützen?Ja
Messung SitzwinkelN/A
FlaschenhalteraufnahmeJaEine, Oberseite des Unterrohrs
Andere Extras, WerkzeugfächerFlip Chip zur Geometrieverstellung
Gewicht Rahmen2,75 kgRH 18" / M Hauptrahmen, Dämpferwippe, Hinterbau, inkl. aller Lager
Gesamtgewicht Bike14,1 kgRH 16", Slide Trail 10.0
Garantie/ServiceASTM4, 5/6 Jahre Crash Replacement zu 50 % des Rahmen-UVPs, Garantie von drei Jahren auf Carbon-Rahmen

Auf dem Trail

Wir fahren das Slide Trail zu Beginn in der flachen Einstellung, in welcher die Kombination aus moderatem 481 mm Reach und 50 mm Vorbau eine aufrechte Sitzposition vermuten lässt. In der Realität sitzt man aber gestreckter, als zunächst erwartet – Grund ist der real flache Sitzwinkel. Zwar sitzt man mit viel Stützen-Auszug etwas hinter dem Tretlager, die Position jedoch nicht zu extrem, weshalb wir keinen Grund gesehen haben, den Flip Chip zu rotieren. Für ein Rad seiner Klasse klettert das Radon Slide Trail gut. Trotz wenig Sag bleibt etwas Bewegung im Hinterbau, die man gerne durch Umlegen des Plattform-Hebels abschwächt. Mit dem Radon findet man sich im vorderen Mittelfeld der Gruppe wieder: Es ist kein hungriger Höhenmeter-Fresser, der mit jeder Pedal-Umdrehung nach vorne preschen will. Es klettert aber gut genug, um auch steile Rampen und Uphill-Challenges mit einem gewissen Ehrgeiz zu attackieren.

# Bergauf macht das Radon Slide Trail eine neutrale Figur – Es liegt zwischen gemütlichen und super ehrgeizigen Uphill-Gefährten.

Bergab sind wir zunächst etwas damit beschäftigt, das Maximum aus dem Rad zu kitzeln. Der progressive Hinterbau will recht genau abgestimmt werden, damit man ihm seinen Federweg bestmöglich entlockt. Der Charakter des Slide Trail entspricht der Beschreibung von Radon: Spaß, statt Zielen und Festhalten! Wird es in ruppigem Geläuf also schnell, bekommt man zwar gutes Feedback, muss aber auch geschickte Linien wählen. Trotz Fox DPX2, mit dem wir sehr gute Erfahrungen machen konnten, hat der Hinterbau zunächst einen eher harschen Eindruck gemacht und das Hinterrad zum Deflektieren geneigt.

Ein Blick ins Innere der Luftkammer hat offenbart: Der Dämpfer ist mit dem größten Volumenspacer ausgestattet gewesen – durch Entnahme des hellblauen Plastik-Bauteils kann man ein stimmigeres Verhalten aus dem Viergelenker-Hinterbau kitzeln. Auch wenn der Hinterbau so für ein etwas komfortableres Fahrgefühl sorgt, bietet die Kinematik noch ausreichend Endprogression. Im gesamten Testzeitraum wurde nur eine dezent übersprungene Landung mit einem spürbaren Durchschlag quittiert. Begibt man sich also in luftige Höhen, fängt einen das Slide sanft wieder auf.

# Zu Wellnessoasen werden Wurzelteppiche vorerst nicht – mit dem großen Volumenspacer im Dämpfer fühlt sich das Rad in solchen Sektionen eher harsch an. Ohne Spacer ist der Hinterbau stimmiger, bietet etwas mehr Komfort und trotzdem ausreichend Endprogression.
# Um ordentlich Luft unter die Reifen zu bekommen, muss man mit dem Bike nicht viel machen – aktive Fahrer müssen sich sogar fast in Zurückhaltung üben, da man sonst gut und gerne mal zu weit segelt.

Nachdem wir den Spacer entnommen hatten, haben wir uns auch auf ruppigem Terrain an höhere Geschwindigkeiten gewagt. Das Slide Trail geht zwar weiterhin effizient mit seinem Federweg um, jedoch nicht mehr so geizig wie zu Beginn des Tests. Für ein Trailbike ist die Laufruhe ausreichend, mit einem 29″-Enduro kann das Radon Slide Trail 10.0 beim Sicherheitsgefühl allerdings nicht mithalten.

Am besten hat uns das Radon mit einem etwas straffer abgestimmten Fahrwerk gefallen. Eine solche Abstimmung unterstreicht den Spieltrieb des Bikes, ohne die Traktion darunter leiden zu lassen. Muss man sich bei anderen Rädern dieser Klasse mit voller Kraft abstoßen, um die Räder vom Boden zu bekommen, ist beim Slide Trail eher Zurückhaltung angesagt: Man gewinnt schneller an Höhe, als eine Lockheed SR-71 beim Start. Seinen Spieltrieb kann es auch in Kurven ausleben. Der Hinterbau ist nicht zu steif und kommt mit Querkräften gut klar. In Kombination mit den recht steifen Newmen Evolution-Laufrädern reißt der Grip aber etwas früher ab, als wir es von weicheren Rädern gewohnt sind. Einige Tester waren glücklicher mit einem weniger steifen Laufradsatz, während Fahrer, die ein sehr direktes Handling bevorzugen, dem original verbauten Laufradsatz den Vorzug gaben.

# Das Setup ist aufwändig, das Handling dafür spielerisch – am wohlsten fühlt sich das Radon Slide Trail – wie der Name sagt – auf Singletrails. Moderates Gelände macht am meisten Spaß, wird es ruppig, kann das Rad aber ausreichend Sicherheit bieten.

Das ist uns aufgefallen

# Volumenspacertuning – am Slide Trail eröffnet sich durch die Entnahme oder den Austausch des großen Volumenspacers ein etwas größeres Potenzial des Hinterbaus.
# Wasserabfluss und Leitungsführung – aus der Vertiefung im Rahmen kann seitlich Wasser herausfließen. Etwas nervig: Will man die Achsen nachziehen, muss jedes Mal diese Leitungsführungs-Schraube mit sehr feinem Gewinde entnommen werden.

Im Vergleich

Radon Slide Trail vs. Starling Murmur

Das Slide Trail und das von uns getestete Custom-Murmur sind beide Spaßräder – die unterschiedliche Auslegung macht den Vergleich aber interessant. Das britische Stahl-Rad ist sehr viel nachgiebiger in jeglicher Hinsicht: Der Flex des Rahmens macht es einfacher und weniger anstrengend zu fahren. Das Murmur ist harmonischer als das Radon. Beim Hinterbau ergibt sich ein ähnliches Bild: Das Starling ist ein Stück nachgiebiger, dafür fehlt ihm Endprogression. Radon hat dem Slide Trail auf jeden Fall mehr Feuer unter dem Hintern gemacht, als Starling dem gemütlichen Murmur. Beides hat seine Zielgruppen, das sportlichere Rad kommt aus Bonn.

Radon Slide Trail vs. Banshee Prime

Slide Trail und Prime liegen beim Federweg nahe beieinander. Auch bei der Geometrie gibt es Überschneidungen, das Prime hat jedoch die längeren Kettenstreben, dafür traut sich Radon an den flacheren Lenkwinkel. Die in Deutschland verfügbaren Banshee-Komplettbikes sind zwar preislich sehr attraktiv, müssen sich bei der Ausstattung jedoch hinten anstellen. Dafür nutzt das kanadische Bike mit dem KS-Link Hinterbau seine 5 mm weniger Federweg am Heck effektiver als das Slide. Die längeren Kettenstreben verbessern die Balance etwas. In Summe ist das Prime der bessere Griff für hohes Tempo, an den Spieltrieb des Slide Trail kommt es nicht ganz heran.

# Abziehen, wo es geht – das Starling Murmur zeigt sich definitiv spielfreudig.
# Trotz 135 mm am Heck bietet das Banshee ausreichend Reserven – Wer gerne mal Landungen überschießt, wird mit dem Prime selten Probleme bekommen. Die Progression ist gut gewählt und auch der Rahmen verwindet sich kaum bei sehr harten Landungen.

Fazit – Radon Slide Trail 10.0

Mit dem Radon Slide Trail erweitert der Bikeversender aus Bonn seine Produktpalette um ein sportliches Trailbike. Zwar ist die Ausstattung gemessen am Federweg für die Abfahrt getrimmt, dank leicht gestreckter Sitzposition und guter Traktion klettert das Radon aber zügig. Bergab vereint es viel Pop mit straffen, aber effizienten 140 mm Federweg. Das Slide Trail lädt dazu ein, den Trail für sich zu nutzen, abzuziehen, zu pushen – kurz gesagt: Spaß zu haben. In Summe bekommt man für den Preis ein sehr faires Komplettpaket, welches kaum Wünsche offen lässt und dabei hilft, seine Hometrails neu für sich zu entdecken.

Pro / Contra

Stärken

  • exzellente Preis/Leistung
  • sehr gute Ausstattung
  • sportliches Fahrverhalten
  • progressiver Hinterbau

Schwächen

  • laute Geräuschkulisse
  • Optik ist Geschmackssache
  • Hinterbauabstimmung ist aufwändig
# Spaßig-straffer Begleiter für den Trail – das Rad lädt zu Spielereien ein, geht gut in die Höhe und aufs Hinterrad, setzt aber auch gerne auf nur einem Rad auf.

6.000 Bier und das Radon Slide Trail oder ein Kasten Mate und ein anderes Bike eurer Wahl?


Testablauf

Wir konnten ein Vorserien-Modell des neuen Radon Slide Trail im Verlauf mehrerer Wochen auf unseren Hometrails gründlich testen.

Hier haben wir das Radon Slide Trail 10.0 getestet

Tester-Profil: Christoph Spath
Körpergröße 190 cm
Schrittlänge 96 cm
Oberkörperlänge 49 cm
Armlänge 60 cm
Gewicht 70 kg
Chris fährt gerne alles, von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
Fahrstil
flüssig
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
Vorlieben bei der Geometrie
vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel

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