Ibis Mojo 3 im Test: Die dritte Carbon-Neuauflage des Ibis Mojo bleibt sich treu und erfindet sich gleichzeitig neu. Neben regulären 650b-Rädern passen auch breite 27,5+ Reifen in das Trailbike mit 130 mm Federweg. Wo das Vorteile bringt und wie die neue Geometrie funktioniert, haben wir für euch getestet!
Ibis Mojo 3 – Kurz & knapp
Mit 130 mm Federweg am Heck und 140 mm an der Front kategorisieren wir das Ibis Mojo 3 wohl am besten als Trailbike. Dazu passt der leichte Carbonrahmen, in dem eine Trinkflasche Platz findet, und auch die moderne, aber nicht radikale Geometrie. Das Mojo 3 ist der kleine Bruder des Mojo HD3 (Achtung, namensmäßige Verwechslungsgefahr!), das mit 20 mm mehr Federweg im Enduro-Sektor unterwegs ist. Die grundsätzliche Rahmenform ist dabei unverkennbar das Erbe des 2005 vorgestellten Mojo, das in den Formen SL und SL-R inzwischen zum Modell „3“ gereift ist.
Preis: 3.398 € (UVP, Rahmen mit Dämpfer) | Bikemarkt: Ibis Mojo 3 kaufen
Technische Daten
Die Fortschritte in der Carbon-Verarbeitung und -Auslegung sorgen dafür, dass der neue Ibis Mojo 3-Rahmen nur noch 2,5 kg auf die Waage bringt – inklusive Fox DPS-Dämpfer. Angelenkt wird der Luftdämpfer wie gehabt über einen DW-Link. Die von Dave Weagle erdachte Konstruktion verbindet Hinterbau und Hauptrahmen über zwei kurze Umlenkhebel, während der Dämpfer über eine recht lange Dämpferverlängerung angesteuert wird. Die Übergänge zwischen den einzelnen Teilen sind ungewöhnlich harmonisch und glatt konstruiert. Hier ist viel Liebe ins Design geflossen.
Geometrie
Eigentlich alle Geometrie-Werte des Ibis Mojo 3 fallen eindeutig in die Kategorie Trail. Es finden sich keine Überraschungen. Bemerkenswert ist es aber dennoch, dass die üppige Reifenfreiheit nicht mit den 425 mm kurzen Kettenstreben kollidiert und das Steuerrohr sehr kurz ist. Insbesondere der Rahmen in Größe S ist für kleine FahrerInnen sehr gut geeignet: Ein 85 mm kurzes Steuerrohr und ein 366 mm kurzes Sitzrohr würde andernorts speziell als XS-Modell beworben werden. Umgekehrt ist auch das Ibis Mojo 3 in Größe XL mit einem 520 mm langen Sitzrohr ein sehr großes Bike. Die Reach-Werte bleiben dabei vom „Immer länger“-Trend verschont: Der Reach liegt in Größe M bei 423 mm. Kurzum: Das Ibis Mojo 3 bietet eine moderne, gemäßigte Trailbike-Geometrie. Getestet haben wir einen vergleichsweise erschwinglichen Aufbau mit günstigem Fox Performance-Fahrwerk, einem hochwertigen 1×11-Antrieb von SRAM und Race Face sowie Guide Ultimate-Bremsen, die ebenfalls aus dem Hause SRAM stammen.
S | M | L | XL | |
---|---|---|---|---|
Stack | 578 mm | 592 mm | 602 mm | 616 mm |
Reach | 419 mm | 423 mm | 438 mm | 455 mm |
Steuerrohrlänge | 85 mm | 105 mm | 117 mm | 132 mm |
Lenkwinkel | 66,8° | 66,8° | 66,8° | 66,8° |
Tretlagerhöhe | 335 mm | 335 mm | 335 mm | 335 mm |
Kettenstrebenlänge | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm |
Radstand | 1126 mm | 1137 mm | 1158 mm | 1180 mm |
Oberrohrlänge (horizontal) | 580 mm | 600 mm | 620 mm | 640 mm |
Überstandshöhe | 695 mm | 719 mm | 723 mm | 750 mm |
Sitzrohrlänge | 366 mm | 430 mm | 476 mm | 520 mm |
Sitzrohrwinkel | 74,6° | 73,6° | 73,6° | 73,6° |
Ibis Mojo 31 | |
Dämpfer | Fox Float DPS 3-Pos |
Gabel | Fox 34 Float Performance 140 mm Boost 15x110 mm |
Schaltwerk | Sram XX 11-fach |
Umwerfer | - |
Schalthebel | Sram XX 11-fach |
Bremsen | Sram Guide Ultimate 180/180 |
Kassette | Sram GX 10-42t |
Laufräder | Ibis 938 bei Plus-Reifen, 941 bei Standard-Reifen |
Reifen | Schwalbe Nobby Nic 2,35" und Nobby Nic 2,8" |
Kurbel | Race Face Next Carbon |
Kette | Sram PC 11-fach |
Vorbau | AMS 45 mm, 35 mm Klemmung |
Lenker | Race Face Atlas Riserbar |
Griffe | Senus Grips |
Sattel | Ibis |
Sattelstütze | Race Face Turbine Dropper |
Preis | 5098 € |
In der Hand
Das Ibis Mojo 3 ist einfach ein unfassbar schönes Fahrrad. Das ist natürlich eine subjektive Einschätzung, aber wen diese elegant gezogenen Linien kalt lassen, der hat möglicherweise einfach kein Herz für geschwungene Carbon-Formen. Die Verarbeitung des Ibis ist jedenfalls erste Klasse. Das geht vorn beim Logo auf dem Steuerrohr los und endet beim dezent integrierten Schaltauge. Der Dämpfer-Lockout ist gut zu erreichen und dank des leichten Hängebauchs passt eine Trinkflasche in den Rahmen. Die Sattelklemme schließt bündig mit dem Sitzohr ab. Der matt-anthrazit-farbene Look wirkt edel und dezent. Wer möchte, kann das Mojo 3 jedoch auch in knalligem Rot oder Hellblau ordern.
Auf dem Trail
Das passende Setup des Mojo 3 zu finden fällt leicht. Das liegt natürlich an der Performance-Variante der Fox 34-Federgabel: Hier sind nur Luftdruck und Zugstufe einzustellen. Am Heck findet sich der passende Sag recht schnell. Schon beim ersten Aufsitzen wird klar, dass sich das Ibis Mojo 3 trotz „nur“ 130 mm Federweg ziemlich komfortabel anfühlt. Wir starten mit der breiten 2,8″ Plus-Bereifung mitsamt der dadurch etwas dick auftragenden Optik.
Uphill
Basierend auf dem Reach-Werte habe ich (eigentlich klassischer Größe M-Fahrer) mich für das Ibis Mojo 3 in Größe L entschieden. In Konsequenz fahre ich die Teleskopstütze mit 150 mm Verstellbereich auf Anschlag eingeschoben und sitze gestreckter, als es die 438 mm Reach hätten erwarten lassen. Das liegt auch am 800 mm breiten Race Face-Lenker. Als ich diesen gegen meinen gewohnten 750 mm-Lenker eintausche, stellt sich das erhoffte, nur moderat gestrecke Sitzgefühl ein. Trotz des bereits angesprochenen schön soften Gefühls des Hinterbaus auf den ersten Zentimetern sackt dieser nicht sehr tief ein und bleibt auch in steilem Gelände ziemlich aufrecht. Dadurch verändert sich die Geometrie kaum, der Druck bleibt länger auf dem Vorderrad und das Mojo 3 klettert willig. Der einschränkende Faktor wird letztlich der Druck auf den Beinen. Die Druckstufe des Dämpfers kann dabei getrost geöffnet bleiben. Durch den starken Kettenzug, der den Hinterbau oben hält, wird die Feinfühligkeit aber dennoch leicht eingeschränkt.
Aber: Mit den dicken Plus-Pneus werden die kleinen Wurzeln und Steine schon im Reifen gedämpft. Mit entsprechend geringem Luftdruck lassen sich auch sehr steile, lose Rampen effektiv erklimmen. Mit den schmaleren, aber dank der breiten Felgen keinesfalls schmalen 2,35″-Reifen verliert das Ibis Mojo 3 ein wenig des satten, aber eben auch dumpfen Charakters. Dafür rollt es im Gegenzug sanfter, lenkt auf hartem Untergrund leichter und mit geringeren Einflüssen durch die Seitenstollen – und klettert weiterhin exzellent. Im wirklich technischen Uphill bieten die dicken Pneus aber einen Vorteil. Wer mag, der kann Hinterbau und Gabel über die Druckstufe von „ruhig“ auf „quasi-aus“ stellen. Bei der Gabel muss hierzu der Hebel komplett zugedreht werden. Dann wirkt die Fox 34 aber auch ziemlich tot.
Downhill
Von einem Trailbike erwarten wir aber neben einer einwandfreien Uphill-Performance auch viel Spaß und Sicherheit in der Abfahrt. Per Druck auf den Hebel der Race Face Turbine-Variostütze (die sich erstklassig und schön leichtgängig bedienen lässt!) beginnt der Downhill-Spaß. Das Ibis Mojo 3 präsentiert sich hier laufruhig, ohne dabei schwerfällig zu wirken. Selbst mit Plus-Bereifung bleibt es ein agiles Rad, was auch am geringen Gesamtgewicht von 12,3 kg liegt. In schnellen Passagen kann man gut das Gas stehen lassen: Der Hinterbau präsentiert sich schluckfreudig und gerät später ans Limit als die Gabel. Mit den weichen Plus-Reifen lässt es sich so auch über ausgewaschene Wurzelfelder bolzen, ohne dass das Mojo 3 aus der Spur springt oder den Fahrer überfordert. Das gesamte Fahrrad bleibt dabei angenehm leise, was auch am schön integrierten Ketten- und Sitzstrebenschutz liegt. Der Gabel fehlt es derweil bei forcierender Fahrweise an Highspeed-Druckstufendämpfung. Die einfache, intuitive Verstellung an der Gabelkrone wirkt sich hier leider schlicht so gut wie nicht aus.
Die Fahrposition ist angenehm zentral zwischen den Rädern. Auf der Hatz nach Sekunden musste ich wegen der Rahmengröße L und des kurzen Hecks aber auf etwas Druck am Vorderrad achten. Generell ist die Geometrie des Ibis Mojo 3 aber Marke sorglos: Sie vermittelt Sicherheit und Komfort. Auf vielen Singletrails lässt es sich mit dem Ibis richtig kacheln, bis irgendwann das Ende eines Trailbike-Einsatzgebietes erreicht ist. Bei Ausflügen auf sprunglastige Strecken wird der satt arbeitende Hinterbau aber zum Energieschlucker: Wer hier häufiger unterwegs ist, sollte das Fahrwerk anpassen oder gleich zum HD3 greifen.
Trotz des geringen Gewichts ist das Ibis Mojo 3 schön steif und – es lässt sich nicht oft genug sagen – einfach satt und leise unterwegs. In Kurven ist auch mit der breiten Felge bei Plus-Reifen bald das etwas undefinierte Fahrgefühl zu verspüren, das das letzte bisschen Präzision vermissen lässt. Mit den schmaleren Reifen gewinnt das Bike hier eindeutig. Dann lässt es sich messerscharf von Kurve zu Kurve werfen.
Mit welchen Reifen hat uns das Mojo 3 besser gefallen? Ganz klar: Mit den schmaleren 2,35″-Gummis. Wir haben jedoch den ein oder anderen Gedanken daran verschwendet, dass sich mit einem Mittelding wie 2,5″ oder 2,6″ am Ibis-Trailbike eventuell noch ein besseres Fahrgefühl mit mehr Komfort, Grip und Präzision einstellen lassen könnte. Die 2,8″ breiten Plus-Reifen empfanden wir als zu undefiniert und träge – zumal die Reifenfreiheit bei dieser Breite knapp bemessen ist.
Tuning-Möglichkeiten
In 90 % der Fahrsituationen ist die verbaute Fox 34 Performance-Federgabel absolut ausreichend. Wer aber maximale Leistung auch in heftigerem Geläuf erwartet, für den lohnt eine Gabel mit besserer Dämpfung wie beispielsweise Charger bei RockShox oder Fit bei Fox. Außer dem Cockpit haben wir am Rad aber keine Anpassungen vorgenommen.
Haltbarkeit
Wir haben das Schaltauge bei einem Sturz verbogen. Anschließend brach die Fixierungsschraube des Schaltauges bei ausgebautem Hinterrad, als wir das Bike ins Auto eingeladen haben. Die Race Face Turbine-Variostütze wollte auf einer Tour nicht mehr arretieren – es stellte sich heraus, dass sich das Kabel am Stützenfuß eingeschoben hatte und der Zug so nicht mehr zurück rutschte. Das hat sich durch ein Ausziehen der Leitung leicht beheben lassen.
Fazit – Ibis Mojo 3
Nicht nur zeitlos elegant, sondern auch ungemein vielseitig: Das Ibis Mojo 3 ist ein bergauf äußerst effizientes Trailbike mit schluckfreudigem Fahrwerk für viel Spaß bergab. Wer mag, kann je nach Reifenhersteller bis zu 2,8″ breite Reifen montieren. Uns hat die reguläre Bereifung am Trailbike von Ibis jedoch besser gefallen. Dank seiner ausgewogenen Geometrie und der steifen und leichten Konstruktion hat das Ibis Mojo 3 das Zeug zum Klassiker.
Stärken
- effizienter und gleichzeitig schluckfreudiger Hinterbau
- ausgewogene Geometrie für alle Lebenslagen
- Option, auf dicke Reifen zu wechseln
Schwächen
- Hinterbau für sprunglastige Strecken zu komfortabel
- ambitionierte Abfahrer könnten an die Grenzen der Gabel stoßen
Testablauf
Das Ibis Mojo wurde uns von Deutschland-Vertrieb Tri-Cycles aus Wiesbaden zur Verfügung gestellt.
Hier haben wir das Ibis Mojo 3 getestet
- Bayerische Alpen: Lange Uphills, wurzlige und steinige Trails
- Bodensee und Münchner Hometrails: Flowiges Gelände
Testerprofil
- Testername: Stefanus Stahl
- Körpergröße: 177 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 70 kg
- Schrittlänge: 82 cm
- Armlänge: 65 cm
- Oberkörperlänge: 63 cm
- Fahrstil: Verspielt, sauber und mit vielen Drifts
- Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk: Die richtige Mischung aus Komfort und Popp macht’s
- Vorlieben bei der Geometrie: Relativ niedrig, relativ lang
Weitere Informationen
Website: www.ibiscycles.com
Text & Redaktion: Stefanus Stahl | MTB-News.de 2017
Bilder: Tobias Stahl
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