VP Components ist der weltweit größte Hersteller von Pedalen [Hausbesuch VP Components], doch ein Pedal, das direkt unter dem Label VP Components angeboten wird, haben wir bislang noch nicht im Test gehabt. Das hat sich nun geändert, denn hier kommt unser Test der neuen VP Components Harrier Pedale. Ihr Pedalkörper ist 12 mm flach, 120 mm breit und die Pins scheinen nur darauf zu warten, die Füße des Fahrers an Ort und Stelle zu halten. Die beste Nachricht ist jedoch, dass man bei sich diesen Pedalen trotz des schlanken Gewichts von 361 g nur mit 90 € am Kauf beteiligen muss… Wie sich die Pedale in der Praxis geschlagen haben, erfahrt ihr hier.
VP Components Harrier
Technische Daten
Hersteller | VP Components |
---|---|
Modell | Harrier |
Modelljahr | 2015 |
Kategorie | Pedal |
Einsatzbereich | Enduro, Freeride, Downhill |
Länge | 110 mm |
Breite | 120 mm |
Höhe | 12 mm |
Material Pedalkörper | Aluminium (kaltgeschmiedet und CNC-gefräst) |
Material Achse | Cro-Moly (geschmiedet, wärmebehandelt) |
Lagerung | 2x Gleitlager (IGUS) |
Pins | 10 pro Seite (austauschbar) |
Gewicht | 361 g |
Farben | schwarz, rot, silber |
Preis | ca. 90 € |
In der Hand
Pedalkörper
Diese Pedale sind groß, richtig groß! Beim Auspacken fällt die Größe des geschmiedeten und schlanken Pedalkörpers direkt ins Auge und sobald man die Pedale in der Hand hält stellt man fest, dass sie auch noch relativ leicht sind. Aufgebaut mit klassischem Materialmix aus Aluminium und Stahl bringen sie knapp über 360 g auf die Waage – ein guter Wert in Anbetracht der Größe.
Im Gegensatz zu anderen Pedalen setzen die VP Harrier Flat Pedals auf einen vollständig flachen Pedalkörper mit einer durchgehenden Dicke von 12 mm. Am Übergang zur Kurbel verdickt sich die Achse und der Pedalkörper ein wenig, so dass ein größeres Lager Platz findet. Insgesamt erscheint der große Käfig relativ filigran was an den drei großen Öffnungen liegt, die von schlanken Stegen unterteilt sind. Die Selbstreinigung bei Schnee und Matsch sollte so kein Problem sein, während die Belastung auf die kurze Achse etwas höher ausfallen dürfte als bei Konstruktionen, bei denen die Achse bis zum Ende gezogen ist.
Für den Grip sorgen pro Seite 10 Pins, von denen sechs durch den Pedalkörper geschraubt sind (5 mm Gewindelänge, Inbus) und vier von oben eingesetzt werden. Die Pins verteilen sich gleichmäßig über die Fläche des Pedals und sollen so unabhängig von der Position des Fußes einen guten Grip über die gesamte Pedalfläche hinweg bieten.
VP bietet das Harrier Pedal in den drei Farben schwarz, rot und silber an. Alle Versionen sind eloxiert und mit feinen Lasergravuren versehen, die zum hochwertigen Erscheinungsbild beitragen. Insgesamt wirkt das Pedal gut verarbeitet und abgesehen von der deutlich sichtbaren umlaufenden Kante der Schmiedeformen wirkt das Pedal, das nach dem Schmieden CNC-bearbeitet wird, solide und gut gemacht.
Achse & Lagerung der VP Harrier
Wie bei anderen so schlanken Pedalen auch vertraut VP beim Harrier Pedal auf gedichtete Polymer-Gleitlager von IGUS. Die flachen Lager können hohe Lasten aufnehmen und minimieren den Bauraum, wodurch sich das 12 mm flache Pedal überhaupt erst realisieren lässt. Im Gegensatz zu anderen schlanken Pedalen verzichtet VP Components auf ein großes Wälzlager am Übergang zur Kurbel und kommt so ohne eine starke Verdickung an dieser Stelle aus (wie z.B. bei den Spank Spike oder Sixpack Skywalker II Pedalen). So wird die gesamte Fläche für den Schuh nutzbar.
Die Achse des Pedals ist aus geschmiedetem und wärmebehandelten Cro-Moly hergestellt. Mit dem VP Harrier Altitude wird auch eine Version mit stärker bearbeitetem Pedalkörper, kürzeren Pins und Titanachse angeboten, das auf schlanke 295 g kommen soll. Verbunden werden Achse und Körper durch eine Verschlussmutter mit zwei Beilagscheiben. Entsprechend einfach lässt sich der Service der Pedale bewerkstelligen und auch für eine gründliche Reinigung können die Pedale in Sekundenschnelle demontiert und zerlegt werden.
Aufgrund der Gleitlager läuft das VP Harrier mit minimalem axialen Spiel, das jedoch unter dem Fuß nicht spürbar ist und auch keine Beeinträchtigung der Funktion darstellt.
Auf dem Trail
Für die Praxiserprobung der VP Harrier Flat Pedals haben wir unser Testmuster an einem ICB montiert und sind damit den Herbst über in den Alpen und um München herum unterwegs gewesen.
Grip
Bereits beim ersten Aufsitzen wird die breite Plattform der VP Harrier direkt spürbar – so breit sind bisher außer den Twenty6 Predator Pedalen keine Modelle im Test gewesen. Im direkten Vergleich mit den im Herbst 2014 getesteten Sixpack Skywalker Pedalen, die von den Abmessungen annähernd mithalten können, unterscheiden sich die Harrier Pedale von VP Components spürbar.
Die 10 Pins pro Seite bieten insgesamt gefühlt etwas weniger Grip. Ursache hierfür könnte sein, dass der Pedalkörper vollständig flach gestaltet ist und die Pins jeweils ganz außen platziert sind. Zusätzlich sind die Pins relativ dick und stumpf ausgeführt, wodurch sie weniger stark in die Sohle einschneiden und so weniger Grip erzeugen.
Durch die zusätzlichen Pins um die Pedalachse steht der Fuß dennoch sicher auf dem Pedal. Das sorgt dafür, dass es leichter fällt als bei den Sixpack-Pedalen, den Fuß auf dem Pedal zu verdrehen und dennoch in jeder Fahrsituation festen Halt zu finden. Diese Charakteristik hat mir in ruppigen Abfahrten weniger gut gefallen, auf Trails mit Sprüngen und Steilkurven hingegen besser. Am Ende des Tages ist es eine Frage der Präferenz und des Einsatzbereiches, doch über mangelnden Grip kann man sich in keiner Situation beklagen. Wer den VP Harrier Pedalen das Maximum an Grip entlocken will, der kann die Pins aus dem Serienumfang einfach austauschen und gegen scharfkantigere Modelle ersetzen. Wirklich Not tut das jedoch nicht.
Ein persönlicher Punkt ist, dass die vier mittleren Pins durch die Sohle (FiveTen Freerider) zu spüren gewesen ist. Das ist im besten Fall kein Problem, im schlechtesten Fall ein klares Argument gegen die Pedale – je nach persönlichem Empfinden.
Haltbarkeit
Für viele Biker ist das Pedal ein Verschleißteil, das durch Bodenkontakte, Stürze und Steine eine reduzierte Haltbarkeit aufweist. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Preis-Leistung eine besondere Bedeutung – schließlich will niemand erst 100 oder mehr Euro investieren und dann nach nur wenigen Touren nachhaltigen Verschleiß feststellen.
Die VP Harrier hinterlassen in dieser Hinsicht ein gutes Bild. Mit einem Preis von 90 Euro sind sie zwar kein echtes Schnäppchen, aber für so große und flache Pedale vergleichsweise fair positioniert. Nach dem ersten Test im zweiten Halbjahr 2014 kann zwar noch keine Aussage über die Dauerhaltbarkeit getroffen werden, doch der Eindruck ist insgesamt gut. Folgende Punkte sind uns über den Testzeitraum aufgefallen:
- An der Lagerung hat sich über den Test hinweg ein kaum spürbares Spiel eingestellt, das dem einfachen Lageraufbau geschuldet ist. Wer will, könnte hier mit dünnen Beilagscheiben Feintuning betreiben – der Lageraufbau an sich wird jedoch in der Regel nicht spielfrei einzustellen sein.
- Neben dem Spiel haben die Gleitlager nach einigen Wochen Herbstwetter mit viel Matsch und Feuchtigkeit auch angefangen zu quietschen. Hier zeigt sich, dass die theoretisch vorliegenden selbstschmierenden Eigenschaften der Gleitlager beim Mountainbike nicht immer realisierbar sind und so wird von Zeit zu Zeit ein kleiner Lagerservice zum Reinigen und Nachschmieren notwendig, der jedoch einfach von der Hand geht. VP empfiehlt einen jährlichen Austausch der Verschleißteile und bietet ein Ersatzteilset an (ca. 25 €).
Abgesehen davon sind außer Schäden an der Eloxierung bislang keine bleibenden Gebrauchsspuren zu erkennen gewesen.
VP Harrier – Testfazit
Leichte, flache Pedale findet man mittlerweile bei vielen Herstellern, doch so groß wie die VP Harrier fallen die wenigsten aus. Die Flachmänner bieten viel Grip, einen einfachen und gut zu wartenden Lageraufbau und hinterlassen im Test einen robusten Eindruck. Abgesehen von minimalem Spiel und dem zeitweise auftretenden Quietschen der Gleitlager ein problemloses Produkt, das eine attraktive Alternative zu den teureren Sixpack Skywalker II Pedalen darstellt. Eine Empfehlung insbesondere für Fahrer mit großen Füßen.
Stärken
- sehr große Pedalfläche
- flacher Pedalkörper
- gute Preisleistung
Schwächen
- Gleitlager mit Geräuschentwicklung nach einigen Matschtouren
- Grip mit Serienpins je nach Schuhgröße nicht optimal
Weitere Informationen
VP Components Homepage
Text & Redaktion: Tobias Stahl
Fotos: Tobias Stahl, Johannes Herden
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