Auch dieses Jahr gibt es von Tommy wieder einen tollen Erlebnisbericht, in welchem er über die zum 6. Mal in Latsch ausgetragene Trailtrophy berichtet. Dabei machte er es sich zum persönlichen Ziel, den alljährlichen Vorjahresgewinnern die Stirn zu bieten. Ob der Plan aufging und was dafür auf dem Programm stand, könnt ihr nun folgend lesen. Viel Spaß!
TrailTrophy-Zeit, für mich persönlich das 3. Mal in Latsch. Nachdem ich 2012 und 2014 am Start war, zog es mich auch dieses Jahr wieder ins schöne Vinschgau in Südtirol. Mildes Klima und tolle Trails sind immer eine Reise wert. Auch die TrailTrophy mit ihren Trails und dem abzurufenden Leistungsprofil übt einen gewissen Reiz auf mich aus. Dabei erstreckt sich die Endurorallye in Latsch über 3 Tage, in denen gut 2500 hm gezeitete Trails unter die Räder genommen werden. Mal absolut technisch und strapazierend für die Oberkörper – mal sehr tretlastig, sodass alles richtig durchgeblasen wird. Thomas Schlecking, Organisator der Trailtrophy, weiß auf jeden Fall, was einen guten Mix Enduro ausmacht.
Nachdem ich letztes Jahr etwas unglücklich im Abhang landete, weshalb ich lediglich einen 11. Platz einfahren konnte, wollte ich dieses Jahr auf jeden Fall Top 5 in meiner Klasse fahren. Und da ich außer an der TrailTrophy leider kaum in Südtirol zum radeln komme, sollte ein 2-wöchiger Urlaub im Vornherein einen gewissen Grundstock an Physis für das technische Gelände bringen. Die erste Woche war ich dafür auf den Trails rund um Riffian, Meran und Lana unterwegs, die zweite Woche auf den Trails rund um Latsch. Nun lag es an Thomas Schlecking, welche Strecken im Rennen gefahren würden und ob es reichte, dem schweizerischen KnowHow über die Latscher Trails zu trotzen. :)
An diesem Wochenende gingen über 320 Fahrer und Fahrerinnen an den Start. Das Wetter zeigte sich von seiner rennfreundlichsten Seite. Soll heißen: trockene Strecken, ohne zu viel Sonne vom Himmel brennen zu lassen. Die Atmosphäre im Start/Ziel- bzw. Veranstaltungsgelände wie immer ausgesprochen entspannt und familiär, TrailTrophy-Spirit eben!
Der Startschuss fiel am Freitag. Die Trailsession stand an. 650 hm mussten aus eigener Kraft überwunden werden. Als erstes wurde der in Latsch bekannte Jägersteig gefahren. Einmal hin, einmal her und nochmal einmal hin ging es mit ordentlichen Treteinsatz den Hang entlang. Die wohl mit anstrengendste und kurbelintensivste Wertungsprüfung an diesem Wochenende, und das gleich zu Beginn. Jeder, der schon mal ein Rennen mitgefahren ist weiß, wie das danach im Mund schmeckt :). Anschließend ging es zum Bierkellertrail. Nach zwei harten Spitzkehren hieß es Bremse auf und Abmarsch über mehr Stein als Stock. Auch hier zog eine ordentliche Tretpassage im Mittelteil des Trails wieder alles aus den Beinen, bevor diese Stage mit viel Gerumpel abgeschlossen war. Der letzte Trail dieser Session startete oberhalb vom Bierkeller, schlängelte sich anfangs schnell und flowig durch etwas Wald, bevor es abschließend wiederum mit kräftigem Treten auf dem Waalweg gen Start/Ziel ging.
Hier angekommen, wurde es das erste Mal spannend. Das Transponderauslesen stand an und sollte einen ersten Eindruck über die Leistung jedes Einzelnen auf überwiegend tretintensiven, aber auch teils technischen Trails an diesem Tag geben. Im Klartext hieß es für mich zu diesem Zeitpunkt Platz 2 in meiner Klasse mit 15 Sekunden Rückstand auf den Ersten.
Begründet dadurch, dass ich auf der weniger tretintensiven und eher technischen Stage 2 an diesem Tag genau so schnell wie der Erstplatzierte war, kam in mir etwas Hoffnung auf, in den folgenden Tagen auf höchstwahrscheinlich eher abfahrtsorientierten Stages meinen Rückstand wett machen zu können.
Doch bevor wir soweit sind, hieß es noch am gleichen Tag in der Nightsession, im Spitzkehrensalat von Montani nicht zu viel Zeit liegen zu lassen und nicht zu stürzen, um eine möglichst gute Ausgangsposition für den nächsten Tag zu halten. Doch auch hier musste ich wieder 5 Sekunden lassen, sodass ich nun mit 20 Sekunden Rückstand auf den Ersten und 2 bzw. 4 Sekunden auf den Dritten und Vierten eher mit gemischten Gefühlen ins Bett ging.
Am nächsten Tag starteten die ersten um Viertel vor 10 per eigenem entspannten Tritt Richtung Latscher Alm, wo auf halber Höhe auf ca. 1250 hm der untere Teil des 4er Wanderwegs auf Zeit runtergeritten werden musste. Ich fuhr noch ein paar zusätzliche Höhenmeter, um durch kurze Sprints die Beine und Lungen etwas aufzumachen. Der eigentliche Start wurde durch eine kleine Abfahrt auf dem Trail erreicht, wodurch zusätzlich zu den Beinen noch etwas Möglichkeit zum Aufwärmen des Oberkörpers blieb.
Kurz darauf angekommen startete ich auch schon direkt ins Gerumpel. Auf dem 4er heißt es eigentlich nur Bremsen auf und durch die Rinne ziehen lassen. Möglichst locker bleiben und so wenig wie möglich die Bremse halten. Anfangs noch stark verunsichert und nicht warm legte sich dies schnell und so lief es immer besser den Berg hinab.
Anschließend ging es zum Veranstaltungsgelände zurück, wo nach einer kurzen Mittagsjause auch schon der Shuttle zur Tarscher Alm wartete, von welcher es nun nochmal 1200 hm auf Zeit den Berg hinab ging.
Die Spannung stieg. Insgesamt war ich sehr zufrieden mit meinem Downhill am heutigen Tage, sodass ich kaum die Auswertung der Zeiten abwarten konnte. Im Start/Ziel wieder zurück stand es dann schwarz auf weiß. Ich war an diesem Tag 36 Sekunden schneller als mein schweizer Kontrahent Simon Weber. Direkt auf der ersten Stage konnte ich die 20 Sekunden Rückstand vom Vortag ausbügeln und packte auf den weiteren Stages noch einen schönen Vorsprung von 16 Sekunden drauf, ohne dabei für die beiden letzten Stages gewertet worden zu sein, da es bei den ersten Fahrern Probleme bei der Zeitmessung gab. Insgesamt ein starker Tag. Würden die 16 Sekunden Vorsprung für den letzten Tag reichen?
Der dritte Tag wurde auf der Sonnenseite von Latsch bei St. Martin gefahren. 3 Stages, die nicht solch starken Downhillcharakter wie am Vortag aufweisen sollten und in denen mein Verfolger mit seinem knapp 1 kg leichteren Rad wieder Vorteile haben dürfte, da auch hier viel Treteinsatz gefragt war.
Meine Devise: Bloß keinen Platten und Sturz. Das Problem dabei: Vvelleicht zu verhaltene Fahrweise. Die Stimmung im Fahrerfeld war ausgesprochen gut und witzig aufgeladen. Im Feld mit Philip Walder, Urs Stadelmann und Simon Weber habe ich viele neue Ausdrücke, Redensarten und Gestiken aus Italien und Schweiz dazugelernt. :)
3 Mal hieß es wie gesagt für uns Start frei und dreimal konnte ich meine Devise behaupten. Ich bin ohne Platten und Sturz durchgekommen, allerdings auch sehr krampfhaft gefahren. Die Aufregung hat ihr Übriges dazu getan. Am Ende hat mir mein Verfolger an diesem Tag wieder 13 Sekunden von meinen 16 Sekunden Vorsprung abgenommen. Trotzdem reichte es mit 3 Sekunden Vorsprung für den Sieg in meiner Klasse! Jawoll, Latsch gerockt, Plan aufgegangen! Overall sogar 3. hinter Lokalmatador Philip Walder und Wahlheimat-Lokalmatador Urs Stadelmann. Gratulation an euch alle und danke Simon für das tolle Battle. Ich bin gespannt, mit welchem Rad du nächstes Jahr am Start sein wirst :).
Insgesamt war es bis auf ein paar Probleme bei der Zeitnahme wieder mal ein toller Event. Ich habe wieder tolle neue Leute kennengelernt. Olli, Peer, Simon, die beiden Jungs aus Nürnberg, die mich den einen Abend dankenswerter Weise in ihrem Auto mit nach Tarsch hoch genommen haben, und viele andere. War ein geiles WE. Bis zum nächsten Mal.
[w]ride_it!
Tommy
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