Mit 112 Kilometern ist die 5. Etappe die längste des Rennens gewesen. Auch die fast 3000 Höhenmeter und Regenschauer machten es den Bikern heute nicht leicht. Der Tagessieg und damit das Gelbe Trikot gingen an den Schweizer Urs Huber und den Deutschen Simon Stiebjahn (BULLS). Dahinter und durch einen Sturz zurückgeworfen fuhren Jochen Käß und Daniel Geismayr (Centurion Vaude) mit einem Rückstand von fast 3 Minuten ins Ziel. Auf Platz 3 kämpfte sich das italienisch-norwegische Team Marco Rebagliati und Ole Hem (Wilier 7C Force).
Verwunschene Trails durch den Wald, der kristallklare Lago di Calaita und ein letzter Blick auf die Dolomiten: Die 5. Etappe führte von San Martino nach Folgaria durchs Trentino, begleitet von einigen Regenschauern. Bis die ersten Teams über die Ziellinie fuhren, hatte sich die Sonne wieder durchgesetzt. Zuerst und mit großem Vorsprung kamen Urs Huber und Simon Stiebjahn (BULLS) ins Ziel, die damit das Gelbe Trikot zurückgewannen. Am letzten Anstieg hatte sich das BULLS-Team zunächst absetzen können. Doch Käß und Geismayr kämpften sich wieder ein gutes Stück heran, fielen jedoch nach einem Sturz wieder zurück und verloren damit die Gesamtführung. Weitere 40 Sekunden später kamen Marco Rebagliati und Ole Hem ins Ziel, die damit ihren 3. Podiumsplatz verteidigten. Die folgenden Teams: Roel Verhoeven und Tim Smeenge (NL), Martin Frey (GER) und Hansueli Stauffer (SUI), Juul Van Loon und Bart Classens (BE) sowie Manuel Pliem und David Schöggl (AUT).
Einen besonders emotionalen Moment gab es, als der Nürnberger Alexander vom Team MAXXIS ins Ziel einfuhr, niederkniete und einen Verlobungsring aus der Tasche zog. Die beiden haben schon jede Menge gemeinsam auf dem MTB erlebt, da bot sich so ein Antrag während des Rennens einfach an, erzählt der zukünftige Ehemann, nachdem er ein Ja bekommen hatte – unter Jubel der Zuschauer.
Insgesamt sind rund 700 Teilnehmer aus 37 Nationen am Start. Manche von ihnen haben eine lange Reise hinter sich. Carlos Barrios zum Beispiel. Der 41-Jährige kommt aus Guatemala. „Jeder braucht eine große Herausforderung in seinem Leben“, hat er sich gedacht – und sich für die BIKE Transalp entschieden. Sieben Etappen, 18.500 Höhenmeter und 560 Kilometer schienen ihm für dieses Vorhaben angemessen. Der Mountainbiker startet in der Einzelwertung. „Alleine unterwegs zu sein, das kann für den Kopf ganz schön hart sein“, sagt er. „Zum Glück gewinnt man hier tolle neue Freunde.“ Wenn es dennoch mal hart auf der Strecke wird, denkt er an seine sechsjährige Tochter. Ein buntes Perlenarmband erinnert ihn stets daran, wer zu Hause auf ihn wartet.
Die einzigen Starter aus Südkorea sind Jonghwan Kim und Sangho Lee. Sie haben sich auf den Weg gemacht, um eine Woche Alpenluft zu schnuppern. Unglaublich anstrengend ist es schon, besonders die ersten Tage – die große Belastung, das ungewohnte Essen,… „Aber nach zwei Etappen haben wir angefangen, die wundervolle Landschaft richtig genießen zu können“, sagen die beiden Freunde, die in der Grand Masters Kategorie starten.
BULLS-Blog: Inside-Einblicke von Urs Huber
Servus liebe MTB-News.de Leser!
Endlich! Wir sind zurück im gelben Trikot. Was ein Finale heute auf der 5. Etappe. Der Anlauf bis hin zum Schlussanstieg über den Passo Sommo war lang. Knappe 100 km hat mein Sigma Rox 12 schon angezeigt, als es auf den letzten 16 km der Etappe womöglich vorentscheidend um den Titel der Bike Transalp ging. Simon und ich haben direkt die erste Option am Fuße des Anstiegs nutzen können. Ein schwer zu fahrendes, steiles Flussbett mit grobem Geröll musste überwunden werden. Simon als Erster der Gruppe und ich als Zweiter haben es geschafft auf dem Rad zu bleiben. Hinter uns musste das Team Centurion Vaude im gelben Trikot nach einem Fahrfehler kurz vom Rad und wir hatten die Lücke von ca. 10-15 Sekunden auf unserer Seite. Die folgenden Serpentinen, des 900 hm Anstiegs, der gerade erst los ging, sind wir „All-Out“ gefahren und der Vorsprung pendelte sich zwischen 10 und 20 Sekunden ein. Nach weiteren 5 km gab es eine eher undurchsichtige Stelle im Rennen. Die Wegpfeile zeigten spät in die richtige Richtung und wir haben das Ganze im letzten Moment gesehen. Nicht so das Team Centurion Vaude, wie wir später im Ziel erfuhren. Im Rennen wussten wir nicht was los war, aber der Sichtkontakt war gerissen und wir haben voll draufgedrückt, um die Lücke größer werden zu lassen. Simon musste richtig beißen und hatte irgendwann auch Krämpfe. In den folgenden flacheren Passagen habe ich vorne Windschatten gegeben und uns so schnell wie möglich gen Ziel in Folgaria gebracht. Tricky war am Ende noch die 4 km Schlussabfahrt auf einer ziemlich steilen, aber befahrenen Straße.
Mit vollem Sprint auf den letzten 500 Metern bergab sind wir ins Ziel gerauscht und haben sofort auf die Uhr geschaut. Wieviel Zeit sollte vergehen bis Käß/Geismayr ins Ziel kommen würden. Ganze 2:54 min dauerte es bis die Beiden kamen und uns war recht schnell klar, dass etwas vorgefallen sein musste. Zu ausgeglichen waren wir vier in den letzten Tagen gewesen. Neben dem angesprochenen Verfahrer, auch unserem Backup Team mit Hansueli und Martin ist es an der gleichen Stelle passiert, hatten die Beiden noch einen Sturz: Auf der Schlussabfahrt ist ihnen wohl ein LKW in die Quere gekommen und beide sind zu Boden gegangen. Jochen ist wohl auf dem Weg ins Krankenhaus um seinen Ellenbogen checken zu lassen. Hoffen wir das Beste! Gute Besserung von dieser Stelle aus!
Die Vorkommnisse haben das Ganze heute dann natürlich ein wenig eingetrübt. Keiner will seine sportlichen Kontrahenten so besiegen, auch wenn man sagen muss: Fehler passieren, wenn man unter Druck steht. Hätten wir die Lücke direkt zu Beginn des Anstiegs nicht aufreißen können, so wäre es sicher anders gekommen.
Auch wir haben uns bei der Bike Transalp schon verfahren und mein persönliches Credo bei diesem Rennen ist „heil nach Hause kommen“. Denn es ist für die Veranstalter quasi unmöglich sieben Tage in den Alpen den Verkehr lahm zu legen. Auch Wanderer kreuzen immer wieder die Rennstrecke. Hoffen wir, dass wir Jochen und Daniel morgen wieder an der Startlinie sehen. Und wir hoffen natürlich selbst, den Vorsprung von gut 2:40 min bis Samstag verteidigen zu können. Wäre super geil nach 2011, damals mit Konny Looser für‘s Team Stöckli, die Transalp zu gewinnen. Das wäre der erste große Sieg gemeinsam mit Simon. Wir sind heiß drauf.
Bis bald.
Gruezi Urs :-)
Alle Ergebnisse findet ihr hier.
Alle Artikel zur BIKE Transalp 2019:
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- Transalp 2019 #7: Drama um Team Bulls – Käß/Geismayr schnappen sich den Titel
- Transalp 2019 #6: Bulls baut Vorsprung aus – Zweiter Tagessieg für Hem/Rebagliati
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- Transalp 2019 #3: Rebigliati/Hem mit Tagessieg, Centurion-Vaude verteidigt Gelb
- Transalp 2019 #2: Käß und Geismayr schnappen sich das Gelbe Trikot
- Transalp 2019: Die Arbeitsgeräte von Simon Stiebjahn und Urs Huber unter der Lupe
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