Die Vorarlberger Bikeschmiede Simplon hat sich bisher vor allem einen Namen für sehr leichte, rennorientierte Fahrräder gemacht – ob für die Strasse oder fürs Gelände. Für 2014 geben die Österreicher gehörig Gas – und präsentieren einige Carbon-Bikes mit 27.5-Zoll-Laufrädern. Laurens van Rooijen war vor Ort und hat uns alle Infos über die neuen Bikes mitgebracht.

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# In diesem Gelände wurden die Bikes ausgeführt

Mit Modellen wie dem „Razorblade“, dem „Cirex“ und dem Aluminium-Hardtail „Cure“ ist Simplon bei den Twentyninern schon gut aufgestellt. Darum ist es kaum überraschend, dass bei den Neuheiten fürs Modelljahr 2014 das Radmaß 27.5 Zoll oder 650B dominiert. Die Vorarlberger lassen sich nicht lumpen und stellen ein Enduro-Fully, ein Trailbike, ein Race-Hardtail und ein E-Mountainbike auf das mittlere Radmaß. Aber immer schön der Reihe nach…

Das Razorblade in klein für Kleingewachsene

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# Simplon Razorblade

Weil kleinere Fahrerinnen und Fahrer nur mit Kniffen und Tricks eine wirklich effiziente und ergonomisch überzeugende Sitzposition auf einem Twentyniner finden, hat Simplon das „Razorblade 27.5“ entwickelt. Dieses basiert auf dem großen Bruder „Razorblade 29“, ist auf die kleineren Laufräder angepasst worden und nur in den Rahmengrößen XS, S und M erhältlich. Wie beim großen Bruder verlaufen die Züge und Leitungen im Rahmen, und alle aktuellen Anbaumaße finden sich am Rahmen.

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# Simplon Razorblade

Der Autor passte mit seinen 1.78m grad noch auf ein Medium. Das „Razorblade 27.5“ erwies sich auf der großen Testrunde mit einem üblen 450 Höhenmeter-Anstieg auf Forstwegen als „Aufwärmer“ als überzeugender Kompromiss aus rennmäßiger Effizienz und verspielter Wendigkeit, die einem auf wurzelgespickten, verwinkelten Singletrails ein fettes Grinsen ins Gesicht zaubert. Zumal jeder Antritt sofort in Vortrieb umgesetzt wird. Dank der filigranen Sitzstreben, den etwas breiteren Reifen und der 27.2mm-Carbonsattelstütze fährt sich das Bike für ein Race-Hardtail dennoch erstaunlich komfortabel.

Razorblade 27.5 in Kürze:

Rahmengewicht 990g in Größe M
70° Lenkwinkel, 73.5° Sitzrohrwinkel
12mm-Steckachse hinten, konisches Steuerrohr, BB92

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Diese Fotos im Fotoalbum anschauen

27.5 Zoll für das Kibo

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# Simplon Carbon Kibo

Schon ein ganz anderes Kaliber sind das „Kibo Carbon“ und das „Kibo“, das auf einem Aluminium-Hauptrahmen und einer Carbon-Schwinge basiert. Begnügte sich das „Kibo Carbon“ 2013 noch mit 120mm Federweg und war damit eher ein komfortables Marathon- oder ein ausgesprochen sportliches Trailbike, so hat die 2014er-Ausführung nicht nur mit 130mm etwas mehr Federweg, sondern vor allem Räder mit 27.5 Zoll Durchmesser erhalten.

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# Simplon Carbon Kibo

Das gibt dem Bike spürbar mehr Reserven, ohne dass die Wendigkeit darunter leidet. Dadurch verschiebt sich der Einsatzbereich  des „Kibo Carbon“ in Richtung Allmountain, und trotzdem ist der Viergelenker ein ungemein effizientes Radl. Denn mit der Top-Ausstattung wiegt das „Kibo Carbon“ nur 10.3kg, und die Sitzposition ist durchaus sportlich. Die Aluminium-Variante wiegt ein Kilogramm mehr und bietet eine leicht entschärfte Sitzposition.

Kibo Carbon 275 in Kürze:

Rahmengewicht 1890g in Rahmenhöhe 50 (ohne Dämpfer)
69.5° Lenkwinkel, 71.5° Sitzrohrwinkel
12mm-Steckachse hinten, konisches Steuerrohr, BB92

Kuro 275: Simplon wagt sich in Richtung Enduro vor

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# Simplon Kuro

Neuland betritt Simplon mit dem „Kuro“: Bisher war das „Dozer“ mit 140mm das Simplon-Mountainbike mit dem meisten Federweg. Das ändert sich nun durch das „Kuro“, und wie: Für den Bikepark ist das Bike gewiss nicht konzipiert, aber sonst ist dieser Grenzgänger zwischen Allmountain und Enduro nur schwer ans Limit zu bringen. 160mm Federweg an beiden Achsen ergeben zusammen mit dem ausgesprochen steifen Viergelenk-Hinterbau und den etwas größeren Laufrädern eine Mischung, die bergauf gefällt und bergab überzeugt.

Davon konnten wir uns auf einer fast dreistündigen Ausfahrt überzeugen, die oben auf dem Diedamskopf ihren Anfang nahm und bis hinunter nach Au im Bregenzerwald führte. Bergauf muss man schon in den Wiegetritt wechseln, um den Hinterbau bei offenem Dämpfer und 30% Sag in Unruhe zu bringen. Dank des geringen Gewichts des „Kuro“ ist der Federweg bergauf somit keine Hypothek. Die Absenkfunktion der Gabel war nur am steilsten Anstieg gefragt. Umso mehr darf man sich auf die folgenden Abfahrten freuen. Zwar zeigt sich das „Kuro“ bei raschen Richtungswechseln einen Tick träger als das „Kibo Carbon“, dafür liegt es bei hohen Tempi nochmals satter auf dem Trail. Für ein Bike, das sich so leicht berghoch bewegen lässt, ist das „Kuro“ bergab verflixt gut.

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# Simplon Kuro

Neben dem konischen Steuerrohr, dem BB92-Pressfit-Innenlager und der ohne Werkzeug zu bedienenden 12mmx142mm-Steckachse hinten (Merkmale, die sich die meisten Simplon-Mountainbikes teilen) findet sich am „Kuro“ auch eine ISCG05-Aufnahme. Ab Werk nutzt Simplon diese, um einen aus Aluminium  gefrästen Kettenabweiser zu montieren. Auch die übrigen Details wissen zu gefallen, wie der ab Werk verbaute Steinschlag-Schutz und der Acros-Steuersatz mit Lenkeinschlag-Begrenzung. Die Bremsleitungen und Schaltzüge verlaufen genau so im Rahmen wie der Kabelzug der „LEV Integra“-Variostütze von KindShock. Mit 2125 Gramm kann sich auch das Rahmengewicht sehen lassen, mit der teuersten Ausstattung soll ein „Kuro“ gerade einmal 11.7kg wiegen. Für das, was dieses Bike kann, ist das eine gehörige Ansage.

Kuro 275 in Kürze:

Rahmengewicht 2125g in Größe L
67.5° Lenkwinkel, 74° Sitzrohrwinkel
12mm-Steckachse hinten, konisches Steuerrohr, BB92

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E-Dilly: Schnelles E-Mountainbike mit neodrives-System

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# Simplon Dilly

Auch zum nicht unumstrittenen Thema E-Mountainbike hat Simplon ein neues Bike im Köcher: Das „E-Dilly“ ist ein Aluminium-Hardtail mit 27.5-Zoll-Rädern und einem „neodrives“-Antriebssystem der in Albstadt ansässigen Firma Alber. Dieses System bietet eine Reihe von Vorteilen: Der Nabenmotor ist mit 4.36kg relativ leicht und verträgt sich mit Zehngang-Kassetten, Scheibenbremsen und verschiedenen Achstypen. Mit dem Motor hinten und dem Akku am Unterrohr passt auch die Gewichtsverteilung. Zudem ist das System so programmiert, dass der Motor bis 33km/h Schub liefert. Das heißt aber auch, dass das „E-Dilly“ in der EU offiziell nur als Sportgerät verkauft wird, weil es sich nicht mit den STVO-Vorschriften verträgt. In der Schweiz wird das Bike auf 25km/h abgeriegelt. Wie das „E-Dilly“ rollt übrigens auch das gewöhnliche „Dilly“ neu auf Rädern der Dimension 27.5 Zoll.

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# Simplon Dilly

Wie immer gilt bei Simplon: Die genaue Ausstattung ist Sache des Kunden, bis hin zur Anzahl Spacer unterm Vorbau. Jedes Rad, das in Hard bei Bregenz von einem Mitarbeiter von A bis Z aufgebaut wird, ist bereits verkauft, und bis zum Modellwechsel garantiert Simplon, dass alle Modelle innerhalb von 5 Arbeitstagen beim Händler stehen. In Zeiten, wo manch angesagt Marke schon anfangs April nicht mehr liefern kann, ist das ein Alleinstellungsmerkmal, das nicht zu unterschätzen ist.

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Text: Laurens van Roijen
Fotos: Simplon, Laurens van Roijen

  1. Mit mir kann man sich auf alles einigen smilie
    Ich kenn das Elvox gut, es verträgt auch vorne eine 160er gut.
    Simplon schreibt:
    "Achtung: Die Kinematik des Elvox Rahmens ist passend für Gabeln mit 130mm Federweg ausgelegt.
    Dämpferhub x Übersetzung ergeben einen Federweg von 150 / 160mm.
    Durch die Kinematik des Hinterbaus werden im Fahrbetrieb nur 120 / 130mm effektiver Federweg erreicht."

    smilie

  2. benutzerbild

    Kharne

    dabei seit 05/2012

    Dann mal hoffen, dass das neue Enduro hält, das Carbon Dozer von nem Kumpel steht jetzt zum zweiten Mal in nem halben Jahr mit nem gerochenen Hinterbau rum...

  3. benutzerbild

    forever

    dabei seit 10/2005

    Schöne Bikes, aber als ob 27.5" jetzt soo der Bringer
    wären gegenüber 26", die 3.81cm mehr Raddurchmesser
    fallen gerade bei kleinen Leuten denke ich mir kaum
    ins Gewicht, Menschen um die 16x-172cm fahren wesentlich besser auf 26 Zoll,
    anstatt im Rad "zu Sitzen" Ferner sieht dies bei Leuten meiner Gr. besch..eiden aus.

  4. benutzerbild

    fullspeedahead

    dabei seit 10/2006

    Sorry, aber zu behaupten, Simplon hätte bisher keine Erfahrungen oberhalb des AM-Sektors, spricht nicht gerade für den Autor. Simplon hat mit dem Elvox schon 2006 ein Radl im Programm gehabt, das die damalige Definition von Enduro durchaus erfüllt hat, auch wenn es 7 Jahre später längst nicht mehr uptodate erscheint. Haben wir damals auch mit Totem über wirklich jeden Sprung von Bischofsmais gejagt (ok, außer diese "FollowMe" Megadrops, oder wie dieser halbfertige Trail damals geheißen hat)
    Und sogar einen serienreifen DH Prototypen gabs, der nur zwecks Firmenorientierung doch nie in Serie gebracht wurde.
    Also Neuland ist Enduro vielleicht für die Frau Merkel, aber nicht für die Herrschaften bei Simplon.

    Radln sehn soweit schick aus, aber ohne Geodaten, bzw. tatsächlicher Probefahrt will ich nicht groß Worte drüber verlieren.

  5. benutzerbild

    Mudstud

    dabei seit 01/2005

    @ fullspeadahead

    Als Autor möchte ich kurz reagieren, wenn Du mich schon ans Elvox zu nageln versuchst:

    Den weinroten Prototypen vom Roland Fuchs hab ich mir damals genau angeschaut. Mit VPP-Hinterbau und variablem Lenkwinkel hatte das Teil einige interessante Details an Bord. Und das Elvox bin ich damals in Schruns-Tschagguns gefahren. Aber das Elvox war von der Geo her ein Tourenbike mit viel Federweg, kein Enduro.

    Zudem hat die Firmenleitung von Simplon selbst auf die Frage, ob sie einen Bull-Dozer als bösen Bruder des Dozer planen, geantwortet, dass Simplon nicht das Image und den Namen habe, um bei der Bikepark-Klientel kommerzielle Erfolge zu feiern. Man sei nun einmal mehr im Ausdauersegment verankert und darum vornehmlich dort aktiv.

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