Seit knapp 15 ist Fort William ein Fort William ein fester Bestandteil des Downhill-Weltcups – aber ein atmosphärisch so intensives Rennen wie am gestrigen Sonntag haben selbst die mit allen Wassern und Whiskys gewaschenen Schotten wohl noch nie erlebt.
Schon beim Rennen der Junioren war der Zielbereich am Brodeln. Drei Briten konnten sich auf den Plätzen 2 bis 4 qualifizieren und dementsprechend hoch war die Hoffnung, einen heimischen Nachwuchsfahrer ganz oben auf dem Podium zu sehen. Am Ende war es jedoch der Kanadier Finn Iles, der sich – auch begünstigt durch zahlreiche Defekte bei anderen Fahrern – den Sieg am Ben Nevis sichern konnte. Etwas weiter unten in der Ergebnisliste, aber immer noch in den Top 10, war auch ein Deutscher Name zu lesen: Till Ulmschneider von den MRC Young Guns konnte sich bei seinem allerersten Weltcup überhaupt direkt auf dem neunten Rang platzieren! Saubere Leistung und weiter so, Till!
Spätestens, als Rachel Atherton jedoch mit einer Wahnsinnszeit die Ziellinie überquerte, war die Menge jedoch nicht mehr zu halten. Manon Carpenter stürzte in ihrem Rennlauf, wäre aber auch ohne Sturz wohl nicht an die Zeit von Rachel rangekommen. Die hat übrigens in Fort William ihren neunten Sieg in Folge eingefahren – Wow!
Bei den Männern konnte Phil Atwill das erste Ausrufezeichen des Tages setzen und ganz oben auf dem Hot Seat, bei dem der Name tatsächlich Programm war: Platz nehmen! Auch Steve Peat, der in Fort William schon Rennen gefahren ist, bevor ein Großteil der jüngeren Fahrer überhaupt geboren wurde, konnte nicht ganz an seine Zeit rankommen. Im Zielbereich angekommen wurde er allerdings von tausenden Fans und Fahrern in Steve Peat-Masken begrüßt – ein absurder und toller Anblick zugleich! Kurze Zeit später ging Greg Minnaar an den Start. Dass er wohl eine gute Zeit hinlegen würde, war zu erwarten. Aber im Ziel war klar, dass ihm nicht nur eine gute Zeit, sondern ein Wahnsinnsrun gelungen war.
Und dann wurde es sehr emotional. Wie schon im Vorfeld angekündigt führte die UCI einen Ghost Run für den kürzlich verstorbenen Stevie Smith durch. Als der Geist von Stevie im Ziel ankam und der Streckensprecher einige schöne Worte an die Zuschauer richtete, sorgte die Menge für einen absolut ohrenbetäubenden Lärm. Ein absoluter Gänsehautmoment, der in die Geschichte des Downhill-Sports eingehen wird. Nicht nur dem Verfasser dieses Textes sind dabei einige Tränen geflossen.
Anschließend wurde das Rennen fast zur Nebensache, aber eben nur fast. Danny Hart, der von einigen als Favorit gehandelt wurde, kam nicht an die Zeit von Greg Minnaar ran und war im Ziel sichtlich verärgert über seinen fehlerhaften Run. Loris Vergier war einer der Geheimfavoriten, hatte aber zum Endes seines Laufs technische Probleme. Und als dann selbst Aaron Gwin und Troy Brosnan mit einigem Abstand auf Minnaar ins Ziel einfuhren, war klar: Greg Minnaar wird niemand den Sieg nehmen können. Ed Masters und Gee Atherton hielten dem Druck dann auch nicht stand, stürzten beide und machten den Weg frei für den neunzehnten Weltcup-Sieg des Südafrikaners. Komplettiert wurde das Podium durch Gwin, Danny Hart, Adam Brayton (!) und Troy Brosnan. Auch Luca Shaw, Lokalmatador Greg Williamson und Laurie Greenland, die auf den Plätzen danach folgten, sorgten für lauten Jubel bei den Fans. Aber klar war auch, dass es an diesem denkwürdigen Sonntag wichtigere Sachen gab als das Rennergebnis.
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