Trek Slash 9.9 RSL – kurz & knapp
“Das Slash ist von Grund auf darauf ausgelegt, mit seinen auf 29″-Laufräder optimierten Fahrwerk heftigste Enduro-Rennstrecken mit Bravour zu meistern und sich zum unbestrittenen König der Berge zu küren” – so bewirbt Trek das neue, edle Slash mit 160 mm Federweg vorne und 150 mm Federweg am Heck. Wer die Strecken der EWS bereits mal unter die Stollen genommen hat weiß, dass das große Worte sind und eine entsprechende Erwartungshaltung erzeugt wird. Enduro-Racing definiert sich darüber, möglichst viel abwärts gerichtetes Gelände in möglichst kurzer Zeit hinter sich zu bringen. Davor und dazwischen müssen die Abfahrten bergauf hart erarbeitet werden. 29er sind in dieser Kategorie keine absolute Neuheit mehr, aber das Angebot war in den vergangenen Jahren noch relativ überschaubar. Trek beim Slash alles daran gesetzt, die ultimative Enduro-Rennmaschine auf 29″-Laufrädern zu kreieren.
- OLVC Carbon-Rahmen konstruiert in Wisconsin, USA
- ABP-Hinterbau
- Mino Link zur Anpassung der Geometrie
- Federweg vorne: 160 mm
- Federweg hinten: 150 mm
- Boost-Standard vorne und hinten
- 31,6 mm Sattelrohr-Durchmesser
- PF92-Tretlager
- 230 x 57,5 mm Dämpfer-Einbaumaß
- ISCG 05-Aufnahme
- 4 Größen: 15,5″, 17,5″, 19,5″, 21,5″ (getestet – 13,6kg)
Preis: 7.499 € (UVP) | Bikemarkt: Trek Slash 9.9 RSL kaufen

Trek Slash 9.9 RSL – Technische Daten
Rahmendetails
Das neue Trek Slash steht nun im Gegensatz zu seinem populären Vorgänger auf großem Fuß: Die neue Generation der Enduro-Rakete ist ein 29er. Mit 150 mm Federweg am Heck bietet es nun 10 mm weniger Reserven als die 27,5″-Version. Vorne stehen dem Fahrer 160 mm Federweg zur Verfügung.
Hauptrahmen und Hinterbau haben von Trek ein komplettes Redesign erhalten. Für den Rahmen kommt ein sogenannter (Achtung tief Luft holen) Optimum Compaction Low Void-Carbon – kurz OCLV – zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein Fertigungsverfahren, das in Hinblick auf das Verlegen der einzelnen Carbon-Matten optimiert ist. OCLV besteht aus zwei Teilen: Bei der Optimum Compaction werden die einzelnen Carbon-Matten unter Wärmeeinfluss in die entsprechende Form gepresst. Low Void soll vor allem die Hohlraumbildung im Verarbeitungsprozess minimieren – Trek wirbt hier mit höher gesetzten Standards als im Raumfahrt-Sektor. Details zum Fertigungsverfahrenfindet ihr in unserem Hausbesuch im Trek Hauptquartier.



Um die Steifigkeit in der Lenkzentrale zu erhöhen, verwendet Trek modellübergreifend seit Anfang 2016 das sogenannte Straight Shot-Unterrohr. Ganz ohne Einschränkungen kommt dieses Feature allerdings nicht ins Haus: Der fehlende Knick im Unterrohr bietet keinen Platz für eine volle Umdrehung der Gabelkrone. Deswegen kommt zusätzlich zu dem Straight Shot-Unterrohr der sogenannte Knock Block zum Einsatz. Im Grunde genommen handelt es sich dabei um einen leicht modifizierten Steuersatz, der über eine Metallnase den Lenkeinschlag über 60° hinaus verhindert.
Dank der Mino Links lässt sich die Geometrie je nach persönlicher Vorliebe und Terrain anpassen.
Am Heck hat sich Trek beim neuen Slash vom Full Floater-Hinterbau verabschiedet. Der Dämpfer wird nicht mehr von beiden Seiten bewegt, sondern ist an der unteren Aufnahme fest mit dem Rahmen fixiert. Geblieben sind die sogenannte Active Breaking Technology mit Drehpunkt um die Hinterradachse und der Mino Link, bei dem es sich um Flip Chips zur Geometrieverstellung handelt.
Beim ABP-Hinterbau soll durch die konzentrische Lage von Achse und Drehpunkt ein besonders aktives Fahrwerk – auch unter Bremseinflüssen – erzielt werden. An der Verbindung von Wippe und Sitzstreben sitzen die Mino Links. Durch das Drehen von kleinen, ovalen Einsätzen mit exzentrischem Gewinde lässt sich die Geometrie je nach persönlicher Vorliebe und Terrain anpassen. Der Lenkwinkel verändert sich dabei um 0,5°. Gleichzeitig wandert das Tretlager um bis zu 10 mm nach oben oder unten.

Geometrie
Dank der Mino Links lässt sich die Geometrie des Trek Slash 9.9 RSL in zwei Positionen verstellen. Im High-Modus liegt der Lenkwinkel bereits bei recht sportlichen 65,6° – in der Low-Position wird der Lenkwinkel um 0,5° flacher und auch das Tretlager wandert noch tiefer. Das Oberrohr ist mit einem Reach von 475 mm und Stack von 635 mm in der Low-Einstellung und Rahmengröße 21,5″ (entspricht XL) geräumig. Es gibt jedoch deutlich längere Rahmen. Mit einer Länge von 434 mm sind die Kettenstreben recht kurz. Erhältlich ist das Trek Slash 9.9 RSL in vier Rahmengrößen.
Größe | S (15,5 inch) | M (17,5 inch) | L (19,5 inch) | XL (21,5 inch) |
Sattelrohrlänge | 394 mm | 419 mm | 468 mm | 522 mm |
Oberrohrlänge | 590 mm | 605 mm | 635 mm | 661 mm |
Steuerrohrlänge | 100 mm | 100 mm | 110 mm | 125 mm |
Lenkwinkel | 65,6° | 65,6° | 65,6° | 65,6° |
Sitzwinkel | 74,1° | 74,1° | 74,1° | 74,1° |
Kettenstrebenlänge | 433 mm | 433 mm | 433 mm | 433 mm |
BB Drop | 21 mm | 21 mm | 21 mm | 21 mm |
Radstand | 1171 mm | 1186 mm | 1219 mm | 1247 mm |
Stack | 608 mm | 608 mm | 618 mm | 631 mm |
Reach | 416 mm | 431 mm | 459 mm | 481 mm |
Ausstattung
Erhältlich ist das Trek Slash in zwei Varianten: Das 5.499 € teure Trek Slash 9.8 kommt mit einem Fahrwerk aus dem Hause RockShox und vielen Anbauteilen der Hausmarke Bontrager. 2000 € teurer ist die edle und von uns getestete 9.9 RSL-Edition, die auf einen Dämpfer und eine Federgabel von Fox setzt. Außerdem ist das Trek Slash als Rahmenkit für 3699 € erhältlich.
Trek Slash 9.8 | Trek Slash 9.9 RSL | |
---|---|---|
Federgabel | RockShox Lyrik RC, Dual Position Air, 130 mm / 160 mm | Fox 36 Talas RC2, 130 mm / 160 mm |
Dämpfer | RockShox Super Deluxe RC3 | Fox Float X2 |
Laufräder | Bontrager Line Comp 30 | Bontrager Line Elite 30 |
Reifen | Bontrager SE4 Team Issue, 29" x 2,40" | Bontrager SE4 Team Issue, 29" x 2,40" |
Kassette | SRAM XG-1150, 10-42 T, 11-fach | SRAM XG-1295, 10-50 T, 12-fach |
Kurbel | SRAM X1, 32T | SRAM X01 Eagle, 32T |
Schaltwerk | SRAM X1, 11-fach | SRAM X01 Eagle, 12-fach |
Schalthebel | SRAM X1, 11-fach | SRAM X01 Eagle, 12-fach |
Bremsen | SRAM Guide R | SRAM Guide Ultimate |
Lenker | Bontrager Line, 35 mm Durchmesser, 27,5 mm Rise, 780 mm Breite | Bontrager Line Pro, OCLV Carbon, 35 mm Durchmesser, 27,5 mm Rise, 780 mm Breite |
Steuersatz | FSA Knock Block IS-2 | FSA Knock Block IS-2 |
Sattel | Bontrager Evoke 2 | Bontrager Evoke 3 |
Sattelstütze | Bontrager Drop Line 125 mm | Bontrager Drop Line 125 mm |
Vorbau | Bontrager Line, 35 mm | Bontrager Line Pro, 35 mm |
Griffe | Bontrager Rhythm Lock On | Bontrager Rhythm Lock On |



Trek Slash 9.9 RSL – In der Hand
Lässt man seinen Blick über das Slash in der edlen 9.9 RSL-Ausstattung gleiten, so fügt sich jedes Bauteil in ein stimmiges Gesamtkonzept ein. Rot – glänzend und matt – mit sauber ausgeführten weißen Decals und kleinen Hinweisen zur Geometrie-Verstellung und Modellbezeichnung, dazu prangt stolz und erhaben das Trek-Logo auf dem Steuerrohr. Der Rahmen wirkt in seiner Linienführung fast schon klassisch. Wilde Schwünge, wie sie bei manchem Carbon-Rahmen zu finden sind, sucht man hier vergeblich. Der Rahmen wirkt außerdem sehr voluminös. Erst auf den zweiten Blick stellt man fest, dass vorne eine Fox 36 und nicht etwa eine 34 verbaut ist. Alle Leitungen sind gleichmäßig gekürzt und werden sauber intern verlegt.
Trek setzt auch beim Slash 9.9 RSL auf zahlreiche Komponenten der Hausmarke Bontrager. Bikesnobs mit Hang zu Edelmarken werden hier wohl auch in Anbetracht des hohen Preises ein wenig die Nase rümpfen. Alle Bontrager-Teile am Slash sind aber sauber verarbeitet und vergangene Tests von Trek haben keine Schwächen gegenüber anderen Marken offenbaren können. Lediglich die verstellbare Sattelstütze mag mit gerade einmal 125 mm Hub so gar nicht ins stimmige Gesamtbild passen.


Bezüglich der Ausstattung lässt sich Trek beim Slash 9.9 RSL nicht lumpen. Nur wenige Wünsche bleiben unerfüllt. Die 12-fache SRAM Eagle-Gruppe bietet in Kombination mit dem 32T-Kettenblatt eine ordentliche Bandbreite. Die SRAM Guide-Bremsen sind mit einer 200 mm großen Scheibe vorne und einer 180 mm-Scheibe hinten ausgestattet. Spannend wird es beim Fahrwerk – hier entdecken wir eine Sonderanfertigung für Trek: Die verbaute Fox 36 Talas-Federgabel mit 160 mm Federweg und RC2-Dämpfungskartusche gibt es sonst nur als 27,5″-Version. Das Heck wird von einem Fox Float X2-Luftdämpfer mit einem Hebel zur Kletterhilfe kontrolliert.
Beim ersten Verladen des roten Renners ins Auto gibt es einen kurzen Aha-Moment: Der Knock Block sorgt dafür, dass sich der Lenker nicht sonderlich weit eindrehen lässt. Die Unterbringung des Bikes im Kofferraum gestaltet sich ähnlich wie bei einem Downhill-Bike mit durch die Doppelbrücke begrenztem Lenkeinschlag. Entspricht das Auto einer City-Knutschkugel sind hier gewisse Tetris-Fähigkeiten gefragt. Ansonsten sollten hier keine Probleme entstehen.
Trek Slash 9.9 RSL – Auf dem Trail
Uphill
Viele kleine Hilfsmittel am Trek Slash 9.9 RSL machen den Uphill zum Kinderspiel.
Wer sich seine Abfahrt selbst verdienen muss, ist natürlich froh, wenn sich der Energieaufwand dafür in Grenzen hält. Beim ersten Blick auf das Trek Slash geht man aber nicht unbedingt davon aus, dass es mit dieser Maschine einfach wird. Die gute Auswahl der verbauten Komponenten erleichtert den Weg nach oben aber ungemein. Die SRAM Eagle-Schaltung mit ordentlichen Rettungsringen ist hier die passende Grundlagen. Auch die anderen Anbauteilen sind mit kleinen, nützlichen Hilfsmitteln ausgestattet.
Ein Hebel am Fox Float X2-Dämpfer sorgt dafür, dass das Heck auf Forstwegen bergauf nahezu komplett ruhig ist. An der Front ermöglicht die spezielle, höhenverstellbare Fox 36 Talas RC2, dass der Federweg um 30 mm abgesenkt wird. Dadurch fährt sich das Slash 9.9 RSL zwar nicht wie ein XC-Bike, vermittelt aber bergauf den Eindruck eines kurzhubigen, vortriebsfreudigen Fahrrads. Auch das geringe Gewicht des Treks trägt dazu bei, dass man auch beim Uphill Spaß hat.

Auf technischen Abschnitt punktet das Slash mit einer sehr direkten Eingabe durch den Fahrer. Umsetzen, Hinterrad hochziehen, Schwung holen für die nächste Kante: Vortrieb wird in jeder Situation direkt und effektiv auf den Waldboden gebracht. Mit diesem positiven Eindruck begeben wir uns auf die Abfahrt und sind gespannt, ob das Trek Slash 9.9 RSL auch hier überzeugen kann.
Downhill
Von schneebedeckten Singletrails über frische, “loamige” (Neubikejibberisch für losen Waldboden, Anm. d. Red.), Enduro-Steilabfahrten, Flow- und Jump Trails und sogar über verblockte Downhill-Strecken: Die Anforderungen an das Fahrwerk des Trek Slash 9.9 RSL konnten in unserem Test kaum unterschiedlicher sein. Umso glücklicher waren wir, dass wir dieses sehr variabel einstellen konnten.
Ob weiche Sänfte für bequeme Ausfahrten oder knallharte Rennsemmel für Downhillpisten: Am Slash bleiben nur wenige Wünsche unerfüllt.
Ob weiche Sänfte für bequeme Ausfahrten oder knallharte Rennsemmel für Downhillpisten: Am Slash bleiben nur wenige Wünsche unerfüllt. An der Fox 36 Talas RC2 finden sich breit gefächerte externe Verstellmöglichkeiten für die Zugstufe und die High- und Low Speed-Druckstufe – und natürlich die Absenkung des Federwegs. Dadurch geht zwar die Anpassung der Progression über Volumenspacer verloren. Hier kann man aber ganz klassisch eine Spritze Fox Suspension Fluid in die Luftkammer geben, um das zu erreichen (mehr dazu unter den Tuningmöglichkeiten). Am Heck verfügt der Fox Float X2-Dämpfer über externe Einsteller für High- und Lows Speed Druck- und Zugstufe. Außerdem lässt sich hier über Volumenspacer aus Kunststoff die Progression anpassen.

Vollmundig wurde von Trek die Steifigkeit des Rahmens aus Carbon angepriesen. Egal wie skeptisch wir solchen Aussagen gegenüber sind: An dieser Stellen müssen wir zustimmend nicken! Ja, das Trek Slash 9.9 RSL ist definitiv sehr steif. Es folgt jedem Input willig und alle anvisierten Linien wurden mit immenser Präzision auf den Boden übertragen. Hier sahen wir uns nach wenigen Abfahrten gezwungen, die relativ leichten Bontrager SE4-Reifen zu ersetzen. Etwas mehr Grip und Stollenhöhe sowie Dämpfung in der Seitenwand mussten her. Letzten Endes landeten wir beim Maxxis Minion DHF in MaxxGrip mit Downhill-Karkasse. Diese brachten zwar gewisse Nachteile im Rollwiderstand und im Gewicht mit sich. Trotzdem vergrößerten sie den Einsatzbereich des Trek Slash 9.9 RSL deutlich.
Die Position des Fahrers aus dem Trek Slash liegt zentral zwischen den Achsen. Das führt zu einer sehr ausbalancierten Lastverteilung auf beide Laufräder. Diese Kombination aus Balance und hoher Steuerpräzision sorgen für ein sehr hohes Sicherheitsgefühl. Egal ob Rennfahrer oder Hobbypilot: Man hat jederzeit die Kontrolle über das Slash. So wagt man sich gerne mal in Regionen vor, die fernab der üblichen Wohlfühlzone liegen. Das fällt vor allem Mitfahrern auf, die plötzlich zu kämpfen haben, nach den Kurven wieder aufzuholen.
Dieser Zuwachs an Geschwindigkeit erfordert auf Dauer eine Anpassung der Bremspunkte. Die Guide Ultimate von SRAM machte hier einen soliden Job und verzögert sehr souverän. Schwere Fahrer sollten jedoch auch am Heck über eine 200 mm große Bremsscheibe nachdenken. Überwindet die Fliehkraft in einer Kurve dann doch mal die Haftreibung der Reifen, so schob das Trek Slash kontrolliert über beide Räder mit Tendenz zum Übersteuern.


Wer einen attackierenden Fahrstil pflegt, wird in hartem Gelände öfters an das Ende des Federwegs gelangen. Indiziert wird das aber weniger durch einen Schlag am Lenker, sondern durch die Position der O-Ringe an den Federelementen oder in Fotosequenzen …
Wird das Gelände etwas gröber, lässt sich das Trek Slash 9.9 RSL spielerisch auf der gewählten Linie halten, ohne sich von Steinen oder Wurzeln aus der Ruhe bringen zu lassen. Die Federelemente aus dem Hause Fox verrichten ihre Arbeit sehr kontrolliert und unauffällig: Dämpfer und Federgabel harmonieren perfekt. So verwundert es nicht, dass das Slash immer härtere Strecken verlangt, um seine Grenzen auszuloten. Doch egal was wir mit dem Trek Slash anstellten: Es folgte unseren Anweisungen immer bereitwillig. Und genau darin liegt die Stärke dieses Bikes: Das Slash macht immer genau das, was der Fahrer will und hält keine plötzlichen Überraschungen bereit. Wer einen attackierenden Fahrstil pflegt, wird in hartem Gelände öfters an das Ende des Federwegs gelangen. Indiziert wird das aber weniger durch einen Schlag am Lenker, sondern durch die Position der O-Ringe an den Federelementen oder in Fotosequenzen …
Fahrer ab 1,90 m werden sich möglicherweise am Slash einen kürzeren Vorbau und etwas mehr Reach wünschen, damit der Körperschwerpunkt nicht zu sehr nach hinten verlagert werden muss. Aktuell ist bei einem Reach von 481 mm Schluss – und selbst der größte Rahmen kommt mit einer Remote-Stütze mit gerade einmal 125 mm Verstellbereich ins Haus. Fahrer um 1,80 m herum, die einen längeren Reach bevorzugen, kommen hingegen schnell mit dem langen Sitzrohr in Kontakt. Wünschenswert wäre es, wenn Trek eine weitere Rahmengröße für große Personen nachschiebt, bei der Remote-Sattelstütze im Verstellbereich nachbessert und über kürzere Sattelrohre nachdenkt.


Auch große 29er-Laufräder können mittlerweile auf Jump-Trails eine gute Figur machen. Die höhere rotierende Masse der Laufräder macht das Slash in der Luft zwar etwas träger im Vergleich zu Freeridern mit kleineren Laufrädern. Der Hinterbau am Slash verfügt aber dennoch über genügend Popp, um in der Luft die ein oder andere Spielerei zu erlauben.
Tuning-Möglichkeiten
Im Fox Float X2-Dämpfer waren bereits 4 von maximal 5 Volumenspacern verbaut. Leider versperrte uns beim Ausbau des Dämpfers das Kettenblatt den Weg zur Befestigung des X2s. Wer an den Dämpfer ran möchte, muss zunächst die Kurbel demontieren, um anschließend den Dämpfer komplett ausbauen zu können. Da die Achse aber von einer Seite mit einer Mutter gesichert ist, kann man das ganze System beim Wiedereinbau umdrehen, um beim nächsten Ausbau nicht wieder die Kurbel demontieren zu müssen.
An der Fox 36 Talas-Federgabel ist die Anpassung etwas einfacher. Die Gabel lässt sich zwar im Federweg absenken, kann aber dafür intern keine Volumenspacer aufnehmen. Stattdessen lässt sich das Volumen der Luftkammer mit etwas Suspension-Fluid von Fox verkleinern, wenn man die Progression erhöhen will. Das ist übrigens die offizielle und ganz regulär von Fox erlaubte Methode.


Hierfür muss man einfach die Luft aus der Gabel ablassen, mit einem passenden Werkzeug den Ventil-Einsatz aus dem Ventil der Top Cap schrauben und mit einer Spritze etwas Öl einfüllen. Fox empfiehlt, mit 2 ml Öl zu starten und sich langsam an die gewünschte Menge heranzutasten. Will man die Progression hingegen wieder verringern, lässt sich das Öl mit einem Schlauch an der Spritze wieder absaugen.
Unsere weiteren Tuning-Tipps für das Trek Slash 9.9 RSL beziehen sich vor allem auf die verbauten Komponenten. Größere Fahrer würden sich im für unseren Geschmack etwas zu lang geratenen Sitzrohr eine Sattelstütze mit etwas mehr Hub wünschen. Wer den Fokus vor allem auf die Abfahrt legt, sollte außerdem die verbauten Bontrager SE4 gegen Reifen mit mehr Stollenhöhe, Eigendämpfung und stabilerer Karkasse austauschen. Auch ein Bashguard wäre eine durchaus sinnvolle Überlegung für das Trek Slash 9.9 RSL. Die hohen Geschwindigkeiten, die das Bike ermöglicht, werden zwangsläufig für den ein oder anderen ungewollten Steinkontakt mit dem Antrieb sorgen.


Das Cockpit am Trek Slash 9.9 RSL war aus unserer Sicht nicht ganz optimal. Steif und noch steifer ist nicht an allen Bauteilen wünschenswert. So klagten einige Tester auf längeren Abfahrten über Schmerzen am Nervus Ulnaris in der Hand. Diese konnten komplett beseitigt werden, nachdem der Carbon-Lenker aus dem Hause Bontrager gegen einen Lenker aus Aluminium mit mehr Flex ausgetauscht wurde. Wer am Trek Slash einen anderen Vorbau montieren möchte, wird sich zwangsweise mit dem Thema Knock Block und mit dem System kompatiblen Vorbauten befassen müssen. Entweder kann man auf einen anderen Bontrager-Vorbau zurückgreifen oder verwendet den sogenannten Knock Block-Lockring: Der Spacer mit Klemmfunktion hat einen limitierenden Lenkeinschlag.
Haltbarkeit
Trotz diverser harter Durchschläge in felsigem Geläuf inklusive platten Reifen haben die Felgen sehr gut durchgehalten: Keine großartigen Dellen, Höhenschläge oder Achter waren zu verzeichnen. Das hat uns positiv überrascht, zumal am Trek Slash 9.9 RSL je Laufrad nur 28 Speichen verwendet werden. Einmal bahnte sich ein Stein seinen Weg ins Hinterrad. Nach einer kurzen Einheit am Zentrierständer war die Speichenspannung aber wiederhergestellt.

Fahrer, die viel auf den Pedalen arbeiten und dabei nah am Kurbelarm stehen, werden hin und wieder am Hinterbau streifen. Eine Schutzfolie kann hier auf Dauer unschönem Abrieb vorbeugen. An der Kettenstreben direkt vor dem Ende des Gummischutzes hatten wir leider einige Lackabplatzer vom Kettenschlag. Hier würde eine Verlängerung des Schutzes weiterhelfen. Alternativ kann man diese Stelle auch mit etwas Folie abkleben.
Fazit – Trek Slash 9.9
Man nehme ein extrem potentes Fahrwerk, verpasse ihm eine Kletterhilfe und verpacke das in einen ausbalancierten, leichten Rahmen mit extrem hoher Steifigkeit und leichten, haltbaren Anbauteilen: Fertig ist das Traumbike, mit dem man Rennen gewinnen kann. Das Trek Slash 9.9 RSL ist ein ausbalancierter Rennwagen, der abgesehen von den leichten Reifen und der kurzhubigen Sattelstütze praktisch keine Wünsche offen lässt. Die rote Schönheit hat allerdings auch einen Preis, der den Geldbeutel zittern lässt.
Stärken
- extrem potentes Fahrwerk
- geringes Gewicht
- Ausgewogenheit und Präzision
Schwächen
- Verstellbereich der Sattelstütze zu gering
- Reifen für Enduro zu leicht

Testablauf
Hier haben wir das Trek Slash 9.9 getestet
- Albkante: Schnelle Trails, steinig und wurzelig, teilweise steil
- Heidelberg: Steiles, steiniges und teilweise grobes Terrain
- Weiteres Testgelände: Frische, lockere Singletrails, große Sprünge
Testerprofile
- Testername: Jens Staudt
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht (fahrfertig): 95 kg
- Schrittlänge: 91 cm
- Armlänge: 61 cm
- Oberkörperlänge: 56 cm
- Fahrstil: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
- Ich fahre hauptsächlich: Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
- Vorlieben bei der Geometrie: Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
- Testername: Jonathan Kopetzky
- Körpergröße: 175 cm
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 79 cm
- Armlänge: 51 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Aggressiv und verspielt
- Ich fahre hauptsächlich: DH sprunglastig, auch Dirt, eigentlich alles Hauptsache Rad dabei
- Vorlieben beim Fahrwerk: Straff und schnell
- Vorlieben bei der Geometrie: Langes Oberrohr, Hinterbau je nach Einsatzgebiet
- Testername: Christoph Spath
- Körpergröße: 190 cm
- Gewicht: 65 kg
- Gewicht (fahrfertig): 70 kg
- Schrittlänge: 94 cm
- Armlänge: 60 cm
- Oberkörperlänge: 49 cm
- Fahrstil: Schnell bergauf und bergab, sauber, selten überm Limit
- Ich fahre hauptsächlich: Von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
- Vorlieben beim Fahrwerk: Viel Low Speed-Compression am Dämpfer, Front etwas straffer als das Heck, hinten gerne progressiv
- Vorlieben bei der Geometrie: Vorne lang, hinten je nach Einsatzbereich kurz bis mittellang, flach
Um euch den bestmöglichen und breitesten Testeindruck zu bieten, fahren immer mehrere Tester ein Bike. Neben den aufgeführten Testern mit detaillierten Profil arbeiten wir immer mit weiteren Fahrern unterschiedlicher Könnerstufen, Gewichte, Körpergrößen sowie Vorlieben zusammen. Im direkten Dialog stellen wir das richtigen Setup sicher und dokumentieren in gemeinsamen Ausfahrten die Eindrücke. Dies stellt sicher, dass wir alle Eigenheiten eines Bikes in allen Bereichen beurteilen können.
Weitere Informationen zum Testablauf findet ihr im Eröffnungsartikel.
Weitere Informationen
Webseite: www.trekbikes.com
Text & Redaktion: Jens Staudt, Jonathan Kopetzky, Christoph Spath | MTB-News.de 2017
Bilder: Jens Staudt
66 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDementsprechend machen wir keine Ranglisten sondern beschreiben wo sich das Bike wie schlug und der jeweilige Leser muss für sich entscheiden können ob das Bike mit den umschriebenen Eigenheiten zu seinem Anwendungsfeld passt. Um es ein wenig leichter zu machen, geben wir Empfehlungen ab. Sprich einen "Tipp-Trail", "Tipp-Enduro", "Tipp-Race" – somit sollte es etwas einfacher sein sich für ein Bike zu entscheiden. Wenn du als Nutzer weißt, dass du z.B. ein Radel suchst mit etwas mehr Federweg aber zum Touren fahren dann wirst du eher nicht glücklich mit einem "Tipp-Race" usw...
Wenn du unter einem Test den Tester via @ verlinkst wird er dir in der Regel immer versuchen weiter zu helfen wenn du eine Frage hast und ob ein Produkt/Bike für das passt was du damit machen möchtest.
Der Grenzbereich vom Trek (und generell Bikes mit dieser Federwegsklasse und Laufradgröße) liegt wirklich schon weit hinter dem was wir noch vor einigen Jahren als "Downhill" bezeichnet haben. Mit diesen Bikes kannst du (auch aktuell noch) auf deutschen DH-Strecken vermutlich schnellere Zeiten fahren, als mit einem 200mm Boliden. Ob man das möchte ist dann die Frage, die sich jeder selbst stellen muss. Diese Bikes machen in der Regel auch erst wirklich Spaß wenn du sie mit einer gewissen Geschwindigkeit bewegst. Davor bügeln sie alles derart platt, dass der moderate Hometrail ums Eck eher weniger Spaß macht.
Mit Trailbikes erreiche ich bereits auf manchen Strecken eine derart hohe Geschwindigkeit, dass ich mir schon öfters gedacht habe ein Vollhelm wäre wohl die bessere Wahl. Wenn ein Radel so nach Speed lechzt, muss man sich natürlich auch immer vor Augen halten, dass die Konsequenzen höher werden im Falle eines Falles. Am Ende gehts den meisten doch eher um eine gute Zeit da draußen und die kann ich auch haben, wenn ich nicht mit 70kmh über den Singletrail fliege. In der Regel ist ein Bike mit weniger Federweg die bessere Wahl für den alltäglichen Einsatz.
@Grinsekater: Einspruch und Zustimmung zugleich
Wie jeder andere von uns auch habe natürlich auch ich meine Hausrunde. Diese nutze ich, um nach dem Winter fit zu werden und während der Saison in guter Form zu bleiben. Diese befindet sich nur ein paar Minuten von mir daheim entfernt. Sie ist technisch eher unspektakulär, konditionell mit einigen steilen Anstiegen und Rampen schon etwas anspruchsvoller. Für die Runde benötige ich eine bestimmte Zeit; als Gradmesser für meine Fitness ein guter Anhaltspunkt. Gestern bin ich meine Hausrunde mit dem Slash gefahren, und zwar schneller, als mit jedem anderen Bike, das ich bisher besessen habe. Und das hat einen Mordsspaß gemacht. Das ist der Einspruch
Nun die Zustimmung: Die Geschwindigkeiten, die das Slash im Vergleich zu meinen bisherigen Bikes möglich macht, sind enorm und flößen mir schon etwas Respekt ein. Ich habe mich schon ein paar Male dabei ertappt, dass ich mich nach einer Abfahrt erst mal kurz sammeln musste
Die Ergebnisse sind jetzt im Einleitungsartikel noch einmal zusammengefasst und gegenübergestellt. Viel Spaß beim Lesen!
Ist es richtig, dass das TREK Rahmenset Slash 29 Carbon ausverkauft ist (und nie wieder Nachschub kommt)?
Hatte vor kurzem Mal geschaut, da sollten alle Größen Mitte diesen Monats bis Mai wieder verfügbar sein.
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: