Die Transalp 2019 ist gestartet! Simon Stiebjahn und Urs Huber vom Team Bulls haben sich zu Beginn des Mehrtagesrennens schon eindrucksvoll in Szene gesetzt. Wir haben uns die Arbeitsgeräte der Bulls-Piloten etwas genauer angesehen und ein kleines Interview geführt, in dem uns die Beiden noch das ein oder andere über ihre Rennfeilen erzählen. Viel Spaß beim Lesen!
Anmerkung: Das Interview wurde vor dem Start der Transalp geführt.
MTB-News: Hallo Simon. Hallo Urs, schön dass ihr euch Zeit nehmt, mit uns über die anstehende Transalp und euer Race-Bike, das Bulls Black Adder, zu sprechen. Deshalb gleich zu Frage eins: Warum fahrt ihr die Transalp mit dem Hardtail und nicht wie beim Cape Epic mit dem Fully?
Urs: Die Streckencharakteristik bei der Transalp ist nicht zu vergleichen mit dem Cape Epic. Hier gilt es primär lange und steile Anstiege auf Schotterstraßen zu bewältigen. Der Singletrail-Anteil hat im Vergleich zu früheren Jahren wohl etwas zugenommen, trotzdem sind die Trails meist sehr flowig zu fahren und somit bevorzugen wir ein leichtes Hardtail.
Was ist besonders an eurem neuen Hardtail?
Simon: Das Black Adder Team hat einen komplett neuen Anstrich erhalten, um alles mitzubringen, was ein gutes Race-Hardtail ausmacht. Der Reach wurde etwas länger und der Lenkwinkel mit 69 Grad flacher, hinzu kommen die mit 430 Millimetern kurzen Kettenstreben, die das Rad noch agiler machen. Gerade in schnellen Abfahrten können so noch höhere Geschwindigkeiten erreicht werden, ohne dass die nötige Fahrsicherheit verloren geht. Bergauf sorgt der 74-Grad-Sitzwinkel dafür, den Körper weit genug vorne halten zu können, um das Steigen des Vorderrads zu verhindern. Gerade in diesem Jahr in dem die Transalp wieder über die steilen Dolomitenpässe führt, könnte das einen entscheidenden Vorteil bringen.
Könnt ihr das ein wenig näher an eurem Fahrgefühl beschreiben?
Urs: Das Bike fährt sich sehr agil und direkt. Dies macht es besonders in kniffligen und verwinkelten Abfahrten handlich und ist schnell runter zu kriegen. Ansonsten fährt es sich auch in den Anstiegen sehr gut, die Kraft, die man in die Pedalen gibt, wird direkt in Meter umgewandelt. Innen verlegte Kabelzüge und Bremsleitungen sind heute quasi Standard, aber der Rahmen sieht damit nicht nur sauber und schlicht aus, sondern wird mit seinem eher massiven Unterrohr und gelungenem Design optisch zu einem richtigen Blickfang.
Was ist am Bike Setup zur Trans Alp besonders?
Urs: Ich fahre bei der Transalp kein spezielles Setup. Wichtig sind natürlich sichere Reifen und auch sonst kein extremes Materialtuning, da ein massiver Defekt sich natürlich extrem auswirken würde bei sieben Tagen Renndauer. Generell setze ich beim Material eher auf Sicherheit als auf großes Risiko. Schlussendlich entscheiden die Beine und nicht ein 100 Gramm leichterer Reifen. Eventuell kommt je nach Etappenprofil und Wetter mal ein zweiter Flaschenhalter ans Bike.
Nun zur anstehenden Transalp: Die Strecke dieses Jahr ist ja gespickt mit viel Neuem. Tux, der ganz neue Startort und Molveno, der ganz neue Zielort – beide zum ersten Mal überhaupt Teil der Transalp. Es ist vieles neu, vieles anders. Wie taugt euch die Strecke in diesem Jahr?
Simon: Um ehrlich zu sein kenne ich nur einige Streckenteile aus den vergangenen Austragungen, deshalb fällt es mir schwer eine Einschätzung abzugeben. Ich freue mich aber auf die faszinierende Landschaft der Dolomiten und mit Urs habe ich einen so starken Partner an meiner Seite, dass ich zwar Respekt habe, mich aber genauso auf die harten Strecken mit vielen Höhenmetern freue.
Urs: Dieses Jahr sind auch für mich, obwohl ich schon zum neunten Mal starte, einige neue Etappenorte und Streckenabschnitte dabei. Dies macht es sicher interessant und attraktiv, komplett anders kann es aber trotzdem nicht sein, da wir uns ja immer noch in einem bekannten Gebiet bewegen. Generell sieht es so aus, dass jeweils immer auf eine lange Etappe eine kurze folgt, wodurch wir uns nicht täuschen lassen dürfen, denn die kurzen Etappen können durch eine höhere Intensität schwieriger werden als die langen. Wenn wir in Tux am Start stehen, werden wir auf jeden Fall unseren Wunschverlauf der Woche im Kopf haben und dann aber jeden Abend die Ausgangslage neu beurteilen und unseren Plan eventuell anpassen müssen.
Wie bereitet ihr euch auf die Strecken vor? Werden diese vorher abgefahren? Oder alles händisch auf Karten?
Urs: Generell ist es für mich immer schwierig, mich speziell auf die Transalp vorzubereiten, da sie quasi mitten in die Saison fällt. Im Vergleich zum Cape Epic bleibt da keine Zeit, um großartig die Strecke vorgängig abzufahren und dergleichen. Ich kann aber sagen, dass mir die Transalp von ihren Ansprüchen sehr entgegen kommt, da ich die Anforderungen im Alpengebiet sehr mag. Im Vorfeld fahre ich ja auch schon viele anspruchsvolle Rennen mit langen Aufstiegen und Transalp-typischen Abfahrten, sodass man dies fast etwas als Vorbereitung bezeichnen könnte.
Was habt ihr im Vergleich zum Cape Epic in der Vorbereitung anders gemacht?
Simon: Bei der Transalp kommt es vor allem auf die Kletterkünste an, Anstiege von 1000 hm am Stück sind da keine Seltenheit. Deshalb habe ich mich in Livigno auf die diesjährige Transalp vorbereitet um genau diese langen Anstiege zu trainieren. Dabei ist es enorm wichtig über eine lange Zeit einen hohen Rhythmus zu fahren. Beim Cape Epic mit kürzeren Anstiegen ist deutlich mehr Explosivität gefragt.
Wie wollt ihr die Trans Alp in sieben schweren Tagen für euch entscheiden?
Urs: Konstanz! Man kann die Transalp nicht an einem Tag gewinnen, aber jeden Tag verlieren. Das haben wir letztes Jahr erlebt, als wir fünf von sieben Etappen gewinnen konnten, aber am zweiten Tag so viel Zeit verloren haben, dass wir ab da quasi chancenlos waren und Gesamtzweiter wurden.
Wie wichtig sind das Backup und das Team hinter dem Team?
Simon: Vorne mitfahren kann man nur, wenn das ganze Team an einem Strang zieht. Dazu gehört jeder einzelne. Auch wenn am Ende die Fahrer im Rampenlicht stehen so tragen alle im gleichen Maß zum Erfolg bei. Das Backup-Team gibt uns die Sicherheit, dass im Defektfall nicht viel Zeit verloren geht, was mental sehr entspannend ist.
Urs: Und ohne das Supporterteam geht es sowieso nicht, wenn man um den Sieg fahren will. Dadurch wird uns alles neben der Strecke abgenommen. Wir stehen jeden Morgen mit einem „neuen“ Bike am Start, für uns wird nach unseren Wünschen und Bedürfnissen gekocht, wir werden täglich massiert, um nur die größten Eckpfeiler der Arbeit des Supporterteams zu erwähnen.
Welche Erwartungen habt ihr an euch?
Simon: Urs und ich wollen da weiter machen wo wir letztes Jahr aufgehört haben.
Urs: Ganz klar, ich möchte die Transalp nach 2011 wieder gewinnen!
Simon: Klar gibt es wieder einige Konkurrenten, die auch ein Wörtchen mitreden wollen. Die Favoriten sind ganz klar Jochen Käß und Daniel Geismayr und auch wenn ich seit dem Cape Epic bisher keine gute Phase hatte, so wäre es doch schön, wenn am Ende mal ein anderes Team die Transalp gewinnen würde. Mit dem nötigen Glück vielleicht ja das Team Bulls.
Dann wünschen wir euch ein gutes Gelingen in den sieben Tagen. Wir werden täglich miterleben, wie es beim Team Bulls Inside läuft!
Weitere Informationen zum Bulls Black Adder Team findet ihr hier.
Alle Artikel zur BIKE Transalp 2019:
- Transalp 2019: Interview mit den Podiumsfahrern – Spannung pur bis zum letzten Meter
- Transalp 2019 #7: Drama um Team Bulls – Käß/Geismayr schnappen sich den Titel
- Transalp 2019 #6: Bulls baut Vorsprung aus – Zweiter Tagessieg für Hem/Rebagliati
- Transalp 2019 #5: Bulls erobert Gelb
- Transalp 2019 #4: Team Bulls siegt im Zielsprint
- Transalp 2019 #3: Rebigliati/Hem mit Tagessieg, Centurion-Vaude verteidigt Gelb
- Transalp 2019 #2: Käß und Geismayr schnappen sich das Gelbe Trikot
- Transalp 2019: Die Arbeitsgeräte von Simon Stiebjahn und Urs Huber unter der Lupe
- Transalp 2019 #1: Etappensieg nach Zielsprint für Huber und Stiebjahn
- Transalp 2019: Wer holt sich den Sieg beim Klassiker?
20 Kommentare