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Nach dem Sieg in Leogang stand erst mal Party auf dem Programm.
Nach dem Sieg in Leogang stand erst mal Party auf dem Programm.
Das ist mal ein dickes Ding!
Das ist mal ein dickes Ding! - Nach einem Trainingssturz in Schladming ist Andis Knie extrem stark angeschwollen.
Nach einem gründlichen Check im Krankenhaus wurde die Schwellung abgesaugt
Nach einem gründlichen Check im Krankenhaus wurde die Schwellung abgesaugt - das Ganze war wohl äußerst Schmerzhaft.
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Mit Bandage und Wanderstöcken ging es die gründlich überarbeitete Strecke runter.
Mit Bandage und Wanderstöcken ging es die gründlich überarbeitete Strecke runter.
Wenn das Bein so aussieht …
Wenn das Bein so aussieht …
… sollte es niemanden verwundern, dass Andi nicht den dynamischsten Track Walk hingelegt hat.
… sollte es niemanden verwundern, dass Andi nicht den dynamischsten Track Walk hingelegt hat.
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Die Quali lief gut
Die Quali lief gut - Platz 7 für den schickesten Schnorres der Alpen-Republik.
Im Semifinale gelang Andi ein sauberer Run.
Im Semifinale gelang Andi ein sauberer Run.
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Podium knapp verpasst
Podium knapp verpasst - in Anbetracht der Umstände kann Andi mit dem Ergebnis allerdings durchaus zufrieden sein.
Jetzt erst mal ausruhen
Jetzt erst mal ausruhen - und dann volle Attacke bei der Weltmeisterschaft in Fort William!

Unser Blogger Andi Kolb hat ein durchwachsenes World Cup-Wochenende in Val di Sole hinter sich. Wie es Andi im Tal der Sonne ergangen ist und was genau die höllischen Schmerzen verursacht hat, erfahrt ihr in seinem Blog. Viel Spaß beim Lesen!

Nach meinem Sieg in Leogang haben wir dann doch ziemlich gefeiert – zwei Tage lang. Ich habe es wirklich genossen. Natürlich: Den ersten World Cup Sieg muss man schon ordentlich feiern! Aber dann habe ich ziemlich schnell wieder den Gedanken ans nächste Rennen gefunden und das war Val di Sole. Meine absolute Lieblingsstrecke muss ich wirklich sagen. Seit 2015, als ich das erste Mal dort war, ist das wirklich die geilste Strecke für mich – dort kann ich mein Fahrkönnen am besten zeigen.

Nach dem Sieg in Leogang stand erst mal Party auf dem Programm.
# Nach dem Sieg in Leogang stand erst mal Party auf dem Programm.

Testen in Schladming – mit ungutem Ausgang …

Vor Val di Sole waren wir noch testen in Schladming und hatten eine echt coole Woche mit dem Team. Leider bin ich dort noch mal leicht gestürzt – es war wirklich nur ein kleiner Sturz in einer der langsamsten Kurven, die es in Schladming gibt. Dabei habe ich mir wieder das Knie angestoßen. Das war wohl etwas zu viel für die Knie-Verletzung, die ich seit dem World Cup in der Lenzerheide hatte. Die alte Verletzung ist mehr oder weniger explodiert. Sprich: ein riesiges Hämatom, dieses Mal noch um einiges größer als in der Schweiz.

Ich glaube, ich hätte mir eigentlich keinen besseren Ort aussuchen können für eine Verletzung wie Val di Sole. Das hört sich jetzt komisch an, aber es ist für mich einfach die Strecke, wo ich am meisten Selbstvertrauen habe.

Ich bin sofort ins Krankenhaus mit Röntgen, MRT, dem ganzen Drumherum. Danach ist dann Blut abgesaugt worden, weil das Knie einfach extrem massiv angeschwollen war. Bei der ganzen Aktion habe ich ein neues Schmerzlevel erfahren. Jeder Knochenbruch, den ich bisher hatte, war nichts dagegen – die Schmerzen, die ich kurzzeitig hatte, vom Druck im Knie, waren einfach nur höllisch. Das Ganze ist am Freitag zwischen den beiden World Cups passiert, also zwei Tage vor der Anreise nach Val di Sole. Sprich: etwas kontraproduktiv, würde ich sagen …

Das ist mal ein dickes Ding!
# Das ist mal ein dickes Ding! - Nach einem Trainingssturz in Schladming ist Andis Knie extrem stark angeschwollen.
Nach einem gründlichen Check im Krankenhaus wurde die Schwellung abgesaugt
# Nach einem gründlichen Check im Krankenhaus wurde die Schwellung abgesaugt - das Ganze war wohl äußerst Schmerzhaft.
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Deshalb war es dann wirklich schwer, körperlich und mental ready zu sein für Val di Sole. Am Sonntag bin ich nach Italien angereist, aber konnte selbst nicht Auto fahren, weil es einfach zu schmerzhaft war, wenn der Fuß runterhing. Ich musste ihn also hochlegen, Schmerzmittel nehmen, kühlen, Kompression die ganze Zeit. So gingen die nächsten Tage weiter. Gott sei Dank hat mir der Greg, der Physiotherapeut von Vali Höll, ausgeholfen mit einer Eismaschine, die mit Kompressionen arbeitet. Das war ein Game Changer.

Track Walk: Rumhumpeln mit Wanderstöcken

Der Trackwalk in Val di Sole war gerade so möglich. Sprich: Ich bin da halt irgendwie runter gehumpelt mit meinen Wanderstöcken. Von der Strecke war ich sehr positiv überrascht. Sie haben extrem viel Arbeit reingesteckt und es hat dadurch schon deutlich einfacher ausgehen als in den Jahren zuvor. Aber einfacher in Val di Sole heißt nicht einfach, sondern einfach nur etwas besser als vorher – in den letzten Jahren war es doch etwas zu viel. Ich habe mich dann schon sehr aufs Fahren gefreut, aber die Nervosität war natürlich groß. Ich wusste: Ich darf eigentlich nicht stürzen, denn sonst ist das Wochenende vorbei. So sah dann auch mein ganzes Mindset fürs Wochenende aus: Ich wollte nur möglichst viele Punkte mitnehmen, damit ich im Overall nicht zu weit nach hinten rutsche.

Mit Bandage und Wanderstöcken ging es die gründlich überarbeitete Strecke runter.
# Mit Bandage und Wanderstöcken ging es die gründlich überarbeitete Strecke runter.
Wenn das Bein so aussieht …
# Wenn das Bein so aussieht …
… sollte es niemanden verwundern, dass Andi nicht den dynamischsten Track Walk hingelegt hat.
# … sollte es niemanden verwundern, dass Andi nicht den dynamischsten Track Walk hingelegt hat.

Training: Sauber und schnell

Dann war es ja auch schon soweit für das Training. Ich habe immer mehr Bewegung ins Knie reinbekommen und habe dann sogar schon Kniebeugen unter 90 Grad machen können, was natürlich extrem gut war. Vor dem Training habe ich noch ein paar Sachen am Bike geändert. In Val di Sole hilft es zum Beispiel, die Lenkerhöhe zu erhöhen. Da bin ich 7 mm höher gegangen als in Leogang. Und den Rebound hinten am Dämpfer habe ich auch noch einen Klick runtergedreht. Aber sonst bin ich mit einem ziemlich gleichen Setup gestartet.

Ich wusste: Ich darf eigentlich nicht stürzen, denn sonst ist das Wochenende vorbei.

Das Training war so la la, würde ich mal sagen. Sprich für den Kopf war es natürlich sehr schwierig. Die Strecke war extrem loose, so loose wie noch nie meiner Meinung nach. Weil die Strecke nur mit neuer Erde aufgefüllt worden ist. Da war es dann sehr tricky, den Grip zu finden und irgendwie zu pushen. Das Pushen habe ich dann eher gelassen am ersten Tag und habe nur vier Trainingsläufe gemacht, während die meisten anderen schon sechs, sieben Läufe gemacht hatten. Aber mehr war mit dem Knie einfach nicht drin. Ich war dann aber ganz positiv überrascht über die Rückmeldung, die ich von Leuten auf der Strecke bekommen habe. Es hat geheißen, ich bin sehr sauber und eigentlich auch schnell unterwegs.

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Ich glaube, ich hätte mir eigentlich keinen besseren Ort aussuchen können für eine Verletzung wie Val di Sole. Das hört sich jetzt komisch an, aber es ist für mich einfach die Strecke, wo ich am meisten Selbstvertrauen habe. Und ja, besser hier als irgendwo in Andorra, wo ich generell schon struggle. Von dem her …

Qualifikation: Es wird tricky

Am nächsten Tag in der Quali hat es dann ein bisschen Regen gegeben, was natürlich in Val di Sole alles andere als optimal ist, da die Strecke schon schwer genug ist. Mit dem Regen wird es dann wirklich extrem tricky. Und dort auf Speed zu fahren, mit wenig Grip ist doch sehr, sehr interessant. Ich habe es dann aber geschafft auf Rang 7 zu fahren, war aber trotzdem nicht wirklich happy mit der eigenen Leistung. Mit der Position war ich mehr als happy, aber die Leistung von mir selber war wirklich nicht gut, weil ich mental wirklich gestruggelt bin. Und jede Rechtskurve, wo das Knie auf der Innenseite ist, da wusste ich, ich darf jetzt auf keinen Fall wegrutschen. Es war schwierig im Moment zu bleiben, wenn man mit dem Kopf irgendwo anders ist – dann kann man einfach nicht sein Bestes geben. Aber ja, trotzdem siebter Platz, gute Punkte. Da war ich schon mal happy und habe gewusst: alles, was jetzt noch dazu kommt, ist natürlich die Kirsche auf der Torte.

Die Quali lief gut
# Die Quali lief gut - Platz 7 für den schickesten Schnorres der Alpen-Republik.

Renntag: Top oder Flop?

Am Renntag war dann die Motivation echt ziemlich am Boden, muss ich sagen. Ich war dann irgendwie ganz weit weg mit dem Kopf und habe das Negative vom Tag zuvor komplett mitgenommen. Die letzten zwei Trainingsläufe waren katastrophal. Keine Linie hat funktioniert. Über Nacht hatte es wieder geregnet und es war einfach für mich einfach zu schwer. Ich glaube, ich habe mich da vielleicht zu sehr reingesteigert. Mir hat dann jeder gesagt, jeder struggelt. Eigentlich bin ich einer von denen, die am besten aussehen, aber für mich hat sich das alles andere wie gut angefühlt.

Ich bin das Semifinale dann sehr locker angegangen und habe einfach einen sauberen Run runtergefahren. Zwar habe ich zwei ziemlich große Fehler eingebaut, aber der Rest war wirklich sauber und ich war damit glaube ich auch nur circa nur zwei Sekunden hinten. Damit war ich dann extrem happy und habe ich mir gedacht: Okay, es trocknet jetzt ab und dann kann ich im Finale wirklich Gas geben. Da habe ich gemerkt, dass mein Mental Game zurückkommt. Wenn ich weiß, dass der Grip okay ist, dann kann ich wirklich Gas geben.

Im Semifinale gelang Andi ein sauberer Run.
# Im Semifinale gelang Andi ein sauberer Run.
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Ich war dann echt motiviert und habe geglaubt, das Podium könnte gut drinnen sein heute. Leider ist dann gleich danach der Regen eingetroffen wieder. Dann bin ich wieder in mein kleines mentales Loch reingefallen. Aber ich wusste, ich muss wieder aufpassen und kann nicht voll riskieren, weil das mit meinem Knie zu riskant ist. Und so bin ich dann leider auch meinen Rennlauf gefahren. Von oben bis unten zu verhalten und trotzdem habe ich noch zwei, drei große Fehler gemacht. Wenn man schon zu verhalten fährt und trotzdem Fehler macht, dann ist man natürlich weg vom Podium. Und genau das ist passiert. Zwei Zehntel weg vom fünften Platz ist natürlich extrem schade.

Podium knapp verpasst
# Podium knapp verpasst - in Anbetracht der Umstände kann Andi mit dem Ergebnis allerdings durchaus zufrieden sein.

Ich war aber schon sehr traurig darüber, weil Val di Sole meine Lieblingsstrecke ist. Ich wusste: Wenn ich da fit und stark bin, kann ich da wirklich etwas Cooles zeigen. Aber als ich dann realisiert habe, was ich eigentlich erreicht habe, mit meinem Knie und dem ganzen Drumherum … Charlie hat sich verletzt, mein Teamkollege, im Semifinale. Extrem viele Stürze, Bruni ist zweimal gestürzt, Minnaar und so weiter und so fort. Viele Verletzungen. Ich glaube, das hat mich einfach auch mit runtergezogen das ganze Wochenende, da ich eh mental nicht hundertprozentig oben war. Aber dann habe ich gesehen: vierter Platz im Overall. Ich habe also sogar meinen Platz gehalten. Das ist natürlich mega cool.

Und Jackson Goldstone auf Platz 1, einer von meinen besten Freunden eigentlich im World Cup-Zirkus, das war natürlich auch mega cool zu sehen. Und ich gönne es dem jungen Kanadier mehr wie anderen, würde ich jetzt mal sagen. Also wirklich, der hat es so verdient. Extrem cooler Kollege und cool zu sehen. Und ja, jetzt im Nachhinein bin ich mehr als happy mit dem Wochenende. Ich glaube, es hätte wirklich nicht besser laufen können – den Umständen entsprechend. Trotzdem kann es nicht erwarten, jetzt einfach mal Ruhe zu halten. Ich bin jetzt daheim, habe noch ein paar Geräte zum Regenerieren und die nächsten Tage werden gechillt. Danach geht’s los mit der Vorbereitung für die WM, damit ich dann wieder topfit reinstarten und wieder wirklich so fahren kann, wie ich will. Auch das freut mich wieder extrem.

Danke an euch alle – ich habe mich sehr gefreut über die Kommentare zu meinem Sieg in Leogang. Wirklich mega cool! Danke an euch und bis zum nächsten Mal. Ciao!

Jetzt erst mal ausruhen
# Jetzt erst mal ausruhen - und dann volle Attacke bei der Weltmeisterschaft in Fort William!

Was sagst du zur Performance von Andi in Val di Sole?

Fotos: Nathan Hughes

Hier findest du weitere Blog-Artikel von Andi Kolb aus der Saison 2023:

  1. benutzerbild

    GrazerTourer

    dabei seit 10/2003

    Was für eine Geschichte! smilie

    Das Arge ist, auf welchem Level sich das auf einmal alles bewegt. Fährt völlig zerstört auf Platz 7, lässt die ganzen "alten" Kapazunder hinter sich und ist unzufrieden! smilie smilie smilie Rennt, würd ich sagen! Unfassbares Mindset! smilie

  2. benutzerbild

    roliK

    dabei seit 04/2010

    Mit so einem Knie nach Val di Sole fahren - und dann noch so ein Rennen fahren! smilieops:
    Man merkt, daß du mittlerweile in der absoluten Weltklasse angekommen bist - mit allen Konsequenzen.

  3. benutzerbild

    rush_dc

    dabei seit 05/2011

    Jaa, Steirerbluat ist eben kein Himbeersaft. Ich hab mir letzten Sommer im Urlaub die Strecke in Val di Sole mal angesehen, absolut irre... generell aber guter Park dort und kaum was los.
    Mach weiter so, dein Level derzeit ist mega!

  4. benutzerbild

    Rischar

    dabei seit 11/2006

    Wow, wir immer Danke für deinen Bericht.
    Bei deinen Berichten bleibe ich länger beim Kacken sitzen, als nötig wäre 😀

    Super spannend zu lesen. Du gibt gute Einblicke, was auch mental vor sich gut. Danke für die Offenheit.

    Und natürlich mega Leistung mit so einem Knie!

  5. benutzerbild

    brillenboogie

    dabei seit 08/2008

    Bei deinen Berichten bleibe ich länger beim Kacken sitzen, als nötig wäre 😀

    Danke für die Offenheit.

    Ansonsten: Geiler Typ, Wahnsinnsleistung, sehr lesenswerter Bericht - einfach nur mega Respekt! Hau rein bei der WM und der restlichen Saison!

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