Das Jahr 2021 startete für Alessandra Keller alles andere als optimal. Im Januar zog sich die 25-Jährige eine schwere Knieverletzung zu und musste ihre Saisonvorbereitung zunächst einmal unterbrechen. Inzwischen ist die Schweizerin wieder zurück auf dem Bike und kann seit einigen Tagen auch wieder die ersten Einheiten im Gelände absolvieren, sodass sie pünktlich zum Weltcupauftakt in Albstadt fit sein könnte. Ob sie schon Anfang Mai an die starken Ergebnisse der Vorjahre anknüpfen kann, bleibt abzuwarten, die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio ist aber zweifelsohne das große Saisonziel der ehemaligen U23-Weltmeisterin.

Auf dem Weg zu den Spielen in Japan setzt Keller auf das Thömus Lightrider Worldcup – auf dessen Vorgänger Mathias Flückiger unter anderem die Silbermedaille bei der WM 2019 in Mont-Saine-Anne einfuhr. 2020 überarbeiteten die Schweizer das Renngefährt neu, damit den Profis im Team von Ralph Näf bei den Olympischen Spielen das bestmögliche Material zur Verfügung steht. Besonderes Plus im Vergleich zum Vorgänger: Der Rahmen soll leichter und steifer sein sowie kinematisch besser mit den Federelementen harmonieren. Vorhang auf für das Thömus Lightrider Worldcup von Alessandra Keller!
Arbeitsgerät: Thömus Lightrider WC von Alessandra Keller
- Fahrerin Alessandra Keller (1,78 m)
- Rahmen Thömus Lightrider Worldcup / Größe L / Carbon
- Geometrie Reach: 470 mm / Lenkwinkel: 68,7°/ Kettenstreben: 438 mm
- Federweg 110 mm / 110 mm
- Fahrwerk DT Swiss F232 One / DT Swiss R232 One
- Laufräder DT Swiss XRC 1200 Spline
- Lenker Newmen Advanced SL 318.10, 700 mm Breite
- Bremsen Shimano XTR, 160 mm/160 mm
- Schaltung Shimano XTR

Rahmen und Geometrie
Das Thömus Lightrider WC von Alessandra Keller kommt mit der gleichen Geometrie aus wie das Serienmodell. Obwohl der Rahmen in Größe L seitens des Herstellers erst ab einer Körpergröße von 1,85 m empfohlen wird, setzt die junge Schweizerin mit ihren 1,78 m auf ebendiesen Rahmen, weshalb Keller ein relativ langes Bike zur Verfügung steht. Durch den 90 mm langen Vorbau bleibt die Sitzposition zudem äußerst sportlich.

Einen langen Reach und einen flachen Lenkwinkel gibt’s beim Thömus Lightrider WC außerdem – zum Vergleich: Das Specialized Epic, das geometrietechnisch in Expertenkreisen immer wieder als aktuelle Benchmark angesehen wird, besitzt in Größe L einen Reach von 470 mm und einen Lenkwinkel von stolzen 67,5°. Das Thömus kommt somit mit demselben Reach aus und hat gleichzeitig einen Lenkwinkel von 68,7°. Damit fällt das Lightrider in Bezug auf die Geometrie getrost in die Kategorie „modern“.
Weitere interessante Key-Facts zum Bike von Alessandra Keller: Die Kettenstrebenlänge misst 438 mm, der Sitzwinkel beträgt 73,5° und die verbaute DT Swiss F232 One-Federgabel besitzt einen Offset von 51 mm.


Fahrwerk und Setup
Bei den Fahrwerkskomponenten setzt das Thömus RN Swiss Bike Team auf Bauteile ihrer Landsleute von DT Swiss. Im Bike von Alessandra Keller befindet sich dementsprechend eine 100 mm F232 One Federgabel mit Remote-Ansteuerung vom Lenker, die mit ihren 32 mm-Standrohren und knapp unter 1500 Gramm (Herstellerangabe) im Vergleich zur Konkurrenz von Rock Shox und Fox minimal schwerer daherkommt. Um die Kennlinie etwas progressiver zu halten, sind in der Gabel zwei Tokens verbaut. Der Luftdruck pendelt sich je nach Strecke bei 60 psi ein.
Der vertikal angeordnete R232 One-Dämpfer wird über den bereits erwähnten Remote-Hebel bedient und kann somit ohne große Probleme geöffnet bzw. blockiert werden. In Kombination mit dem Hinterbau bietet der Dämpfer 110 mm Federweg am Heck, beinhaltet einen Token und wird von Keller mit 90 psi gefahren.


Laufräder und Reifen
Das Thema Laufräder und Reifen wird von Jahr zu Jahr komplexer. Grund dafür sind größere Entwicklungsschritte in der Felgen- und Reifentechnologie in den letzten Jahren. Für XC-Fahrerinnen und -Fahrer wird es deshalb kompliziert: Unzählige Kombinationsmöglichkeiten sind denkbar und werden des Öfteren auch je nach Strecke oder Witterungsbedingung angepasst. Für Athleten wie Alessandra Keller stellen sich somit einige Fragen: Präferiere ich schmalere 2.2-“ bzw. 2.25“-Reifen oder setze ich lieber auf breite 2.35“- oder sogar 2.4“-Pneus? Davon ist in vielen Fällen abhängig, ob die Laufräder mit 25 mm- oder 30 mm-Felgen bestückt werden.
Unterschiedliche Gummimischungen bei den Reifen sorgen dann für das Endlevel im Verwirrungschaos. Mögliches Beispiel: Fahrer XY setzt vorne auf einen 2.35“-Reifen in weicher Gummimischung mit 30 mm-Felge um bestmöglichen Grip zu generieren, fährt gleichzeitig am Heck aber einen 2.2“-Pneu mit harter Mischung und 25 mm-Felgen aufgrund des geringeren Rollwiderstands. Zig weitere Kombinationsmöglichkeiten sind denkbar.

Nach internen Tests des Thömus RN Swiss Bike Teams wird Keller bei ihrem Lightrider meistens auf eine Kombination aus einem 2.25“ Schwalbe Racing Ray mit Addix Speedgrip Compound an der Front und einem 2.25“ Racing Ralph mit Addix Speed Compound setzten. Der Luftdruck variiert je nach Strecke, wird sich nach Aussagen ihres Teamchefs Ralph Näf aber wohl um 1,25 bar vorne bzw. 1,35 bar hinten einpendeln. Die auf den Bilder dargestellte Kombination aus einer 30 mm DT Swiss XRC Spline-Felge mit den Schwalbe Racing Ralph-Reifen in 2,25“ im Addix Speed-Compound könnte für trockene, schnelle Strecken prädestiniert sein.


Komponentencheck
XTR, wohin das Auge reicht – der Antrieb stammt aus dem Hause Shimano. Keller setzt dabei auf eine 10-51-Kassette und ein 32er oder 34er Kettenblatt (je nach Strecke), über dem eine minimalistische, eigens entwickelte Kettenführung unerwünschte Kettenabwürfe verhindern soll. Auch auf der Bremse prangt das XTR-Logo. Die Stopper entsprechen dem Serienmodell BR-M9100 und sind vorne sowie hinten mit 160 mm-Scheiben ausgestattet.


Die Anbauteile am Cockpit kommen von Newmen und bestehen aus einem 700 mm breiten Advanced SL 318.10-Lenker und einem 90 mm langen Evolution SL 318.2-Vorbau. Bei der Sattelstütze setzt Alessandra Keller auf die überdurchschnittlich leichte DT Swiss D232 One Variostütze, die mit ihren schlanken 369 Gramm und 60 mm Hub eine Optimallösung für etliche XC-Kurse darstellt. Als Sattel dient der Selle Italia X-LR Kit Carbonio.




Arbeitsgerät Nummer 2: Thömus Sliker Pro von Alessandra Keller
Dass Mountainbike-Profis auch viele Trainingskilometer auf der Straße abspulen, ist alles andere als ein Geheimnis. Alessandra Keller absolviert auf dem Sliker Pro ihre Grundlageneinheiten und wäre mit dem Renngeschoss auch für den einen oder anderen Trainingswettkampf auf der Straße bestens gerüstet. Die Bilder von Kellers Sliker Pro wollen wir euch an dieser Stelle natürlich nicht vorenthalten!

Wie gefällt euch das Thömus Lightrider WC von Alessandra Keller?
Hier findest du weitere Arbeitsgeräte von den Stars der Mountainbike-Szene:
- Arbeitsgerät: Giant XC-Prototyp von Weltmeister Alan Hatherly
- Arbeitsgerät: GT Fury von Danny Hart
- Arbeitsgerät – Cape Epic-Edition: Orbea Oiz OMX von Georg Egger
- Arbeitsgerät – Cape Epic-Edition: Scott Spark RC von Nino Schurter
- Arbeitsgerät Spezial: Pinnit Shredmaster V2 von IBC-User Grottenolm
53 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDa haben einige Leute mich falsch verstanden. Bitte nicht alles mischen. Ich reden vom Sitzwinkel. Wissensschaft ist klar und eindeutig. Es sind keine Fake-News. Wenn man vorne sitzt, erhöht man die Belastung für die Knie. Punkt.
Thema Setback: ist immer noch aktuell. Die Canyon Endurace werden mit Setback-Sattelstütze verkauft. Vielleicht handelt es sich nicht um Sattelstütze mit einem extremen Setback aber sie geben dem Fahrer die Möglichkeit, sein Position zu ändern.
Thema Agilität/Hindernisse: ich glaube, dass es einige Biker mit Enduro-Maschine gibt, die sich nicht einmal trauen zu fahren, was die Radquerfahrer fahren https://fb.watch/4tDU12lqvw/
Man könnte sicher agile Bikes entwinkeln, die trotzdem flache Sitzwinkel haben.
Noch einmal: ich wollte niemanden angreifen. Nur sagen, dass diese langsam extremen Sitzwinkel für unsere Knie anspruchsvoll sind. Das gleiche gilt nämlich für den Lenker: breite Lenker sehen schon cooler aus als schmale aber sind für die Schulter tödlich; wieder die Biomechanik unseres Körper. Alessandra fährt mit einem 700mm Lenker und Nino sogar mit einem 680mm Lenker. Bei den Liegestützen: was ist einfacher? Hände schulterbreit oder mit 800mm Abstand?
Es ist ein klassischer Äpfel und Birnen Vergleich die Kniebeuge hierfür heranzuziehen. Das ist eine völlig andere Belastungssituation. Zweitens ist die Grundannhame falsch das die Kniebelastung irgendetwas mit dem Sitzwinkel zu tun hat. Der Beugewinkel bleibt nämlich immer gleich: Egal wie steil oder flach der Sitzwinkel ist.
Die Belastung des Lendenwirbelbereichs nimmt aber tatsächlich mit einem steileren Sitzwinkel ab. Die Power kommt auch nicht aus dem Lendenbereich, sondern aus dem Gluteus, dieser Muskel kann seine Kraft ein ganzes Stück besser entfalten wenn er in seiner Ruhelage nicht zu stark gebeugt ist, dabei hilft der steile Sitzwinkel. Ausserdem, und das ist wahrscheinlich der spürbarste Vorteil, ist die Krafteinleitung bei einem steileren Sitzwinkel beim sitzenden Bergauffahren schon deshalb besser, weil die Gefälleneigung durch den steilen Sitzwinkel kompensiert wird. Man tritt nicht so arg von hinten in den Antrieb.
Ich mag es lange Strecken, gerne auch mit vielen Höhenmetern zu fahren. Deshalb ist es für mich nicht nachvollziehbar, wieso gerade ein Schweizer, der gerne steile Rampen hochfährt, flache Sitzwinkel verteidigt. Es scheint sich in deinem Fall um eine sehr individuelle Neigung (man beachte die Doppeldeutigkeit) zu handeln. Vielleicht auch zu wenig ausprobiert, in Sachen Geometrie und Verstellmöglichkeiten?
Gerade für lange Lulatsche mit großem Sattelauszug sind Rahmen, die ein etwas steileres Sitzrohr haben, ein wahrer Segen... Bessere Gewichtsverteilung und so weiter... Beim Bikefitting am Rennrad wird seltsamer Weise auch sehr oft der Schwerpunkt nach vorne verschoben... komisch, oder?
Ich habe mir immer schon Fragen zur Geometrie und den sportphysiologischen Aspekten meiner Fahrzeuge gestellt. Lange bevor die Industrie auf den Trichter kam, fand ich Lenkwinkel zu steil, Sitzwinkel zu flach und Radstände zu kurz, Rahmen vertikal zu steif usw...
Und ich bin auch schon lange keine 20 mehr, fahre aber so lange dass mein erstes MTB noch einen 560mm Lenker und einen 100er Vorbau hatte.
Ich glaube dass die Biomechanik bei unterschiedlichen Proportionen sehr verschieden ist, und sich daher pauschale Aussagen bezüglich Maßen, Verhältnissen und Winkeln nicht eigenen.
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