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Viele Jahre lang war Emilie Siegenthaler im Downhill World Cup aktiv
Viele Jahre lang war Emilie Siegenthaler im Downhill World Cup aktiv - die sechsfache Schweizerische Meisterin ist in ihrer World Cup-Karriere 16 Mal auf dem Podium gelandet und inzwischen eher neben als zwischen dem Tape aktiv. Neben Neko Mulally ist sie nun eine Repräsentantin der neu formierten Pro Riders Association.
Ein wichtiger Aspekt für die Pro Riders Association ist das Thema Sicherheit
Ein wichtiger Aspekt für die Pro Riders Association ist das Thema Sicherheit - nicht immer steht beispielsweise bei einem World Cup ein Helikopter zur Verfügung, um verunfallte Fahrerinnen und Fahrer möglichst schnell bergen zu können. Das soll sich ändern.
Immer wieder gibt es Kritik seitens der Fahrer an bestimmten Elementen der Strecken
Immer wieder gibt es Kritik seitens der Fahrer an bestimmten Elementen der Strecken - so beispielsweise an der letzten Kurve der WM-Strecke in Les Gets. Damit dieses Feedback sinnvoll ankommt, erstellt die Pro Riders Association derzeit Zusammenfassungen von jedem Rennen, um Verbesserungspotenziale aufzuzeigen.
Chris Ball war früher Technischer Beauftragter der UCI und hat dann die Enduro World Series erfolgreich auf die Beine gestellt
Chris Ball war früher Technischer Beauftragter der UCI und hat dann die Enduro World Series erfolgreich auf die Beine gestellt - inzwischen ist er als Gründer der Enduro Sports Organisation, kurz ESO, auch im Downhill World Cup stark involviert. Er ist einer der Strippenzieher und hat bereits angekündigt, auf die Wünsche der Pro Riders Association eingehen zu wollen.
Für kontroverse Diskussionen hat der unnötig gefährliche Zieldrop in Andorra gesorgt
Für kontroverse Diskussionen hat der unnötig gefährliche Zieldrop in Andorra gesorgt - hier wurden die Sorgen der Fahrer völlig ignoriert und es gab diverse Unfälle mit teils üblem Ausgang. Der Umgang mit dem Thema Sicherheit war einer der Beweggründe, weshalb die Fahrerinnen und Fahrer eine Union gegründet haben.
Jorge Garcia ist mittlerweile der Technical Delegate der UCI. Bei jedem World Cup läuft er nicht nur die Strecken unzählige Male ab, sondern ist auch selbst auf ihnen unterwegs
Jorge Garcia ist mittlerweile der Technical Delegate der UCI. Bei jedem World Cup läuft er nicht nur die Strecken unzählige Male ab, sondern ist auch selbst auf ihnen unterwegs - teilweise fehlt aber das Verständnis, was die UCI zum Thema Sicherheit beiträgt.
Emilie Siegenthaler ist selbst nicht in die Entscheidungen der Pro Riders Association involviert, sondern unterstützt administrativ und vertritt die kollektive Meinung nach außen hin
Emilie Siegenthaler ist selbst nicht in die Entscheidungen der Pro Riders Association involviert, sondern unterstützt administrativ und vertritt die kollektive Meinung nach außen hin - laut Loïc Bruni ist sie als Schweizerin zur Neutralität verpflichtet, was sie perfekt für diese Rolle macht. | Foto: Boris Beyer
Gegründet wurde die Pro Riders Association auf Initiative von Loïc Bruni und Finn Iles im Sommer
Gegründet wurde die Pro Riders Association auf Initiative von Loïc Bruni und Finn Iles im Sommer - da durch den Wechsel zu Discovery zahlreiche Änderungen bevorstehen, war es für die Fahrer sehr wichtig, sich nun geschlossen zu organisieren.
Myriam Nicole ist neben Greg Minnaar eine von zwei UCI Reps, welche die Meinung der Fahrerinnen und Fahrer gegenüber der UCI vertreten sollen
Myriam Nicole ist neben Greg Minnaar eine von zwei UCI Reps, welche die Meinung der Fahrerinnen und Fahrer gegenüber der UCI vertreten sollen - diese Rolle wird auch weiterhin von den beiden ausgefüllt. Allerdings sei es nicht immer leicht, ein Rennen zu fahren und gleichzeitig noch an Treffen der UCI Commission teilzunehmen.
Es gibt harte Strecken und es gibt leichte Strecken, es gibt natürliche Sektionen und es gibt gebaute Abschnitte
Es gibt harte Strecken und es gibt leichte Strecken, es gibt natürliche Sektionen und es gibt gebaute Abschnitte - und mal ist der Downhill World Cup schnell, mal ist er langsam. Wichtig ist es aus Sicht der Fahrer*innen, insgesamt einen guten Mix zu finden.
Seit einigen Jahren lebt Emilie Siegenthaler in einer Partnerschaft mit Camille Balanche
Seit einigen Jahren lebt Emilie Siegenthaler in einer Partnerschaft mit Camille Balanche - insgesamt ist die Schweizerin sehr nah dran an der Szene und kann sich in die Rolle der Fahrerinnen und Fahrer perfekt hineinversetzen.
Komplett verabschiedet aus der aktiven Rennszene hat sich Emilie Siegenthaler noch nicht
Komplett verabschiedet aus der aktiven Rennszene hat sich Emilie Siegenthaler noch nicht - bei Events wie dem Sea Otter war sie in diesem Jahr noch am Start. Ihre Rolle hat sich aber seit ihrem Karriere-Ende deutlich verändert. | Foto: Dan Griffiths
Dass starke Platzierungen beim World Cup angemessener entlohnt werden, ist für die Profis sicherlich ein wichtiger Aspekt
Dass starke Platzierungen beim World Cup angemessener entlohnt werden, ist für die Profis sicherlich ein wichtiger Aspekt - allerdings fällt das laut Emilie Siegenthaler eher in den Zuständigkeitsbereich der Team-Manager.
Die Pivot-Juniorin Jenna Hastings hat mit Emilie Siegenthaler eine sehr erfahrene Mentorin an ihrer Seite
Die Pivot-Juniorin Jenna Hastings hat mit Emilie Siegenthaler eine sehr erfahrene Mentorin an ihrer Seite - auch dank der kompetenten Hilfe konnte die junge Neuseeländerin in diesem Jahr Junioren-Weltmeisterin werden. | Foto: Boris Beyer
Der Warm Up-Bereich unmittelbar vor den Rennen lässt oft zu wünschen übrig
Der Warm Up-Bereich unmittelbar vor den Rennen lässt oft zu wünschen übrig - kein Problem, wenn die Sonne scheint. Doch sobald es anfängt zu regnen, ist der Platz sehr beengt. Solche vermeintlichen Kleinigkeiten werden sich hoffentlich durch den finanziellen Einfluss von Discovery ändern.
Volle Konzentration vorm Start
Volle Konzentration vorm Start - mit einem sehr kalkulierten und gleichzeitig gewagten Ansatz konnte Camille Balanche die Führung in der World Cup-Gesamtwertung verteidigen. Für Emilie Siegenthaler war das Finale in Val di Sole sehr nervenaufreibend.
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Die Gründung einer Riders Union im Downhill World Cup hat vor einigen Wochen für viel Aufsehen gesorgt. In Anbetracht der zahlreichen Veränderungen, die durch den Abschied von Red Bull und den Wechsel zu Discovery bevorstehen, ist es also höchste Zeit, sich näher mit der Pro Riders Association zu beschäftigen. Die neu gewählte Repräsentantin Emilie Siegenthaler steht uns im Interview Rede und Antwort. 

Es rumort gewaltig im Downhill World Cup. Dass die höchste Mountainbike-Rennserie der Welt ab 2023 von Discovery organisiert wird und damit gravierende Veränderungen bevorstehen, ist hinlänglich bekannt. Doch wie genau diese Änderungen aussehen, weiß zum aktuellen Zeitpunkt niemand so richtig. Und in der ganzen Debatte um zahlungspflichtige Übertragungen, neue Kommentatoren oder eine elitärere Ausrichtung des World Cups wird relativ wenig Beachtung denjenigen geschenkt, die die wichtigste Rolle im Downhill World Cup einnehmen: die Fahrerinnen und Fahrer.

Damit die Meinung der Stars der Szene stärker berücksichtigt wird, haben während der abgeschlossenen Saison die Fahrerinnen und Fahrer eine Riders Union gegründet. Treibende Kräfte hinter der Gründung waren die beiden Specialized-Stars Loïc Bruni und Finn Iles, die sich insbesondere an der mangelnden Sicherheit bestimmter Strecken und Elemente gestört haben. Nach einigen Meetings wurden nun zwei Repräsentant*innen gewählt, die die Meinung der Fahrer*innen kollektiv vertreten sollen. Neben dem noch aktiven US-amerikanischen Racer Neko Mulally wurde auch Emilie Siegenthaler von den Fahrerinnen und Fahrern als deren Abgeordnete gewählt. Die Schweizerin hat 2021 nach vielen erfolgreichen Jahren ihre Rennkarriere beendet. In der World Cup-Szene genießt sie ein hohes Ansehen und ist durch ihre Tätigkeit für Pivot nach wie vor bei jedem Rennen aktiv. Mittlerweile heißt der Zusammenschluss der Fahrerinnen und Fahrer Pro Riders Association. Welche Ziele diese verfolgt, wie es überhaupt zur Gründung kam und welche Herausforderungen nun bevorstehen, erzählt uns Emilie Siegenthaler im Interview.

MTB-News.de: Hey Emilie! Lass uns mit einer ganz simplen Frage beginnen: Was genau ist die Pro Riders Association? Und wie ist sie entstanden? 

Emilie Siegenthaler: Das ist für mich gar nicht so leicht zu beschreiben, denn es ist eine Initiative, die von den Fahrer*innen ausgegangen ist. In Anbetracht der Veränderungen und unbekannten Faktoren, die ab dem nächsten Jahr auf den World Cup kommen, waren es zunächst Loïc Bruni und Finn Iles, die das Ziel hatten, sich als Fahrer zu organisieren und eine gemeinsame Stimme zu haben – beispielsweise in Bezug auf teils mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen an den Strecken. Die beiden haben sich gedacht, dass sich die Fahrerinnen und Fahrer einfach mal zusammensetzen sollten. So ging das alles los.

Ich habe das erste Meeting verpasst, weil ich keine aktive Fahrerin mehr bin. Ich habe mir gedacht, dass die Pro Riders Association nur für Fahrerinnen und Fahrer ist. Loïc hat mich dann allerdings angesprochen und gemeint, dass sie einen Riders Representative benötigen. Ich sei dafür perfekt geeignet, weil ich keine aktive Fahrerin mehr bin, aber dennoch bei allen Rennen vor Ort sei. Außerdem komme ich aus der Schweiz, also bin ich ziemlich neutral und unparteiisch! Wir haben zunächst drüber gelacht, aber während des World Cups in Andorra gab es ein Meeting, bei dem ich dabei war, und in Mont-Sainte-Anne dann das nächste.

Viele Jahre lang war Emilie Siegenthaler im Downhill World Cup aktiv
# Viele Jahre lang war Emilie Siegenthaler im Downhill World Cup aktiv - die sechsfache Schweizerische Meisterin ist in ihrer World Cup-Karriere 16 Mal auf dem Podium gelandet und inzwischen eher neben als zwischen dem Tape aktiv. Neben Neko Mulally ist sie nun eine Repräsentantin der neu formierten Pro Riders Association.
Diashow: Emilie Siegenthaler im Interview: „Wir versuchen, uns als Pro Riders Association so konstruktiv wie möglich einzubringen!”
Der Warm Up-Bereich unmittelbar vor den Rennen lässt oft zu wünschen übrig
Komplett verabschiedet aus der aktiven Rennszene hat sich Emilie Siegenthaler noch nicht
Immer wieder gibt es Kritik seitens der Fahrer an bestimmten Elementen der Strecken
Jorge Garcia ist mittlerweile der Technical Delegate der UCI. Bei jedem World Cup läuft er nicht nur die Strecken unzählige Male ab, sondern ist auch selbst auf ihnen unterwegs
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Die Pro Riders Association ist ein Zusammenschluss der Fahrerinnen und Fahrer. Man kann Themen einbringen, die relevant erscheinen, und über diese wird dann im Abschluss demokratisch abgestimmt. So kann eine sehr klare Meinung der Fahrerinnen und Fahrer geformt und kommuniziert werden. Die kollektive Meinung der Association dient als Feedback für Instanzen wie die UCI und vor allem die ESO, die in unserer Disziplin sehr wichtig sind. Aktuell wird beispielsweise diskutiert, ob das Podium von den Top 5 auf die Top 3 des Tages reduziert wird. Die Pro Riders Association kann, sofern sie eine Notwendigkeit sieht, über dieses Thema abstimmen. Im Anschluss kann die Pro Riders Association diese Meinung der Fahrerinnen und Fahrer gebündelt an die UCI oder die ESO kommunizieren. Es gibt also einen klaren Standpunkt, der den Sport hoffentlich nach vorne bringt.

Wie setzt sich die Pro Riders Association zusammen? 

Innerhalb der Pro Riders Association sind insgesamt 45 Personen stimmberechtigt. Dabei handelt es sich um die Top 30 Männer und die Top 10 Frauen der Gesamtwertung. Außerdem gibt es jedes Jahr 5 Wildcards für Fahrerinnen und Fahrer, die außerhalb des Rankings liegen, deren Meinung aber dennoch sehr wichtig ist. Beim Meeting in Andorra wurde lang diskutiert, wie viele Personen denn stimmberechtigt sein sollen. Es wurde sich verbal darauf verständigt, den Kreis der Stimmberechtigten eher kleinzuhalten, da es beispielsweise mit 150 Fahrer*innen deutlich zu kompliziert werden würde. Ich war nicht Teil dieser Abstimmung und werde mich auch zukünftig nicht an den Abstimmungen beteiligen, denn ich habe kein Stimmrecht.

Zu den 5 Wildcards zählen im kommenden Jahr Tahnée Seagrave und Marine Cabirou, die wichtige Fahrerinnen sind, aber aufgrund ihrer Verletzungen außerhalb der Top 10 lagen. Reece Wilson und Kade Edwards hatten ebenfalls mit Verletzungen zu kämpfen – ihre Meinungen werden aber auch sehr geschätzt. Die fünfte Wildcard geht an Brook Macdonald, der insgesamt und auch in Bezug auch Verletzungen und Unfälle viel Erfahrung aufweist. Deshalb fand es die Pro Riders Association wichtig, ihn dabeizuhaben.

Wie kamst du ins Spiel? Welche Rolle nimmst du zukünftig ein? 

Meine Aufgabe als Repräsentantin der Pro Riders Association ist es, auf einem administrativen Level zu unterstützen sowie die kollektive Meinung der Pro Riders Association in Meetings mit anderen Gruppen zu vertreten.

Während unserer Meetings haben wir alle gemerkt, dass wir uns ein wenig im Kreis drehen und die Diskussionen sehr aufwendig sind. Aus diesem Grund wurde eine WhatsApp-Gruppe gegründet, in der wir Dinge diskutieren können. Neben mir ist außerdem Neko Mulally ein Repräsentant der Pro Riders Association. Unsere Aufgabe ist es, Umfragen durchzuführen und über die Ergebnisse abzustimmen. Die wichtigsten Erkenntnisse und Ergebnisse werden von uns zusammengefasst und diskutiert. Außerdem werden die Ergebnisse der Umfragen mit Gruppen wie der UCI, der ESO, den Organisatoren der einzelnen Events und natürlich den Fahrer*innen geteilt. So sind wir übrigens auch bei der Wahl der Repräsentanten der Pro Riders Association vorgegangen.

Kannst du uns ein Beispiel für ein Thema geben, über das innerhalb der Pro Riders Association diskutiert und womöglich auch abgestimmt wird? 

Ein wichtiger Aspekt für die Fahrerinnen und Fahrer ist das Thema Sicherheit. Wir arbeiten an einer Safety Checklist, also Dingen, die die Veranstalter von Rennen auf jeden Fall berücksichtigen sollten. Dabei handelt es sich um ziemlich grundlegende Punkte – beispielsweise, dass bei jedem Rennen ein Helikopter auf Standby sein muss, falls es einen schweren Unfall gibt. Ganz offen gesagt müsste es so etwas schon längst geben. Ich werde diesen Winter einen Report von jedem Rennen anfertigen, in dem Dinge aufgegriffen werden, die nicht funktioniert haben und für die kommenden Jahre verbessert werden können.

Ein wichtiger Aspekt für die Pro Riders Association ist das Thema Sicherheit
# Ein wichtiger Aspekt für die Pro Riders Association ist das Thema Sicherheit - nicht immer steht beispielsweise bei einem World Cup ein Helikopter zur Verfügung, um verunfallte Fahrerinnen und Fahrer möglichst schnell bergen zu können. Das soll sich ändern.

Eine weitere Idee in dem Zusammenhang ist es, eine Art Pre-Track Walk zu machen. Das haben wir in diesem Jahr beim World Cup-Finale in Val di Sole gemacht – aber generell wollen wir das gerne deutlich früher machen, also beispielsweise ein bis zwei Wochen, bevor das Rennen losgeht. Nur so können wir das Streckendesign wirklich beeinflussen und die Meinung der Fahrer*innen äußern.

Aktuell führt die UCI kurz vor dem Track Walk der Fahrerinnen und Fahrer einen eigenen Track Walk durch. Und während des Track Walks werden regelmäßig Bedenken über bestimmte Aspekte oder Abschnitte geäußert. Aber das reicht natürlich nicht aus, um gravierende Änderungen vorzunehmen …

Genau so ist es. Ein oder zwei Tage vorm Rennen ist zu knapp. Bei der WM in Les Gets waren die Fahrer*innen beispielsweise nicht glücklich über die letzte Kurve. Sie ist nicht gut gebaut und außerdem gefährlich, wenn es regnet. Auch die Sprünge auf dem Motorway davor … entweder ist man zu kurz geflogen und hat die Landungen gecased, oder ist viel zu weit gesegelt. Es hat alle recht blöd aussehen lassen. Wir haben versucht, noch einige Änderungen vorzunehmen. Aber solche Sprünge auf dem Motorway müssen ausgiebig getestet werden, bei allen Verhältnissen.

Immer wieder gibt es Kritik seitens der Fahrer an bestimmten Elementen der Strecken
# Immer wieder gibt es Kritik seitens der Fahrer an bestimmten Elementen der Strecken - so beispielsweise an der letzten Kurve der WM-Strecke in Les Gets. Damit dieses Feedback sinnvoll ankommt, erstellt die Pro Riders Association derzeit Zusammenfassungen von jedem Rennen, um Verbesserungspotenziale aufzuzeigen.

Hätte es in Les Gets geregnet, hätten alle die Sprünge umfahren müssen. Es wäre furchtbar gewesen – für die Fahrer, für die TV-Übertragung, für alle. Wenn du künstliche Features baust, dann musst du sie ausgiebig testen. Du kannst nicht einfach etwas bauen und dann hoffen, dass es zum Finale sonnig ist. So funktioniert es nicht. Ein mögliches Szenario ist, dass Neko Mulally vorab alle Strecken testet. Er hat wahnsinnig viel Erfahrung auf dem Gebiet und baut selbst viele Strecken. Natürlich wäre das aber ein enormer Aufwand.

Was sagen die UCI und ESO eigentlich dazu, dass sich die Fahrerinnen und Fahrer nun in einer Union zusammengeschlossen haben? 

Chris Ball (Gründer der ESO, Anm. d. Red.) hat mich letzte Woche angerufen, also hat sich endlich was getan! Er meinte, dass er darauf gewartet hätte, dass es eine Repräsentantin der Pro Riders Association gibt, was wir zu Beginn der vergangenen Woche in einem anderen Interview angekündigt haben. Chris möchte gerne Feedback von unterschiedlichen Gruppen haben, um zu verstehen, was die Szene wirklich möchte und benötigt. Die ESO sammelt derzeit also Rückmeldungen zum Beispiel von den Team-Managern, aber auch von den Fahrer*innen, um den World Cup so gut wie möglich zu gestalten.

Ich weiß, dass Chris sehr gut darin ist, andere Leute im Glauben zu lassen, dass alles, was er anpackt, super wird. Deshalb klingt das nun auch erst mal perfekt. Man sollte die ganze Situation aber auch kritisch betrachten. Wir haben alle mitbekommen, wie sich die Enduro World Series entwickelt hat. Es gibt also wie immer einige gute Dinge, aber auch einige Aspekte, die nachdenklich stimmen.

Insgesamt ist es ein gutes Zeichen, dass wir als Pro Riders Association nun Teil dieser Arbeitsgruppe sind, und dass wir in Zukunft mit der ESO und der UCI zusammenarbeiten. Das ist sehr spannend, aber wird natürlich auch viel Arbeit sein. Deshalb ist es gut, dass ich keine aktive Rennfahrerin mehr bin, sondern mir Zeit für so etwas nehmen kann.

Chris Ball war früher Technischer Beauftragter der UCI und hat dann die Enduro World Series erfolgreich auf die Beine gestellt
# Chris Ball war früher Technischer Beauftragter der UCI und hat dann die Enduro World Series erfolgreich auf die Beine gestellt - inzwischen ist er als Gründer der Enduro Sports Organisation, kurz ESO, auch im Downhill World Cup stark involviert. Er ist einer der Strippenzieher und hat bereits angekündigt, auf die Wünsche der Pro Riders Association eingehen zu wollen.

Du hast 2021 deine Rennkarriere beendet. Schon während deiner Zeit als aktive Rennfahrerin gab es immer wieder kritische Stimmen, insbesondere hinsichtlich der Sicherheit. Wir alle können uns noch an den heftigen Crash von Brook Macdonald bei der WM 2019 in Mont-Sainte-Anne erinnern … Gab es während deiner aktiven Zeit eigentlich schon Bestrebungen, eine solche Vereinigung zu gründen?  

Nein, die gab es nicht. Den Impuls dafür gab es tatsächlich erst in diesem Jahr – auch, weil die Fahrerinnen und Fahrer das Gefühl hatten, dass der Wechsel zu Discovery die Chance auf eine Art Neuanfang sein kann. Es gab außerdem fast keine Kommunikation den Fahrern und Teams gegenüber, was dieser Wechsel eigentlich bedeutet. Inzwischen ändert sich das, sodass es umso wichtiger ist, dass wir uns mit konstruktivem Feedback in den Dialog einbringen können. Es sind fast 50 Fahrerinnen und Fahrer Teil der Association. Wenn sich die Association in einer Sache einig ist, dann hat das natürlich mehr Gewicht als die Stimmen von einzelnen Personen.

Soweit ich weiß gab und gibt es mit Greg Minnaar und Myriam Nicole bereits zwei Personen, die die Interessen der Fahrer*innen vertreten sollen … 

… ja, gegenüber der UCI. Aber wie gesagt haben die Stimmen von einzelnen Personen weniger Wirkung als die kollektive Meinung einer Pro Riders Association. Zudem war die Kommunikation in der Vergangenheit kompliziert, denn viele der Infos, die in den Meetings der UCI Commission besprochen wurden, durften von Greg Minnaar und Myriam Nicole nicht nach außen getragen werden. Es gab also nur wenig Kommunikation. Das hat sich auch auf das Vertrauen ausgewirkt. Es war in der Vergangenheit also kompliziert und auch jetzt ist es noch so. Aber wir versuchen gerade gemeinsam mit Greg und Myriam herauszufinden, was genau sie machen und wie wir sie in ihrer Rolle als UCI Reps unterstützen können, wenn sie bei Rennen sind. Es ist natürlich echt schwierig, als Racer bei einem World Cup zu sein und gleichzeitig seinen Aufgaben als UCI-Repräsentant nachzukommen.

Für kontroverse Diskussionen hat der unnötig gefährliche Zieldrop in Andorra gesorgt
# Für kontroverse Diskussionen hat der unnötig gefährliche Zieldrop in Andorra gesorgt - hier wurden die Sorgen der Fahrer völlig ignoriert und es gab diverse Unfälle mit teils üblem Ausgang. Der Umgang mit dem Thema Sicherheit war einer der Beweggründe, weshalb die Fahrerinnen und Fahrer eine Union gegründet haben.

Die Pro Riders Association und du und Neko als Repräsentanten der Association sollen also nicht Greg Minnaar und Myriam Nicole als Abgeordnete der Fahrer*innen ersetzen?

Ich bin gerade dabei, mir einen ganzen Überblick über die ganzen Hintergründe und die Logistik zu verschaffen – beispielsweise was genau die UCI Commission ist, was sie dort machen und was unsere Rolle mit der Pro Riders Association ist, damit wir nicht denselben Job doppelt machen. Das ist gerade ein ziemlich interessanter Prozess, bei dem wir viel lernen. Wir versuchen, als Pro Riders Association uns so konstruktiv wie möglich einzubringen, statt über alles zu meckern.

Jorge Garcia ist mittlerweile der Technical Delegate der UCI. Bei jedem World Cup läuft er nicht nur die Strecken unzählige Male ab, sondern ist auch selbst auf ihnen unterwegs
# Jorge Garcia ist mittlerweile der Technical Delegate der UCI. Bei jedem World Cup läuft er nicht nur die Strecken unzählige Male ab, sondern ist auch selbst auf ihnen unterwegs - teilweise fehlt aber das Verständnis, was die UCI zum Thema Sicherheit beiträgt.

Die Fahrerinnen und Fahrer sind hin und wieder frustriert. Dafür hab ich Verständnis. Auf der anderen Seite gibt es zum Beispiel mit Jorge Garcia einen Technical Delegate der UCI. Er arbeitet direkt am Streckenrand, macht selbst Abfahrten und hat bei jedem World Cup extrem viel zu tun. Ich habe mit ihm zusammen den UCI Track Walk in Val di Sole gemacht und er hat mir erklärt, was er alles so machen muss. Er ist nicht nur für den Downhill, sondern auch für XC zuständig. Wenn sich die Fahrer also beschweren, dass er kaum was machen würde, dann ist das für ihn natürlich sehr frustrierend, denn es entspricht nicht der Realität. Meine Aufgabe ist es also auch, den Fahrerinnen und Fahrern zu vermitteln, was an einem Rennwochenende möglich ist und was nicht möglich ist. Wir geben unser Bestes, damit es zukünftig anders wird, aber manche Dinge lassen sich nicht während des Wochenendes ändern. Ich denke, dass es hilfreich ist, wenn solche Erklärungen direkt von mir kommen und nicht von einem Schreiben der UCI.

Inwiefern unterscheiden sich dann die Aufgaben von euch Pro Riders Association Representatives und den UCI Representatives Greg und Myriam? 

Wir werden uns demnächst ausführlich mit Greg austauschen – dann kann ich die Frage wahrscheinlich besser beantworten. Wir arbeiten aber gerade vornehmlich mit der ESO zusammen. Die UCI Repräsentanten, also Greg und Myriam, nehmen hingegen an Meetings der UCI Commission teil. Dort werden unter anderem Änderungen am Regelwerk diskutiert. Beispielsweise wird dort aktuell debattiert, inwiefern die Klamotten vereinheitlicht werden sollen, ähnlich wie in anderen Radsport-Disziplinen. Die Pro Riders Association kann solche Themen natürlich auch diskutieren und darüber abstimmen. Mit diesen Ergebnissen kann ich dann auf die UCI Representatives zugehen und sagen: „Das hier ist der Standpunkt der Fahrer*innen – könnt ihr diese Meinung bitte beim nächsten Meeting der UCI Commission so vertreten?“

Emilie Siegenthaler ist selbst nicht in die Entscheidungen der Pro Riders Association involviert, sondern unterstützt administrativ und vertritt die kollektive Meinung nach außen hin
# Emilie Siegenthaler ist selbst nicht in die Entscheidungen der Pro Riders Association involviert, sondern unterstützt administrativ und vertritt die kollektive Meinung nach außen hin - laut Loïc Bruni ist sie als Schweizerin zur Neutralität verpflichtet, was sie perfekt für diese Rolle macht. | Foto: Boris Beyer

Greg und Myriam sind schon seit einigen Jahren in dieser Position. Entsprechend kennt man die beiden in der UCI Commission. Und es ist auch gut, dass es zwei Fahrer gibt, die das so machen. Allerdings kann ich in meiner Rolle dabei behilflich sein, dass – sofern Greg und Myriam denn zustimmen – eine kollektive Meinung der Fahrer*innen kommuniziert wird. Es geht also nicht darum, Greg oder Myriam irgendwie zu ersetzen, sondern ihnen von den Fahrern ein bestmögliches Feedback zu übermitteln, damit wir insgesamt gut mit der UCI und der ESO zusammenarbeiten können.

Teil der Pro Riders Association sollen die Top 30 der Männer-Gesamtwertung, die Top 10 der Frauen-Gesamtwertung und 5 Wildcards sein. Das setzt natürlich voraus, dass alle auch Teil der Association sein möchten. Wie sieht’s damit aus? 

Lass es mich so ausdrücken: 99 % der Fahrerinnen und Fahrer wollen gerne ein Teil der Pro Riders Association sein. Unser Ziel sind natürlich 100 %.

Neko Mulally hat in den letzten Jahren immer mal wieder geäußert, dass er gegen Greg Minnaar bei der Wahl zum UCI Rep angetreten sei. Allerdings klang es auch so, als seien die Abstimmungen nicht ganz optimal abgelaufen …

Ja, und ich habe bei diesen Umfragen auch für Greg gestimmt. Ich kann mich noch an eine Abstimmung erinnern, als wir nach einem Trainingslauf beim Verlassen des Zielbereichs plötzlich an Ort und Stelle abstimmen sollen. Man hatte keine Zeit nachzudenken, wer nun der beste Repräsentant sei. Ich stand also da und musste sofort eine Entscheidung treffen. Natürlich nimmt man dann tendenziell diejenige Person, die einem vertraut vorkommt. Aber so führt man keine Veränderungen herbei. Das war auch ein Fehler, klar. Aber insgesamt war das Timing etwas komisch und die ganze Wahl eher unglücklich. Das ist jetzt allerdings Vergangenheit und wir versuchen es nun, so gut zu machen, wie es geht.

Gegründet wurde die Pro Riders Association auf Initiative von Loïc Bruni und Finn Iles im Sommer
# Gegründet wurde die Pro Riders Association auf Initiative von Loïc Bruni und Finn Iles im Sommer - da durch den Wechsel zu Discovery zahlreiche Änderungen bevorstehen, war es für die Fahrer sehr wichtig, sich nun geschlossen zu organisieren.

Der Downhill World Cup besteht bekanntlich aus mehr als nur 45 Fahrerinnen und Fahrern. Können sich beispielsweise Junioren oder Privateers, die ein wichtiger Teil des World Cups sind, ebenfalls ein Teil der Pro Riders Association sein? 

Das ist ein kompliziertes Thema, bei dem die Fahrerinnen und Fahrer in der Association versucht haben, eine sinnvolle Lösung zu finden. Das Problem ist, dass einige Juniorinnen und Junioren noch minderjährig sind. Deshalb wäre es der falsche und unfaire Ansatz, manche Junioren aufzunehmen, aber andere wiederum auszuschließen. So wie die Pro Riders Association jetzt zusammengesetzt ist, ist aber nahezu jeder Junior durch eine Person aus dem Team vertreten. Jordan Williams und Jackson Goldstone sind beispielsweise nicht in der Pro Riders Association, können aber durch Matt Walker beziehungsweise Laurie Greenland und Nina Hoffmann vertreten werden. Außerdem waren alle in der Association selbst mal Junior*innen und passen immer gut auf sie auf.

Bezüglich Elite-Fahrern außerhalb der Top 30 bzw. Top 10 gab es eine Abstimmung. Die Mehrheit hat sich für diese Anzahl entschieden. Die Pro Riders Association ist aber für alle Fahrerinnen und Fahrer, auch wenn sie außerhalb der Top 30 sind. Das ist für mich auch ein wichtiger Aspekt. Es gibt zum Beispiel eine WhatsApp-Gruppe zum Thema Sicherheit auf den Strecken, da kann sich jeder einbringen. Die Gruppe muss ich in der Off Season komplett durchforsten, um zu jedem Rennen einen Report anzufertigen.

Myriam Nicole ist neben Greg Minnaar eine von zwei UCI Reps, welche die Meinung der Fahrerinnen und Fahrer gegenüber der UCI vertreten sollen
# Myriam Nicole ist neben Greg Minnaar eine von zwei UCI Reps, welche die Meinung der Fahrerinnen und Fahrer gegenüber der UCI vertreten sollen - diese Rolle wird auch weiterhin von den beiden ausgefüllt. Allerdings sei es nicht immer leicht, ein Rennen zu fahren und gleichzeitig noch an Treffen der UCI Commission teilzunehmen.

Der Voting-Pool in der Pro Riders Association besteht aus 45 Fahrer*innen. Aber alle im Downhill World Cup können mich als Repräsentantin der Association ansprechen, damit wir ihr Anliegen besprechen. Außerdem verändert sich die Zusammensetzung von Jahr zu Jahr etwas. Es ist wichtig, dass die jüngere Generation ebenfalls zu Wort kommt und die Meinung der Pro Riders Association stellvertretend für alle steht.

Das Thema Sicherheit geht stark einher mit dem Streckendesign, was nun seit einigen Jahren teils kontrovers diskutiert wird. Es scheint hier unterschiedliche Meinungen zu geben, wie eine World Cup-Strecke aussehen sollte. Gibt es einen Standpunkt der Pro Riders Association zum Aspekt, dass Strecken immer schneller und spektakulärer, aber womöglich auch gefährlicher werden? 

Die Meinungen hier sind unterschiedlich – es ist also prinzipiell gut, dass wir das Thema diskutieren und möglicherweise auch Abstimmungen hierzu haben werden. Manche Fahrer denken, dass World Cup-Strecken ausschließlich natürlich sein sollten, also keinerlei gebaute Features. Andere denken, dass es unsere Disziplin cool, schnell und spektakulär aussehen lässt. Im Idealfall lassen wir Downhill auch so aussehen, haben aber trotzdem auch steile, technische Sektionen oder Wiesenkurven statt Anlieger. Es sollte ein Mix sein. Schließlich sollte man in der Live-Übertragung nicht wie ein Idiot aussehen. Und wenn Loïc Bruni schon so im Stream aussieht, naja, dann seh ich wohl erst recht so aus. Es muss für alle Athletinnen und Athleten gut sein.

Oft sind es auch eher kleinere Änderungen, wie etwa die Strecke abgesteckt ist. Wir haben in Val di Sole versucht, uns beim Thema Taping einzubringen, und das war definitiv auch gut so. Aber es stimmt schon, dass die World Cup-Strecken immer schneller werden. Loïc Brunis Durchschnittsgeschwindigkeit bei der WM in Les Gets lag bei 43 km/h! Wenn man sich die Strecke anschaut, dann denkt man nicht, dass das möglich wäre. Das war schon sehr beeindruckend. Gleichzeitig war es hinsichtlich der Sicherheit okay bei der WM. Die Einfahrt zum Road Gap wurde beispielsweise nach einigen Unfällen im Vorjahr überarbeitet. Natürlich gab’s hin und wieder Unfälle, aber zumindest waren die Streckenposten geschult und informiert. Solche Kleinigkeiten können am Rennwochenende einen großen Unterschied machen und den Fahrerinnen und Fahrern einige Sorgen nehmen.

Es gibt harte Strecken und es gibt leichte Strecken, es gibt natürliche Sektionen und es gibt gebaute Abschnitte
# Es gibt harte Strecken und es gibt leichte Strecken, es gibt natürliche Sektionen und es gibt gebaute Abschnitte - und mal ist der Downhill World Cup schnell, mal ist er langsam. Wichtig ist es aus Sicht der Fahrer*innen, insgesamt einen guten Mix zu finden.

Was die generelle Ausrichtung von Strecken angeht, ist ein Mix notwendig – die Sportart muss im Fernsehen gut aussehen, aber die Fahrer müssen auch Spaß auf der Strecke statt Angst haben, weil es zu schnell wird. Deshalb müssen die Strecken auch an manchen Stellen entschleunigt werden, auf eine sichere Art und Weise. Und gleichzeitig braucht es gut gebaute Features und ordentliche Chicken Lines, damit alle gut aussehen.

Wie schon erwähnt, arbeiten wir derzeit an einem Report zu jedem Rennen in diesem Jahr, wo auch solche Themen aufgegriffen werden. Diese Reports werden wir an die ESO weiterleiten, die sie dann mit den lokalen Veranstaltern diskutieren können, damit Probleme aus diesem Jahr zukünftig vermieden werden. Wir haben sowas schon in der Vergangenheit versucht, aber manche Probleme wurden einfach komplett ignoriert. Auf den problematischen Zielbereich in Andorra wurde mehrfach hingewiesen, aber der Veranstalter hat es einfach ignoriert. Und das sollte so einfach nicht mehr vorkommen.

Seit einigen Jahren lebt Emilie Siegenthaler in einer Partnerschaft mit Camille Balanche
# Seit einigen Jahren lebt Emilie Siegenthaler in einer Partnerschaft mit Camille Balanche - insgesamt ist die Schweizerin sehr nah dran an der Szene und kann sich in die Rolle der Fahrerinnen und Fahrer perfekt hineinversetzen.

Dafür, dass die Fahrerinnen und Fahrer beim World Cup ein enormes Risiko eingehen, fallen die Preisgelder ziemlich gering aus. Und angeblich wurden die Prämien für die Downhiller in Les Gets halbiert … 

Oh, nein, das war nicht erst in Les Gets, sondern schon vorher – als erstmals eine E-Bike-Disziplin bei einer Weltmeisterschaft ausgetragen wurde.

Die Reaktion darauf war wohl nicht sonderlich positiv? 

Mir fehlen da ein wenig die Worte. Ich will und werde auf jeden Fall mal recherchieren, wie solche Entscheidungen getroffen werden und wer diesen Entscheidungen zustimmt. Im World Cup ist es so, dass die Preisgelder für XC und Downhill identisch sind. Bei der WM 2019 in Mont-Sainte-Anne, als EMTB erstmals hinzukam, wurde das Preisgeld für Downhill aber deutlich reduziert – während der Gewinner im XCO 8.000 € bekommen hat, wurde die Siegprämie bei der Downhill-WM auf 5.000 € reduziert. Damit wird der Sieg bei der Downhill-WM seit der Einführung der EMTB-Disziplin genauso vergütet wie eben EMTB XC oder Short Track. Wieso das Downhill-Preisgeld zeitgleich mit der Einführung von EMTB XC reduziert wird? Ich verstehe es wirklich nicht. Es könnte sein, dass das Preisgeld bei Weltmeisterschaften von einem olympischen Komitee kommt und folglich olympische Disziplinen wie Cross-Country bevorzugt behandelt werden? Ich weiß es nicht.

Komplett verabschiedet aus der aktiven Rennszene hat sich Emilie Siegenthaler noch nicht
# Komplett verabschiedet aus der aktiven Rennszene hat sich Emilie Siegenthaler noch nicht - bei Events wie dem Sea Otter war sie in diesem Jahr noch am Start. Ihre Rolle hat sich aber seit ihrem Karriere-Ende deutlich verändert. | Foto: Dan Griffiths

Das Ding ist, dass eigentlich niemand so richtig weiß, wie und warum solche Entscheidungen getroffen werden. So entsteht der Eindruck, dass wichtige Dinge willkürlich entschieden werden. Es gibt keinen Konsens, es wird einfach entschieden. Ich kenne die Gründe nicht. Und ich würde sie sehr gerne hören, denn wenn es einen Grund gäbe, das Preisgeld für Downhill-Weltmeisterschaften plötzlich zu halbieren, dann könnte man es zumindest den Fahrerinnen und Fahrern erklären.

Wird sich die Pro Riders Association auch mit Dingen wie Preisgelder beschäftigen? Fällt das auch in deinen Einflussbereich? 

Ich weiß, dass der finanzielle Aspekt für viele Fahrerinnen und Fahrer sehr wichtig ist. Es ist aber eigentlich nicht die Aufgabe der Athleten, Preisgelder mit der UCI auszuhandeln. Es gibt einen Zusammenschluss der Team-Manager und diese haben mit Sean Heimdal einen ziemlich kompetenten Repräsentanten. Er war früher der Manager von Sam Hill und kümmert sich inzwischen um alle Monster-Profis. Er hat eine sehr ruhige Art und bringt viel Erfahrung aus verschiedenen Sportarten mit. Klar soll sich die finanzielle Situation für die Fahrerinnen und Fahrer verbessern. Aber an der Stelle müssen wir den Team-Managern vertrauen, da es eigentlich deren Aufgabe ist.

Dass starke Platzierungen beim World Cup angemessener entlohnt werden, ist für die Profis sicherlich ein wichtiger Aspekt
# Dass starke Platzierungen beim World Cup angemessener entlohnt werden, ist für die Profis sicherlich ein wichtiger Aspekt - allerdings fällt das laut Emilie Siegenthaler eher in den Zuständigkeitsbereich der Team-Manager.

Wir möchten uns gerne zeitnah mit Sean Heimdal als Repräsentant der Team-Manager zusammensetzen, damit wir unsere Ziele abgleichen und an einem Strang ziehen. Ich gehe davon aus, dass die Wünsche und Ziele der Fahrer*innen und die der Team-Manager eine sehr hohe Übereinstimmung hinsichtlich Finanzen, Medien-Rechten und so weiter haben. Umso wichtiger ist es, mit einer Stimme aufzutreten. Generell wissen die Team-Manager Bescheid, dass die Pro Riders Association nun existiert, und wir informieren uns gegenseitig, sobald es etwas Konkretes zu besprechen gibt.

Du warst viele, viele Jahre lang selbst als Fahrerin im Downhill World Cup aktiv und erfolgreich. Seit dieser Saison verfolgst du das Geschehen von außerhalb des Tapes, aber bist natürlich noch in engem Austausch mit den ganzen Fahrern. Wie siehst du die Zukunft des Downhill-Sports? 

Das ist eine schwierige Frage! Ich will natürlich, dass sie positiv ist. Und ich denke, dass es eine tolle Sache ist, wenn eine große Firma wie Discovery nun Interesse am Mountainbiken zeigt. Und das Telefonat mit Chris Ball klang so, als sei die ESO sehr an Feedback interessiert und habe das Ziel, den Downhill World Cup so gut wie möglich zu machen. Außerdem nehmen sie das Thema Sicherheit sehr ernst. Deshalb bin ich optimistisch und denke, dass es insgesamt eine coole Sache wird.

Gleichzeitig gibt’s aber auch Themen, die Konflikt-Potenzial bergen. Das Podium soll zum Beispiel von Top 5 auf Top 3 reduziert werden. Jeder TV-Sender würde das wohl so wollen, weil sie nicht verstehen, wieso man 5 Personen auf einem Podium haben sollte. Das ist auch nachvollziehbar. Aber die Athleten in der Pro Riders Association möchten gerne das Top 5-Podium behalten – jedenfalls gibt es aktuell eine Abstimmung und ich gehe davon aus, dass die Mehrheit dafür ist. Es gibt ihnen eine Chance, ihre Sponsoren zu zeigen und es motiviert sehr. Ich bin in meiner Karriere 16 Mal auf dem Podium gelandet – in den Top 3 war ich aber nur dreimal. Das zeigt, wie viel schwerer es ist, bei einem World Cup in die Top 3 zu fahren.

Die Pivot-Juniorin Jenna Hastings hat mit Emilie Siegenthaler eine sehr erfahrene Mentorin an ihrer Seite
# Die Pivot-Juniorin Jenna Hastings hat mit Emilie Siegenthaler eine sehr erfahrene Mentorin an ihrer Seite - auch dank der kompetenten Hilfe konnte die junge Neuseeländerin in diesem Jahr Junioren-Weltmeisterin werden. | Foto: Boris Beyer

Gerade für junge Fahrer:innen ist es extrem motivierend, wenn ein Podium in greifbarer Nähe ist. Wenn man mal in die Top 10 gefahren ist, dann ist das Podium der nächste und vielleicht auch erreichbare Schritt. Es ist eine ziemlich spezielle Sache im Mountainbike-Sport und die Szene mag es so. Mal schauen, ob wir dran festhalten können. Natürlich ist das kein weltbewegendes Thema, aber insgesamt wird es jetzt einfach spannend zu sehen, wie sehr die Meinung der Fahrer*innen berücksichtigt wird. Alles in allem sehe ich die Änderungen aber positiv und ich denke auch, dass es wichtig ist, eine positive Einstellung zu haben.

Sieht es im Feld der aktiven Fahrerinnen und Fahrer ähnlich aus? 

Die Athlet*innen haben sicherlich einige Bedenken, das ist aber oft so. Es sind aber oft nur Kleinigkeiten, die schon einen großen Unterschied machen können. Aktuell gibt es selten einen richtigen Aufwärm-Bereich vor den Rennen. Es wird ein Zelt aufgestellt, und wenn’s regnet, dann hängen alle Fahrerinnen oder Fahrer unmittelbar vor dem Rennen aufeinander rum. Das ist nicht optimal, oder? Viele Renn-Veranstalter interessiert das nicht wirklich. Sie haben schließlich ein Zelt aufgestellt. Dann kann man die Daumen drücken, dass es nicht regnet. Man kann die Fahrerinnen und Fahrer mit vielen Kleinigkeiten sehr glücklich machen. Wenn sich das durch mehr Geld, was nun in den Sport kommt, ändert, dann wäre das großartig. Ich habe den Eindruck, dass solche Faktoren wie sinnvolle Aufwärm-Möglichkeiten, ausreichend sanitäre Einrichtungen für die Fahrer*innen und eine professionelle medizinische Betreuung bei den Rennen wichtiger ist als die reinen Preisgelder.

Der Warm Up-Bereich unmittelbar vor den Rennen lässt oft zu wünschen übrig
# Der Warm Up-Bereich unmittelbar vor den Rennen lässt oft zu wünschen übrig - kein Problem, wenn die Sonne scheint. Doch sobald es anfängt zu regnen, ist der Platz sehr beengt. Solche vermeintlichen Kleinigkeiten werden sich hoffentlich durch den finanziellen Einfluss von Discovery ändern.

Das Thema Sicherheit ist sehr wichtig. Von dem, was man so hört, wird sich da nächstes Jahr einiges verbessern. Beispielsweise soll es ein klares Vorgehen bei Gehirnerschütterungen und auch einen Spezialisten bei jedem Rennen geben. Jedenfalls soll das angeblich kommen. Wenn es so wäre, dann wäre das super. Und insgesamt ist es eine gute Sache, dass die Änderungen nicht alle auf einen Schlag, sondern graduell kommen. Man sieht es ja schon am World Cup-Kalender für 2023, der ziemlich ähnlich geblieben ist. Auch wenn ich irgendwie bezweifle, dass ein Rennen in Mont-Sainte-Anne im Oktober die beste Idee ist, die die UCI jemals hatte …

Lass uns zum Abschluss noch kurz einen Blick auf die abgelaufene Saison werfen. Das World Cup-Finale in Val di Sole muss für dich ziemlich aufreibend und emotional gewesen sein. Wie hast du die Entscheidung beim Rennen der Frauen erlebt? 

Dafür muss ich etwas ausholen, denn angefangen hat es mit der WM in Les Gets. Camille wollte dort eigentlich nur trainieren, aber nicht das Rennen fahren. Sie hat sich dann aber dazu entschieden, doch beim Rennen an den Start zu gehen. Wir waren alle der Meinung, dass es besser wäre, wenn sie sich für Val di Sole und die Gesamtwertung schont. Aber ich lasse sie machen, was sie meint und sie war der Meinung ist, dass die WM in Les Gets die beste Vorbereitung für Val di Sole sei. „Wenn ich in Les Gets kein Rennen fahren kann, dann kann ich das in Val di Sole erst recht nicht“, hat sie gemeint. Ich fand also, dass es vielleicht nicht die beste Idee sei, aber es war natürlich ihre Entscheidung. Letztlich ist sie bei der WM 4. geworden und war enttäuscht.

Volle Konzentration vorm Start
# Volle Konzentration vorm Start - mit einem sehr kalkulierten und gleichzeitig gewagten Ansatz konnte Camille Balanche die Führung in der World Cup-Gesamtwertung verteidigen. Für Emilie Siegenthaler war das Finale in Val di Sole sehr nervenaufreibend.

Die ganze Woche in Val di Sole war dann sehr besonders. Am ersten Trainingstag hat sie drei Abfahrten gemacht und dann entschieden, dass sie am gesamten Quali-Tag nicht fährt. Stattdessen hat sie einen langen Track Walk gemacht, um herauszufinden, welche Linien am smoothesten sind. Am Tag des Finales hat sie morgens eine Abfahrt gemacht und dann kam auch schon der Rennlauf. Unterm Strich waren das also fünf Abfahrten – normalerweise macht man mehr als das doppelte. Und das war für mich natürlich auch ganz schön stressig. Ich wusste aber: Wenn es jemand kann, dann Camille. Sie kann den Schalter fürs Finale einfach perfekt umlegen.

Im Finale konnte man dann sehen, wie sehr sie am Limit war, weil ihr einfach die Kraft gefehlt hat. Ich konnte kaum hinschauen. Ich wollte einfach nur, dass sie sicher ins Ziel kommt und sich hinterher keine Vorwürfe macht. Genau so war es dann auch. Sie hatte eine gute Zeit und dann lag es einfach an Vali. Zum Glück hatte Myriam einen richtig starken Run, sodass am Ende alles perfekt war. Camille ist die ganze Saison über so stark gefahren. Niemand hat gesagt, dass sie in Val di Sole Glück hatte. Ich war einfach nur erleichtert, dass sie gut ins Ziel gekommen ist und ich weiß, wie hart es für sie war – physisch und psychisch.

Ich hätte mir eigentlich kein besseres Ende für die Frauen-Saison vorstellen können: Camille hat trotz ihres gebrochenen Schlüsselbeins die Gesamtwertung gewonnen. Vali hat die WM gewonnen und wirkte sehr glücklich mit ihrem Saison-Finale. Nina ist stark gefahren und Myriam hat auf der härtesten Strecke des Jahres einen sehr überzeugenden Sieg gefeiert … 

… ja, selbst Eleonora Farina – sie hatte bei ihrem Heim-Rennen einen harten Crash und kam niedergeschlagen ins Ziel. In der Gesamtwertung ist sie aber noch Fünfte geworden, war am Ende auf dem Podium und wurde von den Fans gefeiert. Es war einfach ein rundum gelungener Tag. Man muss den Athleten einfach vertrauen. Man kann natürlich versuchen, so gut es geht, ihnen zu helfen. Aber am Ende wissen die Fahrerinnen und Fahrer selbst, was am besten für sie ist.

Photo 25.03
# Photo 25.03
  1. benutzerbild

    LaserRatte

    dabei seit 07/2022

    united we stand divided we fall - was soll denn z.B. passieren wenn die Fahrer geschlossen sagen "wenn diese Stelle nicht geändert wird fahren wir nicht"?

    Das ganze event wird abgeblasen? Alle Fahrer verlieren ihre Verträge? Die Teams zahlen Millionen Vertragsstrafe? Never ever.
    Da muss ich gleich an den alten Keanau Reeves film denken in dem die NFL Spieler geschlossen streiken. Da holen sie sich einfach die nächst besten Deppen die bereit sind sich dafür herzugeben.
    Dir war die NFL fremd? Wo bist Du aufgewachsen? Auf dem Mond?
  2. benutzerbild

    getFreaky

    dabei seit 07/2006

    Ohne Übertragung im TV ist alles Nischensport und wird es bleiben - NFL z.B. war mir komplett fremd bis ich es im TV gesehen habe und das war keine Nischensportart wie Downhill

    Ob eine Disziplin olympisch ist hat bezüglich Nischensportart mehr Aussagewirkung.

    Bei dem dezimierten zugelassenen Starterfeld für die Finals ab 23, freuen sich ein paar wenn das Szenario "wenn nicht... dann..."
  3. benutzerbild

    ufp

    dabei seit 12/2003

    PS: Du widersprichst dir in deinen 2 Posts selbst zum Thema Mehrbelastung 😉 jedenfalls wenn der Kalender nicht geändert wird, wird es definitiv keine.
    Das stimmt wohl.
    Die einen (Kerr) haben mehr Zeit, die anderen nicht unbedingt.
    Servus liebe MTB-News-Leser. Spät aber doch melde ich mich wieder bei euch. Dadurch, dass ich einfach wenig Zeit hatte in den letzten 3 Wochen gibt’s jetzt zum Saison-Ende meinen WM-Blog.
    smilie.
    Bei 6 Rennen braucht man sich wohl keine Gedanken machen.
    Aber wie gesagt, man weiß nicht genau, was die Zukunft, UCI oder Discovery, bezüglich mehr Renntermine noch mit sich bringt.
  4. benutzerbild

    grey

    dabei seit 09/2007

    Kerr hat als aktiver Fahrer und teamchef sicher besonders viel Zeit.

  5. benutzerbild

    walkingsucks

    dabei seit 12/2015

    Dir war die NFL fremd? Wo bist Du aufgewachsen? Auf dem Mond?
    Nicht fremd wie unbekannt sondern ich wusste nicht wie geil das anzuschauen ist und ohne TV-Übertragung hätte ich mir das nicht angeschaut, und Downhill kennen halt auch die wenigsten und wissen nicht wie geil das anzuschauen ist (wenn die Übertragung gut organisiert ist).

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