Glacier Cycles Baguette High Pivot-Stahlross aus den französischen Alpen

High Pivot-Mountainbikes liegen aktuell voll im Trend – und einen besonders spannenden, hierzulande aber noch ziemlich unbekannten Vertreter dieser Gattung bieten die Franzosen von Glacier Cycles an. Alle Infos zum Enduro-Bike aus Reynolds 853-Stahl findet ihr hier! 
Titelbild

Bei Glacier Cycles handelt es sich um eine französische Mountainbike-Firma, die vor gut zwei Jahren von Bastian Chaumard und Alexandre Levain gegründet wurde. Etwa eine Stunde südwestlich von Annecy befindet sich der Firmensitz in der kleinen Gemeinde Yenne. Aktuell bietet Glacier Cycles drei Mountainbikes aus den Bereichen Dirt, Gravel und Enduro an, die allesamt nach Spezialitäten aus der französischen Boulangerie benannt sind. Besonders interessant ist dabei das Enduro-Bike Glacier Cycles Baguette, das mit einigen spannenden Details aufwartet. Wir haben es uns beim Mountainbike World Cup in Les Gets genauer angeschaut!

Beim World Cup in Les Gets ist uns die uns noch unbekannte Marke Glacier Cycles über den Weg gelaufen
# Beim World Cup in Les Gets ist uns die uns noch unbekannte Marke Glacier Cycles über den Weg gelaufen – und das Enduro-Bike Baguette sieht in der Tat ziemliich interessant aus. Wir haben es uns näher angeschaut.
Diashow: Glacier Cycles Baguette: High Pivot-Stahlross aus den französischen Alpen
Neben dem Baguette bietet Glacier Cycles noch das Macaron und das Croissant an. Lecker!
Die Optik ist Stahl-typisch filigran und die Rahmen sind mit Liebe zum Detail gefertigt.
Das Herzstück des Glacier Cycles Baguette ist der High Pivot-Hinterbau mit Kettenumlenkung
Geometrie Glacier Cycles Baguette
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Glacier Cycles Baguette: Infos und Preise

Das Glacier Cycles Baguette ist ein in Frankreich aus Reynolds 853-Stahl handgefertigtes High Pivot-Enduro, das je nach Ausführung 150 mm (29″) oder 160 mm (Mullet) Federweg am Heck zur Verfügung stellt. Und jetzt erstmal: Durchatmen. High Pivot-Bikes mit Kettenumlenkung kennen wir inzwischen einige. Glacier Cycles kombiniert am Baguette einen hohen Drehpunkt mit abgestützten Eingelenker, der aufgrund des verschachtelten Systems mit zwei Wippen und tief liegendem Dämpfer stark ans legendäre Commencal Supreme DH erinnert.

Bei der Bestellung hat man die Wahl aus zwei verschiedenen Hinterbauten für ein 27,5″- oder ein 29″-Hinterrad – hieraus ergibt sich auch der unterschiedliche Federweg von 150 bzw. 160 mm am Heck. Und auch dank des Rahmenmaterials tanzt das Glacier Cycles Baguette aus der Reihe: Alle Rahmen werden per Hand in Frankreich aus mehrfach konifizierten Reynolds 853-Stahlrohren gefertigt. Erhältlich ist das Baguette entweder als Rahmenset oder als Komplett-Bike.

  • Rahmenmaterial 853 Reynolds-Stahl
  • Federweg 170 mm (vorne) / 150 mm (29″, hinten) / 160 mm (Mullet, hinten)
  • Hinterbau abgestützter Eingelenker mit hohem Drehpunkt und Kettenumlenkung
  • Laufradgröße 29″, Mullet
  • Besonderheiten handgefertigt in Frankreich, Rahmen aus 853 Reynolds-Stahl, High Pivot-Hinterbau, anpassbare Progression
  • Rahmengrößen S / M  / L / XL
  • Verfügbar ab sofort
  • www.glacier-cycles.com

Preis Glacier Cycles Baguette: Rahmenset ab 3.490 € / Komplett-Bikes ab 5.990 €

Gegründet worden ist Glacier Cycles vor etwa zwei Jahren von Bastien Chaumard und Alexandre Levain
# Gegründet worden ist Glacier Cycles vor etwa zwei Jahren von Bastien Chaumard und Alexandre Levain – in der Nähe von Annecy werden alle Rahmen im Herzen der französischen Alpen per Hand gefertigt.
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Im Detail

Das Baguette ist aktuell das einzige vollgefederte Fahrrad im Portfolio von Glacier Cycles. Zusätzlich bieten die Franzosen mit dem Croissant und dem Macaron ein Dirt Jump-Hardtail und ein Gravel Bike an – wie das Baguette aus Stahl gefertigt. Und beim Baguette geht es deutlich komplexer zur Sache als bei den kleinen Geschwistern mit starrem Heck.

Das Herzstück des Glacier Cycles Baguette ist der komplexe Hinterbau inklusive hohem Drehpunkt und Kettenumlenkung. High Pivot-Systeme sind seit einigen Jahren vor allem im Downhill, aber inzwischen auch im Trail- und Enduro-Segment voll im Trend. Der hohe Drehpunkt sorgt für eine stark nach hinten gerichtete Raderhebungskurve, die die Traktion im Vergleich zu herkömmlichen Systemen deutlich verbessern soll. Um negative Eigenschaften wie dem damit einhergehenden Pedal-Kickback entgegenzuwirken, wird die Kette über eine zusätzliche Rolle auf Höhe des Haupt-Drehpunkts umgelenkt.

Das Herzstück des Glacier Cycles Baguette ist der High Pivot-Hinterbau mit Kettenumlenkung
# Das Herzstück des Glacier Cycles Baguette ist der High Pivot-Hinterbau mit Kettenumlenkung – Glacier setzt auf einen hohen Hauptdrehpunkt und ein Hinterbau-System mit abgestütztem Eingelenker.

Glacier Cycles kombiniert beim Baguette den High Pivot-Ansatz mit einer relativ verschachtelten Dämpfer-Anlenkung, bei der es sich im Grunde genommen um einen abgestützten Eingelenker handelt. Der Dämpfer ist tief im Hauptrahmen platziert, was für einen niedrigen Schwerpunkt sorgen dürfte. Während die filigranen Rohre des Rahmens auf mehrfach konifiziertem und hitzebehandeltem 853 Reynolds-Stahl bestehen, sind die Frästeile aus 25CRMO4 gefertigt.

In der verschachtelten Dämpfer-Anlenkung befindet sich ein kleiner Flip Chip, mit dem man die Progression des Hecks verstellen kann.
# In der verschachtelten Dämpfer-Anlenkung befindet sich ein kleiner Flip Chip, mit dem man die Progression des Hecks verstellen kann.
Neben dem Baguette bietet Glacier Cycles noch das Macaron und das Croissant an. Lecker!
# Neben dem Baguette bietet Glacier Cycles noch das Macaron und das Croissant an. Lecker!

In der Umlenkwippe befindet sich außerdem ein kleiner Flip Chip, mit dem man die Progression des Hinterbaus deutlich verändern kann. Im progressiven der beiden Settings bietet der Hinterbau über den gesamten Federweg eine Progression von 46 %, während es im linearen Setting rund 25 % Progression sind. Das lineare Setting soll für mehr Gegenhalt im mittleren Federwegsbereich sorgen und dürfte sich besonders für die Verwendung für Luft-Dämpfern eignen. Wer bergab vor allem möglichst schnell und hart fahren will, dürfte eher mit dem progressiven Setting in Verbindung mit einem Coil-Dämpfer glücklich werden.

Die Optik ist Stahl-typisch filigran und die Rahmen sind mit Liebe zum Detail gefertigt.
# Die Optik ist Stahl-typisch filigran und die Rahmen sind mit Liebe zum Detail gefertigt.

Beim Hinterbau hat man schon beim Bestellvorgang die Qual der Wahl: 29″ oder Mullet? Während die Variante mit kleinerem Hinterrad 160 mm Federweg am Heck zur Verfügung stellt, sind es beim 29er 10 mm weniger. Kombiniert wird dies mit jeweils 170 mm vorne – prinzipiell kann das Glacier Cycles Baguette aber auch mit 160 mm-Gabeln aufgebaut werden. In beiden Ausführungen ist das Stahl-Heck sehr kurz: 435 mm misst das 29″-Heck, während der Mullet-Hinterbau gerade einmal 427 mm lang ist. Bei diesen Werten sollte man jedoch berücksichtigen, dass sich der Hinterbau beim Einfedern um bis zu 30 mm längt.

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Bei der Bestellung hat man die Wahl aus vielen verschiedenen Pulverbeschichtungen
# Bei der Bestellung hat man die Wahl aus vielen verschiedenen Pulverbeschichtungen – generell kann Glacier Cycles auch auf Kundenwünsche eingehen.

Die Kabel verlaufen zunächst intern durch den Hauptrahmen und ab dem Sitzrohr dann extern. Eine komplett externe Kabelverlegung hätte dem Baguette sicherlich auch gut gestanden. Die filigranen Rohre werden vor allem bei Liebhabern von Stahl als Rahmenmaterial für Freude sorgen – ebenso wie die schönen Details wie etwa die integrierte Sattelklemme oder das verschraubte Logo am Steuerrohr. Gefertigt werden alle Rahmen per Hand im Glacier Cycles-Workshop in der Savoie. Beim Bestellvorgang hat man außerdem die Wahl zwischen verschiedenen Standard- und Premium-Pulverbeschichtungen.

Das Dirt Jump-Hardtail von Glacier hört auf den Namen Croissant.
# Das Dirt Jump-Hardtail von Glacier hört auf den Namen Croissant.
Wer gerne auf Stahl gravelt, wird möglicherweise mit dem Macaron den passenden Begleiter finden.
# Wer gerne auf Stahl gravelt, wird möglicherweise mit dem Macaron den passenden Begleiter finden.

Geometrie

Das Glacier Cycles Baguette wird in vier Größen von S bis XL angeboten. Generell fallen die Werte modern, aber nicht allzu extrem aus. Der Lenkwinkel liegt bei 64,5°, während ein 77° steiler Sitzwinkel für eine zentrale Sitzposition im Uphill sorgen soll. Die Kettenstreben sind wie bereits erwähnt auf der kurzen Seite – sie längen sich aber deutlich beim Einfedern. Je nach Laufradgröße am Heck ist das Tretlager um 5 mm (Mullet) bzw. 25 mm abgesenkt. Die Reach-Werte liegen 425 und 490 mm, während der Stack vergleichsweise niedrig ausfällt. Verstellmöglichkeiten für die Geometrie gibt es nicht.

Modern, aber nicht extrem fällt die Geometrie des Baguettes aus
# Modern, aber nicht extrem fällt die Geometrie des Baguettes aus – dadurch soll sich das Rad für Trail-Fahrten und den harten Enduro-Einsatz eignen.
Geometrie Glacier Cycles Baguette
# Geometrie Glacier Cycles Baguette

Ausstattung

Derzeit werden von Glacier Cycles zwei Komplett-Varianten des Baguettes angeboten. Die günstigere Ausführung hört auf den Namen Chill und wechselt für 5.990 € den Besitzer. Ausgestattet ist das Baguette Chill mit einem RockShox-Fahrwerk bestehend aus Zeb Ultimate vorne und Super Deluxe Ultimate hinten, einem simplen SRAM NX Eagle-Antrieb und Magura MT5-Bremsen.

Die teurere Shred-Variante ist zu Preisen ab 7.390 € erhältlich. Hier erhält man ein hochwertiges Öhlins-Fahrwerk bestehend aus RXF 36 M.2-Federgabel und TTX22M-Dämpfer am Heck. Geschaltet wird mit einem SRAM GX Eagle-Antrieb, während kraftvolle Magura MT7-Bremsen für die negative Beschleunigung zuständig sind. Beide Komplett-Versionen sind als Mullet sowie als 29er und in Standard- und Premium-Finishes (+ 150 €) erhältlich. Außerdem bietet Glacier Cycles den handgefertigten Rahmen auch ohne Komponenten an. Hier wird aktuell ein Preis von 3.490 € ohne Dämpfer für das Made in France-Produkt aufgerufen. Erhältlich ist das Glacier Cycles Baguette wie auch die anderen Modellen im Portfolio ab sofort.

Ausstattung Glacier Cycles Baguette
# Ausstattung Glacier Cycles Baguette
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64 Kommentare

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  1. Gefällt ! Schöner Rahmen !

  2. Ja, aber dennoch muss das irgendwie gefügt werden. Es gab hier die Idee mit Muffen und Löten, das ist gar nicht schlecht, weil die Temperaturen nicht ganz so hoch sind wie beim Schweißen - ein bisschen Spannungsarm glühen tut dem Gefüge aber dennoch gut.

    Am Ende muss der Konstrukteur immer einen Kompromis finden, ich finde es aber spannend, wie unterschiedlich doch gefertigt wird. Das finde ich auch bei Atheron Bikes geil: Carbonrohre in Titanmuffen.
    Kann Stahl durch glühen nicht auch Festigkeit verlieren? Also beim Härten sind die Temperaturen und der Abkühlungsprozess je nach dem welche Eigenschaften man ereichen will genau vorgegeben. Und, Achtung wieder aus dem Karosseriebau, beim Richten von Unfallwagen darf man nur kaltverformen weil das Blech sonst zu weich wird
    Also Erwärmen kann ich mir vorstellen, glühen eher nicht.
    Soweit ich mich erinnere ist Hartlöten auch deshalb gut weil sich zwischen bzw. an der Oberfläche der Werkstücke eine Legierung bildet.
  3. Kann Stahl durch glühen nicht auch Festigkeit verlieren?
    Reines Glühen? Das kommt stark darauf an, was du erreichen möchtest. Aussage dazu gibt dir dazu das Eisen-Kohlenstoff-Diagramm.
    Stahl hat je nach Legierung unterschiedliche Gefüge(gitter). Mit zunehmender Hitze (Glühen) fangen diese Gitter an sich zu bewegen, sie "schwimmen" quasi - das ist nötig um es z.B. beim Schmieden verformen zu können. Kühlst du sie ab, gehen sie wieder nah dem Ausgangszustand.

    Wenn die Platten beweglich sind, kann z.B. ein Kohlenstoffatom dazwischen huschen und das Gitter "verstopfen". Kühlst du es jetzt schlagartig ab (Wasserbad, Stickstoff etc.), dann kann das Atom nicht schnell genug raus, die Gitter umkreisen es , und das Material wird "härter" weil die Oberfläche verdichtet ist. Das kann man so weit treiben, bis die Oberfläche so spröde ist, das sie bei plötzlichem harten Kontakt zerspringt. Fräswerkzeuge sind z.B. so - lässt du die fallen, platzen die Hartmetallplatten. Nutzt du sie aber kontrolliert, können sie weicheres Material abtragen.

    Wird jetzt geschweißt oder gelötet, dann wandern die Platten auch ein wenig, aber die lange Abkühlphase verhindert ein starkes spröde werden. Dennoch gibt es eine Plattenverschiebung, das sind dann die s.g. Spannungen. Wird das Material jetzt einfach nur weichgeglüht, und langsam abgekühlt, so bewegt sich das Gefüge und die Spannungen lösen sich.

    Industriell wird das gerne angewandt um bestimmte Eigenschaften für Bauteile zu erreichen. Für den Fahrradbau ist das wohl etwas Overkill. Rein technologisch ist das Gebiet aber echt spannend. Dadurch das Stahl immer wieder verwendet werden kann, ist es ein sehr nachhaltiger Werkstoff.
  4. Ja ich kenne das noch vom härten von Stempeln für Crimpwerkzeuge ,die sollten eine harte Oberfläche und einen weichen Kern haben, damit die sich nicht zu schnell abnutzen aber beim Pressen nicht zerspringen.
    Ist wirklich ein interessantes Thema und schon sehr lange her ,dass ich damit zu tun hatte. Ich habe doch einiges vergessen oder falsch in Erinnerung.
    Gestern nach fast 40 Jahren die Bücher aus der Berufsschule rausgesucht..🙂

  5. Die gut härtbaren Stähle haben so einen hohen Kohlenstoffgehalt, dass sie sich nicht vernünftig schweissen lassen. @xxz hat das martensitische Gefüge sehr gut beschrieben, ohne es beim Namen zu nennen. Für Rahmen ist CrMo 4130 üblich. Umgeschlüsselt auf ISO entspricht er dem 25CrMo4. Das ist auch ein Vergütungsstahl. Aber bei weitem nicht so gut härtbar wie z. B. 42CrMo4. Der eignet sich wegen seines Kohlenstoffgehalts nämlich nicht mehr unbedingt zum Schweissen.
    Egal in welchem Lieferzustand (also ob und wie vergütet) ich den 25CrMo4 schweisse, ich mache beim Schweissen in der Wärmeeinflusszone die Wärmebehandlung kaputt. Das heißt, ausgerechnet da wo die Post abgeht, ist der Stahl unvergütet. Die Martensitbildung lässt sich durch langsames Abkühlen zwar unterbinden. Die umworbene Wärmebehandlung liegt aber nur noch dort vor, wo ich sie nicht brauche. Der Grundwerkstoff bringt allerdings so gute Festigkeitswerte mit, dass man darauf verzichten kann. Wer nicht darauf verzichten will, sollte darauf achten, daß der Rahmen nach dem Schweissen vergütet wurde.
    Back to Topic: Bei Stahl erwarte ich schlanke elegante Rahmen. Damit kann das Baguette nicht dienen. Das Bike ist eher was für Nicolai-Fans, die Bock auf Stahl haben.

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