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Trek Slash 9.9 im Test
Enduro-Rennmaschine und noch viel mehr!

Trek Slash 9.9 im Test: Rahmen aus Carbon, optimiert auf 29″-Laufräder, erprobt in der Enduro World Series, 160 mm Federweg vorne, 150 mm Federweg am Heck und laut Trek der steifste Rahmen im Portfolio: Alleine die Eckdaten des neuen Slash klingen sehr vielversprechend und lassen wildeste Spekulationen über die Leistungsfähigkeit zu. Wir haben die Grenzen des Trek Slash 9.9 erprobt und den roten Enduro-Flitzer getestet!

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Trek Slash 9.9 RSL – kurz & knapp

“Das Slash ist von Grund auf darauf ausgelegt, mit seinen auf 29″-Laufräder optimierten Fahrwerk heftigste Enduro-Rennstrecken mit Bravour zu meistern und sich zum unbestrittenen König der Berge zu küren” – so bewirbt Trek das neue, edle Slash mit 160 mm Federweg vorne und 150 mm Federweg am Heck. Wer die Strecken der EWS bereits mal unter die Stollen genommen hat weiß, dass das große Worte sind und eine entsprechende Erwartungshaltung erzeugt wird. Enduro-Racing definiert sich darüber, möglichst viel abwärts gerichtetes Gelände in möglichst kurzer Zeit hinter sich zu bringen. Davor und dazwischen müssen die Abfahrten bergauf hart erarbeitet werden. 29er sind in dieser Kategorie keine absolute Neuheit mehr, aber das Angebot war in den vergangenen Jahren noch relativ überschaubar. Trek beim Slash alles daran gesetzt, die ultimative Enduro-Rennmaschine auf 29″-Laufrädern zu kreieren.

Preis: 7.499 € (UVP) | Bikemarkt: Trek Slash 9.9 RSL kaufen

# 29"-Laufräder treffen auf 160 mm Federweg vorne und 150 mm am Heck - das Trek Slash ist laut Angaben der Amerikaner der steifste Rahmen im Portfolio und sieht dazu extrem schick aus. Wir haben den roten Renner getestet!

Trek Slash 9.9 RSL – Technische Daten

Rahmendetails

Das neue Trek Slash steht nun im Gegensatz zu seinem populären Vorgänger auf großem Fuß: Die neue Generation der Enduro-Rakete ist ein 29er. Mit 150 mm Federweg am Heck bietet es nun 10 mm weniger Reserven als die 27,5″-Version. Vorne stehen dem Fahrer 160 mm Federweg zur Verfügung.

Hauptrahmen und Hinterbau haben von Trek ein komplettes Redesign erhalten. Für den Rahmen kommt ein sogenannter (Achtung tief Luft holen) Optimum Compaction Low Void-Carbon – kurz OCLV – zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein Fertigungsverfahren, das in Hinblick auf das Verlegen der einzelnen Carbon-Matten optimiert ist. OCLV besteht aus zwei Teilen: Bei der Optimum Compaction werden die einzelnen Carbon-Matten unter Wärmeeinfluss in die entsprechende Form gepresst. Low Void soll vor allem die Hohlraumbildung im Verarbeitungsprozess minimieren – Trek wirbt hier mit höher gesetzten Standards als im Raumfahrt-Sektor. Details zum Fertigungsverfahrenfindet ihr in unserem Hausbesuch im Trek Hauptquartier.

# ABP, Mino Link und Evo-Umlenkung bleiben - der von anderen Trek-Modellen und auch dem Vorgänger bekannten Full Floater-Hinterbau fällt beim neuen Slash weg. Der Dämpfer ist fest mit dem Rahmen verbunden.
# Das neue Straight Shot-Unterrohr soll für hohe Steifigkeit sorgen, bietet damit aber keinen Platz mehr für eine volle Umdrehung der Gabelkrone - deshalb kommt die Knock Block-Technologie zum Einsatz. Zusätzlich verbaut Trek einen Gummischutz.
# Bevor der Gummischutz eingreifen muss, verhindert ein Chip im Steuersatz einen zu großen Lenkeinschlag - bei dem Chip handelt es sich um besagten Knock Block, für den ein spezieller Vorbau nötig ist.

Um die Steifigkeit in der Lenkzentrale zu erhöhen, verwendet Trek modellübergreifend seit Anfang 2016 das sogenannte Straight Shot-Unterrohr. Ganz ohne Einschränkungen kommt dieses Feature allerdings nicht ins Haus: Der fehlende Knick im Unterrohr bietet keinen Platz für eine volle Umdrehung der Gabelkrone. Deswegen kommt zusätzlich zu dem Straight Shot-Unterrohr der sogenannte Knock Block zum Einsatz. Im Grunde genommen handelt es sich dabei um einen leicht modifizierten Steuersatz, der über eine Metallnase den Lenkeinschlag über 60° hinaus verhindert.

Dank der Mino Links lässt sich die Geometrie je nach persönlicher Vorliebe und Terrain anpassen.

Am Heck hat sich Trek beim neuen Slash vom Full Floater-Hinterbau verabschiedet. Der Dämpfer wird nicht mehr von beiden Seiten bewegt, sondern ist an der unteren Aufnahme fest mit dem Rahmen fixiert. Geblieben sind die sogenannte Active Breaking Technology mit Drehpunkt um die Hinterradachse und der Mino Link, bei dem es sich um Flip Chips zur Geometrieverstellung handelt.

Beim ABP-Hinterbau soll durch die konzentrische Lage von Achse und Drehpunkt ein besonders aktives Fahrwerk – auch unter Bremseinflüssen – erzielt werden. An der Verbindung von Wippe und Sitzstreben sitzen die Mino Links. Durch das Drehen von kleinen, ovalen Einsätzen mit exzentrischem Gewinde lässt sich die Geometrie je nach persönlicher Vorliebe und Terrain anpassen. Der Lenkwinkel verändert sich dabei um 0,5°. Gleichzeitig wandert das Tretlager um bis zu 10 mm nach oben oder unten.

# Die geschickte interne Zugführung soll das Klappern der Leitungen vermeiden.
# Brems- und Schaltzug treten knapp über dem Dämpfer aus dem Rahmen aus, um anschließend wieder in den Kettenstreben zu verschwinden
# Das Badge am Steuerrohr rundet das Paket ab, ist aber nicht 100% Passgenau angebracht

Geometrie

Dank der Mino Links lässt sich die Geometrie des Trek Slash 9.9 RSL in zwei Positionen verstellen. Im High-Modus liegt der Lenkwinkel bereits bei recht sportlichen 65,6° – in der Low-Position wird der Lenkwinkel um 0,5° flacher und auch das Tretlager wandert noch tiefer. Das Oberrohr ist mit einem Reach von 475 mm und Stack von 635 mm in der Low-Einstellung und Rahmengröße 21,5″ (entspricht XL) geräumig. Es gibt jedoch deutlich längere Rahmen. Mit einer Länge von 434 mm sind die Kettenstreben recht kurz. Erhältlich ist das Trek Slash 9.9 RSL in vier Rahmengrößen.

GrößeS (15,5 inch)M (17,5 inch)L (19,5 inch)XL (21,5 inch)
Sattelrohrlänge394 mm419 mm468 mm522 mm
Oberrohrlänge590 mm605 mm635 mm661 mm
Steuerrohrlänge100 mm100 mm110 mm125 mm
Lenkwinkel65,6°65,6°65,6°65,6°
Sitzwinkel74,1°74,1°74,1°74,1°
Kettenstrebenlänge433 mm433 mm433 mm433 mm
BB Drop21 mm21 mm21 mm21 mm
Radstand1171 mm1186 mm1219 mm1247 mm
Stack608 mm608 mm618 mm631 mm
Reach416 mm431 mm459 mm481 mm

Ausstattung

Erhältlich ist das Trek Slash in zwei Varianten: Das 5.499 € teure Trek Slash 9.8 kommt mit einem Fahrwerk aus dem Hause RockShox und vielen Anbauteilen der Hausmarke Bontrager. 2000 € teurer ist die edle und von uns getestete 9.9 RSL-Edition, die auf einen Dämpfer und eine Federgabel von Fox setzt. Außerdem ist das Trek Slash als Rahmenkit für 3699 € erhältlich.

Trek Slash 9.8Trek Slash 9.9 RSL
FedergabelRockShox Lyrik RC, Dual Position Air, 130 mm / 160 mm Fox 36 Talas RC2, 130 mm / 160 mm
DämpferRockShox Super Deluxe RC3Fox Float X2
LaufräderBontrager Line Comp 30Bontrager Line Elite 30
ReifenBontrager SE4 Team Issue, 29" x 2,40"Bontrager SE4 Team Issue, 29" x 2,40"
KassetteSRAM XG-1150, 10-42 T, 11-fachSRAM XG-1295, 10-50 T, 12-fach
KurbelSRAM X1, 32T SRAM X01 Eagle, 32T
SchaltwerkSRAM X1, 11-fachSRAM X01 Eagle, 12-fach
SchalthebelSRAM X1, 11-fachSRAM X01 Eagle, 12-fach
BremsenSRAM Guide RSRAM Guide Ultimate
LenkerBontrager Line, 35 mm Durchmesser, 27,5 mm Rise, 780 mm Breite Bontrager Line Pro, OCLV Carbon, 35 mm Durchmesser, 27,5 mm Rise, 780 mm Breite
SteuersatzFSA Knock Block IS-2FSA Knock Block IS-2
SattelBontrager Evoke 2Bontrager Evoke 3
SattelstützeBontrager Drop Line 125 mmBontrager Drop Line 125 mm
VorbauBontrager Line, 35 mmBontrager Line Pro, 35 mm
GriffeBontrager Rhythm Lock OnBontrager Rhythm Lock On
# Wir haben das Trek Slash in der noblen 9.9 RSL-Ausstattung getestet - hier sorgt eine 12-facher SRAM Eagle-Schaltung für Vortrieb.
# Im Steuerrohr steckt eine Fox 36 Talas-Spezialedition - die absenkbare Gabel mit 160 mm Federweg und RC2-Dämpfung gibt es ansonsten nur in einer 27,5"-Version.
# Am Heck sorgt der Fox Float X2 mit 2 Position-Hebel für Ruhe - der Luftdämpfer kontrolliert die 150 mm Federweg, die das Slash aus dem Hinterbau kratzt.

Trek Slash 9.9 RSL – In der Hand

Lässt man seinen Blick über das Slash in der edlen 9.9 RSL-Ausstattung gleiten, so fügt sich jedes Bauteil in ein stimmiges Gesamtkonzept ein. Rot – glänzend und matt – mit sauber ausgeführten weißen Decals und kleinen Hinweisen zur Geometrie-Verstellung und Modellbezeichnung, dazu prangt stolz und erhaben das Trek-Logo auf dem Steuerrohr. Der Rahmen wirkt in seiner Linienführung fast schon klassisch. Wilde Schwünge, wie sie bei manchem Carbon-Rahmen zu finden sind, sucht man hier vergeblich. Der Rahmen wirkt außerdem sehr voluminös. Erst auf den zweiten Blick stellt man fest, dass vorne eine Fox 36 und nicht etwa eine 34 verbaut ist. Alle Leitungen sind gleichmäßig gekürzt und werden sauber intern verlegt.

Trek setzt auch beim Slash 9.9 RSL auf zahlreiche Komponenten der Hausmarke Bontrager. Bikesnobs mit Hang zu Edelmarken werden hier wohl auch in Anbetracht des hohen Preises ein wenig die Nase rümpfen. Alle Bontrager-Teile am Slash sind aber sauber verarbeitet und vergangene Tests von Trek haben keine Schwächen gegenüber anderen Marken offenbaren können. Lediglich die verstellbare Sattelstütze mag mit gerade einmal 125 mm Hub so gar nicht ins stimmige Gesamtbild passen.

# Das Trek Slash glänzt mit super Verarbeitung und schönen Formen - der voluminöse Rahmen lässt die Fox 36 fast schon filigran wirken.
# Gebremst wird mit der SRAM Guide – vorne sorgt eine 200 mm große Scheibe für Verzögerung. Hinten kommt eine 180 mm-Scheibe zum Einsatz.
# Die Bontrager-Laufräder aus Aluminium mit den montierten Bontrager SE4 Team Issue-Reifen sollen die Antriebskräfte auf den Boden bringen.
# Abgerundet wird der Aufbau mit hauseigenen Bontrager-Teilen - die verbaute Drop Line-Variostütze bietet allerdings nur 125 mm Hub.

Bezüglich der Ausstattung lässt sich Trek beim Slash 9.9 RSL nicht lumpen. Nur wenige Wünsche bleiben unerfüllt. Die 12-fache SRAM Eagle-Gruppe bietet in Kombination mit dem 32T-Kettenblatt eine ordentliche Bandbreite. Die SRAM Guide-Bremsen sind mit einer 200 mm großen Scheibe vorne und einer 180 mm-Scheibe hinten ausgestattet. Spannend wird es beim Fahrwerk – hier entdecken wir eine Sonderanfertigung für Trek: Die verbaute Fox 36 Talas-Federgabel mit 160 mm Federweg und RC2-Dämpfungskartusche gibt es sonst nur als 27,5″-Version. Das Heck wird von einem Fox Float X2-Luftdämpfer mit einem Hebel zur Kletterhilfe kontrolliert.

Beim ersten Verladen des roten Renners ins Auto gibt es einen kurzen Aha-Moment: Der Knock Block sorgt dafür, dass sich der Lenker nicht sonderlich weit eindrehen lässt. Die Unterbringung des Bikes im Kofferraum gestaltet sich ähnlich wie bei einem Downhill-Bike mit durch die Doppelbrücke begrenztem Lenkeinschlag. Entspricht das Auto einer City-Knutschkugel sind hier gewisse Tetris-Fähigkeiten gefragt. Ansonsten sollten hier keine Probleme entstehen.

Trek Slash 9.9 RSL – Auf dem Trail

Uphill

Viele kleine Hilfsmittel am Trek Slash 9.9 RSL machen den Uphill zum Kinderspiel.

Wer sich seine Abfahrt selbst verdienen muss, ist natürlich froh, wenn sich der Energieaufwand dafür in Grenzen hält. Beim ersten Blick auf das Trek Slash geht man aber nicht unbedingt davon aus, dass es mit dieser Maschine einfach wird. Die gute Auswahl der verbauten Komponenten erleichtert den Weg nach oben aber ungemein. Die SRAM Eagle-Schaltung mit ordentlichen Rettungsringen ist hier die passende Grundlagen. Auch die anderen Anbauteilen sind mit kleinen, nützlichen Hilfsmitteln ausgestattet.

Ein Hebel am Fox Float X2-Dämpfer sorgt dafür, dass das Heck auf Forstwegen bergauf nahezu komplett ruhig ist. An der Front ermöglicht die spezielle, höhenverstellbare Fox 36 Talas RC2, dass der Federweg um 30 mm abgesenkt wird. Dadurch fährt sich das Slash 9.9 RSL zwar nicht wie ein XC-Bike, vermittelt aber bergauf den Eindruck eines kurzhubigen, vortriebsfreudigen Fahrrads. Auch das geringe Gewicht des Treks trägt dazu bei, dass man auch beim Uphill Spaß hat.

# Erst der Anstieg, dann das Vergnügen - wer den Trail wie hier runterfliegen will, muss zunächst oft hochkurbeln. Das geringe Gewicht und der effektive Hinterbau sorgen dafür, dass das relativ mühelos gelingt.

Auf technischen Abschnitt punktet das Slash mit einer sehr direkten Eingabe durch den Fahrer. Umsetzen, Hinterrad hochziehen, Schwung holen für die nächste Kante: Vortrieb wird in jeder Situation direkt und effektiv auf den Waldboden gebracht. Mit diesem positiven Eindruck begeben wir uns auf die Abfahrt und sind gespannt, ob das Trek Slash 9.9 RSL auch hier überzeugen kann.

Downhill

Von schneebedeckten Singletrails über frische, “loamige” (Neubikejibberisch für losen Waldboden, Anm. d. Red.), Enduro-Steilabfahrten, Flow- und Jump Trails und sogar über verblockte Downhill-Strecken: Die Anforderungen an das Fahrwerk des Trek Slash 9.9 RSL konnten in unserem Test kaum unterschiedlicher sein. Umso glücklicher waren wir, dass wir dieses sehr variabel einstellen konnten.

Ob weiche Sänfte für bequeme Ausfahrten oder knallharte Rennsemmel für Downhillpisten: Am Slash bleiben nur wenige Wünsche unerfüllt.

Ob weiche Sänfte für bequeme Ausfahrten oder knallharte Rennsemmel für Downhillpisten: Am Slash bleiben nur wenige Wünsche unerfüllt. An der Fox 36 Talas RC2 finden sich breit gefächerte externe Verstellmöglichkeiten für die Zugstufe und die High- und Low Speed-Druckstufe – und natürlich die Absenkung des Federwegs. Dadurch geht zwar die Anpassung der Progression über Volumenspacer verloren. Hier kann man aber ganz klassisch eine Spritze Fox Suspension Fluid in die Luftkammer geben, um das zu erreichen (mehr dazu unter den Tuningmöglichkeiten). Am Heck verfügt der Fox Float X2-Dämpfer über externe Einsteller für High- und Lows Speed Druck- und Zugstufe. Außerdem lässt sich hier über Volumenspacer aus Kunststoff die Progression anpassen.

# Schnelle Richtungswechsel und Umlegen - all das ist dank des präzisen Handlings des Trek Slash 9.9 RSL kein Problem.

Vollmundig wurde von Trek die Steifigkeit des Rahmens aus Carbon angepriesen. Egal wie skeptisch wir solchen Aussagen gegenüber sind: An dieser Stellen müssen wir zustimmend nicken! Ja, das Trek Slash 9.9 RSL ist definitiv sehr steif. Es folgt jedem Input willig und alle anvisierten Linien wurden mit immenser Präzision auf den Boden übertragen. Hier sahen wir uns nach wenigen Abfahrten gezwungen, die relativ leichten Bontrager SE4-Reifen zu ersetzen. Etwas mehr Grip und Stollenhöhe sowie Dämpfung in der Seitenwand mussten her. Letzten Endes landeten wir beim Maxxis Minion DHF in MaxxGrip mit Downhill-Karkasse. Diese brachten zwar gewisse Nachteile im Rollwiderstand und im Gewicht mit sich. Trotzdem vergrößerten sie den Einsatzbereich des Trek Slash 9.9 RSL deutlich.

Die Position des Fahrers aus dem Trek Slash liegt zentral zwischen den Achsen. Das führt zu einer sehr ausbalancierten Lastverteilung auf beide Laufräder. Diese Kombination aus Balance und hoher Steuerpräzision sorgen für ein sehr hohes Sicherheitsgefühl. Egal ob Rennfahrer oder Hobbypilot: Man hat jederzeit die Kontrolle über das Slash. So wagt man sich gerne mal in Regionen vor, die fernab der üblichen Wohlfühlzone liegen. Das fällt vor allem Mitfahrern auf, die plötzlich zu kämpfen haben, nach den Kurven wieder aufzuholen.

Dieser Zuwachs an Geschwindigkeit erfordert auf Dauer eine Anpassung der Bremspunkte. Die Guide Ultimate von SRAM machte hier einen soliden Job und verzögert sehr souverän. Schwere Fahrer sollten jedoch auch am Heck über eine 200 mm große Bremsscheibe nachdenken. Überwindet die Fliehkraft in einer Kurve dann doch mal die Haftreibung der Reifen, so schob das Trek Slash kontrolliert über beide Räder mit Tendenz zum Übersteuern.

# Wie auf Schienen zieht das Trek Slash 9.9 durch Kurven - hier macht sich die hohe Steifigkeit des Rahmens positiv bemerkbar.
# Kommt es doch mal zum Gripverlust …
# … tendiert das Slash zum leichten Übersteuern.
# In der Luft liegt das Trek Slash 9.9 sehr ruhig - für Spielereien ist etwas Eigeninitiative notwendig.

Wer einen attackierenden Fahrstil pflegt, wird in hartem Gelände öfters an das Ende des Federwegs gelangen. Indiziert wird das aber weniger durch einen Schlag am Lenker, sondern durch die Position der O-Ringe an den Federelementen oder in Fotosequenzen …

Wird das Gelände etwas gröber, lässt sich das Trek Slash 9.9 RSL spielerisch auf der gewählten Linie halten, ohne sich von Steinen oder Wurzeln aus der Ruhe bringen zu lassen. Die Federelemente aus dem Hause Fox verrichten ihre Arbeit sehr kontrolliert und unauffällig: Dämpfer und Federgabel harmonieren perfekt. So verwundert es nicht, dass das Slash immer härtere Strecken verlangt, um seine Grenzen auszuloten. Doch egal was wir mit dem Trek Slash anstellten: Es folgte unseren Anweisungen immer bereitwillig. Und genau darin liegt die Stärke dieses Bikes: Das Slash macht immer genau das, was der Fahrer will und hält keine plötzlichen Überraschungen bereit. Wer einen attackierenden Fahrstil pflegt, wird in hartem Gelände öfters an das Ende des Federwegs gelangen. Indiziert wird das aber weniger durch einen Schlag am Lenker, sondern durch die Position der O-Ringe an den Federelementen oder in Fotosequenzen …

Fahrer ab 1,90 m werden sich möglicherweise am Slash einen kürzeren Vorbau und etwas mehr Reach wünschen, damit der Körperschwerpunkt nicht zu sehr nach hinten verlagert werden muss. Aktuell ist bei einem Reach von 481 mm Schluss – und selbst der größte Rahmen kommt mit einer Remote-Stütze mit gerade einmal 125 mm Verstellbereich ins Haus. Fahrer um 1,80 m herum, die einen längeren Reach bevorzugen, kommen hingegen schnell mit dem langen Sitzrohr in Kontakt. Wünschenswert wäre es, wenn Trek eine weitere Rahmengröße für große Personen nachschiebt, bei der Remote-Sattelstütze im Verstellbereich nachbessert und über kürzere Sattelrohre nachdenkt.

# Federweg: Ende! In dieser Passage wurde der Federweg trotz viel Dämpfung und 20 % Sag komplett genutzt - wer so unterwegs ist, kann mit etwas Öl in der Luftkammer der Fox 36 Talas Abhilfe schaffen.
# Foto Jens Staudt Trek Slash-1202

Auch große 29er-Laufräder können mittlerweile auf Jump-Trails eine gute Figur machen. Die höhere rotierende Masse der Laufräder macht das Slash in der Luft zwar etwas träger im Vergleich zu Freeridern mit kleineren Laufrädern. Der Hinterbau am Slash verfügt aber dennoch über genügend Popp, um in der Luft die ein oder andere Spielerei zu erlauben.

Tuning-Möglichkeiten

Im Fox Float X2-Dämpfer waren bereits 4 von maximal 5 Volumenspacern verbaut. Leider versperrte uns beim Ausbau des Dämpfers das Kettenblatt den Weg zur Befestigung des X2s. Wer an den Dämpfer ran möchte, muss zunächst die Kurbel demontieren, um anschließend den Dämpfer komplett ausbauen zu können. Da die Achse aber von einer Seite mit einer Mutter gesichert ist, kann man das ganze System beim Wiedereinbau umdrehen, um beim nächsten Ausbau nicht wieder die Kurbel demontieren zu müssen.

An der Fox 36 Talas-Federgabel ist die Anpassung etwas einfacher. Die Gabel lässt sich zwar im Federweg absenken, kann aber dafür intern keine Volumenspacer aufnehmen. Stattdessen lässt sich das Volumen der Luftkammer mit etwas Suspension-Fluid von Fox verkleinern, wenn man die Progression erhöhen will. Das ist übrigens die offizielle und ganz regulär von Fox erlaubte Methode.

# Ärgerlich: Um den Dämpfer auszubauen muss die Kurbel demontiert werden - sonst ist es nicht möglich, die Befestigungsschraube aus dem Rahmen zu entfernen.
# Im Fox Float X2 waren bereits 4 von 5 Volumenspacern verbaut.

Hierfür muss man einfach die Luft aus der Gabel ablassen, mit einem passenden Werkzeug den Ventil-Einsatz aus dem Ventil der Top Cap schrauben und mit einer Spritze etwas Öl einfüllen. Fox empfiehlt, mit 2 ml Öl zu starten und sich langsam an die gewünschte Menge heranzutasten. Will man die Progression hingegen wieder verringern, lässt sich das Öl mit einem Schlauch an der Spritze wieder absaugen.

Unsere weiteren Tuning-Tipps für das Trek Slash 9.9 RSL beziehen sich vor allem auf die verbauten Komponenten. Größere Fahrer würden sich im für unseren Geschmack etwas zu lang geratenen Sitzrohr eine Sattelstütze mit etwas mehr Hub wünschen. Wer den Fokus vor allem auf die Abfahrt legt, sollte außerdem die verbauten Bontrager SE4 gegen Reifen mit mehr Stollenhöhe, Eigendämpfung und stabilerer Karkasse austauschen. Auch ein Bashguard wäre eine durchaus sinnvolle Überlegung für das Trek Slash 9.9 RSL. Die hohen Geschwindigkeiten, die das Bike ermöglicht, werden zwangsläufig für den ein oder anderen ungewollten Steinkontakt mit dem Antrieb sorgen.

# Der Carbon-Lenker von Bontrager war aus unserer Sicht etwas zu steif - einige Tester klagten nach längeren Abfahrten über Schmerzen in den Händen.
# Wer den Vorbau austauschen will, muss entweder einen Knock Block-kompatiblen Bontrager-Vorbau verwenden - oder behilft sich mit dem Knock Block-Lockring.

Das Cockpit am Trek Slash 9.9 RSL war aus unserer Sicht nicht ganz optimal. Steif und noch steifer ist nicht an allen Bauteilen wünschenswert. So klagten einige Tester auf längeren Abfahrten über Schmerzen am Nervus Ulnaris in der Hand. Diese konnten komplett beseitigt werden, nachdem der Carbon-Lenker aus dem Hause Bontrager gegen einen Lenker aus Aluminium mit mehr Flex ausgetauscht wurde. Wer am Trek Slash einen anderen Vorbau montieren möchte, wird sich zwangsweise mit dem Thema Knock Block und mit dem System kompatiblen Vorbauten befassen müssen. Entweder kann man auf einen anderen Bontrager-Vorbau zurückgreifen oder verwendet den sogenannten Knock Block-Lockring: Der Spacer mit Klemmfunktion hat einen limitierenden Lenkeinschlag.

Haltbarkeit

Trotz diverser harter Durchschläge in felsigem Geläuf inklusive platten Reifen haben die Felgen sehr gut durchgehalten: Keine großartigen Dellen, Höhenschläge oder Achter waren zu verzeichnen. Das hat uns positiv überrascht, zumal am Trek Slash 9.9 RSL je Laufrad nur 28 Speichen verwendet werden. Einmal bahnte sich ein Stein seinen Weg ins Hinterrad. Nach einer kurzen Einheit am Zentrierständer war die Speichenspannung aber wiederhergestellt.

# An der Kettenstrebe gab es ein paar Lackabplatzer - hier wäre eine Verlängerung des Gummischutzes wünschenswert.

Fahrer, die viel auf den Pedalen arbeiten und dabei nah am Kurbelarm stehen, werden hin und wieder am Hinterbau streifen. Eine Schutzfolie kann hier auf Dauer unschönem Abrieb vorbeugen. An der Kettenstreben direkt vor dem Ende des Gummischutzes hatten wir leider einige Lackabplatzer vom Kettenschlag. Hier würde eine Verlängerung des Schutzes weiterhelfen. Alternativ kann man diese Stelle auch mit etwas Folie abkleben.

Fazit – Trek Slash 9.9

Man nehme ein extrem potentes Fahrwerk, verpasse ihm eine Kletterhilfe und verpacke das in einen ausbalancierten, leichten Rahmen mit extrem hoher Steifigkeit und leichten, haltbaren Anbauteilen: Fertig ist das Traumbike, mit dem man Rennen gewinnen kann. Das Trek Slash 9.9 RSL ist ein ausbalancierter Rennwagen, der abgesehen von den leichten Reifen und der kurzhubigen Sattelstütze praktisch keine Wünsche offen lässt. Die rote Schönheit hat allerdings auch einen Preis, der den Geldbeutel zittern lässt.

Stärken

Schwächen

# Sehr schick, extrem edel und ein enorm potentes Fahrwerk - das Trek Slash 9.9 RSL ist ein toller 29er für den Enduro-Einsatz und glänzt mit Ausgewogenheit und Präzision. In Anbetracht des stolzen Preises ist bei manchen Anbauteilen aber noch etwas Luft nach oben.

Testablauf

Hier haben wir das Trek Slash 9.9 getestet

Testerprofile

  • Testername: Jens Staudt
  • Körpergröße: 190 cm
  • Gewicht (fahrfertig): 95 kg
  • Schrittlänge: 91 cm
  • Armlänge: 61 cm
  • Oberkörperlänge: 56 cm
  • Fahrstil: Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
  • Ich fahre hauptsächlich: Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
  • Vorlieben beim Fahrwerk: Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, progressive Kennlinie
  • Vorlieben bei der Geometrie: Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher
  • Testername: Jonathan Kopetzky
  • Körpergröße: 175 cm
  • Gewicht (fahrfertig): 70 kg
  • Schrittlänge: 79 cm
  • Armlänge: 51 cm
  • Oberkörperlänge: 49 cm
  • Fahrstil: Aggressiv und verspielt
  • Ich fahre hauptsächlich: DH sprunglastig, auch Dirt, eigentlich alles Hauptsache Rad dabei
  • Vorlieben beim Fahrwerk: Straff und schnell
  • Vorlieben bei der Geometrie: Langes Oberrohr, Hinterbau je nach Einsatzgebiet
  • Testername: Christoph Spath
  • Körpergröße: 190 cm
  • Gewicht: 65 kg
  • Gewicht (fahrfertig): 70 kg
  • Schrittlänge: 94 cm
  • Armlänge: 60 cm
  • Oberkörperlänge: 49 cm
  • Fahrstil: Schnell bergauf und bergab, sauber, selten überm Limit
  • Ich fahre hauptsächlich: Von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
  • Vorlieben beim Fahrwerk: Viel Low Speed-Compression am Dämpfer, Front etwas straffer als das Heck, hinten gerne progressiv
  • Vorlieben bei der Geometrie: Vorne lang, hinten je nach Einsatzbereich kurz bis mittellang, flach

Um euch den bestmöglichen und breitesten Testeindruck zu bieten, fahren immer mehrere Tester ein Bike. Neben den aufgeführten Testern mit detaillierten Profil arbeiten wir immer mit weiteren Fahrern unterschiedlicher Könnerstufen, Gewichte, Körpergrößen sowie Vorlieben zusammen. Im direkten Dialog stellen wir das richtigen Setup sicher und dokumentieren in gemeinsamen Ausfahrten die Eindrücke. Dies stellt sicher, dass wir alle Eigenheiten eines Bikes in allen Bereichen beurteilen können.

Weitere Informationen zum Testablauf findet ihr im Eröffnungsartikel.


Weitere Informationen

Webseite: www.trekbikes.com
Text & Redaktion: Jens Staudt, Jonathan Kopetzky, Christoph Spath | MTB-News.de 2017
Bilder: Jens Staudt

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