Trans Madeira 2019 Tag 2: Nach einem langen ersten Tag erwartet uns heute etwas weniger Programm: 40 km und 5 Stages gilt es zu bewältigen. Kräfte sparen für Tag 3 ist angesagt. Ob das bei nassen und rutschigen Trails funktionieren wird?
Tag 2 der Trans Madeira startet, wie auch der erste Tag direkt am Strand. Unser Campingplatz in Machico ist nur etwas 15 Meter Luftlinie vom Meer entfernt. Heute heißt es aber Taschen packen, Zelt leer räumen, Frühstücken und dann fertigmachen für die Abfahrt vom Bus. Mein Wecker klingelt um 6:30 Uhr. Nach dem anstrengenden ersten Tag sind die Muskeln beim Aufstehen noch etwas müde, der kurze Spaziergang zum Frühstücks-Zelt tut aber gut, mein Körper fühlt sich wieder normal an. Antonio warnt uns noch vor – heute sollte man die Regenjacke auf jeden Fall einpacken. Kurz darauf ist alles vorbereitet, Regenjacke eingepackt und auf geht’s zum Bus.
Stage 8
Wir starten am gleichen Punkt wie gestern. Heute ist der Himmel aber bewölkt, der Wind bläst ordentlich und die Temperatur ist ein gutes Stück gefallen. Es gibt heute keine Startreihenfolge mehr, wir sehen also zu, dass wir in die Gänge kommen, um nicht festzufrieren.
Wir fahren den gleichen Transfer wie gestern, rollen ein Stück auf Stage 1 entlang, bis der Weg abzweigt. Etwa 30 bis 40 Minuten geht es jetzt entlang von Levadas, durch einen abgebrannten Wald und durch die Büsche, bis wir am Start der Stage ankommen. Abenteuerlich war es jetzt schon und wir konnten uns bereits ein bisschen mit den Bedingungen vertraut machen: Es ist extrem rutschig.
Passenderweise ist die 1,5 km lange Stage 8 mit 303 Tiefenmetern technisch und nass. Ich bin ein bisschen nervös, weil ich mich eigentlich nicht ablegen will. Nach dem Start geht es direkt sehr technisch los, die Steine bieten null Halt. Ich versuche rund und flüssig zu fahren. Mein erster Fehler führt direkt zum Stillstand in einer steinigen Passage. Nach einiger Zeit nimmt der Trail dann etwas mehr Schwung auf, ist weniger steil und nicht mehr ganz so herausfordernd wie zuvor. Aber irgendwann kommt man wieder in ein Meer aus Steinen und Wurzeln, ich komme wieder irgendwo zum Stehen, weil ich eine blöde Linie gewählt habe und denke laut: „How should i ride this?“. Der Streckenposten, der an dieser Schlüsselstelle wartet antwortet schmunzelnd: „Welcome to Madeira“. Danach wird es wieder flowiger. Ein paar geile Kurven, die noch nicht ganz durchgeweicht sind, beenden die Stage. Davor kann ich aber noch einen Fahrer überholen.
Das war ganz schön krass. Bei diesen Bedingungen ist der Trail eine echte Herausforderung – vor allem auf Sicht und im Renntempo!
Stage 9
Den Trail „Ratboy“ muss man hart sich erarbeiten. Etwa 500 Höhenmeter Transfer auf einer steilen Asphaltstraße müssen wir zurücklegen, bevor wir in die nächste Stage fahren. Wir schließen uns einer kleinen Gruppe an: Mit Cri und Benny, beides Grazer, haben Wahl-Grazer Chri und Ex-Wahl-Grazer Chris viel zu quatschen. Der Uphill ist zwar anstrengend, aber wir haben eine gute Zeit.
Die Stage ist 1,25 km lang, wir legen 249 Tiefenmeter zurück. Auch hier hat der Boden ordentlich Wasser abbekommen und es ist ziemlich rutschig. Ich komme nicht so wirklich gut in dem Flow und bin vorsichtig, weil immer wieder steinige Passagen auftauchen, die die Reifen gern aus der Bahn werfen. Durch Anlieger, über ein paar Sprünge und Wellen geht es schließlich ins Ziel.
Wir brechen in Richtung Stage 10 auf, es geht die letzten Meter des gleichen Uphills wieder bergauf. In einer Kehre entdecken wir Flatterband im Wald. Zusammen mit Pombo gehen wir ein paar Fahrern zuschauen. Wir kommen genau richtig, um einem Spektakel zuschauen zu können. Von einem anderen Weg kommt plötzlich eine riesige Schafherde und läuft auf die Stage. Emanuel Pombo versucht die Schafe davon abzuhalten auf den Trail zu laufen, aber es gelingt nicht. Die Vierbeiner laufen einfach zwei Meter später auf „Ratboy“. Nicht optimal für die folgenden Fahrer, für uns aber ein amüsantes Schauspiel.
Stage 10
Gut gelaunt geht es wieder auf die Asphaltstraße. Wir kurbeln nach oben, zweigen in eine andere Richtung ab und stehen 50 Meter später vor der Feedstation. Chri kennt als EWS-Mechaniker natürlich Gott und die Welt, unter anderem auch den Brasilianer Andre, der nach Tag 1 auf Platz 3 liegt.
Zusammen mit ihm rollen wir ein paar Meter von der Feedstation zum Start der zehnten Wertungsprüfung. „Mushrooms“ ist wieder ein bisschen länger: 2,95 km und 287 Tiefenmeter. Im Dreier-Train fahren wir in die Stage. Ich bin Schlusslicht. Der Charakter des Trails erinnert an eine Kreuzung aus Canadian und Borderline in Freiburg, ist überraschenderweise staubtrocken und lädt zum Heizen ein. Chri fährt völlig entfesselt und versucht mit Andre mitzuhalten. Geil! Ich verliere die beiden recht schnell und fahre meinen Speed.
Nach vielen Anliegern, Wurzelpassagen und dem ein oder anderen Sprung wird der Trail plötzlich tretintensiver. Ein bisschen was geht noch bei mir und ich kann ein paar Fahrer überholen, bevor ich ins Ziel rolle. Madeira ist abgefahren. Stage 9 und 10 sind Luftlinie nicht weit voneinander entfernt, Boden und Charakter aber komplett unterschiedlich. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.
Stage 11
Der zweite lange Uphill des Tages steht an. Es geht wieder zurück zur Feedstation, jeder fährt sein Tempo, oben treffen wir aber alle wieder. Zusammen genießen wir das gute Mittagessen und einen schnellen Koffeinschuss, bevor wir wieder geschlossen weiterfahren. Es geht Richtung Startpunkt, der letzten zwei Tage, diesmal kurbeln wir aber noch etwas weiter hoch. Kalte Windböen und Nebel begleiten uns. Dann geht es weiter ins nächste Tal, wir verschenken zwar ein paar Tiefenmeter auf Asphalt, aber plötzlich ist es wieder warm und sonnig. Eine rumpelige Forststraße bringt uns zum Start der letzten Stages.
Die kennen wir bereits von Gregor: Eigentlich handelt es sich nur um einen Trail, dieser ist aber in zwei Stages aufgeteilt. Warum? Alleine Stage 11 vernichtet schon 398 Höhenmeter auf 2,55 km. Und es scheppert so richtig. Zum ersten Mal an diesem Tag fahren wir fast nur auf Wiesen, hochalpiner Flair kommt auf. Der Ausblick ist genial, wirklich genießen kann man ihn aber nicht. Stage 11 ist extrem fordernd für die Arme. Steine, offene Kurven, dann wieder komplett tiefe staubige Böden. Bei dem abwechslungsreichen Untergrund muss man extrem konzentriert bleiben. Ich bleibe sauber, fahre aber vorsichtig. Der Trail schlängelt sich den Hang entlang und macht Spaß, aber ich bin froh, als ich meine Arme im Ziel wieder etwas ausruhen kann.
Stage 12
Der bislang kürzeste Transfer ist etwa 100 Meter lang und führt uns zur letzten Wertungsprüfung des Tages. Wären wir direkt weiter gefahren hätte ich die minimal kürzere (2,5 km), dafür aber etwas tiefere Stage 12 (424 hm) wohl nicht am Stück geschafft. Zwar sorgen hier weniger Steine für Armpump, aber es gibt jede Menge Bremswellen in den Anliegerkurven. Der Trail ist etwas steiler, kurze flache Passagen erlauben aber immer wieder, die Arme ein bisschen auszuruhen.
Irgendwo auf der Stage steht auch mal ein Fan und feuert mich an. Mit den letzten Kraftreserven ziehe ich mit etwas Style über die Welle, an der er mit dem Smartphone lauert. Dann ist der staubige Trail aber auch schon vorbei. Im Ziel steht die Vespa des Zuschauers. Er ist die nach der Stage folgende „Madeira-Massage“ damit rauf gefahren. Krass. Extrem kleine, hochfrequente Schläge begleiten uns jetzt ein Stück, bis wir danach auf Asphalt zum neuen Campingplatz rollen. Heute schlafen wir auf einer kleinen Farm, mitten in Funchal.
In Summe haben wir heute 40 km zurückgelegt und sind 1330 Meter bergauf und 2615 Meter bergab gefahren.
Zwischenergebnisse: Trans Madeira 2019 – Tag 2
In der Wertung bin ich einen Platz weiter nach vorne gerutscht und aktuell auf der 17. Chri hat konstant weiter gemacht und liegt noch immer auf dem 11. Platz. Die vollen Ergebnisse nach Tag 2 gibt’s hier:
01_overall_results_after_day_2Fazit: Trans Madeira 2019 – Tag 2
Tag 2 war der Hammer. Die Trails waren allesamt technisch fordernd und kein Kinderspiel, trotzdem haben die meistens wirklich Spaß gemacht. Unsere heutige Reisegruppe war zudem super: spaßige Gespräche, gute Stimmung und keine Defekte! So kann es gerne weitergehen, bitte nur etwas wärmer!
Seid ihr schon auf Madeira unterwegs gewesen? Welche Ecke der Insel war euer Favorit?
Alle Artikel zur Trans Madeira 2019 gibt es hier:
- Trans Madeira 2019 – Tag 5: Arm-Weichspüler zum Abschluss – das Finale!
- Trans Madeira 2019 – Tag 4: Achterbahnfahrt durch Matsch und Staub
- Trans Madeira 2019 – Tag 3: Tunnel, Traumtrails, tolle Aussicht
- Trans Madeira 2019 – Tag 2: Frühling, Sommer und Herbst kombiniert!
- Trans Madeira 2019 – Tag 1: Tagesausflug um die Welt
- Trans Madeira 2019: Fahrradurlaub mal anders – Live-Berichte vom Etappenrennen!
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