Das Highlight des Weltcups im Albstädter Bullentäle steht an! Die Elitefahrerinnen und -fahrer machen den Abschluss mit den Wettkämpfen in der olympischen Cross-Country-Disziplin. Nach dem spannenden Auftakt mit packenden Short Track-Wettkämpfen am vergangenen Freitagabend gab es einmal mehr packende Rennverläufe auf der knüppelharten Strecke in Albstadt zu beobachten. Wer nicht live dabei sein konnte, findet hier die passende Gelegenheit, die Ergebnisse und das Renngeschehen nachzulesen.
Herren
In eindrucksvoller Art und Weise sicherte sich der Mountainbike-Olympiasieger aus dem vergangenen Jahr, Tom Pidcock, den Sieg im Cross-Country-Rennen der Männer beim zweiten Lauf des UCI Mountain Bike Weltcups in Albstadt. Rang zwei ging an Weltmeister Nino Schurter, der aus einer dreiköpfigen Verfolgergruppe heraus in der letzten Runde das größte Stehvermögen bewies. Dritter wurde der Rumäne Vlad Dascalu. Die beiden bestplatzierten deutschen Fahrer im Feld waren David List und Luca Schwarzbauer auf den Positionen 21 und 25.
Wenn Tom Pidcock an der Startlinie eines Mountainbikerennens steht, ist die Wahrscheinlichkeit auf einen Erfolg des Briten besonders hoch: Bei seinem nunmehr vierten Einsatz in der Weltcupserie in der Eliteklasse konnte der Allround-Könner bereits zum zweiten Mal triumphieren. Schon im Vorjahr überraschte Pidcock bei seinem Debüt im Elite-Weltcup in Albstadt, als er aus den hintersten Startreihen bis auf Position fünf vorstoßen konnte: Ein Jahr später ließ er nun seinen ersten Triumph im Bullentäle folgen.
Dabei erwischte Pidcock nicht unbedingt den besten Start und war bis zur zweiten von sechs zu fahrenden Runden keiner der wesentlichen Protagonisten. Zunächst setzte sich der einheimische Hoffnungsträger Luca Schwarzbauer an die Spitze, wenig später übernahm der spätere Zweitplatzierte Nino Schurter das Zepter. Das Spitzenfeld wurde dadurch erheblich dezimiert, sodass lediglich rund zehn Fahrer nach zwei Runden an der Spitze beisammen vertreten waren.
Dann allerdings blies Tom Pidcock zur Attacke und ließ allen Kontrahenten keinerlei Chancen zu folgen. Schnell erarbeitete er eine Lücke, die zunächst 20 Sekunden betrug und in der Folge stetig anwuchs. Fast eine Minute konnte Pidcock bis zur letzten Runde herausfahren, ehe er in einer Genussfahrt sich auf den letzten Metern als Sieger feiern lassen konnte. „Ich hatte das schon im Kopf, dass ich in der Mitte des Rennens attackiere und schaue was geht. Der Start war relativ schnell, das war ein kleiner Test für alle, danach habe ich dann attackiert. Also ja, es war schon mein Plan das Rennen so zu gestalten“, antwortet der britische Olympiasieger auf die Nachfrage seiner Renntaktik.
Dahinter entstand eine Verfolgergruppe um Weltmeister Nino Schurter, die zum einen durch das Tempodiktat des Schweizers und zum anderen durch unterschiedliche Defekte dezimiert wurde. So ereilte zum Beispiel den Gesamtweltcupführenden Mathias Flückiger in der Verfolgergruppe liegend das Unglück eines Plattfußes, der Rumäne Vlad Dascalu verlor aufgrund eines kaputten Sattels den Anschluss an die Verfolger von Tom Pidcock. Doch während Flückiger aufgrund seines Defekts aussichtslos zurückfiel, konnte Dascalu die entstandene Lücke zur verbliebenen Verfolgergruppe um Nino Schurter, dem Franzosen Titouan Carod und dem Südafrikaner Alan Hatherly wieder schließen.
In der letzten Runde kämpften schließlich jene vier Fahrer um den zweiten Rang, den sich schließlich Schurter mit einem beherzten Angriff am letzten Anstieg sichern konnte. Rang drei ging an Vlad Dascalu, auf den Positionen vier und fünf folgten Carod und der Spanier David Valero. Alan Hatherly verlor auf den letzten Metern noch einiges an Boden und wurde bis auf den siebten Rang zurückgereicht.
Nino Schurter musste indes heute anerkennen, dass Pidcock eine Klasse für sich war. „Ich bin sehr zufrieden mit Platz zwei heute. Das gibt gute Punkte für die Gesamtwertung“, zog der Weltmeister ein zufriedenstellendes Resümee vom Wochenende. Angesprochen auf die entscheidende Attacke des Briten, gab der Schweizer zu Protokoll, dass er schnell realisiert habe, „dass ich heute um Platz zwei fahren muss.“
Nach seinem überraschenden Coup als Viertplatzierter im Short Track konnte Luca Schwarzbauer nicht an die Leistung von Freitag anknüpfen. Am Start noch an der Spitze präsent, verlor der Nürtinger schnell an Boden und rangierte sich rund um Position zwanzig ein. Dort erhielt er unter anderem Gesellschaft vom deutschen U23-Meister aus dem Vorjahr, David List, der sich aus den hinteren Startreihen beachtlich nach vorne kämpfen konnte. List verpasste letztlich als 21. knapp den Sprung unter die besten zwanzig Fahrer, Luca Schwarzbauer wurde 25. Letztgenannter war mit seinem Ergebnis nicht ganz zufrieden und machte schon während des Rennens immer wieder Dehnbewegungen auf dem Bike. „Seit Brasilien habe ich immer wieder Probleme mit meinem Bauch bei hohen Belastungen. Wir haben zuerst gedacht, es sei muskulär, aber ich weiß nicht genau woran es liegt. Wir müssen es analysieren, vielleicht morgen einen Ultraschall oder ähnliches machen. Das ist schon schade, aber jetzt nehme ich den vierten Platz vom Freitag mit und der 25. heute ist unter diesen Umständen auch nicht katastrophal“, so der Canyon-Pilot.
David List war mit dem Ergebnis bei seinem ersten Elite-Weltcup hingegen zufrieden. „Der Start war aus den hinteren Reihen wie erwartet etwas hektisch. Am Anfang musste ich dann natürlich investieren und in Runde drei und vier etwas kämpfen. Zum Schluss habe ich dann aber wieder meinen Rhythmus gefunden. Ich hab am Ende mein Ziel Top 20 zwar knapp verfehlt, aber im ersten Elite-Weltcup ist knapp verfehlt immer noch ok. Darauf kann ich aufbauen“, so der Lexware-Fahrer.
Der nächste deutsche Fahrer, Niklas Schehl, wurde auf Position 40 gelistet.
Ergebnisse
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albs_xco_me_standingsDamen
Zweites Rennen, zweiter Sieg: Die Australierin Rebecca McConnell sicherte sich nach ihrem Erfolg beim Weltcupauftakt im brasilianischen Petropolis auch in Albstadt den Sieg in der Cross-Country-Disziplin bei den Damen. Damit komplettierte sie ein perfektes Rennwochenende auf der Schwäbischen Alb: Bereits am Freitagabend konnte die Australierein den Short Track-Wettbewerb für sich entscheiden. Auf den Positionen zwei und drei landeten die Schwedin Jenny Rissveds und die Österreicherin Mona Mitterwallner. Die Lokalmatadorin Ronja Eibl aus dem nahe gelegenen Grosselfingen beendete das Rennen als bestplatzierte deutsche Fahrerin auf dem 20. Rang.
Nach ihrem Coup mit dem ersten Sieg ihrer Karriere in einem Short Track-Wettbewerb am vergangenen Freitagabend war Rebecca McConnell auch in der olympischen Cross-Country-Disziplin zwei Tage später eine Klasse für sich: Von Beginn an drückte die Australierin dem Rennen ihren Stempel auf und schob sich bereits in der Startrunde an die Spitze. Eine kleine Lücke ging auf, die lediglich die Schwedin Jenny Rissveds mit einem Kraftakt wieder schließen konnte. Infolgedessen gab das australisch-schwedische Duo an der Spitze das Tempo vor und duellierte sich bis in die vorletzte Runde hinein um den Sieg.
In der vierten von fünf zu fahrenden Umläufen im Albstädter Bullentäle blies Rebecca McConnell zur Attacke, welcher Jenny Rissveds schließlich nicht folgen konnte. Konstant baute McConnell von nun an ihren Vorsprung aus und fuhr souverän zum zweiten Sieg im zweiten Weltcuprennen der Saison. „Ich hatte nicht wirklich einen Plan vor dem Rennen. Ich wollte nicht unbedingt gewinnen, aber ich habe mich vom Start weg gut gefühlt. Als ich mit Jenny unterwegs war, war etwas taktisch. Sie hat andere Stärken als ich, das wusste ich und als ein kleines Loch aufging, wusste ich, jetzt muss ich gehen“, so eine überglückliche Rebecca McConnell im Ziel.
McConnell und Rissveds schienen im Verlauf des Rennens immer wieder Ungemach aus dem Verfolgerinnenfeld zu drohen, insbesondere in Person von der späteren Drittplatzierten Mona Mitterwallner. Die 20-jährige Österreicherin startete schlecht und lag nach der Startrunde bereits über 40 Sekunden hinter den beiden Führenden. Danach ging die junge Österreicherin auf Verfolgungsjagd und holte mächtig auf: Bis auf rund 30 Sekunden konnte Mitterwallner den Rückstand auf die Spitze im Verlauf des Rennens reduzieren, doch der Anschluss an das enteilte Spitzenduo gelang ihr nie. Vielmehr musste sich die Österreicherin im Kampf um Rang drei mit weiteren Kontrahentinnen aus dem Verfolgerfeld auseinandersetzen, die sich hartnäckig an ihrem Hinterrad hielten. Loana Lecomte, die französische Vorjahressiegerin in Albstadt, und die Schweizerin Alessandra Keller hielten bis zur vorletzten Runde Anschluss an Mitterwallner.
Doch Mitterwallners Kletterstärke sorgte schließlich dafür, dass zunächst Keller und im abschließenden Umlauf auch Lecomte die Segel streichen mussten. Mit genau einer Minute Rückstand landete Mitterwallner schließlich auf Position drei, 51 Sekunden später folgte Loana Lecomte auf Position vier. Weitere 42 Sekunden dahinter belegte Alessandra Keller Rang fünf. „Von der dritten Startreihe war es nicht ganz einfach nach vorne zu kommen. Aber ist auch Geheimnis: Ich bin nicht die beste Starterin. Daran muss ich noch arbeiten, wenn ich ganz oben landen will. Wenn du in der ersten Runde schon 40 Sekunden kassierst, dann wird es schwer, die Erste nochmal einzuholen. Aber für heute bin ich mega zufrieden“, gab Mitterwallner zu Protokoll.
Und auch die zweitplatzierte Jenny Rissveds war nach dem Rennen alles andere unzufrieden: „Als Bec ging, konnte ich nicht mitgehen. Sie war einfach zu stark in diesem Moment. Mein Plan war es nicht zu schnell zu starten und das hat auch geklappt. Die Pace war ok für mich. Aber als Bec angriff, war es einfach zu schnell für mich“, berichtet die schwedische Olympiasiegerin mit einem Lachen.
Die besten deutschen Fahrerinnen konnten indes nicht in den Kampf um die vordersten Ränge beim Heimweltcup eingreifen. Nach ihrem beachtlichen neunten Rang im Short Track am Freitagabend konnte Lokalmatadorin Ronja Eibl einen soliden 20. Platz verbuchen. Knapp dahinter folgten Nadine Rieder und Lia Schrievers auf den Positionen 24 und 25. Die Ghost-Fahrerin Rieder hat ihr Ziel Top 20 zwar knapp verpasst, nahm die Glückwünsche im Ziel aber trotzdem gerne entgegen. „Albstadt ist immer sehr hart. Ich hatte einen richtig schlechten Start, wollte danach aber ein konstantes Rennen fahren und das ist mir gelungen. Deshalb bin ich zufrieden.“
Ergebnisse
albs_xco_we_resultsWeltcupgesamtstand
albs_xco_we_standingsWer hat euch bei den Eliterennen im Albstädter Bullentäle besonders überrascht?
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