Der Countdown läuft! In zwei Tagen steht der wohl prestigeträchtigste Freeride-Wettbewerb des Jahres an: Die legendäre Red Bull Rampage ist wieder zu Gast in der Wüste Utahs. Wird alles so wie immer sein? Höher, schneller, weiter? Mitnichten. Wir werfen einen Blick auf die Rampage 2016 und die zahlreichen Veränderungen, die uns in dieser Ausgabe erwarten. 

Quizfrage: Wer hat eigentlich die Red Bull Rampage 2015 gewonnen? Denkt man an die letztjährige Edition des größten Freeride-Event des Jahres stehen die Chancen nicht schlecht, dass einem in erster Linie die spektakulären Helmkamera-Aufnahmen, die (auch in diesem Jahr) abgedrehte kommentierte Abfahrt von Claudio Caluori oder die heftigen Stürze von Nicholi Rogatkin und Paul Basagoitia ins Gedächtnis gerufen werden. Der grandiose Run, der den Kanadier Kurt Sorge ganz oben auf das Podium katapultiert hat? Der geriet fast schon in Vergessenheit.

Diese Dimensionen sind einfach unfassbar: Cam Zink zirkelt einen perfekten 360 von einem Drop, der selbst aus mehreren Tausend Kilometern Distanz auf dem Laptop absolut furchteinflößend wirkt
# Diese Dimensionen sind einfach unfassbar: Cam Zink zirkelt einen perfekten 360 von einem Drop, der selbst aus mehreren Tausend Kilometern Distanz auf dem Laptop absolut furchteinflößend wirkt - was einem als Fahrer wohl durch den Kopf geht, wenn man bei der Red Bull Rampage am Start steht und gleich vor einem Millionenpublikum die wohl härteste Abfahrt der Welt bewältigen muss?

Natürlich ist und bleibt die Red Bull Rampage in erster Linie ein Wettbewerb, bei dem es darum geht, welcher Fahrer die waghalstigste Linie in den berühmten, rötlichen Wüstenboden in der Nähe des Zion National Parks in Utah zaubert und die Abfahrt noch mit Tricks garniert, die vor einigen Jahren selbst auf der PlayStation undenkbar waren. Gleichzeitig ist die Rampage auch – zumindest was die Einschaltquote angeht – der mit Abstand wichtigste Wettbewerb im Red Bull-Universum. Ein krasser Trick, ein Keine-Ahnung-man-das-überleben-kann-Sturz oder eine Helmkamera-Abfahrt, die im Anschluss über die sozialen Netzwerke Millionen von Leuten erreicht, reichen mitunter aus, um der Karriere einen gehörigen Schub zu verleihen. Der Backflip des Neuseeländers Kelly McGarry, der zu Beginn dieses Jahres tragischerweise verstorben ist, hat beispielsweise mittlerweile allein auf Youtube über 30 Millionen Aufrufe.

Zu diesem Höher, schneller, weiter-Ansatz haben mit Sicherheit auch die zahlreichen Bauwerke aus Holz beigetragen, die die Bühne für die spektakulärsten Tricks der Mountainbike-Geschichte waren. Man denke da beispielsweise an das Canyon Gap, das für den Amerikaner Cam Zink beinahe im Rollstuhl endete. Oder an den Oakley Icon Sender, auf dem eben jener Cam Zink ein Jahr später einen astreinen Backflip landete. Aus 24 Metern Höhe. In Worten: Vierundzwanzig.

Back to the Roots

Dieser Entwicklung wurde für dieses Jahr ein Stück weit der Riegel vorgeschoben. Auch auf Druck der Fahrer, die nicht unbedingt glücklich waren über die Richtung, die die Red Bull Rampage in den vergangenen Jahren eingeschlagen hat. Dieser Schritt ist zwar mutig, aber auch richtig. Wenn viele Fahrer es nach ihrem Finalrun im Ziel als ihren größten Erfolg bezeichnen, den Wettbewerb unbeschadet ohne gravierende Verletzungen überstanden zu haben, stellt sich zwangsläufig die Frage, ob das aktuelle Format noch zeitgemäß ist oder Veränderungen notwendig sind. 17 der insgesamt 42 Fahrer verletzten sich bei der Red Bull Rampage 2015.

Das Canyon Gap ist einer der legendären Red Bull Rampage-Sprünge
# Das Canyon Gap ist einer der legendären Red Bull Rampage-Sprünge - dieses Jahr geht Red Bull allerdings neue Wege. Es wird keine Holzkonstruktionen mehr geben. Stattdessen liegt der Fokus auf natürlichen Sprüngen und Drops. Wie wird sich das auf die Sicherheit und das Spektakel auswirken?

In diesem Jahr findet die Red Bull Rampage in einem neuen Gelände am Rande des Zion National Parks, nur unweit vom Gebiet der ersten Rampage aus dem Jahr 2001 entfernt, statt. Seit jeher geht es bei der Red Bull Rampage darum, in einem fest definierten Zeitraum eine möglichst spektakuläre Line zu bauen und diese dann erfolgreich zu bewältigen. Der Aspekt des Baus der eigenen Line ist in den letzten Jahren immer mehr in den Hintergrund gerückt, zumal man früher oder später in seinem Finallauf eine der zahlreichen Holzkonstruktionen springen, gappen oder runterdroppen musste.

Diese Holzkonstruktionen gehören nun der Vergangenheit an. Das neue Gelände, das übrigens auch mehr Höhenmeter als in den Vorjahren bietet, ist sozusagen ein gänzlich unbeschriebenes Blatt Papier. Die Fahrer können sich voll und ganz austoben und ihre Ideen verwirklichen. Holzfeatures gibt es nicht mehr. Dadurch soll der selbst erschaffene Trail in den Vordergrund gerückt werden und der Fokus von einzelnen, extrem riskanten Manövern und Tricks weggelenkt werden.

Alles neu in 2016?

Für die diesjährige Ausgabe der Red Bull Rampage gibt es zahlreiche Änderungen des Regelwerks. Einzeln betrachtet mögen die Veränderungen wenig revolutionär wirken, doch in ihrer Gesamtheit sollten die neuen Regeln dafür sorgen, dass sich die diesjährige Red Bull Rampage deutlich stärker der Vision der Fahrer entspricht, ohne das gesamte Konzept über den Haufen zu werfen. Konkret gibt es unter anderem folgende Regeländerungen:

  • Neues Gelände: Die Red Bull Rampage wird 2016 in einem neuen Gebiet am Rande des Zion National Parks stattfinden. Das neue Gelände bietet etwa 40 Höhenmeter mehr Gefälle als in den Vorjahren und ist vor allem im oberen Teil extrem steil.
  • Keine Holzfeatures: Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren wird es keine vorgefertigten Sprünge und Drops aus Holz geben. Sprünge wie das Canyon Gap oder der Oakley Icon Sender gehören also der Vergangenheit an.
  • Kleinere Teams und keine Maschinen: In der Vergangenheit durfte jeder Fahrer mit vier externen Personen an seiner Line schaufeln. Dieses Jahr dürfen die Fahrer nur noch die Hilfe von zwei Personen beim Bau ihres Trails in Anspruch nehmen und kein schweres Gerät beim Trailbau verwenden.
  • Weniger Fahrer und keine Qualifikation: 2015 nahmen rund 40 Fahrer an der Red Bull Rampage teil, von denen sich in einer Qualifikationsrunde zwei Tage vor dem Finale etwa die Hälfte für die große Show am Sonntag qualifizieren konnten. 2016 gibt es keine Qualifikationsrunde. Alle 21 Fahrer nehmen direkt am Finale teil. Das kleinere Teilnehmerfeld soll Konflikte zwischen den Fahrern reduzieren und ermöglichen, dass sich die Athleten voll und ganz auf das Finale konzentrieren können.
Auch heftige Stürze sind Teil der Red Bull Rampage
# Auch heftige Stürze sind Teil der Red Bull Rampage - während Nicholi Rogatkin letztes Jahr diesen Sturz von einer Klippe nahezu unbeschadet überstand, erwischte es seinen Kollegen Paul Basagoitia sehr heftig. Er sitzt nach wie vor im Rollstuhl. Nicht wenige Fahrer und Zuschauer waren der Meinung, dass ein Sturz mit solch schlimmen Konsequenzen nur eine Frage der Zeit war.
  • Mehr Zeit, weniger Druck: Die Fahrer und ihre Teams haben in diesem Jahr satte vier Tage Zeit für den Bau ihrer Lines. Nach einem (verpflichtenden) Ruhetag folgen vier Tage Training und anschließend das Finale. Dieses soll planmäßig am Freitag stattfinden. Sollte das Wetter nicht mitspielen, ist am Samstag der Ausweichtag für das Finale. Auch die Auflagen für die mediale Berichterstattung wurden deutlich verändert. Sprich: Vor der großen Show haben die Fahrer deutlich mehr Zeit als in der Vergangenheit, um ihre Lines zu bauen und auf diesen zu üben.
  • Mehr Preisgeld: Das Preisgeld beläuft sich in diesem Jahr auf insgesamt $ 150.000. Jeder der 21 Teilnehmer erhält in diesem Jahr außerdem $ 4.000, um die Reisekosten seines Bauteams zu decken. Um diese Zahlen einzuordnen: 2015 wurden insgesamt $ 100.000 an die Fahrer ausgeschüttet, bei der ersten Edition vor 15 Jahren gab es insgesamt $ 8.000 Preisgeld.
  • Neue Judges: Dieses Jahr gibt es insgesamt 6 Judges, die über die Wertungen der einzelnen Läufe entscheiden. Mit Randy Spangler, Josh Bender, Kyle Jameson, Mike Kinrade, Geoff Gulevich und Nico Vink handelt es sich bei den Judges allesamt um erfahrene Freerider und (ehemalige) Rampage-Teilnehmer.

Um die Neuerungen zusammenzufassen: Die Fahrer haben mehr Zeit, um sich mit dem Gelände vertraut zu machen und ihre Lines in die Wüste Utahs zu schaufeln. Der Fokus liegt 2016 stärker auf natürlichen Lines – gebaute Features aus Holz gehören der Vergangenheit an. Das kleinere Fahrer- und Betreuerfeld sollte dafür sorgen, dass es auf dem Berg zu weniger Konflikten kommt und die Fahrer stärker miteinander kooperieren. Und auch wenn die Fahrer vermutlich nicht nur wegen des Preisgeldes bei der Red Bull Rampage an den Start gehen ist es schön zu sehen, dass die unfassbaren Leistungen auch finanziell stärker anerkannt werden.

Graham Agassiz ist einer der ganz großen Favoriten auf den Sieg bei der Red Bull Rampage 2016
# Graham Agassiz ist einer der ganz großen Favoriten auf den Sieg bei der Red Bull Rampage 2016 - wie kaum ein anderer Fahrer steht er für unfassbaren Style in unfassbarem Gelände.

And the award goes to …

21 Fahrer gehen bei der Red Bull Rampage 2016 an den Start. Automatisch aus dem Vorjahr qualifiziert sind die 12 Finalisten, die im vergangenen Jahr an der großen Sonntagsshow teilgenommen haben. Dazu zählen unter anderem der Vorjahressieger Kurt Sorge, der Amerikaner Cam Zink und der Downhill-Racer Brendan Fairclough. Zusätzlich wurden vom Organisationskommitee 9 weitere Wildcard-Fahrer ausgewählt, die sich eine Teilnahme an der Red Bull Rampage 2016 durch gute Platzierungen in der Vergangenheit, Fahrkönnen und Videosegmente verdient haben. Außerdem wurden 5 Reservefahrer ausgewählt, die einspringen dürfte, falls ein Fahrer nicht am Finale teilnehmen kann.

  • Kurt Sorge (CAN) – qualifiziert aus 2015
  • Andreu Lacondeguy (ESP) – qualifiziert aus 2015
  • Graham Agassiz (CAN) – qualifiziert aus 2015
  • Brandon Semenuk (CAN) – qualifiziert aus 2015
  • Thomas Genon (BEL) – qualifiziert aus 2015
  • Cam Zink (USA) – qualifiziert aus 2015
  • Darren Berrecloth (CAN) – qualifiziert aus 2015
  • Brendan Fairclough (GBR) – qualifiziert aus 2015
  • Sam Reynolds (GBR) – qualifiziert aus 2015
  • Remy Metailler (CAN) – qualifiziert aus 2015
  • Kyle Strait (CAN) – qualifiziert aus 2015
  • Pierre-Edouard Ferry (FRA) – qualifiziert aus 2015
  • Antoine Bizet (FRA) – Wildcard
  • Brett Rheeder (CAN) – Wildcard
  • Carson Storch (CAN) – Wildcard
  • Conor MacFarlane (NZL) – Wildcard
  • James Doerfling (CAN) – Wildcard
  • Kyle Norbraten (CAN) – Wildcard
  • Tom van Steenbergen (CAN) – Wildcard
  • Tyler McCaul (USA) – Wildcard
  • Bas van Steenbergen (CAN) – Reserve
  • Mitch Chubey (CAN) – Reserve
  • Ryan Howard (CAN) – Reserve
  • Louis Reboul (FRA) – Reserve
  • Ethan Nell (USA) – Reserve

Zu den großen Favoriten in diesem Jahr zählen mit Sicherheit die beiden Kanadier Kurt Sorge und Graham Agassiz. Kurt Sorge konnte sich im vergangenen Jahr bereits zum zweiten Mal in seiner Karriere den Sieg sichern. Aggy hat zwar aktuell noch mit den Folgen einer Verletzung zu kämpfen, wird aber am Freitag beweisen wollen, dass er der beste Big Mountain-Fahrer der Welt ist. Auch Andreu Lacondeguy muss man natürlich auf dem Schirm haben: Wie kein anderer Fahrer steht der kleine Spanier für irre Tricks über riesige Sprünge. Neben der FEST Series-Fraktion zählen natürlich auch Fahrer wie Brandon Semenuk, Brett Rheeder, Cam Zink und Kyle Strait zu den Favoriten bei der Red Bull Rampage.

In der Wüste Utahs ist Wasser das höchste Gut beim Bau des Trails
# In der Wüste Utahs ist Wasser das höchste Gut beim Bau des Trails - auf schweres Gerät müssen die Fahrer dieses Jahr aber verzichten. Außerdem wurden die Größe der Bautrupps und des Fahrerfeldes jeweils halbiert. Das soll für weniger Konflikte zwischen den Fahrern sorgen.

Fest steht: Das Finale der Red Bull Rampage am kommenden Freitag wird mit Sicherheit wieder extrem spektakuläre Aktionen bieten, für runterklappende Kinnladen sorgen und die Fahrer auch außerhalb der Mountainbike-Welt zumindest für kurze Zeit berühmt machen. Dann wird man auch sehen, ob sich die zahlreichen Veränderungen positiv auf den Wettbewerb auswirken. Es wäre jedenfalls wünschenswert, wenn die diesjährige Edition der Red Bull Rampage ohne schwerwiegende Verletzungen oder Kontroversen über die Bewertungen der Finalläufe über die Bühne geht.

Ihr wollt euch die Red Bull Rampage 2016 live anschauen? Auf Red Bull TV oder unter diesem Link gibt es am Freitag, den 14.10.2016, ab 18.30 Uhr den Livestream zu sehen!

Alle Artikel zur Red Bull Rampage 2016:

  1. benutzerbild

    GrazerTourer

    dabei seit 10/2003

    Das ist in den USA einfach anders. Da gibt es unendlich viel dieser Gegend. Da ist dasnicht so dramatisch. Außerdem verändern die Umwelteinflüsse solche Gegenden ohnehin recht schnell. In den USA gilt eher: absolutes Verbot für fast alles in bestimmten Gegegend vs "nicht so genau in den restlichen Gegenden". das funktioniert dort recht gut.

  2. benutzerbild

    lulu1818

    dabei seit 05/2014

    Man muss sich die Gegend auf Google Maps ansehen um einen Eindruck zu bekommen. So viel Land, kaum jemand dort. Außerdem gibt es gleich bei Virgin einen National Park und einen National Forest mit ihren Vorschriften und Freiheiten, da kommt jeder auf seine Kosten.

  3. benutzerbild

    LIDDL

    dabei seit 08/2006

    finde die Neuerungen Super smilie die Entwicklung der letzten Jahre hat bei mir das Interesse an der Rampage versiegen lassen. letztes Jahr hab ich nicht mal mehr die berichte gelesen.

    Dieses Jahr werde ich wahrscheinlich wieder zuschauen

  4. benutzerbild

    Hasifisch

    dabei seit 03/2010

    Sehr guter Bericht, besten Dank!

  5. benutzerbild

    FloImSchnee

    dabei seit 08/2004

    Umso mehr wundert es mich, dass da dutzende Leute einfach mal neue Wege bauen dürfen/sollen... Sieht ja nachher schon etwas "verbaut" aus.
    Die paar handgeschaufelten Wege sind nichts im Vergleich zu jeder Forststraße bei uns. (Österreich)

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