Steckbrief: Cannondale Scalpel
Einsatzbereich | Cross-Country |
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Federweg | 120 mm/120 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 11,4 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL (im Test: L) |
Website | www.cannondale.com |
Preisspanne | 4.299 Euro - 13.999 Euro |
Ein messerscharfes Gefährt für die Rennstrecke – der Name ist Programm! Das Cannondale Scalpel ist nun schon in seiner achten Generation einer der heißesten Anwärter auf eines der schnellsten und gleichermaßen polarisierendsten Cross-Country-Räder auf dem Markt. Mit der einzigartigen Lefty Ocho-Federgabel und einem pünktlich zu den vergangenen Olympischen Spielen überarbeiteten Rahmenkonzept hat das Scalpel in jüngster Zeit ordentlich für Furore gesorgt – immerhin drei Weltmeistertitel konnte das Rad in Person von Mona Mitterwallner, Simon Andreassen und Alan Hatherly in der vergangenen Saison einfahren.
Eine Kausalkette zwischen einem schnellen Rad und sportlichem Erfolg zu ziehen, ist bekanntermaßen ein falscher Schritt – berechtigte Hoffnungen auf schnelleres Vorankommen dürften sich potenzielle Kundinnen und Kunden des Scalpels angesichts der eingefahrenen Erfolge des Rades allemal machen. Wir haben das Ganze überprüft und das Scalpel nach einem ersten Test bei seiner Vorstellung im Frühjahr 2024 jetzt ausgiebig im Rahmen unseres Cross-Country-Fully-Vergleichstests unter die Lupe genommen.

Im Detail
In seiner nunmehr achten Generation wurde das Scalpel von den Entwicklerinnen und Entwicklern bei Cannondale so sehr wie nie zuvor auf Abfahrtsmodus getrimmt: Während das Grundkonzept des Rades im Vergleich zum letzten großen Update des Scalpels im Jahr 2020 weitestgehend identisch blieb, verpasste Cannondale seinem Cross-Country-Flaggschiff im vergangenen Jahr eine deutlich progressivere Geometrie und mehr Federweg: Waren bis dato 120 Millimeter beim Scalpel eher den Touren-orientierten Fahrerinnen und Fahrern vorbehalten, gibt es jetzt dieses Maß an Federweg an allen Scalpel-Modellen – inklusive jenen, die für den absoluten Renneinsatz optimiert wurden.

Weiterhin fester Bestandteil des Scalpels bleibt die heiß diskutierte Lefty Ocho-Federgabel mit nur einem Gabelholm, die aufgrund ihrer geringeren Reibung mit einem besseren Ansprechverhalten und einer höheren Lenkpräzision glänzen soll als herkömmliche Modelle. Das letzte Update der Lefty Ocho gab’s im Jahr 2022, in der Vergangenheit wurde insbesondere die reduzierte Torsionssteifigkeit der Gabel diskutiert.



Mit dem neuen Update des Scalpels im vergangenen Jahr führte Cannondale unter anderem einen veränderten Ansatz hinsichtlich der Kinematik-Gestaltung ein. Weiterhin beibehalten wurde zwar das FlexPivot-Konzept, das dank eines äußerst dünnen Ausfallendes der Kettenstreben einen Horst-Link-Hinterbau imitieren soll, ergänzt wurde nun aber das Konzept, den Hinterbau über die verschiedenen Größen hinweg individuell zu optimieren. Cannondale nennt das neu erarbeitete Konzept „Proportional Response“ und will in Kombination mit veränderten Kettenstreben die bestmögliche Performance über alle Rahmengrößen hinweg gewährleisten.
Darüber hinaus wurde das Scalpel auf die neuesten Entwicklungen im Cross-Country-Markt getrimmt: Erstmalig wurden auch in den Cross-Country-Modellen des Scalpels standardmäßig absenkbare Sattelstützen integriert, zudem präsentierte Cannondale eine schicke Vorbau-Lenker-Einheit aus Carbon: Der SystemBar XC-One MTB-Lenker verfügt über 760 mm Breite und -6° Neigung und soll eine gute Mischung zwischen Steifigkeit und Komfort treffen, um ideal für den Renneinsatz gewappnet zu sein. Bemerkenswertes Detail des Cockpits ist der frontale Kabeleinlass durch eine dedizierte Öffnung, der zwar jedem Mechaniker den Schweiß auf die Stirn treiben dürfte, aber das Thema Systemintegration konsequent durchzieht.

Geometrie
Großer Schwerpunkt der Überarbeitung des Scalpels lag auf Anpassungen der Geometrie, welche das Rad für die hohen Anforderungen im Cross-Country-Renneinsatz und als alltäglicher Tourenbegleiter wappnen sollen. Cannondale erreicht dies hauptsächlich durch ein sattes Plus des Reaches und einem deutlichen Abflachen des Lenkwinkels: In Rahmengröße L wächst der Reach beispielsweise um ganze zwei Zentimeter auf einen Wert von 475 Millimeter, der Lenkwinkel schrumpft über alle Rahmengrößen hinweg um 1,4° auf flache 66,6°. Der Sitzwinkel des neuen Scalpels fällt darüber hinaus um 1° steiler aus. Interessant zudem: Das Tretlager des neuen Scalpels wurde um zwei Millimeter abgesenkt, da man laut Cannondale festgestellt hatte, dass der Hauptanteil des Pedalierens bei der Nutzung von 0 bis 50 % Federweg stattfinden würde und man so in der Regel wenig Probleme mit einem tiefen Tretlager haben sollte. Also: runter damit.
Im Rahmen des zuvor erwähnten Proportional Response-Ansatzes für an die Rahmengrößen angepassten Hinterbaukinematiken wachsen beim Scalpel die Kettenstreben über alle Größen hinweg an: Los geht’s mit einer Kettenstrebenlänge von 434 Millimeter in Rahmengröße S, die längsten Kettenstreben in Rahmengröße XL messen schließlich 446 Millimeter. Allesamt sind das verhältnismäßig große Werte, was eine erhöhte Laufruhe der Rades begünstigen soll, durchaus aber die Agilität einschränken kann. Eine weitere Besonderheit – unabhängig von den Geometriekennzahlen des Rahmens – ergibt sich beim Scalpel durch den Einsatz der Lefty Ocho-Federgabel: Diese besitzt ein Offset von 50 Millimeter, die Konkurrenz von RockShox und Fox setzt hingegen auf einen Offset von 44 Millimeter. Die Konsequenz: Die Vorderradachse befindet sich etwas weiter entfernt vom Cockpit.
Vergleicht man die relevanten Kennzahlen des Scalpels mit jener der Konkurrenz, so lässt sich unschwer erkennen, dass das Cross-Country-Flaggschiff von Cannondale ohne Zweifel am Puls der Zeit der aktuellen Entwicklungen unterwegs ist: Reach, Lenkwinkel, Sitzwinkel und auch der Radstand decken sich weitestgehend mit jenem des frisch vorgestellten Specialized Epic S-Works 8, das etwas ältere Scott Spark besitzt im Gegensatz dazu in diesen Bereichen leicht moderatere Werte. Etwas aus der Reihe tanzt das Trek Supercaliber, das sowohl in der Länge des Rades als auch in der Wahl des Lenk- und Sitzwinkels verstärkt auf Schnelligkeit und Agilität ausgerichtet ist.
Rahmengröße | S | M | L | XL |
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Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 425 mm | 450 mm | 475 mm | 510 mm |
Stack | 595 mm | 595 mm | 604 mm | 613 mm |
STR | 1,40 | 1,32 | 1,27 | 1,20 |
Lenkwinkel | 66,6° | 66,6° | 66,6° | 66,6° |
Sitzwinkel, effektiv | 75,5° | 75,5° | 75,5° | 75,5° |
Sitzwinkel, real | 69,2° | 71° | 71,7° | 71,7° |
Oberrohr | 536 mm | 556 mm | 584 mm | 630 mm |
Oberrohr (horiz.) | 579 mm | 597 mm | 625 mm | 669 mm |
Steuerrohr | 90 mm | 90 mm | 100 mm | 110 mm |
Sitzrohr | 38 mm | 40 mm | 44,5 mm | 50 mm |
Überstandshöhe | 736 mm | 744 mm | 752 mm | 763 mm |
Kettenstreben | 434 mm | 438 mm | 442 mm | 446 mm |
Radstand | 1.140 mm | 1.170 mm | 1.200 mm | 1.250 mm |
Tretlagerabsenkung | 42 mm | 42 mm | 42 mm | 42 mm |
Tretlagerhöhe | 334 mm | 334 mm | 334 mm | 334 mm |
Gabel-Offset | 50 mm | 50 mm | 50 mm | 50 mm |
Federweg (hinten) | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm |
Federweg (vorn) | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm |

Ausstattung
Cannondale bietet das Scalpel in einem breiten Spektrum von Einstiegsvariante in den Cross-Country-Sport bis zu absoluten Race-Modell zum Verkauf an. Letzteres stellt die LAB71-Team Version dar, die im identischen Gewand daherkommt wie jene Version, die Jolanda Neff, Charlie Aldridge und Co. im Cannondale Factory Racing Team über die Weltcup-Strecken jagen. Dem LAB71-Team-Modell mit neuem Shimano XTR Di2-Setup und einer weiteren LAB71-Option mit SRAM XX SL-Transmission-Antrieb ist eine etwas leichtere Scalpel-Rahmenversion vorbehalten, die auf den Namen Series 0 hört.
Die etwas schwerere Plattform Series 1 bildet schließlich die Grundlage für alle weiteren Scalpel-Modelle im Preisbereich von 9.499 € bis 4.299 €. Das in unserem Test verwendete Scalpel 1 Lefty-Modell stellt die Spitze der Modelle mit Series 1-Rahmenplattform dar und wird mit elektronischer X0 Transmission-Schaltung von SRAM, sowie Lefty Ocho / RockShox SIDLuxe Select+-Fahrwerk und DT Swiss XRC 1501 Carbon-Laufrädern verkauft. In der Scalpel-Modellreihe folgen noch die Varianten Scalpel 2 Lefty, Scalpel 2, Scalpel 3 und Scalpel 4-Modelle, mit absteigender Preis- und Komponentengestaltung. Die Cannondale-eigene Lefty Ocho-Federgabel ist – wie die Namen suggerieren – lediglich Teil der zwei LAB71-Modelle und der Scalpel 1 Lefty- und Scalpel 2 Lefty-Modelle.
- Federgabel Lefty Ocho 120 Carbon (120 mm)
- Dämpfer RockShox SIDLuxe Select+ (120 mm)
- Antrieb SRAM XO Eagle Transmission
- Bremsen SRAM Level Silver Stealth
- Laufräder DT Swiss XRC 1501
- Reifen Maxxis Rekon Race 2,4″ (vorn) / Maxxis Aspen 2,4″ (hinten)
- Cockpit SystemBar XC-One Flat (Vorbau: 60 mm / Lenkerbreite: 760 mm)
- Sattelstütze Fox Transfer SL Performance Elite (125 mm bei Größe S / 150 mm bei Größe M–XL)
Scalpel LAB71 Team | Scalpel LAB71 | Scalpel 1 Lefty | Scalpel 2 Lefty | Scalpel 2 | Scalpel 3 | Scalpel 4 | |
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Rahmen | Scalpel LAB71, Series 0 | Scalpel LAB71, Series 0 | Scalpel, Carbon | Scalpel, Carbon | Scalpel, Carbon | Scalpel, Carbon | Scalpel, Carbon |
Gabel | Lefty Ocho 120 Carbon, 120mm | Lefty Ocho 120 Carbon, 120mm | Lefty Ocho 120 Carbon, 120mm | Lefty Ocho Alloy 120 | RockShox SID Select+ RL 120mm | RockShox SID Select, 120mm | RockShox SID, 120mm |
Steuersatz | Acros ICR | Acros ICR | Acros ICR | Acros ICR | Acros ICR | Acros ICR | Acros ICR |
Dämpfer | Fox Float SL Factory, TwistLoc Ultimate remote | RockShox SIDLuxe Ultimate, TwistLoc Ultimate remote | RockShox SIDLuxe Select+, TwistLoc Ultimate remote | RockShox SIDLuxe Select+, TwistLoc remote | RockShox SIDLuxe Select+, TwistLoc remote | RockShox SIDLuxe Select+, TwistLoc remote | RockShox SIDLuxe Select+, TwistLoc remote |
Schaltwerk | Shimano XTR Di2 | SRAM XX SL Eagle AXS, T-Type | SRAM XO Eagle AXS, T-Type | SRAM GX Eagle AXS, T-Type | SRAM GX Eagle AXS, T-Type | Shimano XT | Shimano Deore 6100 |
Schalthebel | Shimano XTR Di2 M9250 | SRAM AXS T-Type Ultimate Pod Controller | SRAM AXS T-Type Pod Controller | SRAM AXS T-Type Pod Controller | SRAM AXS T-Type Pod Controller | Shimano Deore M6100, 12-speed | Shimano Deore 6100, 12-speed |
Kette | Shimano XTR, 12-speed | SRAM XX SL, T-Type, 12-speed | SRAM XO, T-Type, 12-speed | SRAM GX Eagle T-Type, 12-speed | SRAM GX Eagle T-Type, 12-speed | Shimano SLX M7100, 12-speed | Shimano Deore, 12-speed |
Kurbel | Shimano XTR M9200, 30T | SRAM XX SL T-Type, 34T | SRAM XO, T-Type, 34T | SRAM GX Eagle T-Type, 34T | SRAM GX Eagle T-Type, 34T | Shimano Deore M6120, 32T | Shimano M5121, 32T |
Kassette | Shimano XTR 9200, 9-45, 12-speed | SRAM XX SL Eagle, 10-52, T-Type, 12-speed | SRAM XO Eagle, 10-52, T-Type, 12-speed | SRAM GX Eagle, 10-52, T-Type, 12-speed | SRAM GX Eagle, 10-52, T-Type, 12-speed | Shimano Deore M6100, 10-51, 12-speed | Shimano Deore, 10-51, 12-speed |
Innenlager | Shimano BSA 73mm | SRAM DUB BSA 73mm MTB, Ceramic | SRAM DUB BSA 73mm MTB Wide | SRAM DUB BSA 73mm MTB Wide | SRAM DUB BSA 73mm MTB Wide | Shimano BSA 73mm | Shimano BSA 73mm |
Bremsen | Shimano XTR M9220 4-Kolben, 180/160mm MT905 6-Loch | SRAM Level Ultimate Stealth, 4-Kolben, 180/160mm | SRAM Level Silver Stealth, 4-Kolben, 180/160mm | SRAM Level Silver Stealth, 4-Kolben, 180/160mm | SRAM Level Silver Stealth, 4-Kolben, 180/160mm | Shimano Deore M6100, 180/160mm RT54 rotors | Shimano MT501, hydraulic disc, 180/160mm RT10 rotors |
Laufräder | FSA KFX Team Edition Carbon, 30mm | DT Swiss XRC 1200 SPLINE, 30mm | DT Swiss XRC 1501 SPLINE ONE, 30mm | HollowGram XC-S 27 Carbon, 27mm | HollowGram XC-S 27 Carbon, 27mm, 28h | Stan's NoTubes Crest MK4, 28h, tubeless ready / DT Swiss Competition Race | Stan's NoTubes Crest S2, 32h, tubeless ready / DT Swiss Champion |
Reifen | Schwalbe Rick XC Pro, 29x2.4", Speed Compound | Maxxis Rekon Race WT / Aspen WT, 29x2.4", EXO Protection | Maxxis Rekon Race WT / Aspen WT, 29x2.4", EXO Protection | Maxxis Rekon Race WT / Aspen WT, 29x2.4", EXO Protection | Maxxis Rekon Race WT / Aspen WT, 29x2.4", EXO Protection, tubeless ready | Maxxis Rekon Race WT / Aspen WT, 29x2.4", EXO Protection, tubeless ready | Maxxis Rekon Race WT / Aspen WT, 29x2.4", EXO Protection, tubeless ready |
Lenker | SystemBar XC-One Flat, carbon, integrated bar/stem, internal cable routing, 5° upsweep, 8° backsweep, 760mm width, -6° stem, 1-1/8" clamp | SystemBar XC-One Flat, carbon, integrated bar/stem, internal cable routing, 5° upsweep, 8° backsweep, 760mm width, -6° stem, 1-1/8" clamp | SystemBar XC-One Flat, carbon, integrated bar/stem, internal cable routing, 5° upsweep, 8° backsweep, 760mm width, -6° stem, 1-1/8" clamp | Cannondale 1 Flat, Carbon, 760mm | Cannondale 1 Flat, Carbon, 760mm, 31.8mm, 9° back | Cannondale 2 Flat, butted 2014 Alloy, 760mm, 31.8mm, 3° rise, 8° sweep | Cannondale 2 Flat, butted 2014 Alloy, 760mm, 31.8mm, 3° rise, 8° sweep |
Griffe | SRAM Silicone | RockShox Smooth Silicone | RockShox Smooth Silicone | RockShox Smooth Silicone | RockShox Smooth Silicone | RockShox Smooth Silicone | RockShox Smooth Silicone |
Vorbau | SystemBar XC-One Flat, carbon integrated bar/stem | SystemBar XC-One Flat, carbon integrated bar/stem | SystemBar XC-One Flat, carbon integrated bar/stem | Cannondale C1 Conceal, Alloy, -6° | Cannondale C1 Conceal, Alloy, 31.8mm, -6° | Cannondale C1 Conceal, Alloy, 31.8mm, -6° | Cannondale C1 Conceal, Alloy, 31.8mm, -6° |
Sattel | Prologo Dimension NDR | Prologo Dimension NDR | Prologo Dimension NDR | Prologo Dimension NDR | Prologo Dimension NDR | Prologo Dimension NDR | Prologo Dimension NDR, STN rails |
Sattelstütze | Fox Factory Transfer Neo, wireless electronic, 150mm, 31.6 | RockShox Reverb AXS, 31.6, 125mm (S), 150mm (M–XL) | Fox Transfer SL Performance Elite, 31.6, 125mm (S), 150mm (M–XL) | Fox Transfer SL Performance Elite, 31.6, 125mm (S), 150mm (M–XL) | Fox Transfer SL Performance Elite, 31.6mm, 125mm (S), 150mm (M–XL) | Cannondale DownLow Dropper, internal routing, 31.6mm, 125mm (S), 150mm (M–XL) | Cannondale DownLow Dropper, internal routing, 31.6mm, 125mm (S), 150mm (M–XL) |
Größen | S, M, L, XL | S, M, L, XL | S, M, L, XL | S, M, L, XL | S, M, L, XL | S, M, L, XL | S, M, L, XL |
Preis | 13.999 € | 12.999 € | 9.499 € | 7.499 € | 6.799 € | 4.999 € | 4.299 € |










Auf dem Trail
Das Cannondale Scalpel ist ein Rad, das in gewisser Weise aus der Reihe tanzt: Zum einen durch die außergewöhnliche Optik der futuristisch anmutenden Lefty-Gabel, zum anderen durch Details im Fahrverhalten, die es klar von der Masse abheben.

Schon beim ersten Aufsitzen wird deutlich, dass das Scalpel nicht ausschließlich auf den kompromisslosen Rennbetrieb zugeschnitten ist, sondern sich irgendwo zwischen klassischem Race-Bike und trailorientiertem Down-Country-Bike positioniert. Der Lenker ist etwas höher positioniert als bei der Konkurrenz, gleichzeitig sitzt man eher auf der kompakten Seite auf dem Scalpel. Besonders macht sich dies im direkten Vergleich mit dem rennoptimierten Trek Supercaliber bemerkbar, wo zwei unterschiedliche Welten aufeinandertreffen. Der Vorteil der nicht vollständig auf den Renneinsatz getrimmten Ausrichtung auf dem Rad: Ermüdungserscheinungen sind auf dem Scalpel deutlich weniger zu erwarten als bei vielen anderen Modellen, auf der anderen Seite dürfte es jedoch der ein oder anderen Rennfahrerin oder dem ein oder anderen Rennfahrer nicht tief genug zugehen. Besonders negativ ist uns das Ganze jedoch im Testzeitraum nicht aufgefallen. Im direkten Vergleich zum Scott Spark RC, das wir als regelrechten „Wohlfühlgarant“ empfanden, muss sich das Scalpel nicht verstecken. Einen wesentlichen Teil dazu trägt auch das abgesenkte Tretlager des Scalpels bei, das entscheidend tiefer ausfällt als bei der Konkurrenz. Man sitzt letztlich weniger über dem Rad als „im“ Rad beim Scalpel, was ein hohes Maß an Vertrauen in die Fähigkeiten des Rades schafft.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Scalpels im flachen und ansteigendem Gelände geht mit der Besonderheit der Lefty Ocho Federgabel einher: der erhöhte Offset von 50 Millimetern der außergewöhnlichen Federgabel. Das vordere Laufrad ist beim Scalpel aufgrund des erhöhten Offsets der Lefty Ocho-Gabel weiter vor der Gabelachse positioniert als bei vergleichbaren Konkurrenzfedergabeln – mit der Folge, dass man es beim Fahren förmlich ein Stück weit vor sich herschiebt. Der Nutzen dieser Eigenheit mag umstritten sein. Im Testalltag sorgte sie für ein Plus an Komfort bei kleinen Unebenheiten, gleichzeitig vermissten wir aber dadurch auch etwas Agilität im Lenkverhalten.



Zudem beobachteten wir, dass das Vorderrad in steilen Anstiegen auffällig ruhig am Boden blieb, was sich einserseits auf die Federgabel, aber andererseits auch auf die verhältnismäßig langen Kettenstreben zurückführen lässt. Letztere beträgt beträchtliche 442 Millimeter in Rahmengröße L – zum Vergleich: Die Konkurrenz à la Scott, Trek und Co. setzt in dieser Hinsicht auf Werte von 435 Millimeter bis 437 Millimeter (in Rahmengröße L). Generell wirkt das Scalpel bergauf erstaunlich souverän und präsentierte sich als ein treuer Begleiter in vielen Situationen, wenn auch nicht als das spritzigste Rad im Vergleich zur Konkurrenz. An dieser Stelle gilt es jedoch anzuerkennen, dass das getestete Rad auch nicht der leichtesten Austattungsvariante des Scalpels entspricht und somit Performance-Zugewinne in dieser Hinsicht definitiv möglich sind.
Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Funktion des Fahrwerks im flachen und ansteigenden Gelände: Im offenen Modus neigt das Scalpel – wie so viele „echte“ Race-Fullys auf dem Markt – zu leichtem Wippen: Nicht ganz so ausgeprägt wie beim Scott Spark RC, aber dennoch spürbar und daher nicht vergleichbar mit der Effizienz des Fahrerweks eines Trek Supercalibers. Der Remote-Lockout, der in geschickter Grip-Shift-Funktion ausgeliefert wird, schafft in den allermeisten Fällen Abhilfe und blockiert das Fahrwerk souverän – an manchen Stellen hätten wir uns jedoch einen mittleren Plattform-Modus gewünscht. Solch einer ist mit der Lefty Ocho allerdings nicht vorgesehen.

Bergab spielt das Scalpel schließlich seine Trail-Gene eindrucksvoll aus: Die zentrale Sitzposition „im“ Rad anstelle „über“ dem Rad ermöglicht einen tiefen Körperschwerpunkt, der deutlich weniger Oberkörpereinsatz erfordert als bei vielen anderen Cross-Country-Bikes. Wo man bei vielen anderen Rädern das Gewicht weit nach hinten verlagern oder das Rad mit viel Hüfteinsatz durch enge Sektionen zirkeln muss, bleibt man beim Scalpel vergleichsweise entspannt im Sattel – oder besser gesagt: mitten im Rad.
Die Lefty Ocho unterstützt die Bergab-Performance des Scalpels gekonnt und präsentiert sich in einer – zumindest unserer Meinung nach – deutlich konkurrenzfähigeren Version als noch vor einigen Jahren. Sensibilität wird bei der Lefty Ocho wie schon in der Vergangenheit großgeschrieben, ehemalige Schwächen wie mangelnder Support im groben Gelände und eine geringe Torsionssteifigkeit scheint die Lefty Ocho inzwischen hinter sich gelassen zu haben: In unserem Testalltag konnten wir weder seitens der Torsionssteifigkeit noch des Supports im letzten Federwegsdrittel große Schwächen entdecken. Einzig die Einstellung der Gabel erforderte für eine hohe Funktionalität der letzteren der beiden Eigenschaften eine straffe Druckstufeneinstellung – sonst rauscht die Lefty Ocho gerne schnell durch den kompletten Federweg.

Unabhängig von der Wahl der Federgabel glänzt das Scalpel mit einer äußerst gut abgestimmten Kinematik, die eine starke Performance des gesamten Fahrwerks begünstigt: Sowohl im leichten, als auch im groben Gelände, bei langsamen oder hohen Geschwindigkeiten, hat der Scalpel-Hinterbau eine passende Antwort parat und bietet viel Support. Während die Konkurrenz in dieser Hinsicht an einigen Stellen Schwächen offenbart, ist dies beim Cannondale Scalpel nicht der Fall. Das Fahrwerk des Scalpels ist unserer Meinung nach gemeinsam mit jenem des Specialized Epic 8 wohl das Fähigste im Cross-Country-Segment zum aktuellen Zeitpunkt.
Was bleibt in der Zusammenfassung beim Cannondale Scalpel hängen? Das Scalpel ist nicht zwangsläufig ein kompromissloses Race-Bike und besitzt für ein Cross-Country-Rad verhältnismäßig viele Stärken im Bergabsegment. Bergauf bremst das zu weiten Teilen der günstigeren Austattung geschuldete erhöhte Gewicht und die etwas weniger sportlich ausgerichtete Positionierung in gewisser Weise. Wer mit dem Cannondale Scalpel auf der Rennstrecke erfolgreich sein möchte, wird daher sicher etwas Eingewöhnungszeit benötigen. Dass dies dennoch selbstverständlicherweise möglich ist, beweisen die Cannondale Factory Racing-Fahrer Luca Martin, Charlie Aldridge und Co. in letzter Zeit jedoch eindrucksvoll.


Im Vergleich
Im direkten Vergleich mit den anderen beiden Rädern des Vergleichstests und einer Vielzahl weiterer Rennboliden aus dem Weltcup ist das Cannondale Scalpel das Bike, das die meisten Trail-Gene in sich trägt. Die Positionierung auf dem Rad fällt beim Scalpel ähnlich kompakt aus wie beim Scott Spark, gleichzeitig aber aufgrund des höheren Cockpits etwas komfortabler. Zudem zeigte das Fahrwerk des Scalpels im Testalltag die meisten Reserven, wenn es richtig grob zur Sache ging. Einzig das Specialized Epic 8, das wir zu Beginn des Jahres ausführlich testen durften, zeigt ein ähnlich stimmiges Gesamtpaket hinsichtlich des Fahrwerks und der „Trail-Fähigkeiten“.

Etwas hinter der Konkurrenz hinkt das Cannondale Scalpel in seiner Spritzigkeit und Leichtgängigkeit im Antritt und am Berg. Einerseits liegt das am etwas unfairen Vergleich zwischen der etwas günstigeren und schwereren Austattung des Scalpel-Testrades und jenen Top-Modellen der Konkurrenz, andererseits besitzt das Scalpel aber auch einige grundlegende Eigenschaften, die dafür ausschlaggebend sein könnten. Zum einen ist das Scalpel im Vergleich zum Scott Spark RC und zum Trek Supercaliber das Rad mit dem längsten Radstand, andererseits sorgt der erhöhte Gabel-Offset der Lefty-Federgabel für ein etwas verändertes Lenkverhalten des Rades. Insbesondere gegenüber dem Trek Supercaliber, das einen regelrecht konträren Ansatz in Bezug auf die Ausrichtung verfolgt, verliert das Cannondale Scalpel viele Sekunden am Berg.

Im direkten Vergleich zum Scott Spark RC müssen wir festhalten, dass die Unterschiede eher marginaler Natur sind und die Vor- und Nachteile der jeweiligen Modelle durchaus eine Frage der persönlichen Präferenz sind: Das Spark RC glänzt durch eine überaus angenehme Position, die etwas sportlicher daherkommt als beim Scalpel, zudem gefiel uns beim Spark RC der tiefe Schwerpunkt des Rades sehr gut. Das Scalpel kommt ebenfalls mit einer sehr angenehmen Positionierung daher, besitzt das etwas bessere Fahrwerk, hat aber dafür leichte Rückstände zum Spark RC in puncto Spritzigkeit.
Das ist uns aufgefallen
- Cockpit-Ergonomie Seit der neuesten Generation des Rades gibt’s am Scalpel ein schickes, hauseigen entwickeltes Carbon-Cockpit mit 60 Millimeter Vorbaulänge und 760 Millimeter Lenkerbreite. Uns hat besonders der Backsweep von 8° positiv überrascht. Gemeinsam mit geschmeidigen SRAM Silikongriffen fühlten wir uns beim Greifen des Lenkers stets pudelwohl!
- Wer braucht schon Flight Attendant? Bei Cannondale und der Lefty-Federgabel geht’s zum aktuellen Zeitpunkt noch vollkommen mechanisch zu: Kein Flight Attendant-System, dafür ein klassischer Remote-Lockout, der das Fahrwerk zwischen geschlossenem und offenen Modus ansteuert. Der RockShox Twistloc-Lockout mit Gripshiftfunktion hat als praktisches Helferlein zur Fahrwerkssteuerung in den vergangenen Jahren viele Fans gewonnen und lässt auch genügend Platz für den Hebel der absenkbaren Sattelstütze. Einzig ein mittlerer Fahrwerkmodus hätten wir uns an der ein oder anderen Stelle gewünscht – das lässt die Lefty Ocho-Gabel aber nicht zu.
- Lenkeranschlagschutz Wie fast alle Hersteller auf dem Markt verzichtet Cannondale beim Scalpel auf den Einsatz eines Lenkeranschlagschutzes. Im Falle unseres Testrades in Rahmengröße L bleibt das ohne Konsequenz, da der Lenker beim Einschlagen über das Oberrohr hinwegsteht, bei kleineren Rahmengrößen dürfte hingegen der Rahmen beim Einschlag des Lenkers Schaden nehmen.
- Sattelergonomie Nicht zum ersten Mal können wir bei einem Cannondale-Rad eine komfortable Wahl des Sattels konstatieren: Cannondale kooperiert häufig mit Sattelhersteller Prologo, der im konkreten Fall mit dem Dimension NDR hervorragende Arbeit geleistet hat.
- Preis-Leistung Mit 9.499 € schafft es das Cannondale Scalpel 1-Modell als einziges Rad in unserem Testfeld unter die 10.000 €-Marke: Dafür gibt’s aber auch deutliche Einbußen hinsichtlich der Ausstattung, die dem Scalpel 1 etwas an Attraktivität rauben. Manch andere, vermeintlich weniger namhafte Hersteller schnüren für ähnliche Beträge bessere Gesamtpakete hinsichtlich der Ausstattung. Einen gewissen Beitrag für den Namen „Cannondale“ wird man daher bewusst in Kauf nehmen müssen. Interessant: Specialized bietet für praktisch genau denselben Betrag eine sehr ähnlich ausgestattete Version ihres XC-Flaggschiffs Epic 8 an.


Fazit – Cannondale Scalpel
Cannondale kitzelt bei der neuesten Version seines Cross-Country-Flaggschiffs Scalpels das Maximum an Trail-Tauglichkeit eines Cross-Country-Rades heraus, ohne dass die Renntauglichkeit dabei auf der Strecke bleibt. Das Scalpel ist weiterhin eine echte Wucht auf der Rennstrecke und eilt nicht ohne Grund von Erfolg zu Erfolg im World Cup.
Überzeugen konnte uns das Scalpel mit einem hervorragend abgestimmten Fahrwerk, einer deutlich optimierten Lefty-Federgabel und einer eher komfortabel ausgerichteten Positionierung auf dem Rad. Der Spagat in Richtung Trail-Tauglichkeit raubt dem Scalpel etwas an Spritzigkeit, was jedoch mithilfe von Gewichtsoptimierungen auf ein Minimum reduziert werden könnte.

Cannondale Scalpel – Pro / Contra
Stärken
- hervorragend abgestimmtes Fahrwerk
- komfortable & nicht zu unsportliche Positionierung
- gute Überrolleigenschaften am Berg & im Downhill
Schwächen
- hohes Gewicht
- reduzierte Agilität & Spritzigkeit

Testablauf
Die Testräder für den Cross-Country-Fully-Vergleichstest wurden uns im Zeitraum vom Herbst 2024 bis zum Frühjahr 2025 zur Verfügung gestellt und von uns auf Herz und Nieren geprüft. Mit allen drei Rädern führten wir lange Einzelausfahrten, sowie Back-to-Back-Tests durch, um die Unterschiede so genau wie möglich herauszuarbeiten. Die meiste Zeit waren wir auf unseren Home-Trails rund um Heidelberg unterwegs, zudem gab’s Testsessions in Bad Kreuznach und auf der Schwäbischen Alb.
Hier haben wir das Cannondale Scalpel getestet
- Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz abwechslungsreiche und flowige Trails auf meist trockenem, teils steinigen Boden.
- Heidelberg, Baden-Württemberg zumeist ruppige Trails mit schnellen und verwinkelten Passagen auf eher staubigem und sandigem Boden.
- Schwäbische Alb, Baden-Württemberg Kalksteinboden, der insbesondere bei nassen Bedingungen besondere Herausforderungen bietet.
- Fahrstil
- Bergab zügig, aber saubere Linie; bergauf meist gleichmäßig
- Ich fahre hauptsächlich
- XC, vereinzelt Marathon- und Etappenrennen
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, für eine optimale Traktion – auch in Anstiegen
- Vorlieben bei der Geometrie
- Kompakte Sitzposition; kurzer Hinterbau für mehr Agilität; tiefe Front
- Fahrstil
- Hohes Tempo bergab, mit Blick auf die saubere Linie – bergauf spritzig und schnell
- Ich fahre hauptsächlich
- XC, Cyclocross, vereinzelt Marathon- & Etappenrennen, sowie Endurorennen
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Straff, für Reserven bei groben Absätzen und eine optimale Traktion in Anstiegen
- Vorlieben bei der Geometrie
- Sportlich; Tiefes Cockpit, nicht zu gestreckt
Hier findet ihr alle Artikel zum Cross-Country-Vergleichstest 2025:
8 Kommentare
» Alle Kommentare im Forum"3 WM-Titel konnte das Cannondale Scalpel 2024 einfahren – aber wie schlägt sich das XC Race-Bike gegen die Konkurrenz?"

Die Frage ist doch schon beantwortet, oder nicht? Es spielt überhaupt keine Rolle, wie sich das Cannondale Scalpel in eurem oder in jedem anderen Test gegen die Konkurrenz schlägt, denn auf dem Rad wurden die Titel ja eingefahren.
Oder - falls das Cannondale Scalpel in diesem Vergleichstest schlechter als die Konkurrenten abschneiden sollte: bedeutet dies schlussendlich, dass es in erster Linie gar nicht auf das Rad ankommt, sondern auf den Fahrer oder die Fahrerin?
Und ist damit dieser Vergleichstest nicht eigentlich obsolet?
Naja, also die Titel sagen so viel: Das Rad hält dich durch nichts auf. Damit kannst du so schnell fahren wie Beine und Skill es zulassen.
Ich glaube, Alan Hatherly hätte man auch auf jedes andere aktuelle Cross Country Geschoss setzen können (mit entsprechender Eingewöhnungszeit natürlich) und er hätte das WM-Rennen und den Worldcup in Lenzerheide genauso dominiert.
Hinsichtlich der attestierten fehlenden Spritzigkeit kann ich beruhigen: mit meinen PIROPES geht das Rad vorwärts wie ein Panter. Und bleibt locker bei 10 kg.
Und wegen der hohen Front: hier kann mann Spacer unter dem Vorbau wegnehmen. Die Basis mit einem 90mm Headtube ist gegeben. Ich komme hier mit 120mm FW genauso tief wie beim 21er Scalpel mit 100mm FW.
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