Seit 8 Generationen gibt es das Cannondale Scalpel. Was sich von 2001 bis heute nicht geändert hat, ist der Einsatz einer Lefty. Warum das neue Cannondale Scalpel mit 120 mm Federweg, Variostütze und sattem 66°-Lenkwinkel trotzdem ein gänzlich anderes Bike ist und so klar wie noch nie in Richtung Abfahrt schielt, klären wir im Test.
Video: Das neue Cannondale Scalpel im Test
Steckbrief: Cannondale Scalpel 2024
Einsatzbereich | Cross-Country |
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Federweg | 120 mm/120 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 11,5 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL (im Test: XL) |
Website | www.cannondale.com |
Preisspanne | 4.299 - 12.999 Euro |
Es ist das Olympia-Jahr – ein perfekter Zeitpunkt, um einen Klassiker maximal überarbeitet neu ins Rennen zu schicken. Das dachte sich auch Cannondale und präsentiert mit dem neuen Scalpel ein ganz heißes Eisen, das in Paris zur Perfektion geschmiedet werden und Mona Mitterwallner, Alan Hatherly und Co. im besten Fall zur Medaille verhelfen soll.
Wenngleich das Scalpel nun schon seit vielen Jahren zur Topsitze der XC-Fullies gehört, so wurde mit Generation 8 vieles neu gedacht. Die Geometrie verändert sich im Vergleich zum Vorgänger noch einmal erheblich: Der Fokus zeigt nunmehr nicht ausschließlich auf XC Race-Kurse, sondern auch auf knalligen Down Country-Einsatz. Ob das neue Scalpel hält, was auf dem Papier versprochen wird, klären wir in den folgenden Zeilen.
Die wichtigsten Neuerungen
- identischer Federweg von 120 mm vorne und hinten
- mitwachsende Kettenstreben
- einteiliges SystemBar XC-One Cockpit
- serienmäßig Variostütze mit an Bord, Platz für 200 mm Hub
- 2 Flaschenhalter jetzt auch in Größe S
Im Detail
Die Abfahrten im World Cup-Zirkus werden immer ruppiger und so manche Konkurrenzfirma im Cross Country-Bereich ist federwegstechnisch bereits in anderen Sphären unterwegs. Beim neuen Cannondale Scalpel ändert sich im Vergleich zum Vorgänger (Cannondale Scalpel 2020 Test) nun ebenfalls einiges: Von 100 mm Federweg am Heck beim Vorgängermodell zieht man in der neuesten Iteration auf 120 mm um und auch sonst hat man einige Anstrengungen unternommen, das Bike einerseits noch schneller, andererseits noch tauglicher für einen breiteren Einsatzbereich zu gestalten.
Starten wir mit dem Gewicht: Inklusive Hardware liegt dieses nun bei 1.778 g in der leichteren Series 0 Carbon-Variante, die es ausschließlich in der LAB71-Ausstattung gibt. Series 1, die für die anderen Ausstattungen verwendet wird, ist etwas schwerer. Insgesamt konnte nochmals Gewicht reduziert werden, laut Cannondale bei Beibehaltung der Rahmensteifigkeit.
Mit dem neue Cannondale Scalpel stellen wir eine weitere Evolutionsstufe des Cross Country-Klassikers vor. Damit einhergehend wurde das Scalpel einer Revision unterzogen und von Grund auf neu gedacht, um den steigenden Anforderungen technischer Cross Country-Kurse im Worldcup weiterhin gerecht zu werden.
Cannondale
Dabei ist auch die Geometrie aggressiver geworden: Der Lenkwinkel beträgt jetzt 66,6°, der Sitzwinkel ist mit nun 75,5° ebenfalls steiler. Nichts geändert hat sich am Flexpivot-Design. Dieses hat laut Cannondale einige Vorteile: Die patentierten Carbon-Bereiche fungieren als virtuelle Horst-Link-Drehpunkte und kreieren so eine echte Vierlenker-Federung. Ohne die Lager ist das System so nicht nur leichter, sondern erfordert auch keinerlei Wartung und lässt sich zudem wunderbar in Sachen gewünschter Steifigkeit anpassen.
Auch von Cannondale gibt es am Scalpel nun ein eigenes, einteiliges Carbon-Cockpit. Der SystemBar XC-One MTB-Lenker fügt sich optisch exzellent in die aufgeräumte Optik des schnellen Racers ein und verfügt über 760 mm Breite und -6° Neigung. Der Flex der neuen Kombination soll genau die Mitte treffen: nicht brutal steif, aber auch nicht zu flexend. Apropos aufgeräumt: Die Besonderheit des Cockpits liegt im frontalen Kabeleinlass, der zwar Mechanikern den Schweiß auf die Stirn treiben könnte, aber das Thema Systemintegration – und da ist Cannondale traditionell lange vorn dabei – konsequent durchzieht. Sorgen, dass ein solches Loch im System Auswirkungen auf die Haltbarkeit haben könnte, seien auf Nachfrage bei Cannondale unbegründet. Apropos Kabel: Diese führen nun entweder durch den SystemBar XC-One oder durch einen Durchlass unter dem Vorbau.
Eine weitere, wirkliche Neuerung ist die serienmäßige Variostütze. War bislang nur das Cannondale Scalpel SE mit einer solchen ausgestattet, verfügen nun sämtliche Ausstattungen über verstellbaren Hub am Sattel. Dabei freuen sich insbesondere großgewachsene Personen, dass Cannondale nicht nur in Sachen Hub, sondern auch bei der Einstecktiefe mitgedacht hat: Das Design des Sitzrohres ist so gestaltet, dass in die großen Rahmen Vario-Stützen mit bis zu 200 mm Hub hineinpassen. Serienmäßig beschränkt sich Cannondale allerdings auf 125 mm (Größe S) bis 150 mm Hub (M-XL).
„Proportional Response“ nennt Cannondale das Konzept der an die Rahmengrößen angepassten Kinematik. So sollen nicht nur Zahlen von Größe M nach unten und oben angepasst worden sein, stattdessen sei die Kinematik spezifisch ideal auf jede Rahmengröße zugeschnitten worden. In Kombination mit den mitwachsenden Kettenstreben möchten die US-Amerikaner so für jede Rahmenform die bestmögliche Performance herauskitzeln.
Geometrie
Im direkten Vergleich mit dem flotten Vorgänger hat man es mit einem gänzlich anderen Bike zu tun: Nicht nur die 120 mm Federweg am Heck sichern satte 2 cm mehr Federweg als vorher. Das Cannondale Scalpel 2024 verschiebt den Fokus im Hinblick auf die Geometrie grundsätzlich weit stärker Richtung Abfahrt.
Nehmen wir mal die Konkurrenzbikes Scott Spark (Scott Spark RC Test) und Trek Top Fuel (Trek Top Fuel Test) zum Vergleich: Mit 510 mm Reach liegt das Scalpel in Größe XL nochmal rund 10 mm weiter vorne und durch die mitwachsenen Kettenstreben ist es auch im Radstand von 1.250 mm Spitzenreiter. Einzig im Lenkwinkel ist nur das traillastigere Top Fuel nochmal 0,6° flacher (Low-Version). Das Tretlager des neuen Scalpel wurde 2 mm abgesenkt, da man laut Cannondale festgestellt hatte, dass der Hauptanteil des Pedalierens bei der Nutzung von 0 bis 50 % Federweg stattfinden würde und man so in der Regel wenig Probleme mit einem tiefen Tretlager haben sollte – also: runter damit.
Mit dem Vorgänger lohnt sich das neue Scalpel kaum zu vergleichen: Hier ist es nicht nur 1,4° Grad flacher, was den Lenkwinkel angeht (im XC-Bereich ein ziemliches Pfund), sondern in quasi allen Maßen ordentlich angewachsen. Nur der Stack-Wert wurde um die winzige Dosis von 3 mm erhöht und dabei das Steuerrohr gleichzeitig für eine aggressivere Position auf dem Rad etwas verkürzt. Ein Racer soll das Rad natürlich schon noch bleiben.
Rahmengröße | S | M | L | XL |
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Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 425 mm | 450 mm | 475 mm | 510 mm |
Stack | 595 mm | 595 mm | 604 mm | 613 mm |
STR | 1,40 | 1,32 | 1,27 | 1,20 |
Lenkwinkel | 66,6° | 66,6° | 66,6° | 66,6° |
Sitzwinkel, effektiv | 75,5° | 75,5° | 75,5° | 75,5° |
Sitzwinkel, real | 69,2° | 71° | 71,7° | 71,7° |
Oberrohr | 536 mm | 556 mm | 584 mm | 630 mm |
Oberrohr (horiz.) | 579 mm | 597 mm | 625 mm | 669 mm |
Steuerrohr | 9 mm | 9 mm | 10 mm | 11 mm |
Sitzrohr | 38 mm | 40 mm | 44,5 mm | 50 mm |
Überstandshöhe | 736 mm | 744 mm | 752 mm | 763 mm |
Kettenstreben | 434 mm | 438 mm | 442 mm | 446 mm |
Radstand | 1.140 mm | 1.170 mm | 1.200 mm | 1.250 mm |
Tretlagerabsenkung | 42 mm | 42 mm | 42 mm | 42 mm |
Tretlagerhöhe | 334 mm | 334 mm | 334 mm | 334 mm |
Gabel-Offset | 50 mm | 50 mm | 50 mm | 50 mm |
Federweg (hinten) | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm |
Federweg (vorn) | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm |
Ausstattung Cannondale Scalpel 1
Unser Testbike ist, vom Über-Modell LAB71 einmal abgesehen, das Topmodell der neuen Scalpel-Riege. Das Cannondale Scalpel 1 verfügt über die einzigartige Lefty Ocho 120 Federgabel in der Carbon-Ausführung. Die Heckfederung übernimmt ein RockShox SIDluxe Select+ Dämpfer. Angetrieben wird das Bike von der edlen, per Funk angesteuerten SRAM X0 Eagle Transmission. Die schnellen DT Swiss XCR 1501 Spline One-Laufräder bestehen aus Kohlefaser. An Reifen ist das schnelle Maxxis-Duo Rekon Race WT/Aspen WT aufgezogen, die nun standardmäßig nicht mehr in 2,25, sondern in wuchtiger 2,4″-Breite daherkommen. Nicht weniger edel geht es beim brandneuen Cockpit weiter: Die in 60 und 75 mm Länge verfügbare SystemBar XC-One Flat-Kombination sieht richtig schick aus.
Einziger Wermutstropfen der ansonsten extrem hochwertigen Ausstattung: Unserer Meinung nach gehört an eine 9.499 € teure Ausstattung keine mittelmäßige SRAM Level Silver Stealth Bremse, doch die Ultimate-Variante bleibt leider der LAB71-Ausstattung vorbehalten. Und eine Frage bleibt: Warum hält man – speziell ab Größe L – an einer 160 mm-Scheibe an der Hinterradbremse fest? 180 mm würden auch einem Bike dieser Kategorie gut zu Gesicht stehen.
- Federgabel Lefty Ocho 120 Carbon (120 mm)
- Dämpfer RockShox SIDluxe Select+ (120 mm)
- Antrieb SRAM XO Eagle AXS, T-Type
- Bremsen SRAM Level Silver Stealth
- Laufräder DT Swiss XCR 1501 Spline One
- Reifen Maxxis Rekon Race WT / Maxxis Aspen WT
- Cockpit SystemBar XC-One Flat (760 mm, 60 mm)
- Sattelstütze Fox Transfer SL Performance Elite (150 mm)
Cannondale Scalpel LAB71 | Cannondale Scalpel 1 Lefty | Cannondale Scalpel 2 Lefty | Cannondale Scalpel 2 | Cannondale Scalpel 3 | Cannondale Scalpel 4 | |
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Rahmen | Scalpel LAB71, Series 0 | Scalpel, Series 1 | Scalpel, Series 1 | Scalpel, Series 1 | Scalpel, Series 1 | Scalpel, Series 1 |
Gabel | Lefty Ocho 120 Carbon | Lefty Ocho 120 Carbon | Lefty Ocho Alloy 120 | RockShox SID Select+ RL, 120mm | RockShox SID Select, 120 mm | RockShox SID, 120mm |
Steuersatz | Acros ICR | Acros ICR | Acros ICR | Acros ICR | Acros ICR | Acros ICR |
Dämpfer | RockShox SIDLuxe Ultimate | RockShox SidLuxe Select+ | RockShox SIDLuxe Select+ | RockShox SIDLuxe Select+ | RockShox SIDLuxe Select+ | RockShox SIDLuxe Select+ |
Schaltwerk | SRAM XX SL Eagle AXS | SRAM XO Eagle AXS, T-Type | SRAM GX Eagle AXS, T-Type | SRAM GX Eagle AXS, T-Type | Shimano XT | Shimano XT |
Schalthebel | SRAM AXS T-Type Ultimate Pod Controller | SRAM AXS T-Type Pod Controller | SRAM AXS T-Type Pod Controller | SRAM AXS T-Type Pod Controller | Shimano Deore M6100, 12-speed | Shimano Deore 6100, 12-speed |
Kette | SRAM XX SL, T-Type, 12-speed | SRAM XO, T-Type, 12-speed | SRAM GX Eagle T-Type, 12-speed | SRAM GX Eagle T-Type, 12-speed | Shimano SLX M7100, 12-speed | Shimano Deore, 12-speed |
Kurbel | SRAM XX SL T-Type, 34T | SRAM XO, T-Type, 34T | SRAM GX Eagle T-Type, 34T | SRAM GX Eagle T-Type, 34T | Shimano Deore M6120, 32T | Shimano M5121, 32T |
Kassette | SRAM XX SL Eagle, 10-52, T-Type, 12-speed | SRAM XO Eagle, 10-52, T-Type, 12-speed | SRAM GX Eagle, 10-52, T-Type, 12-speed | SRAM GX Eagle, 10-52, T-Type, 12-speed | Shimano Deore M6100, 10-51, 12-speed | Shimano Deore, 10-51, 12-speed |
Innenlager | SRAM DUB BSA 73mm MTB Wide, Ceramic | SRAM DUB BSA 73mm MTB Wide | SRAM DUB BSA 73mm MTB Wide | SRAM DUB BSA 73mm MTB Wide | Shimano BSA 73mm | Shimano BSA 73mm |
Bremsen | SRAM Level Ultimate Stealth | SRAM Level Silver Stealth | SRAM Level Silver Stealth | SRAM Level Silver Stealth | Shimano Deore M6100 | Shimano MT501, hydraulic disc, 180/160mm RT10 rotors |
Laufräder | DT Swiss XCR 1200 Spline | DT Swiss XCR 1501 Spline One | HollowGram XC-S 27 | HollowGram XC-S 27 | Stan's NoTubes Crest MK4 | Stan's NoTubes Crest S2 |
Reifen | Maxxis Rekon Race WT, 29x2.4“, Maxxis Aspen WT, 29x2.4“ | Maxxis Rekon Race WT, 29x2.4“, Maxxis Aspen WT, 29x2.4“ | Maxxis Rekon Race WT, 29x2.4“, Maxxis Aspen WT, 29x2.4“ | Maxxis Rekon Race WT, 29x2.4“, Maxxis Aspen WT, 29x2.4“ | Maxxis Rekon Race WT, 29x2.4“, Maxxis Aspen WT, 29x2.4“ | Maxxis Rekon Race WT, 29x2.4“, Maxxis Aspen WT, 29x2.4“ |
Lenker | SystemBar XC-One Flat, carbon, integrated bar/stem, internal cable routing, 5° upsweep, 8° backsweep, 760mm width, -6° stem, 1-1/8" clamp | SystemBar XC-One Flat, carbon, integrated bar/stem, internal cable routing, 5° upsweep, 8° backsweep, 760mm width, -6° stem, 1-1/8" clamp | Cannondale 1 Flat, Carbon, 31.8mm, 9° back, 760mm | Cannondale 1 Flat, Carbon, 31.8mm, 9° back, 760mm | Cannondale 2 Flat | Cannondale 2 Flat, butted 2014 Alloy, 31.8mm, 3° rise, 8° sweep, 760mm |
Griffe | RockShox Smooth Silicone | RockShox Smooth Silicone | RockShox Smooth Silicone | RockShox Smooth Silicone | RockShox Smooth Silicone | RockShox Smooth Silicone |
Vorbau | SystemBar XC-One Flat, carbon integrated bar/stem | SystemBar XC-One Flat, carbon integrated bar/stem | Cannondale C1 Conceal | Cannondale C1 Conceal | Cannondale C1 Conceal | Cannondale C1 Conceal |
Sattel | Prologo Dimension NDR, Tirox rails | Prologo Dimension NDR, Tirox rails | Prologo Dimension NDR, STN rails | Prologo Dimension NDR, STN rails | Prologo Dimension NDR, STN rails | Prologo Dimension NDR, STN rails |
Variostütze | RockShox Reverb AXS, 31.6, 125mm (S), 150mm (M-XL) | Fox Transfer SL Performance Elite, 31.6, 125mm (S), 150mm (M-XL) | Fox Transfer SL Performance Elite, 31.6, 125mm (S), 150mm (M-XL) | Fox Transfer SL Performance Elite, 31.6, 125mm (S), 150mm (M-XL) | Cannondale DownLow Dropper, internal routing, 31.6, 125mm (S), 150mm (M-XL) | Cannondale DownLow Dropper, internal routing, 31.6, 125mm (S), 150mm (M-XL) |
Größen | S, M, L, XL | S, M, L, XL | S, M, L, XL | S, M, L, XL | S, M, L, XL | S, M, L, XL |
Preis | 12.999,00 € | 9.499,00 € | 7.499,00 € | 6.799,00 € | 4.999,00 € | 4.299,00 € |
Auf dem Trail
Wir haben nur wenig Zeit und die Test-Trails im portugiesischen wie regnerischen Braga sind wunderbar angefeuchtet – spannende Bedingungen für schnelle Trail-Fahrten mit einem Bike, das man nicht kennt.
XC-Bikes sind in der Regel schnell, aber durch den Mix aus geringem Federweg, Minimalbereifung und einer Geometrie, die „long and slack“ bislang eher diametral gegenübersteht, eher anspruchsvoll zu fahren. Das Cannondale Scalpel möchte hier auf sympathische Art und Weise mit diesen Vorurteilen aufräumen, und das durch mehrere Faktoren: Durch den standardmäßigen Einsatz von verstellbarer Sattelstütze, die Kombination aus massivem Reach (510 mm in Größe XL!) und dem im Vergleich zum Vorgänger 1,4° flacheren Lenkwinkel wildert das XC-Racebike ab sofort in Down Country-Gefilden.
Dank antriebsneutralem Hinterbau bringt man das Rad bergauf unmittelbar nach vorne, es klettert zügig und kompromisslos. In Spitzkehren offenbart sich in Größe XL der lange Radstand von 1.250 mm – entspannt langsam um enge Kurven spitzeln erfordert mehr Konzentration, als man es von den meisten XC-Bikes gewohnt ist. Dass die Geometrie jedoch eher Vor- als Nachteile hat, stellt sich anschließend im richtigen Trail-Einsatz heraus.
In Portugal bewegen wir uns zum Großteil auf schnellen Pfaden in der Ebene und hier spielt das neue Scalpel seine Stärken aus: Die Kombination aus leichtem Rahmen, absolut trailtauglicher Geometrie, passend langer Kettenstreben und steifem Heck sorgt für eine hohe Geschwindigkeit im Wiegetritt. Ist der Lockout aktiviert, kommt dies besonders zum Tragen – ohne Lockout auf dem Trail lässt sich das Rad indes wunderbar pushen und die anwesende Journaille frohlockt, dass die Scalpels jetzt flächendeckend mit Variostützen ausgestattet sind und so schön spielfreudig werden.
Bunnyhops, Manuals, durch Wellen surfen? Für solche Spaß-Einlagen waren XC-Bikes vor fünf Jahren nur unter der Führung von Profi-Athleten bereit, jetzt schafft man das sogar als Testredakteur. Die langen Kettenstreben sorgen in Verbindung mit langen Reach-Werten für Sicherheit, wenn auf dem Trail ein Wurzelfeld oder einige aufeinanderfolgende Drops eingestreut werden.
Dass man es nicht (nur!) mit einem klassischen XC-Bike zu tun hat, wird in der Abfahrt ebenso klar: Kleine Flugeinlagen und ruppigere Passagen stecken sowohl der mit 120 mm eher straffe, aber gut abgestimmte Hinterbau als auch die fluffige, aber viel Gegenhalt bietende und bekannt steife neue Lefty Ocho mit 120 mm Federweg problemlos weg und man vergisst zwischenzeitlich, dass man nicht auf einem Trail-Bike, sondern auf einem 11 kg leichten Sprintmonster unterwegs ist. Spätestens in der nächsten nassen Kurve weisen einen die schnell rollenden, aber definitiv auf XC ausgelegten Maxxis Recon Race und Aspen-Reifen auf das angepeilte Einsatzgebiet hin – für noch mehr Trailspaß sollte man auf etwas Grobstolligeres zurückgreifen.
Erster Eindruck – Cannondale Scalpel 2024
Mit den neuen Cannondale Scalpel haben die US-Amerikaner pünktlich zu den Olympischen Spielen in Paris einen weiten Satz nach vorne gemacht und den XC-Klassiker in einen schnellen Abfahrtsfeger verwandelt. Der Balance-Akt, gleichzeitig die XC-Raceprofis als auch Down Country-Fans zufriedenzustellen, ist unserer Meinung nach gelungen: Im ersten Eindruck präsentiert sich das Cannondale Scalpel 2024 als sehr schnelles Bike mit starkem Antritt und Sprintfähigkeiten, das in Sachen Trail-Qualität nochmal eine ordentliche Schippe drauflegt – ohne den Cross Country-Hintergrund zu verleugnen.
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Testablauf
Cannondale hatte uns im Februar 2024 nach Braga im Norden Portugals eingeladen. Hier konnten wir das Scalpel einen Tag lang ausgiebig auf den – an diesem Tag leider sehr verregneten – Trails im Hinterland testen.
Hier haben wir das Cannondale Scalpel getestet
- Braga, Portugal Schnelle, flowige Waldwege und ruppige Felssektionen in permanenter Abwechslung
- Fahrstil
- verspielt und sauber
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Trails, Pumptrack/Park/Street
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Progressiv, nicht zu soft, schnelle Zugstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- Eher kürzerer Hinterbau, Lenkwinkel nicht extrem flach, die Front darf gern etwas höher
Information: Die Kosten für das Pressecamp wurden von Cannondale getragen.
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