Trek Top Fuel im Test: Der Name ist gleich, doch unter der Haube hat sich einiges getan: Trek hat das neue Top Fuel zum Tuner geschickt, um aus dem einstigen XC-Racer ein Down Country-Coupé zu zaubern. Wie gut das Trek Top Fuel über die Bahn ballert, erfahrt ihr im Test!
Steckbrief: Trek Top Fuel
Einsatzbereich | Cross-Country, Trail |
---|---|
Federweg | 120-130 mm/120 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Aluminium, Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 12,1 kg |
Rahmengrößen | XS, S, M, ML, L, XL, XXL (im Test: L) |
Website | www.trekbikes.com |
Preisspanne | 2.499 € - 12.099 € |
Vor gut einem Jahr hat Trek das Top Fuel für die Saison 2022 präsentiert – und damit durchaus überrascht: Aus dem einstigen Cross Country Race-Bike ist in der neusten Entwicklungsstufe ein Down Country-Flitzer mit einem Hauch von Trail geworden. Mit 120 mm Federweg am Trek-typischen ABP-Hinterbau und bis zu 130 mm vorne ist das Top Fuel definitiv nicht mehr das Bike der Wahl im XC World Cup. Stattdessen schließt es die Lücke zwischen dem auffälligen Supercaliber und dem Trail Bike-Verwandlungskünstler Fuel EX. Erhältlich ist das Top Fuel in sieben verschiedenen Varianten. Wir haben das 12.099 € teure Top-Top Fuel ausgiebig über die Trails gescheucht.
Im Detail
Zugegeben: Ganz so gravierend wie oben geschildert war der Wandel beim neuen Top Fuel dann doch nicht. Seit der Bike-Riese aus Wisconsin im Jahr 2019 das nach wie vor sehr auffällige XC Race-Modell Supercaliber (zum Trek Supercaliber Test) veröffentlicht hat, ist es das Modell der Wahl für Jolanda Neff, Vlad Dascalu und Co. Gleichzeitig hat sich das Top Fuel vom ehemaligen Wettkampf-Modell mehr und mehr in eine verhältnismäßig langhubigere Richtung entwickelt. Die neuste Evolutionsstufe des Top Fuel setzt diese Entwicklung konsequent fort und will weder Race-Bike noch lahmes Dad Country-Modell sein. Passend dazu sortiert Trek das Top Fuel in die Kategorie „Fast Trail” ein – was auch immer das sein mag …
Und während die Bike-Kategorien im steten Wandel sind, bleibt eine Sache gleich: Ein Trek sieht aus wie ein Trek sieht aus wie ein Trek. Das Top Fuel bleibt diesem Motto treu. ABP-Hinterbau, vertikal vor dem Sitzrohr positionierter Dämpfer, großer Schriftzug auf dem Unterrohr: Das Top Fuel ist auch im Jahr 2022 eindeutig als Trek zu erkennen. Der mattschwarze Rahmen, bei dem die Carbon-Fasern durchschimmern, macht optisch einiges her und wirkt um einiges wuchtiger als der Vorgänger.
Im Unterrohr integriert ist beim Top Fuel nun ein praktischer Stauraum, dessen Abdeckung als Aufnahme für einen Flaschenhalter fungiert. So lassen sich alle nötigen Utensilien für die nächste Ausfahrt im und auf dem Oberrohr transportieren. Der Durchmesser des Sitzrohrs wurde auf 34,9 mm vergrößert und die maximale Einstecktiefe für Dropper Posts vergrößert. Auch das hauseigene Knock Block-System hat Trek am Top Fuel überarbeitet. Der Einschlagwinkel ist nun größer als zuvor und man kann auch komplett auf den Schutz verzichten, ohne Angst ums Unterrohr zu haben.
Auch im Bereich rund ums Tretlager gibt es einige Detail-Veränderungen zu entdecken. Hobby-Mechaniker werden sich über das geschraubte statt gepresste Tretlager freuen. Umwerfer-Anhänger blicken hingegen enttäuscht in die Röhre: Das Trek Top Fuel ist wenig überraschend ausschließlich auf 1x-Antriebe ausgelegt. Dank ISCG 05-Aufnahme lässt sich bei Bedarf hingegen eine Kettenführung oder ein kleiner Bashguard montieren. Außerdem ist der Mino Link, mit dem man die Geometrie anpassen kann, an die untere Dämpfer-Aufnahme gewandert. So soll der Umbau nun unkomplizierter gelingen.
All diese Änderungen und Features sind nicht nur am schicken Carbon-Rahmen, sondern auch an den Aluminium-Ausführungen des Top Fuel zu finden. Beim Rahmenmaterial hat man nämlich die Wahl, wobei die Alu-Variante laut Trek rund 1.000 Gramm mehr auf die Waage bringen soll. Diese bleibt beim von uns getesteten High End-Modell bei 12,06 kg stehen. Das Thema Gewicht wurde bereits bei unserem ersten Test des (deutlich schwereren und günstigeren) Alu-Top Fuel bereits ausgiebig diskutiert und kritisiert (zum Artikel: Trek Top Fuel 2022 im ersten Test). Zur Einordnung: Das von uns im ähnlichen Zeitraum getestete Rocky Mountain Element ist etwa 500 Gramm schwerer als das Top Fuel, kostet allerdings auch nur die Hälfte. Und bei den Down Country-Vertretern aus dem Hause Last und Arc8 steht eine 10 vor dem Komma.
Geometrie
Trek bietet das Top Fuel in ganzen sieben Größen von XS bis XXL – inklusive der Trek-typischen und von uns sehr geschätzten Zwischengröße ML. Eine Besonderheit stellt das kleinste Top Fuel dar, das auf 27,5″-Laufräder setzt. Der Lenkwinkel liegt über alle Größen hinweg bei entspannten 66°, während das Heck konstant 435 mm misst. Stellt man den Mino Link ins hohe Setting, werden Lenk- und Sitzwinkel jeweils 0,5° steiler. Außerdem wandert das Tretlager um 6 mm nach oben und misst fortan eine Höhe von 343 statt 337 mm. Die Eckdaten unseres Testrades in Größe L (475 mm Reach, 608 mm Stack) lesen sich zeitgemäß, ohne zu extrem auszufallen.
Rahmengröße |
XS
|
S
|
M
|
ML
|
L
|
XL
|
XXL
|
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Laufradgröße | 27,5″ / 650B | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 400 mm403,9 mm | 420 mm424,3 mm | 450 mm454,2 mm | 465 mm469,2 mm | 480 mm484,2 mm | 500 mm504,2 mm | 520 mm524,1 mm |
Stack | 557,5 mm554,7 mm | 595,5 mm592,4 mm | 595,5 mm592,3 mm | 600 mm596,8 mm | 604,6 mm601,3 mm | 618,3 mm614,9 mm | 627,4 mm624 mm |
STR | 1,391,37 | 1,421,40 | 1,321,30 | 1,291,27 | 1,261,24 | 1,241,22 | 1,211,19 |
Lenkwinkel | 66°66,4° | 66°66,4° | 66°66,4° | 66°66,4° | 66°66,4° | 66°66,4° | 66°66,4° |
Sitzwinkel, effektiv | 76°76,4° | 76°76,4° | 76°76,4° | 76°76,4° | 76°76,4° | 76°76,4° | 76°76,4° |
Sitzwinkel, real | 70°70,4° | 70°70,4° | 70°70,4° | 70°70,4° | 70°70,4° | 70°70,4° | 70°70,4° |
Oberrohr | 539 mm538,1 mm | 568,5 mm567,5 mm | 598,5 mm597,4 mm | 614,6 mm613,6 mm | 630,7 mm629,7 mm | 654,2 mm653,1 mm | 676,4 mm675,3 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 100 mm | 100 mm | 105 mm | 110 mm | 125 mm | 135 mm |
Überstandshöhe | 695 mm699,1 mm | 715 mm719,5 mm | 735 mm739,6 mm | 740 mm744,6 mm | 745 mm749,7 mm | 755 mm759,8 mm | 765 mm769,8 mm |
Kettenstreben | 435 mm434 mm | 435 mm433,9 mm | 435 mm433,9 mm | 435 mm433,9 mm | 435 mm433,9 mm | 435 mm433,9 mm | 435 mm433,9 mm |
Radstand | 1.122 mm1.121 mm | 1.150 mm | 1.180 mm | 1.197 mm | 1.214 mm | 1.240 mm | 1.265 mm1.264 mm |
Tretlagerabsenkung | 20 mm15,2 mm | 36 mm30,8 mm | 36 mm30,7 mm | 36 mm30,7 mm | 36 mm30,6 mm | 36 mm30,6 mm | 36 mm30,5 mm |
Tretlagerhöhe | 335,5 mm340,3 mm | 337,5 mm342,7 mm | 337,5 mm342,8 mm | 337,5 mm342,8 mm | 337,5 mm342,9 mm | 337,5 mm342,9 mm | 337,5 mm343 mm |
Einbauhöhe Gabel | 512 mm | 531 mm | 531 mm | 531 mm | 531 mm | 531 mm | 531 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm |
Federweg (vorn) | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm |
Rahmengröße |
XS
|
S
|
M
|
ML
|
L
|
XL
|
XXL
|
---|---|---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 27,5″ / 650B | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 395,5 mm399,3 mm | 415,1 mm419,4 mm | 445,2 mm449,4 mm | 460,2 mm464,4 mm | 475,2 mm479,4 mm | 495,2 mm499,4 mm | 515,3 mm519,4 mm |
Stack | 560,8 mm558 mm | 598,9 mm595,9 mm | 599,1 mm595,9 mm | 603,7 mm600,5 mm | 608,3 mm605,1 mm | 622,1 mm618,8 mm | 631,3 mm627,9 mm |
STR | 1,421,40 | 1,441,42 | 1,351,33 | 1,311,29 | 1,281,26 | 1,261,24 | 1,231,21 |
Lenkwinkel | 65,5°65,9° | 65,5°65,9° | 65,5°65,9° | 65,5°65,9° | 65,6°65,9° | 65,6°65,9° | 65,6°65,9° |
Sitzwinkel, effektiv | 75,5°75,9° | 75,5°75,9° | 75,5°75,9° | 75,5°75,9° | 75,6°75,9° | 75,6°75,9° | 75,6°75,9° |
Sitzwinkel, real | 69,5°69,9° | 69,5°69,9° | 69,5°69,9° | 69,5°69,9° | 69,6°69,9° | 69,6°69,9° | 69,6°69,9° |
Oberrohr | 540,1 mm539,2 mm | 569,7 mm568,6 mm | 599,7 mm598,6 mm | 615,8 mm614,8 mm | 632 mm630,9 mm | 655,4 mm654,3 mm | 677,7 mm676,6 mm |
Steuerrohr | 95 mm | 100 mm | 100 mm | 105 mm | 110 mm | 125 mm | 135 mm |
Überstandshöhe | 699,3 mm703,4 mm | 719,4 mm723,9 mm | 739,3 mm743,9 mm | 744,2 mm748,9 mm | 749,2 mm753,9 mm | 759,1 mm763,9 mm | 769 mm773,9 mm |
Kettenstreben | 435 mm434 mm | 435 mm433,9 mm | 435 mm433,9 mm | 435 mm433,9 mm | 435 mm433,9 mm | 435 mm433,9 mm | 435 mm433,9 mm |
Radstand | 1.126 mm1.125 mm | 1.154 mm1.153 mm | 1.184 mm1.183 mm | 1.201 mm1.200 mm | 1.218 mm1.217 mm | 1.244 mm1.243 mm | 1.268 mm1.267 mm |
Tretlagerabsenkung | 16,5 mm11,7 mm | 32,4 mm27,2 mm | 32,5 mm27,2 mm | 32,6 mm27,2 mm | 32,6 mm27,2 mm | 32,7 mm27,2 mm | 32,7 mm27,2 mm |
Tretlagerhöhe | 339 mm343,8 mm | 341,1 mm346,3 mm | 341 mm346,3 mm | 340,9 mm346,3 mm | 340,9 mm346,3 mm | 340,8 mm346,3 mm | 340,8 mm346,3 mm |
Einbauhöhe Gabel | 522 mm | 541 mm | 541 mm | 541 mm | 541 mm | 541 mm | 541 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 43 mm | 43 mm | 43 mm | 43 mm | 43 mm | 43 mm |
Federweg (hinten) | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm | 120 mm |
Federweg (vorn) | 130 mm | 130 mm | 130 mm | 130 mm | 130 mm | 130 mm | 130 mm |
Ausstattung
In insgesamt sieben verschiedenen Ausstattungen bietet Trek das Top Fuel fürs Modelljahr 2023 an – diese setzen überwiegend auf Federgabeln mit 130 mm Federweg, während in unserem 9.9er-Modell aus dem Jahr 2022 noch eine RockShox SID Ultimate mit 120 mm verbaut ist. Den Federweg am Heck verwaltet dazu passend ein RockShox Deluxe Ultimate RCT-Dämpfer. Hauseigene Bontrager Line Pro 30 Carbon-Laufräder und griffige XR4-Reifen sollen einen optimalen Kompromiss aus Vortrieb und Traktion bieten, während am edelsten Top Fuel standesgemäß mit einer elektrischen SRAM XX1 AXS-Gruppe geschaltet wird. Das einteilige Bontrager RSL-Cockpit macht einiges her – auch wenn wir uns bis heute fragen, weshalb man an einem Rad dieser Kategorie eine Lenker-Breite von 820 mm verbauen muss.
Im Gegensatz zu unserem Testbike ist die Serien-Version mit einer kabellosen RockShox Reverb versehen. Und auch wenn eine hitzige Diskussion in den Kommentaren ohnehin unvermeidlich ist, sei zu unserer und Treks Verteidigung an dieser Stelle erwähnt, dass wir eigentlich eine deutlich günstigere und vernünftigere Ausführung des Top Fuel für den Test bestellt hatten. Aufgrund eines selbst verschuldeten Defekts mussten wir das Testbike kurzfristig umtauschen, sodass Trek uns die absolute Vollgas-Nobel-Version zur Verfügung gestellt hat. Los geht der Einstieg in die Top Fuel-Welt übrigens bei 2.599 €.
- Federgabel RockShox SID Ultimate (120 mm)
- Dämpfer RockShox Ultimate RCT (120 mm)
- Antrieb SRAM XX1 AXS
- Bremsen SRAM G2 Ultimate
- Laufräder Bontrager Line Pro 30
- Reifen Bontrager XR4
- Cockpit Bontrager RSL (45 mm x 720 mm)
- Sattelstütze Bontrager Line Elite (170 mm)
Auf dem Trail
Wie aufmerksamen Leser*innen sicherlich nicht entgangen ist, hat Trek beim Top Fuel den Fokus in den letzten Jahren mehr und mehr verschoben – weg vom ultraleichten, effizienten XC Race-Bike hin zum Trail-Wolf im Down Country-Pelz. Trotzdem sollte ein Rad dieser Federwegs-Klasse möglichst gut und effizient klettern, damit es sich spürbar von einem gewöhnlichen Trail-Bike unterscheidet. Und keine Frage: Das Trek Top Fuel macht im Uphill eine hervorragende Figur.
Die Sitzposition fällt optimal aus, um viel Druck auf die Pedale zu bringen und effizient gen Gipfel zu stürmen. Dabei tritt man leicht von hinten, sodass auch in flachem oder leicht hügeligen Gelände nicht zu viel Last auf den Armen und Händen ist. Das leichte Wippen der Federelemente lässt sich mit einem schnellen Handgriff komplett eliminieren – gerade dann geht das Top Fuel vorwärts, als hätte man den teuersten Edelstoff getankt. Wir sind das Top Fuel aber größtenteils im offenen Modus gefahren und haben uns vor allem in technischen Anstiegen an der zusätzlichen Traktion erfreut.
Dass das Top Fuel letztlich nicht wirklich in Cross Country-Dimensionen vordringt, liegt auch an den verbauten Bontrager XR4-Reifen, die mit einem Gewicht von rund 800 Gramm eher in eine Allround-Richtung gehen. Außerdem verzichtet Trek auf einen vom Lenker aus bedienbaren Lockout der Federelemente. Gestört haben uns diese beiden Tatsachen während des Tests nicht. Sie unterstreichen aber ebenfalls den Wandel des Top Fuel hin zur messerscharfen Trail-Rakete.
Auch bergab vermittelt das Trek Top Fuel vom ersten Meter an ein schnelles wie souveränes Gefühl. Man benötigt keine lange Eingewöhnungszeit, um die schwarze Short Travel-Maschine auf hohe Geschwindigkeiten zu bringen und mit diesen selbstbewusst auch in haarige Sektionen einzubiegen. Die Kombination aus Laufruhe, Agilität und einem aktiven Fahrwerk, das viel Gegenhalt bietet, ohne jeden Schlag direkt weiterzureichen, ist unserer Meinung nach exzellent gelungen. Das Trek Top Fuel fühlt sich dabei ziemlich genau so an, wie man es sich idealerweise von einem Rad dieser Kategorie vorstellt: Deutlich potenter und bergab schneller als ein XC-Bike, aber auch spürbar anders und agiler als ein Trail-Allrounder.
Insbesondere in flacherem Gelände kann man so mit dem Trek Top Fuel förmlich über den Trail fliegen und in hohe Geschwindigkeitsdimensionen vordringen. Hier an einer Kante abziehen, dort das Wurzelfeld einfach überspringen? Kein Problem. Auch auf flachen Kurven und bei schnellen Richtungswechseln macht das Top Fuel eine sehr gute Figur. Ähnlich wie der große Trail-Bruder Trek Fuel EX lässt sich das Top Fuel ganz hervorragend pushen und präzise über den Trail navigieren.
Werden die Schläge härter und vor allem hochfrequenter, muss man den edlen und einteiligen Bontrager RSL-Lenker ziemlich fest umschließen – und vermutlich am Ende der Abfahrt die Arme ausschütteln. Geometrie und Fahrwerk sind gut ausbalanciert, aber 120 mm Federweg können auf Dauer anstrengend sein. Die von Haus aus verbauten Bontrager-Griffe sind dünn, hart und wenig gedämpft. Das hat nicht gerade zum Komfort beigetragen – andere Griffe haben hier für eine spürbare Verbesserung gesorgt. Optisch wirkt das einteilige Cockpit wie aus einem Guss, doch die Kehrseite der Medaille ist die fehlende Anpassbarkeit.
Generell hat sich beim ausführlichen Test des High End-Modells der Eindruck unseres ersten Tests der sage und schreibe 8.000 € günstigeren Alu-Version bestätigt: Das Top Fuel ist ein spaßiges Rad, dessen Hinterbau-Performance sehr überzeugen kann. Und natürlich ist unser Testbike mit einem Gewicht von rund 12 kg deutlich leichtfüßiger und agiler unterwegs als die 14,4 kg schwere Alu-Version. Wer allerdings viel Wert auf ein möglichst leichtes und effizientes Bike legt (und so viel Geld auf der hohen Kante hat), der wird wohl zu einem anderen Bike greifen. Legt man hingegen den Fokus auf einen kurzhubigen Allrounder und findet Features wie ein Staufach im Unterrohr oder ein geschraubtes Tretlager wichtiger als einen Remote Lockout, dann dürfte man am Trek Top Fuel sehr viel Freude haben. Betrachtet man das Top Fuel wie wir eher durch eine Enduro-Brille, dann kann man über das Gewicht problemlos hinwegsehen.
Im Vergleich
Eines der spannendsten Down Country-Bikes des Jahres ist mit Sicherheit das Rocky Mountain Element, das in unserem Test bereits sehr überzeugen konnte (zum Artikel: Rocky Mountain Element Test). Wir konnten beide Bikes im selben Zeitraum und teils auf denselben Trails fahren. Beide Räder haben uns regelmäßig ein Grinsen ins Gesicht gezaubert – sie unterscheiden sich aber spürbar voneinander, obwohl beide über 120 mm Federweg am Heck verfügen. Das Trek hat in der Uphill-Wertung die Nase vorn, da es etwas zügiger klettert, leichter ist und die Geometrie in technischen Anstiegen etwas stimmiger ist.
Auch insgesamt macht das Trek Top Fuel einen harmonischeren Allround-Eindruck: Federweg, Geometrie und Hinterbau-Performance passen hier optimal zusammen. Das Rocky Mountain ist auf dem Trail die etwas „unvernünftigere” Wahl und geht stärker in eine Mikro-Enduro-Richtung. Der Hinterbau des kanadischen Down Country-Bikes gibt den knapp bemessenen Federweg etwas großzügiger frei und vermittelt bergab mehr Sicherheit. Ausflüge in Enduro-Terrain gelingen mit beiden Rädern. Das Rocky Mountain fühlt sich hier aber deutlich wohler und ist noch dann voll in seinem Element, wenn man mit einem typischen Down Country-Bike die Segel streichen muss. Preislich spielen beide Bikes definitiv in der Champions League, doch das Rocky Mountain bietet kostentechnisch das attraktivere Paket.
Das ist uns aufgefallen
- Preis-Leistung Keine Frage: Die getestete Edel-Variante des Top Fuel ist mit einem Preis jenseits der 12.000 € fast schon obszön teuer. Generell ist das neue Top Fuel leider keine günstige Angelegenheit. Einen vernünftigeren Eindruck macht beispielsweise das 9.8 XT mit Carbon-Rahmen, RockShox-Fahrwerk und namensgebenden Shimano XT-Anbauteilen. Die gehobene Mittelklasse kostet bei Trek allerdings noch immer 7.799 € – Autsch!
- 120 oder 130 mm? Unser Top Fuel war mit einer RockShox SID Ultimate mit 120 mm Federweg ausgestattet. Für 2023 schickt Trek das Bike aber überwiegend mit 130 mm-Gabeln ins Rennen und setzt auf die Pike statt auf die SID. Für uns haben sich die 120 mm vorne und hinten harmonisch angefühlt, auch wenn die Front im Vergleich zum Heck schneller ins Straucheln geraten ist. 130 mm dürften Abhilfe schaffen, aber natürlich auch das Gewicht erhöhen und den Charakter stärker bergab verschieben. Wir haben das Top Fuel nicht gerade geschont und hatten gegen Ende des Testzeitraums Spiel in den Buchsen der SID. Je nach Gangart dürfte die Pike die stimmigere Wahl sein.
- Bontrager XR4-Reifen Mit einem Gewicht von etwa 800 Gramm würde man die Bontrager XR4 definitiv nicht auf der Rennstrecke verwenden. Doch für das von Trek angedachte Einsatzgebiet Fast Trail sind die XR4 eine hervorragende Wahl, die uns sehr positiv überrascht hat. Auf praktisch allen Untergründen haben die Reifen ordentlich Traktion geboten und auch einige Durchschläge auf die Felge schadlos überstanden. So lässt sich über den etwas höheren Rollwiderstand bergauf wunderbar hinwegsehen.
- Cockpit und Griffe Das einteilige Bontrager RSL-Cockpit mit integriertem Vorbau ist verdammt schick, keine Frage. Doch für die 820 mm wäre wohl nicht einmal Keek breit genug. Außerdem lassen sich Sweep und Rise nicht mal eben verstellen. Wir würden deshalb ein traditionelles, zweiteiliges Cockpit bevorzugen und auf jeden Fall als erste Amtshandlung weichere Griffe mit mehr Dämpfung montieren.
Fazit – Trek Top Fuel
Das Trek Top Fuel ist in seiner neuesten Evolutionsstufe ein stimmiges und sehr spaßiges Bike, auf dem man eine Vielzahl von Trails mit hohen Geschwindigkeiten unter die Stollen nehmen kann. Es glänzt dank seines vergleichsweise moderaten Ansatzes als Down Country-Allrounder und überzeugt mit einer gelungenen Balance von Geometrie und Fahrwerk. Es gibt zwar Down Country-Konkurrenten, die bergauf oder bergab noch eine Spur besser unterwegs sind – doch das Trek Top Fuel stellt eine hervorragende Basis dar, um das Rad nach seinen eigenen Bedürfnissen anzupassen. Leider hat das flotte Trail-Vergnügen auch einen hohen Preis.
Pro / Contra
Pro
- gelungene Balance aus Geometrie und Fahrwerk
- gute Allround-Fähigkeiten
- durchdachte Details, die auch an der Alu-Version zu finden sind
Contra
- hoher Preis
- keine optimale Wahl für Grammfuchser
Top Fuel oder Flop Fuel: Was sagst du zum Down Country-Bike von Trek?
Testablauf
Wir haben das Trek Top Fuel auf unseren Hometrails im Taunus und in Bad Kreuznach sowie im Greenhill Bikepark in Schmallenberg über einen Zeitraum von mehreren Wochen getestet. Die meisten Höhenmeter wurden dabei aus eigener Kraft zurückgelegt. Die Test-Bedingungen waren überwiegend sommerlich-trocken.
Hier haben wir das Trek Top Fuel getestet
- Taunus, Hessen Naturbelassene Trails mit zahlreichen Wurzeln und Steinen von flach bis steil
- Greenhill Bikepark, Nordrhein-Westfalen Abwechslungsreiche teilweise gebaute, teilweise naturbelassene Trails mit Anliegern, Wellen, Sprüngen, Wurzelteppichen und offenem Boden
- Fahrstil
- verspielt, immer auf der Suche nach der nächsten Shralp-Kurve
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- flotter Rebound, wenig Compression, hinten etwas softer als vorne
- Vorlieben bei der Geometrie
- Lenkwinkel flach, aber nicht zu flach, mittellange Kettenstreben, Reach lieber etwas kürzer als zu lang
- Fahrstil
- sauber, hohes Grundtempo
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Downhill
- Vorlieben beim Fahrwerk
- vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie
- geräumiger Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
- Fahrstil
- Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- relativ straff mit viel Dämpfung, Heck eher langsam
- Vorlieben bei der Geometrie
- mittellanges Oberrohr, hoher Stack, lange Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
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