In dieser Saison ist vieles anders. Die EWS heißt nicht mehr EWS, sondern EDR und gehört jetzt genauso zu den UCI World Cups wie Downhill und XC. Ebenfalls neu ist, dass Christian Textor, schnellster deutscher Enduro-Profi und Neu-Mitglied des YT Mob, uns ab sofort mit seinem neuen Blog auf MTB-News.de mit Infos direkt vom Rennen versorgt. Den Startschuss in die Enduro-Rennsaison 2023 gab es in Maydena in Tasmanien. Warum Texi es zu Stage 5 ziemlich eilig hatte, wie es sich anfühlt, mit einem großen Team unterwegs zu sein und wie sein erstes Fazit zum Rennen lautet, lest ihr hier.
Neue Saison, neues Team
Das erste Rennen und die Vorbereitung hier waren schon anders als in den letzten Saisons. Ich konnte mich mehr auf mein Training, auf meinen Teil als Athlet konzentrieren und die ganze Planung, Räder aufbauen, vorbereiten, Reisen organisieren, wird im Grunde von Leuten aus dem Team übernommen. Das nimmt mir und auch meiner Frau natürlich viel Arbeit ab und hat uns schon sehr geholfen – gerade uns als Familie mit drei Kindern, dass das überhaupt funktioniert: Training und Familienleben. Das war sonst wirklich am Limit. Wenn man alleinstehend sein Ding durchzieht, ist es nochmal ein wenig anders, aber für mich war das schon eine sehr, sehr wichtige und grundlegende Veränderung, die das Racing für mich überhaupt erst realistisch und möglich gemacht hat.
Beim Rennen selbst war es natürlich Hammer, den Support zu haben, dass alles einfach geregelt ist. Einen Physio dabei zu haben ist für mich sehr, sehr wertvoll, weil ich noch mit ein paar alten Verletzungen kämpfe, wir da sehr gut arbeiten konnten und ich schmerzfrei fahren konnte. Das war ein großes Ziel für mich in diesem Jahr und das war jetzt im ersten Rennen möglich, was mich sehr positiv stimmt. Mit so einer guten Crew am Start zu sein, war echt cool – wir haben eine gute Gemeinschaft und eine gute Stimmung im Team. Das genieße ich sehr und es fühlt sich etwas wie die Belohnung für viel Arbeit in den letzten Jahren an, die man jetzt bekommt.
Mit Jack (Moir, Anm. d. Red.) zu fahren und zu trainieren ist auf jeden Fall sehr profitabel für mich, ich kann viel von ihm lernen. Ich sehe mich immer noch als relativ jungen Fahrer, auch wenn ich älter bin als er ;-) aber er fährt einfach schon länger als ich. Er ist natürlich ein megatalentierter Fahrer und hat einen sehr flüssigen und effizienten Fahrstil, was sehr inspirierend ist. Wir können uns auch gegenseitig gut pushen und auch abseits der Strecke, einfach das gemeinsame Reisen… Ich glaube, in den Vlogs kann man ganz gut sehen, dass wir auch zwei Kasper sind, die dummes Zeug im Kopf haben. Ich glaube, das hilft ihm auch und nimmt den Druck raus, wenn man eine gute Stimmung hat und jemanden, mit dem man einfach alles machen kann. Ob das jetzt ein Training zwischendurch, ob das jetzt ein Ausfahren ist, nach dem Rennen, vor dem Rennen … dass man da einfach einen Partner hat. Und das tut uns beiden auf jeden Fall gut.
Rutschig, rutschiger, Maydena – Bike-Setup
Was mein Setup am Bike angeht, hatte ich für das Rennen vor Ort nur wenig verändert. Ich hatte etwas weichere Federn eingebaut, weil die Strecken doch recht steil waren und um eine etwas andere Balance ins Bike zu bekommen. Mit den Luftdrücken spiele ich immer etwas herum, ich bin nicht ganz so hohe Drücke gefahren wie am Anfang hier in Australien, weil es in Maydena eher mehr Bremswellen gibt und der Boden eher erdig ist. Die Steine waren eher weniger bei den harten Hits, sondern eher in den langsamen Abschnitten. Also bin ich etwas mit dem Druck runtergegangen, um ein bisschen mehr Grip zu haben. Zur Sicherheit habe ich hinten noch einen Cush Core XC montiert, um mehr Schutz zu haben.
Das waren die größten Veränderungen für das Rennen. Im Nachhinein hätte ich gerne versucht, die Front noch höher zu bekommen, weil ich beim Anbremsen in den steilen Passagen gemerkt habe, wie mir die Front wegrutscht – das sind die ersten Schlüsse, die man ziehen kann. Die vielen Erfahrungen, die man jetzt im Rennen sammelt, das ganze Testen, das ist ja alles schön und gut – aber man muss mit dem neuen Bike auch erst einmal anfangen zu racen und Vertrauen aufbauen.
Der Renntag
Am Renntag habe ich mich wirklich schwergetan. Ich bin ein wenig ängstlich und auch sehr verhalten auf der ersten Stage gefahren – einfach, weil das Gelände hier so loose ist und die Strecke insgesamt ziemlich „blown up“ war. Auf der zweiten Stage wollte ich es dann etwas zu viel. Ich bin zweimal von der Strecke abgekommen und habe dadurch noch etwas Zeit liegen lassen. Stage 3 war auch ein wenig loose – aber da hat es sich schon besser angefühlt.
Auf den Stages 4 und 5 hatte ich etwas Trouble, weil ich mich ein wenig in der Zeit verzettelt hatte und auf Stage 4 ziemlich schnell hochfahren musste. Zwischen Stage 4 und 5 habe ich noch jemandem geholfen, einen Reifen zu flicken, also waren wir wieder hinten dran und mussten uns wieder beeilen, alles ein wenig hektisch. Auf Stage 5 haben dann mein Rücken und meine Beine zugemacht, aber ich habe gemerkt, dass ich eigentlich schon ein wenig besser gefahren bin. Stage 6 war dann super lang und ich wusste, dass ich noch was gut machen kann.
Es war schon ein sehr krasses Gelände, die Bedingungen waren für mich eher der Schlüssel: Das extrem loose Gelände mit viel Driften, viele Kurven, da fehlt mir einfach noch das Selbstvertrauen. Ich habe in manchen Sektionen richtig gut ausgesehen von außen und mich auch gut gefühlt, aber das dann irgendwie nicht so richtig in meiner Pace und meinen Ergebnissen sehen können.
Ich glaube, dass mir in vielen Sektionen einfach dieses Selbstvertrauen gefehlt hat, das Rad einfach mal fahren zu lassen. Ich denke, das braucht einfach noch ein bisschen Zeit, um das volle Potenzial auszuschöpfen. Das war natürlich im ersten Gang jetzt etwas frustrierend für mich. Klar, man hat immer etwas höhere Erwartungen, sowieso, deshalb ist man wahrscheinlich nach wie vor noch hier und Sportler, das haben wir alle gemeinsam, die wir hier irgendwie racen. Aber die Pace ist einfach auch irre, die Zeiten waren extrem eng und ich glaube am Ende, dass ich mich bei diesen Bedingungen einfach noch schwergetan habe, da reinzukommen und mit einem freien Kopf zu racen.
Fans und gute Gemeinschaft
Im Großen und Ganzen kann man sagen: Es war echt crazy mit den Fans, es ging so ab! Hammer, endlich wieder Rennen zu fahren. Vor dem Rennen war ich noch etwas nervös – erstes Rennen der Saison, mit einem großen Team und allem. Man wünscht sich vielleicht ein wenig mehr vom Ergebnis her, aber die Zeiten waren sehr eng und es ist ein sehr starkes Feld.
Chapeau also auch an Torben Drach, der heute ein richtig gutes Rennen gefahren ist – ich weiß nicht, wo die anderen Jungs stehen (Anm. d. Red.: Torben Drach ist auf Rang 38 gefahren), aber ich glaube, das war ein guter Auftakt für uns deutsche Fahrer und ziemlich solide. Ich bin guter Dinge, dass wir darauf aufbauen können – wir hatten hier eine richtig gute Zeit, eine gute Gemeinschaft und haben uns gegenseitig gepusht.
Auf nach Derby!
Wir hatten jetzt zwei Tage Auszeit und heute ist schon wieder Practice. Dazwischen hieß es Klamotten waschen, den ganzen Stuff erledigen, noch eine Runde Fahrradfahren, an der neuen Location ankommen, einkaufen gehen, es ist eigentlich immer was zu tun. So geht es relativ schnell Schlag auf Schlag weiter. Liebe Grüße nach Deutschland und bis nächste Woche!
Euer Texi
Mehr zu Texis Wechsel und seinem neuen Bike gibt es hier: Christian Textor vom YT Mob im Interview | Arbeitsgerät: Christian Textor
Ergebnisse EDR #1 Maydena
Die Ergebnisse vom Rennen gibt es hier: Enduro World Cup 2023 – Maydena Ergebnisse
Habt ihr Fragen an Texi oder zu seinem Bike? Postet sie in die Kommentare – wir leiten sie weiter und versuchen, sie im nächsten Blog zu beantworten!
Alle Blog-Beiträge von Texi:
- Enduro World Cup – Blog Christian Textor: In Windeseile zu Stage 5 – Rennbericht aus Maydena
- Enduro World Cup – Blog Christian Textor: Ein australischer Enduro-Star – Rennbericht aus Derby
- Enduro World Cup – Blog Christian Textor: „Bittersweet trifft es ganz gut“ – Rennbericht aus Pietra Ligure
- Enduro World Cup – Blog Christian Textor: Am Limit & dahinter – Leogang und Val di Fassa
- Enduro World Cup – Blog von Christian Textor: Ohne Flatterband zum Verhängnis – Rennbericht aus Loudenvielle
- Enduro World Cup – Blog Christian Textor: „Startnummer 19 ist Texi. Ab sofort!“ – Rennbericht aus Châtel
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