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Wunderschön zieht sich die Rennstrecke an der ligurischen Steilküste entlang
Wunderschön zieht sich die Rennstrecke an der ligurischen Steilküste entlang - Zum zehnten Mal war unser Redakteur und Tester Tobi in diesem Jahr bei den 24h von Finale Ligure am Start.
Ein Großteil der Rennstrecke besteht aus relativ engen Singletrails
Ein Großteil der Rennstrecke besteht aus relativ engen Singletrails - meistens technisch einfach können sie mit hoher Geschwindigkeit und viel Flow gefahren werden - zumindest so lange man die Kraft dazu hat
Da ist das Ding: Nach einer Woche ohne jegliche Statusaktualisierung hatten wir mit Last schon überlegt, wie wir alternativ ein Rad organisieren könnten...
Da ist das Ding: Nach einer Woche ohne jegliche Statusaktualisierung hatten wir mit Last schon überlegt, wie wir alternativ ein Rad organisieren könnten...
... doch dann kam das Celos am Ende doch noch gut behütet bei uns an
... doch dann kam das Celos am Ende doch noch gut behütet bei uns an
Passt gerade so unter die Bäume: Flos "Bus" ist etwas größer als erwartet
Passt gerade so unter die Bäume: Flos "Bus" ist etwas größer als erwartet - so müssen wir einige Zeit Tetris spielen und mit unseren Nachbarn flirten, damit wir einen vernünftigen Stellplatz finden. Früher anreisen lohnt sich in diesem Falle schon.
Reges Gedränge beim Start
Reges Gedränge beim Start - die ersten 500 m werden gesprintet, bevor es dann ab in den Sattel und auf die Rennrunde geht
Pedelec-MTBs haben seit einigen Jahren ihr eigenes Rennen im Rahmen der 24 h
Pedelec-MTBs haben seit einigen Jahren ihr eigenes Rennen im Rahmen der 24 h - die absolvierten Runden und der Verkehr auf der Strecke legen jedoch eher nahe, dass diese Gattung Fahrrad eher weniger im Ausdauersport zu Hause ist
Strecke und Höhenprofil an der Küste über Varigotti
Strecke und Höhenprofil an der Küste über Varigotti - hier wird seit jeher das Rennen ausgetragen; in diesem Jahr sogar wieder auf der kurzen "Originalrunde"
Durchatmen und Tempo halten in den vielen Rollpassagen auf abwechslungsreichen Trails
Durchatmen und Tempo halten in den vielen Rollpassagen auf abwechslungsreichen Trails - wer die Luft hat, kann immer wieder berauschende Tiefblicke auf das Mittelmeer werfen
Wer es bis hier geschafft hat, der kann die Runde abhaken: Der Einstieg in die Toboga bedeutet engen, spaßigen Trail
Wer es bis hier geschafft hat, der kann die Runde abhaken: Der Einstieg in die Toboga bedeutet engen, spaßigen Trail - aber auch kaum noch Überholmöglichkeiten
Frauen, Freundinnen und Kinder warten am Ende der zweiten Runde auf einen geschafften Schreibtischtäter
Frauen, Freundinnen und Kinder warten am Ende der zweiten Runde auf einen geschafften Schreibtischtäter - Isar-Trails rollen zu Feierabend ist dann doch etwas anderes als im Renntempo in Finale heizen gehen
Als die Nacht hereinbricht, rüsten wir uns für ungemütliche Stunden
Als die Nacht hereinbricht, rüsten wir uns für ungemütliche Stunden - dass ein Gewitter aufziehen wird, ist am Horizont unverkennbar. Doch die Frage ist, wie viel es regnen wird und wie kühl es wird.
Über Jahre war hier eine illegale Abkürzung, die einige Superhelden immer wieder verwendet haben
Über Jahre war hier eine illegale Abkürzung, die einige Superhelden immer wieder verwendet haben - für 2022 haben die Organisatoren kurzerhand den Spieß umgedreht und die Strecke über die Steilkurve nach links einfach geradeaus geführt
Seit Stunden zucken Blitze über den Himmel, doch in der Toboga tobt die Party
Seit Stunden zucken Blitze über den Himmel, doch in der Toboga tobt die Party - erst, als der Regen einsetzt, leeren sich die Ränge rund um die Steilkurven und irgendwann packt auch der DJ ein
Der Regen verwandelt den Staub der Strecke in eine schmierige Deckschicht
Der Regen verwandelt den Staub der Strecke in eine schmierige Deckschicht - Überholen wird hier zur echten Mutprobe
Der neue Morgen beginnt für mich mit etwa Glück mit einer phänomenalen Sonnenaufgangsrunde
Der neue Morgen beginnt für mich mit etwa Glück mit einer phänomenalen Sonnenaufgangsrunde - der Regen ist verzogen, dafür kommt ein kühler Wind auf. Und die noch nassen Trails sind besonders schmierig. Aufgepasst!
Da sag noch mal einer Chris wüsste nicht, wie man gute Fotos schießt...
Da sag noch mal einer Chris wüsste nicht, wie man gute Fotos schießt...
... doch irgendwann gegen Rennende ist dann auch bei ihm die Anstrengung zu sehen ;)
... doch irgendwann gegen Rennende ist dann auch bei ihm die Anstrengung zu sehen ;)
Wenn man zehn Kurven lang höflich um Vorfahrt bittet und ignoriert wird, packt man dann doch die Brechstange aus
Wenn man zehn Kurven lang höflich um Vorfahrt bittet und ignoriert wird, packt man dann doch die Brechstange aus - Chris presst sich an einem anderen Fahrer vorbei, um am Ende der Toboga nicht noch mehr Zeit und Kraft zu verlieren. Wobei... Kraft war da noch übrig.
Manchmal ist dann doch der Wurm drin
Manchmal ist dann doch der Wurm drin - vor allem die tretstarken Piloten im Feld (es sind tatsächlich in der Regel Männer) haben wenig bis gar kein Interesse daran, in den technischen oder kurvigen Passagen Platz zu machen. Fitness schlägt hier Fahrkönnen, ist leider so.
Stau in den schnellsten Passagen ist immer eine Herausforderung
Stau in den schnellsten Passagen ist immer eine Herausforderung - vor allem heißt es nicht unachtsam werden und einen Platten fahren, denn abseits der Ideallinie warten ständig scharfe Steine, die nur zu gerne leichte XC-Reifen aufschlitzen
Haha, jawoll! Nach über 24h vollem Einsatz und allen möglichen Wetterkapriolen gewinnen wir die 24h Finale Ligure bei den Vierer-Teams
Haha, jawoll! Nach über 24h vollem Einsatz und allen möglichen Wetterkapriolen gewinnen wir die 24h Finale Ligure bei den Vierer-Teams - in der Gesamtwertung liegen wir auf Platz 4 hinter einem achter und zwei Zwölfer-Teams. Geil!
Kommen wir wieder? Wir kommen wieder!
Kommen wir wieder? Wir kommen wieder!

Welcome to the legend! Unter diesem Motto haben sich am Wochenende vom 28. auf den 29. Mai 2022 die 24h Finale Ligure zurückgemeldet. Das Rennen gilt seit der ersten Ausführung im Jahr 1999 als eines der härtesten 24h-Rennen der Welt und ist 2022 nach zwei Jahren Pandemie-Zwangspause wieder durchgeführt worden. Wir haben uns kurzerhand als Vierer-Team angemeldet und direkt ins Rennen gestürzt. Dumm nur, dass wir dabei nur drei Bikes zur Verfügung hatten …

Rennbericht: 24h Finale Ligure 2022

„IN DUST WE TRUST“. Als ich den Team-Namen für unseren Herren-Vierer auswähle, weiß ich noch nicht, wie bedeutungsschwer dieser Name in diesem Jahr noch werden würde. Doch der Reihe nach. 2009 bin ich das erste Mal bei den 24h von Finale Ligure am Start gewesen (Rennbericht 24h Finale Ligure 2009). Seither bin ich dem positiven Wahnsinn der Veranstaltung verfallen. Eine technisch vielseitige und spannend zu fahrende Strecke mit wunderschönen Blicken auf das Mittelmeer hoch über Finale Ligure. Feierwütige Fans, die die letzte Abfahrt vor dem Ziel bis früh am Morgen in eine Party-Bühne verwandeln. Und seit Jahren meine erste Wahl, wenn es darum geht, neuen XC-Bikes im Test auf den Zahn zu fühlen.

Wunderschön zieht sich die Rennstrecke an der ligurischen Steilküste entlang
# Wunderschön zieht sich die Rennstrecke an der ligurischen Steilküste entlang - Zum zehnten Mal war unser Redakteur und Tester Tobi in diesem Jahr bei den 24h von Finale Ligure am Start.
Ein Großteil der Rennstrecke besteht aus relativ engen Singletrails
# Ein Großteil der Rennstrecke besteht aus relativ engen Singletrails - meistens technisch einfach können sie mit hoher Geschwindigkeit und viel Flow gefahren werden - zumindest so lange man die Kraft dazu hat
Diashow: Rennbericht 24h Finale Ligure 2022: Vier Mann, aber nur drei Bikes …
Haha, jawoll! Nach über 24h vollem Einsatz und allen möglichen Wetterkapriolen gewinnen wir die 24h Finale Ligure bei den Vierer-Teams
Frauen, Freundinnen und Kinder warten am Ende der zweiten Runde auf einen geschafften Schreibtischtäter
Kommen wir wieder? Wir kommen wieder!
Manchmal ist dann doch der Wurm drin
Durchatmen und Tempo halten in den vielen Rollpassagen auf abwechslungsreichen Trails
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Kommt es? Oder kommt es nicht?

Seither bin ich neunmal am Start gestanden – in verschiedenen Konstellationen vom sportlichen Vierer- bis hin zum gemütlichen Zwölfer-Team. Und mit jeweils spannenden Race-Bikes wie etwa dem extrem leichten Merida Ninety-Six, dem inspirierend schnellen Scott Spark RC (Scott Spark RC Test) oder auch dem pfeilschnellen Allrounder Orbea Oiz (Orbea Oiz Test). Doch dieses Jahr war alles ein wenig anders. Gut zwei Monate vor dem Rennen Ende Mai steht fest, dass aus dem geplanten schnellen Vierer-Team nur Dauerkollege Chris „die Wade“ aus Stuttgart und ich verblieben sind. Die einen sind auf Elternzeit in Norwegen, andere wollen erst nächstes Jahr mitfahren und wieder andere müssen sich um den verdienten Exit mit ihrem Startup kümmern. Gründe gibt es viele, allein mir fehlt ein Team. Und auch aufseiten des Bikes sieht es nicht besser aus. Das erste angefragte Rad ist gar nicht erst lieferbar, die zweite Wahl für einen Test bei der Konkurrenz reserviert. Das scheint heiter zu werden …

Doch wo ein Wille, da ein Weg. Was der Volksmund weiß, trifft so häufig auch in der Realität ein. Als das neue Last Celos Down Country-Fully vorgestellt wird, bin ich direkt angefixt. Gefertigt in bester deutscher Handarbeit in Veitshöchheim bei den Kollegen von Bike Ahead Composites (sehenswerter Hausbesuch bei Bike Ahead Composites), mit einer abfahrtsorientierten Geometrie und bestechender Optik. Angefragt, Konfiguration individuell für den Renneinsatz zusammengestellt. Schnell noch über eine BikeYoke Divine SL mit schlanken 100 mm Hub organisiert. Dann beginnt das Warten. Von SportNut kommt eine Lieferung mit Sportlernahrung aus dem Sortiment von Eurosport. Für erstklassige Sicht in der Nacht sorgt eine Leihgabe von Lupine, die neben einer großen Alpha Leuchte für den Lenker und einer leichten Piko (Lupine Piko Test) für den Helm auch das neue Lupine C14 Rücklicht umfasst. Das Auto füllt sich. Und das Rad? Keine Spur. Erst am Abend vor der Abfahrt liefert DHL es dann doch noch wohlbehalten ab, nachdem zuvor mehr als eine Woche kein Update zu Verbleib und Zustelltermin verfügbar war. Da sag noch einer, es hätte im Vorlauf an Spannung gefehlt.

Da ist das Ding: Nach einer Woche ohne jegliche Statusaktualisierung hatten wir mit Last schon überlegt, wie wir alternativ ein Rad organisieren könnten...
# Da ist das Ding: Nach einer Woche ohne jegliche Statusaktualisierung hatten wir mit Last schon überlegt, wie wir alternativ ein Rad organisieren könnten...
... doch dann kam das Celos am Ende doch noch gut behütet bei uns an
# ... doch dann kam das Celos am Ende doch noch gut behütet bei uns an

Und das Team? 2019, als die Welt vor Covid noch ein ganzes Stück einfacher und Bikes lieferbar waren, war ich zuletzt in Finale. Damals lernte ich Daniela Storch kennen, die nicht nur bei pi.rope arbeitet, sondern auch für das Scott Generations MTB-Team fährt. Sie konnte damals mit dem Scott Contessa-Team den Sieg bei den Damen einfahren. Ob sie Zeit hätte? Leider nicht, doch ihr Team ist größer und motiviert von ihren Berichten spreche ich kurz darauf mit Florian Schön und Torsten Mützlitz. Die beiden haben Zeit, Lust und sogar einen Bus zum Schlafen. Es scheint, als würde jetzt endlich alles zusammen kommen – und ich zum zehnten Mal bei den 24h Finale Ligure mit dabei sein!

Es geht los!

Zeitsprung zum Rennwochenende. Am Freitag rolle ich mich auf einer entspannten Runde ein und schaue mir einige Minuten das Solo-Rennen an, das in vollem Gange ist. Unvermittelt treffe ich Enrico Guala (bekannt von der EWS) und wenig später Riccardo Negro (Organisator der 24h Finale Ligure; Interview zur Absage des Rennens in 2020 wegen Covid-19). Es scheint, als hätten wir uns alle zu lange nicht gesehen und wie immer ist die Zeit zu kurz für all die Geschichten. Doch klar wird, dass die Organisation des Rennens ein Kraftakt gewesen ist, die Teilnehmerzahl aufgrund behördlicher Auflagen um über 1.000 Teilnehmende kleiner ausfallen musste als in den Jahren zuvor und ein Teil der genialen Rennstrecke am nächsten Tag den Starter*innen in der eMTB-Kategorie vorbehalten ist. Mit gemischten Gefühlen rolle ich zurück zum Ferienhaus. Immerhin ist unser Stellplatz noch luftig frei.

Davon ist am nächsten Morgen nichts mehr zu sehen, als Chris und ich pünktlich zur Instruktion aller Mannschaftskapitäne antreten. Diverse Unterstützer*innen haben den Camp S kurzerhand in einen Parkplatz verwandelt. Unser Zielort, geschützt unter Bäumen, ist zwar noch frei, doch wie bekommen wir unseren Bus dahin? Chris zeigt begnadete Künste in der Überredung und schafft es tatsächlich, die beiden Polizeistreifen aus dem Weg zu komplimentieren, die den Zugang zu den hinteren Teilen des Camps schützen. Dann rangieren wir ins Unterholz und motivieren noch den Material-Van eines anderen Teams aus dem Weg – „schon“ sind wir am Ziel. Zumindest mit einem der Busse.

Passt gerade so unter die Bäume: Flos "Bus" ist etwas größer als erwartet
# Passt gerade so unter die Bäume: Flos "Bus" ist etwas größer als erwartet - so müssen wir einige Zeit Tetris spielen und mit unseren Nachbarn flirten, damit wir einen vernünftigen Stellplatz finden. Früher anreisen lohnt sich in diesem Falle schon.

Tetris auf dem Campingplatz

Gut zwei Stunden später fahren Flo und Torsten vor. Der Auftritt sitzt, denn der höher gelegte Mercedes ist wohl eher eine Wand auf Geländereifen als ein Bus. So wie unseren Bus bekommen wir diesen automobilen Hinkelstein wohl eher nicht auf das Camp. Zumal die Polizeistreifen kaum mehr Lust auf eine weitere Tetris-Aktion haben. Nach einigem Hin und Her findet sich ein williger Fahrer eines der riesigen Wohnmobile mit Garage und allem Drum und Dran, die vor uns den Zugang zur Straße blockieren. Rückwärts geht es halb über die Strecke in das Camp hinein – dank reichlich Bodenfreiheit, Allrad und dicker Reifen am Ende gänzlich unspektakulär.

Es folgt das obligatorische Kennenlernen und Material bestaunen. Als Flo und Torsten ihre Version des Campings aufgebaut haben, kann sich unser Stellplatz definitiv sehen lassen. Allein für eine Runde auf der Strecke reicht es nicht mehr, sodass die beiden unseren Erzählungen zu Streckenprofil und Schlüsselstellen für den Moment Glauben schenken müssen. Kurz stimmen wir uns zur Strategie (Wechsel nach jeder Runde) und der Übergabe des Transponders in der Wechselzone ab, dann geht es an den Start. Die 24h Finale Ligure 2022 können beginnen.

Reges Gedränge beim Start
# Reges Gedränge beim Start - die ersten 500 m werden gesprintet, bevor es dann ab in den Sattel und auf die Rennrunde geht
Pedelec-MTBs haben seit einigen Jahren ihr eigenes Rennen im Rahmen der 24 h
# Pedelec-MTBs haben seit einigen Jahren ihr eigenes Rennen im Rahmen der 24 h - die absolvierten Runden und der Verkehr auf der Strecke legen jedoch eher nahe, dass diese Gattung Fahrrad eher weniger im Ausdauersport zu Hause ist

Strecke und Höhenprofil an der Küste über Varigotti
# Strecke und Höhenprofil an der Küste über Varigotti - hier wird seit jeher das Rennen ausgetragen; in diesem Jahr sogar wieder auf der kurzen "Originalrunde"

Während wir in den Vorjahren oft unten in Finale Ligure gestartet sind, heißt es dieses Jahr Le Mans-Start mit 500 m Lauf zum Bike, im Anschluss die erste Runde. Für das Getümmel der Startphase gibt es kaum eine bessere Wahl als Chris. Als unser Fels in der Brandung schmiegt er sich spät und dadurch weit vorne in den Startblock und gibt auf den rutschigen Klickschuhen alles, damit wir solide ins Rennen starten. Von diesem Moment an rollt die Maschine und die Uhr tickt. Da Chris und ich uns das Last Celos-Testbike teilen, versuchen wir nicht direkt nacheinander zu fahren. So etabliert sich der Wechsel Chris –> Torsten –> Tobi –> Flo. Während Chris und ich gut 28 Minuten pro Runde fahren, pressen Flo und Torsten Zeiten bis hin zu sportlichen 25 Minuten raus. Hier zeigt sich, wer sein Training gemacht und die Ernährung im Griff hat.

Der Grund für die eher kurzen Rundenzeiten ist, dass die Strecke für die Mountainbikes in diesem Jahr auf den historischen Kurs beschränkt ist. Der neuere, westlich gelegene Streckenanteil ist den E-Bikern vorbehalten, die auf einer eigenen Strecke gewürzt mit knackigen Anstiegen ihre Runden drehen. Für uns bedeutet das: häufigere Wechsel und damit weniger Zeit zwischen Runden. Doch in Anbetracht der Temperaturen von deutlich über 30° sind wir nicht wirklich traurig, immer etwas kürzer auf der Strecke zu sein.

Durchatmen und Tempo halten in den vielen Rollpassagen auf abwechslungsreichen Trails
# Durchatmen und Tempo halten in den vielen Rollpassagen auf abwechslungsreichen Trails - wer die Luft hat, kann immer wieder berauschende Tiefblicke auf das Mittelmeer werfen
Wer es bis hier geschafft hat, der kann die Runde abhaken: Der Einstieg in die Toboga bedeutet engen, spaßigen Trail
# Wer es bis hier geschafft hat, der kann die Runde abhaken: Der Einstieg in die Toboga bedeutet engen, spaßigen Trail - aber auch kaum noch Überholmöglichkeiten
Frauen, Freundinnen und Kinder warten am Ende der zweiten Runde auf einen geschafften Schreibtischtäter
# Frauen, Freundinnen und Kinder warten am Ende der zweiten Runde auf einen geschafften Schreibtischtäter - Isar-Trails rollen zu Feierabend ist dann doch etwas anderes als im Renntempo in Finale heizen gehen

Es blitzt und donnert

Runde um Runde spulen wir unser Tempo ab. Die Strecke ist stärker ausgefahren als je zuvor und wird in einigen Abschnitten regelrecht ruppig. Ohnehin ist die Rennstrecke der 24h Finale Ligure eine echte Referenz für vernünftiges Cross-Country. Abgesehen von einem echten Steinfeld, das Reifen und Felgen frisst und die Spreu vom Weizen trennt, hat sie alles zu bieten. Technische, enge Anstiege. Knackige, mit Wurzeln und Steinen durchsetzte Abfahrten. Dazwischen viel Flow und Speed. In meinem Fall komme ich auf gut 17 km/h Durchschnitt über die 8 km mit 235 Höhenmetern.

Als der Abend kommt und wir die Lupine-Leuchten an Helm und Lenker schnallen, zeichnet sich ab, dass dieses Jahr etwas anders verlaufen wird. Hoch türmen sich die Gewitterwolken auf und je später die Nacht, desto näher kommt uns das Unwetter. Die Blitze zucken im Sekundentakt von Genua bis San Remo. Doch bei uns bleibt es zunächst trocken. Dann bricht der Damm und als wir auf Doppelrunden wechseln, um zumindest etwas Schlafenszeit gewinnen zu können, legt der Regen los. Schon zuvor hatten wir kurze Überlegungen angestellt, ob man auf den hohen, offenen Teilen der Strecke wohl vom Blitz getroffen werden könnte (theoretisch definitiv möglich). Und welchen Vor- oder Nachteil ein Carbon-Bike dabei bringt (Antwort: keinen).

Als die Nacht hereinbricht, rüsten wir uns für ungemütliche Stunden
# Als die Nacht hereinbricht, rüsten wir uns für ungemütliche Stunden - dass ein Gewitter aufziehen wird, ist am Horizont unverkennbar. Doch die Frage ist, wie viel es regnen wird und wie kühl es wird.

Im Nu verwandelt sich der tiefe Staub auf der Strecke in einen schmierigen Film. Und da der Regen irgendwann wieder aufhört, erleben wir Finale so rutschig wie selten. Wir alle absolvieren zwei Doppelrunden und ich komme in den Genuss der Runde zum Sonnenaufgang. Riccardo begrüßt mich vor dem Start – er erkennt, dass das wohl kein Zufall in der Planung war. Er hat bereits das Solo-Rennen durchgemacht und in den letzten zwei Tagen keine sechs Stunden geschlafen. Da kann man schon mal zu solch elementaren Fehleinschätzungen kommen. Umso mehr genieße ich die Aussicht aufs Meer und den Sonnenaufgang irgendwo hinter Genua. Alles wirkt versöhnlich, auch wenn ich an vielen Stellen über beide Räder rutschend aus den Kurven geeumelt komme und mich frage, wie lange es dauern wird, bis die leicht rollenden, aber schwach profilierten Reifen wohl wieder Halt finden werden. Immerhin konnte ich die Rundenzeiten sowohl im Regen um Eins, als auch im Matsch um Fünf bei genau 31 Minuten halten. Die Zeiten fahren unter diesen Bedingungen etwa alle im Team, sodass die Wechsel glattlaufen und die Planung einfach ist.

Über Jahre war hier eine illegale Abkürzung, die einige Superhelden immer wieder verwendet haben
# Über Jahre war hier eine illegale Abkürzung, die einige Superhelden immer wieder verwendet haben - für 2022 haben die Organisatoren kurzerhand den Spieß umgedreht und die Strecke über die Steilkurve nach links einfach geradeaus geführt
Seit Stunden zucken Blitze über den Himmel, doch in der Toboga tobt die Party
# Seit Stunden zucken Blitze über den Himmel, doch in der Toboga tobt die Party - erst, als der Regen einsetzt, leeren sich die Ränge rund um die Steilkurven und irgendwann packt auch der DJ ein
Der Regen verwandelt den Staub der Strecke in eine schmierige Deckschicht
# Der Regen verwandelt den Staub der Strecke in eine schmierige Deckschicht - Überholen wird hier zur echten Mutprobe

What happens in Toboga …

Was ich mich auch frage ist, wie eigentlich die Leute drauf sind. Die Nacht in Finale ist nicht nur bekannt für gleißend helles Licht an den Bikes der Teilnehmer*innen, sondern vor allem auch für Party in der letzten Abfahrt der Strecke: der Toboga. Ab 21 Uhr wird hier aufgelegt und abgefeiert. DJ-Mischpult und Lichtanlage sowie hunderte Bike-Verrückte auf viel zu wenig Raum sorgen dafür, dass das Ende einer jeden Runde ein echtes Erlebnis wird. Legenden ranken sich darum, was hier schon so alles passiert ist. Fahrer*innen geben mit blockiertem Hinterrad in den Steilkurven alles. Bierduschen verwandeln schwitzende Körper in klebende, schwitzende Körper. Und der ein oder andere spektakulär-unnütze Sturz sorgt für angehaltenen Atem und tosenden Beifall, wenn der (es sind tatsächlich fast immer Männer) gefallene Pedalheld den Staub abklopft und wieder auf die Reise geht. Wie das aussieht, zeigt Kai Saaler in diesem Post auf seinem Instagram-Kanal. Doch das Wetter meint es nicht gut mit den Feiernden. Lange trotzen sie den widrigen Witterungsbedingungen, doch zwischen meiner ersten und meiner zweiten Doppelrunde leert sich die Toboga eindeutig. Zurück bleibt eine rot beleuchtete Gummipuppe, die stumm mahnend (Wofür? Egal!) auf einer der Steilkurven sitzt. What happens in Toboga stays in Toboga.

Doch zurück zum Ernst des Rennens. Irgendwann in der Nacht haben wir bei einer Portion Milchreis (Danke, Torsten!) einen Blick auf das Live Timing geworfen. Historisch habe ich eher gemischte Erfahrungen, denn die Definition von Live kann schon mal bedeuten, dass man gut sechs Stunden hinter der Zeit ist. Nicht so in diesem Jahr: Gut eine Stunde sind die Ergebnisse alt und wir liegen bei den Vierer-Teams in Führung. Hätten wir besser mal nicht geschaut. Torsten und ich entscheiden, dass wir den beiden anderen davon erst mal nichts erzählen. Nicht, dass diese kleine, aber feine Information dazu führt, dass wir mehr riskieren, Fahrfehler machen und unser Material in Gefahr bringen. Chris und ich haben nämlich nur das eine Rad, das wir uns teilen und meine Ersatzreifen habe ich erfolgreich im Ferienhaus gelassen. Das alte Stadtrennrad von Chris wollen wir wohl kaum in Anspruch nehmen. Und mit Flo und Torsten haben wir nicht darüber gesprochen, ob wir nicht auch ihre Renngeräte herprügeln dürfen.

Wie das so ist, schaue ich natürlich dennoch ab und an weiter auf das Timing. Gefühlt geht zum ersten Mal das mobile Internet und ich wünsche mir, es wäre nicht so. Als wir das erste Mal schauen, haben wir eine Runde Vorsprung. Als ich beim Dösen um etwa vier Uhr schaue, sind es nur mehr vier Minuten. Ob ich deshalb so schnell in den Sonnenaufgang gestartet bin?

Der neue Morgen beginnt für mich mit etwa Glück mit einer phänomenalen Sonnenaufgangsrunde
# Der neue Morgen beginnt für mich mit etwa Glück mit einer phänomenalen Sonnenaufgangsrunde - der Regen ist verzogen, dafür kommt ein kühler Wind auf. Und die noch nassen Trails sind besonders schmierig. Aufgepasst!
Da sag noch mal einer Chris wüsste nicht, wie man gute Fotos schießt...
# Da sag noch mal einer Chris wüsste nicht, wie man gute Fotos schießt...
... doch irgendwann gegen Rennende ist dann auch bei ihm die Anstrengung zu sehen ;)
# ... doch irgendwann gegen Rennende ist dann auch bei ihm die Anstrengung zu sehen ;)
Wenn man zehn Kurven lang höflich um Vorfahrt bittet und ignoriert wird, packt man dann doch die Brechstange aus
# Wenn man zehn Kurven lang höflich um Vorfahrt bittet und ignoriert wird, packt man dann doch die Brechstange aus - Chris presst sich an einem anderen Fahrer vorbei, um am Ende der Toboga nicht noch mehr Zeit und Kraft zu verlieren. Wobei... Kraft war da noch übrig.
Manchmal ist dann doch der Wurm drin
# Manchmal ist dann doch der Wurm drin - vor allem die tretstarken Piloten im Feld (es sind tatsächlich in der Regel Männer) haben wenig bis gar kein Interesse daran, in den technischen oder kurvigen Passagen Platz zu machen. Fitness schlägt hier Fahrkönnen, ist leider so.
Stau in den schnellsten Passagen ist immer eine Herausforderung
# Stau in den schnellsten Passagen ist immer eine Herausforderung - vor allem heißt es nicht unachtsam werden und einen Platten fahren, denn abseits der Ideallinie warten ständig scharfe Steine, die nur zu gerne leichte XC-Reifen aufschlitzen

Ein letzter Blick aufs Live Timing …

Der neue Morgen in den Bergen über Finale bringt einen erneuten Wechsel des Wetters. Während der Regen der Nacht bei gut 20° C noch angenehm gewesen ist, kommt der neue Morgen stürmisch daher. Der Wind nimmt stark zu und gleichzeitig wird es immer kälter und nicht wärmer. Das soll Finale sein? Erst um 11 Uhr wird es endlich wieder wärmer, auch wenn der Wind bleibt. Bei mir setzen die ersten Krämpfe ein; bei der Übergabe an Flo habe ich Sorge, vom Rad zu fallen. Hat sich da ein Schreibtischtäter im Eifer des Gefechtes übernommen? Wie dem auch sei: Wir halten unsere Pace und haben weiterhin keine Defekte. Chris hat einmal beim Überholen einen Baumstumpf übersehen und ist eingekratert, doch zum Glück ohne sich dabei zu verletzen. Auf der nächsten Runde findet er sogar noch die verlorene Fernbedienung der Lupine Alpha am Lenker wieder … die Maschine läuft.

Nach 24 Stunden und gut sechs Minuten ist es dann so weit: Flo staubt ein letztes Mal durch die Toboga und fährt unseren Sieg in der Kategorie Herren Vierer nach Hause. In der Gesamtwertung liegen wir auf dem vierten Platz – vor uns zwei Zwölfer- und ein Achter-Team. Insgesamt 51 Runden haben wir am Ende absolviert und damit zwei Runden Vorsprung auf das zweitplatzierte Team herausgefahren, das in echter Finale-Manier mit Gummipuppe zur Siegerehrung erscheint. Es ist die Gummipuppe aus der Toboga. Dieses Rennen ist und bleibt bei allem Ernst der sportlichen Herausforderung eine einzige große Party.

Für uns steht fest: Mit dem Sieg in der Kategorie hätte keiner von uns gerechnet. Flo und Torsten kommt dabei eine besondere Rolle als Zugmaschinen auf der Strecke und Ernährungsprofis in den Pausen zu. Und wir kommen wieder, wenn es zu Pfingsten 2023 wieder heißt: It’s hard, it’s crazy, it’s fun.

Haha, jawoll! Nach über 24h vollem Einsatz und allen möglichen Wetterkapriolen gewinnen wir die 24h Finale Ligure bei den Vierer-Teams
# Haha, jawoll! Nach über 24h vollem Einsatz und allen möglichen Wetterkapriolen gewinnen wir die 24h Finale Ligure bei den Vierer-Teams - in der Gesamtwertung liegen wir auf Platz 4 hinter einem achter und zwei Zwölfer-Teams. Geil!
Kommen wir wieder? Wir kommen wieder!
# Kommen wir wieder? Wir kommen wieder!

WEMBO 24h Solo MTB Weltmeisterschaft in Finale Ligure

Die 24h Finale Ligure sind auch in diesem Jahr wieder Austragungsort für die 24h Solo-Weltmeisterschaft auf dem Mountainbike gewesen. Die Regeln sind dabei denkbar einfach: alleine geht es rund um die Uhr – wer am weitesten kommt, hat gewonnen. In bewährter Manier findet das Solo-Rennen am Tag vor dem Team-Rennen statt. Das sorgt für gute Stimmung am Streckenrand!

Als jemand, der bislang ausschließlich im Team-Rennen aktiv gewesen ist, eine unvorstellbare Leistung. Doch wer die Berichte von 24h Meister Kai Saaler hier auf MTB-News.de liest, der kann vermutlich den Funken Motivation greifen, den man mitbringen muss, um sich einer solchen Herausforderung zu stellen. In diesem Jahr konnte Kai aufgrund einer Herz-OP in Folge einer Covid-Erkrankung nicht selbst in das Renngeschehen eingreifen.

Bei den Herren konnte sich in einer denkbar knappen Entscheidung der Kanadier Cory Wallace vor dem Italiener Mercello Ugazio sowie Will Loevner aus den USA durchsetzen. Wallace und Ugazio konnten beide 32 Runden absolvieren und waren nach Abschluss der 24 Stunden weniger als 20 Minuten auseinander. Jede Runde maß 11,7 km und 370 Höhenmeter.

Die schnellste Dame und damit 24h Solo Weltmeisterin 2022 ist Chelsey Magness. Sie hat insgesamt 24 Runden beenden können und war auf einem noch nicht in Serie verfügbaren Ellsworth Truth XC Fully unterwegs. Sie siegte vor Gaia Ravaioli (Italien, 23 Runden) und Olena Novikova aus der Ukraine (23 Runden, 7:24 min Rückstand auf Ravaioli).

Wer von euch war bei den 24h Finale Ligure am Start – oder könnte es sich vorstellen?

  1. benutzerbild

    Tobias

    dabei seit 08/2001

    Danke @Mav3982 ! Das ist ein 100% Airmatic Short Sleeve Jersey in Grey / Midnight 🤞

    Der Specialized Ambush ist für mich auch immer noch Benchmark bei der Passform. Vor allem die erste Generation, da war ich perfekt am oberen Ende der Schale. In der zweiten haben sie die Schritte angepasst und ich hab so nen Pilz auf aber Passform ist immer noch mega. Jetzt die neuste Generation ist leider optisch für mich kaum zu ertragen 😬

  2. benutzerbild

    Mav3982

    dabei seit 08/2006

    Danke dir - das Shirt ist mal im Warenkorb gelandet.

    Ambush 2. Generation mit AnGi macht, was er soll - und er muss noch etwas halten, denn die 3. Generation möchte ich auch nicht mehr.

  3. benutzerbild

    konamann

    dabei seit 05/2001

    Allerdings...24h ist schon nochmal was besonderes! Dieses Fahren in der Nacht und alles was damit zu tun hat hat seine ganz eigene Stimmung.

    Haben das 2002, 2004 und 2005 mal in Duisburg mitgemacht im alten Stahlwerk. Super Kulisse und spannendes Rennen (mit den Lampen damals wo der Akku eine Stunde gehalten hat und der zweite Akku als Schüler/Student nicht erschwinglich war. Der Rest war Baumarktleuchte mit Batterie 😀)

    Ach. Da kommt die Lust...

    PS: Klasse Bericht - macht richtig bock drauf, da auch mal mitzufahren.
  4. benutzerbild

    Tobias

    dabei seit 08/2001

    @Mav3982 Gute Entscheidung und ist halt echt so... was haben sie sich dabei gedacht?

    Bzgl. der Stimmung in der Nacht hier noch ein Bild, das mein Schwager in Spe geschossen hat... da will man nicht gerade oben am Hügel sein smilieBlitz_Finale Groß.jpeg
  5. benutzerbild

    cännondäler__

    dabei seit 10/2003

    Hallo Tobias,
    gratuliert habe ich Dir schon vor Ort zum Gewinn bei den 4ern. Klasse Leistung und Hammer Rundenzeiten! Wir sind solide durchgekommen im 8er und unsere beiden Besten sind meist unter den 30min. geblieben. Besonders bemerkenswert war, dass wir erstmals ohne zeitraubende Defekte durchgekommen sind. Auch eine im Rennen angeknackste Carbonfelge hat durchgehalten und zur Not muss man halt mal eine halbe Runde mit abgesenkter Dropperpost überleben weil der Zug gerissen ist.
    Zwar war die Strecke während des Gewitters ziemlich rutschig, dafür danach umso griffiger, weil nicht mehr so staubig.
    Das Rennen war wieder magisch und wir kommen wieder (zum 13. mal).
    cännondäler

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